1. An­ga­ben ei­nes Kfz-Ver­käu­fers zur Aus­stat­tung des Fahr­zeugs, die die­ser im Vor­feld des Ver­trags­schlus­ses – et­wa in ei­nem In­se­rat oder auf ei­ner im Fahr­zeug selbst aus­lie­gen­den Lis­te – ge­macht hat, kön­nen zu ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. des § 434 I 1 BGB füh­ren. Das gilt auch dann, wenn die An­ga­ben in den Ver­trags­ver­hand­lun­gen nicht ei­gens zur Spra­che kom­men.
  2. Ein pri­va­ter Kauf­in­ter­es­sent kann re­gel­mä­ßig we­der durch die Be­sich­ti­gung ei­nes Fahr­zeugs noch durch ei­ne Pro­be­fahrt da­mit fest­stel­len, ob das Fahr­zeug – wie vom Ver­käu­fer an­ge­ge­ben – über ein An­ti­blo­ckier­sys­tem (ABS) ver­fügt. Er muss sich des­halb auf die ent­spre­chen­de An­ga­be des Ver­käu­fers ver­las­sen (dür­fen). Dies gilt um­so mehr, als von ei­nem Käu­fer nicht ver­langt wer­den kann, dass er – so­weit dies über­haupt mög­lich ist – zu sei­nem ei­ge­nen Schutz sämt­li­che An­ga­ben des Ver­käu­fers noch vor Ort über­prüft, um sich et­wai­ge Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che zu er­hal­ten. Viel­mehr ist es Sa­che des Ver­käu­fers, die Rich­tig­keit sei­ner An­ga­ben zu über­prü­fen und für et­wa vor­han­de­ne Ab­wei­chun­gen ge­ra­de­zu­ste­hen.

LG Karls­ru­he, Ur­teil vom 15.02.2010 – 1 S 59/09

Sach­ver­halt: Die Par­tei­en strei­ten um die Rück­ab­wick­lung ei­nes am 13.10.2007 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags über ei­nen Ford Es­cort. Der Klä­ger be­gehrt mit der Kla­ge die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses von 1.200 € nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs, den Er­satz vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten nebst Zin­sen so­wie die Fest­stel­lung, dass sich der Be­klag­te in An­nah­me­ver­zug be­fin­det.

Das Amts­ge­richt (AG Maul­bronn, Urt. v. 27.02.2009 – 2 C 69/08) hat der Kla­ge in vol­lem Um­fang statt­ge­ge­ben.

Die da­ge­gen ge­rich­te­te Be­ru­fung des Be­klag­ten, mit der er sei­nen An­trag auf Kla­ge­ab­wei­sung voll­um­fäng­lich wei­ter­ver­folg­te, hat­te nur ge­ring­fü­gi­gen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Dem Klä­ger steht … – wie vom Amts­ge­richt zu­tref­fend aus­ge­führt – ge­gen den Be­klag­ten grund­sätz­lich ein An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags vom 13.10.2007 aus §§ 433, 434 I 1, 437 Nr. 2, 323, 346 I BGB zu. Dies führt da­zu, dass der Klä­ger vom Be­klag­ten den Kauf­preis in Hö­he von 1.200 € Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs zu­rück­ver­lan­gen kann, al­ler­dings un­ter Ab­zug ei­nes Wert­er­sat­zes in Hö­he von 26,20 €, den der Klä­ger sei­ner­seits ge­mäß § 346 II Nr. 2 BGB für die zwi­schen­zeit­lich mit dem Pkw ge­fah­re­nen Ki­lo­me­ter an den Be­klag­ten zu leis­ten hat.

1. Dass ein Ver­trag zwi­schen den Par­tei­en zu­stan­de ge­kom­men ist, ist – so­weit er­sicht­lich – zwi­schen den Par­tei­en nicht (mehr) strei­tig, wird aber je­den­falls auch mit der Be­ru­fung von kei­ner Sei­te an­ge­grif­fen. Ein Agen­tur­ge­schäft (vgl. BGH, Urt. v. 26.01.2005 – VI­II ZR 175/04, NJW 2005, 1039) liegt hier letzt­lich nicht vor, auch wenn ge­wis­se Ähn­lich­kei­ten vor­han­den sind.

