1. Es ge­hört re­gel­mä­ßig zu den Min­des­ter­for­der­nis­sen für ei­nen gut­gläu­bi­gen Er­werb ei­nes ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeugs, dass sich der Er­wer­ber die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (frü­her: Kraft­fahr­zeug­brief) vor­le­gen lässt, um die Be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers zu prü­fen. Kommt der Er­wer­ber die­ser Ob­lie­gen­heit nach und wird ihm ei­ne ge­fälsch­te Be­schei­ni­gung vor­ge­legt, tref­fen ihn, so­fern er die Fäl­schung nicht er­ken­nen muss­te und für ihn auch kei­ne an­de­ren Ver­dachts­mo­men­te vor­la­gen, kei­ne wei­te­ren Nach­for­schungs­pflich­ten (im An­schluss an BGH, Urt. v. 01.03.2013 – V ZR 92/12, NJW 2013, 1946 Rn. 13 f.; eben­so BGH, Urt. v. 23.09.2022 – V ZR 148/21, ju­ris Rn. 16).
  2. Der Ver­kauf ei­nes ge­brauch­ten Fahr­zeugs „auf der Stra­ße“ ge­bie­tet für den Käu­fer be­son­de­re Vor­sicht, weil er – für den Käu­fer er­kenn­bar – er­fah­rungs­ge­mäß das Ri­si­ko der Ent­de­ckung ei­nes ge­stoh­le­nen Fahr­zeugs min­dert. Ein Stra­ßen­ver­kauf führt aber als sol­cher noch nicht zu wei­ter­ge­hen­den Nach­for­schungs­pflich­ten des Käu­fers, wenn er sich für ihn als nicht wei­ter auf­fäl­lig dar­stellt (im An­schluss an BGH, Urt. v. 01.03.2013 – V ZR 92/12, NJW 2013, 1946 Rn. 15 m. w. Nachw.).
  3. Die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für den feh­len­den gu­ten Glau­ben des Er­wer­bers trägt der­je­ni­ge, der den Ei­gen­tums­er­werb be­strei­tet. Der Ge­setz­ge­ber hat die feh­len­de Gut­gläu­big­keit im Ver­kehrs­in­ter­es­se be­wusst als Aus­schlie­ßungs­grund aus­ge­stal­tet. Des­halb muss der­je­ni­ge, der sich auf ei­nen gut­gläu­bi­gen Er­werb be­ruft, die Er­werbs­vor­aus­set­zun­gen des § 929 BGB be­wei­sen, nicht aber sei­ne Gut­gläu­big­keit (im An­schluss an BGH, Urt. v. 23.09.2022 – V ZR 148/21, ju­ris Rn. 14).

OLG Ol­den­burg, Ur­teil vom 27.03.2023 – 9 U 52/22

Sach­ver­halt: Der Klä­ger be­gehrt von dem Be­klag­ten die Her­aus­ga­be ei­nes Pkw Lam­bor­ghi­ni.

Die­ses Fahr­zeug stand im Ei­gen­tum des in Spa­ni­en le­ben­den Klä­gers, der es an die eben­falls in Spa­ni­en an­säs­si­ge Fir­ma F ver­mie­te­te. Die Fir­ma F ver­mie­tet ge­werb­lich Sport­wa­gen und ver­mie­te­te den Lam­bor­ghi­ni ih­rer­seits im Ju­li 2019 an den eben­falls in Spa­ni­en le­ben­den M. Die­ser gab den Pkw nach En­de der ein­wö­chi­gen Miet­zeit nicht zu­rück. Das Fahr­zeug wur­de dar­auf­hin von der spa­ni­schen Po­li­zei zur eu­ro­päi­schen Sach­fahn­dung aus­ge­schrie­ben. Es er­hielt den­noch am 01.08.2019 von der Zu­las­sungs­stel­le des Krei­ses K. in Deutsch­land ei­ne 30-Ta­ge-Zu­las­sung.

Der Lam­bor­ghi­ni wur­de an­schlie­ßend auf der In­ter­net­platt­form „mobile.​de“ zum Kauf an­ge­bo­ten. Auf das ent­spre­chen­de In­se­rat hin trat der Be­klag­te in Kon­takt zu den Brü­dern B, die vor­ga­ben, das Fahr­zeug im Auf­trag des M zum Kauf an­zu­bie­ten. Nach ei­ner Be­sich­ti­gung des Pkw am 13.08.2019 auf dem Park­platz ei­ner Spie­lo­thek in Wies­ba­den woll­te der Be­klag­te das Fahr­zeug er­wer­ben und sei­nen Pkw in Zah­lung ge­ben. Die Brü­der B ga­ben an, der Lam­bor­ghi­ni wer­de erst noch für ei­ne Hoch­zeits­fahrt ei­nes Freun­des be­nö­tigt.

