Die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land ist dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs je­den­falls des­halb nicht un­ter dem Ge­sichts­punkt ei­ner uni­ons­recht­li­chen Staats­haf­tung zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet, weil es an ei­ner eu­ro­pa­recht­li­chen Norm fehlt, die den Schutz der all­ge­mei­nen Hand­lungs­frei­heit und des wirt­schaft­li­chen Selbst­be­stim­mungs­rechts des Fahr­zeug­käu­fers be­zweckt, und weil ein hin­rei­chend qua­li­fi­zier­ten Ver­stoß der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land ge­gen Vor­schrif­ten der Richt­li­nie 2007/46/EG nicht ge­ge­ben ist.

OLG Ko­blenz, Ur­teil vom 27.05.2021 – 1 U 1685/20

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin nimmt die Be­klag­te im Zu­sam­men­hang mit dem VW-Ab­gas­skan­dal aus uni­ons­recht­li­cher Staats­haf­tung in An­spruch.

Sie er­warb im Sep­tem­ber 2013 von ei­nem Kfz-Händ­ler für 18.500 € ei­nen Ge­braucht­wa­gen. Die­ses Fahr­zeug ist mit ei­nem von der Volks­wa­gen AG ent­wi­ckel­ten und her­ge­stell­ter Mo­tor des Typs EA189 aus­ge­stat­tet, der mit ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung i. S. von Art. 3 Nr. 10, Art. 5 II der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 ver­se­hen war. Mit Be­scheid vom 15.10.2015 er­ließ das Kraft­fahrt-Bun­des­amt meh­re­re Ne­ben­be­stim­mun­gen zur EG-Typ­ge­neh­mi­gung, die die Volks­wa­gen AG ver­pflich­te­ten, die­se un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung aus den vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeu­gen zu ent­fer­nen. Die Klä­ge­rin ließ bei ih­rem Pkw in der Fol­ge ein ihr an­ge­bo­te­nes Soft­ware­up­date in­stal­lie­ren. Au­ßer­dem schloss sie mit der Volks­wa­gen AG ei­nen Ver­gleich, in dem die Volks­wa­gen AG sich ver­pflich­te­te, an die Klä­ge­rin zur Ab­gel­tung al­ler An­sprü­che we­gen der Ver­wen­dung und der Ent­fer­nung der un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung 4.650 € zu zah­len.

Die Klä­ge­rin macht gel­tend, we­gen der In­stal­la­ti­on des von der Volks­wa­gen AG Soft­ware­up­dates droh­ten ihr mas­si­ve Nach­tei­le in Form ei­nes er­höh­ten Kraft­stoff­ver­brauchs und ei­nes er­höh­ten Ver­schlei­ßes. Auch sei sie – noch nicht be­zif­fer­ba­ren – Nach­for­de­run­gen be­züg­lich der Kraft­fahr­zeug­steu­er aus­ge­setzt, weil die EG-Typ­ge­neh­mi­gung er­lo­schen sei und sich der CO2-Aus­stoß ih­res Fahr­zeugs in­fol­ge der In­stal­la­ti­on des Up­dates deut­lich er­höht ha­be. Über­dies wür­den dem Pkw im­mer ein Ma­kel und ein Min­der­wert an­haf­ten. Die­se Nach­tei­le – so meint die Klä­ge­rin – ha­be ihr die Be­klag­te un­ter dem Ge­sichts­punkt der uni­ons­recht­li­chen Staat­haf­tung zu er­set­zen, da die Be­klag­te in qua­li­fi­zier­ter Wei­se ge­gen In­di­vi­du­al­schutz be­grün­den­de Nor­men des Uni­ons­rechts ver­sto­ßen ha­be.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen (LG Ko­blenz, Urt. v. 22.10.2020 – 1 O 334/19). Zur Be­grün­dung hat es aus­ge­führt, dass of­fen­blei­ben kön­ne, ob die Klä­ge­rin das für die Zu­läs­sig­keit ih­rer Fest­stel­lungs­kla­ge grund­sätz­lich er­for­der­li­che Fest­stel­lungs­in­ter­es­se (§ 256 I ZPO) ha­be. Denn je­den­falls sei die Kla­ge ab­zu­wei­sen, weil der Klä­ge­rin der gel­tend ge­mach­te uni­ons­recht­li­che Staats­haf­tungs­an­spruch ge­gen die Be­klag­te nicht zu­ste­he. Es sei schon nicht zu er­ken­nen, dass die von der Klä­ge­rin an­ge­führ­ten Vor­schrif­ten der (Rah­men-)Richt­li­nie 2007/46/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 05.09.2007 zur Schaf­fung ei­nes Rah­mens für die Ge­neh­mi­gung von Kraft­fahr­zeu­gen und Kraft­fahr­zeug­an­hän­gern so­wie von Sys­te­men, Bau­tei­len und selbst­stän­di­gen tech­ni­schen Ein­hei­ten für die­se Fahr­zeu­ge (ABl. 2007 L 263,1) be­zweck­ten, Fahr­zeug­käu­fern sub­jek­ti­ve Rech­te zu ver­lei­hen. Da­her kön­ne letzt­lich da­hin­ste­hen, ob von hin­rei­chend qua­li­fi­zier­ten Ver­stö­ßen der Be­klag­ten aus­ge­gan­gen wer­den kön­ne.

