1. § 284 ist auf al­le Ver­trä­ge an­zu­wen­den, nicht nur auf sol­che mit ide­el­lem Zweck.
  2. Der Be­griff der Auf­wen­dung in §§ 437 Nr. 3, 284 BGB ist um­fas­send zu ver­ste­hen. Auch Auf­wen­dun­gen im Hin­blick auf die spä­te­re Ver­wen­dung ei­ner Kauf­sa­che kön­nen ver­geb­li­che Auf­wen­dun­gen i. S. des § 284 BGB sein.
  3. Hat der Käu­fer bis zur Rück­ab­wick­lung Nut­zen aus Aus­ga­ben ge­zo­gen, die er im Hin­blick auf die Ver­wen­dung der Kauf­sa­che ge­tä­tigt hat, so ist die­ser Nut­zen bei der Fest­stel­lung der er­satz­fä­hi­gen Auf­wen­dun­gen an­ge­mes­sen zu be­rück­sich­ti­gen.

OLG Stutt­gart, Ur­teil vom 25.08.2004 – 3 U 78/04
(nach­fol­gend: BGH, Ur­teil vom 20.07.2005 – VI­II ZR 275/04)

Sach­ver­halt: Die Par­tei­en strei­ten im Zu­ge der Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­trags dar­über, in wel­cher Hö­he die Be­klag­te der Klä­ge­rin Auf­wen­dun­gen, die die­se auf das Fahr­zeug ge­macht hat, er­stat­ten muss.

Die Be­klag­te hat an­er­kannt, dass sie der Klä­ge­rin den Kauf­preis für das Fahr­zeug ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung, auf de­ren Be­rech­nung die Par­tei­en sich ge­ei­nigt ha­ben, er­stat­ten und die Klä­ge­rin von Dar­le­hens­ver­pflich­tun­gen frei­stel­len muss. Die Klä­ge­rin hat auf das Fahr­zeug ver­schie­de­ne Auf­wen­dun­gen ge­macht, die sie dar­über hin­aus als Scha­den oder we­gen ei­ner Be­rei­che­rung der Be­klag­ten er­setzt ha­ben möch­te. Hier­ge­gen wen­det sich die Be­klag­te im We­sent­li­chen.

Das LG Stutt­gart hat die Be­klag­te zu ei­nem über­wie­gen­den Teil zur Zah­lung ver­ur­teilt. Mit ih­rer Be­ru­fung ver­folgt die Be­klag­te ihr ur­sprüng­li­ches Ziel, hin­sicht­lich ei­nes Teils des gel­tend ge­mach­ten Rück­zah­lungs­be­tra­ges ei­ne Kla­ge­ab­wei­sung zu er­rei­chen, wei­ter. Sie meint, Auf­wen­dun­gen sei­en im Fal­le ei­nes Rück­tritts dann nicht zu er­set­zen, wenn sie für den Rück­ge­währ­gläu­bi­ger oh­ne Nut­zen sei­en (§ 347 II 2 BGB). Auch sei es sei un­zu­tref­fend, die An­schaf­fun­gen als Scha­den zu qua­li­fi­zie­ren. Über ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch kön­ne die nach § 347 II 2 BGB er­for­der­li­che Be­rei­che­rungs­prü­fung nicht um­gan­gen wer­den.

Die Klä­ge­rin greift das Ur­teil des Land­ge­richts im We­ge der An­schluss­be­ru­fung in­so­weit an, als das Land­ge­richt die von ihr zu zah­len­de Nut­zungs­ent­schä­di­gung aus dem um die Auf­wen­dun­gen er­höh­ten Kauf­preis er­rech­net hat. Dies kön­ne schon des­halb nicht rich­tig sein, weil die ent­spre­chen­den Auf­wen­dun­gen zu un­ter­schied­li­chen Zeit­punk­ten ge­tä­tigt wor­den sei­en.

Die Be­ru­fung hat­te kei­nen Er­folg; die An­schluss­be­ru­fung war über­wie­gend er­folg­reich.

