Ei­ne Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on, für die die Ge­setz­lich­keits­fik­ti­on des Art. 247 § 6 II 3 EGBGB gilt, ist trotz ei­ner Kas­ka­den­ver­wei­sung („… al­le Pflicht­an­ga­ben nach § 492 Ab­satz 2 BGB [z. B. An­ga­be zur Art des Dar­le­hens, An­ga­be zum Net­to­dar­le­hens­be­trag, An­ga­be zur Ver­trags­lauf­zeit] …“) ord­nungs­ge­mäß. Dar­an än­dert nichts, dass ei­ne sol­che Kas­ka­den­ver­wei­sung nach der Recht­spre­chung des EuGH (Urt. v. 26.03.2020 – C-66/19, ECLI:EU:C:2020:242 – Kreis­spar­kas­se Saar­lou­is) nicht dem Er­for­der­nis ge­nügt, ei­nen Ver­brau­cher „in kla­rer, prä­gnan­ter Form“ über die Wi­der­rufs­frist und die an­de­ren Mo­da­li­tä­ten für die Aus­übung des Wi­der­rufs­rechts zu in­for­mie­ren.

BGH, Be­schluss vom 31.03.2020 – XI ZR 198/19

Sach­ver­halt: Die Par­tei­en strei­ten dar­über, ob der Klä­ger sei­ne auf Ab­schluss ei­nes Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trags ge­rich­te­te Wil­lens­er­klä­rung wirk­sam wi­der­ru­fen hat.

Der Klä­ger er­warb im Jahr 2014 ei­nen BMW 520d zum Preis von 27.900 €. Zur Fi­nan­zie­rung des über die ge­leis­te­te An­zah­lung von 8.500 € hin­aus­ge­hen­den Kauf­prei­ses und zwei­er Zah­lun­gen von 1.059,20 € für ei­ne Ra­ten­schutz­ver­si­che­rung „Tod und Ar­beits­un­fä­hig­keit“ und von 623,94 € für ei­ne Ra­ten­schutz­ver­si­che­rung „Ar­beits­lo­sig­keit und Schwe­re Krank­hei­ten“ schlos­sen die Par­tei­en am 12.12.2014 ei­nen Dar­le­hens­ver­trag über ei­nen Net­to­dar­le­hens­be­trag von 21.083,14 € mit ei­nem ge­bun­de­nen Soll­zins­satz von 2,95 % p. a. und ei­ner Lauf­zeit von 60 Mo­na­ten. Zins- und Til­gungs­leis­tun­gen soll­ten in 59 Mo­nats­ra­ten zu je­weils 280 € und ei­ner Ab­schluss­ra­te von 6.631,11 € er­bracht wer­den. Über sein Wi­der­rufs­recht in­for­mier­te die Be­klag­te den Klä­ger im Dar­le­hens­ver­trag wie folgt:

Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on

Wi­der­rufs­recht
Sie kön­nen Ih­re Ver­trags­er­klä­rung in­ner­halb von 14 Ta­gen oh­ne An­ga­be von Grün­den wi­der­ru­fen. Die Frist be­ginnt nach Ab­schluss des Ver­trags, aber erst, nach­dem Sie al­le Pflicht­an­ga­ben nach § 492 Ab­satz 2 BGB (z. B. An­ga­be zur Art des Dar­le­hens, An­ga­be zum Net­to­dar­le­hens­be­trag, An­ga­be zur Ver­trags­lauf­zeit) er­hal­ten ha­ben. Sie ha­ben al­le Pflicht­an­ga­ben er­hal­ten, wenn sie in der für Sie be­stimm­ten Aus­fer­ti­gung Ih­res An­trags oder in der für Sie be­stimm­ten Aus­fer­ti­gung der Ver­trags­ur­kun­de oder in ei­ner für Sie be­stimm­ten Ab­schrift Ih­res An­trags oder der Ver­trags­ur­kun­de ent­hal­ten sind und Ih­nen ei­ne sol­che Un­ter­la­ge zur Ver­fü­gung ge­stellt wor­den ist. Über in den Ver­trags­text nicht auf­ge­nom­me­ne Pflicht­an­ga­ben kön­nen Sie nach­träg­lich auf ei­nem dau­er­haf­ten Da­ten­trä­ger in­for­miert wer­den; die Wi­der­rufs­frist be­trägt dann ei­nen Mo­nat. Sie sind mit den nach­ge­hol­ten Pflicht­an­ga­ben noch­mals auf den Be­ginn der Wi­der­rufs­frist hin­zu­wei­sen. Zur Wah­rung der Wi­der­rufs­frist ge­nügt die recht­zei­ti­ge Ab­sen­dung des Wi­der­rufs, wenn die Er­klä­rung auf ei­nem dau­er­haf­ten Da­ten­trä­ger (z. B. Brief, Te­le­fax, E-Mail) er­folgt. Der Wi­der­ruf ist zu rich­ten an: ….

