1. Zur Haf­tung des Käu­fers ei­nes Kraft­fahr­zeugs (hier: ei­nes Wohn­mo­bils), der dem Ver­käu­fer das Fahr­zeug nach ei­nem wirk­sa­men Rück­tritt vom Kauf­ver­trag in be­schä­dig­tem Zu­stand zu­rück­gibt.
  2. Der An­spruch des Rück­ge­währ­gläu­bi­gers auf Scha­dens­er­satz (§§ 346 IV, 280 I BGB bzw. §§ 280 I, 241 II BGB) ver­jährt in drei Jah­ren (§ 195 BGB). Die Ver­jäh­rungs­frist be­ginnt ge­mäß § 199 I BGB mit dem Schluss des Jah­res, in dem der An­spruch ent­stan­den ist (§ 199 I Nr. 1 BGB) und der Gläu­bi­ger von den den An­spruch be­grün­den­den Um­stän­den und der Per­son des Schuld­ners Kennt­nis er­langt oder oh­ne gro­be Fahr­läs­sig­keit er­lan­gen müss­te (§ 199 I Nr. 2 BGB).

BGH, Be­schluss vom 09.02.2021 – VI­II ZR 316/19
(nach­fol­gend: BGH, Be­schluss vom 27.04.2021 – VI­II ZR 316/19)

Sach­ver­halt: Der Be­klag­te er­warb im März 2009 von der Klä­ge­rin ein Wohn­mo­bil zum Preis von 46.480 €, das er als Wohn­sitz mit sei­nem Hund nutz­te. Nach meh­re­ren Män­gel­rü­gen und Nach­bes­se­rungs­ver­su­chen der Klä­ge­rin trat der Be­klag­te am 18.10.2010 vom Kauf­ver­trag über das Fahr­zeug zu­rück. Sei­ne auf Rück­ab­wick­lung die­ses Ver­trags ge­rich­te­te Kla­ge, mit der der Be­klag­te auch die Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs der Klä­ge­rin be­gehr­te, hat­te in ei­nem Vor­pro­zess Er­folg.

Am 19.12.2012 gab der Be­klag­te das Wohn­mo­bil an die Klä­ge­rin zu­rück. Ein von die­ser hin­zu­ge­zo­ge­ner Sach­ver­stän­di­ger stell­te zahl­rei­che Schä­den an dem Wohn­mo­bil fest (u. a. Lack­ab­plat­zun­gen, un­gleich­mä­ßi­ge Pas­sung der Mo­tor­hau­be, ein­ge­ris­se­ne Bo­den­plat­te, Krat­zer an den In­nen­fens­tern, Ver­schmut­zun­gen im In­nen­be­reich durch Hun­de­haa­re und Hun­de­fut­ter­res­te) und be­zif­fer­te die Re­pa­ra­tur­kos­ten auf ins­ge­sasmt 26.512 €.

Die Klä­ge­rin hat den Be­klag­ten zu­nächst auf Zah­lung ei­nes Teil­be­trags von 6.000 € in An­spruch ge­nom­men. Ih­re Teil­kla­ge hat sie erst­in­stanz­lich da­hin er­wei­tert, dass sie die Zah­lung von 14.181,46 € nebst Zin­sen ver­lang­te. Das Land­ge­richt hat der Kla­ge le­dig­lich in Hö­he von 50,10 € statt­ge­ge­ben. Auf die Be­ru­fung der Klä­ge­rin hat das Ober­lan­des­ge­richt den Be­klag­ten nach wei­te­rer Be­weis­auf­nah­me – je­weils nebst Zin­sen – zum Er­satz von Re­pa­ra­tur­kos­ten in Hö­he von 9.210,15 € so­wie zum Er­satz von vor­ge­richt­lich ent­stan­de­nen Sach­ver­stän­di­gen- und Rechts­an­walts­kos­ten ver­ur­teilt. Mit sei­ner da­ge­gen ge­rich­te­ten – vom Be­ru­fungs­ge­richt zu­ge­las­se­nen – Re­vi­si­on hat der Be­klag­te die Wie­der­her­stel­lung des land­ge­richt­li­chen Ur­teils er­strebt.

Das Rechts­mit­tel wur­de durch Be­schluss vom 27.04.2021 – VI­II ZR 316/19 – zu­rück­ge­wie­sen, nach­dem der VI­II. Zi­vil­se­nat des BGH dar­auf hin­ge­wie­sen hat­te, dass er be­ab­sich­ti­ge, die Re­vi­si­on des Be­klag­ten durch ein­stim­mi­gen Be­schluss nach § 552a ZPO zu­rück­zu­wei­sen.

Aus den Grün­den: [5]    II. 1. Die Vor­aus­set­zun­gen für die Zu­las­sung der Re­vi­si­on (§ 552a Satz 1, § 543 II 1 ZPO) lie­gen nicht vor.

[6]    a) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat die Re­vi­si­on auf­grund der in der Li­te­ra­tur um­strit­te­nen und höchst­rich­ter­lich bis­lang nicht ent­schie­de­nen Fra­ge des Haf­tungs­maß­stabs des Rück­ge­währ­schuld­ners zu­ge­las­sen. Dies trägt im Er­geb­nis je­doch kei­nen der in § 543 II 1 ZPO ge­nann­ten Re­vi­si­ons­zu­las­sungs­grün­de. Ins­be­son­de­re kommt der Rechts­sa­che ei­ne grund­sätz­li­che Be­deu­tung (§ 543 II 1 Nr. 1 ZPO) nicht zu.

[7]   b) Grund­sätz­li­che Be­deu­tung hat ei­ne Rechts­sa­che, wenn sie ei­ne ent­schei­dungs­er­heb­li­che, klä­rungs­be­dürf­ti­ge und klä­rungs­fä­hi­ge Rechts­fra­ge auf­wirft, die sich in ei­ner un­be­stimm­ten Viel­zahl von Fäl­len stel­len kann und des­we­gen das abs­trak­te In­ter­es­se der All­ge­mein­heit an der ein­heit­li­chen Ent­wick­lung und Hand­ha­bung des Rechts be­rührt, das heißt all­ge­mein von Be­deu­tung ist (st. Rspr.; s. nur BGH, Beschl. v. 27.03.2003 – V ZR 291/02, BGHZ 154, 288, 291; Beschl. v. 07.01.2014 – IV ZR 216/13, VersR 2014, 822 Rn. 5; Beschl. v. 21.11.2017 – VI­II ZR 28/17, NJW 2018, 1008 Rn. 6; Beschl. v. 25.08.2020 – VI­II ZR 59/20, NJW-RR 2020, 1275 Rn. 9; je­weils m. w. Nachw.).