Aus den Grün­den: II. … Der Be­klag­ten steht ein An­spruch auf Er­satz ih­rer ver­geb­li­chen Auf­wen­dun­gen ge­mäß § 437 Nr. 3 BGB i. V. mit § 284 BGB zu. Von den An­schaf­fungs­kos­ten sind je­doch Ge­brauchs­vor­tei­le ab­zu­set­zen. Die ge­mäß § 346 I BGB ab­zu­zie­hen­de Nut­zungs­ent­schä­di­gung … ist aus dem rei­nen Kauf­preis zu er­rech­nen. Die Ge­samt­ab­rech­nung er­gibt, dass die Be­ru­fung der Klä­ge­rin zu­rück­zu­wei­sen ist, wo­hin­ge­gen die An­schluss­be­ru­fung zum über­wie­gen­den Teil Er­folg hat …

1. Ge­mäß § 437 II und III BGB kann der Käu­fer im Fall der Man­gel­haf­tig­keit der Sa­che Rück­tritt ne­ben dem Er­satz ver­geb­li­cher Auf­wen­dun­gen ge­mäß § 284 BGB ver­lan­gen (Pa­landt/Putzo, BGB, 63. Aufl., § 437 Rn. 27).

Un­ter den Par­tei­en ist un­strei­tig, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug man­gel­haft war, wes­halb ei­ne Rück­ab­wick­lung statt­fin­den soll­te. Dass mit der Ei­ni­gung auf ei­ne Rück­ab­wick­lung wei­te­re Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che aus­ge­schlos­sen sein soll­ten, ist dem Par­tei­vor­brin­gen nicht zu ent­neh­men. Für die Rück­ab­wick­lung grei­fen die Vor­schrif­ten der §§ 346 ff. BGB ein. Da­ne­ben be­steht ein An­spruch auf Auf­wen­dungs­er­satz ge­mäß § 284 BGB oder auch auf Scha­dens­er­satz (§ 437 Nr. 3 BGB). Die­se Re­ge­lung macht ge­ra­de deut­lich, dass es auf die be­son­de­ren Vor­aus­set­zun­gen des § 347 II BGB nicht an­kommt.

Ent­ge­gen der Be­ru­fung geht der Se­nat da­von aus, dass § 284 BGB nicht al­lein für Ver­trä­ge mit ide­el­lem Zweck An­wen­dung fin­det, son­dern viel­mehr um­fas­send und auch bei Ver­trä­gen zu er­werbs­wirt­schaft­li­chen Zwe­cken. Die ge­gen­tei­li­ge An­sicht (Pa­landt/Hein­richs, BGB, 63. Aufl., § 284 Rn. 4) fin­det in der Be­grün­dung des Ent­wurfs zum Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rungs­ge­setz kei­ne Stüt­ze. Auch der Ver­weis dar­auf, dass bei er­werbs­wirt­schaft­li­chen Auf­wen­dun­gen ei­ne Er­satz­mög­lich­keit im Rah­men des § 281 BGB un­ter An­wen­dung der Ren­ta­bi­li­täts­ver­mu­tung mög­lich bleibt, kom­pen­siert die Be­den­ken an die­ser Mei­nung nicht. Der Scha­dens­er­satz ge­mäß § 281 BGB ist der Struk­tur nach et­was an­de­res als Auf­wen­dungs­er­satz nach § 284 BGB. Beim Auf­wen­dungs­er­satz nach § 284 BGB han­delt es sich um den Er­satz frus­trier­ter Auf­wen­dun­gen, die im Grund­satz nach der frü­he­ren Rechts­la­ge nicht oh­ne Wei­te­res er­satz­fä­hig wa­ren.

