1. Ein Neu­wa­gen ist nicht des­halb man­gel­haft, weil – an­ders als bei Neu­fahr­zeu­gen an­de­rer Her­stel­ler – ei­ne vom Käu­fer als ir­rI­tie­rend emp­fun­de­ne gel­be Kon­troll­leuch­te in der In­stru­men­ten­ta­fel den Fah­rer dar­auf auf­merk­sam macht, dass die au­to­ma­ti­sche Ak­ti­vie­rung der elek­tri­schen Fest­stell­brem­se de­ak­ti­viert ist. Denn es ob­liegt dem Fahr­zeug­her­stel­ler, wie er den – bei al­len Fahr­zeu­gen üb­li­chen – Hin­weis dar­auf, dass die Funk­ti­on de­ak­ti­viert ist, ge­stal­tet. Eben­so steht es ei­nem Kauf­in­ter­es­sen­ten frei, sich für das Fahr­zeug ei­nes an­de­ren Her­stel­lers zu ent­schei­den, wenn ihn die kon­kre­te Aus­ge­stal­tung der War­nung ir­ri­tiert.
  2. Zum Un­ter­las­sungs­an­spruch ei­nes Ver­brau­chers, der sich nicht durch ei­nen Auf­kle­ber an sei­nem Brief­kas­ten ge­gen den Ein­wurf von Wer­be­ma­te­ri­al wehrt, ge­gen­über dem Wer­ben­den.

OLG Frank­furt a. M., Ur­teil vom 20.12.2019 – 24 U 57/19

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von der Be­klag­ten auf der Grund­la­ge ei­ner ver­bind­li­chen Be­stel­lung vom 28.07.2016 ei­nen Neu­wa­gen. Die­ses Fahr­zeug ist mit ei­ner elek­tri­schen Fest­stell­brem­se aus­ge­stat­tet, die au­to­ma­tisch ak­ti­viert wird, so­bald der Mo­tor ab­ge­stellt wird. Ist die­se Funk­ti­on de­ak­ti­viert, so wird dies – an­ders als bei Fahr­zeu­gen an­de­rer Her­stel­ler – durch das Auf­leuch­ten ei­ner gel­ben Kon­troll­leuch­te in der In­stru­men­ten­ta­fel si­gna­li­siert. Den Klä­ger stört, dass ei­ne gel­be Kon­troll­leuch­te auf­leuch­tet, wenn die au­to­ma­ti­sche Ak­ti­vie­rung der Park­brem­se de­ak­ti­viert ist. Er for­der­te die Be­klag­te des­halb auf, dies ab­zu­stel­len, was die Be­klag­te ab­lehn­te. Dar­auf­hin ließ der Klä­ger ein Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten er­stel­len und wand­te da­für 207,06 € auf.

Au­ßer­dem for­der­te der Klä­ger die Be­klag­te auf, ihm kei­ne Wer­bung per Post (mehr) zu­kom­men zu las­sen. Die Be­klag­te be­stä­tig­te dem Klä­ger den Er­halt die­ser Auf­for­de­rung und wies mit E-Mail vom 21.03.2017 dar­auf hin, dass sie aus prak­ti­schen Grün­den nicht aus­schlie­ßen kön­ne, dass der Klä­ger nicht per­so­na­li­sier­te Post­wurf­sen­dun­gen von ihr er­hal­te. Dar­auf­hin for­der­te der Klä­ger die Be­klag­te mit Ein­schrei­ben vom 29.03.2017 auf, es zu un­ter­las­sen, Wer­bung in jed­we­der From an ihn zu rich­ten.