Mit ih­rer da­ge­gen ge­rich­te­ten Be­ru­fung hat die Klä­ge­rin ih­ren Stand­punkt wie­der­holt und ver­tieft, dass die Be­klag­te in qua­li­fi­zier­ter Wei­se ge­gen In­di­vi­du­al­schutz be­grün­den­de Nor­men des Uni­ons­rechts ver­sto­ßen ha­be, Sie ha­be für Rechts­ver­stö­ße von Fahr­zeug­her­stel­lern kei­ne wirk­sa­men, ver­hält­nis­mä­ßi­gen und ab­schre­cken­den Sank­tio­nen i. S. von Art. 46 der Richt­li­nie 2007/46/EG vor­ge­se­hen. Die in § 25 EG-FGV vor­ge­se­he­nen ver­wal­tungs­recht­li­chen Maß­nah­men sei­en per se kei­ne Sank­tio­nen, doch auch die vor­ge­se­he­nen straf- und ord­nungs­wid­rig­keits­recht­li­chen Sank­tio­nen reich­ten nicht aus. Dar­über hin­aus ha­be das Kraft­fahrt-Bun­des­amt für den hier in Re­de ste­hen­den Fahr­zeug­typ rechts­wid­rig, näm­lich un­ter Ver­stoß ge­gen Art. 4 ff. der Richt­li­nie 2007/46/EG, ei­ne Typ­ge­neh­mi­gung er­teilt. Da es kon­kre­te An­halts­punk­te für Ma­ni­pu­la­tio­nen ge­ge­ben ha­be, hät­te das Kraft­fahrt-Bun­des­amt die Fahr­zeug­her­stel­ler ge­nau­er kon­trol­lie­ren und im Typ­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren An­ga­ben zu Ab­schalt­ein­rich­tun­gen ver­lan­gen müs­sen. So­wohl Art. 8 I i. V. mit Art. 12 als auch Art. 46 der Richt­li­nie 2007/46/EG sei­en in­di­vi­du­al­schüt­zend; sie dien­ten auch dem Schutz der Ver­brau­cher. Die Klä­ge­rin macht gel­tend, dass sie kein mit ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung aus­ge­stat­te­tes Fahr­zeug hät­te er­wer­ben kön­nen, wenn die Be­klag­te ih­ren uni­ons­recht­li­chen Pflich­ten nach­ge­kom­men wä­re. Die Be­klag­te ha­be da­her die mit dem er­wor­be­nen Fahr­zeug ver­bun­de­nen Nach­tei­le (Min­der­wert, er­höh­ter Kraft­stoff­ver­brauch, zu be­fürch­ten­de Steu­er­nach­for­de­rung) aus­zu­glei­chen, wo­bei sie, die Klä­ge­rin, sich die Zah­lung der Volks­wa­gen AG im Rah­men der scha­dens­recht­li­chen Vor­teils­aus­gleichs an­rech­nen las­se.

Die Klä­ge­rin hat in ers­ter Li­nie be­an­tragt, un­ter Ab­än­de­rung des land­ge­richt­li­chen Ur­teils fest­zu­stel­len, dass die Be­klag­te ihr be­züg­lich des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs die Schä­den er­set­zen müs­se, die ihr dar­aus ent­stün­den, dass

a) die Be­klag­ten es un­ter­las­sen ha­be, auf­grund Art. 46 der Richt­li­nie 2007/46/EG wirk­sa­me, ver­hält­nis­mä­ßi­ge und ab­schre­cken­de Sank­tio­nen zu er­las­sen, leicht­fer­tig die Er­tei­lung der EG­Typ­ge­neh­mi­gung vom 12.04.2012 zu­ge­las­sen und das ent­spre­chen­de Ver­fah­ren un­zu­rei­chend über­wacht ha­be;
b) hilfs­wei­se: die Be­klag­te die Ty­pen­ge­neh­mi­gung vom 12.04.2012 er­teilt ha­be;
c) hilfs­wei­se: die Be­klag­te ent­ge­gen Art. 46 der Richt­li­nie 46/2007 für Ver­stö­ße ge­gen die­se Richt­li­nie kei­ne wirk­sa­men, ver­hält­nis­mä­ßi­gen und ab­schre­cken­den Sank­tio­nen vor­se­he;
d) hilfs­wei­se: die Be­klag­te es un­ter­las­sen ha­be, das streit­ge­gen­ständ­li­che Typ­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren aus­rei­chend zu über­wa­chen.