Man ver­ein­bar­te zu­nächst, die Fahr­zeu­ge – den Lam­bor­ghi­ni und den in Zah­lung zu ge­ben­den Pkw – am 15.08.2019 am Wohn­ort des im Ems­land an­säs­si­gen Be­klag­ten zu über­ge­ben. Spä­ter ba­ten die Brü­der B dar­um, dass man sich ge­gen Mit­tag des­sel­ben Ta­ges „in der Mit­te“ auf dem Ge­län­de ei­ner Tank­stel­le in Es­sen tref­fe. So­dann teil­ten die Brü­der B dem Be­klag­ten mit, sie sei­en erst ge­gen 19 Uhr am Treff­punkt. Als der Be­klag­te an der Tank­stel­le in Es­sen ein­traf, wa­ren die Brü­der B noch nicht dort. Sie be­grün­de­ten ih­re Ver­spä­tung im Lau­fe des Abends erst da­mit, dass sie in ei­nem Stau stän­den; spä­ter ga­ben sie an, in ei­ne Po­li­zei­kon­trol­le ge­ra­ten zu sein. Dort sei es zu Ver­zö­ge­run­gen ge­kom­men, weil noch „ei­ne Rech­nung beim Amt“ of­fen­ge­we­sen sei. Letzt­end­lich tra­fen die Brü­der B ge­gen 23 Uhr an der Tank­stel­le in Es­sen ein.

Der Be­klag­te und die Brü­der B un­ter­nah­men so­dann Pro­be­fahr­ten mit bei­den be­tei­lig­ten Fahr­zeu­gen, be­vor sie um 1 Uhr des Fol­ge­tags in ei­nem Bur­ger-King-Re­stau­rant in Es­sen den Kauf­ver­trag un­ter­schrie­ben. Der Be­klag­te gab sei­nen Pkw zum Preis von 60.000 € in Zah­lung und über­gab den Brü­dern B über­dies 70.000 € in bar. Im Ge­gen­zug er­hielt er den streit­ge­gen­ständ­li­chen Lam­bor­ghi­ni nebst der deut­schen Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil I und Teil II vom 01.08.2019 so­wie ei­nem Prüf­be­richt vom 01.08.2029. Dem Be­klag­ten wur­den zu­dem zwei Schlüs­sel über­ge­ben, wo­bei zwi­schen den Par­tei­en strei­tig ist, ob es sich bei dem zwei­ten Schlüs­sel um ei­nen Ori­gi­nal- be­zie­hungs­wei­se Nach­schlüs­sel des Her­stel­lers oder ei­nen von Drit­ten an­ge­fer­tig­ten Schlüs­sel han­del­te. Un­strei­tig funk­tio­nier­te ei­ner der über­ge­be­nen Schlüs­sel nicht als Funk­fern­be­die­nung.

In der dem Be­klag­ten über­ge­be­nen Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II war „M“ un­ter der Adres­se „O.“ ein­ge­tra­gen. In der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil I ist zum Code C.1.1 („ Na­me oder Fir­men­na­me“) „M Emp­fangs­be­voll­mäch­tig­ter“ und zum Code C.1.2 („Vor­na­me[n])“ „G“, ein Ge­braucht­wa­gen­han­del mit Sitz in X., ein­ge­tra­gen. Im Kauf­ver­trag vom 16.08.2019 wird als Ver­käu­fer „M, O.“ ge­nannt. In der Ko­pie der Vor­der­sei­te ei­nes Per­so­nal­aus­wei­ses, die dem Be­klag­ten im Zu­ge der Ver­trags­ver­hand­lun­gen über­reicht wur­de, ist Herr „M“ ein­ge­tra­gen.

Ei­ne An­mel­dung des Lam­bor­ghi­ni auf den Na­men des Be­klag­ten schei­ter­te we­gen der lau­fen­den Fahn­dung. Das Fahr­zeug wur­de am 03.06.2020 im Rah­men ei­ner po­li­zei­li­chen Haus­durch­su­chung bei ei­nem Ver­wand­ten des Be­klag­ten si­cher­ge­stellt und spä­ter an die­sen als letz­ten Ge­wahr­sams­in­ha­ber her­aus­ge­ge­ben. Ak­tu­ell ist das Fahr­zeug im Be­sitz des Be­klag­ten.

Das Land­ge­richt hat die Her­aus­ga­be­kla­ge ab­ge­wie­sen. Der Be­klag­te ha­be gut­gläu­big Ei­gen­tum an dem – nicht ab­han­den­ge­kom­me­nen – Lam­bor­ghi­ni er­wor­ben (§ 929 Satz 1, § 932 I 1, II BGB. Ihm sei we­der be­kannt ge­we­sen, dass der im Kauf­ver­trag ge­nann­te Ver­äu­ße­rer des Pkw nicht des­sen Ei­gen­tü­mer ge­we­sen sei, noch sei dem Be­klag­ten in­so­weit gro­be Fahr­läs­sig­keit vor­zu­wer­fen. Die vor­lie­gen­den Um­stän­de hät­ten für den Be­klag­ten we­der ein­zeln noch in ih­rer Ge­samt­schau hin­rei­chen­den An­lass ge­bo­ten, an der Ei­gen­tü­mer­stel­lung des M zu zwei­feln und wei­te­re Nach­for­schun­gen an­zu­stel­len. Ihm sei die Ori­gi­nal-Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung (Teil I und Teil II) vor­ge­legt wor­den, und we­der de­ren Teil I noch de­ren Teil II wei­se gra­vie­ren­de Feh­ler auf. Auch die sons­ti­gen Um­stän­de des Ver­kaufs sei­en nicht ge­eig­net ge­we­sen, Zwei­fel an der Ver­fü­gungs­be­fug­nis des Ver­äu­ße­rers zu be­grün­den.