2. Die An­ga­ben auf dem In­ter­net­aus­druck er­schei­nen dem Ge­richt auch durch­aus ge­eig­net als Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. des § 434 I 1 BGB (vgl. in­so­weit auch LG Ell­wan­gen, Urt. v. 13.06.2008 – 5 O 60/08, ju­ris). Es ist zwi­schen ei­ner Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie ge­mäß § 444 BGB (ver­gleich­bar mit der frü­he­ren „Zu­si­che­rung ei­ner Ei­gen­schaft“), an die hö­he­re An­for­de­run­gen zu stel­len sind, und ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­mäß § 434 I 1 BGB zu un­ter­schei­den (vgl. BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346). Der In­ter­net­aus­druck bzw. die An­ga­ben im In­ter­net rich­te­ten sich im Zwei­fel an je­den Kauf­in­ter­es­sen­ten, da­mit auch an den Be­klag­ten. Ob auf ihn im Rah­men der Ver­hand­lun­gen aus­drück­lich Be­zug ge­nom­men wur­de, ist nicht maß­geb­lich. Der Klä­ger hat dar­über hin­aus im Rah­men sei­ner per­sön­li­chen An­hö­rung am 09.12.2009 aus­drück­lich an­ge­führt, dass er über die im In­ter­net aus­ge­stell­te Fahr­zeug­be­schrei­bung (mit Händ­ler­an­ga­ben) an den Zeu­gen Z ge­kom­men sei.

Ob und in­wie­weit hier ei­ne Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie i. S. des § 444 BGB vor­ge­le­gen hat, kann nach Auf­fas­sung des Ge­richts da­hin­ste­hen (vgl. in­so­weit BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346), weil oh­ne­hin ein Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss nicht wirk­sam ver­ein­bart wur­de. Der schrift­li­che Kauf­ver­trag wur­de näm­lich nicht von bei­den Sei­ten un­ter­zeich­net; der Klä­ger hat sich hier­auf nicht ein­ge­las­sen. Wenn un­ter die­sen Um­stän­den – bei nicht un­ter­zeich­ne­tem schrift­li­chen Kauf­ver­trag – der Be­klag­te das Fahr­zeug gleich­wohl vor­be­halt­los an den Klä­ger über­ge­ben hat (las­sen), kann ei­ne Ei­ni­gung auf den schrift­li­chen Kauf­ver­trags­in­halt (dar­un­ter „wie ge­se­hen so ge­kauft“) nicht an­ge­nom­men wer­den. Im Zwei­fel grei­fen des­halb die ge­setz­lich vor­ge­se­he­nen Re­geln ein.

Dar­über hin­aus wä­re aber auch – selbst wenn der schrift­li­che Kauf­ver­trag vom Klä­ger un­ter­zeich­net wor­den wä­re – ein Wi­der­spruch zwi­schen den An­ga­ben auf dem In­ter­net­aus­druck und der For­mu­lie­rung in dem schrift­li­chen Kauf­ver­trags­ent­wurf vor­han­den, so­dass wahr­schein­lich auch in die­sem Fall ein et­wai­ger Haf­tungs­aus­schluss da­hin ge­hend aus­zu­le­gen wä­re, dass er sich nicht auf die Be­schaf­fen­heits­an­ga­ben be­zieht (vgl. in­so­weit eben­so BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346 Rn. 31).

