1. Das auf der eBay-In­ter­net­platt­form mit Er­öff­nung der Auk­ti­on er­klär­te An­ge­bot ei­nes An­bie­ters ist so­wohl nach § 145 BGB als auch nach den zur Er­läu­te­rung des Ver­trags­schluss­vor­gangs auf­ge­stell­ten eBay-Be­din­gun­gen dar­auf an­ge­legt, „ei­nem an­de­ren“ als dem An­bie­ter die Schlie­ßung ei­nes Ver­tra­ges an­zu­tra­gen. Das An­ge­bot kann des­halb nur durch ei­nen vom An­bie­ter per­so­nen­ver­schie­de­nen Bie­ter an­ge­nom­men wer­den.
  2. Das über ein zwei­tes Mit­glieds­kon­to un­zu­läs­sig auf ein ei­ge­nes An­ge­bot ab­ge­ge­be­ne Ge­bot ei­nes An­bie­ters ist un­wirk­sam und bleibt in der Rei­he der ab­ge­ge­be­nen Ge­bo­te un­be­rück­sich­tigt. Ein re­gu­lä­rer Bie­ter muss es des­halb auch nicht über­tref­fen, um Meist­bie­ten­der zu wer­den oder zu blei­ben.
  3. § 156 BGB fin­det auf eBay-Auk­tio­nen kei­ne An­wen­dung (Be­stä­ti­gung von Se­nat, Urt. v. 07.11.2001 – VI­II ZR 13/01, BGHZ 149, 129; Urt. v. 03.11.2004 – VI­II ZR 375/03, WM 2004, 2457).

BGH, Ur­teil vom 24.08.2016 – VI­II ZR 100/15

Sach­ver­halt: Der Be­klag­te bot im Ju­ni 2013 un­ter dem Be­nut­zer­kon­to G auf der In­ter­net­platt­form eBay ei­nen ge­brauch­ten VW Golf VI zum Kauf an. Der Start­preis be­trug 1 €, und die Auk­ti­on soll­te zehn Ta­ge dauern.​Sie er­folg­te auf der Grund­la­ge der zu die­ser Zeit maß­geb­li­chen All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen von eBay (im Fol­gen­den: eBay-AGB). Dort hieß es aus­zugs­wei­se:

„§ 10 Auk­ti­on, Auk­ti­on mit So­fort-Kau­fen-Op­ti­on, Mul­ti­auk­ti­on und An­ge­bot an un­ter­le­ge­ne Bie­ter

1. Stellt ein An­bie­ter auf der eBay-Web­site ei­nen Ar­ti­kel im An­ge­bots­for­mat Auk­ti­on ein, gibt er ein ver­bind­li­ches An­ge­bot zum Ab­schluss ei­nes Ver­trags über die­sen Ar­ti­kel ab. Da­bei be­stimmt der An­bie­ter ei­nen Start­preis und ei­ne Frist (An­ge­bots­dau­er), bin­nen de­rer das An­ge­bot per Ge­bot an­ge­nom­men wer­den kann. Der Bie­ter nimmt das An­ge­bot durch Ab­ga­be ei­nes Ge­bots über die Bie­ten-Funk­ti­on an. Das Ge­bot er­lischt, wenn ein an­de­rer Bie­ter wäh­rend der An­ge­bots­dau­er ein hö­he­res Ge­bot ab­gibt. Bei Ab­lauf der Auk­ti­on oder bei vor­zei­ti­ger Be­en­di­gung des An­ge­bots durch den An­bie­ter kommt zwi­schen An­bie­ter und Höchst­bie­ten­dem ein Ver­trag über den Er­werb des Ar­ti­kels zu­stan­de, …

2. Je­der Bie­ter kann bei ei­ner Auk­ti­on ein Ma­xi­mal­ge­bot ab­ge­ben. Das Ma­xi­mal­ge­bot stellt den Höchst­be­trag dar, den der Bie­ter be­reit ist, für den Ar­ti­kel zu be­zah­len. Das Ma­xi­mal­ge­bot bleibt dem An­bie­ter und an­de­ren Bie­tern ver­bor­gen. Bie­ten wei­te­re Mit­glie­der auf den Ar­ti­kel, so wird das ak­tu­el­le Ge­bot au­to­ma­tisch schritt­wei­se er­höht, so­dass der Bie­ter so lan­ge Höchst­bie­ten­der bleibt, bis sein Ma­xi­mal­ge­bot von ei­nem an­de­ren Mit­glied über­bo­ten wur­de.

3. An­bie­ter kön­nen für ei­ne Auk­ti­on un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen ei­nen Min­dest­preis fest­le­gen, der vom Start­preis ab­weicht. In die­sem Fall kommt ein Ver­trags­schluss nicht zu­stan­de, wenn das Ge­bot des Höchst­bie­ten­den bei Ab­lauf der Auk­ti­on den Min­dest­preis nicht er­reicht …

4. An­ge­bo­te kön­nen un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen auch mit der Op­ti­on So­fort-Kau­fen (Fest­preis) ver­se­hen wer­den …

6. Mit­glie­der dür­fen den Ver­lauf ei­ner Auk­ti­on nicht durch die Ab­ga­be von Ge­bo­ten un­ter Ver­wen­dung ei­nes wei­te­ren Mit­glieds­kon­tos oder durch die ge­ziel­te Ein­schal­tung ei­nes Drit­ten ma­ni­pu­lie­ren. Ins­be­son­de­re ist es dem An­bie­ter un­ter­sagt, selbst Ge­bo­te auf die von ihm ein­ge­stell­ten An­ge­bo­te ab­zu­ge­ben.“

Zu­gleich gibt eBay den Bie­tern bei sol­chen Auk­tio­nen ab­hän­gig von der Hö­he des ak­tu­el­len Ge­bots so­ge­nann­te Er­hö­hungs­schrit­te vor. Das ist der Min­dest­be­trag, um den die Teil­neh­mer das ak­tu­el­le Höchst­ge­bot über­bie­ten müs­sen, um selbst Höchst­bie­ten­der wer­den zu kön­nen. Bis zu ei­ner Ge­bots­hö­he von 49,99 € be­trägt die­ser Er­hö­hungs­schritt 0,50 € und stei­gert sich in Stu­fen. Ab ei­ner 5.000 € über­schrei­ten­den Ge­bots­hö­he be­läuft sich der je­wei­li­ge Er­hö­hungs­be­trag schließ­lich auf 50 €.

Die streit­ge­gen­ständ­li­che Auk­ti­on be­gann am 20.06.2013 um 7.55 Uhr. Das ers­te Ge­bot in Hö­he von 1 € gab ein na­ment­lich nicht be­kann­ter Drit­ter über das Be­nut­zer­kon­to H ab. Der Klä­ger gab über sein Be­nut­zer­kon­to M im Lau­fe des ers­ten Ta­ges der Auk­ti­ons­lauf­zeit meh­re­re Ma­xi­mal­ge­bo­te ab, durch die er zeit­wei­se auch als Höchst­bie­ten­der aus­ge­wie­sen wur­de. Sein zu­letzt um 15.37 Uhr ab­ge­ge­be­nes Ma­xi­mal­ge­bot auf das zum Ver­kauf ste­hen­de Fahr­zeug be­trug 17.000 €. Als ein­zi­ger wei­te­rer Bie­ter ne­ben dem Klä­ger be­tei­lig­te sich der Be­klag­te in ver­deck­ter Form selbst an der Auk­ti­on, in­dem er über sein wei­te­res Be­nut­zer­kon­to K nach­ein­an­der ei­ne Rei­he je­weils er­höh­ter Ma­xi­mal­ge­bo­te ab­gab, und zwar zu­letzt um 12.43 Uhr in Hö­he von 17.000 €. Mit die­sem Be­trag blieb er bis zum Auk­ti­ons­en­de am 30.06.2013 Höchst­bie­ten­der, nach­dem der Klä­ger sein um 15.37 Uhr in glei­cher Hö­he ab­ge­ge­be­nes Ma­xi­mal­ge­bot nicht mehr wei­ter er­höht hat­te und des­halb auf­grund sei­nes zeit­li­chen Nach­rangs un­ter­le­gen war.

Noch wäh­rend der Lauf­zeit der streit­ge­gen­ständ­li­chen Auk­ti­on, näm­lich am 24.06.2013, bot der Be­klag­te über sein Be­nut­zer­kon­to G das­sel­be Fahr­zeug er­neut im Rah­men ei­ner ein­tä­gi­gen eBay-Auk­ti­on zu ei­nem Start­preis von 1 € an. In die­sem Fall gab ein un­be­kann­ter Drit­ter ein Ge­bot über 16.500 € ab, wur­de aber eben­falls durch ein Ei­gen­ge­bot des Be­klag­ten (wie­der­um über das Kon­to K) über­bo­ten.