[8]   c) Zwar wer­den – was das Be­ru­fungs­ge­richt zu Recht an­führt – zu der Fra­ge, für wel­che Pflicht­ver­let­zun­gen der Rück­ge­währ­schuld­ner in wel­chem Um­fang auf Scha­dens­er­satz haf­tet, in der Li­te­ra­tur ei­ne Viel­zahl un­ter­schied­li­cher Mei­nun­gen ver­tre­ten und liegt ei­ne höchst­rich­ter­li­che Ent­schei­dung hier­zu bis­lang nicht vor. Je­doch fehlt es vor­lie­gend an der Ent­schei­dungs­er­heb­lich­keit die­ser Fra­ge. Denn selbst der vom Be­klag­ten ein­ge­nom­me­ne Rechts­stand­punkt, wo­nach ihn Pflich­ten zum sorg­sa­men Um­gang mit der Kauf­sa­che erst trä­fen, nach­dem er Kennt­nis vom Vor­lie­gen der Rück­tritts­vor­aus­set­zun­gen er­langt ha­be, mit der Fol­ge, dass die Klä­ge­rin (auch) die Be­weis­last da­für tref­fe, dass die Schä­den am Wohn­mo­bil nach die­sem Zeit­punkt ein­ge­tre­ten sei­en, führ­te vor­lie­gend nicht zu ei­nem dem Be­klag­ten güns­ti­ge­ren Er­geb­nis.

[9]   2. Die Re­vi­si­on hat auch kei­ne Aus­sicht auf Er­folg. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zu Recht ei­nen An­spruch der Klä­ge­rin auf Zah­lung von Scha­dens­er­satz in aus­ge­ur­teil­ter Hö­he auf­grund Rück­ga­be des Wohn­mo­bils in be­schä­dig­tem Zu­stand so­wie auf Zah­lung der vor­ge­richt­lich an­ge­fal­le­nen Sach­ver­stän­di­gen- und Rechts­an­walts­kos­ten aus §§ 346 IV, 280 I BGB bzw. aus §§ 280 I, 241 II BGB be­jaht.

[10]   a) Zu­tref­fend und von der Re­vi­si­on nicht an­ge­grif­fen geht das Be­ru­fungs­ge­richt – an­ders als noch das Land­ge­richt – da­von aus, dass al­lein das Be­ste­hen von Scha­dens­er­satz- und nicht von Wert­er­satz­an­sprü­chen der Klä­ge­rin (§ 346 II 1 Nr. 3 BGB) in Be­tracht kommt. Zum ei­nen macht die Klä­ge­rin in Form der Re­pa­ra­tur­kos­ten nicht le­dig­lich ei­nen Wert-, son­dern ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch gel­tend. Zum an­de­ren be­steht ein Wert­er­satz­an­spruch grund­sätz­lich nur dann, wenn es dem Rück­ge­währ­schuld­ner un­mög­lich ist, den emp­fan­ge­nen Ge­gen­stand in sei­ner ur­sprüng­li­chen Form zu­rück­zu­ge­ben. Denn die Rück­ge­währ in Na­tur ist ge­gen­über der Ver­pflich­tung, Wert­er­satz zu leis­ten, vor­ran­gig, so­dass die Re­ge­lun­gen in § 346 II 1 BGB um das un­ge­schrie­be­ne Tat­be­stands­merk­mal der Un­mög­lich­keit zu er­gän­zen sind (vgl. BGH, Urt. v. 10.10.2008 – V ZR 131/07, BGHZ 178, 182 Rn. 17 f., 27; Urt. v. 03.11.2015 – II ZR 13/14, NJW 2015, 3786 Rn. 24). Ei­ne sol­che Un­mög­lich­keit liegt be­züg­lich der Be­schä­di­gun­gen des Wohn­mo­bils, für wel­che die Klä­ge­rin Er­satz be­gehrt, nicht vor.

[11]   b) Der Be­klag­te schul­det vor­lie­gend auf­grund der Be­schä­di­gun­gen des – von ihm als Wohn­sitz mit sei­nem Hund ge­nutz­ten – Wohn­mo­bils auch dann Scha­dens­er­satz, wenn man der von ihm ver­tre­te­nen Rechts­an­sicht folgt.

[12]   Wie das Be­ru­fungs­ge­richt zu Recht aus­führt, wer­den zu der Fra­ge der Haf­tung des Rück­ge­währ­schuld­ners we­gen ei­ner Rück­ga­be der Sa­che in ver­schlech­ter­tem Zu­stand in der Li­te­ra­tur un­ter­schied­li­che An­sich­ten ver­tre­ten, die so­wohl die Be­ur­tei­lung der ei­gent­li­chen Pflicht­ver­let­zung als auch das Maß und den Zeit­punkt des Ver­schul­dens des Rück­ge­währ­schuld­ners be­tref­fen.

[13]   aa) Ei­nig­keit be­steht im We­sent­li­chen da­hin ge­hend (vgl. die Dar­stel­lung des Mei­nungs­stands et­wa bei MünchKomm-BGB/​Gai­er, 8. Aufl., § 346 Rn. 70; Döll, Rück­ge­währ­stö­run­gen beim Rück­tritt, 2011, S. 394 ff.; vgl. auch BT-Drs. 14/6040, S. 195), dass der Rück­ge­währ­schuld­ner im Er­geb­nis dann nicht haf­tet, wenn die Ver­schlech­te­rung der (spä­ter) zu­rück­zu­ge­ben­den Sa­che zu ei­nem Zeit­punkt ein­tritt, zu wel­chem er noch kei­ne Kennt­nis vom Vor­lie­gen ei­nes Rück­tritts­grunds hat­te bzw. in­so­fern kei­ne grob fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis vor­lag. Denn bis zu die­sem Zeit­punkt dür­fe er da­von aus­ge­hen, dass der ihm über­tra­ge­ne Ge­gen­stand end­gül­tig Be­stand­teil sei­nes Ver­mö­gens ge­wor­den sei.

[14]   bb) Um­strit­ten ist je­doch die Be­grün­dung hier­für so­wie wei­ter die Fra­ge, ob und be­ja­hen­den­falls nach wel­chem Ver­schul­dens­maß­stab der Rück­ge­währ­schuld­ner ab Kennt­nis bzw. grob fahr­läs­si­ger Un­kennt­nis vom Vor­lie­gen ei­nes Rück­tritts­grunds haf­tet.

