Bei ei­nem mit ei­nem im sta­tio­nä­ren Han­del ge­schlos­se­nen Fahr­zeug­kauf­ver­trag ver­bun­de­nen und vom Dar­le­hens­neh­mer wi­der­ru­fe­nen All­ge­mein-Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trag ist für die Be­rech­nung des Wert­er­satz­an­spruchs nach § 357 VII BGB in der bis zum 27.05.2022 gel­ten­den Fas­sung (nun­mehr: § 357a I BGB) bei Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Ver­brau­cher der Händ­ler­ver­kaufs­preis ein­schließ­lich Händ­ler­mar­ge und Um­satz­steu­er und bei Rück­ge­währ des Fahr­zeugs an den Dar­le­hens­ge­ber oder den Händ­ler der Händ­ler­ein­kaufs­preis zu­grun­de zu le­gen.

BGH, Ur­teil vom 25.10.2022 – XI ZR 44/22

Sach­ver­halt: Die Par­tei­en strei­ten dar­über, ob der Klä­ger sei­ne auf den Ab­schluss ei­nes Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trags ge­rich­te­te Wil­lens­er­klä­rung wirk­sam wi­der­ru­fen hat.

Der Klä­ger er­warb im Ju­li 2016 für 80.500 € ei­nen ge­brauch­ten Pkw Mer­ce­des-Benz GL 350. Zur Fi­nan­zie­rung des über ei­ne An­zah­lung von 35.000 € hin­aus­ge­hen­den Kauf­prei­ses schlos­sen die Par­tei­en mit Da­tum vom 25.07.2016 ei­nen Dar­le­hens­ver­trag über 45.500 €. Das Dar­le­hen soll­te in 60 Mo­nats­ra­ten zu je 419,96 € und ei­ner Schluss­ra­te von 26.565 € zu­rück­ge­zahlt wer­den.

Auf Sei­te 1 des Dar­le­hens­ver­trags heißt es zu Ver­zugs­fol­gen:

„Für aus­blei­ben­de Zah­lun­gen wird Ih­nen der ge­setz­li­che Zins­satz für Ver­zugs­zin­sen be­rech­net. Der Ver­zugs­zins­satz be­trägt für das Jahr fünf Pro­zent­punk­te über dem Ba­sis­zins­satz.“

In den Dar­le­hens­ver­trag ein­be­zo­gen wa­ren die Dar­le­hens­be­din­gun­gen der Be­klag­ten, die un­ter an­de­rem in Zif­fer IX 5 fol­gen­de Re­ge­lung ent­hal­ten:

„Wi­der­ruft der Dar­le­hens­neh­mer sei­ne Ver­trags­er­klä­rung in­ner­halb der Wi­der­rufs­frist, so hat er für den Zeit­raum zwi­schen Aus­zah­lung und Rück­zah­lung des Dar­le­hens kei­ne Soll­zin­sen zu ent­rich­ten.“

Mit Schrei­ben vom 09.08.2020 er­klär­te der Klä­ger den Wi­der­ruf sei­ner auf Ab­schluss des Dar­le­hens­ver­trags ge­rich­te­ten Wil­lens­er­klä­rung. Er for­der­te die Be­klag­te zur Rück­ab­wick­lung des Ver­trags auf und bot ihr die Rück­ga­be des fi­nan­zier­ten Fahr­zeugs, Zug um Zug ge­gen Zah­lung sämt­li­cher ge­zahl­ter Ra­ten so­wie der An­zah­lung, an ei­nen von der Be­klag­ten zu be­nen­nen­den Ver­trags­part­ner in sei­ner Nä­he an. Die Be­klag­te wies den Wi­der­ruf als ver­fris­tet zu­rück.

Mit An­walts­schrei­ben vom 31.08.2020 ver­lang­te der Klä­ger von der Be­klag­ten die Rück­zah­lung der An­zah­lung und der von ihm ge­leis­te­ten Ra­ten, Zug um Zug ge­gen Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs.

Mit der Kla­ge hat der Klä­ger zu­nächst (1.) die Fest­stel­lung be­gehrt, dass er auf­grund des Wi­der­rufs vom 09.08.2020 we­der die Er­brin­gung von Zins- noch von Til­gungs­leis­tun­gen aus dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Dar­le­hens­ver­trag schul­de, (2.) die Zah­lung von 56.417,96 € nebst Zin­sen nach Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung des fi­nan­zier­ten Fahr­zeugs und (3.) die Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs der Be­klag­ten ver­langt. Au­ßer­dem hat der Klä­ger die Be­klag­te (4.) auf Frei­stel­lung von vor­ge­richt­lich ent­stan­de­nen Rechts­an­walts­kos­ten in An­spruch ge­nom­men.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Da­ge­gen hat der Klä­ger Be­ru­fung ein­ge­legt. Nach­dem er im Lau­fe des Be­ru­fungs­ver­fah­rens das Dar­le­hen mit Zah­lung der bei der Be­klag­ten durch ei­nen neu­en Dar­le­hens­ver­trag fi­nan­zier­ten Schluss­ra­te voll­stän­dig ab­ge­löst hat­te, hat er zu­letzt (1.) die Fest­stel­lung be­gehrt, dass sich der An­trag, er schul­de auf­grund des Wi­der­rufs vom 09.08.2020 we­der die Er­brin­gung von Zins- noch von Til­gungs­leis­tun­gen aus dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Dar­le­hens­ver­trag, er­le­digt hat. Dar­über hin­aus hat der Klä­ger (2a.) die Zah­lung von 55.158,08 € ab­züg­lich 20.450 € Wert­ver­lust nebst Zin­sen nach Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung des fi­nan­zier­ten Fahr­zeugs, (2b.) die Zah­lung von 31.604,52 € nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung des fi­nan­zier­ten Fahr­zeugs, so­wie (3.) die Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs der Be­klag­ten ver­langt. Au­ßer­dem hat der Klä­ger (4.) die Be­klag­te auf Frei­stel­lung von vor­ge­richt­lich an­ge­fal­le­nen Rechts­an­walts­kos­ten in An­spruch ge­nom­men. Zu­gleich hat er die un­be­ding­te Her­aus­ga­be des fi­nan­zier­ten Fahr­zeugs am Sitz der Be­klag­ten an­ge­bo­ten. Die Be­klag­te hat hilfs­wi­der­kla­gend – für den Fall, dass der Kla­ge zu­min­dest teil­wei­sen statt­ge­ge­ben wird – be­an­tragt fest­zu­stel­len, dass der Klä­ger ihr den Wert­ver­lust des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs er­set­zen müs­se.

Das Be­ru­fungs­ge­richt hat das Ur­teil des Land­ge­richts ab­ge­än­dert und der Kla­ge größ­ten­teils statt­ge­ge­ben; al­ler­dings hat es dem Klä­ger we­der die Zins­an­sprü­che noch ei­nen An­spruch auf Frei­stel­lung von vor­ge­richt­lich ent­stan­de­nen Rechts­an­walts­kos­ten zu­er­kannt. Auf die Hilfs­wi­der­kla­ge hat das Be­ru­fungs­ge­richt fest­ge­stellt, dass der Klä­ger der Be­klag­ten über den von ihm bei sei­nem Zah­lungs­an­trag be­rück­sich­tig­ten Wert­er­satz­an­spruch von 20.450 € hin­aus Er­satz für den Wert­ver­lust des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs zah­len müs­se.

Mit ih­rer Re­vi­si­on hat die Be­klag­te die Wie­der­her­stel­lung des land­ge­richt­li­chen Ur­teils be­gehrt. Der Klä­ger hat An­schluss­re­vi­si­on ein­ge­legt und die Auf­he­bung des Be­ru­fungs­ur­teils be­gerht, so­weit dar­in zu sei­nem Nach­teil über die Hilfs­wi­der­kla­ge der Be­klag­ten ent­schie­den wor­den ist. Zu­dem hat er den An­spruch auf Zah­lung von Pro­zess­zin­sen für die Zeit nach Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung des Fahr­zeugs wei­ter­ver­folgt. Das Rechts­mit­tel der Be­klag­ten hat­te zum Teil Er­folg; die An­schluss­re­vi­si­on des Klä­gers war er­folg­los.

Aus den Grün­den: [7]    Die Re­vi­si­on der Be­klag­ten hat Er­folg, so­weit sie sich ge­gen die Ver­ur­tei­lung zur Zah­lung und ge­gen die Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs rich­tet. In­so­weit führt sie zur Auf­he­bung des Be­ru­fungs­ur­teils und zur Ab­wei­sung des Kla­ge­an­trags zu 3 als un­be­grün­det und der Kla­ge­an­trä­ge zu 2a und zu 2b als der­zeit un­be­grün­det. Im Üb­ri­gen ha­ben die Re­vi­si­on der Be­klag­ten und die An­schluss­re­vi­si­on des Klä­gers kei­nen Er­folg.

[8]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat sei­ne Ent­schei­dung im We­sent­li­chen wie folgt be­grün­det:

[9]    Die Er­le­di­gung des auf ne­ga­ti­ve Fest­stel­lung ge­rich­te­ten An­trags zu 1 sei nach der ein­sei­ti­gen Er­le­di­gungs­er­klä­rung des Klä­gers fest­zu­stel­len. Die Er­le­di­gung der Haupt­sa­che sei durch Zah­lung der Schluss­ra­te im Au­gust 2021 ein­ge­tre­ten. Der zu­läs­si­ger­wei­se auf ne­ga­ti­ve Fest­stel­lung ge­rich­te­te An­trag sei auch be­grün­det ge­we­sen, da der Klä­ger sei­ne dar­le­hens­ver­trag­li­che Wil­lens­er­klä­rung am 09.08.2020 noch ha­be wi­der­ru­fen kön­nen und sich der Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trag hier­durch in ein Rück­ab­wick­lungs­ver­hält­nis nach §§ 355 III, 357a I, 812 I 1, § 491 BGB um­ge­wan­delt ha­be mit der Fol­ge, dass ver­trag­li­che Zah­lungs­an­sprü­che der Be­klag­ten auf Zins- und Til­gungs­leis­tun­gen nicht mehr be­stan­den hät­ten.

[10]   Dem Klä­ger ha­be im Zu­sam­men­hang mit dem Ab­schluss des Dar­le­hens­ver­trags ein Wi­der­rufs­recht nach §§ 495 I, 355 BGB zu­ge­stan­den. Die Wi­der­rufs­frist sei bei Ab­ga­be der Wi­der­rufs­er­klä­rung am 09.08.2020 nicht ver­stri­chen ge­we­sen, da die Be­klag­te dem Klä­ger nicht sämt­li­che er­for­der­li­chen Pflicht­an­ga­ben er­teilt ha­be. Die Be­klag­te ha­be den Klä­ger we­der in der nach Art. 247 § 6 I Nr. 1, § 3 I Nr. 11 EGBGB ge­for­der­ten Form über den Ver­zugs­zins­satz und die Art und Wei­se sei­ner An­pas­sung noch in der nach Art. 247 § 7 I Nr. 4 EGBGB ge­for­der­ten Form über den Zu­gang des Dar­le­hens­neh­mers zu ei­nem au­ßer­ge­richt­li­chen Be­schwer­de- und Rechts­be­helfs­ver­fah­ren und ge­ge­be­nen­falls die Vor­aus­set­zun­gen für die­sen Zu­gang in­for­miert.

[11]   Die Aus­übung des Wi­der­rufs­rechts sei nicht nach § 242 BGB rechts­miss­bräuch­lich oder ver­wirkt. Selbst wenn der Grund­satz von Treu und Glau­ben auch in Wi­der­rufs­fäl­len An­wen­dung fin­den wür­de, wür­den die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Rechts­miss­brauchs nicht vor­lie­gen. Wel­che An­for­de­run­gen hier­für er­for­der­lich sei­en, kön­ne re­gel­mä­ßig nur mit­hil­fe ei­ner um­fas­sen­den Be­wer­tung der ge­sam­ten Um­stän­de durch den Tatrich­ter ent­schie­den wer­den, wo­bei die In­ter­es­sen al­ler an dem Rechts­ver­hält­nis Be­tei­lig­ten zu be­rück­sich­ti­gen sei­en. Nach die­sen Maß­stä­ben sei das Ver­hal­ten des Klä­gers nicht rechts­miss­bräuch­lich. Ge­gen sei­ne grund­sätz­li­che Ver­pflich­tung, Wert­er­satz leis­ten zu müs­sen, ha­be sich der Klä­ger nicht ge­wen­det, son­dern be­rück­sich­ti­ge ei­nen Wert­er­satz­an­spruch der Be­klag­ten in sei­nem Zah­lungs­an­trag. Auch ma­che die Auf­nah­me ei­nes wei­te­ren Dar­le­hens durch den Klä­ger bei der Be­klag­ten zur Fi­nan­zie­rung der Schluss­ra­te des streit­ge­gen­ständ­li­chen Dar­le­hens die Aus­übung des Wi­der­rufs­rechts nicht rechts­miss­bräuch­lich oder be­grün­de des­sen Ver­wir­kung.