An­fang Au­gust 2013 for­der­te der Klä­ger den Be­klag­ten mit An­walts­schrei­ben un­ter Frist­set­zung auf, ihm das Fahr­zeug zu ei­nem Kauf­preis von 1,50 € zu über­eig­nen. Nach­dem der Be­klag­te in­ner­halb der ge­setz­ten Frist mit­ge­teilt hat­te, das Fahr­zeug zwi­schen­zeit­lich ver­äu­ßert zu ha­ben, er­klär­te der Klä­ger den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und ver­lang­te die Zah­lung von Scha­dens­er­satz in Hö­he von 16.500 €.

Den über die­sen Be­trag nebst Zin­sen und vor­ge­richt­li­cher An­walts­kos­ten er­las­se­nen Voll­stre­ckungs­be­scheid hat das Land­ge­richt auf­recht­er­hal­ten. Auf die Be­ru­fung des Be­klag­ten hat das Ober­lan­des­ge­richt die Kla­ge un­ter Auf­he­bung des Voll­stre­ckungs­be­scheids ab­ge­wie­sen. Die Re­vi­si­on des Klä­gers, der die Wie­der­her­stel­lung des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils er­streb­te, hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: [8]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt (OLG Stutt­gart, Urt. v. 14.04.2015 – 12 U 153/14, NJW-RR 2015, 1363) hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung, so­weit für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren von In­ter­es­se, im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[9]    Zwi­schen den Par­tei­en sei im Rah­men der In­ter­net­auk­ti­on ein Kauf­ver­trag über den Ge­braucht­wa­gen zu­stan­de ge­kom­men. Mit der Ab­ga­be sei­ner Ma­xi­mal­ge­bo­te ha­be der Klä­ger der Hö­he nach auf das je­wei­li­ge Ma­xi­mal­ge­bot be­grenz­te Wei­sun­gen an das elek­tro­ni­sche Biet­sys­tem des Platt­form­be­trei­bers er­teilt, je nach Auk­ti­ons­ver­lauf das ei­ge­ne Höchst­ge­bot um be­stimm­te er­for­der­li­che Schrit­te zu er­hö­hen, um Höchst­bie­ten­der zu blei­ben oder zu wer­den und auf die­se Wei­se das in dem Ein­stel­len der Wa­re auf der eBay-Platt­form lie­gen­de Ver­kaufs­an­ge­bot des Be­klag­ten an den­je­ni­gen an­zu­neh­men, der bis zum Auk­ti­ons­schluss das höchs­te Ge­bot ab­ge­be. Bei je­dem in die­ser Wei­se über das Biet­sys­tem als „vir­tu­el­ler Er­klä­rungs­bo­te“ ab­ge­ge­be­nen, als ei­gen­stän­di­ge Wil­lens­er­klä­rung an­zu­se­hen­den Höchst­ge­bot ha­be es dem Klä­ger auch nicht am not­wen­di­gen Rechts­bin­dungs­wil­len ge­fehlt. Ins­be­son­de­re ge­be es kei­nen An­halts­punkt da­für, dass er be­reits zu die­sem Zeit­punkt – al­so in­ner­halb der ers­ten acht Stun­den nach Be­ginn der Auk­ti­on – er­kannt hät­te, dass der Be­klag­te über ein zwei­tes Be­nut­zer­kon­to selbst mit­ge­bo­ten ha­be. Viel­mehr ha­be der Klä­ger zu die­ser Zeit da­mit rech­nen müs­sen, als Meist­bie­ten­der das Fahr­zeug am En­de auch tat­säch­lich zu er­wer­ben.

[10]   Der Kauf­ver­trag sei je­doch nicht in Hö­he von 1,50 €, son­dern auf Grund­la­ge des letz­ten, auf 17.000 € lau­ten­den Ge­bots des Klä­gers ge­schlos­sen wor­den, wel­ches im Biet­sys­tem des Platt­form­be­trei­bers öf­fent­lich an­ge­zeigt wor­den und des­halb dem Be­klag­ten auch zu­ge­gan­gen sei. Zwar mö­ge es der Wil­le des Klä­gers ge­we­sen sein, nicht mehr be­zah­len zu müs­sen, als er­for­der­lich ge­we­sen sei, um das letz­te, in recht­lich wirk­sa­mer Wei­se ab­ge­ge­be­ne Ge­bot zu über­bie­ten. Er ha­be zu die­sem Zeit­punkt aber nicht da­mit ge­rech­net, dass die Ge­bo­te des Be­nut­zer­kon­tos K vom An­bie­ter selbst in der Ab­sicht der Preis­ma­ni­pu­la­ti­on ab­ge­ge­ben wor­den sei­en. Bei je­der Ein­ga­be ei­nes neu­en Ge­bots sei er viel­mehr da­von aus­ge­gan­gen, dass sein je­weils vor­an­ge­gan­ge­nes Ge­bot auf­grund ei­nes wirk­sa­men Über­ge­bots ei­nes an­de­ren Mit­kon­kur­ren­ten un­wirk­sam ge­wor­den sei und er des­halb ein hö­he­res Ge­bot ab­ge­ben müs­se. Dem­entspre­chend sei­en sämt­li­che Ge­bo­te des Klä­gers nach §§ 133, 157 BGB als ei­gen­stän­di­ge, wirk­sa­me Ge­bo­te in Hö­he des je­wei­li­gen Nenn­werts aus­zu­le­gen, und auch der Be­klag­te ha­be sie un­ge­ach­tet sei­ner Un­red­lich­keit in die­ser Wei­se ver­ste­hen dür­fen. Das un­red­li­che Ver­hal­ten des Be­klag­ten ge­be dem Klä­ger viel­mehr nur das Recht, sei­ne Wil­lens­er­klä­rung we­gen ei­ner arg­lis­ti­gen Täu­schung an­zu­fech­ten oder Er­satz ei­nes et­wai­gen Scha­dens zu ver­lan­gen.

[11]   Auch aus sons­ti­gen, au­ßer­halb des Er­klä­rungs­ak­tes lie­gen­den Be­gleit­um­stän­den er­ge­be sich nicht, dass et­was an­de­res als der Wort­laut „17.000 €“ ge­meint ge­we­sen sein kön­ne. Zwar sei­en die über das zwei­te Be­nut­zer­kon­to vom Be­klag­ten ab­ge­ge­be­nen Ge­bo­te nicht an ei­nen an­de­ren ge­rich­tet ge­we­sen und stell­ten des­halb schon tat­be­stands­mä­ßig kei­ne wirk­sa­men Wil­lens­er­klä­run­gen i. S. von §§ 145 ff. BGB dar. Gleich­wohl sei­en die­se Ge­bo­te nicht völ­lig un­be­acht­lich ge­we­sen. Die für das Ver­ständ­nis der Er­klä­run­gen der Auk­ti­ons­teil­neh­mer we­sent­li­chen eBay-AGB un­ter­sag­ten zwar in § 10 VI 2 Ge­bo­te auf ei­ge­ne Auk­tio­nen, sä­hen aber ei­ne Nich­tig­keit der­ar­ti­ger Ge­bo­te ge­ra­de nicht vor. Viel­mehr be­hal­te sich der Platt­form­be­trei­ber für die­sen Fall le­dig­lich vor, von den in § 4 eBay-AGB vor­ge­se­he­nen Sank­ti­ons­mit­teln (z. B. Ver­war­nung, Be­nut­zungs­be­schrän­kung, Sper­rung) Ge­brauch zu ma­chen. Statt­des­sen brin­ge § 10 I 4 eBay-AGB, wo­nach ein Ge­bot bei Ab­ga­be ei­nes Über­ge­bots (stets) er­lö­sche, ei­ne un­über­seh­ba­re Ori­en­tie­rung an § 156 Satz 2 BGB zum Aus­druck. Für die­se Be­stim­mung sei an­er­kannt, dass es im In­ter­es­se als­bal­di­ger Rechts­klar­heit bei ei­ner her­kömm­li­chen Auk­ti­on nicht dar­auf an­kom­me, ob ein Über­ge­bot rechts­wirk­sam sei. Aus­nah­men kä­men nur in Be­tracht, wenn das Über­ge­bot of­fen­sicht­lich un­wirk­sam sei oder es so­fort zu­rück­ge­wie­sen wer­de, was vor­lie­gend nicht der Fall ge­we­sen sei.