a) Ei­ne Ein­schrän­kung des An­wen­dungs­be­reichs des § 284 BGB auf nicht­kom­mer­zi­el­le Ver­trä­ge ist dem Wort­laut und den Kom­men­tie­run­gen zu § 437 BGB (Pa­landt/Putzo, a. a. O., § 437 Rn. 37; Jau­er­nig/Ber­ger, BGB, 10. Aufl., § 437 Rn. 27; Faust, in: Bam­ber­ger/Roth, BGB, § 437 Rn. 144; Lo­renz, NJW 2004, 26 [27]; Reim, NJW 2003, 3662 [3663]; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 8. Aufl., Rn. 1538) nicht zu ent­neh­men. Die Mehr­heit der Kom­men­tar­li­te­ra­tur lässt § 284 BGB auch für Auf­wen­dun­gen mit Ge­winn­erzie­lungs­ab­sicht gel­ten (Jau­er­nig/Ber­ger, a. a. O., § 284 Rn. 4; Grü­ne­berg, in: Bam­ber­ger/Roth, BGB, § 284 Rn. 3), wo­bei der Norm teil­wei­se ei­ne dif­fe­ren­zier­te Funk­ti­on zu­ge­wie­sen wird (MünchKomm-BGB/Ernst, 4. Aufl., § 284 Rn. 5).

Die Be­grün­dung des Ent­wurfs des Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rungs­ge­set­zes dif­fe­ren­ziert we­der im Rah­men des § 284 BGB (BT-Drs. 14/6040, S. 143 f.) noch bei § 437 BGB (BT-Drs. 14/6040, S. 225 f.) da­nach, ob der Ver­trag mit Ge­winn­erzie­lungs­ab­sicht, al­so zu er­werbs­wirt­schaft­li­chen Zwe­cken, oder zu nicht­kom­mer­zi­el­len Zwe­cken ge­schlos­sen wur­de. Deut­lich wird aus der Be­grün­dung je­doch, dass im Un­ter­schied zur frü­he­ren Recht­spre­chung zu frus­trier­ten Auf­wen­dun­gen im Rah­men des § 463 BGB a.F. (un­ter An­wen­dung der Ren­ta­bi­li­täts­ver­mu­tung) auch rein kon­sump­ti­ve und ide­el­le Ver­trä­ge er­fasst wer­den sol­len. Au­ßer­dem soll es auf die Ren­ta­bi­li­täts­ver­mu­tung, die oh­ne­hin frü­her nur bei kom­mer­zi­el­len Ver­trä­gen ei­ne Rol­le spiel­te, nicht mehr an­kom­men (BT-Drs. 14/6040, S. 144). Dies zeigt, dass un­ter § 284 BGB al­le frus­trier­ten Auf­wen­dun­gen ge­fasst wer­den soll­ten, un­ab­hän­gig von der Ziel­set­zung des je­wei­li­gen Ver­trags.

Des Wei­te­ren ist der Ent­ste­hungs­ge­schich­te des Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rungs­ge­set­zes zu ent­neh­men, dass § 437 Nr. 3 BGB i. V. mit § 284 BGB die frü­he­ren Ver­trags­kos­ten des § 467 BGB a.F. ab­de­cken soll­te (BT-Drs. 14/6040, S. 144, 225). Die­se wa­ren nicht nach ide­el­len, kon­sump­ti­ven oder er­werbs­wirt­schaft­li­chen Ver­trä­gen un­ter­schie­den. Die Ver­trags­kos­ten wa­ren bei­spiels­wei­se bei Wan­de­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­trags ge­schul­det, un­ab­hän­gig da­von, ob ein Fahr­zeug für ei­nen Ge­wer­be­be­trieb er­wor­ben wur­de oder als Lieb­ha­ber­stück für ei­nen Pri­vat­mann.

Ei­ne Be­schrän­kung des § 284 BGB n.F. auf nicht­kom­mer­zi­el­le Ver­trä­ge ist da­her vor dem Hin­ter­grund der voll ein­be­zo­ge­nen Ver­trags­kos­ten al­ter Art nicht über­zeu­gend.

b) Die Er­satz­pflicht der von der Klä­ge­rin gel­tend ge­mach­ten Auf­wen­dun­gen schei­tert auch nicht dar­an, dass sie nicht un­ter den Be­griff der ver­geb­li­chen Auf­wen­dun­gen ge­mäß §§ 437 Nr. 3, 284 BGB fal­len.