Be­son­der­hei­ten bei wei­te­ren Ver­trä­gen
– Wi­der­ru­fen Sie die­sen Dar­le­hens­ver­trag, so sind Sie auch an den Kauf­ver­trag über das o. g. Fahr­zeug und an den Ver­trag über den Bei­tritt zur frei­wil­li­gen Ra­ten­schutz­ver­si­che­rung Tod und Ar­beits­un­fä­hig­keit (AU) und den Ver­trag über den Bei­tritt zur frei­wil­li­gen Ra­ten­schutz­ver­si­che­rung Ar­beits­ko­sig­keit (AL)/Schwe­re Krank­heit (SK) (im Fol­gen­den: ver­bun­de­ner Ver­trag) nicht mehr ge­bun­den.
– Steht Ih­nen in Be­zug auf den ver­bun­de­nen Ver­trag ein Wi­der­rufs­recht zu, so sind Sie mit wirk­sa­mem Wi­der­ruf des ver­bun­de­nen Ver­trags auch an den Dar­le­hens­ver­trag nicht mehr ge­bun­den. Für die Rechts­fol­gen des Wi­der­rufs sind die in dem ver­bun­de­nen Ver­trag ge­trof­fe­nen Re­ge­lun­gen und die hier­für er­teil­te Wi­der­rufs­be­leh­rung maß­geb­lich.

Wi­der­rufs­fol­gen
So­weit das Dar­le­hen be­reits aus­ge­zahlt wur­de, ha­ben Sie es spä­tes­tens in­ner­halb von 30 Ta­gen zu­rück­zu­zah­len und für den Zeit­raum zwi­schen der Aus­zah­lung und der Rück­zah­lung des Dar­le­hens den ver­ein­bar­ten Soll­zins zu ent­rich­ten. Die Frist be­ginnt mit der Ab­sen­dung der Wi­der­rufs­er­klä­rung. Für den Zeit­raum zwi­schen Aus­zah­lung und Rück­zah­lung ist bei bei voll­stän­di­ger In­an­spruch­nah­me des Dar­le­hens pro Tag ein Zins­be­trag in Hö­he von 0,00 Eu­ro zu zah­len. Die­ser Be­trag ver­rin­gert sich ent­spre­chend, wenn das Dar­le­hen nur teil­wei­se in An­spruch ge­nom­men wur­de.

Be­son­der­hei­ten bei wei­te­ren Ver­trä­gen
– Steht Ih­nen in Be­zug auf den ver­bun­de­nen Ver­trag ein Wi­der­rufs­recht zu, sind im Fal­le des wirk­sa­men Wi­der­rufs des ver­bun­de­nen Ver­trags An­sprü­che von uns auf Zah­lung von Zin­sen und Kos­ten aus der Rück­ab­wick­lung des Dar­le­hens­ver­trags ge­gen Sie aus­ge­schlos­sen.
– Sind Sie auf­grund des Wi­der­rufs die­ses Dar­le­hens­ver­trags an den ver­bun­de­nen Ver­trag nicht mehr ge­bun­den, sind in­so­weit die bei­der­seits emp­fan­ge­nen Leis­tun­gen zu­rück­zu­ge­wäh­ren.
– Sie sind nicht ver­pflich­tet, die Sa­che zu­rück­zu­sen­den, wenn der an dem ver­bun­de­nen Ver­trag be­tei­lig­te Un­ter­neh­mer an­ge­bo­ten hat, die Sa­chen ab­zu­ho­len. Grund­sätz­lich tra­gen Sie die un­mit­tel­ba­ren Kos­ten der Rück­sen­dung der Wa­ren. Dies gilt nicht, wenn der an dem ver­bun­de­nen Ver­trag be­tei­lig­te Un­ter­neh­mer sich be­reit er­klärt hat, die­se Kos­ten zu tra­gen, oder er es un­ter­las­sen hat, Sie über die Pflicht, die un­mit­tel­ba­ren Kos­ten der Rück­sen­dung zu tra­gen, zu un­ter­rich­ten. Bei au­ßer­halb von Ge­schäfts­räu­men ge­schlos­se­nen Ver­trä­gen, bei de­nen die Wa­ren zum Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses zur Woh­nung von Ih­nen ge­lie­fert wor­den sind, ist der Un­ter­neh­mer ver­pflich­tet, die Wa­ren auf ei­ge­ne Kos­ten ab­zu­ho­len, wenn die Wa­ren so be­schaf­fen sind, dass sie nicht per Post zu­rück­ge­sandt wer­den kön­nen.
Wenn Sie die auf­grund des ver­bun­de­nen Ver­trags über­las­se­ne Sa­che nicht oder teil­wei­se nicht oder nur in ver­schlech­ter­tem Zu­stand zu­rück­ge­wäh­ren kön­nen, ha­ben Sie in­so­weit Wert­er­satz zu leis­ten. Dies kommt al­ler­dings nur in Be­tracht, wenn der Wert­ver­lust auf ei­nen Um­gang mit den Wa­ren zu­rück­zu­füh­ren ist, der zur Prü­fung der Be­schaf­fen­heit, der Ei­gen­schaf­ten und der Funk­ti­ons­wei­se der Wa­ren nicht not­wen­dig war.
– Wenn Sie in­fol­ge des Wi­der­rufs des Dar­le­hens­ver­trags nicht mehr an den wei­te­ren Ver­trag ge­bun­den sind oder in­fol­ge des Wi­der­rufs des wei­te­ren Ver­trags nicht mehr an den Dar­le­hens­ver­trag ge­bun­den sind, gilt er­gän­zend Fol­gen­des: Ist das Dar­le­hen bei Wirk­sam­wer­den des Wi­der­rufs dem Ver­trags­part­ner von Ih­nen aus dem ver­bun­de­nen Ver­trag be­reits zu­ge­flos­sen, tre­ten wir im Ver­hält­nis zu Ih­nen hin­sicht­lich der Rechts­fol­gen des Wi­der­rufs in die Rech­te und Pflich­ten des Ver­trags­part­ners aus dem wei­te­ren Ver­trag ein.

