Durch den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag über ei­nen Pkw we­gen Sach­män­geln wird ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung in­so­weit aus­ge­schlos­sen, als es um den Er­satz ei­nes Nut­zungs­aus­fall­scha­dens geht, der da­durch ent­stan­den ist, dass dem Käu­fer in­fol­ge des Man­gels der Kauf­sa­che de­ren Nut­zung ent­geht. Dies gilt auch für ei­nen in­fol­ge der Rück­ga­be der man­gel­haf­ten Sa­che ent­stan­de­nen Nut­zungs­aus­fall (ge­gen BGH, Urt. v. 28.11.2007 – VI­II ZR 16/07, BGHZ 174, 290 = NJW 2008, 911).

KG, Ur­teil vom 30.04.2009 – 12 U 241/07
(nach­fol­gend: BGH, Ur­teil vom 14.04.2010 – VI­II ZR 145/09)

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin ver­langt im An­schluss an die man­gel­be­ding­te Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­trags ei­ne Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung in Hö­he von 6.384 €, und sie be­gehrt den Er­satz auf­ge­wen­de­ter Ver­si­che­rungs­kos­ten, Kfz-Steu­er und Zu­las­sungs­kos­ten in Hö­he von ins­ge­samt 917,45 €. Das Land­ge­richt hat der Kla­ge in Hö­he von 3.017,45 € nebst Zin­sen statt­ge­ge­ben (2.100 € Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung; 917,45 € wei­te­re For­de­run­gen) und sie im Üb­ri­gen ab­ge­wie­sen. Ge­gen das Ur­teil ha­ben bei­de Par­tei­en Be­ru­fung ein­ge­legt. Nur das Rechts­mit­tel der Be­klag­ten war er­folg­reich.

Aus den Grün­den: B. I. … 1. Der Klä­ge­rin steht ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Land­ge­richts kein Geld­er­satz in Form ei­ner abs­trakt be­rech­ne­ten Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung für die Nicht­nut­zung des von ihr bei der Be­klag­ten er­wor­be­nen und spä­ter zu­rück­ge­ge­be­nen Pkw in der Zeit ab Vor­lie­gen des Pri­vat­gut­ach­tens des Sach­ver­stän­di­gen S bis zum Er­werb ei­nes Er­satz­fahr­zeugs zu, al­so auch nicht für den vom Land­ge­richt nach § 287 I ZPO auf 60 Ta­ge be­grenz­ten Teil die­ses Zeit­raums.

a) Zwar hat das Land­ge­richt rechts­feh­ler­frei un­ter Hin­weis auf die § 437 Nr. 3, §§ 280 I, 276 I, II BGB ein haf­tungs­be­grün­den­des Ver­schul­den der Be­klag­ten am Ab­schluss des Ver­trags über ein man­gel­haf­tes Fahr­zeug be­jaht.

Die Be­klag­te war an­ge­sichts der ihr vor­lie­gen­den In­for­ma­tio­nen über die Vor­ge­schich­te des Fahr­zeugs ge­hal­ten, das Fahr­zeug vor der Wei­ter­ver­äu­ße­rung nä­her zu über­prü­fen. Mit dem Land­ge­richt ist da­von aus­zu­ge­hen, dass sie bei die­ser Über­prü­fung die … sach­ver­stän­dig fest­ge­stell­ten er­heb­li­chen Män­gel mit Ver­kehrs­ge­fähr­dung be­merkt hät­te und das Fahr­zeug in­fol­ge­des­sen nicht in die­sem Zu­stand wei­ter­ver­äu­ßert wor­den wä­re.

Er­folg­los ver­weist die Be­klag­te auf den von ihr ein­ge­hol­ten Zu­stands­be­richt der X-GmbH, nach dem das Fahr­zeug nur an der Ka­ros­se­rie Män­gel oh­ne Be­ein­flus­sung der Be­triebs- und Ver­kehrs­si­cher­heit auf­ge­wie­sen ha­ben soll, an­sons­ten aber in Ord­nung ge­we­sen sein soll. Die­ser Be­richt kann die Be­klag­te des­halb nicht ent­las­ten, weil er erst am 13.04.2005 und da­mit nach Ab­schluss des Kauf­ver­trags vom 11.04.2005 ge­fer­tigt wor­den ist. Die vom Land­ge­richt rich­tig dar­ge­stell­ten Über­prü­fungs­pflich­ten vor Ver­trags­ab­schluss sind da­durch nicht rück­wir­kend ent­fal­len, die Be­klag­te ist nicht ent­las­tet.