Die Mei­nung, die dar­auf ab­stellt, dass die frü­he­re Ren­ta­bi­li­täts­ver­mu­tung ko­di­fi­ziert wur­de und da­her wei­ter an­zu­wen­den sei (Hu­ber/Faust, Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rungs­ge­setz, Kap. 4 Rn. 7), ver­sucht da­nach zu dif­fe­ren­zie­ren, ob Auf­wen­dun­gen im Hin­blick auf den Ver­trags­schluss und sei­ne Durch­füh­rung ent­stan­den sind oder im Hin­blick auf die spä­te­re Ver­wen­dung des er­wor­be­nen Ge­gen­stands. Letz­te­re sol­len nicht er­fasst wer­den, weil sie auch un­ter der Gel­tung der Ren­ta­bi­li­täts­ver­mu­tung im Rah­men des § 463 BGB a.F. nicht er­satz­fä­hig wa­ren (BGH, Urt. v. 19.04.1991 – V ZR 22/90, BGHZ 114, 193 [196 f.]). Auch die­ser Auf­fas­sung ist je­doch nicht zu fol­gen. Wie der Be­grün­dung des Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rungs­ge­setz­ent­wurfs zu ent­neh­men ist, soll­ten je­den­falls die frü­her als Ver­trags­kos­ten er­fass­ten Auf­wen­dun­gen ab­ge­deckt wer­den (Schmidt-Räntsch/Mai­feld/Mei­er-Gö­ring/Rö­cken, Das neue Schuld­recht, S. 476 f.). Da­ne­ben dürf­te je­doch man­gels an­der­wei­ti­ger Aus­füh­run­gen in der Ent­wurfs­be­grün­dung und im Hin­blick auf die dort ge­nann­ten Bei­spie­le (BT-Drs. 14/6040, S. 143 und Ver­weis auf BGHZ 99, 182) mit Rein­king/Eg­gert (a. a. O., Rn. 1510) da­von aus­zu­ge­hen sein, dass das Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rungs­ge­setz nicht hin­ter dem zu­rück­blei­ben soll­te, was den Käu­fern schon nach al­tem Recht un­ter Gel­tung des § 463 BGB a.F. als Scha­den zu­ge­bil­ligt wur­de. § 463 BGB a.F. wur­de ge­ra­de durch § 437 Nr. 3 BGB er­setzt (vgl. Syn­op­se bei Pa­landt/Putzo, a. a. O., Über­bl. v. § 433). Der Be­grün­dung des Ge­setz­ent­wurfs lässt sich die Ab­sicht ent­neh­men, den Er­satz frus­trier­ter Auf­wen­dun­gen zu ko­di­fi­zie­ren, die ei­gent­lich als Ver­trau­ens­scha­den im Rah­men ei­nes Scha­dens­er­sat­zes we­gen Nicht­er­fül­lung und des­halb auch ge­mäß § 463 BGB a.F. an sich dog­ma­tisch nicht er­fasst wur­den. Da­mit soll­ten die durch die Recht­spre­chung in der Zwi­schen­zeit teil­wei­se un­ein­heit­lich und dog­ma­tisch frag­wür­dig un­ter­nom­me­nen Ver­su­che, ei­ne Er­satz­pflicht zu kon­stru­ie­ren, auf ei­ne bes­se­re Grund­la­ge ge­stellt wer­den.

