1. Ein Lea­sing­neh­mer, dem ein mög­li­cher­wei­se von ei­nem Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug – hier: ein Por­sche Ca­yenne – über­las­sen wird, er­lei­det da­durch dann kei­nen Scha­den, wenn die Ge­brauchs­mög­lich­keit des Fahr­zeugs nicht ein­ge­schränkt ist und der Lea­sing­ver­trag nur ei­ne be­stimm­te Lauf­zeit und ei­ne be­stim­me Lauf­leis­tung vor­sieht, der Lea­sing­neh­mer aber kei­ne Rest­wert­ga­ran­tie über­nimmt (Lea­sing­ver­trag mit Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung). Dar­auf, ob das Lea­sing­fahr­zeug tat­säch­lich mit ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung ver­se­hen war oder ist, kommt es in die­ser Kon­stel­la­ti­on des­halb nicht an.
  2. Ein Lea­sing­neh­mer, dem ein (ur­sprüng­lich) mit ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung ver­se­he­nes Fahr­zeug über­las­sen wur­de, ist – aus ab­ge­tre­te­nem Recht – nicht mehr zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag über das Fahr­zeug be­rech­tigt, wenn der in der un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung lie­gen­de Man­gel des Fahr­zeugs durch die In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates be­sei­tigt wur­de und des­halb die (la­ten­te) Ge­fahr ei­ner Be­triebs­un­ter­sa­gung oder -be­schrän­kung nicht mehr be­steht.
  3. Ein Kraft­fahr­zeug eig­net sich grund­sätz­lich nur dann für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung i. S. des §434 I 2 Nr. 2 BGB, wenn es ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die we­der sei­ne (wei­te­re) Zu­las­sung zum Stra­ßen­ver­kehr hin­dert noch an­sons­ten sei­ne Ge­brauchs­fä­hig­keit auf­hebt oder be­ein­träch­tigt (im An­schluss an BGH, Urt. v. 29.06.2016 – VI­II ZR 191/15, NJW 2016, 3015 Rn. 40; Urt. v. 26.10.2016 – VI­II ZR 240/15, NJW 2017, 153 Rn. 15; Urt. v. 24.10.2018 – VI­II ZR 66/17, BGHZ 220, 134 = ZIP 2018, 2272 Rn. 29; Hin­weis­be­schl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, NJW 2019, 1133 Rn. 5).

LG Mün­chen I, Ur­teil vom 11.11.2020 – 15 O 12455/19

Sach­ver­halt: Der Klä­ger trug der Por­sche Fi­nan­ci­al Ser­vices GmbH un­ter dem 14.02.2017 den Ab­schluss ei­nes Lea­sing­ver­trags über ei­nen Pkw Por­sche Ca­yenne an. Die­ses Fahr­zeug hat­te die Por­sche Fi­nan­ci­al Ser­vices GmbH am 03.02.2017 von der Be­klag­ten zu 4 er­wor­ben. Die Por­sche Fi­nan­ci­al Ser­vices GmbH nahm den An­trag des Klä­gers am 08.06.2017 an. Der Lea­sing­ver­trag mit Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung, der ei­ne Lauf­zeit von 36 Mo­na­ten hat­te, sah vor, dass die jähr­li­che Fahr­leis­tung 25.000 km nicht über­schrei­ten soll­te. Ein Rest­wert wur­de nicht ver­ein­bart.

Die All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Por­sche Fi­nan­ci­al Ser­vices GmbH, die Be­stand­teil des Lea­sing­ver­trags sind, se­hen vor, dass der Klä­ger kei­ne (miet­recht­li­chen) Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che ge­gen die Lea­sing­ge­be­rin hat und ihm zum Aus­gleich de­ren (kauf­recht­li­che) Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che ge­gen die Be­klag­te zu 4 ab­ge­tre­ten wer­den.

Die mo­nat­li­chen Lea­sing­ra­ten leis­te­te der Klä­ger ver­trags­ge­mäß.