b) Zu Recht hat das Land­ge­richt zu­dem je­den­falls für den von ihm ge­schätz­ten Zeit­raum von 60 Ta­gen ei­nen für ei­ne Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung er­for­der­li­chen Nut­zungs­wil­len der Klä­ge­rin be­jaht.

c) Ein An­spruch der Klä­ge­rin schei­tert auch nicht an ei­nem Ver­stoß ge­gen die Scha­dens­min­de­rungs­pflicht nach § 254 II BGB. Es ist – ei­nen Er­satz­an­spruch un­ter­stellt – we­der vor­ge­tra­gen noch er­sicht­lich, was die Klä­ge­rin zur Ver­mei­dung ei­nes Scha­dens der Be­klag­ten hät­te tun kön­nen oder sol­len.

d) Aus Rechts­grün­den kann die Klä­ge­rin je­doch kei­nen abs­trakt be­rech­ne­ten Scha­dens­er­satz für ent­gan­ge­ne Nut­zun­gen des Fahr­zeugs … für die Zeit ab Be­en­di­gung der Nut­zung des ge­kauf­ten Pkw bis zur Rück­ab­wick­lung des Ver­trags ver­lan­gen.

Ei­ne ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung zum pau­scha­len Er­satz der­ar­ti­ger Nut­zungs­mög­lich­kei­ten ha­ben die Par­tei­en nicht ge­trof­fen. Im Kauf­ver­trag vom 11.04.2005 ist von der­ar­ti­gen An­sprü­chen kei­ne Re­de. Die An­sprü­che las­sen sich auch nicht aus dem Ge­setz ab­lei­ten. Es ist ent­ge­gen der Recht­spre­chung des BGH (Urt. vom 28.11.2007 – VI­II ZR 16/07, BGHZ 174, 290 = NJW 2008, 911) so­wie ei­ni­ger Ober­lan­des­ge­rich­te nicht ge­recht­fer­tigt, dem Käu­fer ei­nes Fahr­zeu­ges nach Rück­tritt vom Kauf­ver­trag im Rah­men sei­nes Scha­dens­er­satz­an­spru­ches Er­satz für zwi­schen­zeit­lich ent­stan­de­nen Nut­zungs­aus­fall zu­zu­spre­chen. Dies hat das Land­ge­richt je­doch ge­tan.

(1) Der er­ken­nen­de Rich­ter kann sich dem vom BGH ge­wähl­ten scha­dens­recht­li­chen An­satz für die Be­grün­dung ei­nes An­spruchs des Käu­fers auf Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung nicht an­schlie­ßen.

(a) Die Neu­re­ge­lung des § 325 BGB, nach der das Recht, bei ei­nem ge­gen­sei­ti­gen Ver­trag Scha­dens­er­satz zu ver­lan­gen, durch den Rück­tritt nicht aus­ge­schlos­sen wird, wirft die Fra­ge auf, wie sich das am ne­ga­ti­ven In­ter­es­se ori­en­tier­te Rück­tritts­fol­gen­recht mit dem auf das po­si­ti­ve In­ter­es­se ge­rich­te­ten ver­trag­li­chen Scha­dens­er­satz­an­spruch ver­ein­ba­ren lässt und was in die­sem Zu­sam­men­hang für die ge­zo­ge­nen oder pflicht­wid­rig nicht ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen gilt, die das Rück­tritts­fol­gen­recht dem Rück­tritts­gläu­bi­ger – bei ei­nem Fahr­zeug­kauf al­so dem Ver­käu­fer – zu­weist (§§ 346 I und II, 347 I 2 BGB).