Hilfs­wei­se hat die Klä­ge­rin die Fest­stel­lung be­gehrt, dass die Be­klag­te ihr Er­satz für die Schä­den leis­ten müs­se, die ihr aus der Ma­ni­pu­la­ti­on ih­res Fahr­zeugs ent­stün­den.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt, die Be­ru­fung zu­rück­zu­wei­sen, und das erst­in­stanz­li­che Ur­teil ver­tei­digt. Die Klä­ge­rin ha­be schon das er­for­der­li­che Fest­stel­lungs­in­ter­es­se nicht. Dass von der Klä­ge­rin Kraft­fahr­zeug­steu­er nach­ge­for­dert wer­de, sei nicht hin­rei­chend wahr­schein­lich­keit. Be­züg­lich der für die Kraft­fahr­zeug­steu­er maß­geb­li­chen CO2-Emis­sio­nen wer­de ver­bind­lich auf die – nie er­lo­sche­ne – EG-Typ­ge­neh­mi­gung für den streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug­typ ab­ge­stellt. Oh­ne­hin kön­ne die Klä­ge­rin von ihr, der Be­klag­ten, al­len­falls das ne­ga­ti­ve und nicht das po­si­ti­ve In­ter­es­ses er­setzt ver­lan­gen, so­dass sie durch das Soft­ware­up­date ver­ur­sach­te Fol­ge­schä­den nicht zu er­set­zen ha­be. Je­den­falls de­cke der Be­trag, den die Volks­wa­gen AG an die Klä­ge­rin ge­zahlt ha­be, sämt­li­che et­wai­gen Schä­den ab.

We­der die Richt­li­nie 2007/46/EG im All­ge­mei­nen – so hat die Be­klag­te ge­meint – noch die von der Klä­ge­rin an­ge­führ­ten Nor­men im Be­son­de­ren gä­ben ei­nem Fahr­zeug­käu­fer oder -hal­ter in­di­vi­du­el­le An­sprü­che. Die Nor­men be­zweck­ten ins­be­son­de­re nicht, das Ver­mö­gen ei­nes Fahr­zeug­käu­fers oder -hal­ters zu schüt­zen.

Bei der Um­set­zung von Art. 46 der Richt­li­nie 2007/46/EG ha­be sie, die Be­klag­te, von dem ihr ein­ge­räum­ten Er­mes­sen in ge­eig­ne­ter Wei­se Ge­brauch ge­macht. Ab­ge­se­hen da­von hät­ten auch die in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka vor­ge­se­he­nen Sank­tio­nen, die die Klä­ge­rin als an­ge­mes­sen an­se­he, die Volks­wa­gen AG nicht da­von ab­ge­hal­ten, dort ma­ni­pu­lier­te Fahr­zeu­ge in den Ver­kehr zu brin­gen. Auch hin­sicht­lich der aus Art. 4, 8 und 12 der Richt­li­ne 2007/46/EG fol­gen­den Prüf- und Über­wa­chungs­pflich­ten feh­le es an ei­ner qua­li­fi­zier­ten Recht­ver­let­zung: Wel­che An­ga­ben ein Fahr­zeug­her­stel­ler für im Typ­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren zu ma­chen ha­be, sei durch EU-Recht im Ein­zel­nen vor­ge­ge­ben. Die An­ga­ben, die in dem hier in­ter­es­sie­ren­den An­trag auf Er­tei­lung ei­ner Typ­ge­neh­mi­gung ge­macht wor­den sei­en, hät­ten dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt kei­nen An­lass ge­ge­ben, von der Volks­wa­gen AG als Fahr­zeug­her­stel­le­rin wei­te­re An­ga­ben zu ei­ner (un­be­kann­ten) Ab­schalt­ein­rich­tung zu ver­lan­gen. Die­se Ab­schalt­ein­rich­tung ha­be mit­hil­fe der bis­lang recht­lich vor­ge­schrie­be­nen Prüf­zy­klen nicht ent­deckt wer­den kön­nen.

Die Be­ru­fung hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Das Land­ge­richt hat die Kla­ge zu Recht ab­ge­wie­sen.

1. Die von der Klä­ge­rin er­ho­be­ne Fest­stel­lungs­kla­ge ist man­gels Vor­lie­gens des ge­mäß § 256 I ZPO er­for­der­li­chen Fest­stel­lungs­in­ter­es­ses be­reits un­zu­läs­sig.

Wäh­rend es bei der Ver­let­zung ei­nes ab­so­lu­ten Rechts­guts aus­reicht, wenn künf­ti­ge Scha­dens­fol­gen (wenn auch nur ent­fernt) mög­lich, ih­re Art und ihr Um­fang, so­gar ihr Ein­tritt aber noch un­ge­wiss sind, fehlt es bei rei­nen Ver­mö­gens­schä­den, wie sie vor­lie­gend gel­tend ge­macht wer­den, an ei­nem fest­stell­ba­ren Rechts­ver­hält­nis, so­lan­ge der Ein­tritt ir­gend­ei­nes Scha­dens noch un­ge­wiss ist. Hier muss der Klä­ger schon für die Zu­läs­sig­keit der Kla­ge ei­ne Ver­mö­gens­ge­fähr­dung, das heißt die Wahr­schein­lich­keit ei­nes auf die Ver­let­zungs­hand­lung zu­rück­zu­füh­ren­den Scha­dens, sub­stan­zi­iert dar­tun (BGH, Urt. v. 04.12.2014 – III ZR 51/13, BGHZ 203, 312 Rn. 12; Zöl­ler/​Gre­ger, ZPO, 33. Aufl. [2020], § 256 Rn. 9). Ei­ner po­si­ti­ven Fest­stel­lungs­kla­ge fehlt – als Aus­fluss des all­ge­mei­nen Rechts­schutz­be­dürf­nis­ses – dar­über hin­aus dann das Fest­stel­lungs­in­ter­es­se, wenn dem Klä­ger ei­ne Kla­ge auf Leis­tung mög­lich und zu­mut­bar ist (Zöl­ler/​Gre­ger, a. a. O., § 256 Rn. 7a).

