1. Sind bei Ver­kaufs­ak­tio­nen auf der eBay-In­ter­net­platt­form die Er­klä­run­gen der Teil­neh­mer nicht aus sich her­aus ver­ständ­lich oder lü­cken­haft und be­dür­fen sie des­halb der Aus­le­gung, ist grund­sätz­lich zwar der Aus­sa­ge­ge­halt der eBay-AGB er­gän­zend in die Aus­le­gung der ab­ge­ge­be­nen Wil­lens­er­klä­run­gen ein­zu­be­zie­hen. Rückt je­doch ei­ner der Teil­neh­mer von den Re­ge­lun­gen der eBay-AGB er­kenn­bar in be­stimm­ter Hin­sicht ab, kommt de­ren Her­an­zie­hung in­so­weit zur Be­stim­mung des Ver­trags­in­halts nicht mehr in Be­tracht. Es ist dann viel­mehr das in­di­vi­du­ell Ver­ein­bar­te maß­geb­lich (Fort­füh­rung von Se­nat, Urt. v. 07.11.2001 – VI­II ZR 13/01, BGHZ 149, 129 [135 f.]; Urt. v. 11.05.2011 – VI­II ZR 289/09, BGHZ 189, 346 Rn. 21; Urt. v. 10.12.2014 – VI­II ZR 90/14, NJW 2015, 1009 Rn. 19).
  2. Ei­ne An­fech­tungs­er­klä­rung kann schon dann vor­lie­gen, wenn der An­fech­ten­de ei­ne Ver­pflich­tung, die er nach dem ob­jek­ti­ven Er­klä­rungs­wert sei­ner – ge­ge­be­nen­falls durch schlüs­si­ges Han­deln ge­tä­tig­ten – Wil­lens­äu­ße­rung über­nom­men hat, be­strei­tet oder nicht an­er­kennt oder ihr sonst wi­der­spricht, so­fern sich un­zwei­deu­tig der Wil­le er­gibt, dass er das Ge­schäft ge­ra­de we­gen ei­nes Wil­lens­man­gels nicht be­ste­hen­las­sen will. Dies ist auch in Form ei­ner Even­tual­an­fech­tung mög­lich, die für den Fall er­klärt wird, dass das Rechts­ge­schäft nicht den in ers­ter Li­nie be­haup­te­ten In­halt hat oder nicht oh­ne­hin nich­tig ist (Be­stä­ti­gung von BGH, Urt. v. 15.05.1968 – VI­II ZR 29/66, NJW 1968, 2099 [un­ter B III] m. w. Nachw.; Urt. v. 28.09.2006 – I ZR 198/03, NJW-RR 2007, 1282 Rn. 17).

BGH, Ur­teil vom 15.02.2017 – VI­II ZR 59/16

Sach­ver­halt: Der Be­klag­te bot im Ok­to­ber 2014 über die In­ter­net­platt­form eBay ein E-Bike zum „So­fort­kauf“ an. An der da­für vom Platt­form­be­trei­ber auf der An­ge­bots­sei­te vor­ge­se­he­nen Stel­le trug er ei­nen So­fort­kauf­preis von 100 € und Ver­sand­kos­ten von 39,90 € ein. Die auf der An­ge­bots­sei­te vom Be­klag­ten un­ter Ver­wen­dung von Groß­buch­sta­ben und Fett­druck der Preis­an­ga­be un­mit­tel­bar vor­an­ge­stell­te Ar­ti­kel­be­zeich­nung lau­te­te:„Pe­del­ec neu ein­ma­lig 2.600 € – Be­schrei­bung le­sen!!“

Am En­de der Ar­ti­kel­be­schrei­bung hat­te der Be­klag­te – wie­der­um in Groß­buch­sta­ben – fol­gen­de An­ga­ben hin­zu­ge­fügt:

„Das Fahr­rad ist noch ori­gi­nal ver­packt, kann aber auf Wunsch zu­sam­men­ge­baut wer­den. Bit­te Ach­tung, da ich bei der Auk­ti­on nicht mehr als 100 € ein­ge­ben kann (we­gen der ho­hen Ge­büh­ren), er­klä­ren Sie sich bei ei­nem Ge­bot von 100 € mit ei­nem Ver­kaufs­preis von 2600 + Ver­sand ein­ver­stan­den. Oder ma­chen Sie mir ein­fach ein An­ge­bot! Dan­ke.“

Der auf das An­ge­bot auf­merk­sam ge­wor­de­ne Klä­ger be­tä­tig­te am 16.10.2014 die Schalt­flä­che („But­ton“) „So­fort-Kau­fen“ auf der An­ge­bots­sei­te, um das E-Bike zu er­wer­ben. In ei­ner noch am glei­chen Tag durch E-Mails über die Hö­he des Kauf­prei­ses ge­führ­ten Kor­re­spon­denz wies der Be­klag­te den Klä­ger auf den in der Ar­ti­kel­be­schrei­bung an­ge­ge­be­nen Kauf­preis von 2.600 € als aus sei­ner Sicht maß­geb­lich hin, wäh­rend sich der Klä­ger auf den ein­ge­ge­be­nen und ihm auch in der Kauf­be­stä­ti­gung von eBay ein­schließ­lich der Ver­sand­kos­ten an­ge­zeig­ten Kauf­preis von 139,90 € be­rief. Auf die am Fol­ge­tag über­sand­te Auf­for­de­rung des Be­kla­gen, den nach sei­ner Auf­fas­sung an­ge­fal­le­nen Kauf­preis bin­nen fünf Ta­gen zu be­zah­len, zahl­te der Klä­ger nur 139,90 € und bat um den Ver­sand des E-Bikes an sei­ne An­schrift. Als der Be­klag­te dem nicht nach­kam, ver­lang­te der Klä­ger von ihm mit An­walts­schrei­ben vom 31.10.2014 un­ter Hin­weis auf das durch Be­tä­ti­gung des But­tons le­dig­lich zu 100 € zu­züg­lich Ver­sand­kos­ten an­ge­nom­me­ne An­ge­bot er­neut die Über­sen­dung des E-Bikes.