Der Klä­ger hat in ers­ter In­stanz die An­sicht ver­tre­ten, sein Fahr­zeug sei man­gel­haft, weil ei­ne gel­be Kon­troll­leuch­te si­gna­li­siert, dass die au­to­ma­ti­sche Ak­ti­vie­rung der elek­tri­schen Fest­stell­brem­se de­ak­ti­viert ist. Er hat fer­ner be­haup­tet, im Mai oder Ju­ni 2018 Wer­bung von der Be­klag­ten in Form ei­ner „POST­WURF­SPE­ZI­AL“-Sen­dung er­hal­ten zu ha­ben, die an „die Au­to­fah­rer des Hau­ses …“ (teil-)adres­siert ge­we­sen sei. Mit sei­ner Kla­ge hat der Klä­ger die Be­klag­te auf Be­sei­ti­gung des be­haup­te­ten Man­gels so­wie hin­sicht­lich der Wer­bung auf Un­ter­las­sung in An­spruch ge­nom­men. Au­ßer­dem hat er den Er­satz der für das Gut­ach­ten auf­ge­wen­de­ten Kos­ten und vor­ge­richt­lich ent­stan­de­ner Rechts­an­walts­kos­ten be­gehrt.

Die Be­klag­te hat gel­tend ge­macht, dem Klä­ger sei es zu­zu­mu­ten, an sei­nem Brief­kas­ten ei­nen „Bit­te kei­ne Wer­bung“-Auf­kle­ber an­zu­brin­gen, da­mit ihn nicht per­so­na­li­sier­te Wer­be­sen­dun­gen der Be­klag­ten nicht mehr er­reich­ten. Ihr selbst und der Deut­schen Post AG sei es da­ge­gen mit ver­tret­ba­rem wirt­schaft­li­chen und per­so­nel­len Auf­wand nicht mög­lich, ein Wer­be­ver­bot auch dann zu be­rück­sich­ti­gen, wenn kein ent­spre­chen­der Auf­kle­ber am Haus­brief­kas­ten an­ge­bracht sei.

Das Land­ge­richt hat die Be­klag­te an­trags­ge­mäß zur Un­ter­las­sung ver­ur­teilt und die Kla­ge im Üb­ri­gen ab­ge­wie­sen.

Es hat ge­meint, der Klä­ger kön­ne ge­mäß §§ 823 I, 1004 I 2 BGB, §§ 1, 7 II Nr. 1 UWG ver­lan­gen, dass die Be­klag­te es un­ter­las­se, ihm Wer­bung zu­kom­men zu las­sen. Dar­auf, ob der Klä­ger durch Wer­bung der Be­klag­ten un­zu­mut­bar be­läs­tigt wer­de, kom­me es nicht an. Viel­mehr ha­be die Be­klag­te den Wunsch des Klä­gers, kei­ne Wer­bung er­hal­ten zu wol­len, zu be­ach­ten. Ei­nen „Bit­te kei­ne Wer­bung“-Auf­kle­ber müs­se der Klä­ger nicht an sei­nem Brief­kas­ten an­brin­gen; es sei ihm nicht zu­zu­mu­ten, auf er­wünsch­te Wer­bung zu ver­zich­ten, nur da­mit er Wer­bung der Be­klag­ten nicht (mehr) er­hal­te. Dass es für die Be­klag­te ge­ge­be­nen­falls mit Kos­ten und ei­nem er­heb­li­chen or­ga­ni­sa­to­ri­schen Auf­wand ver­bun­den sei, den Wil­len des Klä­gers zu be­ach­ten, sei un­be­acht­lich. Das In­ter­es­se der Be­klag­ten dar­an, Wer­bung in ei­nem für sie kos­ten­güns­ti­gen Mas­sen­ver­fah­ren zu be­trei­ben, recht­fer­ti­ge es nicht, sich über das ge­setz­li­che Ver­bot des § 7 II Nr. 1 UWG hin­weg­zu­set­zen und in das all­ge­mei­ne Per­sön­lich­keits­recht des Klä­gers ein­zu­grei­fen.