[12]   Die­ses Ver­ständ­nis ste­he auch im Ein­klang mit dem Aus­le­gungs­grund­satz, wo­nach im Zwei­fel das­je­ni­ge ge­wollt sei, was nach den Maß­stä­ben der Rechts­ord­nung ver­nünf­tig sei und dem recht ver­stan­de­nen In­ter­es­se ent­spre­che. Denn bei In­ter­net­auk­tio­nen hät­ten al­le – red­li­chen – Teil­neh­mer ein In­ter­es­se an ei­ner zü­gig fest­stell­ba­ren Rechts­klar­heit. Der Ver­lauf ei­ner eBay-Auk­ti­on wä­re je­doch man­gels der er­for­der­li­chen Trans­pa­renz nicht mehr be­herrsch­bar, wenn zur Er­mitt­lung ei­nes Höchst­ge­bots – was in der Pra­xis oh­ne­hin un­durch­führ­bar sei – stets fest­ge­stellt wer­den müss­te, ob al­le Zwi­schen­ge­bo­te wirk­sam ge­wor­den sei­en.

[13]   Dem Ver­trags­schluss zu ei­nem Kauf­preis von 17.000 € ste­he nicht ent­ge­gen, dass am En­de der Auk­ti­ons­dau­er der Be­klag­te das Höchst­ge­bot ab­ge­ge­ben ha­be. Zwar ha­be das ver­bind­li­che Ver­kaufs­an­ge­bot des Be­klag­ten durch Ein­stel­len der Auk­ti­on un­ter der Be­din­gung ge­stan­den, dass der Kauf­ver­trag mit dem­je­ni­gen zu­stan­de kom­men sol­le, der bei Ab­lauf der Auk­ti­on das Höchst­ge­bot ab­ge­ge­ben ha­ben wür­de. Den Ein­tritt die­ser Be­din­gung ha­be er aber treu­wid­rig da­durch ver­hin­dert, dass er ent­ge­gen § 10 VI 2 eBay-AGB über ein zwei­tes Be­nut­zer­kon­to selbst auf die ei­ge­ne Auk­ti­on mit­ge­bo­ten und durch sein im Ver­gleich zum Klä­ger zeit­lich frü­he­res Ge­bot über 17.000 € das Höchst­ge­bot ab­ge­ge­ben ha­be. Nach § 162 I BGB sei der Klä­ger des­halb so zu stel­len, als sei an­hand sei­nes Ge­bots der Ver­trag mit dem Be­klag­ten zu­stan­de ge­kom­men. Ei­ne Kor­rek­tur der Be­din­gungs­ver­ei­te­lung ha­be al­ler­dings nicht auf der Grund­la­ge ei­nes Ge­bots des Klä­gers in Hö­he von 1,50 €, son­dern an­hand des letz­ten Ge­bots in Hö­he von 17.000 € zu er­fol­gen, da dies den Be­din­gun­gen ent­spro­chen ha­be, zu de­nen der Klä­ger zu ei­nem Ab­schluss be­reit ge­we­sen sei. In­fol­ge­des­sen kom­me der be­gehr­te Scha­dens­er­satz­an­spruch nach er­klär­tem Rück­tritt ge­mäß §§ 433, 281 I und II BGB schon des­halb nicht zum Tra­gen, weil das Fahr­zeug ei­nen Markt­wert von 16.500 € ge­habt ha­be, so­dass dem Klä­ger aus der Nicht­er­fül­lung kein Scha­den ent­stan­den sei.

[14]    Eben­so we­nig ste­he dem Klä­ger ein An­spruch ge­mäß §§ 241 II, 311 II Nr. 2, 280 BGB (cul­pa in con­tra­hen­do) zu. Zwar ha­be der Be­klag­te ei­ne vor­ver­trag­li­che Pflicht ver­letzt, in­dem er die vor­an­ge­gan­ge­nen nied­ri­ge­ren Ge­bo­te des in­so­weit arg­lo­sen Klä­gers mit sei­nen un­zu­läs­si­gen Ge­bo­ten zum Er­lö­schen ge­bracht und auf die­se Wei­se ver­ei­telt ha­be, dass ein Kauf­ver­trag zu ei­nem für den Klä­ger güns­ti­ge­ren Preis zu­stan­de ge­kom­men sei. Da im Üb­ri­gen zu­ver­läs­sig fest­ge­stellt wer­den kön­ne, dass der Ver­trag oh­ne die Täu­schung un­ter den Par­tei­en zu an­de­ren, für den Ge­täusch­ten güns­ti­ge­ren Be­din­gun­gen zu­stan­de ge­kom­men wä­re, sei es auch aus­nahms­wei­se ge­recht­fer­tigt, dass ein sol­cher An­spruch des Klä­gers auf den Er­satz sei­nes Er­fül­lungs­in­ter­es­ses hin­aus­lau­fe.

[15]   Gleich­wohl kön­ne auf­grund der be­son­de­ren Um­stän­de des Fal­les hier nicht fest­ge­stellt wer­den, dass der Klä­ger durch die vor­ver­trag­li­che Pflicht­ver­let­zung des Be­klag­ten ei­nen Scha­den er­lit­ten ha­be. Für die nach § 287 ZPO zu be­ur­tei­len­de Scha­dens­hö­he sei maß­ge­bend, wel­chen Vor­teil der Klä­ger ge­habt hät­te, wenn der Kauf­ver­trag oh­ne die Ma­ni­pu­la­ti­on des Be­klag­ten ab­ge­schlos­sen und durch­ge­führt wor­den wä­re, al­so wie groß der aus der Dif­fe­renz zwi­schen hy­po­the­ti­schem Kauf­preis und Ver­kehrs­wert des Fahr­zeugs zu er­rech­nen­de ent­gan­ge­ne Ge­winn ge­we­sen wä­re. In­so­fern ge­be es kei­ne An­halts­punk­te da­für, dass das Fahr­zeug ei­nen we­sent­lich hö­he­ren Ver­kehrs­wert als die vom Land­ge­richt ge­schätz­ten min­des­tens 16.501,50 € ge­habt ha­be. Zu ei­nem güns­ti­ge­ren Preis hät­te der Klä­ger den Ge­braucht­wa­gen aber auch oh­ne die Ma­ni­pu­la­ti­on des Be­klag­ten nicht er­wer­ben kön­nen, da in der zu­sätz­li­chen Auk­ti­on, die der Be­klag­te zeit­gleich durch­ge­führt ha­be, ein Drit­ter am 25.06.2013 un­ter dem Be­nut­zer­kon­to X 16.500 € für das­sel­be Au­to ge­bo­ten ha­be. Es sei in­so­fern na­he­lie­gend, dass die­ser Drit­te auch an der streit­ge­gen­ständ­li­chen Auk­ti­on teil­ge­nom­men hät­te, wenn der Be­klag­te den Preis nicht zu­vor schon der­art in die Hö­he ge­trie­ben hät­te, dass der Klä­ger auf­grund des zu­sätz­li­chen Kon­kur­ren­ten min­des­tens 16.550 € hät­te bie­ten müs­sen, um Höchst­bie­ten­der zu wer­den. Da­mit hät­te er aber in je­dem Fall mehr als den Ver­kehrs­wert bie­ten müs­sen, so­dass ihm auch aus die­sem Grun­de kein Scha­den ent­stan­den sei.

[16]   Dem­entspre­chend feh­le es auch für Er­satz­an­sprü­che aus § 823 II BGB i. V. mit § 263 I StGB oder aus § 826 BGB am Vor­lie­gen ei­nes Scha­dens.

[17]   II. Die­se Be­ur­tei­lung hält recht­li­cher Nach­prü­fung nicht stand.

[18]   Der Klä­ger kann von dem Be­klag­ten ge­mäß §§ 280 I, III, 281 I 1, 325 BGB Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung in Hö­he der be­gehr­ten 16.500 € be­an­spru­chen. Denn er ist bei der eBay-Auk­ti­on mit sei­nem im Auk­ti­ons­ver­lauf nicht mehr (wirk­sam) über­trof­fe­nen (An­fangs-)Ge­bot von 1,50 € Meist­bie­ten­der ge­we­sen. Da­durch ist zu die­sem Preis über das an­ge­bo­te­ne Fahr­zeug zwi­schen den Par­tei­en ein Kauf­ver­trag zu­stan­de ge­kom­men, des­sen ge­mäß § 433 I BGB ge­schul­de­te Er­fül­lung der Be­klag­te trotz Frist­set­zung un­be­rech­tigt ver­wei­gert hat.