Ge­gen das Ur­teil wand­te sich der Klä­ger un­ter Wie­der­ho­lung und Ver­tie­fung sei­nes erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens. Er ist der Auf­fas­sung, die vor­lie­gen­den Um­stän­de hät­ten dem Be­klag­ten hin­rei­chend An­lass ge­ge­ben, dar­an zu zwei­feln, dass M Ei­gen­tü­mer des Lam­bor­ghi­ni sei. Der Klä­ger be­haup­tet zu­dem, dem Be­klag­ten sei nur ein Ori­gi­nal­schlüs­sel über­ge­ben wor­den; der zwei­te Schlüs­sel be­fin­de sich noch in sei­nem – des Klä­gers – Be­sitz. Ge­ge­be­nen­falls sei er­kenn­bar ge­we­sen, dass die dem Be­klag­ten über­ge­be­ne Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung ge­fälscht sei.

Der Be­klag­te hat be­an­tragt, die Be­ru­fung zu­rück­zu­wei­sen, und die an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung un­ter Ver­tie­fung sei­nes Vor­trags zu ei­nem gut­gläu­bi­gen Er­werb des Ei­gen­tums an dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug ver­tei­digt. Er be­haup­tet, ihm sei­en zwei Schlüs­sel über­ge­ben wor­den, und er sei da­von aus­ge­gan­gen, dass es sich da­bei um Ori­gi­nal­schlüs­sel han­de­le.

Die Be­ru­fung hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: II. 1. Die in­ter­na­tio­na­le Zu­stän­dig­keit der deut­schen Ge­rich­te ist ge­ge­ben. Für die Kla­ge sind die deut­schen Ge­rich­te nach Art. 4 I der Ver­ord­nung (EU) Nr. 1215/2012 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 12.12.2012 über die ge­richt­li­che Zu­stän­dig­keit und die An­er­ken­nung und Voll­stre­ckung von Ent­schei­dun­gen in Zi­vil- und Han­dels­sa­chen (ABl. 2012 L 351,1; nach­fol­gend: Eu­GV­VO) zu­stän­dig, weil der Be­klag­te sei­nen Wohn­sitz in Deutsch­land hat.

2. Die zu­läs­si­ge Be­ru­fung hat in der Sa­che Er­folg.

a) Die Fra­ge, ob der Be­klag­te das Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug er­wor­ben hat, be­ur­teilt sich ge­mäß Art. 43 I EGBGB nach deut­schem Recht als der maß­geb­li­chen lex rei si­tae (§ 929 Satz 1, § 932 I 1, II BGB). In dem für die Voll­endung des Ei­gen­tums­er­werbs des Be­klag­ten durch Ei­ni­gung und Über­ga­be maß­geb­li­chen Zeit­punkt be­fand sich das Fahr­zeug in Deutsch­land.

b) Der Klä­ger kann von dem Be­klag­ten ge­mäß § 985 BGB die Her­aus­ga­be des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs ver­lan­gen.

Nach den erst­in­stanz­li­chen Fest­stel­lun­gen, die dem Be­ru­fungs­ver­fah­ren ge­mäß § 529 I ZPO zu­grun­de zu le­gen sind, war der Klä­ger Ei­gen­tü­mer des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs. So­weit der Be­klag­te nun­mehr die „Le­gi­ti­ma­ti­on“ des Klä­gers be­strei­tet, bleibt be­reits of­fen, ob er da­mit die frü­he­re Ei­gen­tü­mer­stel­lung des Klä­gers be­strei­ten oder aber be­haup­ten will, das Ei­gen­tum sei in­fol­ge ei­ner Scha­dens­re­gu­lie­rung durch ei­ne Ver­si­che­rung auf die­se über­ge­gan­gen. Im Üb­ri­gen wä­re der Vor­trag selbst für den Fall, dass man ihn als hin­rei­chend kon­kret er­ach­ten woll­te, im Be­ru­fungs­ver­fah­ren nicht zu­zu­las­sen, da ein Zu­las­sungs­grund i. S. des § 531 II ZPO nicht dar­ge­legt ist.

Der Klä­ger hat sein Ei­gen­tum durch das streit­ge­gen­ständ­li­che Rechts­ge­schäft nicht an den Be­klag­ten ver­lo­ren. Zwar hat am 16.08.2019 zwi­schen den – als Ver­tre­ter des M auf­tre­ten­den – Brü­dern B und dem Be­klag­ten ei­ne ding­li­che Ei­ni­gung und Über­ga­be i. S. von § 929 Satz 1 BGB statt­ge­fun­den. Weil das Fahr­zeug we­der dem M noch den Brü­dern B ge­hör­te und die­se nicht ver­fü­gungs­be­fugt wa­ren, han­del­ten sie als Nicht­be­rech­tig­te.