Mit Be­scheid vom 14.05.2018 ord­ne­te das Kraft­fahrt-Bun­des­amt ei­nen auch das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug be­tref­fen­den – ver­pflich­ten­den – Rück­ruf an, weil bei der Über­prü­fung des Fahr­zeug­typs un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tun­gen fest­ge­stellt wor­den wa­ren. Das Kraft­fahrt-Bun­des­amt gab der Fahr­zeug­her­stel­le­rin (Be­klag­te zu 3) auf, die­se un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tun­gen – nach Frei­ga­be der ent­spre­chen­den Maß­nah­men durch das Kraft­fahrt-Bun­des­amt – aus den be­trof­fe­nen Fahr­zeu­gen zu ent­fer­nen, um de­ren Vor­schrifts­mä­ßig­keit im Hin­blick auf die Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 wie­der­her­zu­stel­len. Un­ter dem 18.10.2017 gab das Kraft­fahrt-Bun­des­amt ein dar­auf­hin ent­wi­ckel­tes Soft­ware­up­date ge­gen­über der Be­klag­ten zu 3 frei.

Die­ses Soft­ware­up­date wur­de bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug im Ja­nu­ar 2018 in­stal­liert.

Mit Schrei­ben vom 10.04.2019 er­klär­te der – an­walt­lich ver­tre­te­ne – Klä­ger den Rück­tritt von dem zwi­schen der Por­sche Fi­nan­ci­al Ser­vices GmbH und der Be­klag­ten zu 4 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag. Er macht gel­tend, in dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug sei­en un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tun­gen i. S. von Art. 3 Nr. 10, Art. 5 II der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 im­pleme­tiert ge­we­sen. Sie hät­te da­zu ge­führt, dass das Fahr­zeug die ein­schlä­gi­gen Emis­si­ons­grenz­wer­te zwar auf dem Prüf­stand, aber nicht beim re­gu­lä­ren Be­trieb im Stra­ßen­ver­kehr ein­ge­hal­ten ha­be. Schon die Typ­ge­neh­mi­gung ha­be da­her gar nicht er­teilt wer­den dür­fen. Es ha­be da­her die Ge­fahr be­stan­den, dass die Zu­las­sung des Por­sche Ca­yenne wi­der­ru­fen und der Pkw still­ge­legt wer­de. Dies hät­ten die Be­klag­ten ge­wusst und ihm, dem Klä­ger, vor­sätz­lich in sit­ten­wid­ri­ger Wei­se ei­nen Scha­den zu­ge­fügt. Aus Sicht des Klä­gers be­grün­den die un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tun­gen zu­gleich ei­nen Man­gel des Por­sche Ca­yenne. Die­ser Man­gel las­se sich nicht be­sei­ti­gen und sei durch die In­stal­la­ti­on des Soft­ware­up­dates auch nicht be­sei­tigt wor­den, zu­mal das Soft­ware­up­date ei­nen er­höh­ten Harn­stoff­ver­brauch zur Fol­ge ha­be.

Der Klä­ger hat den Rechts­streit in­so­weit in der Haupt­sa­che für er­le­digt er­klärt, als er die Be­klag­te zu 4 auf Rück­zah­lung des um ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung ver­min­der­ten Kauf­prei­ses nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Rück­ge­währ des Pkw, in An­spruch ge­nom­men aht. Die Be­klag­te zu 4 hat sich der Er­le­di­gungs­er­klä­rung an­ge­schlos­sen. Zu­vor hat­te sie gel­tend ge­macht, dass der streit­ge­gen­ständ­li­che Pkw je­den­falls auf­grund des im Ja­nu­ar 2018 in­stal­lier­ten Soft­ware­up­dates im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung nicht mehr man­gel­haft ge­we­sen sei. Das Soft­ware­up­date wir­ke sich auch nicht ne­ga­tiv auf das Fahr­zeug aus. Zu­dem ha­be der Klä­ger den be­haup­te­ten Man­gel des Fahr­zeugs nicht i. S. von § 377 I, III HGB, § 121 I 1 BGB ge­rügt, ob­wohl er dies hät­te tun müs­sen.