Sei­ne auf Her­aus­ga­be und Über­eig­nung des E-Bikes so­wie auf ei­nen Er­satz vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten nebst Zin­sen ge­rich­te­te Kla­ge hat in den Vor­in­stan­zen kei­nen Er­folg ge­habt. Die Re­vi­si­on des Klä­gers war eben­falls er­folg­los.

Aus den Grün­den: [6]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[7]    Der Klä­ger ha­be kei­nen An­spruch auf Über­eig­nung und Über­ga­be des E-Bikes aus § 433 I 1 BGB, weil zwi­schen den Par­tei­en ein Kauf­ver­trag nicht zu­stan­de ge­kom­men sei. Hier­bei kön­ne im Er­geb­nis da­hin­ste­hen, ob es im Rah­men der Aus­le­gung des Fest­preis­an­ge­bots des Be­klag­ten nach dem ob­jek­ti­ven Emp­fän­ger­ho­ri­zont (§§ 133, 157 BGB) auf den In­halt der ge­sam­ten Ar­ti­kel­be­schrei­bung an­kom­me, zu­mal die Hin­wei­se zu § 6 Nr. 3 eBay-AGB ei­nem Käu­fer auch bei So­fort­kauf-An­ge­bo­ten in­so­weit ei­ne An­ge­bots­prü­fung an­rie­ten. Denn ein An­ge­bot des Be­klag­ten mit dem In­halt, das E-Bike für 100 € zu ver­kau­fen, sei je­den­falls we­gen feh­len­der Ernst­lich­keit nach § 118 BGB nich­tig.

[8]    Die feh­len­de Ernst­lich­keit er­ge­be sich be­reits dar­aus, dass der Be­klag­te am En­de der Ar­ti­kel­be­schrei­bung aus­drück­lich dar­auf hin­ge­wie­sen ha­be, der an­ge­ge­be­ne So­fort­kauf­preis sei nicht der wirk­li­che An­ge­bots­preis, son­dern ein mit Rück­sicht auf die eBay-Ge­büh­ren be­wusst nied­rig ge­hal­te­ner „Schein­kauf­preis“. Der Be­klag­te ha­be er­sicht­lich in der Er­war­tung ge­han­delt, der In­ter­es­sent wer­de die ge­sam­te Ar­ti­kel­be­schrei­bung le­sen und er­ken­nen, dass der an­ge­ge­be­ne So­fort­kauf­preis nicht ernst ge­meint sei. Ob der Klä­ger durch Be­tä­ti­gen des „So­fort-Kau­fen-But­tons“ ein (ei­ge­nes) An­ge­bot über 100 € ab­ge­ge­ben ha­be, be­dür­fe kei­ner Ent­schei­dung, da der Be­klag­te ein sol­ches An­ge­bot je­den­falls nicht an­ge­nom­men ha­be.

[9]    II. Die­se Be­ur­tei­lung hält – al­ler­dings nur im Er­geb­nis – recht­li­cher Nach­prü­fung stand, so­dass die Re­vi­si­on zu­rück­zu­wei­sen ist.

[10]   Dem Klä­ger steht der gel­tend ge­mach­te An­spruch auf Her­aus­ga­be und Über­eig­nung des streit­ge­gen­ständ­li­chen E-Bikes (§ 433 I 1 BGB) nicht zu. Zwar ist – wenn auch zu ei­nem Kauf­preis von 2.600 € – zwi­schen den Par­tei­en ur­sprüng­lich ein Kauf­ver­trag zu­stan­de ge­kom­men, so­dass der Klä­ger – den (Fort-)Be­stand die­ses Ver­tra­ges vor­aus­ge­setzt – die Über­ga­be und Über­eig­nung des ge­kauf­ten E-Bikes, al­ler­dings nur Zug um Zug ge­gen Zah­lung des zwi­schen den Par­tei­en ge­mäß § 433 II BGB ver­ein­bar­ten (Rest-)Kauf­prei­ses in Hö­he von 2.500 €, hät­te ver­lan­gen kön­nen (vgl. BGH, Beschl. v. 12.02.2015 – V ZR 111/14, ju­ris m. w. Nachw.). Aus dem fest­ge­stell­ten Sach­ver­halt er­gibt sich aber zu­gleich, dass der Klä­ger sei­ne nach dem Emp­fän­ger­ho­ri­zont des Be­klag­ten ob­jek­tiv auf ei­nen Kauf­preis von 2.600 € lau­ten­de An­nah­me­er­klä­rung an­schlie­ßend ge­mäß §§ 119 I, 121 I, 143 I, II BGB wirk­sam we­gen ei­nes In­halts­irr­tums an­ge­foch­ten hat, so­dass es we­gen der da­durch als von An­fang an als nich­tig an­zu­se­hen­den An­nah­me­er­klä­rung (§ 142 I BGB) letzt­lich an ei­nem die Kla­ge­for­de­rung tra­gen­den Ver­trags­schluss der Par­tei­en fehlt.