Die­se Maß­stä­be zu­grun­de ge­legt, fehlt der Kla­ge das er­for­der­li­che Fest­stel­lungs­in­ter­es­se. Die Klä­ge­rin hat die Wahr­schein­lich­keit ei­nes auf die Ver­let­zungs­hand­lung zu­rück­zu­füh­ren­den Scha­dens nicht sub­stan­zi­iert dar­ge­legt.

Der Ein­tritt des be­haup­te­ten Steu­er­scha­dens ist völ­lig un­ge­wiss. We­der wur­de die für die Be­mes­sung der Kraft­fahr­zeug­steu­er maß­geb­li­che Typ­ge­neh­mi­gung für das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug auf­ge­ho­ben, noch wur­de ei­ne neue Typ­ge­neh­mi­gung mit ge­än­der­ten Emis­si­ons­an­ga­ben er­teilt. Es be­ste­hen auch kei­ner­lei An­halts­punk­te da­für, dass – Jah­re nach dem Be­kannt­wer­den des Die­selskan­dals – ein Ent­zug der Typ­ge­neh­mi­gung ernst­lich droht oder ei­ne nach­träg­li­che Än­de­rung der Kraft­fahr­zeug­steu­er von den zu­stän­di­gen Be­hör­den über­haupt in Er­wä­gung ge­zo­gen wird (so auch OLG Köln, Beschl. v. 21.12.2020 – 7 U 53/20, ju­ris Rn. 8 ff.; OLG Bran­den­burg, Beschl. v. 11.01.2021 – 2 U 102/20, ju­ris Rn. 7 f.; OLG Hamm, Urt. v. 19.03.2021 – 11 U 56/20, ju­ris Rn. 18). Die Klä­ge­rin selbst ist bis­lang kei­nen Steu­er­nach­for­de­run­gen aus­ge­setzt. Vor die­sem Hin­ter­grund stel­len Steu­er­nach­for­de­run­gen nur ei­ne denk­theo­re­ti­sche Mög­lich­keit dar (OLG Frank­furt a. M., Urt. v. 24.02.2021 – 4 U 274/19, ju­ris Rn. 55).

So­weit die Klä­ge­rin wei­ter be­haup­tet, es droh­ten zu­künf­ti­ge Schä­den auf­grund des Soft­ware­up­dates, kön­nen die­se das er­for­der­li­che Fest­stel­lungs­in­ter­es­se eben­falls nicht be­grün­den. So ist schon nicht sub­stan­zi­iert dar­ge­legt, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug – die Klä­ge­rin hat das Soft­ware­up­date auf­spie­len las­sen – tat­säch­lich mehr Kraft­stoff ver­braucht. Der all­ge­mei­ne Ver­weis auf die Aus­wir­kun­gen des Up­dates für „Be­trof­fe­ne“, oh­ne dass ein Zu­sam­men­hang mit dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug oder auch nur ei­nem ver­gleich­ba­ren Fahr­zeug zu er­ken­nen wä­re, ist in­so­weit nicht aus­rei­chend. Sel­bi­ges gilt für die pau­schal be­haup­te­ten Schä­den an Fahr­zeug­tei­len.

Schließ­lich er­gibt sich ein Fest­stel­lungs­in­ter­es­se auch nicht auf­grund des be­haup­te­ten Min­der­werts des Fahr­zeugs. Die­ser ist, wie die Klä­ge­rin selbst aus­führt, be­zif­fer­bar. In­so­weit ist ei­ne Leis­tungs­kla­ge mög­lich und zu­mut­bar.

Je­den­falls fehlt es im vor­lie­gen­den Fall schon des­halb an dem er­for­der­li­chen Fest­stel­lungs­in­ter­es­se, weil der be­haup­te­te Scha­den durch die Ab­gel­tungs­zah­lung der Volks­wa­gen AG aus­ge­gli­chen ist. Die Klä­ge­rin hat zwi­schen­zeit­lich ei­nen Ver­gleich mit der Volks­wa­gen AG ge­schlos­sen, in dem die­se sich zur Zah­lung von 4.650 € ver­pflich­tet hat. Die Klä­ge­rin selbst be­zif­fert je­doch den be­haup­te­ten Min­der­wert ih­res Fahr­zeugs auf zwan­zig Pro­zent des Kauf­prei­ses, mit­hin 3.700 €; die Steu­er­nach­for­de­rung schätzt sie auf cir­ca 50 €/​Jahr, das heißt ge­rech­net auf die nächs­ten fünf Jah­re (vgl. Be­ru­fungs­be­grün­dung, S. 7), auf 250 €, und den Kraft­stoff­mehr­ver­brauch auf 600 €. Der von der Klä­ge­rin be­haup­te­te Ge­samt­scha­den be­läuft sich dem­nach auf 4.550 €. Die­ser Scha­den ist durch die Zah­lung der Volks­wa­gen AG in Hö­he von 4.650,00 €, die sich die Klä­ge­rin im Rah­men der Vor­teils­aus­glei­chung auf ih­ren Scha­dens­er­satz­an­spruch an­rech­nen lässt, be­reits aus­ge­gli­chen. Dies gilt um­so mehr, als die Klä­ge­rin nach ei­ge­nen An­ga­ben bald nicht mehr Ei­gen­tü­me­rin des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs ist, das heißt die vor­ge­nom­me­ne Scha­dens­schät­zung, be­zo­gen auf die nächs­ten fünf Jah­re, oh­ne­hin ei­ner Grund­la­ge ent­behrt.

