Wird der Lea­sing­neh­mer vom Lea­sing­ge­ber auf Zah­lung rück­stän­di­ger Lea­sing­ra­ten oder – nach frist­lo­ser Kün­di­gung des Lea­sing­ver­trags we­gen Zah­lungs­ver­zugs – auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung in An­spruch ge­nom­men, ist ei­ne ge­gen den Ver­käu­fer der Lea­sing­s­a­che – aus (lea­sing­ty­pisch) ab­ge­tre­te­nen Sach­män­gel­ge­währ­leis­tungs­rech­ten des Lea­sing­ge­bers – er­ho­be­ne iso­lier­te Dritt­wi­der­kla­ge des Lea­sing­neh­mers auf Rück­ge­währ des Kauf­prei­ses an den Lea­sing­ge­ber zu­läs­sig.

BGH, Teil­ver­säum­nis- und Schlus­s­ur­teil vom 25.11.2020 – VI­II ZR 252/18

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin ver­langt als Lea­sing­ge­be­rin von der be­klag­ten Lea­sing­neh­me­rin Scha­dens­er­satz, nach­dem sie den Kfz-Lea­sing­ver­trag we­gen Zah­lungs­ver­zugs frist­los ge­kün­digt hat. Die Be­klag­te wie­der­um nimmt die Ver­käu­fe­rin des Fahr­zeugs aus ab­ge­tre­te­nem Recht der Klä­ge­rin im We­ge der (iso­lier­ten) Dritt­wi­der­kla­ge auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses – in zwei­ter In­stanz re­du­ziert auf die Hö­he der Kla­ge­for­de­rung – an die Klä­ge­rin in An­spruch.

Nach den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen des am 14.10.2013/​04.03.2014 ge­schlos­se­nen Lea­sing­ver­trags sind der Be­klag­ten sämt­li­che Rech­te und An­sprü­che we­gen Sach­män­geln über­tra­gen, die der Klä­ge­rin aus dem Kauf­ver­trag mit der Dritt­wi­der­be­klag­ten zu­ste­hen. Fer­ner sieht der Lea­sing­ver­trag ein Recht der Klä­ge­rin zur frist­lo­sen Kün­di­gung vor, wenn der Lea­sing­neh­mer mit der Zah­lung von (min­des­tens) zwei Lea­sing­ra­ten in Ver­zug ge­rät.

Mit E-Mail vom 01.10.2014 be­an­stan­de­te der Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten ge­gen­über der Dritt­wi­der­be­klag­ten, dass die Höchst­ge­schwin­dig­keit des Fahr­zeugs blei­be hin­ter der vom Fahr­zeug­her­stel­ler an­ge­ge­be­nen Höchst­ge­schwin­dig­keit zu­rück­blei­be, und ver­lang­te un­ter Frist­set­zung – er­folg­los – Nach­bes­se­rung. Das Fahr­zeug gab die Be­klag­te, die gel­tend macht, sie ha­be der Ver­käu­fe­rin zwei­mal ver­geb­lich Ge­le­gen­heit zur Nach­bes­se­rung ge­ge­ben, der Ver­käu­fe­rin am 01.12.2014 zu­rück und er­klär­te mit Schrei­ben vom 10.12.2014 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Die Dritt­wi­der­be­klag­te trat dem am 17.12.2014 ent­ge­gen.

Die für die Mo­na­te De­zem­ber 2014 und Ja­nu­ar 2015 noch ent­rich­te­ten Lea­sing­ra­ten ließ die Be­klag­te zu­rück­bu­chen, ob­wohl sie zu die­sem Zeit­punkt ent­ge­gen Ab­schnitt XI Nr. 6 der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Klä­ge­rin noch kei­ne Kla­ge ge­gen die Ver­käu­fe­rin er­ho­ben hat­te. Dar­auf­hin er­klär­te die Klä­ge­rin mit Schrei­ben vom 26.02.2015 die frist­lo­se Kün­di­gung des Lea­sing­ver­trags.

Nach Ein­ho­lung ei­nes Gut­ach­tens über den Rest­wert des Fahr­zeugs rech­ne­te die Klä­ge­rin das Lea­sing­ver­hält­nis ab. Mit der beim LG Aa­chen, dem all­ge­mei­nen Ge­richts­stand der Be­klag­ten, er­ho­be­nen Kla­ge hat die Klä­ge­rin Zah­lung von noch 13.476,04 € nebst Zin­sen ver­langt. Die Be­klag­te hat Dritt­wi­der­kla­ge ge­gen die Ver­käu­fe­rin des Fahr­zeugs er­ho­ben und die Rück­zah­lung des um ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung ver­min­der­ten Kauf­prei­ses in Hö­he von 65.770,81 € nebst Zin­sen an die Klä­ge­rin so­wie die Frei­stel­lung von vor­ge­richt­lich ent­stan­de­nen Rechts­ver­fol­gungs­kos­ten be­gehrt. Die Dritt­wi­der­be­klag­te, de­ren Un­ter­neh­mens­sitz Köln ist, hat die ört­li­che Zu­stän­dig­keit des LG Aa­chen ge­rügt.

Das Land­ge­richt hat der Kla­ge statt­ge­ge­ben und die Dritt­wi­der­kla­ge als un­zu­läs­sig ab­ge­wie­sen.

In der Be­ru­fungs­schrift der Be­klag­ten, der be­glau­big­te Ab­schrif­ten für die Klä­ge­rin und die Dritt­wi­der­be­klag­te bei­ge­fügt wa­ren, ist al­lein die Klä­ge­rin als Be­ru­fungs­be­klag­te be­zeich­net, die Dritt­wi­der­be­klag­te da­ge­gen le­dig­lich als sol­che und nicht zu­sätz­lich als Be­ru­fungs­be­klag­te. In An­be­tracht des­sen hat das Be­ru­fungs­ge­richt die Be­ru­fung ge­gen die Ab­wei­sung der iso­lier­ten Dritt­wi­der­kla­ge, mit der die Be­klag­te ihr Zah­lungs­be­geh­ren in Hö­he von 13.476,04 € nebst Zin­sen wei­ter­ver­folgt hat, als un­zu­läs­sig ver­wor­fen. So­weit sich die Be­ru­fung ge­gen die erst­in­stanz­li­che Ver­ur­tei­lung der Be­klag­ten zur Zah­lung von 13.476,04 € nebst Zin­sen rich­te­te, hat das Be­ru­fungs­ge­richt das Rechts­mit­tel als un­be­grün­det zu­rück­ge­wie­sen.