[11]   1. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on hat der Be­klag­te das E-Bike nicht für 100 €, son­dern für 2.600 € an den Klä­ger ver­kauft.

[12]   a) Durch die Nut­zung der von eBay zur Ver­fü­gung ge­stell­ten Op­ti­on „So­fort-Kau­fen“ hat der Be­klag­te das E-Bike zu ei­nem von ihm vor­ge­ge­be­nen Fest­preis zum Ver­kauf an­ge­bo­ten. Auch in die­sem Fall rich­tet sich der Er­klä­rungs­ge­halt der zu be­ur­tei­len­den Wil­lens­er­klä­run­gen ne­ben den sich da­für aus §§ 133, 157 BGB er­ge­ben­den Aus­le­gungs­re­geln grund­sätz­lich nach den Be­stim­mun­gen über den Ver­trags­schluss in den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen von eBay (im Fol­gen­den: eBay-AGB), de­nen die Par­tei­en vor der Teil­nah­me an der Ver­kaufs­ak­ti­on zu­ge­stimmt ha­ben (vgl. Se­nat, Urt. v. 08.06.2011 – VI­II ZR 305/10, WM 2011, 2146 Rn. 15; Urt. v. 28.03.2012 – VI­II ZR 244/10, WM 2012, 2299 Rn. 29; Urt. v. 24.08.2016 – VI­II ZR 100/15, NJW 2017, 468 Rn. 19 [zur Ver­öf­fent­li­chung in BGHZ be­stimmt]; je­weils m. w. Nachw.). De­ren Aus­sa­ge­ge­halt ist, wenn die Er­klä­run­gen der Teil­neh­mer an der Ver­kaufs­ak­ti­on nicht aus sich her­aus ver­ständ­lich oder lü­cken­haft sind und der Aus­le­gung be­dür­fen, dann ent­spre­chend in die Aus­le­gung der ab­ge­ge­be­nen Wil­lens­er­klä­run­gen ein­zu­be­zie­hen (Se­nat, Urt. v. 07.11.2001 – VI­II ZR 13/01, BGHZ 149, 129 [135 f.]; Urt. v. 11.05.2011 – VI­II ZR 289/09, BGHZ 189, 346 Rn. 21; Urt. v. 10.12.2014 – VI­II ZR 90/14, NJW 2015, 1009 Rn. 19).

[13]   Rückt je­doch ei­ner der Teil­neh­mer an der Ver­kaufs­ak­ti­on er­kenn­bar von den Re­ge­lun­gen der eBay-AGB in be­stimm­ter Hin­sicht ab, kommt de­ren Her­an­zie­hung in­so­weit zur Be­stim­mung des Ver­trags­in­halts nicht mehr in Be­tracht. Denn die­se Be­din­gun­gen wer­den nur zwi­schen eBay und dem In­ha­ber ei­nes Mit­glieds­kon­tos ver­ein­bart, so­dass ih­nen kei­ne un­mit­tel­ba­re Gel­tung im Ver­hält­nis zwi­schen An­bie­ter und Kauf­in­ter­es­sent zu­kommt. In die­sem Ver­hält­nis ist viel­mehr das in­di­vi­du­ell Ver­ein­bar­te maß­geb­lich (vgl. Se­nat, Urt. v. 07.11.2001 – VI­II ZR 13/01, BGHZ 149, 129 [136 f.]; Urt. v. 11.05.2011 – VI­II ZR 289/09, BGHZ 189, 346 Rn. 21; Urt. v. 10.12.2014 – VI­II ZR 90/14, NJW 2015, 1009 Rn. 19). So ver­hält es sich auch im Streit­fall.

[14]   b) Der Be­klag­te hat – wo­von auch das Be­ru­fungs­ge­richt noch zu­tref­fend aus­ge­gan­gen ist – in dem von ihm auf der eBay-Platt­form ein­ge­stell­ten An­ge­bot un­miss­ver­ständ­lich zum Aus­druck ge­bracht, dass der Preis für das zum Ver­kauf ste­hen­de E-Bike nicht nur 100 €, son­dern 2.600 € be­tra­gen soll­te.

[15]   aa) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on kann ei­ne Aus­le­gung des An­ge­bots sich nicht auf den Um­stand be­schrän­ken, dass das E-Bike auf­grund der Wahl der Ver­kaufs­form und des ne­ben dem So­fort­kauf-But­ton an­ge­ge­be­nen Fest­prei­ses auf den ers­ten Blick für ei­nen Preis von 100 € zum (So­fort-)Kauf ste­hen soll­te. Denn ei­ne Aus­le­gung darf sich je­den­falls bei ei­nem – wie hier – In­di­vi­dual­an­ge­bot, auf das § 305c I BGB mit dem dar­in ge­re­gel­ten Schutz vor über­ra­schen­den Klau­sel­in­hal­ten kei­ne An­wen­dung fin­det, nicht auf ein­zel­ne Aus­sa­gen grün­den, son­dern hat die im Wort­laut des An­ge­bots ge­trof­fe­nen Aus­sa­gen in ih­rer Ge­samt­heit zu be­rück­sich­ti­gen und darf sich nicht nur auf die ei­nem An­spruch­stel­ler güns­ti­gen Er­klä­rungs­be­stand­tei­le stüt­zen (vgl. BGH, Urt. v. 16.10.1989 – II ZR 2/89, WM 1990, 13 [un­ter 2]; Urt. v. 13.03.2003 – IX ZR 199/00, NJW 2003, 2235 [un­ter II 1]; Urt. v. 28.05.2014 – VI­II ZR 179/13, BGHZ 201, 271 Rn. 23, 34).