(b) Der BGH hat die­se Fra­ge in der vor­ge­nann­ten Ent­schei­dung, in dem Er­satz von Miet­wa­gen­kos­ten nach Rück­tritt vom Kauf ei­nes ge­brauch­ten Pkw ver­langt wur­de, jüngst da­hin be­ant­wor­tet, die ge­setz­ge­be­ri­sche Grund­ent­schei­dung für ei­nen An­spruch auf Er­satz des Er­fül­lungs­scha­dens ne­ben dem Rück­tritts­recht füh­re da­zu, dass auch der Nut­zungs­aus­fall­scha­den zum Er­fül­lungs­scha­den ge­hö­re. In die­sem Fall – so der BGH – ver­blei­be trotz der am ne­ga­ti­ven In­ter­es­se ori­en­tier­ten Rück­ga­be des ge­kauf­ten Fahr­zeugs ge­gen Er­stat­tung des ge­leis­te­ten Kauf­preiss ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung für den Ver­käu­fer ein Scha­den in Form zwi­schen­zeit­lich ent­gan­ge­ner Nut­zungs­mög­lich­kei­ten. Die Ein­ord­nung die­ses Aus­falls als er­satz­fä­hi­ger Scha­den des Käu­fers wer­de nicht da­durch be­rührt, dass nach dem Rück­tritts­recht (§§ 346, 347 BGB) die zu­rück­ge­tre­te­ne Par­tei Wert­er­satz für ge­zo­ge­ne Nut­zun­gen und für pflicht­wid­rig nicht ge­zo­ge­ne Nut­zun­gen zu leis­ten ha­be. Al­ler­dings sei­en in die scha­dens­er­satz­recht­li­che Be­trach­tung die ver­mö­gens­mä­ßi­gen Fol­gen des Rück­tritts ein­zu­be­zie­hen.

Im Er­geb­nis führt die­se Aus­le­gung da­zu, dass die ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen über das Rück­tritts­fol­gen­recht durch ei­ne scha­dens­recht­li­che Be­trach­tung „über­spielt“ und die ge­setz­li­chen An­ord­nun­gen des Rück­tritts­fol­gen­rechts durch die Scha­dens­be­rech­nung „kor­ri­giert“ wer­den (So­er­gel/Gsell, BGB, 13. Aufl. [2005], § 325 Rn. 3; dies., NJW 2008, 912, 913). Dem Rück­tritts­recht kommt in ei­nem zwei­stu­fi­gen Ver­fah­ren im We­sent­li­chen noch die Funk­ti­on zu, die nach dem Ver­trag aus­ge­tausch­ten Leis­tun­gen zu stor­nie­ren, um so den Bo­den für ei­ne scha­dens­er­satz­recht­li­che Prü­fung am Maß­stab der von den Par­tei­en ver­trag­lich fest­ge­leg­ten Äqui­va­lenz die­ser Leis­tun­gen zu be­rei­ten.

(c) Das be­geg­net in mehr­fa­cher Hin­sicht Be­den­ken.

In­fol­ge der Re­ge­lung des § 325 BGB, der kei­ne ei­gen­stän­di­ge ma­te­ri­el­le Re­ge­lung über Vor­aus­set­zun­gen und In­halt des Scha­dens­er­satz­an­spruchs trifft, ste­hen Rück­tritts­recht und Scha­dens­er­satz­recht im Ge­setz gleich­wer­tig ne­ben­ein­an­der, was na­he­legt, bei ih­rer Aus­le­gung ein Er­geb­nis prak­ti­scher Kon­kor­danz an­zu­stre­ben, al­so bei­den Re­ge­lungs­sys­te­men zu größt­mög­li­cher Gel­tung zu ver­hel­fen (vgl. Faust, JZ 2008, 471, 474). Letzt­lich ver­folgt auch der BGH die­ses Ziel, in­dem er zwar ei­ner­seits ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch für den Fall an­nimmt, dass der Käu­fer vom Ver­trag zu­rück­ge­tre­ten ist, den Kauf­preis ge­gen Rück­ga­be der man­gel­haf­ten Kauf­sa­che zu­rück­er­hal­ten hat und für die bis zur Rück­ga­be ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen Wert­er­satz ge­leis­tet hat, an­de­rer­seits die ver­mö­gens­mä­ßi­gen Fol­gen des Rück­tritts bei der scha­dens­recht­li­chen Be­trach­tung ein­be­zie­hen will. Da­bei be­grün­det er die Aus­gangs­ent­schei­dung zu­guns­ten ei­ner scha­dens­recht­li­chen Per­spek­ti­ve aus­schließ­lich mit der aus § 325 BGB ab­ge­lei­te­ten Reich­wei­te des po­si­ti­ven In­ter­es­ses, das eben ge­ne­rell auch den Nut­zungs­aus­fall­scha­den um­fas­se. Das er­scheint nicht über­zeu­gend. Mit glei­chem Recht er­mög­licht das ein­schrän­kungs­lo­se Ne­ben­ein­an­der bei­der Re­ge­lun­gen ein Ge­set­zes­ver­ständ­nis, nach dem das im Scha­dens­er­satz­recht ge­ne­rell um­fas­sen­de po­si­ti­ve In­ter­es­se durch die Rück­tritts­re­ge­lun­gen zum Nut­zungs­aus­fall für die­sen Fall ein­ge­schränkt wird und Er­satz­an­sprü­che des Rück­tritts­gläu­bi­gers im Hin­blick auf kon­gru­en­te Re­ge­lun­gen zu des­sen Her­aus­ga­be- und Er­satz­pflicht aus­ge­schlos­sen sind (für ei­ne ab­schlie­ßen­de Re­ge­lung durch das Rück­tritts­recht Stau­din­ger/Ot­to, BGB, Neu­be­arb. 2004, § 325, Rn. 28; a. A. So­er­gel/Gsell, a. a. O., § 325 Rn. 42; dies. JZ 2004, 643, 644).