[12]   Der Klä­ger kön­ne von der Be­klag­ten die mit den Kla­ge­an­trä­gen zu 2a und zu 2b be­gehr­ten Zah­lun­gen ver­lan­gen, das heißt die Er­stat­tung der ge­leis­te­ten An­zah­lung von 35.000 € und der vor und nach dem Wi­der­ruf ge­leis­te­ten Zins- und Til­gungs­ra­ten von ins­ge­samt 51.762,60 €. Der Zah­lungs­an­spruch hin­sicht­lich der An­zah­lung und der bis zum Wi­der­ruf ge­leis­te­ten Zins- und Til­gungs­ra­ten er­ge­be sich aus § 358 IV BGB i. V. mit §§ 355 III, 357 BGB und sei auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Vor­leis­tungs­pflicht hin­sicht­lich der Rück­ga­be des Fahr­zeugs be­grün­det. Zwar ha­be der Klä­ger der Be­klag­ten den Wa­gen nicht an de­ren Sitz an­ge­bo­ten oder an sie ab­ge­sen­det. Der vom Klä­ger gel­tend ge­mach­te An­spruch sei je­doch ent­spre­chend § 322 II BGB be­grün­det, nach­dem er Zah­lung „nach“ Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs be­geh­re und An­nah­me­ver­zug der Be­klag­ten mit der Ent­ge­gen­nah­me des Fahr­zeugs vor­lie­ge.

[13]   Nach § 295 BGB ge­nü­ge ein wört­li­ches An­ge­bot des Schuld­ners, wenn der Gläu­bi­ger ihm er­klärt ha­be, dass er die Leis­tung nicht an­neh­men wer­de. Zwar sei­en die Er­klä­run­gen im Wi­der­rufs­schrei­ben vom 09.08.2020 und im An­walts­schrei­ben vom 31.08.2020 nicht ge­eig­net, den An­nah­me­ver­zug zu be­grün­den, weil der Klä­ger nicht die Rück­ga­be des Fahr­zeugs oder des­sen Über­sen­dung am Sitz der Be­klag­ten an­ge­bo­ten ha­be. Der Klä­ger ha­be aber der Be­klag­ten die un­be­ding­te Rück­ga­be des Fahr­zeugs an de­ren Sitz in der Be­ru­fungs­be­grün­dungs­schrift vom 04.10.2021 an­ge­bo­ten und sei­ne Be­reit­schaft zur Leis­tung deut­lich ge­macht. Gleich­wohl ha­be die Be­klag­te in der Be­ru­fungs­er­wi­de­rung, in der sie die Zu­rück­wei­sung der Be­ru­fung be­an­tragt ha­be, hier­zu kei­ne Aus­füh­run­gen ge­macht und da­mit nach §§ 133, 157 BGB in schlüs­si­ger Wei­se er­klärt, das Fahr­zeug nicht an­neh­men zu wol­len. Da­nach ha­be der Klä­ger in dem Schrift­satz vom 30.12.2021 die Rück­ga­be des Fahr­zeugs am Sitz der Be­klag­ten er­neut an­ge­bo­ten. Je­den­falls hier­in lie­ge ein den An­for­de­run­gen des § 295 BGB ent­spre­chen­des wört­li­ches An­ge­bot. Auf­grund des­sen sei der An­nah­me­ver­zug der Be­klag­ten fest­zu­stel­len.

[14]   Der vom Klä­ger gel­tend ge­mach­te An­spruch auf Rechts­hän­gig­keits­zin­sen auf den Rück­zah­lungs­be­trag be­ste­he un­ter kei­nem recht­li­chen Ge­sichts­punkt. Ein Zah­lungs­ver­zug der Be­klag­ten lie­ge auf­grund der Vor­leis­tungs­pflicht des Klä­gers nicht vor. Auch ein An­spruch aus § 291 BGB sei auf­grund der Vor­leis­tungs­pflicht des Klä­gers nicht ge­ge­ben. Ein Zu­rück­be­hal­tungs­recht des Schuld­ners und erst recht ei­ne Vor­leis­tungs­pflicht des Gläu­bi­gers schlös­sen ei­nen An­spruch auf Pro­zess­zin­sen aus.

[15]   Die nach der Wi­der­rufs­er­klä­rung ge­leis­te­ten Zah­lun­gen von 31.604,52 € kön­ne der Klä­ger ge­mäß § 812 I 1 Fall 1 BGB her­aus­ver­lan­gen. In­so­weit be­ste­he kei­ne Vor­leis­tungs­pflicht des Klä­gers, so­dass die Be­klag­te Zug um Zug zur Rück­zah­lung ver­pflich­tet sei. Die Re­ge­lung in § 357 IV BGB be­zie­he sich nur auf die bis zum Wi­der­ruf ge­leis­te­ten Zah­lun­gen. Auch in­so­weit kön­ne der Klä­ger die Zah­lung von Zin­sen aus kei­nem recht­li­chen Ge­sichts­punkt ver­lan­gen. Ein Zu­rück­be­hal­tungs­recht des Schuld­ners schlie­ße ei­nen An­spruch auf Pro­zess­zin­sen ge­mäß § 291 BGB aus. Das gel­te nur dann nicht, wenn die Zug-um-Zug-Ver­ur­tei­lung nicht auf ei­nem Ge­gen­an­spruch des Schuld­ners, son­dern al­lei­ne dar­auf be­ru­he, dass der Scha­dens­er­satz­an­spruch et­wa durch das scha­dens­er­satz­recht­li­che Be­rei­che­rungs­ver­bot des Gläu­bi­gers in sei­nem Um­fang be­schränkt sei.

[16]   Der Zah­lungs­an­spruch des Klä­gers sei nicht in Hö­he von 6.260,60 € durch die von der Be­klag­ten hilfs­wei­se er­klär­te Auf­rech­nung mit ei­nem An­spruch auf Zah­lung der ver­ein­bar­ten Soll­zin­sen aus § 357a III 1 BGB nach den §§ 387, 389 BGB er­lo­schen. Nach Zif­fer IX 5 der Dar­le­hens­be­din­gun­gen ha­be der Dar­le­hens­neh­mer für die Zeit zwi­schen Aus­zah­lung und Rück­zah­lung des Dar­le­hens kei­ne Soll­zin­sen zu ent­rich­ten, wenn er sei­ne Wil­lens­er­klä­rung in­ner­halb der Wi­der­rufs­frist wi­der­ru­fe. Die Klau­sel sei nicht nach den §§ 133, 157 BGB da­hin ge­hend aus­zu­le­gen, dass hier­durch nur auf Soll­zin­sen für den Zeit­raum ei­ner Wi­der­rufs­frist von 14 Ta­gen nach § 355 II 1 BGB ver­zich­tet wer­den sol­le. Der Wort­laut der Klau­sel be­schrän­ke den Ver­zicht nicht auf die Dau­er von 14 Ta­gen, son­dern auf die Zeit zwi­schen Aus­zah­lung und Rück­zah­lung des Dar­le­hens. Zwei­fel bei der Aus­le­gung der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen wür­den im Üb­ri­gen nach § 305c BGB zu­las­ten des Ver­wen­ders ge­hen.

[17]   Auf­grund des teil­wei­sen Er­folgs der Kla­ge sei über die Hilfs­wi­der­kla­ge der Be­klag­ten zu ent­schei­den. Die­se sei ge­mäß § 358 IV 1 BGB i. V. mit § 357 VII BGB be­grün­det. An­ge­sichts des Um­stands, dass der Klä­ger ei­nen Wert­ver­lust des Fahr­zeugs von 20.450 € von sei­ner For­de­rung ab­zie­he, sei die Ver­pflich­tung des Klä­gers fest­zu­stel­len, ei­nen über 20.450 € hin­aus­ge­hen­den Wert­er­satz für den Wert­ver­lust des Fahr­zeugs zu zah­len. Das fi­nan­zier­te Fahr­zeug ha­be auf­grund der jah­re­lan­gen Nut­zung durch den Klä­ger ei­nen nicht le­dig­lich mit der Prü­fung der Be­schaf­fen­heit, der Ei­gen­schaf­ten und der Funk­ti­ons­wei­se ver­bun­de­nen Wert­ver­lust er­lit­ten. Die Be­klag­te ha­be den Klä­ger in ih­rer Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on auf sei­ne Wert­er­satz­pflicht hin­ge­wie­sen. Der Wert­ver­lust be­mes­se sich nach der Ver­gleichs­wert­me­tho­de. Der Ver­kehrs­wert des Fahr­zeugs bei Ab­schluss des Dar­le­hens­ver­trags sei an­hand der ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Ge­gen­leis­tung, hier al­so des Kauf­prei­ses von 80.500 €, zu schät­zen. Ei­ne Händ­ler­mar­ge oder die Um­satz­steu­er sei­en nicht ab­zu­zie­hen. Der Ver­kehrs­wert des Fahr­zeugs bei des­sen Rück­ga­be be­mes­se sich nach dem Händ­ler­ein­kaufs­preis ein­schließ­lich Um­satz­steu­er.

[18]   Ein recht­li­cher An­satz­punkt, war­um die Ge­winn­mar­ge des Au­to­händ­lers oder des Her­stel­lers bei der Er­mitt­lung des Ver­kehrs­werts un­be­rück­sich­tigt blei­ben sol­le, sei nicht er­sicht­lich. Der Ver­brau­cher kau­fe das Fahr­zeug zu ei­nem Preis an, der die Ge­winn­mar­ge ent­hal­te. Die­ser Preis be­stim­me den Ver­kehrs­wert des Fahr­zeugs. Je­der Drit­te, der das Fahr­zeug er­wer­ben wür­de, er­mitt­le den von ihm als an­ge­mes­sen an­ge­se­he­nen Preis, den Ver­kehrs­wert, un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Händ­ler­mar­ge. Die Re­ge­lun­gen über ver­bun­de­ne Ge­schäf­te soll­ten den Klä­ger vor Nach­tei­len schüt­zen, ihm aber kei­ne Vor­tei­le ver­schaf­fen. Die Ge­winn­mar­ge als sol­che wür­de er im Fall des Wi­der­rufs des Kauf­ver­trags we­der vom Au­to­händ­ler noch vom Her­stel­ler er­stat­tet be­kom­men.

[19]   Hin­sicht­lich der Um­satz­steu­er er­ge­be sich nichts an­de­res. Der Ver­brau­cher kön­ne das Fahr­zeug im­mer nur zum Brut­to­preis er­wer­ben. Die Ar­gu­men­ta­ti­on, bei der Um­satz­steu­er han­de­le es sich um ei­nen durch­lau­fen­den Pos­ten, ver­men­ge den vom Ver­brau­cher zu zah­len­den Brut­to­kauf­preis mit der Fra­ge, wem die­ser wirt­schaft­lich zu­flie­ße. Je­der Drit­te müs­se in der Kal­ku­la­ti­on des von ihm zu zah­len­den Kauf­prei­ses die Um­satz­steu­er be­rück­sich­ti­gen. Im Fall des Wi­der­rufs des Kauf­ver­trags ha­be der Ver­käu­fer dem Ver­brau­cher den ur­sprüng­lich ver­ein­bar­ten Brut­to­kauf­preis zu er­stat­ten. Die im Rah­men des Wi­der­rufs vor­zu­neh­men­de Rück­ab­wick­lung sei ih­rer­seits nicht nach § 1 I Nr. 1 UStG steu­er­bar. Der An­kaufs­preis sei so­wohl im Zeit­punkt sei­ner Ent­rich­tung als auch zum Zeit­punkt sei­ner Rück­ge­währ durch den Ver­käu­fer ein­schließ­lich Um­satz­steu­er zu be­mes­sen. Das sei im Rah­men des ver­bun­de­nen Ge­schäfts nicht an­ders.