Mit der Re­vi­si­on hat die Be­klag­te ih­ren Kla­ge­ab­wei­sungs­an­trag so­wie – im Hin­blick auf die Dritt­wi­der­be­klag­te – ihr Zah­lungs­be­geh­ren wei­ter­ver­folgt. Das Rechts­mit­tel hat­te Er­folg: Das Ur­teil des Be­ru­fungs­ge­richts wur­de auf­ge­ho­ben und die Sa­che wur­de an die­ses Ge­richt zu­rück­ver­wie­sen.

Aus den Grün­den: [9]    … Über das Rechts­mit­tel ist, so­weit es sich ge­gen die Dritt­wi­der­be­klag­te rich­tet, an­trags­ge­mäß durch Ver­säum­nis­ur­teil zu ent­schei­den, da die­se in der münd­li­chen Ver­hand­lung trotz ord­nungs­ge­mä­ßer La­dung nicht an­walt­lich ver­tre­ten war. In­halt­lich be­ruht das Ur­teil in­des­sen nicht auf der Säum­nis, son­dern auf ei­ner Sach­prü­fung (BGH, Urt. v. 04.04.1962 – V ZR 110/60, BGHZ 37, 79, 81 ff.).

[10]   I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung – so­weit für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren von In­ter­es­se – im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[11]   Die Be­ru­fung der Be­klag­ten ge­gen die Ab­wei­sung der Dritt­wi­der­kla­ge sei un­zu­läs­sig. Die Be­ru­fungs­schrift tra­ge den An­for­de­run­gen des § 519 II ZPO nicht Rech­nung, weil nur die Klä­ge­rin als Be­ru­fungs­be­klag­te be­zeich­net sei, nicht je­doch die Dritt­wi­der­be­klag­te. Es sei der Be­ru­fungs­schrift auch durch Aus­le­gung nicht zu ent­neh­men, dass das Rechts­mit­tel auch ge­gen die Dritt­wi­der­be­klag­te ge­rich­tet sei. Ein Fall der Streit­ge­nos­sen­schaft sei nicht ge­ge­ben. Zu­dem sei es – da das Land­ge­richt die Dritt­wi­der­kla­ge als un­zu­läs­sig ab­ge­wie­sen ha­be – nicht fern­lie­gend, dass die Be­klag­te Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che ge­gen die Ver­käu­fe­rin je­den­falls im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren nicht mehr wei­ter­ver­fol­ge.

[12]   Die Be­ru­fung der Be­klag­ten ge­gen die Ver­ur­tei­lung zur Zah­lung von 13.476,04 € nebst Zin­sen sei un­be­grün­det. Die Klä­ge­rin ha­be den Lea­sing­ver­trag wirk­sam frist­los ge­kün­digt, weil die Be­klag­te sich mit der Zah­lung von min­des­tens zwei Lea­sing­ra­ten in Ver­zug be­fun­den ha­be. Zur Zu­rück­be­hal­tung der Lea­sing­ra­ten sei die Be­klag­te nicht be­rech­tigt ge­we­sen. Zwar ha­be sie ge­gen­über der Dritt­wi­der­be­klag­ten den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klärt, die­sen je­doch erst ge­richt­lich gel­tend ge­macht, als sie sich mit der Zah­lung von zwei Lea­sing­ra­ten in Ver­zug be­fun­den ha­be. Der Lea­sing­neh­mer, der we­gen ei­nes Man­gels der Lea­sing­s­a­che ge­gen­über dem Lie­fe­ran­ten den Rück­tritt er­klärt ha­be, sei nach höchst­rich­ter­li­cher Recht­spre­chung erst dann be­rech­tigt, die Zah­lung der Lea­sing­ra­ten vor­läu­fig ein­zu­stel­len, wenn er nach der Er­klä­rung des Rück­tritts Kla­ge ge­gen den Lie­fe­ran­ten er­he­be.

[13]   Das Zah­lungs­be­geh­ren der Klä­ge­rin stel­le sich auch nicht un­ter dem Ge­sichts­punkt „do­lo agit qui pe­tit quod sta­tim red­diturus est“ als treu­wid­rig dar. Zwar feh­le dem Lea­sing­ver­trag im Fal­le ei­nes wirk­sa­men Rück­tritts des Lea­sing­neh­mers vom Kauf­ver­trag von An­fang an die Ge­schäfts­grund­la­ge. Je­doch kön­ne der Lea­sing­neh­mer den Weg­fall der Ge­schäfts­grund­la­ge in­fol­ge Rück­tritts vom Kauf­ver­trag dem Lea­sing­ge­ber im Fal­le des Be­strei­tens des Rück­tritts­rechts durch den Lie­fe­ran­ten erst nach ei­ner er­folg­rei­chen Kla­ge auf Rück­ge­währ des Kauf­prei­ses gel­tend ma­chen. An das Er­geb­nis des Ge­währ­leis­tungs­pro­zes­ses ge­gen den Lie­fe­ran­ten sei der Lea­sing­ge­ber nach höchst­rich­ter­li­cher Recht­spre­chung ge­bun­den. Kön­ne man­gels rechts­kräf­ti­ger Ent­schei­dung in die­sem Pro­zess ein Sa­chur­teil über den vom Lea­sing­ge­ber kla­ge­wei­se ver­folg­ten An­spruch auf Zah­lung der Lea­sing­ra­ten nicht er­ge­hen, ha­be das Ge­richt die­sen Rechts­streit ge­mäß § 148 ZPO aus­zu­set­zen. Ei­ne sol­che Aus­set­zung kom­me hier aber nicht in Be­tracht, weil ei­ne zu­läs­sig er­ho­be­ne Ge­währ­leis­tungs­kla­ge nicht an­hän­gig sei.

[14]   II. Die­se Be­ur­tei­lung hält recht­li­cher Nach­prü­fung nicht stand. Mit der vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­ge­be­nen Be­grün­dung kann die Be­ru­fung der Be­klag­ten we­der im Hin­blick auf die Ab­wei­sung der iso­lier­ten Dritt­wi­der­kla­ge als un­zu­läs­sig ver­wor­fen (da­zu nach­fol­gend un­ter 1) noch im Hin­blick auf die Ver­ur­tei­lung zur Zah­lung von Scha­dens­er­satz an die Klä­ge­rin als un­be­grün­det zu­rück­ge­wie­sen wer­den (da­zu nach­fol­gend un­ter 2).