Für die­ses Ver­ständ­nis – Scha­dens­er­satz nur, so­weit nicht das Rück­tritts­recht ei­ge­ne Re­ge­lun­gen ent­hält – spre­chen nicht nur die „Pro­por­tio­nen“ der ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen, al­so der Um­stand, dass ei­ne de­tail­lier­te Rück­tritts­fol­gen­re­ge­lung dem knap­pen Hin­weis in § 325 BGB ge­gen­über­steht, Scha­dens­er­satz­for­de­run­gen sei­en durch den Rück­tritt nicht aus­ge­schlos­sen. Hier­für spricht auch die Re­ge­lung des § 281 V BGB. Ver­langt der Schuld­ner Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung we­gen nicht oder nicht wie ge­schul­det er­brach­ter Leis­tung („gro­ßer Scha­dens­er­satz“), so ist der Schuld­ner zur Rück­for­de­rung des Ge­leis­te­ten nach den §§ 346 bis 348 BGB be­rech­tigt. Da­mit gel­ten in die­sem Fall, der auch nach Auf­fas­sung des BGH dem Rück­tritt mit gleich­zei­ti­gem Scha­dens­er­satz­ver­lan­gen ver­gleich­bar ist, eben­falls die Re­ge­lun­gen zur Nut­zungs­ent­schä­di­gung (vgl. Stau­din­ger/Ot­to, a. a. O., § 281 Rn. E 4; Schmidt-Kes­sel, in: Prüt­ting/We­gen/Wein­reich, BGB, 4. Aufl. [2009], § 281 Rn. 32; Jau­er­nig/Stad­ler, BGB, 12. Aufl. [2007], § 282 Rn. 32; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 10. Aufl. [2009], Rn. 1874).

Zu Recht weist Faust (JZ 2008, 471, 474) un­ter Be­zug auf die Ge­set­zes­be­grün­dung auf die Un­ver­ein­bar­keit der BGH-Lö­sung mit die­ser Re­ge­lung hin: Wür­de das Ge­setz in der­ar­ti­gen Fäl­len von ei­ner scha­dens­recht­li­chen Lö­sung aus­ge­hen und bil­de­te die An­wen­dung des Rück­tritts­rechts da­bei nur ei­ne ver­fah­rens­mä­ßi­ge Zwi­schen­sta­ti­on, wä­re die ge­setz­li­che Ver­wei­sung auf das Rück­tritts­recht nicht nur über­flüs­sig, son­dern un­zu­tref­fend, weil ir­re­füh­rend (vgl. zu den Gren­zen der Aus­le­gung ei­ner Ver­wei­sungs­norm auf das Rück­tritts­recht bei kla­rem Wort­laut BGH, Urt. v. 26.11.2008 – VI­II ZR 200/05, BGHZ 179, 27 = NJW 2009, 427).