[20]   Im Üb­ri­gen ste­he der für die Er­mitt­lung des Wert­ver­lusts be­nö­tig­te Ver­kehrs­wert des Fahr­zeugs im Zeit­punkt der Rück­ga­be nicht fest, da das Fahr­zeug noch nicht zu­rück­ge­ge­ben wor­den sei, sein Er­hal­tungs- und Pfle­ge­zu­stand nicht ge­klärt sei und der Zeit­punkt der Rück­ga­be und die dann vor­lie­gen­de Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs of­fen sei­en.

[21]   II. Die­se Aus­füh­run­gen hal­ten ei­ner re­vi­si­ons­recht­li­chen Über­prü­fung nicht in al­len Punk­ten stand. Die Re­vi­si­on der Be­klag­ten hat Er­folg, so­weit sie sich ge­gen die Ver­ur­tei­lung zur Zah­lung und ge­gen die Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs rich­tet. In­so­weit führt sie zur Auf­he­bung des Be­ru­fungs­ur­teils und zur Ab­wei­sung des Kla­ge­an­trags zu 3 als un­be­grün­det und der Kla­ge­an­trä­ge zu 2a und zu 2b als der­zeit un­be­grün­det. Im Üb­ri­gen ist sie wie auch die An­schluss­re­vi­si­on des Klä­gers un­be­grün­det.

[22]   A. Re­vi­si­on der Be­klag­ten

[23]   1. Die Re­vi­si­on der Be­klag­ten wen­det sich oh­ne Er­folg da­ge­gen, dass das Be­ru­fungs­ge­richt im Hin­blick auf den ur­sprüng­li­chen An­trag des Klä­gers fest­zu­stel­len, dass die­ser aus dem mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Dar­le­hens­ver­trag auf­grund sei­ner Wi­der­rufs­er­klä­rung we­der Zin­sen noch Til­gungs­leis­tun­gen schul­de, die Er­le­di­gung des Rechts­streits in der Haupt­sa­che fest­ge­stellt hat. Bei ei­ner ein­sei­ti­gen Er­le­di­gungs­er­klä­rung des Klä­gers ist die Er­le­di­gung der Haupt­sa­che fest­zu­stel­len, wenn die Kla­ge bis zu dem gel­tend ge­mach­ten er­le­di­gen­den Er­eig­nis zu­läs­sig und be­grün­det war und durch die­ses Er­eig­nis un­zu­läs­sig oder un­be­grün­det ge­wor­den ist. Die­se Vor­aus­set­zun­gen sind vor­lie­gend er­füllt.

[24]   a) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat rechts­feh­ler­frei an­ge­nom­men, dass der ur­sprüng­li­che Fest­stel­lungs­an­trag zu­läs­sig und be­grün­det war.

[25]   aa) Das Be­ru­fungs­ge­richt ist zu­tref­fend da­von aus­ge­gan­gen, dass der Klä­ger sei­ne auf Ab­schluss des streit­ge­gen­ständ­li­chen, ge­mäß § 358 III BGB mit ei­nem Kauf­ver­trag über ein Kraft­fahr­zeug ver­bun­de­nen All­ge­mein-Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trags ge­rich­te­te Wil­lens­er­klä­rung wirk­sam wi­der­ru­fen hat. Das Be­ru­fungs­ge­richt ist rechts­feh­ler­frei da­von aus­ge­gan­gen, dass dem Klä­ger bei Ab­schluss des Dar­le­hens­ver­trags ge­mäß § 495 I BGB i. V. mit § 355 BGB ein Wi­der­rufs­recht zu­stand und die Wi­der­rufs­frist nicht zu lau­fen be­gann, be­vor der Klä­ger die Pflicht­an­ga­ben nach § 492 II BGB er­hal­ten hat­te. Es hat eben­falls zu Recht an­ge­nom­men, dass die Be­klag­te ih­re aus § 492 II BGB, Art. 247 § 6 I 1 Nr. 1, § 3 I Nr. 11 EGBGB re­sul­tie­ren­de Ver­pflich­tung, über den Ver­zugs­zins und die Art und Wei­se sei­ner et­wai­gen An­pas­sung zu un­ter­rich­ten, nicht ord­nungs­ge­mäß er­füllt hat.

[26]   Wie der Se­nat be­reits ent­schie­den und im Ein­zel­nen be­grün­det hat, er­for­dert zwar die In­for­ma­ti­on über den Ver­zugs­zins­satz und die Art und Wei­se sei­ner An­pas­sung nach Art. 247 § 3 I Nr. 11 EGBGB nach den Maß­stä­ben des na­tio­na­len Rechts nicht die An­ga­be des zum Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses gel­ten­den kon­kre­ten Pro­zent­sat­zes (vgl. Se­nat, Urt. v. 05.11.2019 – XI ZR 650/18, BGHZ 224, 1 Rn. 52 m. w. Nachw.). Im Gel­tungs­be­reich der Richt­li­nie 2008/48/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 23.04.2008 über Ver­brau­cher­kre­dit­ver­trä­ge und zur Auf­he­bung der Richt­li­nie 87/102/EWG des Ra­tes (ABl. 2008 L 133, 66; be­rich­tigt in ABl. 2009 L 207, 14, ABl. 2010 L 199, 40 und ABl. 2011 L 234, 46; künf­tig: Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie) ge­nügt dies aber den An­for­de­run­gen des Art. 247 § 3 I Nr. 11 EGBGB nicht, son­dern ver­langt die An­ga­be des zum Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses gel­ten­den Pro­zent­sat­zes (vgl. Se­nat, Urt. v. 12.04.2022 – XI ZR 179/21, WM 2022, 979 Rn. 11 f.). Dem ist die Be­klag­te nicht nach­ge­kom­men.

[27]   Ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­si­on wird ei­nem Ver­stoß ge­gen die Ver­pflich­tung zur An­ga­be des ge­setz­li­chen Ver­zugs­zins­sat­zes nicht durch die Re­ge­lung des § 494 IV BGB hin­rei­chend Rech­nung ge­tra­gen. Aus dem Ge­samt­zu­sam­men­hang die­ser Vor­schrift er­gibt sich, dass mit Zin­sen und Kos­ten i. S. des § 494 IV BGB nur preis­be­stim­men­de Fak­to­ren ge­meint sind (vgl. BT-Drs. 16/11643, S. 82; MünchKomm-BGB/​Schürn­brand/​We­ber, 8. Aufl., § 494 Rn. 37; Er­man/​Nietsch, BGB, 16. Aufl., § 494 Rn. 21), das heißt in Be­zug auf die Zin­sen ins­be­son­de­re die Soll­zin­sen und de­ren er­for­der­li­che An­ga­be nach Art. 247 § 6 I 1 Nr. 1, § 3 I Nr. 5 und IV EGBGB, nicht aber die (ge­setz­li­chen) Ver­zugs­zin­sen nach Art. 247 § 6 I 1 Nr. 1, § 3 I Nr. 11 EGBGB.

[28]   Da die Wi­der­rufs­frist nicht zu lau­fen be­gann, be­vor der Klä­ger sämt­li­che Pflicht­an­ga­ben ge­mäß § 492 II BGB er­hal­ten hat und die Be­klag­te dies­be­züg­lich ih­re aus § 492 II BGB, Art. 247 § 6 I 1 Nr. 1, § 3 I Nr. 11 EGBGB re­sul­tie­ren­de Ver­pflich­tung, über den Ver­zugs­zins und die Art und Wei­se sei­ner et­wai­gen An­pas­sung zu un­ter­rich­ten, ord­nungs­ge­mäß er­füllt hat, braucht der Se­nat nicht zu ent­schei­den, ob die Be­klag­te den Klä­ger in der nach § 492 II BGB, Art. 247 § 7 I Nr. 4 EGBGB ge­for­der­ten Form über den Zu­gang des Dar­le­hens­neh­mers zu ei­nem au­ßer­ge­richt­li­chen Be­schwer­de- und Rechts­be­helfs­ver­fah­ren und ge­ge­be­nen­falls die Vor­aus­set­zun­gen für die­sen Zu­gang in­for­miert hat.

[29]   bb) Das Be­ru­fungs­ur­teil hält ei­ner re­vi­si­ons­recht­li­chen Über­prü­fung auch in­so­weit stand, als das Be­ru­fungs­ge­richt da­von aus­ge­gan­gen ist, dass die Aus­übung des Wi­der­rufs­rechts durch den Klä­ger nicht nach § 242 BGB rechts­miss­bräuch­lich oder ver­wirkt ist. Da­bei kann da­hin­ste­hen, ob oder in­wie­weit die Recht­spre­chung des Se­nats zur An­wen­dung des Grund­sat­zes von Treu und Glau­ben auf das Wi­der­rufs­recht nach § 495 BGB im Hin­blick auf das Ur­teil des EuGH vom 09.09.2021 – C-33/20, C-155/20 und C-187/20, ECLI:EU:C:2021:736 = WM 2021, 1986 – Volks­wa­gen Bank GmbH u. a. – und die wei­te­re Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs hier­zu ge­ge­be­nen­falls an­ge­passt, das heißt ein­ge­schränkt wer­den muss (vgl. aber Se­nat, Beschl. v. 31.01.2022 – XI ZR 113/21, WM 2022, 420). Denn auch auf der Grund­la­ge der bis­he­ri­gen Recht­spre­chung des Se­nats ist das Be­ru­fungs­ur­teil re­vi­si­ons­recht­lich nicht zu be­an­stan­den.

[30]   Nach die­ser Recht­spre­chung kann ei­ne Rechts­aus­übung im Ein­zel­fall bei miss­bräuch­li­chem Ver­hal­ten als un­zu­läs­sig an­ge­se­hen wer­den. Da­bei kann die Be­ru­fung des Ver­brau­chers auf sein wirk­sam aus­ge­üb­tes Wi­der­rufs­recht als miss­bräuch­lich zu be­wer­ten sein mit der Fol­ge, dass ihm die vor­teil­haf­ten Rechts­fol­gen des Wi­der­rufs ver­sagt wer­den kön­nen (Se­nat, Beschl. v. 31.01.2022 – XI ZR 113/21, WM 2022, 420 Rn. 70). Der Grund­satz von Treu und Glau­ben nach § 242 BGB er­laubt es, die Be­ru­fung auf grund­sätz­lich be­ste­hen­de Rechts­po­si­tio­nen un­ter be­son­de­ren Um­stän­den im Ein­zel­fall zu ver­sa­gen. Für die Ent­schei­dung, ob die Be­ru­fung auf ei­ne Rechts­po­si­ti­on miss­bräuch­lich ist, er­for­dert § 242 BGB ei­ne Be­wer­tung der ge­sam­ten Um­stän­de des je­wei­li­gen Falls, wo­bei die In­ter­es­sen al­ler an ei­nem be­stimm­ten Rechts­ver­hält­nis Be­tei­lig­ten zu be­rück­sich­ti­gen sind (vgl. Se­nat, Beschl. v. 31.01.2022 – XI ZR 113/21, WM 2022, 420 Rn. 49 m. w. Nachw.). Die­se Be­wer­tung vor­zu­neh­men ist Sa­che des Tatrich­ters und dem­ge­mäß in der Re­vi­si­ons­in­stanz nur dar­auf­hin zu über­prü­fen, ob sie auf ei­ner trag­fä­hi­gen Tat­sa­chen­grund­la­ge be­ruht, al­le er­heb­li­chen Ge­sichts­punk­te be­rück­sich­tigt und nicht ge­gen Denk­ge­set­ze oder Er­fah­rungs­sät­ze ver­stößt oder von ei­nem fal­schen Wer­tungs­maß­stab aus­geht (Se­nat, Urt. v. 16.10.2018 – XI ZR 69/18, WM 2018, 2275 Rn. 18 m. w. Nachw.).