Dem ge­setz­ge­be­ri­schen Wil­len ist je­doch kein Be­mü­hen um ei­ne Be­schrän­kung die­ser Auf­wen­dun­gen zu ent­neh­men. Schon un­ter frü­he­rer Recht­spre­chung wur­de für die Er­satz­fä­hig­keit von nutz­lo­sen Auf­wen­dun­gen teil­wei­se da­nach dif­fe­ren­ziert, ob es sich bei An­schaf­fun­gen, die der Käu­fer aus frei­en Stü­cken zur Be­frie­di­gung per­sön­li­cher Be­sitz- und Nut­zungs­in­ter­es­sen ge­tä­tigt hat, wie zum Bei­spiel die Aus­rüs­tung ei­nes Kraft­fahr­zeugs mit Zu­be­hör, um sinn­vol­le In­ves­ti­tio­nen im Hin­blick auf die Er­fül­lung des Ver­tra­ges und des­sen Fort­be­stand han­del­te (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1508 m. w. Nachw.). Den­noch wur­de die­se Recht­spre­chung und die ver­schie­de­nen durch die Recht­spre­chung im Rah­men des § 463 BGB a.F. zu­ge­spro­che­nen Auf­wen­dun­gen (vgl. die zahl­rei­chen Bei­spie­le der Recht­spre­chung bei Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1508 ff.) in der Be­grün­dung zum Ge­setz­ent­wurf nicht pro­ble­ma­ti­siert und da­mit auch nicht ab­ge­schich­tet. Dies spricht nicht für ei­nen Wil­len zur Be­schrän­kung.

Bei Auf­wen­dun­gen für Zu­be­hör han­delt es sich streng ge­nom­men um die­je­ni­gen, die un­ter Gel­tung der Ren­ta­bi­li­täts­ver­mu­tung ei­gent­lich nicht er­setz­bar wa­ren. Denn sie wur­den im Hin­blick auf die spä­te­re Ver­wen­dung des Kauf­ge­gen­stan­des ge­tä­tigt.

Schließ­lich be­nennt die Be­grün­dung des Ge­setz­ent­wurfs im Hin­blick auf die ide­el­len Ver­trä­ge ge­ra­de zwei Fall­bei­spie­le, in de­nen es um die Ver­wen­dung des Ver­trags­ob­jek­tes ging und nicht um de­ren Ab­schluss­kos­ten (Wer­bung für Par­tei­ver­an­stal­tung, zu der ei­ne Hal­le ge­mie­tet wur­de, der Miet­ver­trag aber nicht er­füllt wur­de [BGHZ 99, 182]; Um­bau ei­nes Raums für ein zu er­wer­ben­des Kunst­werk, vgl. BT-Drs. 14/6040, S. 143). Wenn aber schon bei den kon­sump­ti­ven Ver­trä­gen der­ar­ti­ge Auf­wen­dun­gen er­satz­fä­hig sein soll­ten, dann gibt es kei­nen Grund, den Auf­wen­dungs­be­griff des § 284 BGB bei kom­mer­zi­el­len Ver­trä­gen en­ger zu fas­sen. Denn es ist kaum mit der In­ten­ti­on des Ge­setz­ge­bers zu ver­ein­ba­ren, dass die Er­wei­te­rung der Er­satz­po­si­tio­nen nur ide­el­le Ver­trä­ge be­tref­fen soll­te, nicht aber Fäl­le, in de­nen frü­her ei­ne wei­te­re Er­satz­pflicht an­er­kannt war.

Ei­ne Ein­schrän­kung der über § 284 BGB zu er­set­zen­den Auf­wen­dun­gen fin­det da­her nur in den dort ge­nann­ten Fäl­len der Un­bil­lig­keit oder der feh­len­den Zweck­er­rei­chung statt. Im Üb­ri­gen sind sämt­li­che Auf­wen­dun­gen im Hin­blick auf den Ver­trags­ge­gen­stand, die durch die Man­gel­haf­tig­keit der Kauf­sa­che nutz­los wur­den, über § 284 BGB zu er­set­zen (so auch Grü­ne­berg, in: Bam­ber­ger/Roth, a. a. O., § 284 Rn. 8; Lo­renz, NJW 2004, 26 [27]; Reim, NJW 2003, 3662 [3664]). Nur so kön­nen Wer­tungs­wi­der­sprü­che im Ver­hält­nis kom­mer­zi­el­ler und ide­el­ler Ver­trä­ge ver­mie­den wer­den.

c) Der Se­nat hält es je­doch für an­ge­zeigt, wie es sich auch aus der Be­grün­dung des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils er­schlie­ßen lässt, die er­satz­fä­hi­gen Auf­wen­dun­gen un­ter Be­rück­sich­ti­gung des bis­he­ri­gen Ge­brauchs des Zu­be­hörs fest­zu­stel­len.