[19]   1. Nach der Recht­spre­chung des Se­nats kommt ein Kauf­ver­trag im Rah­men ei­ner bei eBay durch­ge­führ­ten In­ter­net­auk­ti­on nicht ge­mäß § 156 BGB durch ei­nen auf ein ab­ge­ge­be­nes Ge­bot erst noch ei­gens er­klär­ten Zu­schlag, son­dern ge­mäß §§ 145 ff. BGB durch auf­ein­an­der be­zo­ge­ne kor­re­spon­die­ren­de Wil­lens­er­klä­run­gen der Par­tei­en – An­ge­bot und An­nah­me – bei Auk­ti­ons­en­de zu­stan­de (Se­nat, Urt. v. 07.11.2001 – VI­II ZR 13/01, BGHZ 149, 129 [133]; Urt. v. 03.11.2004 – VI­II ZR 375/03, WM 2004, 2475 [un­ter II 2 a aa]). Da­bei rich­tet sich der Er­klä­rungs­ge­halt der zu be­ur­tei­len­den Wil­lens­er­klä­run­gen (§§ 133, 157 BGB) auch nach den Be­stim­mun­gen über den Ver­trags­schluss in den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen von eBay, de­nen die Par­tei­en vor der Teil­nah­me an der In­ter­net­auk­ti­on zu­ge­stimmt ha­ben (Se­nat, Urt. v. 08.06.2011 – VI­II ZR 305/10, WM 2011, 2146 Rn. 15 m. w. Nachw.; Urt. v. 28.03.2012 – VI­II ZR 244/10, WM 2012, 2299 Rn. 29).

[20]   a) Der Be­klag­te hat da­durch, dass er die Auk­ti­on des zum Ver­kauf ge­stell­ten Fahr­zeugs mit ei­nem An­fangs­preis von 1 € ge­star­tet hat, ein ver­bind­li­ches Ver­kaufs­an­ge­bot i. S. von § 145 BGB ab­ge­ge­ben, wel­ches an den­je­ni­gen ge­rich­tet war, der zum Ab­lauf der Auk­ti­ons­lauf­zeit als der nach § 148 BGB be­stimm­ten An­nah­me­frist das Höchst­ge­bot ab­ge­ge­ben ha­ben wür­de (vgl. Se­nat, Urt. v. 07.11.2001 – VI­II ZR 13/01, BGHZ 149, 129 [135]; ; Urt. v. 03.11.2004 – VI­II ZR 375/03, WM 2004, 2475 [un­ter II 2 a aa, bb]). Die­ser Er­klä­rungs­in­halt steht so auch im Ein­klang mit § 10 I 1, 2 der eBay-AGB (Se­nat, Urt. v. 03.11.2004 – VI­II ZR 375/03, WM 2004, 2475 [un­ter II 2 a aa]; Urt. v. 08.06.2011 – VI­II ZR 305/10, WM 2011, 2146 Rn. 16).

[21]   Das mit Er­öff­nung der Auk­ti­on er­klär­te An­ge­bot des Be­klag­ten war von vorn­her­ein nur an von ihm per­so­nen­ver­schie­de­ne Bie­ter ge­rich­tet. Denn das in § 145 BGB ge­re­gel­te An­ge­bot ist be­reits de­fi­ni­ti­ons­ge­mäß dar­auf an­ge­legt, die Schlie­ßung ei­nes Ver­tra­ges „ei­nem an­de­ren“ als dem An­bie­ten­den an­zu­tra­gen. Dies ent­spricht dem gän­gi­gen, auch von § 10 I eBay-AGB vor­aus­ge­setz­ten Ver­ständ­nis ei­nes Ver­tra­ges als min­des­tens zwei­sei­ti­gem Rechts­ge­schäft in Ge­stalt ei­ner von zwei oder meh­re­ren Per­so­nen er­klär­ten Wil­lens­über­ein­stim­mung über die Her­bei­füh­rung ei­nes be­stimm­ten recht­li­chen Er­fol­ges. Ein Ver­trag setzt des­halb zu sei­ner wirk­sa­men Ent­ste­hung be­griff­lich min­des­tens zwei zu­stim­men­de Wil­lens­er­klä­run­gen ver­schie­de­ner Rechts­sub­jek­te vor­aus (Se­nat, Urt. v. 27.04.2016 – VI­II ZR 323/14, WuM 2016, 341 Rn. 18 m. w. Nachw.; Pa­landt/El­len­ber­ger, BGB, 75. Aufl., Einf. v. § 145 Rn. 1; Er­man/Mül­ler, BGB, 14. Aufl., Einl. § 104 Rn. 16; Stau­din­ger/Bork, BGB, Neu­be­arb. 2015, Vor­bem. zu §§ 145–156 Rn. 2). Mit die­sem Er­for­der­nis ei­ner Per­so­nen­ver­schie­den­heit der Ver­trags­part­ner kor­re­spon­diert das Er­lö­schen ei­nes sol­chen Schuld­ver­hält­nis­ses bei nach­träg­li­cher Ver­ei­ni­gung von Gläu­bi­ger- und Schuld­ner­stel­lung in ei­ner Per­son (Kon­fu­si­on; vgl. zu­letzt Se­nat, Urt. v. 27.04.2016 – VI­II ZR 323/14, WuM 2016, 341 Rn. 18).

[22]   Es kann da­hin­ste­hen, ob das Er­for­der­nis der Per­so­nen­ver­schie­den­heit bei Wil­lens­er­klä­run­gen, die auf das Zu­stan­de­kom­men ei­nes Ver­tra­ges ab­zie­len, als ei­ne der Grund­vor­aus­set­zun­gen des Ver­trags­rechts über­haupt ab­ding­bar wä­re. Denn auch die bei der Aus­le­gung der Par­tei­er­klä­run­gen zu be­rück­sich­ti­gen­den eBay-AGB ge­hen in § 10 er­sicht­lich von ei­ner Per­so­nen­ver­schie­den­heit von An­bie­ter und Bie­ter aus. Das wird noch da­durch un­ter­stri­chen, dass der Platt­form­be­trei­ber es in § 10 VI eBay-AGB ver­bie­tet, die in­ner­halb des­sel­ben Be­nut­zer­kon­tos tech­nisch aus­ge­schlos­se­ne Ab­ga­be von Ei­gen­ge­bo­ten durch Nut­zung ei­nes wei­te­ren Mit­glieds­kon­tos zu um­ge­hen.

[23]   War da­nach das in die Auk­ti­on ein­ge­stell­te An­ge­bot des Be­klag­ten zu sei­ner An­nah­me­fä­hig­keit be­griffs­not­wen­dig an ei­nen an­de­ren ge­rich­tet, konn­te es von ihm selbst als vom Adres­sa­ten­kreis Aus­ge­schlos­se­nem be­reits man­gels Adres­sa­ten­eig­nung nicht wirk­sam an­ge­nom­men wer­den (vgl. Se­nat, Urt. v. 17.02.1965 – VI­II ZR 72/63, BB 1965, 349 [un­ter II 2]). Ins­be­son­de­re hat sein Auf­tre­ten un­ter ver­schie­de­nen Be­nut­zer­na­men die ei­nem wirk­sa­men Ver­trags­schluss ent­ge­gen­ste­hen­de Iden­ti­tät von An­bie­ter und Bie­ter nicht be­sei­ti­gen kön­nen, so­dass es auch kei­ner Ent­schei­dung der Fra­ge be­darf, ob die Ei­gen­ge­bo­te an­sons­ten, wie das Land­ge­richt im Ein­klang mit der Recht­spre­chung meh­re­rer Ober­lan­des­ge­rich­te (OLG Ros­tock, Urt. v. 11.06.2014 – 1 U 90/13, ju­ris Rn. 51 ff.; OLG Frank­furt a. M., Urt. v. 27.06.2014 – 12 U 51/13, ju­ris Rn. 19 ff.) an­ge­nom­men hat, als nach § 117 BGB nich­tig hät­ten be­ur­teilt wer­den müs­sen. Der Be­klag­te konn­te viel­mehr da­durch, dass er im Rah­men der Auk­ti­on über zwei Be­nut­zer­kon­ten (G und K) ver­deckt tä­tig ge­wor­den ist, von vorn­her­ein nicht Adres­sat sei­nes ei­ge­nen An­ge­bots wer­den.

[24]   b) Das nur an ei­nen – per­so­nen­ver­schie­de­nen – An­de­ren adres­sier­te und des­halb nicht vom Be­klag­ten selbst an­nehm­ba­re An­ge­bot hat der Klä­ger mit sei­nem bei Auk­ti­ons­en­de be­ste­hen­den Höchst­ge­bot an­ge­nom­men. Die­ses be­trug – ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts – al­ler­dings nicht 17.000 €, son­dern le­dig­lich 1,50 €, weil die Ei­gen­ge­bo­te des Be­klag­ten un­wirk­sam wa­ren und der Klä­ger sie des­halb we­der über­bie­ten muss­te noch woll­te, um Höchst­bie­ten­der zu wer­den.