2. Die Kla­ge ist zu­dem un­be­grün­det.

Zwar ist ei­ne Fest­stel­lungs­kla­ge grund­sätz­lich als un­zu­läs­sig ab­zu­wei­sen, wenn das er­for­der­li­che Fest­stel­lungs­in­ter­es­se als be­son­de­res Rechts­schutz­be­dürf­nis fehlt. Die Fest­stel­lungs­kla­ge kann aber trotz im Raum ste­hen­der Un­zu­läs­sig­keit aus­nahms­wei­se als un­be­grün­det ab­ge­wie­sen wer­den, wenn die Kla­ge auch in der Sa­che ab­wei­sungs­reif ist (BGH, Beschl. v. 26.09.1995 – KVR 25/94, BGHZ 130, 390, 399 f.; Zöl­ler/​Gre­ger, a. a. O., § 256 Rn. 7). Das ist hier der Fall. Die Haf­tungs­vor­aus­set­zun­gen des uni­ons­recht­li­chen Staats­haf­tungs­an­spruchs, der auch das hier in­fra­ge ste­hen­de le­gis­la­ti­ve Un­recht durch feh­ler­haf­te Um­set­zung ei­ner Richt­li­nie in na­tio­na­les Recht durch den Ge­setz­ge­ber er­fasst, sind nicht er­füllt.

Nach stän­di­ger Recht­spre­chung des EuGH, der sich der Se­nat an­schließt, kommt ei­ne Haf­tung ei­nes Mit­glied­staats der Eu­ro­päi­schen Uni­on in Be­tracht, wenn er ge­gen ei­ne Norm des Uni­ons­rechts ver­sto­ßen hat, die be­zweckt, dem Ein­zel­nen Rech­te zu ver­lei­hen; der Ver­stoß muss hin­rei­chend qua­li­fi­ziert sein und zwi­schen dem Ver­stoß ge­gen die dem Staat ob­lie­gen­de Ver­pflich­tung und dem den ge­schä­dig­ten Per­so­nen ent­stan­de­nen Scha­den muss ein un­mit­tel­ba­rer Kau­sal­zu­sam­men­hang be­ste­hen (Stau­din­ger/​Wöst­mann, BGB, Neu­be­arb. 2020, § 839 Rn. 530 m. zahl­rei­chen Nachw.).

a) Vor­lie­gend fehlt es be­reits an ei­ner eu­ro­pa­recht­li­chen Norm, die den Schutz der all­ge­mei­nen Hand­lungs­frei­heit und des wirt­schaft­li­chen Selbst­be­stim­mungs­rechts der Fahr­zeug­käu­fer be­zweckt.

Zwar kön­nen auch Richt­li­ni­en, die sich nach Art. 288 III AEUV zu­nächst nur an die Mit­glied­staa­ten rich­ten, dritt­schüt­zen­den Cha­rak­ter ha­ben, so­fern sie die Mit­glied­staa­ten aus­drück­lich da­zu ver­pflich­ten, in­di­vi­du­el­le Rech­te zu be­grün­den. Ob das der Fall ist, ist im We­ge der Aus­le­gung zu er­mit­teln, wo­bei der Wort­laut, der Sinn und der Zweck der ein­schlä­gi­gen Be­stim­mun­gen und die Er­wä­gun­gen des Uni­ons­ge­setz­ge­bers, die sich im All­ge­mei­nen den Be­grün­dungs­er­wä­gun­gen ent­neh­men las­sen, maß­ge­bend sind. Ei­nen ers­ten Hin­weis auf die ver­folg­ten Zie­le kön­nen zu­dem die Be­nen­nung der Richt­li­nie und die An­ga­be ih­rer Grund­la­ge in den Ver­trä­gen bie­ten (BeckOGK/​Dörr, Stand: 01.02.2021, § 839 BGB Rn. 886). Al­lein die Er­wäh­nung be­stimm­ter In­ter­es­sen oder all­ge­mei­ner Zie­le in den Be­grün­dungs­er­wä­gun­gen ei­ner Richt­li­nie be­rech­tigt al­ler­dings nicht zu der An­nah­me, ein Recht sei ver­lie­hen wor­den, wenn der üb­ri­ge In­halt der Richt­li­nie hier­für kei­nen hin­rei­chen­den An­halt bie­tet (BeckOGK/​Dörr, a. a. O., § 839 BGB Rn. 890).