Ein­wen­dun­gen bei ver­bun­de­nen Ver­trä­gen
Sie kön­nen die Rück­zah­lung des Dar­le­hens ver­wei­gern, so­weit Sie Ein­wen­dun­gen be­rech­ti­gen wür­den, Ih­re Leis­tung ge­gen­über dem Ver­trags­part­ner aus dem ver­bun­de­nen Ver­trag zu ver­wei­gern. Dies gilt nicht, wenn das fi­nan­zier­te Ent­gelt we­ni­ger als 200 Eu­ro be­trägt oder wenn der Rechts­grund für die Ein­wen­dung auf ei­ner Ver­ein­ba­rung be­ruht, die zwi­schen Ih­nen und dem an­de­ren Ver­trags­part­ner nach dem Ab­schluss des Dar­le­hens­ver­trags ge­trof­fen wur­de. Kön­nen Sie von dem an­de­ren Ver­trags­part­ner Nach­er­fül­lung ver­lan­gen, so kön­nen Sie die Rück­zah­lung des Dar­le­hens erst ver­wei­gern, wenn die Nach­er­fül­lung fehl­ge­schla­gen ist.“

Wei­ter heißt es in den fort­lau­fend pa­gi­nier­ten und dem Klä­ger zur Ver­fü­gung ge­stell­ten Ver­trags­un­ter­la­gen auf Sei­te 1 in der Ru­brik „Be­schrei­bung der we­sent­li­chen Merk­ma­le des Kre­dits“ un­ter an­de­rem:

„Der Dar­le­hens­ver­trag ist mit dem Kauf­ver­trag über das Fahr­zeug BMW/520D und mit ei­nem von Ih­nen ab­ge­schlos­se­nen Ver­trag für die frei­wil­li­ge Ra­ten­schutz­ver­si­che­rung Tod und Ar­beits­lo­sig­keit (AU) und mit ei­nem von Ih­nen ab­ge­schlos­se­nen Ver­trag für die frei­wil­li­ge Ra­ten­schutz­ver­si­che­rung Ar­beits­lo­sig­keit (AL)/Schwe­re Krank­hei­ten (SK) ver­bun­den.“

Mit Schrei­ben vom 27.10.2017 er­klär­te der Klä­ger den Wi­der­ruf sei­ner auf den Ab­schluss des Dar­le­hens­ver­trags ge­rich­te­ten Wil­lens­er­klä­rung. Sei­ne auf Rück­ab­wick­lung des Dar­le­hens­ver­trags ge­rich­te­te Kla­ge ist in den Vor­in­stan­zen er­folg­los ge­blie­ben. Die Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de des Klä­gers, der da­mit die Zu­las­sung der Re­vi­si­on er­rei­chen woll­te, um sein Kla­ge­be­ge­hen wei­ter­zu­ver­fol­gen, hat­te eben­falls kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: [5]    II. Die Be­schwer­de des Klä­gers ge­gen die Nicht­zu­las­sung der Re­vi­si­on ist un­be­grün­det, weil die Rechts­sa­che kei­ne grund­sätz­li­che Be­deu­tung hat und die Fort­bil­dung des Rechts so­wie die Si­che­rung ei­ner ein­heit­li­chen Recht­spre­chung ei­ne Ent­schei­dung des Re­vi­si­ons­ge­richts nicht er­for­dern (§ 543 II 1 ZPO). Da­bei hat der Se­nat die Er­folgs­aus­sich­ten ei­ner Re­vi­si­on ge­prüft und ver­neint (BVerfG [1. Kam­mer des Ers­ten Se­nats], Beschl. v. 25.07.2005 – 1 BvR 2419/03 und 1 BvR 2420/03, BVerfGK 6, 79, 81 ff.; BVerfG [3. Kam­mer des Ers­ten Se­nats], Beschl. v. 29.09.2010 – 1 BvR 2649/06, BVerfGK 18, 105, 111 f.; Beschl. v. 28.06.2012 – 1 BvR 2952/08, BVerfGK 19, 467, 475). Es be­steht kei­ne Ver­an­las­sung, das Ver­fah­ren in ent­spre­chen­der An­wen­dung von § 148 ZPO aus­zu­set­zen.