Die Be­klag­ten zu 1 bis 3 ha­ben un­ter an­de­rem ei­nen Scha­den des Klä­gers in Ab­re­de ge­stellt. Die Ge­fahr ei­ner Be­triebs­un­ter­sa­gung ha­be nicht be­stan­den.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: A. Die zu­läs­si­ge Kla­ge ist un­be­grün­det.

I. Kla­ge ge­gen die Be­klag­ten zu 1 bis 3

Vor­lie­gend kann aus Sicht des Ge­richts da­hin­ste­hen, ob den Be­klag­ten der Vor­wurf ei­ner un­er­laub­ten Hand­lung zu ma­chen ist. Denn dem Klä­ger ist durch ei­ne – un­ter­stell­te – un­er­laub­te Hand­lung kein Scha­den ent­stan­den, der ei­ne Rück­tritt vom Kauf­ver­trag recht­fer­ti­gen wür­de.

1. Nach stän­di­ger Recht­spre­chung des BGH ist ein Scha­den nicht nur dann ge­ge­ben, wenn sich bei dem vor­zu­neh­men­den Ver­gleich der in­fol­ge des haf­tungs­be­grün­den­den Er­eig­nis­ses ein­ge­tre­te­nen Ver­mö­gens­la­ge mit der­je­ni­gen, die oh­ne je­nes Er­eig­nis ein­ge­tre­ten wä­re, ein rech­ne­ri­sches Mi­nus er­gibt. Die Dif­fe­renz­hy­po­the­se muss stets ei­ner nor­ma­ti­ven Kon­trol­le un­ter­zo­gen wer­den, weil sie ei­ne wert­neu­tra­le Re­chen­ope­ra­ti­on dar­stellt. Da­bei ist ei­ner­seits das kon­kre­te haf­tungs­be­grün­den­de Er­eig­nis als Haf­tungs­grund­la­ge zu be­rück­sich­ti­gen. An­de­rer­seits ist die dar­auf be­ru­hen­de Ver­mö­gens­min­de­rung un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler maß­geb­li­chen Um­stän­de so­wie der Ver­kehrs­auf­fas­sung in die Be­trach­tung ein­zu­be­zie­hen. Er­for­der­lich ist al­so ei­ne wer­ten­de Über­prü­fung des an­hand der Dif­fe­renz­hy­po­the­se ge­won­ne­nen Er­geb­nis­ses ge­mes­sen am Schutz­zweck der Haf­tung und an der Aus­gleichs­funk­ti­on des Scha­dens­er­sat­zes (BGH, Urt. v. 28.10.2014 – VI ZR 15/14, WM 2014, 2318 Rn. 17).

Da der Scha­dens­er­satz da­zu dient, den kon­kre­ten Nach­teil des Ge­schä­dig­ten aus­zu­glei­chen, ist der Scha­dens­be­griff im An­satz sub­jekt­be­zo­gen. Wird je­mand durch ein haf­tungs­be­grün­den­des Ver­hal­ten zum Ab­schluss ei­nes Ver­trags ge­bracht, den er sonst nicht ge­schlos­sen hät­te, kann er auch bei ob­jek­ti­ver Wert­hal­tig­keit von Leis­tung und Ge­gen­leis­tung da­durch ei­nen Ver­mö­gens­scha­den er­lei­den, dass die Leis­tung für sei­ne Zwe­cke nicht voll brauch­bar ist (BGH, Urt. v. 28.10.2014 – VI ZR 15/14, WM 2014, 2318 Rn. 18). Die Be­ja­hung ei­nes Ver­mö­gens­scha­dens un­ter die­sem As­pekt setzt al­ler­dings vor­aus, dass die durch den un­er­wünsch­ten Ver­trag er­lang­te Leis­tung nicht nur aus rein sub­jek­tiv will­kür­li­cher Sicht als Scha­den an­ge­se­hen wird, son­dern dass auch die Ver­kehrs­an­schau­ung bei Be­rück­sich­ti­gung der ob­wal­ten­den Um­stän­de den Ver­trags­schluss als un­ver­nünf­tig, den kon­kre­ten Ver­mö­gens­in­ter­es­sen nicht an­ge­mes­sen und da­mit als nach­tei­lig an­sieht (BGH, Urt. v. 26.09.1997 – V ZR 29/96, NJW 1998, 302, 304).