[31]   Nach die­sem Maß­stab ist die Wür­di­gung des Be­ru­fungs­ge­richts, die Aus­übung des Wi­der­rufs­rechts sei nicht rechts­miss­bräuch­lich, frei von Rechts­feh­lern. Es hat die Um­stän­de des Ein­zel­falls ge­wür­digt und ei­nen Rechts­miss­brauch mit ver­tret­ba­rer Be­grün­dung ver­neint. Die Wei­ter­nut­zung des Fahr­zeugs für meh­re­re Jah­re so­wie die Be­reit­schaft zur Zah­lung von Wert­er­satz für ei­ne mehr­jäh­ri­ge Nut­zung be­zieht das Be­ru­fungs­ge­richt aus­drück­lich in sei­ne Wür­di­gung ein. Die Re­vi­si­on be­müht sich in­so­weit le­dig­lich dar­um, ei­ne ihr güns­ti­ge­re, ab­wei­chen­de Be­wer­tung der vom Be­ru­fungs­ge­richt um­fas­send ge­wür­dig­ten Fal­l­um­stän­de her­bei­zu­füh­ren. Da­mit kann sie in­des kei­nen Er­folg ha­ben.

[32]   Nichts an­de­res er­gibt sich aus dem Vor­brin­gen der Re­vi­si­on, das Be­ru­fungs­ge­richt ha­be rechts­ir­rig nicht ein­ge­stellt, dass es sich bei der feh­ler­haf­ten An­ga­be zum Ver­zugs­zins um ei­ne In­for­ma­ti­on han­de­le, die für den Klä­ger man­gels Ver­zug­s­ein­tritts oder Gel­tend­ma­chung von Ver­zugs­zin­sen durch die Be­klag­te zu kei­nem Zeit­punkt bei der Durch­füh­rung des Ver­trags re­le­vant war. Dies ist kein Um­stand, den der Tatrich­ter im Rah­men sei­ner Wür­di­gung be­rück­sich­ti­gen konn­te und durf­te. Ob ei­ne Pflicht­an­ga­be für den Ver­brau­cher re­le­vant ist, be­ur­teilt sich nicht aus der Rück­schau zum Zeit­punkt der Aus­übung des Wi­der­rufs­rechts, son­dern viel­mehr aus der Sicht zum Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses. Zu die­sem Zeit­punkt war es für den Klä­ger noch nicht vor­her­seh­bar, ob und wann er viel­leicht doch in Ver­zug ge­ra­ten wür­de.

[33]   b) In­dem der Klä­ger die ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Ra­ten ein­schließ­lich der Schluss­ra­te voll­stän­dig ge­zahlt hat, ist die ur­sprüng­lich zu­läs­si­ge und be­grün­de­te Kla­ge un­zu­läs­sig ge­wor­den, weil hier­durch das Fest­stel­lungs­in­ter­es­se ge­mäß § 256 I ZPO ent­fal­len ist. Die Be­klag­te be­rühm­te sich da­nach ge­gen­über dem Klä­ger kei­nes An­spruchs auf Zah­lung von Zins- und Til­gungs­leis­tun­gen mehr.

[34]   2. Da­ge­gen hat die Re­vi­si­on Er­folg, so­weit sie sich ge­gen die Ver­ur­tei­lung des Klä­gers zur Zah­lung der mit den Kla­ge­an­trä­gen zu 2a und zu 2b ver­lang­ten Be­trä­ge wen­det. In­so­weit ist die Kla­ge der­zeit un­be­grün­det.

[35]   a) Noch frei von Rechts­feh­lern ist das Be­ru­fungs­ge­richt al­ler­dings da­von aus­ge­gan­gen, dass dem Klä­ger ge­gen die Be­klag­te auf­grund sei­ner Wi­der­rufs­er­klä­rung ein An­spruch auf Rück­ge­währ der von ihm an die Be­klag­te bis zum Wi­der­ruf ge­leis­te­ten Zins- und Til­gungs­zah­lun­gen und der Kauf­preis­an­zah­lung aus § 358 IV 1 BGB (in der bis zum 27.05.2022 gel­ten­den Fas­sung; künf­tig: a.F.) i. V. mit § 355 III 1 BGB und für die nach Er­klä­rung des Wi­der­rufs ge­leis­te­ten Zins- und Til­gungs­leis­tun­gen aus § 812 I 1 Fall 1 BGB von ins­ge­samt 86.762,60 € ab­züg­lich des vom Klä­ger (kon­klu­dent) auf­ge­rech­ne­ten Be­trags in Hö­he von 20.450 € über ei­nen Wert­er­satz­an­spruch der Be­klag­ten für den vom Klä­ger an­ge­nom­me­nen Wert­ver­lust des fi­nan­zier­ten Fahr­zeugs zu­steht.

[36]   b) Eben­falls frei von Rechts­feh­lern ist die An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts, der Zah­lungs­an­spruch des Klä­gers sei nicht in Hö­he von 6.260,60 € durch die von der Be­klag­ten er­klär­te (Hilfs-)Auf­rech­nung mit ei­nem An­spruch auf Zah­lung der Ver­trags­zin­sen aus § 358 IV 1 BGB a.F., § 357a III Satz 1 BGB in der bis zum 27.05.2022 gel­ten­den Fas­sung (künf­tig: a.F.) nach den §§ 387, 389 BGB er­lo­schen.

[37]   aa) Zwar ist der Ver­brau­cher bei Wi­der­ruf der auf Ab­schluss des Dar­le­hens­ver­trags ge­rich­te­ten Wil­lens­er­klä­rung grund­sätz­lich aus § 358 IV 1, § 357a III Satz 1 BGB a.F. zur Zah­lung der ver­ein­bar­ten Soll­zin­sen für den Zeit­raum zwi­schen Aus­zah­lung und Rück­zah­lung des Dar­le­hens ver­pflich­tet. Et­was Ge­gen­tei­li­ges er­gibt sich auch dann nicht, wenn der Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trag mit ei­nem wei­te­ren Ver­trag, vor­lie­gend ei­nem Kauf­ver­trag über ein Kraft­fahr­zeug, ver­bun­den ist (vgl. OLG Stutt­gart, Urt. v. 28.05.2019 – 6 U 78/18, WM 2019, 1160 Rn. 55; OLG Braun­schweig, Urt. v. 08.07.2020 – 11 U 101/19, WM 2021, 534 Rn. 119; BeckOGK/​Ro­sen­kranz, Stand: 15.09.2022, § 358 BGB Rn. 119.1; Be­ckOK-BGB/​Mül­ler-Christ­mann, Stand: 01.08.2022, § 358 Rn. 77; MünchKomm-BGB/​Ha­ber­sack, 9. Aufl., § 358 Rn. 86; Grü­ne­berg/​Grü­ne­berg, BGB, 81. Aufl., § 358 Rn. 20; a. A. OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 22.03.2021 – 9 U 107/19, BKR 2021, 711 Rn. 69 ff.). Dies folgt be­reits aus dem ein­deu­ti­gen Wort­laut von § 358 IV 4 BGB. Ei­ne ana­lo­ge An­wen­dung die­ser Vor­schrift auf den Wi­der­ruf des Dar­le­hens­ver­trags nach § 358 II BGB wür­de, un­ab­hän­gig vom Feh­len ei­ner Re­ge­lungs­lü­cke, in Wi­der­spruch zu § 357a III Satz 1 BGB a.F. tre­ten, der in Um­set­zung von Art. 14 III lit. b der Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie ei­ne Zins­zah­lungs­pflicht des Ver­brau­chers vor­sieht.

[38]   bb) Vor­lie­gend hat die Be­klag­te aber ge­mäß Zif­fer IX 5 ih­rer Dar­le­hens­be­din­gun­gen auf ei­ne Ver­zin­sung ver­zich­tet. Die Klau­sel be­stimmt, dass der Dar­le­hens­neh­mer für den Zeit­raum zwi­schen Aus­zah­lung und Rück­zah­lung des Dar­le­hens kei­ne Soll­zin­sen zu ent­rich­ten hat, wenn er sei­ne Ver­trags­er­klä­rung in­ner­halb der Wi­der­rufs­frist wi­der­ruft. Sie ent­hält da­mit den An­trag, den et­wai­gen Zins­an­spruch der Be­klag­ten aus § 357a III Satz 1 BGB a.F. auf ver­trag­li­cher Grund­la­ge ent­fal­len zu las­sen. Die­ses – weil ihm güns­tig un­be­denk­li­che – An­ge­bot hat der Klä­ger durch Un­ter­zeich­nung des Dar­le­hens­ver­trags an­ge­nom­men. Nach § 361 II 1 BGB darf von den halb­zwin­gen­den ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen über die Wi­der­rufs­fol­gen zu­guns­ten des Ver­brau­chers ab­ge­wi­chen wer­den (vgl. Se­nat, Urt. v. 05.11.2019 – XI ZR 650/18, BGHZ 224, 1 Rn. 25).

[39]   An­ders als die Re­vi­si­on meint, ist der Ver­zichts­ver­trag nicht da­hin ge­hend (ein­schrän­kend) aus­zu­le­gen, dass die­ser nur gel­ten sol­le, wenn der Lauf der vier­zehn­tä­gi­gen Wi­der­rufs­frist mit Aus­hän­di­gung des Ver­trags und der dar­in ent­hal­te­nen Ver­brau­cher­infor­ma­tio­nen tat­säch­lich be­gon­nen ha­be. Zif­fer IX 5 der Dar­le­hens­be­din­gun­gen stellt ei­ne All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gung dar. Wel­chen Re­ge­lungs­in­halt ei­ne All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gung ent­hält, ist durch Aus­le­gung zu er­mit­teln, die der Se­nat selbst vor­neh­men kann (vgl. Se­nat, Urt. v. 13.11.2012 – XI ZR 500/11, BGHZ 195, 298 Rn. 15; Urt. v. 10.09.2019 – XI ZR 7/19, BGHZ 223, 130 Rn. 17; Urt. v. 08.06.2021 – XI ZR 356/20, BGHZ 230, 140 Rn. 12). Die­se hat sich nach dem ob­jek­ti­ven In­halt und ty­pi­schen Sinn der in Re­de ste­hen­den Klau­sel ein­heit­lich da­nach zu rich­ten, wie ihr Wort­laut von ver­stän­di­gen und red­li­chen Ver­trags­part­nern un­ter Ab­wä­gung der In­ter­es­sen der re­gel­mä­ßig be­tei­lig­ten Ver­kehrs­krei­se ver­stan­den wird (Se­nat, Urt. v. 13.05.2014 – XI ZR 405/12, BGHZ 201, 168 Rn. 25; Urt. v. 10.09.2019 – XI ZR 7/19, BGHZ 223, 130 Rn. 17; Urt. v. 08.06.2021 – XI ZR 356/20, BGHZ 230, 140 Rn. 12). So­fern nach Aus­schöp­fung al­ler in Be­tracht kom­men­den Aus­le­gungs­mög­lich­kei­ten Zwei­fel ver­blei­ben und zu­min­dest zwei Aus­le­gungs­er­geb­nis­se recht­lich ver­tret­bar sind, kommt die sich zu­las­ten des Klau­sel­ver­wen­ders aus­wir­ken­de Un­klar­hei­ten­re­gel des § 305c II BGB zur An­wen­dung, so­dass Un­klar­hei­ten zu­las­ten des Ver­wen­ders ge­hen. Da­bei blei­ben al­ler­dings Ver­ständ­nis­mög­lich­kei­ten un­be­rück­sich­tigt, die zwar theo­re­tisch denk­bar, prak­tisch aber fern­lie­gend sind und für die an sol­chen Ge­schäf­ten ty­pi­scher­wei­se Be­tei­lig­ten nicht ernst­lich in Be­tracht kom­men (Se­nat, Urt. v. 10.09.2019 – XI ZR 7/19, BGHZ 223, 130 Rn. 18 m. w. Nachw.).