[15]   1. Rechts­feh­ler­haft hat das Be­ru­fungs­ge­richt die Be­ru­fung der Be­klag­ten ge­gen die erst­in­stanz­li­che Ab­wei­sung der Dritt­wi­der­kla­ge mit der Be­grün­dung als un­zu­läs­sig ver­wor­fen, ent­ge­gen § 519 II ZPO sei bis zum Ab­lauf der Frist zur Ein­le­gung des Rechts­mit­tels nicht er­kenn­bar ge­we­sen, dass es sich auch ge­gen die Dritt­wi­der­be­klag­te rich­te. Da­bei kann vor­lie­gend auf sich be­ru­hen, ob ei­ner sol­chen Fall­ge­stal­tung – wie das Be­ru­fungs­ge­richt ge­meint hat – ge­ge­be­nen­falls durch ei­ne Ver­wer­fung der Be­ru­fung Rech­nung zu tra­gen (vgl. BGH, Urt. v. 11.07.2003 – V ZR 233/01, NJW 2003, 3203 un­ter II) oder ob die Fest­stel­lung ge­bo­ten wä­re, dass ge­gen die Dritt­wi­der­be­klag­te Be­ru­fung nicht ein­ge­legt wor­den sei (vgl. BGH, Urt. v. 06.06.2019 – III ZR 83/18, ju­ris Rn. 15).

[16]   a) Nach der stän­di­gen Recht­spre­chung des BGH ge­hört zu dem not­wen­di­gen In­halt der Be­ru­fungs­schrift nach § 519 II ZPO die An­ga­be, für und ge­gen wel­che Par­tei das Rechts­mit­tel ein­ge­legt wird. Die Rechts­mit­tel­schrift muss ent­we­der für sich al­lein be­trach­tet oder mit­hil­fe wei­te­rer Un­ter­la­gen bis zum Ab­lauf der Rechts­mit­tel­frist ein­deu­tig er­ken­nen las­sen, wer Rechts­mit­tel­füh­rer und wer Rechts­mit­tel­geg­ner sein soll (st. Rspr.; s. nur BGH, Beschl. v. 11.05.2010 – VI­II ZB 93/09, NJW-RR 2011, 281 Rn. 9; Beschl. v. 20.11.2018 – II ZR 196/16, ju­ris Rn. 11; Beschl. v. 18.12.2018 – XI ZB 16/18, WM 2019, 204 Rn. 11; Beschl. v. 12.02.2020 – XII ZB 475/19, Fam­RZ 2020, 778 Rn. 11; vgl. auch Urt. v. 21.07.2017 – V ZR 72/16, NZM 2017, 853 Rn. 8; je­weils m. w. Nachw.). Da­bei sind an die Be­zeich­nung des Rechts­mit­tel­geg­ners we­ni­ger stren­ge An­for­de­run­gen zu stel­len (st. Rspr.; s. nur BGH, Beschl. v. 11.05.2010 – VI­II ZB 93/09, NJW-RR 2011, 281 Rn. 11; Beschl. v. 20.11.2018 – II ZR 196/16, ju­ris Rn. 12; Beschl. v. 18.12.2018 – XI ZB 16/18, WM 2019, 204 Rn. 12; Beschl. v. 19.03.2019 – VI ZB 50/17, NJW-RR 2019, 640 Rn. 9; je­weils m. w. Nachw.).

[17]   In­so­weit kommt es für die Fra­ge, ob ei­ne Be­schrän­kung des Rechts­mit­telan­griffs auf ei­nen Teil der bis­he­ri­gen Pro­zess­geg­ner ge­wollt ist – was das Be­ru­fungs­ge­richt im Aus­gangs­punkt nicht ver­kannt hat – letzt­lich auf ei­ne voll­stän­di­ge Wür­di­gung des ge­sam­ten Vor­gangs der Rechts­mit­tel­ein­le­gung bis zum Ab­lauf der Rechts­mit­tel­frist an. Da­bei kön­nen sich aus ei­ner vor Ab­lauf der Rechts­mit­tel­frist vor­ge­leg­ten Aus­fer­ti­gung oder be­glau­big­ten Ab­schrift des an­ge­foch­te­nen Ur­teils oder aus sons­ti­gen recht­zei­tig ein­ge­reich­ten Un­ter­la­gen ent­schei­den­de Hin­wei­se auf den Um­fang der An­fech­tung er­ge­ben. Be­son­de­re Be­deu­tung kommt hier­bei der Fra­ge zu, ob ei­ne Be­schrän­kung des Rechts­mit­telan­griffs auf ei­nen Teil der bis­he­ri­gen Pro­zess­geg­ner in An­be­tracht des der Vor­in­stanz un­ter­brei­te­ten Streitstoffs un­ge­wöhn­lich oder gar fern­lie­gend er­scheint (s. nur BGH, Beschl. v. 11.05.2010 – VI­II ZB 93/09, NJW-RR 2011, 281 Rn. 11; Beschl. v. 08.08.2017 – X ZB 9/15, ju­ris Rn. 14; Beschl. v. 20.11.2018 – II ZR 196/16, ju­ris Rn. 13; Beschl. v. 18.12.2018 – XI ZB 16/18, WM 2019, 204 Rn. 13; je­weils mwN). Wie bei der Aus­le­gung sons­ti­ger Pro­zess­hand­lun­gen ist näm­lich der Grund­satz zu be­ach­ten, dass im Zwei­fel das­je­ni­ge ge­wollt ist, was nach den Maß­stä­ben der Rechts­ord­nung ver­nünf­tig ist und der wohl­ver­stan­de­nen In­ter­es­sen­la­ge ent­spricht (vgl. nur Se­nat, Urt. v. 21.03.2018 – VI­II ZR 68/17, BGHZ 218, 139 Rn. 31, Urt. v. 21.03.2018 – VI­II ZR 84/17, NJW 2018, 3457 Rn. 36; Urt. v. 25.10.2017 – VI­II ZR 135/16, NJW-RR 2018, 497 Rn. 16; je­weils m. w. Nachw.).

[18]   b) Bei An­wen­dung die­ser Grund­sät­ze hat das Be­ru­fungs­ge­richt zu Un­recht an­ge­nom­men, die recht­zei­tig ein­ge­gan­ge­ne Be­ru­fung sei nicht ge­gen die Ab­wei­sung der Dritt­wi­der­kla­ge, son­dern al­lein ge­gen die Ver­ur­tei­lung der Be­klag­ten ge­rich­tet ge­we­sen.