Auf­wen­dun­gen sind frei­wil­li­ge Ver­mö­gens­op­fer (Grü­ne­berg, in: Bam­ber­ger/Roth, a. a. O., § 284 Rn. 7; Hu­ber/Faust, a.​nbsp;a. O., Kap. 4 Rn. 10). Der Er­satz ver­geb­li­cher Auf­wen­dun­gen kann da­her nur Kos­ten, un­ter an­de­rem für das Zu­be­hör, be­tref­fen. Kei­ne Re­le­vanz hat in­so­weit, ob der Käu­fer das Zu­be­hör wie­der ent­fernt und be­hält. Al­len­falls die Wei­ter­ver­wen­dung oder Ver­wer­tung des Zu­be­hörs durch den Käu­fer kann für die Ver­geb­lich­keit der Auf­wen­dun­gen Be­deu­tung ha­ben. Da aber ge­richts­be­kannt ge­ra­de Au­to­zu­be­hör in al­ler Re­gel fahr­zeug­spe­zi­fisch und im Ver­trau­en auf den Be­stand des Kauf­ver­trags an­ge­schafft wird, ist in­so­weit von der Ver­geb­lich­keit aus­zu­ge­hen.

In An­be­tracht des­sen, dass die je­wei­li­ge für die künf­ti­ge Nut­zung des Fahr­zeugs an­ge­schaff­te Aus­rüs­tung ei­ne ge­wis­se Zeit ein­ge­setzt war und da­mit nicht gänz­lich ver­geb­lich war, ist von den An­schaf­fungs­kos­ten ein Be­trag ab­zu­set­zen, der den Ge­brauchs­vor­tei­len der Klä­ge­rin ent­spricht.

Selbst wenn man – wo­für der Wort­laut des § 284 BGB und das Feh­len ent­spre­chen­der Dis­kus­si­on die­ser Fra­ge in der Kom­men­tar­li­te­ra­tur spre­chen könn­ten – die An­schaf­fungs­kos­ten ins­ge­samt als Auf­wen­dun­gen i. S. des § 284 BGB an­se­hen wür­de, wä­ren die­se nach Auf­fas­sung des Se­nats ent­spre­chend den Ge­dan­ken zur Vor­teils­aus­glei­chung beim Scha­dens­er­satz im Hin­blick auf die bis­he­ri­ge Nut­zung zu re­du­zie­ren. Ei­ne Ana­lo­gie zum Vor­teils­aus­gleich beim Scha­dens­er­satz er­schie­ne in­so­weit ver­tret­bar, als der Auf­wen­dungs­er­satz­an­spruch des § 284 BGB in en­gem Zu­sam­men­hang zu den Scha­dens­er­satz­vor­schrif­ten steht. So wird bei­spiels­wei­se da­von aus­ge­gan­gen, dass auch im Rah­men des § 284 BGB das Ge­bot der Scha­dens­min­de­rungs­pflicht be­ach­tet wer­den soll (Reim, NJW 2003, 3662 [3665]; Grü­ne­berg, in: Bam­ber­ger/Roth, a. a. O., § 284 Rn. 11; MünchKomm-BGB/Ernst, a. a. O., § 284 Rn. 9; Jau­er­nig/Stad­ler, BGB, 10. Aufl., § 284 Rn. 8).

Nicht von ei­ner Re­du­zie­rung be­trof­fen sind die ein­ma­lig an­ge­fal­le­nen und ver­brauch­ten Kos­ten für die Über­füh­rung und Zu­las­sung, die auch frü­her un­ter dem Ge­sichts­punkt der Ver­trags­kos­ten ei­nen Er­satz ge­fun­den ha­ben. Sie sind ins­ge­samt ver­geb­lich ge­we­sen, weil sie bei der An­schaf­fung ei­nes Er­satz­fahr­zeugs er­neut auf­ge­bracht wer­den müs­sen.