[25]   aa) Zwar hat der Klä­ger auf die vom Be­klag­ten ge­star­te­te Auk­ti­on in­ner­halb des ers­ten Ta­ges der Lauf­zeit tat­säch­lich ins­ge­samt fünf­zehn Ma­xi­mal­ge­bo­te ab­ge­ge­ben bzw. vor­an­ge­gan­ge­ne Ge­bo­te auf letz­ten En­des 17.000 € er­höht, nach­dem er durch Ge­bots­er­hö­hun­gen des Be­klag­ten (schein­bar) über­bo­ten wor­den war. Je­doch hat das Be­ru­fungs­ge­richt bei Aus­le­gung der vom Klä­ger ab­ge­ge­be­nen Ma­xi­mal­ge­bo­te die Be­deu­tung der Ma­xi­mal­ge­bots­funk­ti­on in ih­rem Zu­sam­men­spiel mit den von den Auk­ti­ons­teil­neh­mern (wirk­sam) ab­ge­ge­be­nen Ge­bo­ten nicht zu­tref­fend so er­fasst, wie sie sich nach den in den eBay-AGB for­mu­lier­ten Re­geln dar­stellt, die der Se­nat wie­der­um un­ein­ge­schränkt selbst aus­le­gen kann (vgl. nur Se­nat, Urt. v. 08.06.2011 – VI­II ZR 305/10, WM 2011, 2146 Rn. 20).

[26]   (1) Nach § 10 II eBay-AGB ver­an­lasst ein Bie­ter durch die Ein­ga­be ei­nes den an­de­ren Bie­tern und dem An­bie­ter (zu­nächst) ver­bor­ge­nen Ma­xi­mal­ge­bo­tes, dass sein ak­tu­el­les Ge­bot au­to­ma­tisch schritt­wei­se er­höht wird, wo­durch der Bie­ter so­lan­ge Höchst­bie­ten­der bleibt, bis sein Ma­xi­mal­ge­bot von ei­nem an­de­ren Bie­ter über­trof­fen wird. Mit die­ser Art der Ge­bots­ab­ga­be wird den Bie­tern die Mög­lich­keit er­öff­net, bei den nicht auf ei­ne stän­di­ge Prä­senz der Be­tei­lig­ten an­ge­leg­ten Auk­tio­nen nach vor­ge­ge­be­nen Re­geln Ma­xi­mal­ge­bo­te ab­zu­ge­ben, um ih­nen die Teil­nah­me im Rah­men des häu­fig über vie­le Ta­ge lau­fen­den Biet­ver­fah­rens zu er­leich­tern. Denn an­ders kann ei­nem in der Pra­xis die­ser zeit­lich ge­streck­ten Biet­ver­fah­ren be­ste­hen­den Be­dürf­nis, den sich ent­wi­ckeln­den Auk­ti­ons­ver­lauf ak­tiv zu be­glei­ten, um auf Ge­bots­er­hö­hun­gen von Biet­kon­kur­ren­ten re­agie­ren zu kön­nen, nur schwer Rech­nung ge­tra­gen wer­den.

[27]   Vor die­sem Hin­ter­grund er­gibt die Aus­le­gung der Ma­xi­mal­ge­bo­te und -er­hö­hun­gen aber, dass der Klä­ger hier­durch noch kei­ne un­be­ding­ten, be­trags­mä­ßig be­zif­fer­ten An­nah­me­er­klä­run­gen ab­ge­ge­ben hat. Er hat viel­mehr zu­nächst nur er­klärt, das im Ver­gleich zum Min­dest­be­trag oder be­reits be­ste­hen­den Ge­bo­ten je­weils nächst­hö­he­re Ge­bot ab­zu­ge­ben, um da­durch den Min­dest­be­trag zu er­rei­chen oder be­reits be­ste­hen­de Ge­bo­te von Mit­bie­tern um den von eBay je­weils vor­ge­ge­be­nen Biet­schritt zu über­tref­fen und auf die­se Wei­se bis zum Er­rei­chen des von ihm vor­ge­ge­be­nen Ma­xi­mal­be­tra­ges Höchst­bie­ten­der zu wer­den oder zu blei­ben.

[28]   (2) Da die Ei­gen­ge­bo­te des Be­klag­ten aber von vorn­her­ein nicht ge­eig­net wa­ren, als zum An­ge­bot kon­gru­en­te An­nah­me­er­klä­run­gen ei­nen Ver­trags­schluss her­bei­zu­füh­ren, han­del­te es sich bei ih­nen auch nicht um Ge­bo­te, die der Klä­ger über­tref­fen muss­te und – ent­spre­chend dem Er­klä­rungs­ge­halt der Ma­xi­mal­ge­bo­te – woll­te, um Höchst­bie­ten­der zu wer­den.

[29]   Das ein­zi­ge re­gu­lä­re Ge­bot wäh­rend der ge­sam­ten Auk­ti­ons­dau­er, wel­ches nicht vom Klä­ger stamm­te und von ihm zu über­bie­ten war, wur­de von ei­nem un­be­kann­ten Drit­ten über das Be­nut­zer­kon­to H in Hö­he von 1 € ab­ge­ge­ben. So­weit das Be­ru­fungs­ge­richt in die­sem Zu­sam­men­hang an­nimmt, das über das Be­nut­zer­kon­to H ab­ge­ge­be­ne Ge­bot ha­be auf ei­nen Höchst­be­trag von 499 € ge­lau­tet, ist dies, wie die Re­vi­si­on zu Recht rügt, von Irr­tum be­ein­flusst. Denn an­ders als zu­vor das Land­ge­richt hat das Be­ru­fungs­ge­richt bei der da­zu vor­ge­nom­me­nen Aus­wer­tung der Ge­bots­über­sicht ver­kannt, dass es sich hier­bei um die bei Auk­ti­ons­schluss of­fen­ge­leg­te Ge­bots­über­sicht han­delt, die ne­ben dem er­folg­rei­chen Schluss­ge­bot nur noch die im Auk­ti­ons­ver­lauf je­weils über­bo­te­nen Ma­xi­mal­ge­bo­te an­zeigt (vgl. auch OLG Frank­furt a. M., Urt. v. 27.06.2014 – 12 U 51/13, ju­ris Rn. 24). Das in der Ge­bots­über­sicht aus­ge­wie­se­ne Ge­bot des un­be­kann­ten Drit­ten in Hö­he von 1 € war mit­hin des­sen Höchst­ge­bot, wel­ches durch das vom Klä­ger erst­mals ab­ge­ge­be­ne Ma­xi­mal­ge­bot in Hö­he von 12.345 € nach Maß­ga­be des von eBay für die­sen Be­trag vor­ge­ge­be­nen Biet­schritts um 0,50 € über­trof­fen wur­de. Mit die­sem Ge­bot in Hö­he von 1,50 € ist der Klä­ger bis zum Auk­ti­ons­en­de nicht mehr über­trof­fen wor­den.

[30]   bb) Dem­ge­gen­über nimmt das Be­ru­fungs­ge­richt zwar an, im Er­geb­nis sei­en die Ei­gen­ge­bo­te den­noch als für den Auk­ti­ons­ver­lauf „be­acht­lich“ zu be­han­deln und die Ma­xi­mal­ge­bo­te des Klä­gers mit­hin so aus­zu­le­gen ge­we­sen, dass auch die Ge­bo­te des Be­klag­ten selbst – letz­ten En­des in Hö­he von 17.000 € – über­bo­ten wer­den soll­ten. Die­se Sicht­wei­se ist je­doch un­zu­tref­fend.

[31]   (1) Zu Un­recht will das Be­ru­fungs­ge­richt ei­ne Be­acht­lich­keit der Ei­gen­ge­bo­te für den Auk­ti­ons­ver­lauf zu­nächst dar­aus ab­lei­ten, dass die eBay-AGB in § 10 VI 2 über die nach § 4 I in Be­tracht kom­men­den Sank­tio­nen (z. B. Ver­war­nung, Be­nut­zungs­be­schrän­kung oder Kon­to­sper­rung) hin­aus die Rechts­fol­ge der Un­wirk­sam­keit von Ei­gen­ge­bo­ten ge­ra­de nicht vor­sä­hen.

[32]   § 10 VI der eBay-AGB lässt sich ei­ne der­ar­ti­ge Aus­sa­ge je­doch nicht ent­neh­men. Die­se Be­stim­mung be­schränkt sich dar­auf, es den Teil­neh­mern an In­ter­net­auk­tio­nen zu un­ter­sa­gen, den Ver­lauf ei­ner Auk­ti­on durch die Ab­ga­be von Ge­bo­ten un­ter Ver­wen­dung ei­nes wei­te­ren Mit­glieds­kon­tos (oder durch die ge­ziel­te Ein­schal­tung ei­nes Drit­ten) zu ma­ni­pu­lie­ren (Satz 1) so­wie ins­be­son­de­re selbst Ge­bo­te auf die von ih­nen ein­ge­stell­ten An­ge­bo­te ab­zu­ge­ben (Satz 2).