Ge­gen die vom BGH ge­fun­de­ne Aus­le­gung spricht fer­ner, dass sie dem Ge­setz be­züg­lich der Nut­zungs­ent­schä­di­gung ei­nen In­halt bei­misst, der zu ei­ner selbst­wi­der­sprüch­li­chen „do­lo-agit“-Si­tua­ti­on der Be­tei­lig­ten führt. Zwar hat­te der BGH im ent­schie­de­nen Fall kei­ne Ver­an­las­sung, sich im Ein­zel­nen mit der Scha­dens­be­rech­nung im Hin­blick auf ge­zahl­te Nut­zungs­ent­schä­di­gung des Käu­fers zu be­fas­sen, weil die For­de­rung von ei­nem wei­te­ren be­rück­sich­ti­gungs­pflich­ti­gen Scha­den über­la­gert wur­de. Al­ler­dings deu­tet die knap­pe For­mu­lie­rung in Rand­num­mer 10 an, dass der Käu­fer und Rück­tritts­gläu­bi­ger of­fen­bar – so­fern er die Kauf­sa­che trotz Man­gels ge­nutzt hat – zu­nächst ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung an den Ver­käu­fer und Rück­tritts­schuld­ner zu zah­len ha­ben soll, so­dann aber ei­nen ge­gen­läu­fi­gen An­spruch auf Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung gel­tend ma­chen kann (vgl. zur Art der Be­rech­nung und mög­li­chen Auf­rech­nungs­la­gen Stau­din­ger/Kai­ser, BGB, Neu­be­arb. 2004, Vor­bem. § 346 Rn. 78; Dau­ner-Lieb/Hei­del/Ring, BGB, § 325 BGB, Rn. 5; Faust, JZ 2008, 471, 474 weist auf Schwie­rig­kei­ten hin, so­fern im Rah­men des Rück­tritts­recht Nut­zungs­aus­fall­er­satz zu leis­ten ist, ein ge­gen­läu­fi­ger Scha­dens­er­satz­ver­hält­nis je­doch nur ein­ge­schränkt be­steht). Das Ent­ste­hen der­ar­ti­ger wi­der­sprüch­li­cher Er­satz­an­spruchs­zu­wei­sun­gen spricht ge­gen die scha­dens­recht­li­che Aus­le­gung und da­für, die rück­tritts­recht­li­che Lö­sung als ab­schlie­ßend an­zu­se­hen.

Oh­ne Be­deu­tung für die­se Er­wä­gun­gen zur Aus­le­gung ist die Fra­ge, ob es rechts­po­li­tisch er­stre­bens­wert ist, auch bei Rück­tritt oder gro­ßem Scha­dens­er­satz ei­nen An­spruch auf Er­satz ei­nes Nut­zungs­aus­fall­scha­dens zu­zu­bil­li­gen. Die­se Fra­ge hat der Ge­setz­ge­ber zu ent­schei­den. Der er­ken­nen­de Rich­ter kann ab­wei­chend vom BGH dem Ge­setz ge­gen­wär­tig ei­ne po­si­ti­ve Ant­wort dar­auf nicht ent­neh­men.

(d) Auch aus den Ent­schei­dun­gen des OLG Ko­blenz (Urt. v. 08.03.2007 – 5 U 1518/06, NJW-RR 2007, 1291) so­wie des OLG Düs­sel­dorf (Beschl. v. 28.01.2008 – I-1 U 151/07), die ei­nen An­spruch auf Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung be­jaht ha­ben, er­ge­ben sich kei­ne neu­en Ar­gu­men­te. Das OLG Cel­le (Urt. v. 16.04.2008 – 7 U 224/07, NJW-RR 2008, 1635) hat sei­ne ent­spre­chen­de Auf­fas­sung im We­sent­li­chen auf das vor­ge­nann­te Ur­teil des BGH ge­stützt.

(2) Selbst bei An­nah­me der vom BGH ver­lang­ten pri­mär scha­dens­recht­li­chen Be­trach­tung ist – aus scha­dens­recht­li­chen Grün­den – ein Nut­zungs­aus­fall bei Rück­tritt vom Kauf­ver­trag nicht er­satz­fä­hig.

(a) Die Er­satz­fä­hig­keit von Nut­zungs­aus­fall als Ver­mö­gens­scha­den be­ruht auf der Vor­aus­set­zung, dass Schä­den nicht nur durch den Ver­gleich der Sub­stanz­wer­te vor und nach dem schä­di­gen­den Er­eig­nis zu er­fas­sen sind, son­dern dass ei­ne wer­ten­de Be­trach­tung der Be­ein­träch­ti­gung des auf dem Sub­stanz­wert be­ru­hen­den Nut­zungs­werts ge­bo­ten ist.