[16]   bb) Die Aus­le­gung des vom Be­klag­ten ge­schal­te­ten An­ge­bots in sei­ner Ge­samt­heit er­gibt, dass das E-Bike nicht für 100 € zum Ver­kauf ge­stellt war. Zwar mag ein Kauf­in­ter­es­sent auf­grund der Ge­stal­tung der An­ge­bots­sei­te nach sei­nem Emp­fän­ger­ho­ri­zont zu­nächst da­von aus­ge­hen, dass der ne­ben der Schalt­flä­che „So­fort-Kau­fen“ er­schei­nen­de und op­tisch her­vor­ge­ho­be­ne Fest­preis be­trags­mä­ßig dem An­ge­bot des Ver­käu­fers ent­spricht. Da­bei darf er je­doch nicht ste­hen blei­ben. Viel­mehr muss er zur Be­stim­mung des wirk­li­chen Er­klä­rungs­tat­be­stands stets die ins­ge­samt ab­ge­ge­be­nen Er­klä­run­gen be­rück­sich­ti­gen und darf nicht nur ein­zel­ne Er­klä­rungs­be­stand­tei­le als ver­meint­lich maß­ge­bend her­aus­grei­fen.

[17]   Bei der da­nach ge­bo­te­nen Vor­ge­hens­wei­se zur Er­fas­sung des An­ge­bots­in­halts fällt zwar zu­nächst ein Wi­der­spruch auf zwi­schen dem ins Au­ge sprin­gen­den So­fort­kauf-An­ge­bot über 100 € und der nach­fol­gend in der Be­schrei­bung ent­hal­te­nen Er­klä­rung, nach der bei ei­ner Ge­bots­ab­ga­be Ein­ver­ständ­nis mit ei­nem Ver­kaufs­preis von 2.600 € be­steht. Die­ser Wi­der­spruch löst sich je­doch al­lein schon durch die ab­ge­ge­be­nen Er­klä­run­gen un­miss­ver­ständ­lich da­hin auf, dass der im Ein­gang ge­nann­te An­ge­bots­preis von 100 € nur zwecks Ein­spa­rung von Ver­kaufs­ge­büh­ren ge­nannt, in Wirk­lich­keit aber nicht ge­wollt war, son­dern auf 2.600 € lau­ten soll­te, und dass das An­ge­bot bei ei­ner Be­tä­ti­gung des But­tons zu die­sem Preis an­ge­nom­men wür­de. Zu­dem hat­te der Be­klag­te be­reits in der di­rekt über dem So­fort­kauf-But­ton plat­zier­ten An­ge­bots­über­schrift ei­nen Preis von 2.600 € deut­lich sicht­bar her­vor­ge­ho­ben und zur Er­läu­te­rung auf die nach­ge­stell­te Be­schrei­bung ver­wie­sen.

[18]   cc) Die­se Ge­ge­ben­hei­ten ver­kennt das Be­ru­fungs­ge­richt auch, wenn es – oh­ne das An­ge­bot auf das er­kenn­bar Ge­woll­te hin aus­zu­le­gen – sich im Kern nur da­mit be­fasst, was der Be­klag­te nicht ge­wollt hat, um dar­aus ein nicht ernst­lich ge­mein­tes und des­halb ge­mäß § 118 BGB nich­ti­ges An­ge­bot über 100 € her­zu­lei­ten. Denn es ver­steht sich von selbst, dass das An­ge­bot, ein E-Bike für 2.600 € zu ver­kau­fen, nicht gleich­zei­tig ein nicht ernst­lich ge­mein­tes Ver­kaufs­an­ge­bot über 100 € sein kann, son­dern sich auf den er­kenn­bar ge­woll­ten An­ge­bots­ge­halt be­schränkt und kein da­zu im Wi­der­spruch ste­hen­des wei­te­res An­ge­bot ent­hält.