Im vor­lie­gen­den Fall ist den für die ver­schie­de­nen Auf­wen­dun­gen vor­ge­leg­ten Rech­nun­gen der Klä­ge­rin zu ent­neh­men, dass das an­ge­schaff­te Zu­be­hör je­weils ca. ein Jahr bis zur ver­ein­bar­ten Rück­ab­wick­lung ge­nutzt wer­den konn­te. Ge­mäß § 287 ZPO wird in An­be­tracht der ge­werb­li­chen Nut­zung des Fahr­zeugs für die Bau­un­ter­neh­mung der Klä­ge­rin ei­ne Nut­zungs­zeit von fünf Jah­ren an­ge­setzt und da­mit ein Ab­zug von ca. 20 % für ge­recht­fer­tigt er­ach­tet.

d) Mehr­wert­steu­er­be­trä­ge sind aus den An­schaf­fungs­kos­ten für das Zu­be­hör oder sons­ti­gen Auf­wen­dun­gen nicht her­aus­zu­rech­nen. Grund­sätz­lich wä­re im Rah­men des Auf­wen­dungs­er­sat­zes auch die auf ei­nen Kauf­ge­gen­stand ge­leis­te­te Mehr­wert­steu­er zu er­stat­ten. Al­ler­dings wä­re auch hier ent­spre­chend den Scha­dens­vor­schrif­ten von ei­nem Vor­teils­aus­gleich aus­zu­ge­hen, wenn die Klä­ge­rin vor­steu­er­ab­zugs­be­rech­tigt wä­re. Hier­von ist grund­sätz­lich bei ei­nem ge­werb­li­chen Un­ter­neh­men aus­zu­ge­hen. Im vor­lie­gen­den Fall hat die Klä­ge­rin je­doch ei­ne Be­schei­ni­gung des zu­stän­di­gen Fi­nanz­amts vor­ge­legt, wo­nach sie als Or­gan­ge­sell­schaft ge­mäß § 2 I UStG nicht vor­steu­er­ab­zugs­be­rech­tigt ist, son­dern die Vor­steu­er beim Or­gan­trä­ger ein­be­hal­ten wird.

2. In An­be­tracht des­sen, dass es sich bei den Fol­gen des Rück­tritts ge­mäß § 437 Nr. 2 BGB i. V. mit §§ 346 ff. BGB um ei­ne dog­ma­tisch an­de­re Rechts­fol­ge han­delt als bei der Be­mes­sung des Er­sat­zes für ver­geb­li­che Auf­wen­dun­gen, kann die Nut­zungs­ent­schä­di­gung nach § 346 I BGB sich nur aus dem Kauf­preis des Fahr­zeugs er­rech­nen. Über die Be­rech­nungs­wei­se wa­ren die Par­tei­en sich ei­nig. Die Nut­zungs­ent­schä­di­gung soll­te mit 0,5 % pro ge­fah­re­ne 1.000 km er­rech­net wer­den. Das Fahr­zeug war un­strei­tig von der Klä­ge­rin 42.420 km ge­fah­ren wor­den.

3. Hier­aus er­gibt sich fol­gen­de Ab­rech­nung:

a) Fahr­zeug­rück­ab­wick­lung (§ 346 BGB)
 
Un­strei­ti­ge An­zah­lung 13.800,00 €
Un­strei­ti­ge Dar­le­hens­ra­ten 1.192,10 €
Un­strei­ti­ge Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten 471,92 €
Sum­me 15.464,02 €
ab­züg­lich Nut­zun­gen 5.708,04 €
Er­geb­nis 9.755,98 €
 
b) Ver­geb­li­che Auf­wen­dun­gen (§ 284 BGB)
 
Alu­fel­gen und Rei­fen 1.765,21 €
Na­vi­ga­ti­ons­sys­tem 1.147,24 €
Ein­bau des Na­vi­ga­ti­ons­sys­tems 143,14 €
Tem­po­mat, Te­le­fon, Schmutz­fän­ger 1.489,70 €
La­ckie­rung der Stoß­fän­ger 435,00 €
Mat­ten 99,99  €
Sum­me 5.080,28 €
Ab­zug we­gen der Nut­zung des Zu­be­hörs (§ 287 ZPO) 1.000,00 €
Un­ver­min­dert sind Über­füh­rungs- und Zu­las­sungs­kos­ten zu er­set­zen + 487,20 €
Er­geb­nis 4.567,48 €

Da­nach schul­det die Klä­ge­rin ins­ge­samt 14.323,46 €.