Die Dar­le­gungs- und Be­weis­last da­für, dass er selbst den In­ter­net­aus­druck nicht er­stellt und ins Au­to ge­legt hat, liegt bei dem Be­klag­ten. Nach der Be­weis­auf­nah­me in ers­ter In­stanz (der Zeu­ge Z konn­te sich nicht mehr ge­nau dar­an er­in­nern, ob er es war oder der Be­klag­te) ist der Be­klag­te in­so­weit zu­min­dest be­weis­fäl­lig ge­blie­ben. Je­den­falls muss der Be­klag­te sich die An­ga­ben auf dem In­ter­net­aus­druck, wel­cher (un­strei­tig) in dem aus­ge­stell­ten Fahr­zeug lag, aber auch ge­mäß § 164 BGB bzw. über die Grund­sät­ze der An­scheins-/Dul­dungs­voll­macht wie ei­ge­ne An­ga­ben zu­rech­nen las­sen. Er selbst hat in­so­weit vor­ge­tra­gen, dass er wis­se, dass der Zeu­ge Z schon des öf­te­ren bei „mobile.​de“ et­was ein­ge­stellt ha­be. Et­wai­ge Er­klä­run­gen des Zeu­gen Z ge­gen­über dem Klä­ger sind da­her völ­lig un­maß­geb­lich.

Die Par­tei­en ha­ben da­mit ei­ne be­stimm­te Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs ver­ein­bart, die sich auf die im In­ter­net und auf dem im Fahr­zeug be­find­li­chen Aus­druck ge­nann­ten Merk­ma­le be­zog, dar­un­ter auch die Aus­stat­tung mit ABS.

3. Der Ein­wand des Be­klag­ten, der Klä­ger ha­be sich, weil er das Fahr­zeug vor Ort be­sich­tigt ha­be, über­haupt nicht auf die An­ga­ben auf dem In­ter­net­aus­druck ver­las­sen (dür­fen), greift nicht durch. Der BGH (Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346 Rn. 27) hat aus­drück­lich fest­ge­hal­ten, dass der Käu­fer sich auf die An­ga­ben des Ver­käu­fers un­ter Um­stän­den auch dann ver­las­sen muss, wenn er selbst nicht über die not­wen­di­ge Sach­kun­de ver­fügt, um de­ren Rich­tig­keit über­prü­fen zu kön­nen. So sei ein pri­va­ter Kauf­in­ter­es­sent re­gel­mä­ßig auch bei ei­ner Be­sich­ti­gung oder Pro­be­fahrt nicht in der La­ge fest­zu­stel­len, ob die Lauf­leis­tung dem Ta­cho­me­ter­stand des an­ge­bo­te­nen Fahr­zeugs ent­spricht. Glei­ches gilt für die Fra­ge, ob ABS vor­han­den ist oder nicht; dem­entspre­chend hat das Amts­ge­richt erst­in­stanz­lich ein Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten ein­ge­holt.

Gleich­falls greift der Ein­wand des Be­klag­ten nicht, dass der Klä­ger auf­grund der Viel­zahl an leicht er­kenn­ba­ren ge­ring­fü­gi­gen Ab­wei­chun­gen der In­ter­net­an­ga­ben von der Rea­li­tät (so z. B. be­züg­lich der Haupt­un­ter­su­chung, der Ab­gas­un­ter­su­chung, des Da­tums der Erst­zu­las­sung des Fahr­zeugs und be­züg­lich der elek­tri­schen Fens­ter­he­ber) nicht mehr dar­auf ha­be ver­trau­en kön­nen, dass die üb­ri­gen An­ga­ben stim­men wür­den. Zum ei­nen kann von ei­nem Käu­fer nicht ver­langt wer­den, dass er zu sei­nem ei­ge­nen Schutz sämt­li­che An­ga­ben des Ver­käu­fers, so­weit dies über­haupt mög­lich ist, vor Ort di­rekt über­prüft, um sich et­wai­ge Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che zu er­hal­ten; viel­mehr fällt es in den Ver­ant­wor­tungs­be­reich ei­nes Ver­käu­fers, die Rich­tig­keit sei­ner An­ga­ben zu über­prü­fen und für et­wa vor­han­de­ne Ab­wei­chun­gen ge­ra­de­zu­ste­hen. Dies gilt um­so mehr, als zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig ist, dass im vor­lie­gen­den Fall je­den­falls nicht sämt­li­che An­ga­ben auf dem In­ter­net­aus­druck falsch wa­ren. Von dem Klä­ger konn­te un­ter die­sen Um­stän­den nicht ver­langt wer­den, dass er sich – ge­treu dem Mot­to „Such den Feh­ler!“ – auf die Su­che nach Ab­wei­chun­gen be­ge­ben wür­de, zu­mal die An­ga­ben aus dem In­ter­net sich mit den An­ga­ben auf dem Aus­druck deck­ten. Es ist auch über­haupt nicht klar, son­dern wur­de le­dig­lich von der Be­klag­ten als Be­haup­tung in den Raum ge­stellt, dass dem Klä­ger die an­de­ren Ab­wei­chun­gen be­reits bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags auf­ge­fal­len wa­ren. Der Klä­ger selbst hat je­den­falls im Rah­men sei­ner per­sön­li­chen An­hö­rung aus­ge­sagt, dass er vor al­lem ein Au­to mit ABS hät­te ha­ben wol­len; die an­de­ren An­ga­ben sei­en für ihn nicht so wich­tig ge­we­sen.