Der Klä­ger ha­be in­des kei­nen An­spruch auf Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) sei­nes Fahr­zeugs, denn die­ses lei­de nicht an ei­nem Sach­man­gel. Viel­mehr ha­be der Pkw bei Ge­fahr­über­gang (§ 446 Satz 1 BGB) die Be­schaf­fen­heit ge­habt, die auch an­de­re Fahr­zeu­ge der Se­rie auf­wie­sen. Ein her­stel­ler­über­grei­fen­der Ver­gleich sei nicht vor­zu­neh­men.

Ge­gen die­ses Ur­teil ha­ben bei­de Par­tei­en Be­ru­fung ein­ge­legt.

Der Klä­ger hat sei­ne erst­in­stanz­li­chen An­trä­ge auf Ver­ur­tei­lung der Be­klag­ten zur Nach­bes­se­rung und zum Scha­dens­er­satz wei­ter­ver­folgt. Er hat gel­tend ge­macht, das Land­ge­richt ha­be un­ter Miss­ach­tung der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung (BGH, Urt. v. 24.10.2018 – VI­II ZR 66/17, BGHZ 220, 134 Rn. 33 f.) ver­kannt, dass es mit Blick auf § 434 I 2 Nr. 2 BGB ei­nen her­stel­ler­über­grei­fen­den Ver­gleich hät­te an­stel­len müs­sen, der Se­ri­en­feh­ler un­be­rück­sich­tigt las­se.

Die Be­klag­te hat das erst­in­stanz­li­che Ur­teil ver­tei­digt, so­weit die Kla­ge ab­ge­wie­sen wur­de, und sich ge­gen die Ver­ur­tei­lung zur Un­ter­las­sung ge­wandt. Sie hat ins­be­son­de­re gel­tend ge­macht, das Land­ge­richt ha­be bei der Prü­fung des Un­ter­las­sungs­an­spru­ches ei­ne – zwin­gend vor­zu­neh­men­de – In­ter­es­sen­ab­wä­gung rechts­feh­ler­haft nicht durch­ge­führt; die­se In­ter­es­sen­ab­wä­gung wä­re zu ih­ren Guns­ten aus­ge­fal­len. Au­ßer­dem hat die Be­klag­te erst­mals vor­ge­tra­gen, dass der Haus­brief­kas­ten des Klä­gers von zwei Fa­mi­li­en ge­nutzt wür­de. Die an­de­re Fa­mi­lie ha­be nicht zum Aus­druck ge­bracht, kei­ne Wer­bung von ihr, der Be­klag­ten, er­hal­ten zu wol­len. Dies müs­se der Klä­ger ge­gen sich gel­ten las­sen.

Nur die Be­ru­fung der Be­klag­ten hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: II. A. Auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten hin war das erst­in­stanz­li­che Ur­teil ab­zu­än­dern und die Kla­ge auch in­so­weit ab­zu­wei­sen. Zwar mag ein An­spruch dem Grun­de nach aus § 1004 I 2 BGB i. V. mit § 823 I BGB (all­ge­mei­nes Per­sön­lich­keits­recht) fol­gen, in wel­chen die Wer­tun­gen aus §§ 1, 7 UWG ein­flie­ßen. Nach der zwin­gend ge­bo­te­nen In­ter­es­sen­ab­wä­gung be­steht je­doch kein Un­ter­las­sungs­an­spruch des Klä­gers bzw. ist des­sen Gel­tend­ma­chung je­den­falls – an­ders als es das Land­ge­richt be­wer­tet hat – recht­miss­bräuch­lich.