Im Fall ei­ner vor­sätz­li­chen sit­ten­wid­ri­gen Schä­di­gung dient der Scha­dens­er­satz­an­spruch nicht nur dem Aus­gleich je­der nach­tei­li­gen Ein­wir­kung durch das sit­ten­wid­ri­ge Ver­hal­ten auf die ob­jek­ti­ve Ver­mö­gens­la­ge des Ge­schä­dig­ten. Viel­mehr muss sich der Ge­schä­dig­te auch von ei­ner auf dem sit­ten­wid­ri­gen Ver­hal­ten be­ru­hen­den Be­las­tung mit ei­ner „un­ge­woll­ten“ Ver­pflich­tung wie­der be­frei­en kön­nen. Schon ei­ne sol­che stellt un­ter den dar­ge­leg­ten Vor­aus­set­zun­gen ei­nen ge­mäß § 826 BGB zu er­set­zen­den Scha­den dar (BGH, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 = NJW 2020, 1962 Rn. 47).

Vor­lie­gend schei­det ein Scha­den in­so­weit aus, weil der Ver­trags­schluss nach den oben ge­nann­ten Grund­sät­zen nicht als un­ver­nünf­tig an­zu­se­hen ist. Der Klä­ger hat durch den un­ge­woll­ten Ver­trags­schluss ei­ne Leis­tung er­hal­ten, die für sei­ne Zwe­cke nicht un­brauch­bar war.

Zwar kann da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass es aus­zu­schlie­ßen ist, dass ein Käu­fer ein Fahr­zeug er­wirbt, dem ei­ne Be­triebs­be­schrän­kung oder -un­ter­sa­gung droht und bei dem im Zeit­punkt des Er­werbs in kei­ner Wei­se ab­seh­bar ist, ob die­ses Pro­blem be­ho­ben wer­den kann (vgl. BGH, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 = NJW 2020, 1962 Rn. 49, wenn­gleich die wei­te­ren Ar­gu­men­te des BGH er­sicht­lich den Er­werb ei­nes Pkw zu Ei­gen­tum durch ei­ne Pri­vat­per­son be­tref­fen). So liegt der Fall hier aber nicht.

Aus dem Be­scheid vom 14.08.2018 er­gibt sich, dass das Kraft­fahrt-Bun­des­amt Ne­ben­be­stim­mun­gen zu der er­teil­ten Typ­ge­neh­mi­gung er­las­sen hat. Da­nach war die Mo­tor­steue­rungs­soft­ware nach­zu­rüs­ten. Bei Nicht­be­ach­tung der An­ord­nun­gen in den Be­schei­den droh­te ein Wi­der­ruf oder die Rück­nah­me der Typ­ge­neh­mi­gung. An­ord­nun­gen ge­gen­über dem Klä­ger wa­ren – so­weit er­sicht­lich – kei­ne er­gan­gen, ins­be­son­de­re kei­ne An­dro­hung ei­ner Still­le­gung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs. Die Soft­ware­nach­rüs­tung er­folg­te beim klä­ge­ri­schen Fahr­zeug im Ja­nu­ar 2018, frei­ge­ge­ben wor­den war die Soft­ware durch das Kraft­fahrt-Bun­des­amt am 18.10.2017.

Dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug droh­te im Zeit­punkt des Er­werbs we­der ei­ne Be­triebs­ein­schrän­kung noch ei­ne Be­triebs­un­ter­sa­gung. Ein sol­che hät­te al­len­falls dann im Raum ge­stan­den, wenn die Be­klag­te zu 3 der Ver­pflich­tung zur Nach­rüs­tung nicht nach­ge­kom­men wä­re. Das ist vor­lie­gend aber nicht der Fall.

So­weit der Klä­ger be­haup­tet, auf­grund des Up­dates kom­me es zu Fol­ge­be­ein­träch­ti­gun­gen, kommt es hier­auf eben­falls nicht an, da et­wai­ge Schä­den nicht zu dem gel­tend ge­mach­ten Scha­den (Rück­ab­wick­lung des Ver­trags) füh­ren wür­den.

2. Ein Scha­den schei­det aber auch des­we­gen aus, weil dem Klä­ger un­ter Be­rück­sich­ti­gung ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung kein Scha­den ver­bleibt.

a) Nach den von der Recht­spre­chung im Be­reich des Scha­dens­er­satz­rechts ent­wi­ckel­ten Grund­sät­zen der Vor­teils­aus­glei­chung sind dem Ge­schä­dig­ten in ge­wis­sem Um­fang die­je­ni­gen Vor­tei­le zu­zu­rech­nen, die ihm in ad­äqua­tem Zu­sam­men­hang mit dem Scha­dens­er­eig­nis zu­ge­flos­sen sind. Es soll ein ge­rech­ter Aus­gleich zwi­schen den bei ei­nem Scha­dens­fall wi­der­strei­ten­den In­ter­es­sen her­bei­ge­führt wer­den. Der Ge­schä­dig­te darf ei­ner­seits im Hin­blick auf das scha­dens­er­satz­recht­li­che Be­rei­che­rungs­ver­bot nicht bes­ser ge­stellt wer­den, als er oh­ne das schä­di­gen­de Er­eig­nis stün­de. An­de­rer­seits sind nur die­je­ni­gen durch das Scha­dens­er­eig­nis be­ding­ten Vor­tei­le auf den Scha­dens­er­satz­an­spruch an­zu­rech­nen, de­ren An­rech­nung mit dem je­wei­li­gen Zweck des Er­satz­an­spruchs über­ein­stimmt, al­so dem Ge­schä­dig­ten zu­mut­bar ist und den Schä­di­ger nicht un­an­ge­mes­sen ent­las­tet (vgl. et­wa BGH, Urt. v. 30.09.2014 – X ZR 126/13, NJW 2015, 553 Rn. 14; Beschl. v. 01.06.2010 – VI ZR 346/08, NJW-RR 2010, 1683 Rn. 17; Urt. v. 10.12.1985 – VI ZR 31/85, NJW 1986, 983 f.).

b) Die Grund­sät­ze der Vor­teils­aus­glei­chung gel­ten auch für ei­nen An­spruch aus sit­ten­wid­ri­ger vor­sätz­li­cher Schä­di­gung ge­mäß § 826 BGB (BGH, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 = NJW 2020, 1962 Leit­satz 4 und Rn. 66).

c) An­ders als beim Kauf­ver­trag be­rech­net sich beim Lea­sing – je­den­falls in der hier ge­wähl­ten Ver­trags­ge­stal­tung – die Nut­zungs­ent­schä­di­gung nicht aus dem Ver­hält­nis der ge­fah­re­nen Ki­lo­me­ter zu der Ge­samt­fahr­leis­tung, son­dern ob­jek­tiv nach dem Be­trag, der durch­schnitt­lich für ei­ne ver­trag­li­che Ge­brauchs­ge­stat­tung zu ent­rich­ten ge­we­sen wä­re. Da­bei ist zu­nächst die ver­trag­lich ver­ein­bar­te Ge­gen­leis­tung zu­grun­de zu le­gen, die ge­ge­be­nen­falls um den sich aus dem Man­gel er­ge­ben­den Min­der­wert zu kür­zen ist (OLG Mün­chen, Urt. v. 02.05.2018 – 7 U 3715/17, DAR 2019, 150, 151 f.).