Nach § 253 BGB kann we­gen ei­nes Scha­dens, der nicht Ver­mö­gens­scha­den ist, Ent­schä­di­gung in Geld nur in den durch das Ge­setz be­stimm­ten Fäl­len ge­for­dert wer­den. Ei­ne aus­drück­li­che ge­ne­rel­le Re­ge­lung zur Er­satz­fä­hig­keit ent­gan­ge­ner Ge­brauchs­vor­tei­le von Sa­chen ent­hält das Ge­setz nicht. Der BGH hat al­ler­dings im We­ge der Aus­le­gung den Rechts­be­griff „Ver­mö­gens­scha­den“ so wei­ter­ent­wi­ckelt, dass un­ter be­son­de­ren Be­din­gun­gen die ent­gan­ge­ne Ge­brauchs­mög­lich­keit ei­nen er­satz­fä­hi­gen Ver­mö­gens­scha­den dar­stellt. Aus­ge­hend von dem Ge­dan­ken, dass „in ei­ner am Ver­mö­gens­be­stand aus­ge­rich­te­ten Dif­fe­renz­rech­nung der zeit­wei­se Ver­lust des Ei­gen­ge­brauchs ei­ner Sa­che selbst nicht aus­ge­wie­sen ist“, hat der BGH aus­ge­führt, die Dif­fe­renz­me­tho­de als wert­neu­tra­le Re­chen­ope­ra­ti­on ent­he­be nicht da­von, am Schutz­zweck der Haf­tung und an der Aus­gleichs­funk­ti­on des Scha­dens­er­sat­zes die in die Dif­fe­renz­bi­lanz ein­zu­set­zen­den Rech­nungs­pos­ten wer­tend zu be­stim­men (BGH [Gro­ßer Se­nat für Zi­vil­sa­chen], Beschl. v. 09.07.1986 – GSZ 1/86, BGHZ 98, 212 = NJW 1987, 50, 51).

Im Rah­men die­ser wer­ten­den Be­stim­mung hat er her­vor­ge­ho­ben, häu­fig lä­ge der Wert ei­nes Ver­mö­gens­ge­gen­stands eher im Nut­zungs­wert als im Sub­stanz­wert: „Ei­ne auf den Aus­gleich von Ver­mö­gens­schä­den aus­ge­rich­te­te Dif­fe­renz­rech­nung kann nicht au­ßer Acht las­sen, dass We­sen und Be­deu­tung des Ver­mö­gens sich nicht in des­sen Be­stand – dem ‚Ha­ben‘ – er­schöp­fen, son­dern dass sie auch die im Ver­mö­gen ver­kör­per­ten Mög­lich­kei­ten für den Ver­mö­gens­trä­ger um­fas­sen, es zur Ver­wirk­li­chung sei­ner Le­bens­zie­le zu nut­zen ([…]). Die­se funk­tio­na­le Zu­wei­sung ist im ver­mö­gens­wer­ten Recht mit­ge­schützt.“ (vgl. BGH [Gro­ßer Se­nat für Zi­vil­sa­chen], Beschl. v. 09.07.1986 – GSZ 1/86, BGHZ 98, 212 = NJW 1987, 50, 51; vgl. auch Pa­landt/Hein­richs, BGB, 68. Aufl. [2009], Vorb. v. § 249, Rn. 11 ff., 20 ff. m. w. Nachw.). Auf die­ser Grund­la­ge hat der BGH für den Be­reich der ei­gen­wirt­schaft­li­chen Nut­zung be­stimm­ter Gü­ter des Ge­schä­dig­ten, dar­un­ter Kraft­fahr­zeu­ge, den vor­über­ge­hen­den Ver­lust der Nut­zungs­mög­lich­keit bei ent­spre­chen­dem Nut­zungs­wil­len und Nut­zungs­mög­lich­keit als abs­trakt er­satz­fä­hi­gen Ver­mö­gens­scha­den an­ge­se­hen, und zwar un­ab­hän­gig da­von, auf wel­che haf­tungs­be­grün­den­de Norm die Scha­dens­er­satz­pflicht ge­stützt wird (BGH, Urt. v. 15.06.1983 – VI­II ZR 131/82, BGHZ 88, 11 = NJW 1983, 2139; vgl. auch die Recht­spre­chungs­über­sicht bei MünchKomm-BGB/Oet­ker, 5. Aufl. [2007], § 249 Rn. 60 ff. m. w. Nachw.).