[19]   dd) Die Aus­le­gung des So­fort­kauf-An­ge­bots, wo­nach der Be­klag­te das E-Bike nur zum Preis von 2.600 € und zu kei­nem an­de­ren Preis zum Ver­kauf ge­stellt hat, kann der Se­nat auch selbst vor­neh­men. Zwar ist die Aus­le­gung von In­di­vi­dua­l­er­klä­run­gen und -ver­ein­ba­run­gen grund­sätz­lich dem Tatrich­ter vor­be­hal­ten und in der Re­vi­si­ons­in­stanz nur ein­ge­schränkt über­prüf­bar (vgl. et­wa Se­nat, Urt. v. 17.12.2014 – VI­II ZR 89/13, ju­ris Rn. 34; Urt. v. 27.04.2016 – VI­II ZR 61/15, NJW-RR 2016, 910 Rn. 26; je­weils m. w. Nachw.). Hat das Tat­ge­richt je­doch un­ter Ver­ken­nung an­er­kann­ter Aus­le­gungs­re­geln die ge­bo­te­ne Aus­le­gung zur Er­mitt­lung des mit ei­ner Wil­lens­er­klä­rung wirk­lich Ge­woll­ten un­ter­las­sen, kann die­se Aus­le­gung durch das Re­vi­si­ons­ge­richt er­fol­gen, wenn die er­for­der­li­chen Fest­stel­lun­gen ge­trof­fen sind (st. Rspr.; vgl. BGH, Urt. v. 25.09.1975 – VII ZR 179/73, BGHZ 65, 107 [112]; Urt. v. 16.06.2010 – VI­II ZR 280/09, NJW-RR 2010, 1310 Rn. 10; Urt. v. 18.09.2014 – I ZR 76/13, GRUR 2015, 258 Rn. 61; je­weils m.w. Nachw.). Dies ist nach den vor­ste­hend wie­der­ge­ge­be­nen und für den Ver­trags­schluss al­lein maß­geb­li­chen Er­klä­run­gen in ih­rer Ge­samt­heit, na­ment­lich dem Wort­laut und der Ge­stal­tung der An­ge­bots­sei­te durch den Be­klag­ten, hier der Fall. Da­nach hat der Be­klag­te nur ein ein­heit­li­ches An­ge­bot zum Ver­kauf des E-Bikes für 2.600 € ab­ge­ge­ben.

[20]   ee) Oh­ne Er­folg wen­det die Re­vi­si­on da­ge­gen ein, es wi­der­spre­che dem Sinn und Zweck der Op­ti­on „So­fort-Kau­fen“, wenn vom Käu­fer ver­langt wer­de, vor An­nah­me das ge­sam­te An­ge­bot ein­schließ­lich der Ar­ti­kel­be­schrei­bung zu le­sen, da die­ses An­ge­bots­for­mat ge­ra­de be­son­ders schnell Ent­schlos­se­nen die Mög­lich­keit ein­räu­men wol­le, ei­nen Ar­ti­kel zum Schnäpp­chen­preis zu er­wer­ben. Für ei­ne der­ar­ti­ge Sicht­wei­se des Ver­kehrs be­steht je­doch kein An­halt. Sie wä­re im Streit­fall zu­dem auch an­ge­sichts ih­res Wi­der­spruchs zu den all­ge­mei­nen Aus­le­gungs­grund­sät­zen, ins­be­son­de­re der in § 133 BGB zum Aus­druck kom­men­den Maß­geb­lich­keit ei­nes – wie hier – hin­rei­chend deut­lich ge­äu­ßer­ten Par­tei­wil­lens, un­be­acht­lich. Das gilt um­so mehr, als der Platt­form­be­trei­ber eBay den Kauf­in­ter­es­sen­ten in sei­nen auch im Be­ru­fungs­ur­teil her­an­ge­zo­ge­nen „Wei­te­ren In­for­ma­tio­nen zur So­fort-Kau­fen-Op­ti­on“ aus­drück­lich emp­fiehlt, den „So­fort-Kau­fen-Preis“ wie auch die Ver­sand­kos­ten so­wie an­de­re sich even­tu­ell aus der Ar­ti­kel­be­schrei­bung er­ge­ben­de zu­sätz­li­che Kos­ten vor An­nah­me des An­ge­bots zu über­prü­fen.

[21]   ff) Ver­geb­lich macht die Re­vi­si­on wei­ter gel­tend, ei­ne Aus­le­gung der ab­ge­ge­be­nen Er­klä­rung, dass ein Kauf­preis in Hö­he von 2.600 € ge­for­dert sei, ver­sto­ße ge­gen den Aus­le­gungs­grund­satz, wo­nach die Ver­trags­par­tei­en im Zwei­fel ei­ne ge­set­zes­kon­for­me Re­ge­lung ge­wollt hät­ten und des­halb die­je­ni­ge Aus­le­gung den Vor­zug ver­die­ne, bei der die Nich­tig­keit des Rechts­ge­schäfts ver­mie­den wer­de. Denn ein auf 2.600 € lau­ten­der Kauf­preis lie­fe we­gen der dann an­fal­len­den hö­he­ren Trans­ak­ti­ons­ge­büh­ren auf ei­ne be­trü­ge­ri­sche Ma­ni­pu­la­ti­on zu­las­ten von eBay hin­aus und hät­te ge­mäß § 134 BGB die Nich­tig­keit ei­ner sol­chen Preis­ver­ein­ba­rung zur Fol­ge.