[15]   Gibt der Rück­ge­währ­schuld­ner die Sa­che ver­schlech­tert zu­rück, liegt nach ei­ner – auch vom Be­ru­fungs­ge­richt ver­tre­te­nen – An­sicht hier­in die Pflicht­ver­let­zung, da aus § 346 I BGB die Pflicht fol­ge, die Sa­che in dem Zu­stand zu­rück­zu­ge­ben, in dem sie sich bei ord­nungs­ge­mä­ßer Nut­zung be­fin­de (so Pa­landt/​Grü­ne­berg, BGB, 80. Aufl., § 346 Rn. 15; MünchKomm-BGB/​Gai­er, a. a. O., § 346 Rn. 69; Stür­ner, in: Prüt­ting/​We­gen/​Wein­reich, BGB, 15. Aufl., § 346 Rn. 28; Hein­richs, in: FS Ei­ke Schmidt, 2005, S. 159, 166). Zu ver­tre­ten ha­be der Rück­ge­währ­schuld­ner die­se Pflicht­ver­let­zung aber erst ab Kennt­nis bzw. grob fahr­läs­si­ger Un­kennt­nis vom Vor­lie­gen der Rück­tritts­vor­aus­set­zun­gen. Zu­vor tref­fe ihn ge­gen­über dem Rück­ge­währ­gläu­bi­ger kei­ne Ver­pflich­tung zur Sorg­falt, da er bis zu die­sem Zeit­punkt da­von aus­ge­hen dür­fe, die emp­fan­ge­ne Leis­tung sei Teil sei­nes Ver­mö­gens ge­wor­den, und erst hier­nach mit der Mög­lich­keit rech­nen müs­se, die Kauf­sa­che nicht dau­er­haft zu be­hal­ten (vgl. MünchKomm-BGB/​Gai­er, a. a. O., § 346 Rn. 71).

[16]   Nach an­de­rer An­sicht kann die Pflicht­ver­let­zung nicht in der Rück­ga­be in ver­schlech­ter­tem Zu­stand ge­se­hen wer­den. Zur Be­grün­dung wird aus­ge­führt, dass den Rück­ge­währ­schuld­ner Pflich­ten aus dem Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis erst tref­fen, wenn ein sol­ches Schuld­ver­hält­nis vor­lie­ge, mit­hin erst nach Er­klä­rung des Rück­tritts. Da der Rück­ge­währ­schuld­ner nicht ver­pflich­tet sei, ei­ne Ver­schlech­te­rung der Sa­che vor Rück­ga­be zu be­sei­ti­gen, und da­mit nicht ei­ne Rück­ge­währ in un­ver­sehr­tem Zu­stand schul­de, ver­let­ze er mit der Rück­ga­be der Sa­che im be­schä­dig­ten Zu­stand auch kei­ne Pflicht i. S. des § 346 I BGB. So­mit haf­te der Rück­ge­währ­schuld­ner auf Scha­dens­er­satz nach §§ 346 IV, 280 I BGB erst ab Er­klä­rung des Rück­tritts. In der Zeit da­vor – ab der (ob­jek­ti­ven) Ent­ste­hung des Rück­tritts­rechts – kom­me je­doch ei­ne Haf­tung nach §§ 280 I, 241 II BGB bei Ver­let­zung von Rück­sicht­nah­me­pflich­ten in Be­tracht; die­se ha­be der Rück­ge­währ­schuld­ner zu ver­tre­ten, wenn er das Rück­tritts­recht ken­ne oder ken­nen müs­se (vgl. ju­risPK-BGB/​Faust, Stand: 01.02.2020, § 346 Rn. 123, 125; Rö­thel/​Metz­ger, in: Er­man, BGB, 16. Aufl., § 346 Rn. 42; wohl auch Be­ckOK-BGB/​H. Schmidt, Stand: 01.11.2020, § 346 Rn. 70). Im Aus­gangs­punkt mit der vor­ge­nann­ten An­sicht über­ein­stim­mend wird auch ver­tre­ten, dass sich der Rück­ge­währ­schuld­ner nicht be­reits ab der (ob­jek­ti­ven) Ent­ste­hung des Rück­tritts­rechts, son­dern erst dann pflicht­wid­rig ver­hal­te, so­bald er (sub­jek­tiv) wis­se, dass es zur Rück­ge­währ kom­men kön­ne (so Stau­din­ger/​Kai­ser, BGB, Neu­be­arb. 2012, § 346 Rn. 226, 228 f., wo­nach Ken­nen­müs­sen nicht aus­rei­che; ei­ne Haf­tung vor Rück­tritts­er­klä­rung auf § 820 I 2 BGB i. V. mit §§ 819 I, § 818 IV, 292, 987 ff. BGB stüt­zend Koh­ler, JZ 2002, 1127, 1132; auf § 160 I BGB ana­log stüt­zend und ei­ne Haf­tung erst ab Kennt­nis, nicht be­reits ab grob fahr­läs­si­ger Un­kennt­nis an­neh­mend BeckOGK/​Schall, Stand: 01.11.2020, § 346 Rn. 662 ff., 667).

[17]   cc) Zur Fra­ge des Ver­schul­dens­maß­stabs wer­den eben­falls un­ter­schied­li­che An­sich­ten da­zu ver­tre­ten, ob die den Wert­er­satz be­tref­fen­de, die Haf­tung auf die ei­gen­üb­li­che Sorg­falt (§ 277 BGB) be­schrän­ken­de Re­ge­lung des § 346 III 1 Nr. 3 BGB auch auf den Scha­dens­er­satz­an­spruch (ana­log) an­wend­bar ist. Wäh­rend dies teil­wei­se ab­ge­lehnt wird (so et­wa MünchKomm-BGB/​Gai­er, a. a. O., § 346 Rn. 72; Stau­din­ger/​Kai­ser, a. a. O., § 346 Rn. 235; ju­risPK-BGB/​Faust, a. a. O., § 346 Rn. 126; ders., JuS 2009, 481, 486; Rö­thel/​Metz­ger, in: Er­man, a. a. O., § 346 Rn. 44; Be­ckOK-BGB/​H. Schmidt, a. a. O., § 346 Rn. 73), be­jaht ei­ne an­de­re An­sicht – der sich das Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­schlos­sen hat – auf­grund ei­nes Erst-Recht-Schlus­ses die Haf­tung des Rück­ge­währ­schuld­ners nur für die ei­gen­üb­li­che Sorg­falt, wor­auf sich die­ser bis zur Kennt­nis vom Rück­tritts­grund (so Kai­ser, JZ 2001, 1057, 1064) bzw. bis zur Er­klä­rung des Rück­tritts (so Pa­landt/​Grü­ne­berg, a. a. O., § 346 Rn. 18, 13b; BeckOGK-BGB/​Schall, a. a. O., § 346 Rn. 669; Hein­richs, a. a. O., S. 159, 178, 181) be­ru­fen kön­ne.