Die­se Maß­stä­be zu­grun­de ge­legt, die­nen die von der Klä­ge­rin her­an­ge­zo­ge­nen Art. 8 i. V. mit Art. 12 so­wie Art. 46 der Richt­li­nie 46/2007/EG nicht dem Schutz der von ihr in die­sem Rechts­streit an­ge­führ­ten in­di­vi­du­el­len In­ter­es­sen. So­wohl die Richt­li­nie im All­ge­mei­nen als auch die ge­nann­ten Nor­men die­nen viel­mehr der Har­mo­ni­sie­rung des Bin­nen­mark­tes, wie sich aus de­ren Grund­la­ge in den Ver­trä­gen und aus den Er­wä­gungs­grün­den er­gibt.

Grund­la­ge der Richt­li­nie ist Art. 95 des Ver­trags zur Grün­dung der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft. Da­nach er­lässt der Rat die Maß­nah­men zur An­glei­chung der Rechts- und Ver­wal­tungs­vor­schrif­ten der Mit­glied­staa­ten, wel­che die Er­rich­tung und das Funk­tio­nie­ren des Bin­nen­mark­tes zum Ge­gen­stand ha­ben. Die­ses Ziel fin­det sich auch in den Er­wä­gungs­grün­den der Richt­li­nie 46/2007/EG. Ge­mäß Er­wä­gungs­grund 2 sol­len die Ge­neh­mi­gungs­sys­te­me der Mit­glied­staa­ten im In­ter­es­se der Ver­wirk­li­chung und des Funk­tio­nie­rens des Bin­nen­mark­tes der Ge­mein­schaft durch ein ge­mein­schaft­li­ches Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren er­setzt wer­den, das auf dem Grund­satz ei­ner voll­stän­di­gen Har­mo­ni­sie­rung be­ruht. Er­wä­gungs­grund 3, wo­nach die tech­ni­schen An­for­de­run­gen für Sys­te­me, Bau­tei­le, selbst­stän­di­ge tech­ni­sche Ein­hei­ten und Fahr­zeu­ge in Rechts­ak­ten har­mo­ni­siert und spe­zi­fi­ziert wer­den sol­len, stellt eben­falls hier­auf ab. Schließ­lich be­nennt auch Er­wä­gungs­grund 23 noch­mals als Ziel der Richt­li­nie die Voll­endung des Bin­nen­mark­tes durch die Ein­füh­rung ei­nes ver­bind­li­chen Sys­tems ge­mein­schaft­li­cher Typ­ge­neh­mi­gun­gen für al­le Fahr­zeug­klas­sen.

An­de­res er­gibt sich auch nicht aus dem Um­stand, dass in den Er­wä­gungs­grün­den un­ter 17 der Schutz der Ge­sund­heit und der Si­cher­heit der Ver­brau­cher ge­nannt ist. Al­lein die Er­wäh­nung be­stimm­ter In­ter­es­sen oder all­ge­mei­ner Zie­le in den Be­grün­dungs­er­wä­gun­gen ei­ner Richt­li­nie be­rech­tigt – wie be­reits aus­ge­führt – nicht zu der An­nah­me, ein Recht sei ver­lie­hen wor­den, wenn der üb­ri­ge In­halt der Richt­li­nie – wie vor­lie­gend – hier­für kei­nen hin­rei­chen­den An­halt bie­tet.

In die­sem Sin­ne hat auch be­reits der BGH in sei­nen Grund­satz­ent­schei­dun­gen vom 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 72 ff. – und vom 30.07.2020 – VI ZR 5/20, NJW 2020, 2798 Rn. 10 ff. – aus­ge­führt, dass kei­ne An­halts­punk­te da­für be­ste­hen, dass die Richt­li­nie 46/2007/EG (i. V. mit §§ 6 I, 27 I EG-FGV) den Schutz von In­di­vi­dual­in­ter­es­sen, vor al­lem Ver­mö­gens­in­ter­es­sen von Fahr­zeug­käu­fern, be­zweckt. Die zur voll­stän­di­gen Har­mo­ni­sie­rung der tech­ni­schen An­for­de­run­gen für Fahr­zeu­ge er­las­se­nen Rechts­ak­te der Eu­ro­päi­schen Uni­on zie­len viel­mehr auf ei­ne ho­he Ver­kehrs­si­cher­heit, ho­hen Ge­sund­heits- und Um­welt­schutz, ra­tio­nel­le En­er­gie­nut­zung und wirk­sa­men Schutz vor un­be­fug­ter Be­nut­zung ab, be­zwe­cken aber kei­nen In­di­vi­du­al­schutz.