Ge­mäß § 932 I 1 BGB wird der Er­wer­ber durch ei­ne durch Ei­ni­gung und Über­ga­be des un­mit­tel­ba­ren Be­sit­zes er­folg­te Ver­äu­ße­rung auch dann Ei­gen­tü­mer, wenn die Sa­che nicht dem Ver­äu­ße­rer ge­hört, es sei denn, dass er zum Zeit­punkt der Ei­gen­tums­über­tra­gung nicht in gu­tem Glau­ben war. Nach § 932 II BGB ist der Er­wer­ber nicht in gu­tem Glau­ben, wenn ihm be­kannt oder auf­grund gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt ist, dass die Sa­che nicht dem Ver­äu­ße­rer ge­hört.

Dass der Be­klag­te nicht in gu­tem Glau­ben war, muss der Klä­ger be­wei­sen. Der Ge­setz­ge­ber hat die feh­len­de Gut­gläu­big­keit im Ver­kehrs­in­ter­es­se be­wusst als Aus­schlie­ßungs­grund aus­ge­stal­tet. Der­je­ni­ge, der sich auf den gut­gläu­bi­gen Er­werb be­ruft, muss die Er­werbs­vor­aus­set­zun­gen be­wei­sen, nicht aber sei­ne Gut­gläu­big­keit (BGH, Urt. v. 23.09.2022 – V ZR 148/21, ju­ris Rn. 14).

Der Be­klag­te hat vor­lie­gend nicht gut­gläu­big Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug er­wor­ben. Zwar be­ste­hen kei­ne zu­rei­chen­den An­halts­punk­te, dass dem Be­klag­ten po­si­tiv be­kannt war, dass M we­der Ei­gen­tü­mer noch ver­fü­gungs­be­fugt war. Der Be­klag­te hat je­doch zur Über­zeu­gung des Se­nats in­so­weit grob fahr­läs­sig ge­han­delt.

Un­ter gro­ber Fahr­läs­sig­keit wird im All­ge­mei­nen ein Han­deln ver­stan­den, bei dem die im Rechts­ver­kehr er­for­der­li­che Sorg­falt den ge­sam­ten Um­stän­den nach in un­ge­wöhn­lich gro­ßem Ma­ße ver­letzt wor­den ist und bei dem das­je­ni­ge un­be­ach­tet ge­blie­ben ist, was im ge­ge­be­nen Fall je­dem hät­te ein­leuch­ten müs­sen (BGH, Urt. v. 18.06.1980 – VI­II ZR 119/79, BGHZ 77, 274, 278; Urt. v. 01.03.2013 – V ZR 92/12, NJW 2013, 1946 Rn. 11). Im Rah­men des § 932 II BGB gibt es kei­ne Ent­las­tung we­gen feh­len­der sub­jek­ti­ver Fahr­läs­sig­keit, weil der Rechts­ver­kehr sich bei der Kon­kre­ti­sie­rung des gu­ten Glau­bens auf gleich­mä­ßi­ge Min­dest­an­for­de­run­gen ein­stel­len kön­nen muss. Es gilt da­her ein streng ob­jek­ti­ver Maß­stab, so­dass die per­sön­li­chen Maß­stä­be des Er­wer­bers und sei­ne Han­dels­ge­wohn­hei­ten den Maß­stab nicht min­dern (BGH, Urt. v. 02.12.1958 – VI­II ZR 212/57, LM § 932 BGB Nr. 12 = MDR 1959, 207). Der Be­klag­te kann sich mit­hin nicht dar­auf be­ru­fen, dass es sich aus sei­ner Sicht um ei­nen üb­li­chen Ge­schäfts­vor­gang ge­han­delt ha­be, den er be­zie­hungs­wei­se Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­ge be­reits wie­der­holt in ähn­li­cher Wei­se prak­ti­ziert hät­ten, der Kauf ihm per­sön­lich un­ver­däch­tig vor­ge­kom­men und er gut­gläu­big ge­we­sen sei.