[6]    1. Das Be­ru­fungs­ge­richt ist rechts­feh­ler­frei da­von aus­ge­gan­gen, die Be­klag­te ha­be den Klä­ger klar und ver­ständ­lich über das ihm nach § 495 BGB zu­kom­men­de Wi­der­rufs­recht un­ter­rich­tet. In­so­weit kann sich die Be­klag­te auf die Ge­setz­lich­keits­fik­ti­on des Art. 247 § 6 II 3 EGBGB in der hier maß­geb­li­chen, vom 13.06.2014 bis zum 20.03.2016 gel­ten­den Fas­sung (im Fol­gen­den: a.F.) be­ru­fen, weil die in dem Dar­le­hens­ver­trag in her­vor­ge­ho­be­ner und deut­lich ge­stal­te­ter Form ent­hal­te­ne Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on dem Mus­ter in An­la­ge 7 zu Art. 247 § 6 II und § 12 I EGBGB a.F. ent­spricht.

[7]    a) In den fort­lau­fend pa­gi­nier­ten und dem Klä­ger zur Ver­fü­gung ge­stell­ten Ver­trags­un­ter­la­gen wird er so­wohl auf Sei­te 3 un­ter der Ru­brik „An­de­re wich­ti­ge recht­li­che As­pek­te“ als auch auf Sei­te 4 deut­lich auf das ihm nach § 495 BGB zu­ste­hen­de Wi­der­rufs­recht hin­ge­wie­sen. Die Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on selbst be­fin­det sich auf Sei­te 7 der Ver­trags­un­ter­la­gen und ist durch die Über­schrift „Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on“ und wei­te­re in Fett­druck ge­hal­te­ne Zwi­schen­über­schrif­ten her­vor­ge­ho­ben und deut­lich ge­stal­tet. Sie ent­spricht, was der Se­nat durch ei­nen Ver­gleich selbst fest­stel­len kann (st. Rspr., vgl. nur Se­nat, Urt. v. 11.10.2016 – XI ZR 482/15, BGHZ 212, 207 Rn. 26), dem Mus­ter in An­la­ge 7 zu Art. 247 § 6 II und § 12 I EGBGB a.F. Dass die Be­klag­te den Ver­brau­cher di­rekt an­ge­spro­chen hat, ist aus­weis­lich der ers­ten Stern­chen­fuß­no­te zum ge­setz­li­chen Mus­ter eben­so zu­läs­sig wie die vor­ge­nom­me­nen Ab­wei­chun­gen hin­sicht­lich For­mat und Schrift­grö­ße (Art. 247 § 6 II 5 EGBGB a.F.). Dies gilt auch für die An­wen­dung der Ge­stal­tungs­hin­wei­se 2, 2a, 6, 6a, 6b, 6c, 6f und 6g. Dass es sich bei dem Dar­le­hens­ver­trag, dem Kauf­ver­trag und den bei­den Ra­ten­schutz­ver­si­che­run­gen um ver­bun­de­ne Ver­trä­ge nach § 358 BGB ge­han­delt hat, hat die Be­klag­te ge­nau be­zeich­net, so­dass ei­ne Wie­der­ho­lung in der Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on nach dem drit­ten Stern­chen­hin­weis in dem Mus­ter in An­la­ge 7 zu Art. 247 § 6 II und § 12 I EGBGB a.F. ent­behr­lich war.

[8]    Bei dem Dar­le­hens­ver­trag und den bei­den Ra­ten­schutz­ver­si­che­run­gen han­delt es sich um ver­bun­de­ne Ver­trä­ge nach § 358 III 1 BGB (vgl. Se­nat, Urt. v. 15.12.2009 – XI ZR 45/09, BGHZ 184, 1 Rn. 17 ff.; Urt. v. 18.01.2011 – XI ZR 356/09, WM 2011, 451 Rn. 19 ff.). Das Dar­le­hen dien­te (teil­wei­se) der Fi­nan­zie­rung der bei­den Ra­ten­schutz­ver­si­che­run­gen. Sie bil­de­ten auch ei­ne wirt­schaft­li­che Ein­heit. Das Dar­le­hen war zweck­ge­bun­den, in­dem der Dar­le­hens­ver­trag sei­ne Ver­wen­dung zur Be­zah­lung der Prä­mi­en der am sel­ben Tag ab­ge­schlos­se­nen Ra­ten­schutz­ver­si­che­run­gen vor­sah. Da­durch wur­de dem Klä­ger die freie Ver­fü­gungs­be­fug­nis über die­sen Teil der Dar­le­hens­va­lu­ta ge­nom­men. Im Dar­le­hens­ver­trag wur­den die Ver­si­che­rungs­bei­trä­ge selbst­stän­dig ne­ben dem Net­to­kre­dit aus­ge­wie­sen.