[18]   c) Vor­lie­gend sind die streit­ge­gen­ständ­li­chen An­sprü­che selbst nach der von der Re­vi­si­on ver­tre­te­nen Rechts­an­sicht be­grün­det. Zwar folgt dar­aus im Ver­gleich zur An­sicht des Be­ru­fungs­ge­richts ei­ne an­de­re Dar­le­gungs- und Be­weis­last (vgl. auch OLG Frank­furt a. M., Beschl. v. 17.06.2010 – 4 W 12/10, ju­ris Rn. 34), je­doch kein an­de­res, dem Be­klag­ten güns­ti­ge­res Er­geb­nis.

[19]   aa) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat sich der erst­ge­nann­ten Rechts­an­sicht an­ge­schlos­sen, wo­nach die Pflicht­ver­let­zung in der Rück­ga­be der Kauf­sa­che in be­schä­dig­tem Zu­stand lie­ge. Da­nach hät­te die Klä­ge­rin als Rück­ge­währ­gläu­bi­ge­rin le­dig­lich das Vor­han­den­sein von Schä­den im Rück­ga­be­zeit­punkt, der Be­klag­te als Rück­ge­währ­schuld­ner nach § 280 I 2 BGB sein feh­len­des Ver­schul­den zu be­wei­sen. Dies­be­züg­lich könn­te er dar­le­gen und be­wei­sen, dass die ein­zel­nen Schä­den am Wohn­mo­bil noch vor sei­ner Kennt­nis bzw. grob fahr­läs­si­gen Un­kennt­nis vom Vor­lie­gen der Rück­tritts­vor­aus­set­zun­gen ein­ge­tre­ten sind, da ihn bis zu die­sem Zeit­punkt über­haupt kein Ver­schul­den i. S. des § 276 BGB trä­fe. Wä­re der Scha­den hier­nach ein­ge­tre­ten, hät­te er zu be­wei­sen, dass ihm dies­be­züg­lich we­der Vor­satz noch Fahr­läs­sig­keit zur Last ge­legt wer­den kann, wo­bei ihm das Be­ru­fungs­ge­richt für die Zeit bis zur Er­klä­rung des Rück­tritts die Haf­tungs­er­leich­te­rung aus § 346 III 1 Nr. 3, § 277 BGB (ana­log) zu­ge­bil­ligt hat.

[20]   Dem­ge­gen­über ver­tritt die Re­vi­si­on die Rechts­an­sicht, wo­nach die Pflicht­ver­let­zung in der ein­zel­nen schä­di­gen­den Hand­lung lie­ge. Fol­ge die­ser An­sicht ist, dass der Rück­ge­währ­gläu­bi­ger nicht le­dig­lich be­wei­sen müss­te, dass die Sa­che ver­schlech­tert zu­rück­ge­ge­ben wur­de, son­dern viel­mehr, zu wel­chem Zeit­punkt die schä­di­gen­de Hand­lung durch den Rück­ge­währ­schuld­ner er­folg­te. Da­nach müss­te die für das Vor­lie­gen ei­ner Pflicht­ver­let­zung dar­le­gungs- und be­weis­be­las­te­te Klä­ge­rin vor­tra­gen und be­wei­sen, dass die Schä­den am Wohn­mo­bil nach der „Ent­ste­hung“ des Rück­tritts­rechts (vgl. ju­risPK-BGB/​Faust, a. a. O., § 346 Rn. 123, 137) bzw. nach der Kennt­nis­er­lan­gung des Be­klag­ten vom Rück­tritts­grund (vgl. Stau­din­ger/​Kai­ser, a. a. O., § 346 Rn. 228 f., 315) ein­ge­tre­ten sind.

[21]   bb) Selbst wenn man die­se zu­letzt ge­nann­te, von der Re­vi­si­on ver­tre­te­ne Rechts­an­sicht zu­grun­de legt, ge­langt man – was der Se­nat selbst be­ur­tei­len kann, weil die zu be­rück­sich­ti­gen­den Um­stän­de fest­ge­stellt sind und wei­te­re Fest­stel­lun­gen nicht in Be­tracht kom­men (vgl. hier­zu Se­nat, Urt. v. 27.02.2019 – VI­II ZR 255/17 , NJW-RR 2019, 719 Rn. 23; Urt. v. 18.12.2019 – VI­II ZR 332/18, WuM 2020, 80 Rn. 28; Urt. v. 08.07.2020 – VI­II ZR 163/18, NJW 2020, 3517 Rn. 47; je­weils m. w. Nachw.) – nicht zu ei­ner an­de­ren Rechts­fol­ge.

[22]   Auch wenn man die Klä­ge­rin als ver­pflich­tet an­sä­he, zum Zeit­punkt der Schä­di­gungs­hand­lung des Be­klag­ten vor­zu­tra­gen und die­sen ge­ge­be­nen­falls zu be­wei­sen, wä­re sie dem nach­ge­kom­men. Denn in die­sem Fall trä­fe den Be­klag­ten ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last. Er hät­te so­mit sub­stan­zi­iert zu den ein­zel­nen Zeit­punk­ten der Scha­dens­ent­ste­hung vor­zu­tra­gen. An­dern­falls wä­re die Klä­ge­rin ge­hal­ten, ei­nen Sach­vor­trag zu Um­stän­den zu hal­ten, die sich au­ßer­halb ih­res Kennt­nis­be­reichs und wäh­rend der Be­sitz­zeit des Be­klag­ten ab­ge­spielt ha­ben. Da ihr dies re­gel­mä­ßig nicht mög­lich ist, grei­fen die Grund­sät­ze der se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last ein (vgl. Se­nat, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, BGHZ 212, 224 Rn. 63 [zur im Rah­men des § 476 BGB a.F. ge­ge­be­nen­falls be­ste­hen­den Pflicht des Käu­fers, Vor­trag zu sei­nem Um­gang mit der Sa­che nach Ge­fahr­über­gang zu hal­ten]).