Es ge­hört re­gel­mä­ßig zu den ob­jek­ti­ven Min­des­ter­for­der­nis­sen gut­gläu­bi­gen Er­werbs ei­nes Kraft­fahr­zeugs, dass sich der Er­wer­ber den Kraft­fahr­zeug­brief vor­le­gen lässt, um die Be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers zu prü­fen (BGH, Urt. v. 13.05.1996 – II ZR 222/95, NJW 1996, 2226, 2227). Auch wenn der Ver­äu­ße­rer im Be­sitz des Fahr­zeugs und des Briefs ist, kann der Er­wer­ber gleich­wohl bös­gläu­big sein, wenn be­son­de­re Um­stän­de sei­nen Ver­dacht er­re­gen muss­ten und er die­se un­be­ach­tet lässt. Ei­ne all­ge­mei­ne Nach­for­schungs­pflicht des Er­wer­bers be­steht hin­ge­gen nicht (BGH, Urt. v. 01.03.2013 – V ZR 92/12, NJW 2013, 1946 Rn. 13). An­hand der Ein­tra­gun­gen ist die Mög­lich­keit ge­ge­ben, bei dem ein­ge­tra­ge­nen Be­rech­tig­ten die Über­eig­nungs­be­fug­nis des Fahr­zeug­be­sit­zers nach­zu­prü­fen. Die­se Prü­fung hat der Er­wer­ber je­den­falls vor­zu­neh­men, um sich nicht dem Vor­wurf gro­ber Fahr­läs­sig­keit aus­zu­set­zen. Kommt der Er­wer­ber die­ser Ob­lie­gen­heit nach und wird ihm ein ge­fälsch­ter Kraft­fahr­zeug­brief vor­ge­legt, tref­fen ihn, so­fern er die Fäl­schung nicht er­ken­nen muss­te und für ihn auch kei­ne an­de­ren Ver­dachts­mo­men­te vor­la­gen, kei­ne wei­te­ren Nach­for­schungs­pflich­ten (BGH, Urt. v. 01.03.2013 – V ZR 92/12, NJW 2013, 1946 Rn. 14).

Nach den Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts ist dem Be­klag­ten ei­ne deut­sche Ori­gi­nal-Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil I und Teil II über­ge­ben wor­den, die vom Kreis K. aus­ge­ge­ben wor­den ist. So­weit der Klä­ger erst­mals im Be­ru­fungs­ver­fah­ren kon­kret be­haup­tet, dass die­se ge­ge­be­nen­falls als Fäl­schun­gen zu er­ken­nen wa­ren, ist er da­mit ge­mäß § 531 II ZPO aus­ge­schlos­sen, weil nicht er­kenn­bar ist, dass er oh­ne Nach­läs­sig­keit dar­an ge­hin­dert ge­we­sen wä­re, be­reits erst­in­stanz­lich ent­spre­chend vor­zu­tra­gen, und der Be­klag­te den Vor­trag be­strit­ten hat.

Al­ler­dings konn­te der Be­klag­te trotz der ihm vor­ge­leg­ten Ori­gi­nal-Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung nicht da­von aus­ge­hen, dass die Fahr­zeug­be­sit­zer B ver­fü­gungs­be­fugt wa­ren. Denn nicht sie wa­ren in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung aus­ge­wie­sen, son­dern ei­ne in Spa­ni­en wohn­haf­te Per­son na­mens M. Un­strei­tig ha­ben sich die Brü­der als blo­ße Ver­mitt­ler aus­ge­ge­ben und der Be­klag­te hat da­von ab­ge­se­hen, mit M in per­sön­li­chen Kon­takt zu tre­ten. Der Be­klag­te hat auch dar­auf ver­zich­tet, sich ei­ne schrift­li­che Voll­macht des M vor­le­gen zu las­sen. Statt­des­sen hat er sich un­ter Vor­la­ge ei­ner Ko­pie der Vor­der­sei­te ei­nes auf den Na­men M aus­ge­stell­ten spa­ni­schen Per­so­nal­aus­wei­ses auf die münd­li­che An­ga­be der Brü­der B ver­las­sen, be­voll­mäch­tigt zu sein. Dies reicht nicht aus, um ei­ne Be­voll­mäch­ti­gung glaub­haft zu be­le­gen. Dies gilt um­so mehr, als die Schreib­wei­se des Na­mens und der Adres­se in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung von der vor­ge­leg­ten Ko­pie des Per­so­nal­aus­wei­ses be­zie­hungs­wei­se dem Kauf­ver­trag ab­weicht und zu­dem aus der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung nicht ein­deu­tig her­vor­ging, ob es sich bei M tat­säch­lich um den­je­ni­gen han­del­te, auf den das Fahr­zeug zu­ge­las­sen war, oder er ge­ge­be­nen­falls nur Emp­fangs­be­voll­mäch­tig­ter war (im Ein­zel­nen s. un­ten).