[9]    b) Für den Er­halt der Ge­setz­lich­keits­fik­ti­on ist es auch un­schäd­lich, dass die Be­klag­te in der Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on den pro Tag zu zah­len­den Zins­be­trag mit „0,00 Eu­ro“ an­ge­ge­ben hat. Wie der Se­nat be­reits ent­schie­den hat, ver­steht ein nor­mal in­for­mier­ter, an­ge­mes­sen auf­merk­sa­mer und ver­stän­di­ger Ver­brau­cher, auf den ab­zu­stel­len ist (vgl. nur Se­nat, Urt. v. 23.02.2016 – XI ZR 101/15, BGHZ 209, 86 Rn. 32 ff.; Urt. v. 05.11.2019 – XI ZR 650/18, BGHZ 224, 1 = WM 2019, 2353 Rn. 21 m. w. Nachw.; EuGH, Urt. v. 11.09.2019 – C-143/18, ECLI:EU:C:2019:701 = WM 2019, 1919 Rn. 54 – Ro­ma­no), die kon­kre­te An­ga­be des zu zah­len­den Zins­be­trags mit 0,00 € da­hin, dass die fi­nan­zie­ren­de Bank auf ei­nen et­wai­gen ihr nach § 357a III 1 BGB zu­ste­hen­den Zins­an­spruch ver­zich­tet (Se­nat, Urt. v. 05.11.2019 – XI ZR 650/18, BGHZ 224, 1 = WM 2019, 2353 Rn. 23). Die­ses – weil ihm güns­tig un­be­denk­li­che – An­ge­bot hat der Klä­ger durch Un­ter­zeich­nung des Dar­le­hens­ver­trags an­ge­nom­men. Nach § 361 II 1 BGB darf von den halb­zwin­gen­den ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen über die Wi­der­rufs­fol­gen zu­guns­ten des Ver­brau­chers ab­ge­wi­chen wer­den (Se­nat, Urt. v. 05.11.2019 – XI ZR 650/18, BGHZ 224, 1 = WM 2019, 2353 Rn. 25). Die­se Ab­wei­chung lässt so­wohl die Ord­nungs­ge­mäß­heit der Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on als auch die Ge­setz­lich­keits­fik­ti­on nach Art. 247 § 6 II 3 EGBGB a.F. un­be­rührt, weil sie den Ver­brau­cher le­dig­lich be­güns­tigt und das vom Ge­setz­ge­ber mit der Ge­setz­lich­keits­fik­ti­on ver­folg­te Ziel der Schaf­fung von Rechts­klar­heit und Rechts­si­cher­heit bei den An­wen­dern (vgl. BT-Drs. 16/13669, S. 3, und BT-Drs. 17/1394, S. 1, 21 f.) nicht be­ein­träch­tigt.

[10]   c) Der An­wen­dung der Ge­setz­lich­keits­fik­ti­on steht das Ur­teil des EuGH vom 26.03.2020 – C-66/19, ECLI:EU:C:2020:242 = ju­ris – Kreis­spar­kas­se Saar­lou­is) nicht ent­ge­gen, in dem der Ge­richts­hof ent­schie­den hat, Art. 10 II lit. p der Richt­li­nie 2008/48/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 23.04.2008 über Ver­brau­cher­kre­dit­ver­trä­ge und zur Auf­he­bung der Richt­li­nie 87/102/EWG des Ra­tes (ABl. 2008 L 133, 66; be­rich­tigt in ABl. 2009 L 207, 14, ABl. 2010 L 199, 40, und ABl. 2011 L 234, 46) sei da­hin aus­zu­le­gen, dass er dem ent­ge­gen­ste­he, dass ein Kre­dit­ver­trag hin­sicht­lich der in Art. 10 die­ser Richt­li­nie ge­nann­ten An­ga­ben auf ei­ne na­tio­na­le Vor­schrift ver­wei­se, die selbst auf wei­te­re Rechts­vor­schrif­ten des be­tref­fen­den Mit­glied­staats ver­wei­se. Dies be­trifft den in dem Mus­ter in An­la­ge 7 zu Art. 247 § 6 II und § 12 I EGBGB a.F. ent­hal­te­nen Ver­weis auf § 492 II BGB in Kom­bi­na­ti­on mit der bei­spiel­haf­ten Auf­zäh­lung von Pflicht­an­ga­ben nach Art. 247 § 6 I EGBGB, der auf der Grund­la­ge des Ur­teils des Ge­richts­hofs (EuGH, Urt. v. 26.03.2020 – C-66/19, ECLI:EU:C:2020:242 = ju­ris Rn. 48 – Kreis­spar­kas­se Saar­lou­is) nicht „in kla­rer, prä­gnan­ter Form über die Frist und die an­de­ren Mo­da­li­tä­ten für die Aus­übung des Wi­der­rufs­rechts“ in­for­mie­ren wür­de.