[23]   (1) Hier­nach trifft den Pro­zess­geg­ner der pri­mär dar­le­gungs­be­las­te­ten Par­tei in der Re­gel ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last, wenn die pri­mär dar­le­gungs­be­las­te­te Par­tei kei­ne nä­he­re Kennt­nis der maß­geb­li­chen Um­stän­de und auch kei­ne Mög­lich­keit zur wei­te­ren Sach­ver­halts­auf­klä­rung hat, wäh­rend dem Pro­zess­geg­ner nä­he­re An­ga­ben da­zu oh­ne Wei­te­res mög­lich und zu­mut­bar sind (vgl. BGH, Urt. v. 25.10.1989 – VI­II ZR 105/88, BGHZ 109, 139, 148 f.; Urt. v. 07.12.1998 – II ZR 266/97, BGHZ 140, 156, 158 f.; Urt. v. 19.07.2019 – V ZR 255/17, NJW 2019, 3147 Rn. 49; Urt. v. 18.12.2019 – XII ZR 13/19, NJW 2020, 755 Rn. 35; Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 37). Ge­nügt der An­spruchs­geg­ner sei­ner se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last, ist es Sa­che des An­spruch­stel­lers, die für sei­ne Be­haup­tung spre­chen­den Um­stän­de dar­zu­le­gen und zu be­wei­sen. Er­füllt der An­spruchs­geg­ner sei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last da­ge­gen nicht, gilt die Be­haup­tung des An­spruch­stel­lers nach § 138 III ZPO als zu­ge­stan­den (st. Rspr.; vgl. nur BGH, Urt. v. 19.02.2014 – I ZR 230/12, GRUR 2014, 578 Rn. 14; Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 37). In die­sem Fall muss der An­spruch­stel­ler sei­ne Be­haup­tung nicht be­wei­sen (BGH, Urt. v. 18.01.2018 – I ZR 150/15, NJW 2018, 2412 Rn. 30).

[24]   (2) Die – un­ter­stellt auch für den Zeit­punkt des Scha­den­s­ein­tritts pri­mär dar­le­gungs- und be­weis­be­las­te­te – Klä­ge­rin hat, ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­si­on, so­weit ihr dies mög­lich war, hin­rei­chen­de An­halts­punk­te für ei­ne Pflicht­ver­let­zung vor­ge­tra­gen. So hat sie zu­nächst vor­ge­bracht, sämt­li­che Schä­den sei­en nach der Rück­tritts­er­klä­rung des Be­klag­ten (18.10.2010) und so­mit – un­ge­ach­tet von Ein­zel­fra­gen – je­den­falls zu ei­nem Zeit­punkt ein­ge­tre­ten, zu wel­chem der Be­klag­te auf Scha­dens­er­satz haf­tet.

[25]   Für die Rich­tig­keit ih­res Vor­trags hat sie auch hin­rei­chen­de An­halts­punk­te vor­ge­bracht (vgl. hier­zu BGH, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 39; Beschl. v. 08.12.2011 – IV ZR 5/10, ju­ris Rn. 16), in­dem sie un­ter zeit­li­cher Be­zug­nah­me zu dem Gut­ach­ten im Vor­pro­zess dar­ge­legt hat, dass zahl­rei­che Schä­den auf ei­nen Un­fall so­wie Feuch­tig­keits­ein­wir­kun­gen zu­rück­zu­füh­ren sei­en, wel­che zum Zeit­punkt des Vor­pro­zes­ses noch nicht vor­ge­le­gen hät­ten. Zu­dem hat sie dar­auf ver­wie­sen, dass der Be­klag­te das Wohn­mo­bil auch nach der Rück­tritts­er­klä­rung wei­ter­hin als Wohn­sitz mit sei­nem Hund ge­nutzt ha­be.

[26]   (3) Da die Klä­ge­rin nä­he­ren Sach­vor­trag zu den Scha­dens­zeit­punk­ten nicht hal­ten konn­te, dies dem Be­klag­ten aber zu­mut­bar ist, traf die­sen bei Sicht­wei­se der Re­vi­si­on ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last da­hin, dass die even­tu­el­len Schä­den vor der Rück­tritts­er­klä­rung ein­ge­tre­ten sind.

[27]   Die­ser se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last ist er vor­lie­gend nur teil­wei­se nach­ge­kom­men. Er hat be­züg­lich ein­zel­ner Schä­den – zu Un­recht pau­schal – vor­ge­bracht, ihm sei­en die­se je­weils nicht be­kannt. Im Üb­ri­gen hat er be­haup­tet, die Schä­den sei­en – so­weit es sich nicht um „Ver­schleiß“ oder ei­nen „Her­stel­ler­feh­ler“ han­de­le – nicht wäh­rend sei­ner Be­sitz­zeit ent­stan­den. In­so­weit hat er vor­ge­tra­gen, die Schä­den hät­ten be­reits vor­ge­le­gen, als ihm das Wohn­mo­bil über­ge­ben wor­den sei, bzw. noch nicht vor­ge­le­gen, als er es zu­rück­ge­ge­ben ha­be. So hat der Be­klag­te et­wa zur ers­ten Scha­dens­po­si­ti­on vor­ge­tra­gen, die Krat­zer an der Front­kan­te des Wohn­mo­bi­lauf­baus und der Ab­plat­zer mit Ma­te­ri­al­ab­tra­gung hät­ten schon bei Über­ga­be an ihn vor­ge­le­gen und sei­en ein Grund für den Rück­tritt ge­we­sen.

[28]   Die­sen Be­klag­ten­vor­trag hat das Be­ru­fungs­ge­richt eben­so wie den­je­ni­gen zu den wei­te­ren, über 20 Scha­dens­po­si­tio­nen rechts­feh­ler­frei je­weils als wi­der­legt an­ge­se­hen. So hat es bei­spiels­wei­se hin­sicht­lich des vor­ge­nann­ten Scha­dens nach durch­ge­führ­ter Be­weis­auf­nah­me fest­ge­stellt, dass die­ser im Vor­pro­zess nicht zur Spra­che ge­kom­men sei und der Be­klag­te hier­auf – ent­ge­gen sei­nem jet­zi­gen Vor­brin­gen – sei­nen da­ma­li­gen Rück­tritt nicht ge­stützt ha­be. Nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen han­de­le es sich auch nicht um ei­nen nor­ma­len Ver­schleiß; viel­mehr spre­che das Scha­dens­bild da­für, dass es wäh­rend der Nut­zungs­zeit zu ei­nem An­stoß des Wohn­mo­bils ge­kom­men sei. Ge­gen die Be­weis­wür­di­gung des Be­ru­fungs­ge­richts wen­det sich die Re­vi­si­on, auch hin­sicht­lich der üb­ri­gen Scha­dens­po­si­tio­nen, nicht.

[29]   (4) Da hier­nach der Be­klag­ten­vor­trag – so­weit er der se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last ge­nüg­te – wi­der­legt ist, gilt der Klä­ger­vor­trag, wo­nach der Scha­den erst nach Rück­tritts­er­klä­rung ein­ge­tre­ten sei, nach § 138 III ZPO ins­ge­samt als zu­ge­stan­den.