In­dem der Be­klag­te das Fahr­zeug er­wor­ben hat, oh­ne nä­he­re Nach­for­schun­gen zur Per­son des an­geb­li­chen Ei­gen­tü­mers so­wie zur Be­voll­mäch­ti­gung der bei­den Brü­der an­zu­stel­len, hat er die ihm ob­lie­gen­den Über­prü­fungs­pflich­ten im Zu­sam­men­hang mit der Vor­la­ge der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung nicht er­füllt. Be­son­de­re Vor­sicht war hier auch vor dem Hin­ter­grund an­ge­zeigt, dass es sich um ein Lu­xus­fahr­zeug han­delt, das erst we­ni­ge Ta­ge vor dem Ver­kauf aus dem EU-Aus­land nach Deutsch­land ein­ge­führt und hier mit Kurz­zeit­kenn­zei­chen zu­ge­las­sen wor­den war. Un­ge­wöhn­lich war zu­dem, dass die Brü­der of­fen­bar so­fort zur In­zah­lung­nah­me ei­nes Fahr­zeugs des Be­klag­ten un­ter An­rech­nung auf den Kauf­preis be­reit wa­ren, oh­ne zu­vor mit dem ver­meint­li­chen Ei­gen­tü­mer Rück­spra­che zu hal­ten und oh­ne dass sich die­ser das Fahr­zeug an­sah oder sich zu­min­dest Licht­bil­der und Pa­pie­re des Fahr­zeugs über­sen­den ließ. Zu be­rück­sich­ti­gen ist auch, dass die Brü­der aus­weis­lich der Mit­schnit­te vor dem Ver­kauf an­ge­ge­ben ha­ben, dass auf M al­le Kauf­ver­trä­ge ge­macht wer­den. Auch vor die­sem Hin­ter­grund hät­te für den Be­klag­ten An­lass zu wei­te­ren Nach­fra­gen be­stan­den, er­scheint es doch un­ge­wöhn­lich, dass ei­ne Pri­vat­per­son re­gel­mä­ßig Fahr­zeu­ge ver­kauft und die ge­werb­lich im Au­to­han­del tä­ti­gen Brü­der aus­schließ­lich für die­se Pri­vat­per­son han­deln und da­her al­le Kauf­ver­trä­ge auf M aus­stel­len.

Nach all­dem be­stand für den Be­klag­ten trotz Vor­la­ge der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung von vorn­her­ein An­lass, so­wohl an der Ei­gen­tü­mer­stel­lung des M als auch an ei­ner Be­voll­mäch­ti­gung der Brü­der B zu zwei­feln. Auch von Letz­te­ren wa­ren dem Be­klag­ten mit Aus­nah­me ei­ner Te­le­fon­num­mer kei­ner­lei per­sön­li­che Da­ten (voll­stän­di­ger Na­me, Adres­se etc.) be­kannt.

Hin­zu kom­men wei­te­re be­son­de­re Um­stän­de des Ver­kaufs, die sich in viel­fa­cher Hin­sicht als auf­fäl­lig dar­stell­ten. So han­del­te es sich um ei­nen Stra­ßen­ver­kauf. Ein ers­tes Tref­fen hat­te zu­nächst am 13.08.2019 in Wies­ba­den auf dem Park­platz ei­ner Spie­lo­thek statt­ge­fun­den. Das Fahr­zeug konn­te nach Be­kun­den der Brü­der zu die­sem Zeit­punkt noch nicht über­ge­ben wer­den, weil sie es an­geb­lich zu­nächst noch für ei­ne Hoch­zeits­fahrt ei­nes Freun­des be­nö­tig­ten. Es er­scheint we­nig nach­voll­zieh­bar, war­um die Brü­der B als Ver­mitt­ler be­rech­tigt ge­we­sen sein soll­ten, das Fahr­zeug zu pri­va­ten Zwe­cken zu nut­zen.

Un­ge­wöhn­lich er­schei­nen zu­dem Zeit und Ort des Ver­trags­schlus­ses und der Über­ga­be. Nach­dem die Brü­der B zu­nächst an­ge­bo­ten hat­ten, das Fahr­zeug am 15.08.2019 an die Wohn­an­schrift des Be­klag­ten zu brin­gen, ei­nig­te man sich spä­ter dar­auf, sich um 12 Uhr „in der Mit­te“ auf dem Ge­län­de ei­ner Tank­stel­le in Es­sen zu tref­fen, wo­bei kei­ner der Be­tei­lig­ten ei­nen per­sön­li­chen Be­zug zu der Ört­lich­keit hat­te. Spä­ter teil­ten die Brü­der mit, erst ge­gen 19 Uhr am Treff­punkt zu sein. Nach­dem der Be­klag­te am Treff­punkt ein­ge­trof­fen war, teil­ten die Brü­der im Lau­fe des Abends mit, im Stau zu ste­hen. Spä­ter ga­ben sie an, in ei­ne Po­li­zei­kon­trol­le ge­ra­ten zu sein. Dort ha­be es Ver­zö­ge­run­gen ge­ge­ben, weil noch „ei­ne Rech­nung beim Amt“ of­fen­ge­we­sen sei. Sie tra­fen schließ­lich erst ge­gen 23 Uhr am Treff­punkt ein, wor­auf­hin nach der Durch­füh­rung von Pro­be­fahr­ten erst um 1 Uhr des Fol­ge­tags der Kauf­ver­trag un­ter­schrie­ben und das Fahr­zeug auf dem Ge­län­de ei­ner Tank­stel­le an den Be­klag­ten über­ge­ben wur­den.

Ein Stra­ßen­ver­kauf im Ge­braucht­wa­gen­han­del ge­bie­tet be­son­de­re Vor­sicht, weil er er­fah­rungs­ge­mäß das Ri­si­ko der Ent­de­ckung ei­nes ge­stoh­le­nen Fahr­zeugs min­dert (BGH, Urt. v. 09.10.1991 – VI­II ZR 19/91, NJW 1992, 310). Er führt nur dann nicht zu wei­ter­ge­hen­den Nach­for­schungs­pflich­ten, wenn er sich für den Er­wer­ber als nicht wei­ter auf­fäl­lig dar­stellt (BGH, Urt. v. 01.03.2013 – V ZR 92/12, NJW 2013, 1946 Rn. 15). Vor­lie­gend gab es in­des, wie dar­ge­legt, ganz er­heb­li­che Auf­fäl­lig­kei­ten.