Da­hin­ste­hen kann un­ter die­sen Um­stän­den, ob und in­wie­weit im vor­lie­gen­den Fall der Klä­ger durch den Be­klag­ten – wel­cher sich das Ver­hal­ten des Zeu­gen Z un­ter Um­stän­den als ei­ge­nes zu­rech­nen las­sen müss­te – über be­stimm­te Be­schaf­fen­hei­ten des Fahr­zeugs so­gar arg­lis­tig ge­täuscht wur­de. Die­se Ann­nah­me liegt we­gen der Häu­fung so­wie der Ge­ring­fü­gig­keit der fal­schen An­ga­ben – die ein sys­te­ma­ti­sches Vor­ge­hen und kein Ver­se­hen ver­mu­ten las­sen – durch­aus na­he, er­scheint an­de­rer­seits we­gen der leich­ten Über­prüf­bar­keit der Ab­wei­chun­gen, die be­reits beim Kauf auf­ge­fal­len sein könn­ten und des­halb das Vor­lie­gen ei­nes Irr­tums beim Klä­ger in­fra­ge stel­len, als zwei­fel­haft.

4. Un­an­ge­grif­fen ist sei­tens des Be­klag­ten die auf dem erst­in­stanz­lich ein­ge­hol­ten Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten ba­sie­ren­de Fest­stel­lung des Amts­ge­richts ge­blie­ben, dass das ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug – ent­ge­gen den An­ga­ben im In­ter­net bzw. auf dem Aus­druck – nicht über ein ABS ver­fügt und da­mit – auch schon bei Über­ga­be – von der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit ab­wich.

Dem­nach ist der Kauf­ver­trag je­den­falls we­gen des feh­len­den ABS – wie vom Amts­ge­richt zu­tref­fend fest­ge­stellt – rück­ab­zu­wi­ckeln; ei­ne Frist­set­zung war we­gen der Un­be­heb­bar­keit der Ab­wei­chung nicht er­for­der­lich; die Ab­wei­chung war, wie vom Amts­ge­richt zu­tref­fend fest­ge­stellt, auch nicht nur un­er­heb­lich …

5. Al­ler­dings war er­gän­zend zu be­rück­sich­ti­gen, dass der Klä­ger bzw. sei­ne Mut­ter zwi­schen­zeit­lich mit dem Fahr­zeug 300 km ge­fah­ren ist. Bei der Rück­ab­wick­lung ei­nes Ver­brauchs­gü­ter­kaufs steht ei­nem An­spruch des Ver­käu­fers auf Nut­zungs­wert­er­satz ge­mäß § 346 I BGB eu­ro­päi­sches Recht (hier: Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie) nicht ent­ge­gen (vgl. BGH, Urt. v. 16.09.2009 – VI­II ZR 243/08, NJW 2010, 148).