[22]   Die­ser Ein­wand be­rührt das ge­nann­te Aus­le­gungs­er­geb­nis schon des­halb nicht, weil bei der nach §§ 133, 157 BGB vor­zu­neh­men­den Aus­le­gung der Preis­ver­ein­ba­rung von de­ren Wort­laut und de­ren er­kenn­ba­rem Sinn und Zweck aus­zu­ge­hen ist, oh­ne dass es je­den­falls bei ei­nem da­nach – wie im Streit­fall – ein­deu­ti­gen Aus­le­gungs­er­geb­nis noch zu­sätz­lich dar­auf an­kommt, ob die sich hier­bei er­ge­ben­de Ver­trags­be­stim­mung ge­set­zes­kon­form ist (vgl. BGH, Urt. v. 21.10.2014 – II ZR 84/13, BGHZ 203, 77 Rn. 15; Urt. v. 21.01.1957 – II ZR 147/56, WM 1957, 512 [un­ter III]). Dar­über hin­aus ver­kennt die Re­vi­si­on, dass das Rechts­ver­hält­nis der Par­tei­en un­ter­ein­an­der von ih­rem Rechts­ver­hält­nis zum Platt­form­be­trei­ber eBay un­ab­hän­gig und ab­wei­chen­den Re­ge­lun­gen mit der Fol­ge zu­gäng­lich ist, dass in die­ser Rechts­be­zie­hung das in­di­vi­du­ell Ver­ein­bar­te gilt, auch wenn es mit den eBay-AGB nicht im Ein­klang steht (da­zu vor­ste­hend II 1 a; vgl. fer­ner OLG Hamm, Urt. v. 21.12.2010 – I-4 U 142/10, MMR 2011, 241 f.). Letzt­lich steht auch die er­kenn­ba­re Ak­zess­orie­tät des Ge­büh­ren­an­spruchs der An­nah­me ent­ge­gen, ei­ne zu nied­ri­ge Kauf­preis­an­ga­be kön­ne die nach der tat­säch­li­chen Hö­he an­ge­fal­le­ne Trans­ak­ti­ons­ge­bühr be­ein­flus­sen oder füh­re so­gar zu ei­ner (Teil-)Nich­tig­keit der Preis­ver­ein­ba­rung und da­mit des Kauf­ver­tra­ges.

[23]   c) Das auf ei­nen Kauf­preis von 2.600 € lau­ten­de An­ge­bot hat – wie der Se­nat we­gen Un­ter­blei­bens der ge­bo­te­nen ei­ge­nen Aus­le­gung durch das Be­ru­fungs­ge­richt auf der Grund­la­ge der ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen eben­falls selbst ab­schlie­ßend be­ur­tei­len kann – der Klä­ger an­ge­nom­men. Der Be­klag­te durf­te zu dem in­so­weit maß­geb­li­chen Zeit­punkt des Zu­gangs der den Ver­trags­schluss voll­enden­den An­nah­me­er­klä­rung des Klä­gers (vgl. BGH, Urt. v. 05.04.2006 – VI­II ZR 384/04, WM 2006, 1358 Rn. 12; Urt. v. 12.10.2012 – V ZR 187/11, NJW-RR 2013, 789 Rn. 32; je­weils m. w. Nachw.) man­gels ge­gen­tei­li­ger An­halts­punk­te nach sei­nem Emp­fän­ger­ho­ri­zont da­von aus­ge­hen, dass der Klä­ger durch die vor­be­halt­lo­se Be­tä­ti­gung des So­fort­kauf-But­tons die An­nah­me sei­nes vor­ste­hend be­schrie­be­nen An­ge­bots un­ein­ge­schränkt er­klärt hat. Denn auch bei Be­nut­zung elek­tro­ni­scher Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel zur Ab­ga­be und zum Emp­fang von Wil­lens­er­klä­run­gen gel­ten die all­ge­mei­nen Aus­le­gungs­re­geln, wo­nach emp­fangs­be­dürf­ti­ge Wil­lens­er­klä­run­gen, bei de­ren Ver­ständ­nis re­gel­mä­ßig auch der Ver­kehrs­schutz und der Ver­trau­ens­schutz des Er­klä­rungs­emp­fän­gers maß­geb­lich ist, so aus­zu­le­gen sind, wie sie der Emp­fän­ger nach Treu und Glau­ben un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Ver­kehrs­sit­te ver­ste­hen muss­te (BGH, Urt. v. 16.10.2012 – X ZR 37/12, BGHZ 195, 126 Rn. 18 f.). Ei­nen das Ver­trau­en des Be­klag­ten in ei­ne vor­be­halts­lo­se An­ge­bots­an­nah­me be­sei­ti­gen­den Wil­len, die An­nah­me­er­klä­rung auf ei­nen Kauf­preis­be­trag von 100 € zu be­schrän­ken, hat der Klä­ger bei die­ser Ge­le­gen­heit (noch) nicht zum Aus­druck ge­bracht.

[24]   2. Der da­nach auf­grund des wirk­sam ge­schlos­se­nen Kauf­ver­tra­ges zu­nächst ent­stan­de­ne, wenn auch vom Be­klag­ten ge­mäß § 320 I 1 BGB nur Zug um Zug ge­gen Zah­lung ei­nes rest­li­chen Kauf­prei­ses von 2.500 € zu er­fül­len­de An­spruch des Klä­gers auf Über­ga­be und Über­eig­nung des E-Bikes (§ 433 I 1 BGB) ist je­doch er­lo­schen (§ 142 I BGB), weil der Klä­ger sei­ne auf ei­nen Kauf­preis von 2.600 € lau­ten­de An­nah­me­er­klä­rung wirk­sam we­gen ei­nes In­halts­irr­tums an­ge­foch­ten hat (§§ 119 I, 121 I, 143 I, II BGB). Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zwar die nach sei­nem Rechts­stand­punkt nicht ent­schei­dungs­er­heb­li­che Fra­ge of­fen­ge­las­sen, ob der Klä­ger durch die Be­tä­ti­gung des So­fort­kauf-But­tons le­dig­lich ein An­ge­bot über 100 € ab­ge­ge­ben hat oder – wie das Amts­ge­richt an­ge­nom­men hat – ab­ge­ben woll­te. Dass der Klä­ger aber nur die ne­ben dem So­fort­kauf-But­ton an­ge­ge­be­nen 100 € bie­ten und sich an ei­nen Ver­trag mit ei­nem Kauf­preis von 2.600 € nicht ge­bun­den wis­sen woll­te, hat er nach dem fest­ge­stell­ten und nicht wei­ter er­gän­zungs­be­dürf­ti­gen Ge­sche­hens­ab­lauf als­bald un­miss­ver­ständ­lich im Sin­ne ei­ner An­fech­tung ge­gen­über dem Be­klag­ten zum Aus­druck ge­bracht, so­dass der Se­nat in der La­ge ist, hier­aus selbst die er­for­der­li­chen recht­li­chen Schluss­fol­ge­run­gen zu zie­hen.