Auf­fäl­lig wa­ren auch die of­fen­sicht­li­chen Über­tra­gungs­feh­ler in der Wie­der­ga­be des Na­mens so­wie der Wohn­an­schrift des an­geb­li­chen Ver­käu­fers. Lau­te­te des­sen Na­me aus­weis­lich der vor­ge­leg­ten Ko­pie des Per­so­nal­aus­wei­ses „…“, wur­de er in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung und dem Kauf­ver­trag als „…“ be­zeich­net. Über­dies ist die Wohn­an­schrift des Ver­käu­fers in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II und in dem Kauf­ver­trag nicht iden­tisch wie­der­ge­ge­ben. Heißt es in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II „…“, heißt es im Kauf­ver­trag „…“.

Aus der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil I geht zu­dem M nicht ein­deu­tig als der­je­ni­ge her­vor, auf den das Fahr­zeug zu­ge­las­sen ist, folgt dem Na­men doch der Zu­satz „Emp­fangs­be­voll­mäch­tig­ter“, wo­bei nicht hin­rei­chend deut­lich wird, ob sich die­ser Zu­satz auf M oder G be­zieht, des­sen Na­me erst in der nach­fol­gen­den Ru­brik „Vor­na­me(n)“ ge­nannt ist.

Der Be­klag­te hat zu­dem auf ei­nen Ab­gleich der im Kauf­ver­trag an­ge­ge­be­nen Adres­se mit dem Per­so­nal­aus­weis ver­zich­tet, denn ei­ne Ko­pie der Rück­sei­te des Per­so­nal­aus­wei­ses war ihm nicht vor­ge­legt wor­den, so­dass ihm ei­ne Über­prü­fung der Wohn­an­schrift nicht mög­lich war.

Der Kauf­ver­trag ist zu­dem un­voll­stän­dig aus­ge­füllt. Es feh­len An­ga­ben zur An­zahl der über­ge­be­nen Schlüs­sel so­wie da­zu, ob Ser­vice- und War­tungs­ar­bei­ten lü­cken­los durch­ge­führt wur­den und das Ser­vice­heft vor­liegt. Ge­ra­de bei Lu­xus­fahr­zeu­gen wird aber üb­li­cher­wei­se Wert auf ei­ne lü­cken­lo­se Do­ku­men­ta­ti­on der durch­ge­führ­ten War­tun­gen und Ser­vices ge­legt. Auch wur­den un­strei­tig die Ser­vice­hef­te nicht an den Be­klag­ten über­ge­ben. Dass ins­be­son­de­re Lu­xus­fahr­zeu­ge durch Ver­trags­werk­stät­ten „scheck­heft­ge­pflegt“ sind, stellt ei­nen bei Ver­trags­ver­hand­lun­gen üb­li­cher­wei­se maß­geb­li­chen Um­stand dar.

Dem Be­klag­ten wur­de ein Prüf­be­richt vom Tag der Zu­las­sung mit der zu­tref­fen­den Fahr­zeug-Iden­ti­fi­zie­rungs­num­mer (FIN) vor­ge­legt, der als Emp­fän­ger al­ler­dings we­der den Ver­äu­ße­rer noch die Be­voll­mäch­tig­ten, son­dern ei­nen drit­ten Na­men (D) aus­weist.

Bei ei­ner Ge­samt­be­trach­tung der ge­nann­ten Um­stän­de er­ga­ben sich im Zeit­punkt des Er­werbs für den Be­klag­ten zahl­rei­che Auf­fäl­lig­kei­ten, die dar­auf hin­deu­te­ten, dass es sich um ein il­le­gal nach Deutsch­land ein­ge­führ­tes Fahr­zeug han­del­te und der im Kauf­ver­trag als Ver­äu­ße­rer be­nann­te M we­der der Ei­gen­tü­mer noch zu ei­ner Ver­fü­gung über das Fahr­zeug be­fugt war. Die­se Ver­dachts­mo­men­te wer­den zur Über­zeu­gung des Se­nats nicht da­durch ent­kräf­tet, dass das Fahr­zeug im In­ter­net bei „mobile.​de“ an­ge­bo­ten wur­de, ei­ne deut­sche Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil I und Teil II und ein Prüf­be­richt exis­tier­ten, der Be­klag­te die Brü­der B be­reits aus ei­nem Ge­braucht­wa­gen­ver­kauf sei­nes Bru­ders kann­te, ihm ei­ne Ko­pie der Vor­der­sei­te des Per­so­nal­aus­wei­ses des an­geb­li­chen Ei­gen­tü­mers vor­ge­legt und ihm zu­dem nach ei­ge­nen An­ga­ben zwei Schlüs­sel über­ge­ben wor­den sind, mit de­nen er das Fahr­zeug je­den­falls me­cha­nisch öff­nen konn­te.