[19]   Zwar ist in der Be­ru­fungs­schrift aus­drück­lich nur die Klä­ge­rin als Be­ru­fungs­be­klag­te be­zeich­net. Hier­aus folgt aber nicht, dass die Be­ru­fung der Be­klag­ten auf ih­re Ver­ur­tei­lung zur Zah­lung von 13.476,04 € nebst Zin­sen an die Klä­ge­rin be­schränkt sein soll­te. Die Be­ru­fungs­schrift, die der un­ein­ge­schränk­ten Aus­le­gung durch den Se­nat un­ter­liegt (st. Rspr.; vgl. nur Se­nat, Urt. v. 21.03.2018 – VI­II ZR 68/17, BGHZ 218, 139 Rn. 27; BGH, Beschl. v. 19.09.2017 – XI ZB 17/15, BGHZ 216, 37 Rn. 57; je­weils m. w. Nachw.), lässt viel­mehr un­ter der ge­bo­te­nen Ein­be­zie­hung der ihr bei­ge­füg­ten Ko­pie des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils hin­rei­chend klar er­ken­nen, dass sich das Rechts­mit­tel auch ge­gen die Ab­wei­sung der ge­gen die Lie­fe­ran­tin des Lea­sing­fahr­zeugs er­ho­be­nen Dritt­wi­der­kla­ge rich­ten soll­te. Es kann of­fen­blei­ben, ob der von der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung ge­präg­te Grund­satz, wo­nach je­den­falls dann, wenn der in der Vor­in­stanz ob­sie­gen­de Geg­ner aus meh­re­ren Streit­ge­nos­sen be­steht, sich das Rechts­mit­tel im Zwei­fel ge­gen die ge­sam­te an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung und so­mit ge­gen al­le Streit­ge­nos­sen rich­tet, so­fern die Rechts­mit­tel­schrift ei­ne Be­schrän­kung nicht er­ken­nen lässt (vgl. et­wa BGH, Beschl. v. 11.05.2010 – VI­II ZB 93/09, NJW-RR 2011, 281 Rn. 11 m. w. Nachw.), auch dann gilt, wenn – wie hier – die Ge­gen­par­tei zwar aus meh­re­ren Per­so­nen be­steht, die­se aber nicht als Streit­ge­nos­sen i. S. der §§ 59 f. ZPO kla­gen oder ver­klagt wer­den.

[20]   Denn ent­ge­gen der Be­ur­tei­lung des Be­ru­fungs­ge­richts ist un­ter den Um­stän­den des vor­lie­gen­den Fal­les ei­ne Be­schrän­kung des Rechts­mit­telan­griffs auf die Klä­ge­rin un­ge­wöhn­lich und fern­lie­gend. Dass das Land­ge­richt die ge­gen die Lie­fe­ran­tin ge­rich­te­te (iso­lier­te) Dritt­wi­der­kla­ge als un­zu­läs­sig ab­ge­wie­sen hat, ist hier­bei oh­ne Be­deu­tung. Maß­geb­lich ist viel­mehr, dass der der Be­ru­fungs­schrift bei­ge­füg­ten Ko­pie des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils oh­ne Wei­te­res zu ent­neh­men ist, dass die Be­klag­te ih­rer Dritt­wi­der­kla­ge vor­greif­li­che Be­deu­tung für den Er­folg oder Nicht­er­folg der Kla­ge zu­misst. Denn sie hat sich – wie sich aus dem im Ur­teil des Land­ge­richts auf­ge­führ­ten Vor­brin­gen er­gibt – aus­drück­lich auf die höchst­rich­ter­li­che Recht­spre­chung be­zo­gen, wo­nach dann, wenn sich der Lea­sing­neh­mer mit dem Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ge­gen­über dem Lie­fe­ran­ten durch­setzt, dem Lea­sing­ver­trag von vorn­her­ein die Ge­schäfts­grund­la­ge fehlt und dem Lea­sing­ge­ber von An­fang an An­sprü­che auf Zah­lung von Lea­sing­ra­ten nicht zu­ste­hen (st. Rspr.; s. nur Se­nat, Urt. v. 16.09.2015 – VI­II ZR 119/14, NJW 2016, 397 Rn. 28 m. w. Nachw.).

[21]   Ent­ge­gen der in der münd­li­chen Ver­hand­lung ge­äu­ßer­ten An­sicht der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung hat die Be­klag­te sich zu­dem aus­drück­lich auf den Stand­punkt ge­stellt, dass die er­ho­be­ne (iso­lier­te) Dritt­wi­der­kla­ge zu­läs­sig sei, und hat hier­an kei­nen Zwei­fel auf­kom­men las­sen. Vor die­sem Hin­ter­grund be­ste­hen kei­ne greif­ba­ren An­halts­punk­te da­für, dass sich die Be­klag­te – wie die Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung meint – durch die land­ge­richt­li­chen Er­wä­gun­gen zur (ver­meint­li­chen) Un­zu­läs­sig­keit der iso­lier­ten Dritt­wi­der­kla­ge „ei­nes Bes­se­ren“ hat be­leh­ren las­sen.

[22]   Bei der ge­bo­te­nen Be­rück­sich­ti­gung der von der Be­klag­ten aus­weis­lich des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils her­vor­ge­ho­be­nen en­gen Ver­knüp­fung von Kauf- und Lea­sing­ver­trag und des von ihr ein­ge­nom­me­nen Rechts­stand­punkts zur Zu­läs­sig­keit der iso­lier­ten Dritt­wi­der­kla­ge fehlt es da­mit für die An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts, es lie­ge nicht fern, dass die Be­klag­te, die sich ge­gen die Ver­ur­tei­lung zur Zah­lung von 13.476,04 € (nebst Zin­sen) an die Klä­ge­rin wen­de, im Be­ru­fungs­ver­fah­ren kauf­recht­li­che Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che ge­gen die Lie­fe­ran­tin nicht wei­ter­ver­fol­ge, an jeg­li­cher Grund­la­ge. Da so­mit – an­ders als in dem von der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung an­ge­führ­ten Ur­teil des V. Zi­vil­se­nats des BGH vom 11.07.2003 (V ZR 233/01, NJW 2003, 3203) – Zwei­fel an ei­ner un­ein­ge­schränk­ten Be­ru­fungs­ein­le­gung nicht be­ste­hen, kommt es hier auf et­wa ent­ge­gen­ste­hen­de In­ter­es­sen der Dritt­wi­der­be­klag­ten nicht an. In An­be­tracht der be­schrie­be­nen Um­stän­de sind auch et­wai­ge kos­ten­recht­li­che Er­wä­gun­gen – an­ders als die Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung meint – nicht von Be­deu­tung.