[30]   Die­se Rechts­fol­ge tritt nicht nur dann ein, wenn der Be­klag­te sei­ner se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last nicht nach­kommt, son­dern auch dann, wenn er zwar hin­rei­chend sub­stan­zi­iert vor­trägt, sich die­ser Vor­trag aber – wie hier nach der Be­weis­auf­nah­me – als un­zu­tref­fend er­weist. Auch in ei­nem sol­chen Fall liegt ein be­acht­li­ches Be­strei­ten nicht (mehr) vor, da sich an­dern­falls der se­kun­där dar­le­gungs­pflich­ti­ge Pro­zess­geg­ner durch ei­nen be­lie­bi­gen, sich als un­zu­tref­fend er­wei­sen­den Vor­trag der ihm ge­mäß § 138 I und II ZPO ob­lie­gen­den Er­klä­rungs­pflicht ent­le­di­gen könn­te, oh­ne die Fol­ge des § 138 III ZPO ge­wär­ti­gen zu müs­sen, was mit der aus den ver­fas­sungs­recht­lich ge­schütz­ten Rech­ten auf ein fai­res Ver­fah­ren und auf ef­fek­ti­ven Rechts­schutz fol­gen­den Ver­pflich­tun­gen zu ei­ner fai­ren Ver­tei­lung der Dar­le­gungs- und Be­weis­las­ten nicht zu ver­ein­ba­ren wä­re (vgl. BGH, Urt. v. 24.11.2020 – VI ZR 415/19, ju­ris Rn. 12 f.).

[31]   So­mit ist die Klä­ge­rin, selbst wenn man der Rechts­an­sicht der Re­vi­si­on folgt, wo­nach die­se auch dar­le­gen und be­wei­sen müs­se, dass die Schä­den je­weils nach der Er­lan­gung der Kennt­nis des Be­klag­ten vom Vor­lie­gen der Rück­tritts­vor­aus­set­zun­gen ein­ge­tre­ten sei­en, die­ser Pflicht nach­ge­kom­men und im Er­geb­nis vom Vor­lie­gen ei­ner Pflicht­ver­let­zung des Be­klag­ten aus­zu­ge­hen.

[32]   cc) Ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­si­on hat das Be­ru­fungs­ge­richt der Sa­che nach da­her kei­ne Be­weis­las­tent­schei­dung ge­trof­fen und war nicht des­halb ge­hal­ten, die Kla­ge ins­ge­samt als un­be­grün­det ab­zu­wei­sen, weil nicht fest­ste­he, zu wel­chem Zeit­punkt die je­wei­li­ge Ver­schlech­te­rung der Kauf­sa­che ein­ge­tre­ten sei. Ist der Be­klag­ten­vor­trag wie vor­lie­gend nach durch­ge­führ­ter Be­weis­auf­nah­me wi­der­legt, be­darf es kei­ner wei­te­ren Fest­stel­lun­gen zum Ent­ste­hens­zeit­punkt des Scha­dens, son­dern gilt der Klä­ger­vor­trag, wo­nach die­ser je­weils nach Er­klä­rung des Rück­tritts ge­le­gen ha­be, als zu­ge­stan­den.

[33]   dd) Nicht ent­schei­dungs­er­heb­lich sind die Rechts­an­sich­ten zur Haf­tung des Rück­ge­währ­schuld­ners – un­ge­ach­tet des Be­ste­hens ei­ner se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last – schließ­lich auch bei der – von der Re­vi­si­on eben­falls nicht an­ge­spro­che­nen – Scha­dens­po­si­ti­on der Ver­schmut­zun­gen im In­nen­be­reich durch Hun­de­haa­re und Fut­ter­res­te. Dies­be­züg­lich bil­ligt das Be­ru­fungs­ge­richt der Klä­ge­rin ei­nen An­spruch erst für die Zeit nach der Er­klä­rung des Rück­tritts zu, ab dem der Be­klag­te je­den­falls nach §§ 346 IV, 280 I BGB auf Scha­dens­er­satz haf­tet.

[34]   d) An­ders als die Re­vi­si­on meint, hat der Be­klag­te die Pflicht­ver­let­zun­gen zu ver­tre­ten und sich nicht i. S. von § 280 I 2 BGB exkul­piert.

[35]   aa) Die Re­vi­si­on nimmt an, dem Be­klag­ten sei be­züg­lich sämt­li­cher Schä­den „al­len­falls ein­fa­che Fahr­läs­sig­keit vor­zu­wer­fen“, für die er bis zur Rück­tritts­er­klä­rung auf­grund der Be­schrän­kung der Haf­tung auf die ei­gen­üb­li­che Sorg­falt (§ 346 III 1 Nr. 3 BGB ana­log i. V. mit § 277 BGB) und ab die­sem Zeit­punkt in­fol­ge des An­nah­me­ver­zugs der Klä­ge­rin we­gen § 300 I BGB nicht haf­te. Dem­nach wür­de ei­ne Exkul­pa­ti­on vor­aus­set­zen, dass der Be­klag­te dar­legt und be­weist, ihn tref­fe je­den­falls kei­ne gro­be Fahr­läs­sig­keit be­züg­lich des Her­vor­ru­fens der ein­zel­nen Schä­den.

[36]   Hier­für fehlt es je­doch an Fest­stel­lun­gen; über­gan­ge­nen Sach­vor­trag zeigt die Re­vi­si­on nicht auf. Sie be­ruft sich – da­her – le­dig­lich auf die Aus­füh­run­gen des Land­ge­richts. Dies trägt nicht. Al­lein aus dem Scha­dens­bild kann nicht auf das Ver­schul­dens­maß ge­schlos­sen wer­den.

[37]   bb) Un­ge­ach­tet des­sen hat das Be­ru­fungs­ge­richt den Vor­trag des Be­klag­ten, den die­ser zwecks Exkul­pa­ti­on ge­hal­ten hat, wie aus­ge­führt, als wi­der­legt und da­mit den Ent­las­tungs­be­weis (§ 280 I 2 BGB) als nicht ge­führt an­ge­se­hen. Ge­gen die­se rechts­feh­ler­frei­en Fest­stel­lun­gen wen­det sich die Re­vi­si­on nicht. Da­her kann da­hin­ste­hen, ob sich der auf Scha­dens­er­satz in An­spruch ge­nom­me­ne Rück­ge­währ­schuld­ner auf die für den auf Wert­er­satz gel­ten­de Re­ge­lung des § 346 III 1 Nr. 3 BGB und be­züg­lich der vor­lie­gend in Re­de ste­hen­den Schä­den auf die in­fol­ge des – rechts­kräf­tig fest­ge­stell­ten – An­nah­me­ver­zugs der Klä­ge­rin ein­grei­fen­de Haf­tungs­er­leich­te­rung aus § 300 I BGB be­ru­fen kann.