4. Ge­mäß § 348 Satz 1 BGB ste­hen je­doch nur die auf­grund des Rück­tritts zu er­fül­len­den ge­gen­sei­ti­gen Pflich­ten im Zug-um-Zug-Ver­hält­nis. Ei­nem An­spruch der Be­klag­ten auf Rück­ga­be des Fahr­zeugs steht aber das Zu­rück­be­hal­tungs­recht der Klä­ge­rin im Hin­blick auf den An­spruch auf Er­stat­tung der ver­geb­li­chen Auf­wen­dun­gen ent­ge­gen. Die Klä­ge­rin hat mit ih­rer Er­klä­rung, sie wol­le das Fahr­zeug nicht ge­gen Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses und der Frei­stel­lung der Dar­le­hens­ver­bind­lich­kei­ten, son­dern nur ge­gen den Er­satz der Auf­wen­dun­gen zu­rück­ge­ben, die­se Ein­re­de auch er­ho­ben. Da­mit kann es ge­mäß §§ 348 Satz 1, 274 BGB nur ins­ge­samt zu ei­ner Zug-um-Zug-Ver­ur­tei­lung kom­men.

5. Die Be­klag­te be­fin­det sich mit ih­rer Leis­tung seit dem Schrei­ben vom 22.07.2003 in Ver­zug.

Hin­sicht­lich des Be­trags von 4.567,48 € (ver­geb­li­che Auf­wen­dun­gen) hat die Be­klag­te mit Schrei­ben vom 22.07.2003 ei­ne Er­stat­tung ab­ge­lehnt und be­fin­det sich da­her seit­her in Ver­zug. Im Üb­ri­gen war sie ge­mäß §§ 346, 348 BGB zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses nur Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs ver­pflich­tet.

Bei Schul­den, die von ei­ner Zug um Zug zu er­brin­gen­den Ge­gen­leis­tung des Gläu­bi­gers ab­hän­gen, ge­rät der Schuld­ner in Ver­zug, wenn ihm die Leis­tung des Gläu­bi­gers in ei­ner den An­nah­me­ver­zug be­grün­den­den Wei­se an­ge­bo­ten wur­de (BGH, Urt. v. 06.12.1991 – V ZR 229/90, BGHZ 116, 244 [249] = NJW 1992, 556; Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 286 Rn. 15). Die Klä­ge­rin hat der Be­klag­ten, wie un­wi­der­spro­chen vor­ge­tra­gen ist, mit Schrei­ben vom 11.06.2003 die Rück­ga­be des Fahr­zeugs an­ge­bo­ten. Be­züg­lich der ver­geb­li­chen Auf­wen­dun­gen und des Her­aus­ga­be­an­spruchs be­stand, wie be­reits be­schrie­ben, eben­falls ein Zug-um-Zug-Ver­hält­nis, das die Klä­ge­rin be­rech­tig­te, die Rück­ga­be des Fahr­zeugs auch von die­ser For­de­rung ab­hän­gig zu ma­chen. Mit dem Schrei­ben der Be­klag­ten vom 22.07.2003 hat die Be­klag­te die Er­fül­lung ab­ge­lehnt. Au­ßer­dem liegt auch der Tat­be­stand des § 298 BGB vor. Da­mit sind so­wohl Ver­zug als auch An­nah­me­ver­zug be­grün­det …

Hin­weis: Die Re­vi­si­on der Be­klag­ten war teil­wei­se er­folg­reich; s. BGH, Urt. v. 20.07.2005 – VI­II ZR 275/04.

 

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