Auf­grund der durch­ge­führ­ten Be­weis­auf­nah­me steht zur Über­zeu­gung des Ge­richts ei­ner­seits fest, dass der Ki­lo­me­ter­stand zum Zeit­punkt der Nach­be­sich­ti­gung im Ok­to­ber 2008 „36.559 km“ be­trug. Dies hat der Sach­ver­stän­di­ge S in sei­nem Gut­ach­ten vom 03.12.2008 so schrift­lich fest­ge­hal­ten, wo­bei – in Über­ein­stim­mung mit der Ein­schät­zung der Par­tei­ver­tre­ter – da­von aus­zu­ge­hen ist, dass bei dem Pkw die Stel­le der „Hun­der­terttau­sen­der“-Ki­lo­me­ter nicht ge­son­dert aus­ge­wie­sen ist, so­dass die ge­fah­re­nen Ki­lo­me­ter zu die­sem Zeit­punkt bei 136.559 km an­zu­set­zen sind. So­wohl der Klä­ger als auch sei­ne Mut­ter, die Zeu­gin M, ha­ben dar­über hin­aus glaub­haft an­ge­ge­ben – was letzt­lich un­be­strit­ten ge­blie­ben ist –, dass der Ki­lo­me­ter­stand sich auch heu­te noch un­ver­än­dert hier­auf be­läuft, weil das Fahr­zeug zwi­schen­zeit­lich nicht be­wegt wur­de. Da­von hat­te das Ge­richt mit­hin aus­zu­ge­hen.

Gleich­zei­tig hat der für den Grund und die Hö­he des Wert­er­sat­zes dar­le­gungs- und be­weis­be­las­te­te Be­klag­te nicht zur Über­zeu­gung des Ge­richts nach­wei­sen kön­nen, dass der Ki­lo­me­ter­stand zum Zeit­punkt der Über­ga­be des Fahr­zeugs sich tat­säch­lich – wie auf dem In­ter­net­aus­druck an­ge­ge­ben – auf 132.000 km be­lief (was sonst zwin­gend zwi­schen­zeit­lich ge­fah­re­ne 4.559 km be­din­gen wür­de). Zwar bie­tet die An­ga­be im In­ter­net bzw. auf dem In­ter­net­aus­druck in­so­weit ei­nen An­halts­punkt; auf­fäl­lig ist je­doch, dass dort ei­ne glat­te Zahl ge­nannt wor­den ist; dass dies der Rea­li­tät ent­sprach, ist un­wahr­schein­lich. Hin­zu kommt, dass ja – wie un­strei­tig ist – auch an­de­re An­ga­ben auf dem Aus­druck nicht stimm­ten.

Schließ­lich hat die Zeu­gin M in ih­rer Ver­neh­mung am 03.02.2010 auch glaub­haft und de­zi­diert er­läu­tert, wie es da­zu kam, dass sie – an­stel­le ih­res Soh­nes – den Wa­gen be­nutz­te und wie oft und wie weit sie je­weils mit ihm fuhr. Sie hat hier­zu im Ein­zel­nen gut nach­voll­zieh­bar mit­ge­teilt, dass sie vor der Ab­mel­dung des Wa­gens (wel­che un­strei­tig am 08.02.2008 er­folg­te) ins­ge­samt ca. zwei Mo­na­te mit dem Pkw ge­fah­ren sei, und zwar in den ca. 1,3 km ent­fern­ten Ort so­wie je­weils ca. sechs Mal nach Vai­hin­gen und nach Mühl­acker, wo­für sie je­weils ei­ne ein­fa­che Ent­fer­nung von 7,5 km an­ge­setzt ha­be. Hier­von aus­ge­hend hat die Zeu­gin wei­ter er­läu­tert, dass sie schät­ze, mit dem Pkw ins­ge­samt un­ge­fähr 360 km – al­ler­dings, dies hat sie be­tont, ma­xi­mal – mit dem Pkw ge­fah­ren zu sein … Er­gän­zend hat sie er­läu­tert, dass die­se Schät­zung ih­rer­seits be­reits äu­ßerst groß­zü­gig sei, weil sie in der Zeit, wo sie das Au­to ge­nutzt ha­be, kei­nes­falls je­den Tag in den Ort ge­fah­ren sei. Kei­nes­falls sei­en sie oder ihr Sohn zwi­schen­zeit­lich ca. 4.500 km mit dem Pkw ge­fah­ren.