[11]   Der Se­nat müss­te sich aber, um dem Gel­tung zu ver­schaf­fen, ge­gen die aus­drück­li­che An­ord­nung des Ge­setz­ge­bers in Art. 247 § 6 II 3 EGBGB a.F. stel­len, wo­nach – wie hier – ei­ne in dem Dar­le­hens­ver­trag in her­vor­ge­ho­be­ner und deut­lich ge­stal­te­ter Form ent­hal­te­ne und dem Mus­ter in An­la­ge 7 zu Art. 247 § 6 II und § 12 I EGBGB a.F. ent­spre­chen­de Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on den An­for­de­run­gen an ei­ne kla­re und ver­ständ­li­che In­for­ma­ti­on des Dar­le­hens­neh­mers über das ihm nach § 495 BGB zu­kom­men­de Wi­der­rufs­recht ge­nügt. Das ver­bie­tet dem Se­nat das in Art. 20 III GG ver­an­ker­te Rechts­staats­prin­zip. Die Be­ach­tung des klar er­kenn­ba­ren Wil­lens des Ge­setz­ge­bers ist Aus­druck de­mo­kra­ti­scher Ver­fas­sungs­staat­lich­keit. Dies trägt dem Grund­satz der Ge­wal­ten­tei­lung (Art. 20 II 2 GG) Rech­nung. Das Ge­setz be­zieht sei­ne Gel­tungs­kraft aus der de­mo­kra­ti­schen Le­gi­ti­ma­ti­on des Ge­setz­ge­bers, des­sen ar­ti­ku­lier­ter Wil­le den In­halt des Ge­set­zes da­her mit­be­stimmt. Der klar er­kenn­ba­re Wil­le des Ge­setz­ge­bers darf nicht über­gan­gen oder ver­fälscht wer­den. So ver­wirk­licht sich die in Art. 20 III GG und Art. 97 I GG vor­ge­ge­be­ne Bin­dung der Ge­rich­te an das Ge­setz, weil dies ei­ne Bin­dung an die im Norm­text zum Aus­druck ge­brach­te de­mo­kra­ti­sche Ent­schei­dung des Ge­setz­ge­bers ist (BVerfG, Beschl. v. 06.06.2018 – 1 BvL 7/14, BVerfGE 149, 126 Rn. 75).

[12]   Das Ur­teil des EuGH vom 26.03.2020 – C-66/19, ECLI:EU:C:2020:242 = ju­ris – Kreis­spar­kas­se Saar­lou­is – än­dert dar­an nichts. Nach der stän­di­gen Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs darf die Ver­pflich­tung zur uni­ons­rechts­kon­for­men Aus­le­gung nicht als Grund­la­ge für ei­ne Aus­le­gung con­tra le­gem des na­tio­na­len Rechts die­nen (EuGH [Gro­ße Kam­mer], Urt. v. 16.06.2005 – C-105/03 ECLI:EU:C:2005:386 = Slg. 2005, I-5285 Rn. 47 – Pu­pi­no; Urt. v. 04.07.2006 – C-212/04, ECLI:EU:C:2006:443 = Slg. 2006, I-6057 Rn. 110 – Aden­eler; Urt. v. 15.04.2008 – C-268/06, ECLI:EU:C:2008:223 = Slg. 2008, I-2483 Rn. 100, 103 – Im­pact; Urt. v. 24.01.2012 – C-282/10, ECLI:EU:C:2012:33 = NJW 2012, 509 Rn. 25 – Do­m­in­guez; Urt. v. 22.01.2019 – C-193/17, ECLI:EU:C:2019:43 = NZA 2019, 297 Rn. 74 – Cres­co In­ves­ti­ga­ti­on; Urt. v. 08.05.2019 – C-486/18, ECLI:EU:C:2019:379 = NZA 2019, 1131 Rn. 38 – Pra­x­air MRC; EuGH, Urt. v. 11.09.2019 – C-143/18, ECLI:EU:C:2019:701 = WM 2019, 1919 Rn. 38 – Ro­ma­no; BVerfG [2. Kam­mer des Zwei­ten Se­nats], Beschl. v. 26.09.2011 – 2 BvR 2216/06 und 2 BvR 469/07, WM 2012, 1179, 1181; Se­nat, Urt. v. 15.10.2019 – XI ZR 759/17, WM 2019, 2164 Rn. 22 m. w. Nachw.).

[13]   Ei­ne richt­li­ni­en­kon­for­me Aus­le­gung der in Art. 247 § 6 II 3 EGBGB a.F. an­ge­ord­ne­ten Ge­setz­lich­keits­fik­ti­on schei­det aus. Die Aus­le­gung des na­tio­na­len Rechts darf nicht da­zu füh­ren, dass ei­ner nach Wort­laut und Sinn ein­deu­ti­gen Norm ein ent­ge­gen­ge­setz­ter Sinn ge­ge­ben oder der nor­ma­ti­ve Ge­halt der Norm grund­le­gend neu be­stimmt wird. Rich­ter­li­che Rechts­fort­bil­dung be­rech­tigt den Rich­ter nicht da­zu, sei­ne ei­ge­ne ma­te­ri­el­le Ge­rech­tig­keits­vor­stel­lung an die Stel­le der­je­ni­gen des Ge­setz­ge­bers zu set­zen (BVerfG [2. Kam­mer des Zwei­ten Se­nats], Beschl. v. 26.09.2011 – 2 BvR 2216/06 und 2 BvR 469/07, WM 2012, 1179, 1181). Dem­ge­mäß kommt ei­ne richt­li­ni­en­kon­for­me Aus­le­gung nur in­fra­ge, wenn ei­ne Norm tat­säch­lich un­ter­schied­li­che Aus­le­gungs­mög­lich­kei­ten im Rah­men des­sen zu­lässt, was der ge­setz­ge­be­ri­schen Zweck- und Ziel­set­zung ent­spricht. Die Pflicht zur Ver­wirk­li­chung des Richt­li­ni­en­ziels im Aus­le­gungs­we­ge fin­det ih­re Gren­zen an dem nach der in­ner­staat­li­chen Rechts­tra­di­ti­on me­tho­disch Er­laub­ten (BGH, Urt. v. 07.05.2014 – IV ZR 76/11, BGHZ 201, 101 Rn. 20; Urt. v. 28.06.2017 – IV ZR 440/14, BGHZ 215, 126 Rn. 24; Urt. v. 26.03.2019 – II ZR 244/17, WM 2019, 925 Rn. 21; Se­nat, Urt. v. 15.10.2019 – XI ZR 759/17, WM 2019, 2164 Rn. 24 m. w. Nachw.; BVerfG [2. Kam­mer des Zwei­ten Se­nats], Beschl. v. 26.09.2011 – 2 BvR 2216/06 und 2 BvR 469/07, WM 2012, 1179, 1181).