Je­den­falls dient die Richt­li­nie nicht dem Schutz der all­ge­mei­nen Hand­lungs­frei­heit und des wirt­schaft­li­chen Selbst­be­stim­mungs­rechts. Selbst wenn ein­zel­ne Vor­schrif­ten der Richt­li­nie im Hin­blick auf den Schutz der Ge­sund­heit und die Si­cher­heit der Ver­brau­cher auch in­di­vi­du­el­le In­ter­es­sen im Blick ha­ben soll­ten, knüpft der hier gel­tend ge­mach­te Scha­den nicht an die­se Schutz­zwe­cke an. Die Klä­ge­rin möch­te viel­mehr da­für ent­schä­digt wer­den, dass sie durch die an­geb­lich un­zu­rei­chen­de Um­set­zung der Richt­li­nie zum Ab­schluss ei­nes Kauf­ver­trags ge­bracht wur­de, den sie an­sons­ten nicht ge­schlos­sen hät­te und durch den sie ei­nen wirt­schaft­li­chen Scha­den er­lit­ten ha­ben will. Auf den Schutz der all­ge­mei­nen Hand­lungs­frei­heit und des wirt­schaft­li­chen Selbst­be­stim­mungs­rechts zielt die Richt­li­nie aber nicht – nicht ein­mal re­flex­haft – ab (so auch KG, Beschl. v. 03.11.2020 – 9 U 1033/20, ju­ris Rn. 5 ff.; OLG Mün­chen, Beschl. v. 17.12.2020 – 1 U 3855/20, n. v.; OLG Köln, Beschl. v. 21.12.2020 – 7 U 53/20, ju­ris Rn. 16 ff.; Beschl. v. 29.12.2020 – 7 U 86/20, ju­ris Rn. 15 ff.; OLG Stutt­gart, Beschl. v. 11.01.2021 – 4 U 153/20, ju­ris Rn. 6 ff.; OLG Bran­den­burg, Beschl. v. 11.01.2021 – 2 U 102/20, ju­ris Rn. 14 ff.; OLG Karls­ru­he, Beschl. v. 12.03.2021 – 4 U 138/20, ju­ris Rn. 20 ff.; OLG Hamm, Urt. v. 19.03.2021 – 11 U 56/20, ju­ris Rn. 22 ff.).

b) Dar­über hin­aus fehlt es an ei­nem hin­rei­chend qua­li­fi­zier­ten Ver­stoß.

Ein sol­cher ist ge­ge­ben, wenn das han­deln­de Or­gan die Gren­zen, die das Ge­mein­schafts­recht sei­nem Er­mes­sen setzt, of­fen­kun­dig und er­heb­lich über­schrit­ten hat (Stau­din­ger/​Wöst­mann, a. a. O., § 839 Rn. 534 ff.). Die­sem re­strik­ti­ven Haf­tungs­maß­stab liegt die Er­wä­gung zu­grun­de, dass die Wahr­neh­mung ge­setz­ge­be­ri­scher Tä­tig­keit, ins­be­son­de­re bei wirt­schafts­po­li­ti­schen Ent­schei­dun­gen, nicht je­des Mal durch die Mög­lich­keit von Scha­dens­er­satz­kla­gen be­hin­dert wer­den darf. Nur wenn der Mit­glieds­staat zum Zeit­punkt der Rechts­ver­let­zung über ei­nen er­heb­lich ver­rin­ger­ten oder gar auf null re­du­zier­ten Ge­stal­tungs­spiel­raum ver­fügt, kann schon die blo­ße Ver­let­zung des Ge­mein­schafts­rechts aus­rei­chen, um ei­nen hin­rei­chend qua­li­fi­zier­ten Ver­stoß an­zu­neh­men. Um fest­zu­stel­len, ob ein hin­rei­chend qua­li­fi­zier­ter Ver­stoß vor­liegt, sind al­le Um­stän­de des Ein­zel­falls zu be­rück­sich­ti­gen. Zu die­sen Ge­sichts­punk­ten ge­hö­ren ins­be­son­de­re das Maß an Klar­heit und Ge­nau­ig­keit der ver­letz­ten Vor­schrift, die Fra­ge, ob der Ver­stoß oder der Scha­den vor­sätz­lich be­gan­gen be­zie­hungs­wei­se zu­ge­fügt wur­de oder nicht, und die Fra­ge, ob ein et­wai­ger Rechts­irr­tum ent­schuld­bar ist oder nicht (Stau­din­ger/​Wöst­mann, a. a. O., § 839 Rn. 534 ff. m. zahl­rei­chen Nachw.).

aa) Nach die­sen Maß­stä­ben ist ein hin­rei­chend qua­li­fi­zier­ter Ver­stoß ge­gen Art. 46 der Richt­li­nie 2007/46/EG nicht ge­ge­ben. Die Be­klag­te hat das ihr zu­ste­hen­de Er­mes­sen rechts­feh­ler­frei aus­ge­übt.

Nach Art. 288 III AEUV ist die Richt­li­nie für je­den Mit­glieds­staat, an den sie ge­rich­tet wird, hin­sicht­lich des zu er­rei­chen­den Ziels ver­bind­lich. Sie über­lässt je­doch den in­ner­staat­li­chen Stel­len die Wahl der Form und Mit­tel, um ih­rer Ver­pflich­tung zur Er­fül­lung der ver­bind­li­chen Richt­li­ni­en­zie­le nach­zu­kom­men. Die­se müs­sen nach Art. 46 der Richt­li­nie 2007/46/EG wirk­sam, ver­hält­nis­mä­ßig und ab­schre­ckend sein.