[23]   Schließ­lich kommt, was die Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung aus­blen­det, im ge­ge­be­nen Fall noch hin­zu, dass die Be­klag­te zwei be­glau­big­te Ab­schrif­ten der Be­ru­fungs­schrift für die bei­den Pro­zess­geg­ner – mit­hin die Klä­ge­rin und die Dritt­wi­der­be­klag­te – bei­ge­fügt hat, da­mit bei­de von dem Rechts­mit­tel Kennt­nis neh­men konn­ten. Dies ver­deut­licht um­so mehr, dass die Be­klag­te mit dem Rechts­mit­tel nicht nur die Ver­tei­di­gung ge­gen den Kla­ge­an­spruch, son­dern auch den ge­gen die Dritt­wi­der­be­klag­te ge­rich­te­ten An­griff wei­ter­ver­fol­gen woll­te (vgl. BGH, Urt. v. 06.06.2019 – III ZR 83/18, ju­ris Rn. 13). Ge­gen­stand des Rechts­mit­tels war da­mit er­kenn­bar die Ver­ur­tei­lung der Be­klag­ten zur Zah­lung von 13.476,04 € (nebst Zin­sen) und die Ab­wei­sung der ge­gen die Ver­käu­fe­rin er­ho­be­nen Dritt­wi­der­kla­ge.

[24]   c) Das Ur­teil des Be­ru­fungs­ge­richts stellt sich im Hin­blick auf die Dritt­wi­der­kla­ge auch nicht aus an­de­ren Grün­den als rich­tig dar (§ 561 ZPO). Dies wä­re zwar dann an­zu­neh­men, wenn die­se, wie es das Land­ge­richt ge­se­hen hat, un­zu­läs­sig wä­re. Das ist je­doch nicht der Fall.

[25]   aa) Al­ler­dings setzt ei­ne Wi­der­kla­ge nach § 33 I ZPO ei­ne an­hän­gi­ge Kla­ge vor­aus; der Wid­er­klä­ger muss ein Be­klag­ter und der Wi­der­be­klag­te muss ein Klä­ger sein. Da­her ist ei­ne Wi­der­kla­ge ge­gen ei­nen bis­her am Pro­zess nicht be­tei­lig­ten Drit­ten grund­sätz­lich nur dann zu­läs­sig, wenn sie zu­gleich ge­gen­über dem Klä­ger er­ho­ben wird. Ei­ne Dritt­wi­der­kla­ge, die sich aus­schließ­lich ge­gen ei­nen am Pro­zess bis­lang nicht be­tei­lig­ten Drit­ten rich­tet (iso­lier­te Dritt­wi­der­kla­ge), ist re­gel­mä­ßig un­zu­läs­sig (BGH, Urt. v. 05.04.2001 – VII ZR 135/00, BGHZ 147, 220, 221 f.; Urt. v. 07.11.2013 – VII ZR 105/13, NJW 2014, 1670 Rn. 14; Urt. v. 11.10.2018 – I ZR 114/17, NJW 2019, 1610 Rn. 18; je­weils m. w. Nachw.).

[26]   Der BGH hat je­doch un­ter Be­rück­sich­ti­gung des pro­zess­öko­no­mi­schen Zwecks der Wi­der­kla­ge, ei­ne Ver­viel­fäl­ti­gung und Zer­split­te­rung von Pro­zes­sen über ei­nen ein­heit­li­chen Le­bens­sach­ver­halt zu ver­mei­den und ei­ne ge­mein­sa­me Ver­hand­lung und Ent­schei­dung über zu­sam­men­ge­hö­ren­de An­sprü­che zu er­mög­li­chen, mehr­fach Aus­nah­men von dem vor­ste­hen­den Grund­satz zu­ge­las­sen, dass ei­ne Wi­der­kla­ge auch ge­gen den Klä­ger er­ho­ben wor­den sein muss (vgl. BGH, Urt. v. 11.10.2018 – I ZR 114/17, NJW 2019, 1610 Rn. 19 ff.; Urt. v. 13.06.2008 – V ZR 114/07, NJW 2008, 2852 Rn. 28; Urt. v. 13.03.2007 – VI ZR 129/06, NJW 2007, 1753 Rn. 10; Urt. v. 05.04.2001 – VII ZR 135/00, BGHZ 147, 220, 222 ff.).

[27]   So hat der BGH et­wa ei­ne iso­lier­te Dritt­wi­der­kla­ge ge­gen Ge­sell­schaf­ter ei­ner kla­gen­den Ge­sell­schaft für zu­läs­sig ge­hal­ten, wenn das auf die Dritt­wi­der­kla­ge er­ge­hen­de Ur­teil für die Ge­sell­schaft ver­bind­lich ist und da­mit für die Zah­lungs­kla­ge vor­greif­lich sein kann (BGH, Urt. v. 30.04.1984 – II ZR 293/83, BGHZ 91, 132, 134 f.). Ei­ne iso­lier­te Dritt­wi­der­kla­ge hat der BGH wei­ter in Fäl­len zu­ge­las­sen, in de­nen die mit ihr gel­tend ge­mach­te For­de­rung auf ei­nem ein­heit­li­chen Scha­dens­er­eig­nis be­ruh­te (BGH, Urt. v. 13.03.2007 – VI ZR 129/06, NJW 2007, 1753 Rn. 12) oder in de­nen sie ge­gen den Ze­den­ten der Kla­ge­for­de­rung ge­rich­tet war und die Ge­gen­stän­de der Kla­ge und Dritt­wi­der­kla­ge tat­säch­lich und recht­lich eng mit­ein­an­der ver­knüpft wa­ren (BGH, Urt. v. 05.04.2001 – VII ZR 135/00, BGHZ 147, 220, 222 ff.).