[14]   Ei­ne richt­li­ni­en­kon­for­me Aus­le­gung des Art. 247 § 6 II 3 EGBGB a.F. über­schrit­te in­des ent­ge­gen sei­nem ein­deu­ti­gen Wort­laut, sei­nem Sinn und Zweck und der Ge­setz­ge­bungs­ge­schich­te die Be­fug­nis der Ge­rich­te. Die durch das Ge­setz zur Ein­füh­rung ei­ner Mus­ter­wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on für Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trä­ge, zur Än­de­rung der Vor­schrif­ten über das Wi­der­rufs­recht bei Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trä­gen und zur Än­de­rung des Dar­le­hens­ver­mitt­lungs­rechts vom 24.07.2010 (BGBl. 2010 I, 977) in Art. 247 § 6 II EGBGB a.F. ein­ge­füg­te Ge­setz­lich­keits­fik­ti­on trug der Ent­schlie­ßung des Deut­schen Bun­des­tags im Rah­men der Be­schluss­fas­sung zum Ge­setz zur Um­set­zung der Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie, des zi­vil­recht­li­chen Teils der Zah­lungs­diens­te­richt­li­nie so­wie zur Neu­ord­nung der Vor­schrif­ten über das Wi­der­rufs- und Rück­ga­be­recht (BT-Drs. 16/13669, S. 5) Rech­nung. Mit die­ser Ent­schlie­ßung hat­te der Deut­sche Bun­des­tag die Bun­des­re­gie­rung un­ter an­de­rem auf­ge­for­dert, zu Be­ginn der 17. Le­gis­la­tur­pe­ri­ode ei­nen Ge­setz­ent­wurf mit ei­nem Mus­ter für ei­ne In­for­ma­ti­on über das Wi­der­rufs­recht bei Ver­brau­cher­kre­dit­ver­trä­gen mit Ge­setz­lich­keits­fik­ti­on in das Ge­setz­ge­bungs­ver­fah­ren ein­zu­brin­gen. Durch die ge­setz­li­che Re­ge­lung im EGBGB und die Schaf­fung ei­nes (fa­kul­ta­ti­ven) Mus­ters soll­te Rechts­klar­heit und Rechts­si­cher­heit bei den An­wen­dern er­zeugt und der Rechts­ver­kehr ver­ein­facht wer­den (vgl. BT-Drs. 16/13669, S. 3, und BT-Drs. 17/1394, S. 1, 21 f.). Die­ses ge­setz­ge­be­ri­sche Ziel wür­de ver­fehlt, wür­de man der Ver­wen­dung des Mus­ters die Ge­setz­lich­keits­fik­ti­on ab­spre­chen, weil et­wa der Ver­weis in der Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on auf § 492 II BGB in Kom­bi­na­ti­on mit der bei­spiel­haf­ten Auf­zäh­lung von Pflicht­an­ga­ben nach Art. 247 § 6 EGBGB nach dem Ur­teil des EuGH vom 26.03.2020 – C-66/19, ECLI:EU:C:2020:242 = ju­ris – Kreis­spar­kas­se Saar­lou­is – nicht richt­li­ni­en­kon­form ist.