[40]   Nach die­sen Maß­stä­ben hat das Be­ru­fungs­ge­richt die Klau­sel rich­tig da­hin aus­ge­legt, dass sich der Ver­zicht nicht nur auf die ver­ein­bar­ten Soll­zin­sen für den Zeit­raum ei­ner Wi­der­rufs­frist von 14 Ta­gen nach § 355 II 1 BGB be­zie­hen soll, son­dern um­fas­send gilt. Denn in­so­weit konn­te der durch­schnitt­li­che Dar­le­hens­neh­mer der Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on ent­neh­men, dass die Wi­der­rufs­frist mit Ab­schluss des Ver­trags be­ginnt, aber erst, nach­dem er al­le Pflicht­an­ga­ben nach § 492 II BGB er­hal­ten hat. Wei­ter konn­te er der Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on ent­neh­men, dass er auch nach­träg­lich über im Ver­trags­text nicht auf­ge­nom­me­ne Pflicht­an­ga­ben in­for­miert wer­den kann und die Wi­der­rufs­frist dann ei­nen Mo­nat nach der In­for­ma­ti­on über im Ver­trags­text nicht auf­ge­nom­me­ne Pflicht­an­ga­ben be­trägt. Da­her konn­te der durch­schnitt­li­che Dar­le­hens­neh­mer er­ken­nen, dass die Mög­lich­keit des Wi­der­rufs nicht zwangs­läu­fig 14 Ta­ge nach Ver­trags­schluss en­det, son­dern an den Er­halt der Pflicht­an­ga­ben des § 492 II BGB an­knüpft. Da Zif­fer IX 5 der Dar­le­hens­be­din­gun­gen kei­ne zeit­li­che Ein­schrän­kung ent­hält, ver­steht der durch­schnitt­li­che Dar­le­hens­neh­mer die­se Klau­sel da­hin ge­hend, dass er bei ei­nem wirk­sa­men Wi­der­ruf für den Zeit­raum zwi­schen Aus­zah­lung und Rück­zah­lung des Dar­le­hens kei­ne Soll­zin­sen zu ent­rich­ten hat. Hin­ge­gen fin­det ei­ne ein­schrän­ken­de Aus­le­gung der Klau­sel da­hin, dass der Ver­zicht nur gel­te, wenn der Lauf der vier­zehn­tä­gi­gen Wi­der­rufs­frist mit Aus­hän­di­gung des Ver­trags und der dar­in ent­hal­te­nen Ver­brau­cher­infor­ma­tio­nen tat­säch­lich be­gon­nen ha­be, im Wort­laut kei­ne Stüt­ze (so auch OLG Cel­le, Urt. v. 25.03.2022 – 3 U 130/21, ZIP 2022, 1260, 1266; OLG Stutt­gart, Urt. v. 22.03.2022 – 6 U 326/18, ju­ris Rn. 45, in­so­weit in ZIP 2022, 790 nicht ab­ge­druckt).

[41]   c) Das Be­ru­fungs­ur­teil hält ei­ner re­vi­si­ons­recht­li­chen Über­prü­fung aber nicht stand, so­weit das Be­ru­fungs­ge­richt die Be­klag­te auf den Kla­ge­an­trag zu 2a ver­ur­teilt hat, an den Klä­ger nach Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung des fi­nan­zier­ten Fahr­zeugs die von ihm bis zu sei­ner Wi­der­rufs­er­klä­rung ge­leis­te­ten Zins- und Til­gungs­leis­tun­gen so­wie die An­zah­lung zu­rück­zu­ge­wäh­ren. Der Zah­lungs­an­spruch ist noch nicht fäl­lig und da­her der­zeit un­be­grün­det.

[42]   aa) Das Be­ru­fungs­ge­richt ist zwar im Aus­gangs­punkt zu­tref­fend da­von aus­ge­gan­gen, dass der Be­klag­ten – was die­se mit der Kla­ge­er­wi­de­rung gel­tend ge­macht hat – nach § 358 IV 1 BGB a.F. i. V. mit § 357 IV 1 BGB ein Leis­tungs­ver­wei­ge­rungs­recht zu­steht, bis sie das fi­nan­zier­te Fahr­zeug zu­rück­er­hal­ten oder der Klä­ger den Nach­weis er­bracht hat, dass er das Fahr­zeug ab­ge­sandt hat. Dass die Be­klag­te an­ge­bo­ten hät­te, das Fahr­zeug beim Klä­ger ab­zu­ho­len (§ 357 IV 2 BGB), ist we­der vor­ge­tra­gen noch sonst er­sicht­lich. So­weit die Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung meint, die Be­klag­te kön­ne sich nach Treu und Glau­ben (§ 242 BGB) nicht auf ein Leis­tungs­ver­wei­ge­rungs­recht stüt­zen, weil sie den Rück­ge­währan­spruch des Klä­gers be­reits dem Grun­de nach in Ab­re­de stellt, trifft dies nicht zu. Für den Klä­ger be­steht in ent­spre­chen­der An­wen­dung des § 322 II BGB nur die Mög­lich­keit, Zah­lung „nach“ Her­aus­ga­be zu ver­lan­gen. So­weit der Klä­ger – wie vor­lie­gend – die Zah­lung „nach“ Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs be­gehrt, setzt dies al­ler­dings in ent­spre­chen­der An­wen­dung des § 322 II BGB vor­aus, dass die Be­klag­te im Ver­zug der An­nah­me ist (vgl. Se­nat, Urt. v. 27.10.2020 – XI ZR 498/19, BGHZ 227, 253 Rn. 29).

[43]   bb) Ent­ge­gen der An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts be­fand sich die Be­klag­te mit der Ent­ge­gen­nah­me des fi­nan­zier­ten Fahr­zeugs aber nicht in An­nah­me­ver­zug, wes­halb der Kla­ge­an­trag zu 2a der­zeit un­be­grün­det ist.

[44]   Grund­sätz­lich er­for­dert der An­nah­me­ver­zug ein tat­säch­li­ches An­ge­bot nach § 294 BGB. Ein sol­ches hat der Klä­ger nicht ab­ge­ge­ben. So­weit nach § 295 BGB aus­nahms­wei­se ein wört­li­ches An­ge­bot ge­nü­gen kann, lie­gen des­sen Tat­be­stands­vor­aus­set­zun­gen nicht vor. Nach die­ser Vor­schrift ge­nügt ein wört­li­ches An­ge­bot des Schuld­ners un­ter an­de­rem dann, wenn der Gläu­bi­ger ihm er­klärt hat, dass er die Leis­tung nicht an­neh­men wer­de (vgl. Se­nat, Urt. v. 01.06.2021 – XI ZR 149/20, ju­ris Rn. 17; Urt. v. 14.06.2022 – XI ZR 552/20, WM 2022, 1371 Rn. 18).

[45]   (1) In­so­weit ist das Be­ru­fungs­ge­richt noch zu­tref­fend da­von aus­ge­gan­gen, dass die wört­li­chen An­ge­bo­te des Klä­gers im Wi­der­rufs­schrei­ben vom 09.08.2020 und im An­walts­schrei­ben vom 31.08.2020 zur Her­bei­füh­rung ei­nes An­nah­me­ver­zugs un­zu­rei­chend wa­ren, weil sie der Vor­leis­tungs­pflicht des Klä­gers nicht ge­nügt ha­ben. Im Wi­der­rufs­schrei­ben vom 09.08.2020 hat der Klä­ger die Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs im Rah­men ei­ner Zug-um-Zug-Leis­tung an ei­nen von der Be­klag­ten zu be­nen­nen­den Ver­trags­part­ner in sei­ner Nä­he an­ge­bo­ten. Im An­walts­schrei­ben vom 31.08.2020 hat der Klä­ger le­dig­lich ei­ne Zug-um-Zug-Leis­tung in Form der Ab­ho­lung durch die Be­klag­te an­ge­bo­ten.

[46]   (2) Die Be­klag­te ist auch nicht auf­grund des wört­li­chen An­ge­bots des Klä­gers in der Be­ru­fungs­be­grün­dungs­schrift vom 04.10.2021 in An­nah­me­ver­zug ge­ra­ten. Ge­mäß § 295 Satz 1 BGB muss die An­nah­me­ver­wei­ge­rung zur Be­grün­dung des An­nah­me­ver­zugs zeit­lich vor dem wört­li­chen An­ge­bot er­klärt wer­den (vgl. Se­nat, Urt. v. 21.02.2017 – XI ZR 467/15, WM 2017, 906 Rn. 29). Dar­an fehlt es hier.

[47]   (3) Rechts­feh­ler­haft ist das Be­ru­fungs­ge­richt da­von aus­ge­gan­gen, dass das wört­li­che An­ge­bot im Schrift­satz vom 30.12.2021 den An­nah­me­ver­zug der Be­klag­ten be­grün­det hat. Die An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts, die Be­klag­te ha­be durch feh­len­de Aus­füh­run­gen zum An­ge­bot des Klä­gers auf Rück­ga­be des Fahr­zeugs an ih­rem Sitz und der Be­an­tra­gung der Zu­rück­wei­sung der Be­ru­fung in schlüs­si­ger Wei­se nach §§ 133, 157 BGB er­klärt, das Fahr­zeug nicht an­neh­men zu wol­len, be­ruht auf ei­nem Rechts­feh­ler. Für die Be­ja­hung des An­nah­me­ver­zugs nach § 295 BGB be­darf es viel­mehr ei­ner be­stimm­ten und ein­deu­ti­gen Er­klä­rung der Be­klag­ten, dass sie die Leis­tung nicht an­neh­men wer­de. Nach den Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts hat die Be­klag­te sich über­haupt nicht zu der Fra­ge ge­äu­ßert, ob sie – wür­de es denn tat­säch­lich an­ge­bo­ten wer­den – das Fahr­zeug ent­ge­gen­neh­men wer­de. Al­lei­ne dar­in, dass die Be­klag­te vor­ge­richt­lich und im Rechts­streit das Vor­lie­gen der ma­te­ri­ell-recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen ei­nes wirk­sa­men Wi­der­rufs be­strit­ten, die Zu­rück­wei­sung der Be­ru­fung be­an­tragt und kei­ner­lei Aus­füh­run­gen zum An­ge­bot des Klä­gers zur Rück­ga­be des Fahr­zeugs an ih­rem Sitz ge­macht hat, liegt nicht die Er­klä­rung, dass sie die Leis­tung nicht an­neh­men wer­de (vgl. Se­nat, Urt. v. 01.06.2021 – XI ZR 149/20, ju­ris Rn. 17; Urt. v. 14.06.2022 – XI ZR 552/20, WM 2022, 1371 Rn. 18).

[48]   d) Das Be­ru­fungs­ur­teil hält ei­ner re­vi­si­ons­recht­li­chen Über­prü­fung auch nicht stand, so­weit das Be­ru­fungs­ge­richt die Be­klag­te auf den Kla­ge­an­trag zu 2b ver­ur­teilt hat, dem Klä­ger die von ihm nach sei­ner Wi­der­rufs­er­klä­rung ge­leis­te­ten Zins- und Til­gungs­leis­tun­gen Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung des fi­nan­zier­ten Fahr­zeugs zu­rück­zu­ge­wäh­ren. Aus den vor­ste­hen­den Grün­den ist auch die­ser An­spruch der­zeit un­be­grün­det.

[49]   Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zu Un­recht an­ge­nom­men, der Be­klag­ten ste­he in­so­weit das nach § 358 IV 1 BGB a.F. i. V. mit § 357 IV 1 BGB gel­tend ge­mach­te Leis­tungs­ver­wei­ge­rungs­recht nicht zu. Wie der Se­nat mit Ur­teil vom 25.01.2022 (XI ZR 559/20, WM 2022, 418 Rn. 17) ent­schie­den und im Ein­zel­nen be­grün­det hat, be­steht das Leis­tungs­ver­wei­ge­rungs­recht nicht nur in Be­zug auf die bis zum Wi­der­ruf ge­leis­te­ten Zah­lun­gen für Zins, Til­gung und An­zah­lung, son­dern auch in Be­zug auf die vom Klä­ger nach der Wi­der­rufs­er­klä­rung auf das Dar­le­hen er­brach­ten Zins- und Til­gungs­zah­lun­gen, so­dass ei­ne Ver­ur­tei­lung hin­sicht­lich der nach der Wi­der­rufs­er­klä­rung ge­leis­te­ten Zah­lun­gen von 31.604,52 € Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des fi­nan­zier­ten Fahr­zeugs nicht in Be­tracht kommt. Da die Be­klag­te vom Klä­ger – wie aus­ge­führt – mit der Ent­ge­gen­nah­me des fi­nan­zier­ten Fahr­zeugs nicht in An­nah­me­ver­zug ge­setzt wor­den ist, steht dem Klä­ger auch kein Zah­lungs­an­spruch nach Maß­ga­be des § 322 II BGB ana­log zu.