Es kann da­hin­ste­hen, ob dem Be­klag­ten tat­säch­lich zwei Schlüs­sel für das Fahr­zeug über­ge­ben wor­den sind und ob und ge­ge­be­nen­falls in wel­chem Um­fang die­se funk­ti­ons­fä­hig wa­ren. Eben­so kann of­fen­blei­ben, ob der Be­klag­te das Fahr­zeug zu ei­nem an­ge­mes­se­nen Kauf­preis er­wor­ben hat und ob im Ge­gen­zug der für das in Zah­lung ge­nom­me­ne Fahr­zeug in An­rech­nung ge­brach­te Be­trag von 60.000 € an­ge­mes­sen war. Selbst wenn dies der Fall ge­we­sen wä­re, die von dem Be­klag­ten er­brach­te Ge­gen­leis­tung dem Ver­kehrs­wert des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs ent­spro­chen ha­ben soll­te und der Be­klag­te kein durch ei­ne Straf­tat er­lang­tes Fahr­zeug er­wer­ben woll­te, wa­ren die Be­gleit­um­stän­de des Er­werbs in ih­rer Ge­samt­schau ins­ge­samt so auf­fäl­lig, dass der Be­klag­te wei­te­re Nach­for­schun­gen zur Be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers hät­te an­stel­len müs­sen. Nur weil der Bru­der des Be­klag­ten be­reits ein­mal ein Fahr­zeug an die Brü­der ver­kauft hat­te, oh­ne dass es da­bei zu Pro­ble­men ge­kom­men war, und die Fa­mi­lie schon mehr­fach oh­ne Kom­pli­ka­tio­nen Fahr­zeu­ge aus dem Aus­land er­wor­ben hat­te, durf­te der Be­klag­te nicht von der Un­be­denk­lich­keit des streit­ge­gen­ständ­li­chen Kaufs aus­ge­hen. Der Be­klag­te durf­te sich an­ge­sichts der höchst un­ge­wöhn­li­chen Be­gleit­um­stän­de des Er­werbs nicht al­lein auf ei­nen Ab­gleich der „Fahr­ge­stell­num­mer“ mit den Zu­las­sungs­pa­pie­ren und dem Prüf­be­richt be­schrän­ken. In­dem er auf ei­ne Über­prü­fung der Be­rech­ti­gung des Ver­käu­fers so­wie der Be­voll­mäch­ti­gung der als Ver­mitt­ler auf­tre­ten­den Brü­der ver­zich­tet hat, hat er be­wusst die Au­gen ver­schlos­sen und grund­le­gen­de Sorg­falts­pflich­ten au­ßer Acht ge­las­sen, die in An­be­tracht der auf­fäl­li­gen Ge­samt­um­stän­de je­dem un­mit­tel­bar hät­ten ein­leuch­ten müs­sen.

Ei­ne Be­zie­hung der Straf­ak­ten ge­gen die Brü­der B (LG Darm­stadt, 10 KLs – 1300 Js 89440/19) ist nicht ver­an­lasst. Dass der Be­klag­te sei­ner­seits mit dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf Op­fer ei­nes Be­trugs ge­wor­den ist und die Brü­der auch an­de­re Käu­fer auf glei­che Wei­se be­tro­gen ha­ben, ist un­strei­tig. Eben­so ist als un­strei­tig zu­grun­de zu le­gen, dass dem Be­klag­ten Ori­gi­nal-Zu­las­sungs­be­schei­ni­gun­gen des Land­krei­ses K. vor­ge­legt wor­den sind. Die den streit­ge­gen­ständ­li­chen Er­werb be­tref­fen­den Pro­to­kol­le lie­gen vor. Nach­dem der Be­klag­te nicht dar­ge­legt hat, in­wie­weit den Straf­ak­ten ein wei­ter­ge­hen­der Er­kennt­nis­ge­winn zu­kom­men soll, hat der Se­nat von ei­ner Bei­zie­hung der Ak­ten ab­ge­se­hen.

Der Be­klag­te hat den un­mit­tel­ba­ren Be­sitz an dem Fahr­zeug er­langt. Auch kann sich der Be­klag­te nicht auf ein von dem Klä­ger ab­ge­lei­te­tes Be­sitz­recht be­ru­fen.

3. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 91 I ZPO, die­je­ni­ge über die vor­läu­fi­ge Voll­streck­bar­keit auf § 708 Nr. 10, § 711 ZPO. Die Hö­he der Si­cher­heits­leis­tung be­misst sich nach dem Kauf­preis, den der Klä­ger für den Er­werb des Fahr­zeugs auf­ge­wen­det hat.

4. Die Schrift­sät­ze des Be­klag­ten­ver­tre­ters vom 20.03. und 22.03.2023 so­wie des Klä­ger­ver­tre­ters vom 21.03. und 24.03.2023 la­gen bei Ur­teils­ab­fas­sung vor. Sie ga­ben zur Wie­der­er­öff­nung der münd­li­chen Ver­hand­lung kei­nen An­lass (§ 156 ZPO). …

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