[28]   Aus­schlag­ge­bend für die Zu­läs­sig­keit ei­ner iso­lier­ten Dritt­wi­der­kla­ge ist da­nach ei­ne in tat­säch­li­cher und recht­li­cher Hin­sicht en­ge Ver­knüp­fung der Streit­ge­gen­stän­de von Kla­ge und Dritt­wi­der­kla­ge so­wie ei­ne feh­len­de Be­ein­träch­ti­gung schutz­wür­di­ger In­ter­es­sen des Dritt­wi­der­be­klag­ten (BGH, Urt. v. 13.03.2007 – VI ZR 129/06, NJW 2007, 1753 Rn. 10 m. w. Nachw.; Urt. v. 13.06.2008 – V ZR 114/07, NJW 2008, 2852 Rn. 27; Urt. v. 07.11.2013 – VII ZR 105/13, NJW 2014, 1670 Rn. 16; Urt. v. 11.10.2018 – I ZR 114/17, NJW 2019, 1610 Rn. 19 ff.; Beschl. v. 17.12.2015 – III ZB 61/15, ZfSch 2016, 225 Rn. 4; Urt. v. 14.04.2016 – IX ZR 161/15, ju­ris Rn. 7).

[29]   bb) Ge­mes­sen dar­an ist die iso­lier­te Dritt­wi­der­kla­ge der Be­klag­ten (aus ab­ge­tre­te­nem Recht der Klä­ge­rin) ge­gen die Ver­käu­fe­rin des Lea­sing­fahr­zeugs zu­läs­sig. Denn die Ge­gen­stän­de der Kla­ge und der Dritt­wi­der­kla­ge sind tat­säch­lich und recht­lich eng mit­ein­an­der ver­knüpft, und schutz­wür­di­ge In­ter­es­sen der Dritt­wi­der­be­klag­ten wer­den durch ih­re Ein­be­zie­hung in den Rechts­streit nicht ver­letzt.

[30]   (1) Die Kla­ge und die Dritt­wi­der­kla­ge sind sach­lich und recht­lich eng mit­ein­an­der ver­wo­ben. Zum ei­nen sind der Kauf- und der Lea­sing­ver­trag von vorn­her­ein auf­ein­an­der ab­ge­stimmt und ha­ben das­sel­be Ob­jekt zum Ge­gen­stand. Hin­zu kommt die lea­sing­ty­pi­sche Ab­tre­tung kauf­recht­li­cher Ge­währ­leis­tungs­an-sprü­che an den Lea­sing­neh­mer. Ei­ne en­ge tat­säch­li­che Ver­knüp­fung ist da­her ge­ge­ben. Zum an­de­ren be­steht auch ein en­ger recht­li­cher Zu­sam­men­hang. Denn es hängt, wie be­reits aus­ge­führt, von der Ent­schei­dung über das Be­ste­hen ei­nes Rück­tritts­rechts des Lea­sing­neh­mers nach Maß­ga­be des kauf­recht­li­chen Sach­män­gel­rechts ab, ob dem Lea­sing­ver­trag von vorn­her­ein die Ge­schäfts­grund­la­ge fehlt, so­dass dem Lea­sing­ge­ber von An­fang an kei­ne An­sprü­che auf Zah­lung von Lea­sing­ra­ten zu­ste­hen. An das Er­geb­nis des Ge­währ­leis­tungs­pro­zes­ses ist der Lea­sing­ge­ber bei in­ter­es­sen­ge­rech­ter Aus­le­gung des Lea­sing­ver­trags ge­bun­den (st. Rspr.; s. nur Se­nat, Urt. v. 16.09.2015 – VI­II ZR 119/14, NJW 2016, 397 Rn. 28 m. w. Nachw.), so­dass bei ge­trenn­ten Pro­zes­sen ei­ne Aus­set­zung (§ 148 ZPO) des vom Lea­sing­ge­ber ge­gen den Lea­sing­neh­mer an­ge­streng­ten Pro­zes­ses ge­bo­ten ist.

[31]   (2) Schutz­wür­di­ge In­ter­es­sen der Dritt­wi­der­be­klag­ten wer­den durch ih­re Ein­be­zie­hung in den Rechts­streit nicht ver­letzt. Zwar hat die Dritt­wi­der­be­klag­te ih­ren all­ge­mei­nen Ge­richts­stand (§§ 12, 17 I ZPO) nicht in Aa­chen, son­dern in Köln. Es kann hier­bei da­hin­ste­hen, ob für ei­ne ge­son­der­te Kla­ge auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags bei dem LG Aa­chen ein be­son­de­rer Ge­richts­stand ge­mäß § 29 I ZPO, § 269 BGB ge­ge­ben wä­re. Selbst wenn dies nicht der Fall wä­re, wä­ren schutz­wür­di­ge In­ter­es­sen der Dritt­wi­der­be­klag­ten nicht be­rührt. Denn auf­grund der be­son­ders en­gen tat­säch­li­chen und recht­li­chen Ver­zah­nung von Kauf- und Lea­sing­ver­trag, der von sämt­li­chen Ver­trags­be­tei­lig­ten von vorn­her­ein an­ge­strebt war, muss­te die Dritt­wi­der­be­klag­te es hin­neh­men, nicht not­wen­dig an ih­rem all­ge­mei­nen Ge­richts­stand in ei­nen Pro­zess zwi­schen den Par­tei­en des Lea­sing­ver­trags ein­be­zo­gen zu wer­den.

[32]   (3) Ob auch et­wai­ge schüt­zens­wer­te In­ter­es­sen der Klä­ge­rin zu be­rück­sich­ti­gen sind, kann of­fen­blei­ben. Denn die­se sind je­den­falls nicht da­durch be­rührt, dass der Ver­fah­rens­stoff ih­rer Zah­lungs­kla­ge sich aus­wei­tet und das Ver­fah­ren län­ger dau­ern könn­te (vgl. BGH, Urt. v. 07.11.2013 – VII ZR 105/13, NJW 2014, 1670 Rn. 16). Die Klä­ge­rin wird durch die Er­he­bung der iso­lier­ten Dritt­wi­der­kla­ge nicht schlech­ter ge­stellt, denn sie hät­te oh­ne­hin ei­ne Aus­set­zung des Lea­sing­pro­zes­ses ge­mäß § 148 ZPO zu ver­ge­gen­wär­ti­gen ge­habt, wenn die Be­klag­te in ei­nem ge­son­der­ten Rechts­streit ge­gen die Dritt­wi­der­be­klag­te vor­ge­gan­gen wä­re (vgl. Se­nat, Urt. v. 19.02.1986 – VI­II ZR 91/85, BGHZ 97, 135, 145 f., Urt. v. 16.09.2015 – VI­II ZR 119/14, NJW 2016, 397 Rn. 29).