[50]   3. Mit Er­folg wen­det sich die Re­vi­si­on schließ­lich auch ge­gen die Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs der Be­klag­ten. Wie aus­ge­führt hat der Klä­ger die Be­klag­te nicht in An­nah­me­ver­zug ge­setzt, so­dass der Kla­ge­an­trag un­be­grün­det ist.

[51]   B. An­schluss­re­vi­si­on des Klä­gers

[52]   Die zu­läs­si­ge An­schluss­re­vi­si­on ist un­be­grün­det.

[53]   1. Die An­schluss­re­vi­si­on hat kei­nen Er­folg, so­weit sie sich da­ge­gen wen­det, dass das Be­ru­fungs­ge­richt dem Klä­ger kei­nen An­spruch auf Zah­lung von Pro­zess­zin­sen für die Zeit nach Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung des Fahr­zeugs zu­er­kannt hat. Ein sol­cher An­spruch be­steht nicht.

[54]   Nach § 291 BGB ist nur ei­ne fäl­li­ge und durch­setz­ba­re Geld­for­de­rung von dem Ein­tritt der Rechts­hän­gig­keit an zu ver­zin­sen. Das Be­ste­hen ei­nes Leis­tungs­ver­wei­ge­rungs­rechts des Schuld­ners nach § 320 BGB schließt den An­spruch des Gläu­bi­gers auf Pro­zess­zin­sen grund­sätz­lich aus (BGH, Urt. v. 25.01.2013 – V ZR 118/11, NJW-RR 2013, 825 Rn. 9 m. w. Nachw.). Da der Be­klag­ten nach § 358 IV 1 BGB a.F. i. V. mit § 357 IV 1 BGB bis zur Rück­ga­be des Fahr­zeugs ein Leis­tungs­ver­wei­ge­rungs­recht zu­steht, hat der Klä­ger kei­nen An­spruch auf Pro­zess­zin­sen ge­mäß § 291 BGB. Da die Be­klag­te nicht im Ver­zug der An­nah­me ist, kommt es nicht dar­auf an, ob Pro­zess­zin­sen zu­zu­spre­chen sind, wenn der Dar­le­hens­neh­mer Zah­lung „nach“ Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs be­geh­ren kann.

[55]   2. Eben­falls oh­ne Er­folg wen­det sich die An­schluss­re­vi­si­on ge­gen die auf die nach Ein­tritt der in­ner­pro­zes­sua­len Be­din­gung ei­nes zu­min­dest teil­wei­sen Er­folgs der Kla­ge an­ge­fal­le­ne Hilfs­wi­der­kla­ge der Be­klag­ten ge­trof­fe­ne Fest­stel­lung be­züg­lich der Wert­er­satz­pflicht des Klä­gers ei­nes über 20.450 € hin­aus­ge­hen­den Wert­ver­lusts des fi­nan­zier­ten Fahr­zeugs. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zu Recht an­ge­nom­men, dass der Fest­stel­lungs­an­trag zu­läs­sig und be­grün­det ist.

[56]   Zu­läs­sig und be­grün­det ist ein auf Fest­stel­lung ei­ner Wert­er­satz­pflicht ge­rich­te­ter An­trag, wenn die sach­li­chen und recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen noch nicht end­gül­tig be­zif­fer­ba­ren An­spruch ge­ge­ben sind und die Mög­lich­keit für das Be­ste­hen ei­nes vor­lie­gend über den auf­ge­rech­ne­ten Be­trag hin­aus­ge­hen­den Wert­er­satz­an­spruchs be­steht (vgl. BGH, Urt. v. 05.10.2021 – VI ZR 136/20, WM 2021, 2208 Rn. 28). Die­se Vor­aus­set­zun­gen sind hier ge­ge­ben.

[57]   a) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zu­tref­fend und von der An­schluss­re­vi­si­on un­an­ge­grif­fen an­ge­nom­men, dass der Klä­ger der Be­klag­ten nach § 358 IV 1 BGB a.F. i. V. mit § 357 VII BGB (in der bis zum 27.05.2022 gel­ten­den Fas­sung; künf­tig: a.F.) im Rah­men der Rück­ab­wick­lung des mit dem Fahr­zeug­kauf­ver­trag ver­bun­de­nen Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trags Wert­er­satz für den Wert­ver­lust des Fahr­zeugs zu leis­ten hat (vgl. Se­nat, Urt. v. 27.10.2020 – XI ZR 498/19, BGHZ 227, 253 Rn. 30 ff.). Die­ser Wert­ver­lust be­misst sich nach der Ver­gleichs­wert­me­tho­de. Da­nach hat der Klä­ger die Dif­fe­renz zwi­schen dem un­ter Her­an­zie­hung der ver­trag­li­chen Ge­gen­leis­tung zu er­mit­teln­den Ver­kehrs­wert des fi­nan­zier­ten Fahr­zeugs bei Ab­schluss des Dar­le­hens­ver­trags und dem Ver­kehrs­wert des Fahr­zeugs bei des­sen Rück­ga­be an den Dar­le­hens­ge­ber zu er­set­zen (vgl. Se­nat, Urt. v. 27.10.2020 – XI ZR 498/19, BGHZ 227, 253 Rn. 40). Maß­geb­lich ist der ob­jek­ti­ve Wert der Sa­che (Se­nat, Urt. v. 27.10.2020 – XI ZR 498/19, BGHZ 227, 253 Rn. 43). So­weit al­ler­dings der ob­jek­ti­ve Wert die ver­trag­li­che Ge­gen­leis­tung über­steigt, ist Letz­te­re maß­geb­lich, weil ein von dem Ver­brau­cher bei Ver­trags­schluss er­ziel­ter (geld­wer­ter) Vor­teil ihm nicht über § 357 VII BGB wie­der ent­zo­gen wer­den kann (Se­nat, Urt. v. 27.10.2020 – XI ZR 498/19, BGHZ 227, 253 Rn. 44).

[58]   b) Eben­falls zu­tref­fend ist das Be­ru­fungs­ge­richt zu dem Er­geb­nis ge­langt, dass die Mög­lich­keit ei­nes noch nicht ab­schlie­ßend be­zif­fer­ba­ren Wert­er­satz­an­spruchs der Be­klag­ten be­steht, der den vom Klä­ger auf­ge­rech­ne­ten Wert­er­satz­an­spruch von 20.450 € über­steigt.

[59]   aa) Die­se Mög­lich­keit be­steht – was das Be­ru­fungs­ge­richt zu­tref­fend aus­ge­führt hat – schon da­durch, dass der Ver­kehrs­wert zum Zeit­punkt der Rück­ga­be bis zum Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung des Be­ru­fungs­ge­richts nicht fest­stell­bar war und auch noch nicht end­gül­tig fest­ge­stellt wer­den konn­te. Ei­ne Rück­ga­be des Fahr­zeugs er­folg­te bis zu die­sem Zeit­punkt nicht, so­dass ei­ne Be­ur­tei­lung des Er­hal­tungs- und Pfle­ge­zu­stands nicht vor­ge­nom­men wer­den konn­te. Zu­dem blieb die Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs of­fen, weil die dies­be­züg­li­che An­ga­be des Klä­gers nicht der Lauf­leis­tung am Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung ent­sprach, son­dern von ihm meh­re­re Mo­na­te vor dem Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung in der Be­ru­fungs­in­stanz mit­ge­teilt wor­den ist. Dar­über hin­aus ist auch ei­ne wei­te­re Min­de­rung des Ver­kehrs­werts nach dem Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung in der Be­ru­fungs­in­stanz bis zur Rück­ga­be des Fahr­zeugs durch wei­te­re Nut­zung und/​oder Al­te­rung wahr­schein­lich.

[60]   bb) Eben­falls zu­tref­fend ist das Be­ru­fungs­ge­richt da­von aus­ge­gan­gen, dass sich die Mög­lich­keit ei­nes wei­te­ren Wert­er­satz­an­spruchs dar­aus er­gibt, dass der Klä­ger bei der Er­mitt­lung des Ver­kehrs­werts des fi­nan­zier­ten Fahr­zeugs bei Über­ga­be des Fahr­zeugs an ihn nur den Net­to­kauf­preis ab­züg­lich Händ­ler­mar­ge und nicht – was zu­tref­fend ist – den Brut­to­kauf­preis ein­schließ­lich Händ­ler­mar­ge zu­grun­de ge­legt hat.

[61]   (1) In In­stanz­recht­spre­chung und Li­te­ra­tur ist al­ler­dings um­strit­ten, ob sich der Ver­kehrs­wert des fi­nan­zier­ten Fahr­zeugs bei Ab­schluss des Dar­le­hens­ver­trags nach dem Händ­ler­ein­kaufs­preis oder nach dem Händ­ler­ver­kaufs­preis be­stimmt.

[62]   (a) Nach ei­ner Auf­fas­sung be­stimmt sich der Ver­kehrs­wert der fi­nan­zier­ten Wa­re bei Ab­schluss des Dar­le­hens­ver­trags nach dem Händ­ler­ein­kaufs­preis (OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 22.03.2021 – 9 U 107/19, BKR 2021, 711 Rn. 65 f.; OLG Frank­furt a. M., Urt. v. 22.09.2020 – 10 U 188/19, ZIP 2020, 2561, 2565; Urt. v. 13.09.2021 – 23 U 44/19, ju­ris Rn. 44; NK-BGB/​Ring, 4. Aufl., § 357 Rn. 32), wäh­rend nach an­de­rer Auf­fas­sung sich die­ser Wert nach dem Händ­ler­ver­kaufs­preis be­stimmt (OLG Schles­wig, Urt. v. 29.04.2021 – 5 U 131/20, BKR 2021, 708 Rn. 56; OLG Stutt­gart, Urt. v. 21.12.2021 – 6 U 129/21, WM 2022, 771 Rn. 50 f. m. w. Nachw.; Münch­KommBGB/​Frit­sche, 9. Aufl., § 357a Rn. 16; Stau­din­ger/​Her­res­thal, BGB, Neu­be­arb. 2021, § 358 Rn. 204h; Ham­pe, BKR 2021, 709, 711).

[63]   (b) Zu­tref­fend ist die letzt­ge­nann­te Auf­fas­sung.

[64]   Dies folgt be­reits aus dem Wort­laut des § 357 VII BGB a.F., wo­nach der Ver­brau­cher Wert­er­satz für den Wert­ver­lust der Wa­re zu leis­ten hat. Der Be­griff Wert­ver­lust be­deu­tet die Ver­rin­ge­rung des ma­te­ri­el­len Werts ei­ner Sa­che. Der ma­te­ri­el­le Wert ei­ner Sa­che drückt sich in ih­rem Ver­kehrs­wert aus (Se­nat, Urt. v. 27.10.2020 – XI ZR 498/19, BGHZ 227, 253 Rn. 41). Der Ver­kehrs­wert, für den der ob­jek­ti­ve Wert der Sa­che maß­geb­lich ist (Se­nat, Urt. v. 27.10.2020 – XI ZR 498/19, BGHZ 227, 253 Rn. 41), ist der Preis, den ein durch­schnitt­li­cher Emp­fän­ger auf dem für ihn maß­geb­li­chen An­kaufs­markt hät­te zah­len müs­sen, um die Wa­re zu er­lan­gen (BeckOGK/​Mörs­dorf, Stand: 01.06.2022, § 357a BGB Rn. 33; Ham­pe, BKR 2021, 709, 710). Die­ser Preis ist für den Käu­fer ei­nes Kraft­fahr­zeugs der Händ­ler­ver­kaufs­preis, weil für ihn der Markt der ge­werb­li­chen Kraft­fahr­zeug­ver­käu­fer maß­geb­lich ist. Hin­ge­gen hat für ihn der Händ­ler­ein­kaufs­preis kei­ne Be­deu­tung, weil die­ser den Wert be­schreibt, den ein ge­werb­li­cher Kraft­fahr­zeug­händ­ler im Durch­schnitt be­reit ist, für den An­kauf ei­nes ver­gleich­ba­ren, ge­brauch­ten Fahr­zeugs zu be­zah­len, und die­ser Markt dem Ver­brau­cher ver­schlos­sen ist (Ham­pe, BKR 2021, 709, 710).