Das ihr zu­ste­hen­de Um­set­zungs­er­mes­sen hat die Be­klag­te rechts­feh­ler­frei aus­ge­übt, in­dem sie … mit § 37 EG-FGV ei­nen Tat­be­stand für Ord­nungs­wid­rig­kei­ten ge­schaf­fen hat. Zu­dem kann das Kraft­fahrt-Bun­des­amt ge­mäß § 25 EG-FGV nach­träg­lich Ne­ben­be­stim­mun­gen an­ord­nen oder die Typ­ge­neh­mi­gung ganz oder teil­wei­se wi­der­ru­fen oder zu­rück­neh­men. Die­se von der Be­klag­ten – bei der ihr zu­ste­hen­den frei­en Wahl der Form und Mit­tel – vor­ge­se­he­nen Sank­tio­nen sind da­bei ins­be­son­de­re mit Blick auf die da­ne­ben an­wend­ba­ren all­ge­mei­nen Nor­men des Straf- und Ord­nungs­wid­rig­kei­ten­recht nicht of­fen­kun­dig un­ge­eig­net (so auch OLG Bran­den­burg, Beschl. v. 11.01.2021 – 2 U 102/20, ju­ris Rn. 20; OLG Hamm, Urt. v. 19.03.2021 – 11 U 56/20, ju­ris Rn. 26 ff.).

bb) Auch bei der Er­tei­lung und Über­wa­chung der streit­ge­gen­ständ­li­chen Ty­pen­ge­neh­mi­gung ist ein für die uni­ons­recht­li­che Staats­haf­tung er­for­der­li­cher hin­rei­chend qua­li­fi­zier­ter Ver­stoß durch das Kraft­fahrt-Bun­des­amt nicht fest­stell­bar.

Ge­mäß § 4 IV EG-FGV i. V. mit Art. 8 der Richt­li­nie 2007/46/EG ist das Kraft­fahrt-Bun­des­amt ver­pflich­tet, die An­ga­ben der Her­stel­ler auf Voll­stän­dig­keit und Ver­ein­bar­keit mit den uni­ons­recht­li­chen Vor­ga­ben zu prü­fen.

Un­strei­tig hat die Volks­wa­gen AG bei Be­an­tra­gung der streit­ge­gen­ständ­li­chen Typ­ge­neh­mi­gung den Ein­bau der un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung ver­schwie­gen. Dass das Kraft­fahrt-Bun­des­amt vor die­sem Hin­ter­grund of­fen­bar den Her­stel­ler­an­ga­ben ver­trau­te und nicht über die eu­ro­pa­recht­lich vor­ge­schrie­be­nen Prü­fun­gen hin­aus nach ver­bo­te­nen Ab­schalt­ein­rich­tun­gen forsch­te, ist je­den­falls nicht so ver­werf­lich, dass dies als qua­li­fi­zier­ter Ver­stoß zu wer­ten wä­re (so auch OLG Bran­den­burg, Beschl. v. 11.01.2021 – 2 U 102/20, ju­ris Rn. 22 f.; OLG Hamm, Urt. v. 19.03.2021 – 11 U 56/20, ju­ris Rn. 27).

3. Ei­ner Vor­la­ge an den EuGH nach Art. 267 III AEUV be­darf es nicht. Die Aus­le­gung des Uni­ons­rechts ist der­art of­fen­kun­dig, dass für ver­nünf­ti­ge Zwei­fel kein Raum bleibt (sog. ac­te clair, vgl. z. B. BVerfG, Beschl. v. 15.12.2015 – 2 BvR 2735/14, BVerfGE 140, 317 Rn. 125).

4. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 97 I ZPO, die Ent­schei­dung zur vor­läu­fi­gen Voll­streck­bar­keit auf § 708 Nr. 10, § 713 ZPO.

5. Die Zu­las­sung der Re­vi­si­on be­durf­te es nicht, da die Vor­aus­set­zun­gen des § 543 II 1 ZPO nicht vor­lie­gen. We­der hat die Rechts­sa­che grund­sätz­li­che Be­deu­tung, noch er­for­dert die Si­che­rung ei­ner ein­heit­li­chen Recht­spre­chung ei­ne Ent­schei­dung des Re­vi­si­ons­ge­richts. Grund­sätz­li­che Be­deu­tung hat ei­ne Rechts­sa­che dann, wenn sie ei­ne klä­rungs­be­dürf­ti­ge und klä­rungs­fä­hi­ge Rechts­fra­ge auf­wirft. Klä­rungs­be­dürf­tig ist ei­ne Rechts­fra­ge, wenn ih­re Be­ant­wor­tung zwei­fel­haft ist oder wenn zu ihr un­ter­schied­li­che Auf­fas­sun­gen ver­tre­ten wer­den und die Fra­ge höchst­rich­ter­lich noch nicht ge­klärt ist (Ball, in: Mu­sielak/​Voit, ZPO, 18. Aufl. [2021], § 543 Rn. 5 ff.). Das ist hier nicht der Fall. Die Ent­schei­dung des Se­nats steht in Über­ein­stim­mung mit der ein­heit­li­chen Recht­spre­chung der Ober­lan­des­ge­rich­te.

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