[33]   2. Mit der vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­ge­be­nen Be­grün­dung kann auch die Ver­ur­tei­lung der Be­klag­ten zur Zah­lung von 13.476,04 € (nebst Zin­sen) kei­nen Be­stand ha­ben, denn nach den vom Be­ru­fungs­ge­richt bis­her ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen kann nicht aus­ge­schlos­sen wer­den, dass der Klä­ge­rin der gel­tend ge­mach­te Scha­dens­er­satz­an­spruch (§§ 280 I, III, 281 I BGB) des­halb nicht zu­steht, weil in­fol­ge des Rück­tritts vom Kauf­ver­trag die Ge­schäfts­grund­la­ge des Lea­sing­ver­trags rück­wir­kend ent­fal­len ist (§ 313 I BGB) und Lea­sing­ra­ten da­her von An­fang an nicht ge­schul­det sind.

[34]   a) Die Mög­lich­keit ei­nes rück­wir­ken­den – und da­mit Ver­zugs­fol­gen aus­schlie­ßen­den – Weg­falls der Ge­schäfts­grund­la­ge des Lea­sing­ver­trags hat der Se­nat nicht nur bei Kla­gen auf Zah­lung rück­stän­di­ger Lea­sing­ra­ten be­jaht (Se­nat, Urt. v. 25.10.1989 – VI­II ZR 105/88, BGHZ 109, 139, 145 f. m. w. Nachw.). Viel­mehr hat er die­se Rechts­fol­ge – un­ter Gel­tung des mo­der­ni­sier­ten Schuld­rechts – auch nach vor­zei­ti­ger Be­en­di­gung des Lea­sing­ver­trags auf­grund ei­ner vom Lea­sing­ge­ber er­klär­ten frist­lo­sen Kün­di­gung we­gen Zah­lungs­ver­zugs des Lea­sing­neh­mers an­ge­nom­men (Se­nat, Urt. v. 16.06.2010 – VI­II ZR 317/09, NJW 2010, 2798 Rn. 14, 21, 28; Urt. v. 13.11.2013 – VI­II ZR 257/12, NJW 2014, 1583 Rn. 12, 15). Auch in ei­nem sol­chen Fall fehlt dem Lea­sing­ver­trag von vorn­her­ein die Ge­schäfts­grund­la­ge, wenn der Lea­sing­neh­mer den von ihm er­klär­ten Rück­tritt vom Kauf­ver­trag (§§ 434 I, 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 323, 440, 346 I BGB) durch­setzt, so­dass dem Lea­sing­ge­ber von An­fang an kei­ne An­sprü­che auf Zah­lung von Lea­sing­ra­ten zu­ste­hen und der Lea­sing­neh­mer rück­wir­kend von sei­ner Ver­pflich­tung zur Zah­lung der Lea­sing­ra­ten frei wird (Se­nat, Urt. v. 13.11.2013 – VI­II ZR 257/12, NJW 2014, 1583 Rn. 15; Urt. v. 16.09.2015 – VI­II ZR 119/14, NJW 2016, 397 Rn. 28 m. w. Nachw.). Die­se Rechts­fol­ge er­gibt sich be­reits aus § 313 I BGB, so­dass es auf die vom Be­ru­fungs­ge­richt be­müh­te Be­stim­mung des § 313 III BGB nicht an­kommt.

[35]   b) Da­nach ist nicht aus­zu­schlie­ßen, dass die Be­klag­te der Zah­lungs­kla­ge der Klä­ge­rin ei­nen durch den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­wirk­ten rück­wir­ken­den Weg­fall der Ge­schäfts­grund­la­ge des Lea­sing­ver­trags mit Er­folg ent­ge­gen­hal­ten kann, so­fern die Be­klag­te mit der auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ge­rich­te­ten iso­lier­ten Dritt­wi­der­kla­ge Er­folg hat (vgl. Se­nat, Urt. v. 16.06.2010 – VI­II ZR 317/09, NJW 2010, 2798 Rn. 28 m. w. Nachw.; Urt. v. 13.11.2013 – VI­II ZR 257/12, NJW 2014, 1583 Rn. 15; Urt. v. 16.09.2015 – VI­II ZR 119/14, NJW 2016, 397 Rn. 28 m. w. Nachw.; zur Wan­de­lung s. Se­nat, Urt. v. 19.02.1986 – VI­II ZR 91/85, BGHZ 97, 135, 144 f.). Zwar kommt ei­ne Aus­set­zung des Lea­sing­pro­zes­ses hier nicht in Be­tracht, weil die­ser – an­ders als von § 148 ZPO vor­aus­ge­setzt – nicht „Ge­gen­stand ei­nes an­de­ren an­hän­gi­gen Rechts­streits“, son­dern des hie­si­gen Rechts­streits ist. Den­noch wird in der hier ge­ge­be­nen Fall­ge­stal­tung das Be­ru­fungs­ge­richt – auf­grund der Vor­greif­lich­keit des Rück­tritts vom Kauf­ver­trag für das Schick­sal des Lea­sing­ver­trags – zu­nächst tat­säch­li­che Fest­stel­lun­gen zu tref­fen ha­ben, ob die iso­lier­te Dritt­wi­der­kla­ge be­grün­det ist.

[36]   c) Das Ur­teil des Be­ru­fungs­ge­richts stellt sich auch im Hin­blick auf die Zu­rück­wei­sung der Be­ru­fung der Be­klag­ten ge­gen die Ver­ur­tei­lung zur Zah­lung von Scha­dens­er­satz an die Klä­ge­rin nicht aus an­de­ren Grün­den als rich­tig dar (§ 561 ZPO).

[37]  aa) Die un­ter Ab­schnitt XI Nr. 6 der Lea­sing­be­din­gun­gen ge­trof­fe­ne Re­ge­lung steht – an­ders als das Land­ge­richt ge­meint hat – ei­nem rück­wir­ken­den Weg­fall der Ge­schäfts­grund­la­ge nicht ent­ge­gen. Die­se Be­stim­mung lau­tet:

„Lehnt der Lie­fe­rant ei­nen vom LN [Lea­sing­neh­mer] gel­tend ge­mach­ten An­spruch auf Nach­er­fül­lung, Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges oder Min­de­rung des Kauf­prei­ses ab, ist der LN zur Zu­rück­be­hal­tung der fäl­li­gen Lea­sing­ra­ten erst nach dem Zeit­punkt der Ab­leh­nung be­rech­tigt, wenn er un­ver­züg­lich – spä­tes­tens je­doch in­ner­halb von 6 Wo­chen nach der Ab­leh­nung – Kla­ge er­hebt, es sei denn, dass sich der LN mit der LG [Lea­sing­ge­be­rin] über ei­ne et­wai­ge Ver­län­ge­rung der Kla­ge­frist vor­her ver­stän­digt hat.