Vor­lie­gend war die Ge­brauchs­mög­lich­keit des Fahr­zeugs für den Klä­ger nicht ein­ge­schränkt. Al­lein die dro­hen­de Mög­lich­keit der Still­le­gung hat die Nut­zungs­mög­lich­keit nicht be­ein­träch­tigt. Der Klä­ger konn­te das Fahr­zeug im ge­sam­ten Zeit­raum nut­zen.

d) Da da­mit die an­zu­rech­nen­den Vor­tei­le den ge­zahl­ten Lea­sing­ra­ten ent­spre­chen, ist dem Klä­ger kein aus­gleichs­pflich­ti­ger Scha­den ver­blie­ben.

II. Kla­ge ge­gen die Be­klag­te zu 4

Ge­gen die Be­klag­te zu 4 schei­det ein An­spruch auf­grund Rück­tritts vom Kauf­ver­trag aus.

Vor­aus­set­zung für den Rück­tritt nach § 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 440, 323, 326 V BGB ist un­ter an­de­rem, dass zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung der Kauf­ge­gen­stand mit ei­nem Man­gel be­haf­tet war. Das war vor­lie­gend nicht der Fall.

Ein Sach­man­gel setzt vor­aus, wenn die Sa­che sich nicht für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und nicht die Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB). Für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net sich ein Kraft­fahr­zeug grund­sätz­lich nur dann, wenn es ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die we­der sei­ne (wei­te­re) Zu­las­sung zum Stra­ßen­ver­kehr hin­dert noch an­sons­ten sei­ne Ge­brauchs­fä­hig­keit auf­hebt oder be­ein­träch­tigt (vgl. BGH, Urt. v. 29.06.2016 – VI­II ZR 191/15, NJW 2016, 3015 Rn. 40; Urt. v. 26.10.2016 – VI­II ZR 240/15, NJW 2017, 153 Rn. 15; Urt. v. 24.10.2018 – VI­II ZR 66/17, BGHZ 220, 134 = ZIP 2018, 2272 Rn. 29; Hin­weis­be­schl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, NJW 2019, 1133 Rn. 5) .

Es kann da­hin­ste­hen, ob dem das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug bei Ge­fahr­über­gang ge­nügt hat oder nicht. Je­den­falls im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung am 10.04.2019 be­stand der Sach­man­gel nicht mehr. Denn die im Fal­le ei­ner (noch) nicht er­folg­ten Nach­rüs­tung – zu­min­dest la­tent – be­ste­hen­de Ge­fahr ei­ner Be­triebs­un­ter­sa­gung oder -be­schrän­kung durch die Zu­las­sungs­be­hör­de war zu die­sem Zeit­punkt ent­fal­len, nach­dem – wie durch das Schrei­ben des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes vom 18.10.2017 be­stä­tigt – die be­an­stan­de­te Mo­tor­steue­rungs­soft­ware durch ein Up­date be­ho­ben wer­den konn­te und die­ses Up­date be­reits im Ja­nu­ar 2019 auf­ge­spielt wor­den war (vgl. da­zu auch OLG Mün­chen, Urt. v. 16.09.2020 – 20 U 4234/18, ju­ris Rn. 24 ff.).

In­so­weit kommt es auch nicht mehr dar­auf an, ob und ge­ge­be­nen­falls wann der Klä­ger Kennt­nis von dem be­haup­te­ten Man­gel ge­habt hat.

III. Da schon der Haupt­an­spruch ge­gen sämt­li­che Be­klag­te nicht be­steht, kann der Klä­ger auch kei­ne Ne­ben­an­sprü­che gel­tend ma­chen. …

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