[38]   e) Schließ­lich hat das Be­ru­fungs­ge­richt den An­spruch der Klä­ge­rin in zu­er­kann­ter Hö­he von 773,88 € auf­grund der Ver­schmut­zun­gen des Wohn­mo­bils im In­nen­be­reich, ins­be­son­de­re durch Hun­de­haa­re und Hun­de­fut­ter­res­te, zu Recht nicht als ver­jährt (§ 214 I BGB) an­ge­se­hen.

[39]   aa) Der An­spruch des Rück­ge­währ­gläu­bi­gers auf Scha­dens­er­satz (§§ 346 IV, 280 I BGB bzw. §§ 280 I, 241 II BGB) ver­jährt in drei Jah­ren (§ 195 BGB). Die­se Frist be­ginnt ge­mäß § 199 I BGB mit dem Schluss des Jah­res, in dem der An­spruch ent­stan­den ist (§ 199 I Nr. 1 BGB) und der Gläu­bi­ger von den den An­spruch be­grün­den­den Um­stän­den und der Per­son des Schuld­ners Kennt­nis er­langt oder oh­ne gro­be Fahr­läs­sig­keit er­lan­gen müss­te (§ 199 I Nr. 2 BGB).

[40]   bb) Selbst wenn man der An­sicht der Re­vi­si­on folg­te und ei­ne Kennt­nis der Klä­ge­rin be­reits mit Zu­gang der Rück­tritts­er­klä­rung im Jahr 2010 an­näh­me, et­wa weil ihr auf­grund vor­an­ge­gan­ge­ner Werk­statt­auf­ent­hal­te der ver­schmutz­te Zu­stand des Wohn­mo­bils und der pflicht­wid­ri­ge Um­gang des Be­klag­ten mit sel­bi­gem be­kannt ge­we­sen wä­re, führ­te die Kla­ge­er­he­bung (§§ 253 I, 261 I ZPO) im Jahr 2013 zur wirk­sa­men Hem­mung der drei­jäh­ri­gen Ver­jäh­rungs­frist (§ 204 I Nr. 1 BGB).

[41]   Denn die vor Ab­lauf der Ver­jäh­rungs­frist er­ho­be­ne Teil­kla­ge auf Zah­lung von 6.000 € nebst Zin­sen hemm­te vor­lie­gend trotz zu­nächst feh­len­der Auf­schlüs­se­lung der For­de­rung auch den Scha­dens­er­satz­an­spruch we­gen der Ver­schmut­zun­gen.

[42]   (1) Nach stän­di­ger Recht­spre­chung des BGH hemmt be­reits die Er­he­bung ei­ner (of­fe­nen) Teil­kla­ge, mit der meh­re­re An­sprü­che gel­tend ge­macht wer­den, de­ren Sum­me den gel­tend ge­mach­ten Teil über­steigt, die Ver­jäh­rung al­ler aus­rei­chend be­zeich­ne­ten Teil­an­sprü­che und kann die Be­stim­mung, bis zu wel­cher Hö­he bzw. in wel­cher Rei­hen­fol­ge die ein­zel­nen Teil­an­sprü­che ver­folgt wer­den, rück­wir­kend nach­ge­holt wer­den (vgl. BGH, Urt. v. 06.05.2014 – II ZR 217/13, NJW 2014, 3298 Rn. 16; Urt. v. 07.05.2015 – IX ZR 95/14, NJW 2015, 2113 Rn. 29; Urt. v. 12.03.2020 – IX ZR 125/17, NJW 2020, 1800 Rn. 58, in­so­weit in BGHZ nicht ab­ge­druckt; Beschl. v. 02.05.2017 – VI ZR 85/16, NJW 2017, 2623 Rn. 15).

[43]   (2) So lie­gen die Din­ge hier.

[44]   Die Klä­ge­rin hat – wor­auf die Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung zu Recht ver­weist – in ih­rer Kla­ge­schrift vom 27.03.2013 Aus­füh­run­gen zu den Ver­schmut­zun­gen im In­nen­be­reich, ins­be­son­de­re durch Hun­de­haa­re und Hun­de­fut­ter­res­te, ge­macht und Be­sei­ti­gungs­kos­ten in Hö­he von 1.369 € an­ge­ge­ben. Zwar hat sie den ge­for­der­ten Teil­be­trag von 6.000 € nicht den ein­zel­nen Schä­den zu­ge­ord­net, je­doch klar­ge­stellt, nach Ein­ho­lung ei­nes Ge­richts­gut­ach­tens auch die rest­li­chen – durch ei­nen pri­va­ten Sach­ver­stän­di­gen auf­ge­führ­ten – Schä­den kla­ge­wei­se gel­tend zu ma­chen. Die ge­bo­te­ne Zu­ord­nung der 6.000 € zu den ein­zel­nen Scha­dens­po­si­tio­nen hat die Klä­ge­rin mit Schrift­satz vom 17.02.2014 nach­ge­holt und die Kla­ge schließ­lich – wie an­ge­kün­digt – auf wei­te­re Schä­den ein­schließ­lich der Ver­schmut­zun­gen er­wei­tert. So­mit war die Ver­jäh­rungs­frist be­reits im Jahr 2013 ge­hemmt, so­dass da­hin­ste­hen kann, ob die­se tat­säch­lich be­reits mit Zu­gang der Rück­tritts­er­klä­rung (2010) oder nicht erst mit Rück­ga­be des Wohn­mo­bils im Jahr 2012 zu lau­fen be­gon­nen hat. …

Hin­weis: Die Re­vi­si­on des Be­klag­ten wur­de mit Be­schluss vom 27.04.2021 – VI­II ZR 316/19 – zu­rück­ge­wie­sen. In dem Zu­rück­wei­sungs­be­schluss heißt es:

„[1]    1. Die Re­vi­si­on des Be­klag­ten ist ge­mäß § 552a ZPO zu­rück­zu­wei­sen, weil die Vor­aus­set­zun­gen für ih­re Zu­las­sung nicht vor­lie­gen (§ 543 II 1 ZPO) und das Rechts­mit­tel dar­über hin­aus kei­ne Aus­sicht auf Er­folg bie­tet. Zur Be­grün­dung wird auf den Se­nats­be­schluss vom 09.02.2021 Be­zug ge­nom­men (§ 552a Satz 2, § 522 II 2, 3 ZPO).