[65]   Auch der Sinn und Zweck des § 357 VII BGB a.F. spre­chen für die Maß­geb­lich­keit des Händ­ler­ver­kaufs­prei­ses. Nach die­ser Vor­schrift schul­det der Ver­brau­cher Wert­er­satz für ei­nen Wert­ver­lust der Wa­re, so­fern der Wert­ver­lust auf ei­nen für die Prü­fung der Be­schaf­fen­heit, der Ei­gen­schaf­ten und der Funk­ti­ons­wei­se der Wa­re nicht not­wen­di­gen Um­gang mit der Wa­re zu­rück­zu­füh­ren ist. In die­sem Fall ver­liert der Ver­brau­cher das Wi­der­rufs­recht nicht, haf­tet aber für ei­nen et­wai­gen Wert­ver­lust der Wa­re (BT-Drs. 17/12637, S. 63 rech­te Spal­te). Da­mit soll der Wert­er­satz­an­spruch den Nach­teil aus­glei­chen, den der Un­ter­neh­mer da­durch er­lei­det, dass er die Wa­re nur zu ei­nem re­du­zier­ten ma­te­ri­el­len Wert zu­rück­er­hält, ob­wohl die­ser Wert­ver­lust auf ei­nen für die Prü­fung der Be­schaf­fen­heit, der Ei­gen­schaf­ten und der Funk­ti­ons­wei­se der Wa­ren nicht not­wen­di­gen Um­gang mit der Wa­re zu­rück­zu­füh­ren ist. Auf­grund die­ses Wert­ver­lusts ist es dem Un­ter­neh­mer nicht mehr mög­lich, die Wa­re zu dem ob­jek­ti­ven Wert zu ver­kau­fen, die die Wa­re hät­te, wenn der Ver­brau­cher nur ei­nen für die Prü­fung der Be­schaf­fen­heit, der Ei­gen­schaf­ten und der Funk­ti­ons­wei­se der Wa­re not­wen­di­gen Um­gang mit der Sa­che vor­ge­nom­men hät­te. Da­mit ist dem Un­ter­neh­mer hin­sicht­lich des fi­nan­zier­ten Ge­gen­stands auf­grund des Wert­ver­lusts zu­min­dest teil­wei­se die Ge­winn­mög­lich­keit ge­nom­men, die ihm nach dem Re­ge­lungs­ziel des § 357 VII BGB a.F. der Ver­brau­cher zu er­set­zen hat.

[66]   Ent­ge­gen der An­sicht der An­schluss­re­vi­si­on und des OLG Düs­sel­dorf (Urt. v. 22.03.2021 – 9 U 107/19, BKR 2021, 711 Rn. 65) ist ein Ab­stel­len auf den ob­jek­ti­ven Wert der Wa­re oh­ne Ge­winn­an­teil nicht zur ef­fek­ti­ven und zweck­ent­spre­chen­den Ge­währ­leis­tung des Rechts zum Wi­der­ruf ge­bo­ten (vgl. OLG Stutt­gart, Urt. v. 21.12.2021 – 6 U 129/21, WM 2022, 771 Rn. 51). Denn ei­ne ge­setz­li­che Be­stim­mung, die den Ver­brau­cher ver­pflich­tet, den Wert­ver­lust aus­zu­glei­chen, der an der fi­nan­zier­ten Kauf­sa­che ein­ge­tre­ten ist, be­ein­träch­tigt das Wi­der­rufs­recht des Ver­brau­chers nicht. Mit § 357 VII BGB a.F. hat der na­tio­na­le Ge­setz­ge­ber Art. 14 II der Richt­li­nie 2011/83/EU des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 25.10.2011 über die Rech­te der Ver­brau­cher, zur Ab­än­de­rung der Richt­li­nie 93/13/EWG des Ra­tes und der Richt­li­nie 1999/44/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes so­wie zur Auf­he­bung der Richt­li­nie 85/577/EWG des Ra­tes und der Richt­li­nie 97/7/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes (ABl. 2011 L 304, 64) um­ge­setzt. De­ren Er­wä­gungs­grund 47 hebt aus­drück­lich her­vor, dass der Ver­brau­cher zwar sein Wi­der­rufs­recht nicht ver­lie­ren soll, wenn er die Wa­re in ei­nem grö­ße­ren Maß ge­nutzt hat als zur Fest­stel­lung ih­rer Be­schaf­fen­heit, ih­rer Ei­gen­schaf­ten und ih­rer Funk­ti­ons­wei­se nö­tig ge­we­sen wä­re, er aber für ei­nen et­wai­gen Wert­ver­lust der Wa­re haf­ten soll, oh­ne dass die­se Ver­pflich­tung ihn al­ler­dings da­von ab­hal­ten soll, sein Wi­der­rufs­recht aus­zu­üben. Nä­he­re Ein­zel­hei­ten zur Be­mes­sung des Wert­ver­lusts sieht die Richt­li­nie nicht vor. Dass der Ver­brau­cher von der Aus­übung sei­nes Wi­der­rufs­rechts ab­ge­hal­ten wird, wenn sich der Wert­er­satz­an­spruch im Aus­gangs­punkt nach dem Händ­ler­ver­kaufs­preis be­misst, ist in­des nicht er­kenn­bar und wird auch we­der von der An­schluss­re­vi­si­on noch von der Ge­gen­mei­nung nä­her be­grün­det.

[67]   Et­was an­de­res wür­de auch dem in den Rechts­ord­nun­gen der Mit­glied­staa­ten der Eu­ro­päi­schen Uni­on ver­an­ker­ten ge­mein­sa­men Grund­satz des Ver­bots der un­ge­recht­fer­tig­ten Be­rei­che­rung zu­wi­der­lau­fen, der vom EuGH als ei­ner der all­ge­mei­nen Grund­sät­ze des Uni­ons­rechts an­er­kannt wor­den ist (vgl. EuGH, Urt. v. 09.07.2020 – C-575/18 P, ECLI:EU:C:2020:530 = ju­ris Rn. 82 – Tsche­chi­sche Re­pu­blik/​Kom­mis­si­on). Nach die­sem Grund­satz hat ei­ne Per­son, die ei­nen Ver­lust er­lit­ten hat, der zu ei­nem Ver­mö­gens­zu­wachs bei ei­ner an­de­ren Per­son ge­führt hat, oh­ne dass ein gül­ti­ger Rechts­grund für die­se Be­rei­che­rung be­steht, ge­gen den Be­rei­cher­ten ei­nen Her­aus­ga­be­an­spruch bis zur Hö­he die­ses Ver­lusts. Der Ver­brau­cher wä­re aber un­ge­recht­fer­tigt be­rei­chert, wenn er die Wa­re über ei­nen für die Prü­fung der Be­schaf­fen­heit, der Ei­gen­schaf­ten und der Funk­ti­ons­wei­se nicht not­wen­di­gen Um­fang nutzt, den da­durch ent­stan­de­nen Wert­ver­lust aber nur teil­wei­se aus­glei­chen müss­te.

[68]   An­ders als die An­schluss­re­vi­si­on meint, läuft bei der Be­rech­nung des Wert­er­sat­zes un­ter Ein­be­zie­hung des vom Händ­ler ein­kal­ku­lier­ten Ge­winns nicht der mit der Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie ver­folg­te Sank­ti­ons­cha­rak­ter im Fall un­rich­ti­ger Pflicht­an­ga­ben (vgl. hier­zu EuGH, Urt. v. 09.09.2021 – C-33/20, C-155/20 und C-187/20, ECLI:EU:C:2021:736 = WM 2021, 1986 Rn. 124 – Volks­wa­gen Bank GmbH u. a.) leer. Der Sank­ti­ons­cha­rak­ter bei der Er­tei­lung un­rich­ti­ger Pflicht­an­ga­ben be­steht dar­in, dass die Wi­der­rufs­frist nicht an­läuft und dem Ver­brau­cher ein zeit­lich un­be­grenz­tes Wi­der­rufs­recht zu­steht (EuGH, Urt. v. 09.09.2021 – C-33/20, C-155/20 und C-187/20, ECLI:EU:C:2021:736 = WM 2021, 1986 Rn. 114 – Volks­wa­gen Bank GmbH u. a.). Ei­ne dar­über hin­aus­ge­hen­de Sank­ti­on sieht die Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie nicht vor. Zu­dem wür­de an­sons­ten dem Dar­le­hens­ge­ber bei ei­nem ge­mäß § 358 III BGB mit ei­nem Kauf­ver­trag über ein Kraft­fahr­zeug ver­bun­de­nen All­ge­mein-Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trag ei­ne Sank­ti­on auf­er­legt, die ihm im Fall ei­nes All­ge­mein-Ver­brau­cher­dar­le­hens oh­ne ein ver­bun­de­nes Ge­schäft nicht auf­er­legt wird. In die­sem Fall be­steht die Sank­ti­on bei der Er­tei­lung un­rich­ti­ger Pflicht­an­ga­ben al­lein dar­in, dass die Wi­der­rufs­frist nicht an­läuft und dem Ver­brau­cher ein zeit­lich un­be­fris­te­tes Wi­der­rufs­recht zu­steht. Ein sach­li­cher Grund, war­um dem Dar­le­hens­ge­ber bei der Er­tei­lung un­rich­ti­ger Pflicht­an­ga­ben bei ei­nem mit ei­nem Kauf­ver­trag über ein Kraft­fahr­zeug ver­bun­de­nen All­ge­mein-Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trag im Ver­gleich zu ei­nem sons­ti­gen All­ge­mein-Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trag ei­ne zu­sätz­li­che Sank­ti­on auf­er­legt wer­den soll­te, ist nicht er­sicht­lich.

[69]   Schließ­lich be­rück­sich­tigt die An­schluss­re­vi­si­on nicht, dass Wert­er­satz auch dann zu zah­len ist, wenn sämt­li­che Pflicht­an­ga­ben rich­tig er­teilt wor­den sind und der Wert­ver­lust der Wa­re auf ei­nen für die Prü­fung der Be­schaf­fen­heit, der Ei­gen­schaf­ten und der Funk­ti­ons­wei­se der Wa­re nicht not­wen­di­gen Um­gang mit der Wa­re zu­rück­zu­füh­ren ist. Auch in die­sem Fall kön­nen in­ner­halb der kur­zen Wi­der­rufs­frist von 14 Ta­gen er­heb­li­che Wert­ver­lus­te ein­tre­ten. Für ei­nen Sank­ti­ons­ge­dan­ken bleibt hier von vorn­her­ein kein Raum. § 357 VII BGB a.F. un­ter­schei­det beim Wert­er­satz­an­spruch aber nicht, ob Pflicht­an­ga­ben rich­tig oder un­rich­tig er­teilt wor­den sind, son­dern sieht in sämt­li­chen Kon­stel­la­tio­nen ei­nen nach ein­heit­li­chen Maß­stä­ben zu be­mes­sen­den Wert­er­satz­an­spruch vor.

[70]   (2) In In­stanz­recht­spre­chung und Li­te­ra­tur ist fer­ner um­strit­ten, ob sich der Ver­kehrs­wert der fi­nan­zier­ten Wa­re bei Ab­schluss des Dar­le­hens­ver­trags nach dem Net­to- oder dem Brut­to­ver­kehrs­wert be­rech­net.

[71]   (a) Nach ei­ner Auf­fas­sung ist der Net­to­ver­kehrs­wert der fi­nan­zier­ten Wa­re bei Ab­schluss des Dar­le­hens­ver­trags maß­ge­bend (OLG Stutt­gart, Urt. v. 21.12.2021 – 6 U 129/21, WM 2022, 771 Rn. 52 f. m. w. Nachw.; wohl auch OLG Frank­furt a. M., Urt. v. 13.09.2021 – 23 U 44/19, ju­ris Rn. 47 f.), wäh­rend nach an­de­rer Auf­fas­sung der Brut­to­ver­kehrs­wert zu­grun­de zu le­gen ist (OLG Cel­le, Urt. v. 02.02.2022 – 3 U 51/21, ju­ris Rn. 120 ff.; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 22.03.2021 – 9 U 107/19, BKR 2021, 711 Rn. 67; OLG Frank­furt a. M., Urt. v. 22.09.2020 – 10 U 188/19, ZIP 2020, 2561, 2565; Ham­pe, BKR 2021, 709, 710).