Er­hebt der LN nicht frist­ge­recht Kla­ge, ist er erst ab dem Tag der Kla­ge­er­he­bung zur Zu­rück­be­hal­tung der Lea­sing­ra­ten be­rech­tigt. Das Zu­rück­be­hal­tungs­recht ent­fällt rück­wir­kend, wenn die Kla­ge des LN er­folg­los bleibt.“

[38]   Re­ge­lungs­ge­gen­stand die­ser Klau­sel ist al­lein die Fra­ge, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen der Lea­sing­neh­mer im Fal­le der Ab­leh­nung ei­ner Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags durch den aus­lie­fern­den Händ­ler vor­läu­fig zur Zu­rück­be-hal­tung der nach dem Zeit­punkt der Ab­leh­nung fäl­li­gen Lea­sing­ra­ten be­rech­tigt ist. Dies ge­stat­tet die Klau­sel in zwei Fäl­len. Zum ei­nen macht sie das Zu­rück­be­hal­tungs­recht da­von ab­hän­gig, dass der Lea­sing­neh­mer un­ver­züg­lich, spä­tes­tens in­ner­halb von sechs Wo­chen, nach­dem der Lie­fe­rant es ab­ge­lehnt hat, den Kauf­ver­trag rück­ab­zu­wi­ckeln, Kla­ge er­hebt. Zum an­de­ren ge­währt sie ein Zu­rück­be­hal­tungs­recht je­den­falls ab dem Tag der Kla­ge­er­he­bung.

[39]   Dem hat die Be­klag­te zwar nicht Rech­nung ge­tra­gen, denn sie hat die Dritt­wi­der­kla­ge ge­gen die Lie­fe­ran­tin des Fahr­zeugs erst er­ho­ben, nach­dem die Klä­ge­rin den Lea­sing­ver­trag frist­los ge­kün­digt hat­te. Dies steht ei­nem rück­wir­ken­den Weg­fall der Ge­schäfts­grund­la­ge ge­mäß § 313 I BGB je­doch nicht ent­ge­gen. Denn die vor­ge­nann­te Klau­sel ist – je­den­falls nach Maß­ga­be der Un­klar­hei­ten­re­gel des § 305c II BGB – nicht da­hin ge­hend aus­zu­le­gen, dass der Lea­sing­neh­mer sich nicht auf Rechts­grün­de be­ru­fen darf, die ei­ner Zah­lungs­pflicht end­gül­tig ent­ge­gen­ste­hen. Nach Aus­schöp­fung al­ler in Be­tracht kom­men­den Aus­le­gungs­mög­lich­kei­ten bleibt als je­den­falls ver­tret­ba­res Aus­le­gungs­er­geb­nis, dass die von der Klä­ge­rin ver­wen­de­te Klau­sel dies nicht aus­schlie­ßen will, denn zum rück­wir­ken­den Weg­fall der Ge­schäfts­grund­la­ge und zu dem dar­aus fol­gen­den Ent­fall der Ver­pflich­tung zur Zah­lung von Lea­sing­ra­ten trifft die Be­stim­mung kei­ne Aus­sa­ge.

[40]   bb) Die Be­ru­fung der Be­klag­ten ge­gen ih­re Ver­ur­tei­lung zur Zah­lung von Scha­dens­er­satz an die Klä­ge­rin ist auch nicht des­halb un­be­grün­det, weil die Be­klag­te nicht mehr Rück­zah­lung des ge­sam­ten Kauf­prei­ses (ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung) an die Klä­ge­rin for­dert, son­dern die For­de­rung ge­gen die Dritt­wi­der­be­klag­te auf den Be­trag der ei­ge­nen Ver­ur­tei­lung, näm­lich 13.746,04 € (nebst Zin­sen), re­du­ziert hat. So­fern al­ler­dings die dritt­wi­der­be­klag­te Lie­fe­ran­tin die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses an die Klä­ge­rin nur in dem vor­ge­nann­ten re­du­zier­ten Um­fang schul­de­te, wä­re es der Be­klag­ten bei Er­folg der iso­lier­ten Dritt­wi­der­kla­ge ver­wehrt, in ei­nem dar­über hin­aus­ge­hen­den Um­fang ge­zahl­te Lea­sing­ra­ten von der Klä­ge­rin zu­rück­zu­for­dern. Der­zeit geht es der Be­klag­ten je­doch le­dig­lich dar­um, der in Hö­he von 13.746,04 € (nebst Zin­sen) ge­gen sie ge­rich­te­ten Zah­lungs­kla­ge die Grund­la­ge zu ent­zie­hen, und nicht dar­um, ge­zahl­te Lea­sing­ra­ten zu­rück­zu­for­dern. Un­ge­ach­tet des­sen kann der Be­ru­fungs­klä­ger sein Rechts­mit­tel noch bis zum Schluss der Be­ru­fungs­ver­hand­lung er­wei­tern, so­weit die frist­ge­recht vor­ge­tra­ge­nen Be­ru­fungs­grün­de die An­trags­er­wei­te­rung de­cken (Se­nat, Beschl. v. 05.08.2020 – VI­II ZB 18/20, NJW-RR 2020, 1132 Rn. 15 m. w. Nachw.).

[41]   III. Nach al­le­dem kann das an­ge­foch­te­ne Ur­teil kei­nen Be­stand ha­ben; es ist da­her auf­zu­he­ben (§ 562 I ZPO). Die nicht ent­schei­dungs­rei­fe Sa­che ist zur neu­en Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen (§ 563 I 1 ZPO), um die­sem Ge­le­gen­heit zu ge­ben, die noch er­for­der­li­chen Fest­stel­lun­gen zur Fra­ge des Be­ste­hens des ge­gen die Dritt­wi­der­be­klag­te gel­tend ge­mach­ten Rück­ge­währan­spruchs ge­mäß § 434 I, § 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 323, 440, 346 I BGB zu tref­fen.

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