[2]    2. Die im An­schluss an den Hin­weis des Se­nats er­folg­ten Aus­füh­run­gen der Re­vi­si­on im Schrift­satz vom 01.04.2021 ge­ben kei­nen An­lass zu ei­ner ab­wei­chen­den Be­ur­tei­lung.

[3]    An­ders als die Re­vi­si­on meint, hat der Se­nat dem Be­klag­ten hin­sicht­lich der Ent­ste­hung der Schä­den am Wohn­mo­bil nicht ei­nen ‚be­lie­bi­gen‘ Vor­trag vor­ge­wor­fen. Viel­mehr wur­de maß­ge­bend dar­auf ab­ge­stellt, dass der – über­wie­gend sub­stan­zi­ier­te – Be­klag­ten­vor­trag nach durch­ge­führ­ter Be­weis­auf­nah­me vom Be­ru­fungs­ge­richt rechts­feh­ler­frei und in­so­weit von der Re­vi­si­on nicht an­ge­grif­fen, als wi­der­legt an­ge­se­hen wur­de. Da­mit gilt – wie im Hin­weis­be­schluss aus­ge­führt – der Klä­ger­vor­trag als zu­ge­stan­den. Le­dig­lich be­züg­lich ein­zel­ner Schä­den im In­ne­ren des Wohn­mo­bils wur­den die dies­be­züg­li­chen Be­haup­tun­gen des Be­klag­ten, die­se Schä­den sei­en ihm nicht be­kannt, als zu pau­schal und da­mit der ihm ob­lie­gen­den se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last nicht ge­nü­gend an­ge­se­hen. So­mit ha­ben sich die sei­tens der Re­vi­si­on in ih­rer Stel­lung­nah­me zum Hin­weis­be­schluss des Se­nats an­ge­führ­ten Er­schwer­nis­se des Be­klag­ten, sub­stan­zi­iert zu Schä­den vor­zu­tra­gen, die ihm ‚über­haupt nicht be­wusst‘ ge­we­sen sei­en, vor­lie­gend nicht rea­li­siert, da der Be­klag­te sich im We­sent­li­chen an­ders ein­ge­las­sen hat. Glei­ches gilt für die an­ge­führ­te Mög­lich­keit, dass Schä­den in­fol­ge äu­ße­rer Ein­wir­kun­gen auf das Fahr­zeug ‚auch durch Drit­te her­bei­ge­führt‘ wor­den sein könn­ten.

[4]    a) Zwar be­steht die se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last nur im Rah­men des Mög­li­chen. Je­doch ob­liegt es ei­ner­seits der Par­tei, auch zu­mut­ba­re Nach­for­schun­gen zu un­ter­neh­men, um ih­rer se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last ge­nü­gen zu kön­nen (vgl. BGH, Urt. v. 30.07.2020 – VI ZR 367/19, NJW 2020, 2804 Rn. 16). Dies gilt auch für den Be­klag­ten, der das zu­rück­ge­ge­be­ne Wohn­mo­bil zu­vor mit sei­nem Hund als stän­di­gen Wohn­sitz nutz­te, so­dass nicht all­ge­mein dar­auf ver­wie­sen wer­den kann, Schä­den könn­ten auch von Drit­ten her­vor­ge­ru­fen wor­den bzw. dem Be­klag­ten un­be­kannt ge­blie­ben sein.

[5]    b) Zu­dem hat sich die­ses – von der Re­vi­si­on pau­schal vor­ge­tra­ge­ne – Er­schwer­nis zu kon­kre­tem Sach­vor­trag im vor­lie­gen­den Fall nicht ver­wirk­licht. Der Vor­trag des Be­klag­ten zu den 23 der Klä­ge­rin zu­er­kann­ten Scha­dens­po­si­tio­nen ging nicht et­wa da­hin, die­se sei­en ihm ‚nicht be­wusst‘ ge­we­sen oder mög­li­cher­wei­se von Drit­ten ‚her­bei­ge­führt‘. Viel­mehr hat sich der Be­klag­te an­ders ein­ge­las­sen.

[6]    Wie be­reits im Hin­weis­be­schluss aus­ge­führt, hat er teil­wei­se vor­ge­bracht, der Scha­den ha­be schon bei Über­ga­be des Wohn­mo­bils an ihn vor­ge­le­gen und sei ei­ner der Grün­de für sei­nen Rück­tritt ge­we­sen. Dem­zu­fol­ge war dem Be­klag­ten ein sol­cher Scha­den ‚be­wusst‘. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat die­sen Vor­trag je­doch nach Be­weis­auf­nah­me rechts­feh­ler­frei als wi­der­legt an­ge­se­hen. Be­züg­lich an­de­rer – ihm eben­falls ‚be­wuss­ter‘ – Scha­dens­po­si­tio­nen hat er sich auf ‚Ver­schleiß‘ oder ei­nen ‚Her­stel­ler­feh­ler‘ be­ru­fen. Sein dies­be­züg­li­cher Vor­trag wur­de eben­so wi­der­legt wie der­je­ni­ge, dass ei­ni­ge Schä­den bei Rück­ga­be noch nicht vor­ge­le­gen hät­ten.

[7]    Der Ver­weis des Se­nats auf ei­nen un­be­acht­li­chen pau­scha­len Vor­trag des Be­klag­ten be­zog sich auf Schä­den im In­nen­be­reich des Wohn­mo­bils (Del­le an der In­nen­tür, Krat­zer an den Schei­ben). Al­le die­se Schä­den sind der un­mit­tel­ba­ren Wahr­neh­mung des Be­klag­ten zu­gäng­lich. Da er das Wohn­mo­bil als per­ma­nen­ten Wohn­sitz (mit sei­nem Hund) nutz­te und we­der Vor­trag noch An­halts­punk­te da­für vor­lie­gen, dass Drit­te die­se Schä­den, vom Be­klag­ten un­be­merkt, ver­ur­sacht ha­ben könn­ten, kann er sich nicht pau­schal dar­auf be­ru­fen, ihm sei­en die­se Schä­den nicht be­kannt. Den dies­be­züg­lich wei­ter ge­hal­te­nen Vor­trag des Be­klag­ten, die Krat­zer an den Schei­ben sei­en durch ein An­schla­gen mit dem Si­cher­heits­gurt her­vor­ge­ru­fen wor­den, hat das Be­ru­fungs­ge­richt – ge­stützt auf die Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen – eben­falls als un­zu­tref­fend an­ge­se­hen.“

PDF er­stel­len