Die An­ga­ben der Zeu­gin sind für das Ge­richt oh­ne Wei­te­res nach­voll­zieh­bar, sie sind schlüs­sig und ge­ben kei­ner­lei be­grün­de­te An­halts­punk­te zu Zwei­feln: Die Ki­lo­me­ter­an­ga­ben der Zeu­gin sind in der Tat – so­weit hat das Ge­richt die An­ga­ben über den Rou­ten­pla­ner www.​viamichelin.​de nach­voll­zo­gen – eher groß­zü­gig be­mes­sen (vom Wohn­ort der Zeu­gin er­ge­ben sich nach dem Rou­ten­pla­ner Ent­fer­nun­gen von 1,1 km [ll­lin­gen Stadt­mit­te], 6,5 km [Vai­hin­gen an der Enz] und 7,5 km [Mühl­acker]: Es er­gä­ben sich dem­nach ins­ge­samt 132 km + 78 km + 90 km = 300 km). Die Häu­fig­keit so­wie die an­geb­li­che Dau­er der Nut­zung (ca. zwei Mo­na­te) las­sen sich auch zeit­lich je­den­falls un­ge­fähr mit den an­de­ren Er­eig­nis­sen, die zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig bzw. durch Do­ku­men­te be­legt sind (Kauf­ver­trags­da­tum [13.10.2007], Rück­tritt­schrei­ben [19.11.2007], An- und Ab­mel­dung des Pkw [17.10.2007, 08.02.2008]) über­ein­brin­gen. Die Zeu­gin hat im Rah­men ih­rer Ver­neh­mung fer­ner nicht le­dig­lich „blind“ den Klä­ger­vor­trag be­stä­tigt – denn die­ser lau­te­te zu­letzt auf nicht mehr als 250 ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter (vgl. Schrift­satz vom 29.12.2009). Ih­re Aus­sa­ge lässt sich aber oh­ne Wei­te­res da­mit in Ein­klang brin­gen.

Un­ter Be­rück­sich­ti­gung all des­sen muss der Klä­ger sich hier letzt­lich nach Auf­fas­sung des Ge­richt ins­ge­samt 300 ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter im We­ge des Wert­er­sat­zes an­rech­nen las­sen, auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung des­sen, dass er selbst im An­schluss an den Kauf mit dem Wa­gen min­des­tens ein­mal ge­fah­ren ist. Al­les, was dar­über hin­aus­geht, steht je­den­falls nicht hin­rei­chend si­cher fest.

Die zeit­an­tei­li­ge li­nea­re Wert­min­de­rung war im Ver­gleich zwi­schen tat­säch­li­chem Ge­brauch und vor­aus­sicht­li­cher Ge­samt­nut­zungs­dau­er aus­ge­hend vom Brut­to­kauf­preis im We­ge der Schät­zung (§ 287 ZPO) zu er­mit­teln. Bei Ge­braucht­fahr­zeu­gen ist der kon­kre­te Alt­wa­gen­preis mit der vor­aus­sicht­li­chen Rest­fahr­leis­tung ins Ver­hält­nis zu set­zen und mit der tat­säch­li­chen Fahr­leis­tung des Käu­fers zu mul­ti­pli­zie­ren (vgl. BGH, Urt. v. 17.05.1995 – VI­II ZR 70/94, NJW 1995, 2159 [2161]; Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 69. Aufl., § 346 Rn. 10; MünchKomm-BGB/Gai­er, 5. Aufl., § 346 Rn. 27).

Aus­ge­hend von ei­ner Ge­samt­lauf­leis­tung des vor­lie­gen­den Fahr­zeugs von 150.000 km (und dem­zu­fol­ge ei­ner Rest­lauf­leis­tung von 150.000 km ab­züg­lich 136.259 km = 13.741 km) er­gab sich vor­lie­gend für die 300 ge­fah­re­nen Ki­lo­me­ter ein Wert­er­satz von (1.200 € : 13.741 km) × 300 km = 26,20 € …

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