(b) Die durch § 325 BGB er­öff­ne­te Kom­bi­na­ti­on von Rück­tritt und Scha­dens­er­satz­ver­lan­gen führt zu ei­ner Tren­nung der nach die­ser Recht­spre­chung vor­aus­ge­setz­ten Ver­bin­dung von Sach- und Nut­zungs­wert beim Ge­schä­dig­ten und ent­zieht so der dar­ge­stell­ten scha­dens­recht­li­chen Aus­le­gung nach al­tem Recht für die­se Fall­kon­stel­la­ti­on ih­re Recht­fer­ti­gung. Bei der ge­bo­te­nen wer­ten­den Be­trach­tung kann nicht au­ßer Acht blei­ben, dass im Rah­men des Rück­tritts der an­fäng­li­che Zu­stand wie­der her­ge­stellt wer­den soll, der Schuld­ner und Käu­fer al­so nicht nur sei­nen Kauf­preis zu­rück­er­hal­ten soll, son­dern nach § 347 I BGB ei­nen An­spruch auf Er­satz für sol­che mög­li­chen Nut­zun­gen hat, die der Gläu­bi­ger und Ver­käu­fer nach den Re­geln ei­ner ord­nungs­mä­ßi­gen Wirt­schaft hät­te zie­hen kön­nen und müs­sen. Da­mit fin­det sich im Ge­setz ei­ne Re­ge­lung, die den Käu­fer da­für ent­schä­digt, dass er das an den Ver­käu­fer Ge­leis­te­te bis zur Rück­ab­wick­lung nicht nut­zen konn­te. Für ei­ne Aus­le­gung des Be­griffs „Ver­mö­gens­scha­den“, die trotz Rück­füh­rung der Leis­tung nebst Be­gleit­an­sprü­chen be­züg­lich Nut­zun­gen ei­gen­stän­dig an den Nut­zungs­wert der Sa­che an­knüpft, ist aus Sicht des er­ken­nen­den Rich­ters kein Raum. Nicht über­zeu­gend ist der Hin­weis von Rein­king/Eg­gert (Der Au­to­kauf, 10. Aufl. [2009], Rn. 1872), der ent­gan­ge­ne Ge­brauchs­vor­teil bü­ße sei­nen „frag­wür­di­gen, aber an­er­kann­ten Cha­rak­ter als Scha­den­pos­ten nicht da­durch ein, dass der Käu­fer Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses be­an­spru­chen“ kön­ne: Er lässt die Grün­de, die zur Ak­zep­tanz als er­satz­fä­hi­ge Scha­dens­po­si­ti­on ge­führt ha­ben, au­ßer Be­tracht.

Der Hin­weis auf die vom BGH zi­tier­te Recht­spre­chung zum Nut­zungs­aus­fall im Rah­men der Lie­fe­rung ei­ner man­gel­haf­ten Sa­che nach al­tem Recht führt – zu­mal un­ter der Gel­tung des be­reits ge­nann­ten § 281 V BGB – nicht zu ei­ner an­de­ren Be­ur­tei­lung, denn kei­ne der Ent­schei­dun­gen be­zieht sich auf ei­nen Fall, in dem ne­ben dem Scha­dens­er­satz die wech­sel­sei­ti­gen Leis­tun­gen zu­rück­zu­füh­ren wa­ren, al­so Sach- und Nut­zungs­wert ver­schie­de­nen Per­so­nen zu­stan­den. Die Ent­schei­dung BGH, Urt. v. 05.07.1978 – VI­II ZR 172/77, NJW 1978, 2241, be­trifft er­kenn­bar ei­nen Fall, in dem der Klä­ger das Fahr­zeug be­hal­ten hat, denn Ge­gen­stand der For­de­run­gen wa­ren au­ßer Nut­zungs­ent­gang Re­pa­ra­tur­kos­ten so­wie Wert­min­de­rung; letzt­lich hat der BGH Nut­zungs­aus­fall auf de­lik­ti­scher Grund­la­ge für be­rech­tigt ge­hal­ten. Im Fall BGH, Urt. v. 02.06.1980 – VI­II ZR 78/79, BGHZ 77, 215 = NJW 1980, 1950, ging es um Nut­zungs­aus­fall als Man­gel­scha­den in Ab­gren­zung zu ei­nem Man­gel­fol­ge­scha­den im Werk­ver­trags­recht. Ge­gen­stand der Ent­schei­dung BGH, Urt. v. 15.06.1983 – VI­II ZR 131/82, BGHZ 88, 11 = NJW 1983, 2139, war ein Ver­zugs­scha­dens­er­satz auf Nut­zungs­aus­fall.