[25]   a) Der Klä­ger ist, als er den So­fort­kauf-But­ton be­tä­tigt hat, ei­nem In­halts­irr­tum i. S. von § 119 I BGB über den von ihm da­mit an­ge­nom­me­nen Kauf­preis­vor­schlag un­ter­le­gen. Ein sol­cher Irr­tum setzt ein Aus­ein­an­der­fal­len von Wil­le und Er­klä­rung vor­aus. Der Er­klä­ren­de muss al­so, oh­ne dies zu be­mer­ken, ge­gen­über dem Er­klä­rungs­emp­fän­ger aus des­sen Sicht et­was an­de­res zum Aus­druck ge­bracht ha­ben als das, was er in Wirk­lich­keit er­klä­ren woll­te; er hat sei­ne Er­klä­rung zwar so, wie sie lau­tet, auch tat­säch­lich ab­ge­ben wol­len, sich aber über die Be­deu­tung, die dem Er­klär­ten un­ter den ge­ge­be­nen Um­stän­den im Rechts­ver­kehr zu­kam, ge­irrt (BGH, Urt. v. 28.04.1991 – V ZR 201/68, WM 1971, 745 [un­ter 5]; Beschl. v. 05.06.2008 – V ZB 150/07, BGHZ 177, 62 Rn. 15; je­weils m. w. Nachw.). So ver­hält es sich auch im Streit­fall.

[26]   Be­reits in der am Ta­ge des Kaufs mit­tels E-Mail ge­führ­ten Kor­re­spon­denz hat der Klä­ger den vom Be­klag­ten ver­lang­ten Kauf­preis von 2.600 € nicht gel­ten las­sen wol­len, son­dern sich auf den ein­ge­ge­be­nen und ihm auch in der Kauf­be­stä­ti­gung von eBay an­ge­zeig­ten Kauf­preis von 100 € als maß­geb­lich be­ru­fen so­wie auch nur die­sen kurz dar­auf be­zahlt, um we­nig spä­ter durch An­walts­schrei­ben vom Be­klag­ten sei­ner­seits die Er­fül­lung des Kauf­ver­trags nach die­sen Be­din­gun­gen ein­zu­for­dern. Al­lein schon ein der­ar­ti­ger Ab­lauf lässt mit der er­for­der­li­chen Si­cher­heit dar­auf schlie­ßen, dass die­se Sicht­wei­se bei dem Klä­ger be­reits vor­han­den war, als er kurz zu­vor den So­fort­kauf-But­ton be­tä­tigt hat, näm­lich mit dem Wil­len, das Kauf­an­ge­bot des Be­klag­ten le­dig­lich zu dem ne­ben dem But­ton auf­ge­führ­ten Preis von 100 € an­zu­neh­men.

[27]   In­so­weit kann da­hin­ste­hen, ob der Klä­ger, wie er be­haup­tet hat, das Kauf­an­ge­bot nicht zu En­de ge­le­sen und des­halb die nach sei­ner Sicht im „Klein­ge­druck­ten“ ste­hen­de Er­läu­te­rung nicht zur Kennt­nis ge­nom­men hat oder ob er die Er­läu­te­rung aus sons­ti­gen Grün­den, et­wa we­gen ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­wei­chung von den durch eBay vor­ge­ge­be­nen Re­geln, für un­maß­geb­lich ge­hal­ten hat. Selbst wenn er das An­ge­bot nicht zu En­de ge­le­sen hät­te, stün­de dies ei­nem In­halts­irr­tum nicht ent­ge­gen. Denn auch der­je­ni­ge, der ein Schrift­stück ganz oder teil­wei­se un­ge­le­sen un­ter­schrie­ben hat, darf an­fech­ten, wenn er sich – wie hier – von des­sen In­halt ei­ne be­stimm­te, al­ler­dings un­rich­ti­ge Vor­stel­lung ge­macht hat und da­durch bei Ab­ga­be ei­ner hier­auf be­zo­ge­nen Er­klä­rung Er­klä­rungs­in­halt und Er­klä­rungs­wil­le mit­ein­an­der nicht im Ein­klang ste­hen (BGH, Urt. v. 27.10.1994 – IX ZR 168/93, WM 1994, 2274 [un­ter II 2 a]; Urt. v. 15.01.2002 – XI ZR 98/01, WM 2002, 436 [un­ter III 1 a]; Beschl. v. 30.10.2013 – V ZB 9/13, NJW 2014, 1242 Rn. 8; je­weils m. w. Nachw.).

[28]   b) We­gen die­ses Irr­tums hat der Klä­ger sei­ne An­nah­me­er­klä­rung un­ver­züg­lich (§ 121 I BGB) und da­mit recht­zei­tig ge­gen­über dem Be­klag­ten an­ge­foch­ten.