[33]   Ei­ne dar­über hin­aus­ge­hen­de Aus­sa­ge zur Be­acht­lich­keit sol­cher Ei­gen­ge­bo­te im Rah­men des wei­te­ren Auk­ti­ons­ge­sche­hens liegt dar­in aber eben­so we­nig wie in dem vom Be­ru­fungs­ge­richt wei­ter her­an­ge­zo­ge­nen § 10 I 4 der eBay-AGB, wo­nach ein Ge­bot er­lischt, wenn ein „an­de­rer Bie­ter“ wäh­rend der An­ge­bots­dau­er ein hö­he­res Ge­bot ab­gibt. Dass da­mit nicht nur der Nor­mal­fall ei­ner re­al kon­kur­rie­ren­den Bie­ter­kon­stel­la­ti­on er­fasst, son­dern – grund­le­gen­den Re­geln des ge­setz­li­chen Ver­trags­rechts zu­wi­der – die an spä­te­rer Stel­le der eBay-AGB ei­gens für un­zu­läs­sig er­klär­ten Ei­gen­ge­bo­te zu­gleich oh­ne Rück­sicht auf ih­re den Auk­ti­ons­ver­lauf ein­sei­tig zum Vor­teil des An­bie­ten­den ver­fäl­schen­den Wir­kun­gen für be­acht­lich er­klärt wer­den soll­ten, kann dem nicht ent­nom­men wer­den. Ei­ne der­art un­ge­wöhn­li­che Fol­ge, mit der zu­dem ein red­li­cher Bie­ter bil­li­ger­wei­se auch nicht hät­te rech­nen müs­sen, hät­te viel­mehr ei­ner aus­drück­li­chen Aus­sa­ge, ver­bun­den mit ei­ner Re­ge­lung der da­mit ein­her­ge­hen­den Fol­ge­pro­ble­me für den wei­te­ren Auk­ti­ons­ver­lauf, be­durft.

[34]   (2) Et­was an­de­res folgt auch nicht dar­aus, dass sich – wie das Be­ru­fungs­ge­richt meint – § 10 I 4 eBay-AGB er­kenn­bar an § 156 Satz 2 BGB „ori­en­tie­re“, für den an­er­kannt sei, dass das Über­ge­bot, wel­ches das vor­an­ge­gan­ge­ne Ge­bot zum Er­lö­schen brin­ge, nicht rechts­wirk­sam sein müs­se, weil im In­ter­es­se als­bal­di­ger Rechts­klar­heit (bei Ver­stei­ge­run­gen) der tat­säch­li­che Her­gang ent­schei­dend sei. Zum ei­nen zeich­net § 10 I 4 eBay-AGB die Vor­schrif­ten der §§ 145 ff. BGB nach, in­dem er von dem Ge­bot ei­nes nach dem Re­ge­lungs­zu­sam­men­hang un­über­seh­bar nicht mit dem „An­bie­ter“ per­so­nen­iden­ti­schen „an­de­ren Bie­ter[s]“ spricht. Zum an­de­ren fin­det nach der Recht­spre­chung des Se­nats § 156 BGB auf eBay-Auk­tio­nen oh­ne­hin kei­ne An­wen­dung, weil es an ei­nem Zu­schlag fehlt (Se­nat, Urt. v. 07.11.2001 – VI­II ZR 13/01, BGHZ 149, 129 [133]; Urt. v. 03.11.2004 – VI­II ZR 375/03, WM 2004, 2457 [un­ter II 2 a aa, bb]).

[35]   Das ei­ner ana­lo­gen An­wen­dung des § 156 BGB ent­ge­gen­ste­hen­de Feh­len der struk­tu­rel­len Ver­gleich­bar­keit der Ab­läu­fe von her­kömm­li­cher Ver­stei­ge­rung und In­ter­net­auk­ti­on zeigt sich hier­bei nicht zu­letzt dar­an, dass bei ers­te­rer ge­ra­de auch der Zu­schlag die er­for­der­li­che Rechts­klar­heit un­ter den Be­tei­lig­ten schafft, in­dem er un­ge­ach­tet der Wirk­sam­keit der bis da­hin ab­ge­ge­be­nen (Über-)Ge­bo­te ne­ben der An­nah­me ei­nes der ab­ge­ge­be­nen Ge­bo­te zu­gleich in­zi­dent die Ab­leh­nung al­ler üb­ri­gen Ge­bo­te als nicht (mehr) an­nah­me­fä­hig aus­spricht und spä­tes­tens da­mit die­se Ge­bo­te ge­mäß § 146 BGB um­fas­send zum Er­lö­schen bringt. An ei­nem sol­chen In­stru­ment, das durch ver­trags­be­grün­den­de An­nah­me ei­nes in be­stimm­ter Hö­he vor­lie­gen­den Ge­bots die bei­der­sei­ti­gen Ver­trags­be­zie­hun­gen un­ter Aus­schluss al­ler üb­ri­gen Ge­bo­te ord­net, fehlt es bei den eBay-Auk­tio­nen in­des­sen.

[36]   (3) Auch sonst ge­bie­tet es ein rechts­si­che­rer Ver­lauf von In­ter­net­auk­tio­nen nicht, dass Ei­gen­ge­bo­te für den Ge­bots­ver­lauf als wirk­sam fin­giert wer­den.

[37]   (a) Die An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts, eBay-Auk­tio­nen sei­en man­gels Trans­pa­renz nicht mehr be­herrsch­bar, wenn zur Er­mitt­lung ei­nes Höchst­ge­bots stets die Wirk­sam­keit al­ler vor­an­ge­gan­ge­nen Ge­bo­te fest­ge­stellt wer­den müs­se, über­sieht ins­be­son­de­re, dass der vor­lie­gen­de Fall nicht ge­ne­rell die Be­hand­lung un­wirk­sa­mer Zwi­schen­ge­bo­te, son­dern le­dig­lich die spe­zi­el­le Kon­stel­la­ti­on vom Ver­käu­fer mit Ma­ni­pu­la­ti­ons­ab­sicht ab­ge­ge­be­ner Ei­gen­ge­bo­te be­trifft.

[38]   Letz­te­re sind be­reits, wie un­ter II 1 b aa (2) dar­ge­stellt, kei­ne Ge­bo­te ei­nes „an­de­ren Bie­ters“, die ein Bie­ter mit sei­nem (Ma­xi­mal-)Ge­bot über­tref­fen muss und will. In­so­fern stellt sich die Si­tua­ti­on an­ders dar als mög­li­cher­wei­se bei Ge­bo­ten re­gu­lä­rer, al­so vom Ver­käu­fer per­so­nen­ver­schie­de­ner Bie­ter, die – be­ru­hend et­wa auf De­fi­zi­ten bei der Ge­schäfts­fä­hig­keit (§§ 104 ff. BGB) oder auf Wil­lens­män­geln (§§ 119 ff. BGB, § 142 f. BGB) – un­wirk­sam sind oder wer­den, die aber – an­ders als Ei­gen­ge­bo­te – nicht den An­schein der Un­wirk­sam­keit gleich­sam „auf der Stirn tra­gen“ und bei de­nen des­halb der Schutz des Rechts­ver­kehrs ei­nen hö­he­ren Stel­len­wert be­an­spru­chen kann. Denn bei ih­nen han­delt es sich im Ge­gen­satz zu Ei­gen­ge­bo­ten oder zu in kol­lu­si­vem Zu­sam­men­wir­ken mit dem An­bie­ter ab­ge­ge­be­nen Schein­ge­bo­ten Drit­ter (§ 117 I BGB; vgl. hier­zu OLG Frank­furt a. M., Urt. v. 27.06.2014 – 12 U 51/13, ju­ris Rn. 17 ff.) zu­nächst ein­mal um Ge­bo­te „an­de­rer Bie­ter“ mit dem ernst ge­mein­ten Ziel, Höchst­bie­ten­der zu wer­den oder zu blei­ben, um bei Auk­ti­ons­en­de den Ver­stei­ge­rungs­ge­gen­stand tat­säch­lich zu er­wer­ben.