[72]   (b) Zu­tref­fend ist die letzt­ge­nann­te An­sicht.

[73]   Hier­für spricht be­reits der Wort­laut des § 357 VII BGB a.F., wo­nach der Ver­brau­cher für den Wert­ver­lust der Wa­re Wert­er­satz zu leis­ten hat. Wie be­reits dar­ge­stellt, be­deu­tet der Be­griff Wert­ver­lust die Ver­rin­ge­rung des ma­te­ri­el­len Werts ei­ner Sa­che, wo­bei sich die­ser in ih­rem Ver­kehrs­wert aus­drückt (Se­nat, Urt. v. 27.10.2020 – XI ZR 498/19, BGHZ 227, 253 Rn. 41). Da­bei ist der Ver­kehrs­wert der Preis, den ein durch­schnitt­li­cher Emp­fän­ger auf dem für ihn maß­geb­li­chen An­kaufs­markt hät­te zah­len müs­sen, um die Wa­re zu er­lan­gen (BeckOGK/​Mörs­dorf, Stand: 01.06.2022, § 357a BGB Rn. 33; Ham­pe, BKR 2021, 709, 710).

[74]   Auf dem für pri­va­te Käu­fer maß­geb­li­chen Markt mit ge­werb­li­chen Kraft­fahr­zeug­ver­käu­fern be­stimmt sich der Ver­kehrs­wert nach den Brut­to­ver­kaufs­prei­sen, weil in die­sem Markt die Fahr­zeu­ge mit Um­satz­steu­er ge­han­delt und er­wor­ben wer­den (vgl. OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 22.03.2021 – 9 U 107/19, BKR 2021, 711 Rn. 67).

[75]   Die Maß­geb­lich­keit des Brut­to­ver­kaufs­prei­ses er­gibt sich auch aus dem Sinn und Zweck der Rück­ab­wick­lungs­vor­schrif­ten. Durch den wirk­sa­men Wi­der­ruf wan­delt sich der zu­nächst wirk­sa­me Ver­trag mit Wir­kung ex nunc in ein Rück­ab­wick­lungs­ver­hält­nis um, so­dass ge­mäß § 355 III BGB die emp­fan­ge­nen Leis­tun­gen zu­rück­zu­ge­wäh­ren sind. An den Klä­ger sind im Rah­men der Rück­ab­wick­lung sämt­li­che Zins- und Dar­le­hens­ra­ten so­wie die An­zah­lung zu­rück­zu­zah­len. Das auf­ge­nom­me­ne Dar­le­hen und die An­zah­lung dien­ten der Fi­nan­zie­rung des Brut­to­kauf­prei­ses. Zu­gleich ist der Ver­brau­cher ver­pflich­tet, an den Dar­le­hens­ge­ber den fi­nan­zier­ten Ge­gen­stand her­aus­zu­ge­ben. Zum Zeit­punkt der Über­ga­be an den Käu­fer be­maß sich der Ver­kehrs­wert des fi­nan­zier­ten Fahr­zeugs auf Grund­la­ge des Brut­to­ver­kaufs­prei­ses. Bei Rück­ga­be des Fahr­zeugs oh­ne Wert­min­de­rung hät­te der Un­ter­neh­mer ein Fahr­zeug zu­rück­er­hal­ten, des­sen Wert dem Brut­to­ver­kehrs­wert ent­spricht. Da­her kann nichts an­de­res gel­ten, wenn der Ver­brau­cher den fi­nan­zier­ten Ge­gen­stand nur zu ei­nem ge­min­der­ten Ver­kehrs­wert her­aus­ge­ben kann. Denn die­ser Wert­er­satz soll den Nach­teil aus­glei­chen, der da­durch ein­tritt, dass der Ge­gen­stand nur in ei­nem im Ver­gleich zum ur­sprüng­li­chen Brut­to­ver­kehrs­wert ge­min­der­ten Wert zu­rück­ge­ge­ben wer­den kann. Da­her ist der Ver­kehrs­wert des fi­nan­zier­ten Fahr­zeugs bei Ab­schluss des Dar­le­hens­ver­trags an­hand des Brut­to­ver­kaufs­prei­ses zu be­stim­men.

[76]   Ent­ge­gen der An­sicht des OLG Stutt­gart (Urt. v. 21.12.2021 – 6 U 129/21, WM 2022, 771 Rn. 52 f. m. w. Nachw.) er­gibt sich nichts Ge­gen­tei­li­ges dar­aus, dass die Um­satz­steu­er für den Ver­käu­fer des fi­nan­zier­ten Ge­gen­stands ein durch­lau­fen­der Pos­ten ist. Da­bei kann da­hin­ste­hen, ob die Steu­er­bar­keit des Ver­kaufs­vor­gangs auf­grund der Rück­gän­gig­ma­chung des Er­werbs­ge­schäfts in­fol­ge des un­ter Um­stän­den erst meh­re­re Jah­re spä­ter er­klär­ten Wi­der­rufs ent­fällt und der Ver­käu­fer den Steu­er­be­trag ge­mäß § 17 I 1, II Nr. 3 UStG be­rich­ti­gen und zu­rück­er­hal­ten kann (vgl. da­zu BFH, Urt. v. 12.11.2008 – XI R 46/07, BFHE 223, 515, 518; Urt. v. 08.09.2011 – V R 43/10, BFHE 235, 501 Rn. 26) und ob dies auch dann gel­ten wür­de, wenn auf­grund der Re­ge­lung des § 358 IV 5 BGB die Rück­ab­wick­lung nicht zwi­schen Ver­brau­cher und Un­ter­neh­mer, son­dern zwi­schen Ver­brau­cher und Dar­le­hens­ge­ber er­folgt. Ge­gen ein Ab­stel­len auf den Net­to­ver­kehrs­wert spricht ent­schei­dend, dass dies zu ei­ner Be­rei­che­rung des Ver­brau­chers füh­ren wür­de, die we­der in § 357 VII BGB a.F. an­ge­legt ist noch sach­lich ge­recht­fer­tigt ist (vgl. OLG Cel­le, Urt. v. 02.02.2022 – 3 U 51/21, ju­ris Rn. 123). In die­sem Fall wür­de der Ver­brau­cher sämt­li­che Zins- und Til­gungs­leis­tun­gen be­züg­lich des Dar­le­hens so­wie die An­zah­lung, mit de­nen der Brut­to­kauf­preis fi­nan­ziert wur­de, zu­rück­er­hal­ten, müss­te je­doch sei­ner­seits selbst bei ei­nem voll­stän­di­gen Wert­ver­lust nur den Net­to­ver­kehrs­wert zum Zeit­punkt der Über­ga­be des Fahr­zeugs er­stat­ten und wä­re um die Um­satz­steu­er be­rei­chert. Für die­se Be­rei­che­rung ist ein sach­li­cher Grund nicht er­sicht­lich (vgl. OLG Cel­le, Urt. v. 02.02.2022 – 3 U 51/21, ju­ris Rn. 123 f.; vgl. für den Wert­er­satz für die Nut­zun­gen nach § 346 II 1 Nr. 1 BGB bei Rück­ab­wick­lung ei­nes Ge­braucht­wa­gen­kaufs: BGH, Urt. v. 09.04.2014 – VI­II ZR 215/13, WM 2014, 1505 Rn. 11 f.).

[77]   (3) Schließ­lich ist in In­stanz­recht­spre­chung und Li­te­ra­tur auch um­strit­ten, wie sich der Ver­kehrs­wert des Fahr­zeugs bei des­sen Rück­ga­be be­misst.

[78]   (a) Nach ei­ner An­sicht be­misst sich der Wert des Fahr­zeugs bei Rück­ga­be nach dem Händ­ler­ein­kaufs­preis (OLG Schles­wig, Urt. v. 29.04.2021 – 5 U 131/20, BKR 2021, 708 Rn. 52; Ham­pe, BKR 2021, 709, 711; Mül­ler-Christ­mann, ju­ris­PR-BKR 6/2022 Anm. 4), wäh­rend hier­für nach an­de­rer Auf­fas­sung der Händ­ler­ver­kaufs­preis maß­geb­lich sein soll (OLG Stutt­gart, Urt. v. 21.12.2021 – 6 U 129/21, WM 2022, 771 Rn. 50 m. w. Nachw.).

[79]   (b) Zu­tref­fend ist die erst­ge­nann­te Auf­fas­sung.

[80]   Nach den oben dar­ge­stell­ten Vor­ga­ben für den Be­griff des Wert­ver­lusts i. S. des § 357 VII BGB a.F. spricht für die Maß­geb­lich­keit des Händ­ler­ein­kaufs­prei­ses ent­schei­dend, dass es sich hier­bei um den Preis han­delt, zu dem der Ver­brau­cher das Fahr­zeug ver­äu­ßern kann (OLG Schles­wig, Urt. v. 29.04.2021 – 5 U 131/20, BKR 2021, 708 Rn. 52; Mül­ler-Christ­mann, ju­ris­PR-BKR 6/2022 Anm. 4). Die­ser Preis stellt zu dem maß­geb­li­chen Zeit­punkt der Rück­ga­be auch den Wert des Fahr­zeugs für den Händ­ler dar. Dem­ge­gen­über be­inhal­tet der Händ­ler­ver­kaufs­preis ne­ben der Ge­winn­mar­ge, die auch die All­ge­mein­kos­ten des Händ­lers und sei­ne Be­mü­hun­gen um den Wei­ter­ver­kauf des Fahr­zeugs ab­deckt (z. B. Er­stel­lung der Ver­kaufs­an­zei­gen, Zeit­auf­wand für Ver­kaufs­ge­sprä­che und Pro­be­fahr­ten), auch die Kos­ten ei­nes ge­werb­li­chen Händ­lers, die er vor ei­nem Wei­ter­ver­kauf zwecks bes­se­rer Ver­käuf­lich­keit auf­wen­det, wie zum Bei­spiel für die Auf­be­rei­tung des Fahr­zeugs (Ham­pe, BKR 2021, 709, 711). Zu­dem ist der Preis bei Ver­kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens durch ei­nen Händ­ler schon des­halb hö­her, weil dem Käu­fer bei Fahr­zeu­ger­werb von ei­nem ge­werb­li­chen Händ­ler Ge­währ­leis­tungs­rech­te zu­ste­hen, die bei ei­nem Kauf von ei­nem Pri­vat­ver­käu­fer re­gel­mä­ßig aus­ge­schlos­sen wer­den.

[80]   III. Das Be­ru­fungs­ur­teil ist mit­hin auf die Re­vi­si­on teil­wei­se auf­zu­he­ben (§ 562 I ZPO), weil es sich auch nicht aus an­de­ren Grün­den als rich­tig er­weist (§ 561 ZPO). Da die Auf­he­bung des Ur­teils nur we­gen ei­ner Rechts­ver­let­zung bei An­wen­dung des Ge­set­zes auf das fest­ge­stell­te Sach­ver­hält­nis er­folgt und kei­ne wei­te­ren Fest­stel­lun­gen er­for­der­lich sind, son­dern die Sa­che nach den tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts zur End­ent­schei­dung reif ist, hat der Se­nat ei­ne er­set­zen­de Sach­ent­schei­dung ge­trof­fen (§ 563 III ZPO).

[81]   Die An­trä­ge des Klä­gers auf Aus­set­zung des Ver­fah­rens bis zur Ent­schei­dung des EuGH in den Rechts­sa­chen C-117/22 und C-232/21 ha­ben kei­nen Er­folg, weil sich die dort auf­ge­wor­fe­nen Fra­gen vor­lie­gend nicht stel­len oder im Hin­blick auf die Vor­leis­tungs­pflicht des Käu­fers und Dar­le­hens­neh­mers und ei­ne dies­be­züg­li­che Vor­la­ge­pflicht vom Se­nat be­reits be­ant­wor­tet wor­den sind (vgl. Se­nat, Urt. v. 26.10.2021 – XI ZR 608/20, WM 2021, 2248 Rn. 19 f.).

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