So­weit er­sicht­lich, hat der BGH zu § 463 BGB a.F. kei­nen Fall ent­schie­den, in dem ei­nem Fahr­zeug­käu­fer im Rah­men des „gro­ßen Scha­dens­er­sat­zes“ Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung zu­ge­spro­chen wor­den ist (vgl. Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 7. Aufl. [2000], Rn. 1996; vgl. aber OLG Hamm, Urt. v. 20.12.1979 – 2 U 160/79, BB 1980, 962; OLG Frank­furt a. M., Urt. v. 06.05.1992 – 23 U 110/91, NZV 1993, 190 m. Anm. Eg­gert, der auf die Kom­pen­sa­ti­ons­wir­kung von Zin­sen auf den zu­rück­zu­er­stat­ten­den Kauf­preis hin­weist; ge­gen den Er­satz ent­gan­ge­ner Ge­brauchs­vor­tei­le beim gro­ßen Scha­dens­er­satz: OLG Düs­sel­dorf, OLGR 1995, 84).

2. Die Be­ru­fung der Be­klag­ten ist auch er­folg­reich, so­weit sie sich ge­gen die Ver­ur­tei­lung zur Zah­lung von Scha­dens­er­satz für Aus­la­gen be­tref­fend Haft­pflicht- und Kas­ko­ver­si­che­rung vom 08.12.2005 bis zum 20.04.2007 in Hö­he von 720,12 €, Kfz-Steu­er für die Zeit vom 01.01.2006 bis zum 20.07.2007 in Hö­he von 122,30 € so­wie Zu­las­sungs­kos­ten in Hö­he von 75 € rich­tet.

Be­züg­lich der Ver­si­che­rungs­kos­ten und der Kfz-Steu­er muss sich die Klä­ge­rin ein haf­tungs­aus­schlie­ßen­des Mit­ver­schul­den an­rech­nen las­sen (§ 254 I, II BGB). In ers­ter Li­nie hät­te es der Klä­ge­rin im In­ter­es­se der Scha­dens­min­de­rung ob­le­gen, das Fahr­zeug ab­zu­mel­den, nach­dem sie sich end­gül­tig ent­schlos­sen hat­te, es nicht mehr zu nut­zen, son­dern es zu­rück­zu­ge­ben. Wenn sie aber – wie das Land­ge­richt aus­ge­führt hat – das Fahr­zeug nicht ab­ge­mel­det hat, weil sie dar­auf an­ge­wie­sen war, den nicht be­triebs­si­che­ren Wa­gen auf öf­fent­li­chem Stra­ßen­land ab­zu­stel­len, wä­re sie auf­grund ih­rer Pflicht zur Scha­dens­min­de­rung ge­hal­ten ge­we­sen, das der Be­klag­ten mit­zu­tei­len, da­mit die­se zur Ver­mei­dung ei­nes sich im­mer wei­ter ent­wi­ckeln­den Scha­dens die Mög­lich­keit ge­habt hät­te, der Klä­ge­rin ei­ne an­de­re Ab­stell­mög­lich­keit zu ver­schaf­fen. Ernst­haf­te Zwei­fel, dass die­se das ge­tan hät­te, be­ste­hen nicht.

Die An­mel­de­kos­ten für das In­te­rims­fahr­zeug sind als „So­wie­so­kos­ten“ nicht er­satz­fä­hig. Die Klä­ge­rin hät­te die­sen Be­trag auch bei An­mel­dung ei­nes neu­en, nach Rück­ab­wick­lung des Ur­sprungs­ver­trags er­wor­be­nen Fahr­zeugs auf­wen­den müs­sen. Ob der Klä­ge­rin ein Scha­den durch die An­mel­dung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs ent­stan­den ist, ist nicht Ge­gen­stand des Rechts­streits.

II. Die auf Zah­lung wei­ter­ge­hen­der Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung ge­rich­te­te Be­ru­fung der Klä­ge­rin ist aus den zu I er­läu­ter­ten Grün­den er­folg­los. …

Hin­weis: Die Re­vi­si­on der Klä­ge­rin ge­gen die­se Ent­schei­dung hat­te im We­sent­li­chen Er­folg. Der BGH hat sei­ne Recht­spre­chung be­kräf­tigt, dass trotz ei­nes man­gel­be­ding­ten Rück­tritts des Käu­fers vom Kauf­ver­trag Scha­dens­er­satz­an­sprü­che we­gen ei­nes man­gel­be­ding­ten Nut­zungs­aus­falls nicht ab­ge­schnit­ten sind (Urt. v. 14.04.2009 – VI­II ZR 145/09).

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