[39]   (b) Schutz­wür­di­ge In­ter­es­sen des An­bie­ters sind im Fall von Ei­gen­ge­bo­ten der im Streit ste­hen­den Art nicht er­sicht­lich. Ein sol­cher An­bie­ter ver­folgt das un­lau­te­re Be­stre­ben, über Ei­gen­ge­bo­te den Ge­bots­stand ir­re­gu­lär zu sei­nem Vor­teil in die Hö­he zu trei­ben oder sich un­ter Um­ge­hung kos­ten­träch­ti­ger Min­dest- oder Fest­preis­an­ge­bo­te (vgl. § 10 IV­der eBay-AGB) miss­bräuch­lich ei­nen in der ge­wähl­ten Auk­ti­ons­form nicht vor­ge­se­he­nen Min­dest­preis zu si­chern. Die­sem Be­stre­ben wür­de ei­ne Fik­ti­on der Wirk­sam­keit von Ei­gen­ge­bo­ten im Rah­men des Ge­bots­ver­laufs ge­ra­de­zu ent­ge­gen­kom­men. Über­dies wür­de ihm auf die­se Wei­se ein In­stru­ment an die Hand ge­ge­ben, aus sei­ner Sicht nicht zu­frie­den­stel­lend ver­lau­fen­de Auk­tio­nen un­ter Um­ge­hung von § 10 I 5 und VII eBay-AGB je­der­zeit mit ei­nem be­son­ders ho­hen Ge­bot „ab­bre­chen“ zu kön­nen (zum vor­zei­ti­gen Auk­ti­ons­ab­bruch vgl. Se­nat, Urt. v. 08.06.2011 – VI­II ZR 305/10, WM 2011, 2146 Rn. 17; Urt. v. 08.01.2014 – VI­II ZR 63/13, WM 2014, 1105 Rn. 20; Urt. v. 10.12.2014 – VI­II ZR 90/14, WM 2015, 403 Rn. 14; Urt. v. 23.09.2015 – VI­II ZR 284/14, NJW 2016, 395 Rn. 16).

[40]   (c) Dem­ge­gen­über ist die Un­be­acht­lich­keit von Ei­gen­ge­bo­ten für ei­nen red­li­chen und des­halb schutz­be­dürf­ti­gen Bie­ter, dem im Ver­trau­en auf die Ein­hal­tung der von eBay vor­ge­ge­be­nen Auk­ti­ons­be­din­gun­gen die Ver­fäl­schung des Auk­ti­ons­ver­laufs durch Ei­gen­ge­bo­te ver­bor­gen bleibt, auf­grund der da­mit ver­bun­de­nen (Über-)Ge­bots­strei­chun­gen re­gel­mä­ßig von Vor­teil. Auch sonst ist – wie vor­ste­hend aus­ge­führt – ei­ne ein­schrän­ken­de Hand­ha­bung der für ei­nen Ver­trags­schluss bei eBay-Auk­tio­nen gel­ten­den Re­geln der §§ 145 ff. BGB zum Nach­teil sol­cher Bie­ter nicht ver­an­lasst. Im Ge­gen­teil steht ih­nen bei Auf­de­ckung un­lau­te­rer Ei­gen­ge­bo­te nach ih­rer Wahl in der Re­gel so­gar noch zu­sätz­lich das Recht zu, sich von „er­folg­rei­chen“ Ge­bo­ten durch An­fech­tung (§§ 123 I, 142 I, 143 I BGB) oder we­gen der in ei­nem ver­deck­ten Ei­gen­ge­bot lie­gen­den Ver­let­zung vor­ver­trag­li­cher Pflich­ten im We­ge ei­nes Scha­dens­er­sat­zes durch Na­tu­ral­re­sti­tu­ti­on (§§ 311 II Nr. 3, 241 II, 280 I, 249 I BGB) zu lö­sen. Denn es liegt auf der Hand, dass ein red­li­cher Bie­ter von ei­ner Teil­nah­me an ei­ner der­art ver­fälsch­ten Auk­ti­on von vorn­her­ein Ab­stand ge­nom­men hät­te, wenn ihm das Ma­ni­pu­la­ti­ons­vor­ha­ben be­kannt ge­we­sen wä­re.

[41]   (d) Dass ei­ne Strei­chung von Ei­gen­ge­bo­ten schließ­lich in der Pra­xis un­durch­führ­bar sei, kann ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts eben­falls nicht an­ge­nom­men wer­den. Denn sind sol­che Ei­gen­ge­bo­te – was tat­säch­li­che Vor­aus­set­zung für ei­ne Strei­chung ist und die ei­gent­li­che Schwie­rig­keit aus­macht – ein­mal iden­ti­fi­ziert, kön­nen sie – wie im Streit­fall – oh­ne grö­ße­re Schwie­rig­kei­ten aus der Ge­bots­ket­te her­aus­ge­nom­men wer­den, um auf der Grund­la­ge der da­nach wirk­sam ab­ge­ge­be­nen Ge­bo­te das für den Kauf­preis maß­geb­li­che Höchst­ge­bot fest­zu­stel­len.

[42]   Ins­be­son­de­re müss­ten auch kei­nes­wegs stets sämt­li­che vor­an­ge­gan­ge­nen Ge­bo­te ge­prüft wer­den, um das Höchst­ge­bot zu er­mit­teln. Denn ein von dem von eBay mit­ge­teil­ten Ver­trags­schluss ab­wei­chen­des Er­geb­nis er­gibt sich bei kon­se­quen­ter Aus­le­gung des Ma­xi­mal­ge­bots nach den dar­ge­stell­ten Grund­sät­zen im­mer nur dann, wenn das Höchst­ge­bot zum Auk­ti­ons­en­de oder das die­sem un­mit­tel­bar vor­an­ge­gan­ge­ne Ge­bot ein Ei­gen­ge­bot das An­bie­ters war. So­weit ein Bie­ter dem­ge­gen­über zu­letzt ein re­gu­lä­res Ge­bot über­bo­ten hat, spielt es – vor­be­halt­lich der un­ter II 1 b bb (3) (c) dar­ge­stell­ten Rech­te – kei­ne Rol­le mehr, wenn in der Ge­bots­ket­te zu­vor ein oder meh­re­re Ei­gen­ge­bo­te ste­hen soll­ten. Denn auf ein der­ar­ti­ges re­gu­lä­res Fremd­ge­bot muss und will ein Bie­ter ein Über­ge­bot ab­ge­ben, um Höchst­bie­ten­der zu wer­den. Der vor­lie­gen­de Fall ist in­so­fern durch die Be­son­der­heit ge­kenn­zeich­net, dass au­ßer dem Start­ge­bot von 1 € und den Ge­bo­ten des Klä­gers kein sons­ti­ges re­gu­lä­res Ge­bot mehr ab­ge­ge­ben wur­de.

[43]   2. Der da­mit zu ei­nem Kauf­preis von 1,50 € über das an­ge­bo­te­ne Fahr­zeug zu­stan­de ge­kom­me­ne Kauf­ver­trag ist un­ge­ach­tet des weit über die­sem Be­trag lie­gen­den Ver­kehrs­werts nicht ge­mäß § 138 I BGB we­gen Sit­ten­wid­rig­keit nich­tig. Um­stän­de, aus de­nen auf ei­ne ver­werf­li­che Ge­sin­nung des Klä­gers – in Be­zug auf die Hö­he der ab­ge­ge­be­nen Ge­bo­te – ge­schlos­sen wer­den könn­te, hat das Be­ru­fungs­ge­richt – un­be­an­stan­det – nicht fest­ge­stellt (vgl. da­zu Se­nat, Urt. v. 28.03.2012 – VI­II ZR 244/10, WM 2012, 2299 Rn. 21; Urt. v. 12.11.2014 – VI­II ZR 42/14, WM 2015, 402 Rn. 9). Denn ab­ge­se­hen da­von, dass ge­ra­de bei ei­ner eBay-Auk­ti­on ein Bie­ter nicht ge­hal­ten ist, sein Ma­xi­mal­ge­bot am mut­maß­li­chen Markt­wert aus­zu­rich­ten, weil es ge­ra­de den Reiz ei­ner In­ter­net­auk­ti­on aus­macht, den Auk­ti­ons­ge­gen­stand zu ei­nem „Schnäpp­chen­preis“ zu er­wer­ben (Se­nat, Urt. v. 12.11.2014 – VI­II ZR 42/14, WM 2015, 402 Rn. 10), kann dem Klä­ger im Streit­fall al­lein schon an­ge­sichts sei­nes letz­ten Ge­bots von 17.000 € von vorn­her­ein nicht an­ge­las­tet wer­den, nur zur Zah­lung ei­nes Prei­ses weit un­ter­halb des Markt­prei­ses be­reit ge­we­sen zu sein. Dass er nach dem Auk­ti­ons­er­geb­nis die Lie­fe­rung des Fahr­zeugs für ei­nen eher sym­bo­li­schen Kauf­preis von 1,50 € hat be­an­spru­chen kön­nen, be­ruht al­lein auf dem er­folg­los ge­blie­be­nen Ver­such des Be­klag­ten, den Auk­ti­ons­ver­lauf in un­lau­te­rer Wei­se zu sei­nen Guns­ten zu ma­ni­pu­lie­ren.