[15]   2. Im Üb­ri­gen nimmt der Se­nat Be­zug auf sei­ne Ur­tei­le vom 05.11.2019 (Se­nat, Urt. v. 05.11.2019 – XI ZR 650/18, BGHZ 224, 1 = WM 2019, 2353 Rn. 21; Urt. v. 05.11.2019 – XI ZR 11/19, ju­ris) so­wie auf sei­nen Be­schluss vom 11.02.2020 – XI ZR 648/18, ju­ris. Das er­neu­te Vor­ab­ent­schei­dungs­ge­such des Ein­zel­rich­ters des LG Ra­vens­burg (Beschl. v. 05.03.2020 – 2 O 328/19, 2 O 280/19 und 2 O 334/19, ju­ris) ver­mag ei­ne Aus­set­zung nicht zu recht­fer­ti­gen, weil die von dem Ein­zel­rich­ter in sei­nem Vor­ab­ent­schei­dungs­ge­such wie auch be­reits in dem vor­an­ge­gan­ge­nen Vor­ab­ent­schei­dungs­ge­such des Ein­zel­rich­ters des LG Ra­vens­burg (Beschl. v. 07.01.2020 – 2 O 315/19, ju­ris) auf­ge­wor­fe­nen Fra­gen an­ge­sichts des Wort­lauts, der Re­ge­lungs­sys­te­ma­tik und des Re­ge­lungs­zwecks der Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie der­art of­fen­kun­dig zu be­ant­wor­ten sind, dass für ver­nünf­ti­ge Zwei­fel kein Raum bleibt („ac­te clair“, vgl. EuGH, Urt. v. 06.10.1982 – Rs. 283/81, ECLI:EU:C:1982:335 = Slg. 1982, 3415 Rn. 16 – CIL­FIT; Urt. v. 15.09.2005 – C-495/03, ECLI:EU:C:2005:552 = Slg. 2005, I-8151 Rn. 33 – In­ter­mo­dal Trans­ports; BVerfG [3. Kam­mer des Ers­ten Se­nat], Beschl. v. 15.01.2015 – 1 BvR 499/12, WM 2015, 525, 526; Se­nat, Urt. v. 12.09.2017 – XI ZR 590/15, BGHZ 215, 359 Rn. 36; Urt. v. 18.06.2019 – XI ZR 768/17, WM 2019, 2153 Rn. 69). Die von dem Ein­zel­rich­ter in sei­nem Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen vom 05.03.2020 (2 O 328/19, 2 O 280/19 und 2 O 334/19, ju­ris) auf­ge­wor­fe­nen Fra­gen zum Ein­wand der Ver­wir­kung und des Rechts­miss­brauchs ge­gen­über der Aus­übung des Wi­der­rufs­rechts des Ver­brau­chers stel­len sich vor­lie­gend nicht. Ent­ge­gen der An­sicht des Ein­zel­rich­ters des LG Ra­vens­burg in die­sem (er­neu­ten) Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen, bei dem er nach § 348a II 1 Nr. 1 ZPO ver­fah­ren muss, be­steht ein zu­las­sungs­re­le­van­ter Mei­nungs­streit zum Ein­wand der Ver­wir­kung und des Rechts­miss­brauchs beim Wi­der­ruf von Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trä­gen je­den­falls seit den grund­le­gen­den Ur­tei­len des BGH vom 12.07.2016 (XI ZR 501/15, BGHZ 211, 105 Rn. 38 ff., und XI ZR 564/15, BGHZ 211, 123 Rn. 31 ff.) nicht mehr (§ 543 II Nr. 1 ZPO, BGH, Beschl. v. 23.01.2018 – XI ZR 298/17, WM 2018, 614; Beschl. v. 07.03.2018 – XI ZR 298/17, ju­ris; zum Uni­ons­recht auch BGH, Beschl. v. 21.01.2020 – XI ZR 189/19, ju­ris).

[16]   Im Üb­ri­gen ist in­so­weit dar­auf hin­zu­wei­sen, dass sich aus § 242 BGB der das ge­sam­te Rechts­le­ben be­herr­schen­de Grund­satz ab­lei­tet, dass je­der­mann in Aus­übung sei­ner Rech­te und Er­fül­lung sei­ner Pflich­ten nach Treu und Glau­ben zu han­deln hat (vgl. nur BVerfG [3. Kam­mer des Zwei­ten Se­nats], Beschl. v. 02.02.2015 – 2 BvR 2437/14, WM 2015, 514, 518 m. w. Nachw.; BGH, Urt. v. 23.09.1982 – VII ZR 183/80, BGHZ 85, 39, 48). Die Fra­ge, ob ver­brau­cher­schüt­zen­de Wi­der­rufs­rech­te durch na­tio­na­le Vor­schrif­ten zum Rechts­miss­brauch be­schränkt wer­den dür­fen, be­rührt zwar das Ge­bot der prak­ti­schen Wirk­sam­keit. Der An­wen­dung des Grund­sat­zes von Treu und Glau­ben und des Ver­bots wi­der­sprüch­li­cher Rechts­aus­übung (§ 242 BGB) steht dies aber nicht ent­ge­gen, weil zum ei­nen die Aus­übung die­ser Rech­te in das na­tio­na­le Zi­vil­recht ein­ge­bet­tet bleibt und weil zum an­de­ren die na­tio­na­len Ge­rich­te ein miss­bräuch­li­ches oder be­trü­ge­ri­sches Ver­hal­ten auch nach der Recht­spre­chung des EuGH be­rück­sich­ti­gen dür­fen (vgl. nur EuGH, Urt. v. 02.05.1996 – C-206/94, ECLI:EU:C:1996:182 = Slg. 1996, I-2357 Rn. 25 – Pa­let­ta; Urt. v. 21.07.2011 – C-186/10, ECLI:EU:C:2011:509 = Slg. 2011, I-6957 Rn. 25 m. w. Nachw. – Oguz; BVerfG [3. Kam­mer des Zwei­ten Se­nats], Beschl. v. 02.02.2015 – 2 BvR 2437/14, WM 2015, 514, 518).

[17]   3. Von ei­ner wei­te­ren Be­grün­dung wird ge­mäß § 544 VI 2 Halb­satz 2 ZPO ab­ge­se­hen.

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