[29]   aa) Ei­ne An­fech­tungs­er­klä­rung i. S. des § 143 I BGB ist je­de Wil­lens­er­klä­rung, die un­zwei­deu­tig er­ken­nen lässt, dass das Rechts­ge­schäft rück­wir­kend be­sei­tigt wer­den soll. Da­zu be­darf es nicht des aus­drück­li­chen Ge­brauchs des Wor­tes „an­fech­ten“. Es kann viel­mehr nach den Um­stän­den ge­nü­gen, wenn ei­ne Ver­pflich­tung, die nach dem ob­jek­ti­ven Er­klä­rungs­wert der – ge­ge­be­nen­falls durch schlüs­si­ges Han­deln ge­tä­tig­ten – Wil­lens­äu­ße­rung über­nom­men wor­den ist, be­strit­ten oder nicht an­er­kannt wird oder wenn ihr sonst wi­der­spro­chen wird. Er­for­der­lich ist nur, dass sich un­zwei­deu­tig der Wil­le er­gibt, das Ge­schäft ge­ra­de we­gen des Wil­lens­man­gels nicht be­ste­hen­las­sen zu wol­len (BGH, Urt. v. 22.09.1983 – VII ZR 43/83, BGHZ 88, 240 [245]; Urt. v. 07.06.1984 – IX ZR 66/83, BGHZ 91, 324 [331 f.]; Urt. v. 22.02.1995 – IV ZR 58/94, VersR 1995, 648 [un­ter 1 b]; je­weils m. w. Nachw.). So liegt es nach dem dar­ge­stell­ten Ge­sche­hens­ab­lauf auch hier.

[30]   bb) Der Klä­ger hat be­reits in der un­mit­tel­bar nach Ab­schluss des Ge­schäfts mit­tels E-Mail ge­führ­ten Kor­re­spon­denz ge­gen­über dem Be­klag­ten zum Aus­druck ge­bracht, dass er nicht be­reit sei, ei­ne Ver­pflich­tung zur Kauf­preis­zah­lung in der vom Be­klag­ten ver­lang­ten Hö­he an­zu­er­ken­nen, und dies in der we­ni­ge Ta­ge spä­ter er­folg­ten Zah­lung des nach sei­ner Auf­fas­sung ge­schul­de­ten Kauf­prei­ses von le­dig­lich 100 € nach­drück­lich wie­der­holt. Da­durch ist die von § 121 I BGB ge­for­der­te Un­ver­züg­lich­keit der An­fech­tungs­er­klä­rung ge­wahrt.

[31]   cc) Ei­ner Wirk­sam­keit die­ser An­fech­tungs­er­klä­rung steht nicht ent­ge­gen, dass der Klä­ger gleich­wohl in ers­ter Li­nie die Er­fül­lung des Kauf­ver­tra­ges durch den Be­klag­ten nach Maß­ga­be des von ihm an­ge­nom­me­nen Ver­trags­in­halts be­gehrt und in­so­weit von ei­nem (Fort-)Be­stand des Ver­tra­ges aus­geht. Zwar ist ei­ne An­fech­tungs­er­klä­rung we­gen ih­res Ge­stal­tungs­cha­rak­ters grund­sätz­lich be­din­gungs­feind­lich (BGH, Urt. v. 28.09.2006 – I ZR 198/03, NJW-RR 2007, 1282 Rn. 17 m. w. Nachw.). Gleich­wohl wird aber ei­ne Even­tual­an­fech­tung, al­so ei­ne An­fech­tung für den Fall, dass das Rechts­ge­schäft nicht den in ers­ter Li­nie be­haup­te­ten In­halt hat oder nicht oh­ne­hin nich­tig ist, all­ge­mein für zu­läs­sig ge­hal­ten, weil hier­in kei­ne Be­din­gung im Rechts­sin­ne zu se­hen ist. Denn strei­ten die Par­tei­en über die Aus­le­gung ei­nes Rechts­ge­schäfts und will die ei­ne Par­tei an den Ver­trag nur ge­bun­den sein, wenn er in ih­rem Sin­ne aus­ge­legt wird, und ficht sie an­de­ren­falls das Rechts­ge­schäft vor­sorg­lich an, ist die An­fech­tungs­er­klä­rung nicht von ei­nem zu­künf­ti­gen un­ge­wis­sen Er­eig­nis ab­hän­gig ge­macht. Viel­mehr soll die (un­be­ding­te) An­fech­tungs­er­klä­rung nur für den Fall gel­ten, dass die Aus­le­gung in ei­nem der Auf­fas­sung des An­fech­ten­den wi­der­spre­chen­den Sin­ne er­folgt. Nur für die­sen Fall will er an den Ver­trag nicht ge­bun­den sein. Die Wir­kung der An­fech­tung er­gibt sich dann näm­lich aus der künf­ti­gen ge­richt­li­chen Klar­stel­lung ei­nes da­mals nur für die Par­tei­en un­ge­wis­sen, aber ob­jek­tiv be­reits be­ste­hen­den Rechts­zu­stan­des (BGH, Urt. v. 15.05.1968 – VI­II ZR 29/66, NJW 1968, 2099 un­ter [B III] m. w. Nachw.; Urt. v. 28.09.2006 – I ZR 198/03, NJW-RR 2007, 1282 Rn. 17). So ver­hält es sich auch im Streit­fall.

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