[44]   3. So­weit sich das Be­ru­fungs­ge­richt bei der Be­stim­mung des Nicht­er­fül­lungs­scha­dens dem Land­ge­richt an­ge­schlos­sen hat, wel­ches den Markt­wert des Ge­braucht­fahr­zeugs ge­mäß § 287 ZPO auf „min­des­tens 16.501,50 €“ ge­schätzt hat, be­geg­net dies – ent­ge­gen der von der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung oh­ne nä­he­re An­grif­fe im De­tail er­ho­be­nen Ge­gen­rü­ge – kei­nen recht­li­chen Be­den­ken.

[45]   a) Die nach § 287 I ZPO vor­zu­neh­men­de Be­mes­sung der Hö­he des an den Ver­kehrs­wert des Fahr­zeugs an­knüp­fen­den Nicht­er­fül­lungs­scha­dens ist in ers­ter Li­nie Sa­che des Tatrich­ters, der da­bei be­son­ders frei ge­stellt ist und dem in den Gren­zen ei­nes frei­en Er­mes­sens ein gro­ßer Spiel­raum ge­währt ist, in den das Re­vi­si­ons­ge­richt nicht ein­drin­gen kann (vgl. BGH, Urt. v. 09.03.1966 – Ib ZR 36/64, LM Nr. 35 zu § 287 ZPO [un­ter A III]; Urt. v. 22.06.1989 – III ZR 156/86, ju­ris Rn. 64). Das Schät­zungs­er­geb­nis, über des­sen tat­säch­li­che Grund­la­gen und de­ren Aus­wer­tung der Tatrich­ter in den Ur­teils­grün­den Re­chen­schaft ab­zu­le­gen hat, ist des­halb re­vi­si­ons­recht­lich nur dar­auf­hin über­prüf­bar, ob der Tatrich­ter die Rechts­grund­sät­ze der Be­mes­sung ver­kannt, we­sent­li­che Be­mes­sungs­fak­to­ren au­ßer Be­tracht ge­las­sen oder sei­ner Schät­zung un­rich­ti­ge Maß­stä­be zu­grun­de ge­legt hat (st. Rspr.; vgl. et­wa BGH, Urt. v. 04.05.2011 – VI­II ZR 171/10, NJW 2011, 2871 Rn. 27; Urt. v. 11.06.2015 – I ZR 75/14, GRUR 2016, 191 Rn. 51; Urt. v. 17.11.2015 – VI ZR 492/14, NJW 2016, 1245 Rn. 10). Das ist vor­lie­gend nicht der Fall.

[46]   b) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat bei sei­ner Be­ur­tei­lung in zu­läs­si­ger Wei­se an die Wert­schät­zung an­knüp­fen dür­fen, die das Fahr­zeug in den bei­den par­al­le­len eBay-Auk­tio­nen an­hand der je­wei­li­gen Höchst­ge­bo­te er­fah­ren hat, wel­che der über das Ei­gen­ge­bot des Be­klag­ten nicht un­ter­rich­te­te Klä­ger mit 17.000 € und ein un­be­kannt ge­blie­be­ner Drit­ter mit 16.500 € ab­ge­ge­ben ha­ben. Es be­ste­hen kei­ne recht­li­chen Be­den­ken, dass das Be­ru­fungs­ge­richt die­se Be­trä­ge als Ori­en­tie­rungs­punkt für die Grö­ßen­ord­nung des an­zu­set­zen­den Ver­kehrs­werts ge­wählt hat, zu­mal der Be­klag­te selbst wäh­rend der par­al­le­len zwei­ten eBay-Auk­ti­on mit ei­nem Ge­bot in Hö­he von 16.500 € er­sicht­lich nicht zu­frie­den war und des­halb auch hier ein dar­über hin­aus ge­hen­des Ei­gen­ge­bot ab­ge­ge­ben hat. Dass das Be­ru­fungs­ge­richt die in die­ser Wert­schät­zung zum Aus­druck ge­kom­me­ne Grö­ßen­ord­nung als rea­lis­tisch ein­schät­zen durf­te, er­gibt sich zu­dem dar­aus, dass ei­ne vom Klä­ger vor­ge­leg­te, wenn auch oh­ne tech­ni­sche Prü­fung er­stell­te Fahr­zeug­be­wer­tung nach Eu­ro­tax-Schwa­cke zu ei­nem durch­aus ob­jek­ti­vier­ba­ren Wert von 16.800 € ge­langt war. Au­ßer­dem hat die Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung in an­de­rem Zu­sam­men­hang selbst auf die vom Klä­ger in An­spruch ge­nom­me­ne Sach­kun­de als ge­werb­li­cher Fahr­zeug­händ­ler hin­ge­wie­sen, so­dass auch die­ser Um­stand und das ernst­ge­mein­te Höchst­ge­bot des Klä­gers über 17.000 € für ein zum Wei­ter­ver­kauf be­stimm­tes Fahr­zeug als ein In­diz für die Rich­tig­keit der vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­grif­fe­nen Grö­ßen­ord­nung hät­ten ge­wer­tet wer­den kön­nen.

[47]   Dass das Be­ru­fungs­ge­richt dem­ge­gen­über der Be­haup­tung des Be­klag­ten, das Fahr­zeug letzt­lich für nur 13.320 € ver­kauft zu ha­ben, kei­ne ins Ge­wicht fal­len­de Be­deu­tung für ei­nen deut­lich nied­ri­ge­ren Ver­kehrs­wert bei­ge­mes­sen hat, hält sich im Rah­men zu­läs­si­ger tatrich­ter­li­cher Wür­di­gung der Ge­samt­heit der Schät­zungs­grund­la­gen.

[48]   4. Die Ent­schei­dung des Be­ru­fungs­ge­richts er­weist sich auch nicht aus an­de­ren Grün­den als rich­tig (§ 561 ZPO). Denn ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung kann der Be­klag­te dem Klä­ger auch nicht den Ein­wand des Rechts­miss­brauchs (§ 242 BGB) ent­ge­gen­hal­ten.

[49]   a) Dass der Klä­ger sich die im Er­geb­nis selbst­schä­di­gen­de Un­lau­ter­keit des Be­klag­ten zu­nut­ze macht, in­dem er sich auf die ihm dar­aus er­wach­se­nen ge­setz­li­chen An­sprü­che be­ruft, er­gibt – auch wenn es sich um ei­nen un­vor­her­ge­se­he­nen Ge­winn („wind­fall pro­fit“) han­delt – kei­nen Grund zu recht­li­cher Be­an­stan­dung.

[50]   b) So­weit die Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung dar­auf hin­weist, dass der Klä­ger nach den Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts an­sons­ten schon als „Ab­bruch­jä­ger“ auf­ge­fal­len sei, zeigt sie be­reits nicht auf, wel­che Schluss­fol­ge­run­gen das Be­ru­fungs­ge­richt dar­aus für den an­ders ge­la­ger­ten Streit­fall hät­te zie­hen sol­len oder gar müs­sen. Denn greif­ba­re An­halts­punk­te da­für, dass der Klä­ger sich auch vor­lie­gend bei der Ge­bots­ab­ga­be rechts­miss­bräuch­lich ver­hal­ten ha­ben könn­te, sind we­der fest­ge­stellt noch sonst er­sicht­lich. Ins­be­son­de­re hat der Klä­ger aus­weis­lich der Ge­bots­über­sicht ein in je­der Hin­sicht nor­ma­les Bie­ter­ver­hal­ten ge­zeigt, als er sich nicht – et­wa in aus­sichts­rei­cher Er­war­tung ei­nes als­bal­di­gen Auk­ti­ons­ab­bruchs – auf ein ein­zi­ges nied­ri­ges Ge­bot be­schränkt, son­dern ins­ge­samt fünf­zehn Ma­xi­mal­ge­bo­te ab­ge­ge­ben hat, die am En­de so­gar über dem vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­schätz­ten Markt­wert ge­le­gen ha­ben. Über­dies ist das Be­ru­fungs­ge­richt un­an­ge­grif­fen da­von aus­ge­gan­gen, dass der Klä­ger die Ma­ni­pu­la­tio­nen des Be­klag­ten erst nach Ab­schluss der Auk­ti­on ent­deckt hat.

[51]   III. Nach al­le­dem kann das an­ge­foch­te­ne Ur­teil kei­nen Be­stand ha­ben; es ist auf­zu­he­ben (§ 562 I ZPO). Der Se­nat ent­schei­det in der Sa­che selbst, weil wei­te­re Fest­stel­lun­gen nicht zu tref­fen sind und die Sa­che zur End­ent­schei­dung reif ist (§ 563 III ZPO). Dies führt zur Zu­rück­wei­sung der Be­ru­fung und zur Wie­der­her­stel­lung der Ent­schei­dung des Land­ge­richts.

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