So­weit sich das Land­ge­richt bei sei­ner recht­li­chen Be­wer­tung an ei­ner Ent­schei­dung des LG Lü­ne­burg (Urt. v. 04.11.2011 – 4 S 44/11, ju­ris) ori­en­tiert hat, trägt des­sen Ar­gu­men­ta­ti­on vor­lie­gend nicht. Denn bei der nach § 823 I BGB ge­bo­te­nen Ge­samt­be­trach­tung über­wiegt hier das In­ter­es­se der Be­klag­ten. Die Rechts­wid­rig­keit muss in je­dem Ein­zel­fall un­ter sorg­fäl­ti­ger Wür­di­gung al­ler Um­stän­de, ins­be­son­de­re des Grund­sat­zes der Ver­hält­nis­mä­ßig­keit, fest­ge­stellt wer­den; er­for­der­lich ist ei­ne um­fas­sen­de Gü­ter- und In­ter­es­sen­ab­wä­gung. Da­nach ist der Ein­griff in das all­ge­mei­ne Per­sön­lich­keits­recht nur dann rechts­wid­rig, wenn das Schutz­in­ter­es­se des Be­trof­fe­nen die schutz­wür­di­gen Be­lan­ge der an­de­ren Sei­te über­wiegt (BGH, Urt. v. 29.11.2016 – VI ZR 382/15, ju­ris Rn. 15). Dies hat das Land­ge­richt ver­kannt und ei­ne In­ter­es­sen­ab­wä­gung für ent­behr­lich ge­hal­ten, weil der ent­ge­gen­ste­hen­de Wil­le des Ver­brau­chers nach §&nbsp7 II UWG stets zu be­ach­ten sei.

Im Rah­men der ge­bo­te­nen In­ter­es­sen­ab­wä­gung ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass hier ei­ne sehr ge­ring­fü­gi­ge Be­läs­ti­gung des Klä­gers durch Post­wurf­sen­dun­gen der Be­klag­ten vor­liegt – bis­her le­dig­lich zwei Mal in zwei Jah­ren –, wo­hin­ge­gen die­se letzt­lich ge­zwun­gen wä­re, im Wohn­be­zirk des Klä­gers ih­re Wer­be­maß­nah­men durch nicht per­so­na­li­sier­te Post­wurf­sen­dun­gen kom­plett ein­zu­stel­len, um dem Wi­der­spruch des Klä­gers prak­tisch ge­recht wer­den zu kön­nen. Denn der Be­klag­ten bzw. dem zu­stel­len­den Un­ter­neh­men ist es im Hin­blick auf den er­for­der­li­chen Zeit­auf­wand we­der per­so­nell noch wirt­schaft­lich zu­zu­mu­ten, bei je­der Wohn­an­schrift ei­nen Lis­ten­ab­gleich mit in­di­vi­du­el­len Sperr­ver­mer­ken vor­zu­neh­men und zu­gleich die Wer­be­sen­dung da­hin ge­hend zu über­prü­fen, ob die­se tat­säch­lich dem Wi­der­spruch un­ter­liegt. Letzt­lich wür­de der Klä­ger da­durch er­rei­chen, dass sämt­li­che wei­te­re Ver­brau­cher, die in sei­nem Be­zirk le­ben und der Post­wurf­sen­dung der Be­klag­ten nicht wi­der­spro­chen ha­ben, die­se nicht mehr er­hal­ten. Sol­che Post­wurf­sen­dun­gen sind aber ge­ra­de nicht grund­sätz­lich un­zu­läs­sig, son­dern die­nen auch dem In­ter­es­se des Ver­brau­chers, über das Leis­tungs­an­ge­bot des wer­ben­den Un­ter­neh­mens ei­nen Über­blick zu er­hal­ten (vgl. BGH, Urt. v. 20.12.1988 – VI ZR 182/88, BGHZ 106, 229 = ju­ris Rn. 11). In­so­weit ist be­son­ders zu be­ach­ten, dass der Klä­ger, wie er in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat selbst ein­räum­te, sei­nen Brief­kas­ten mit ei­ner an­de­ren Fa­mi­lie teilt, die ei­ner Pau­schal­wer­bung der Be­klag­ten ge­ra­de nicht wi­der­spro­chen hat und ein In­ter­es­se am Er­halt die­ser ha­ben kann.

Letzt­lich kann die Un­ter­las­sung der Wer­be­maß­nah­me ins­ge­samt, weil die­se recht­lich oder wirt­schaft­lich mit un­zu­mut­ba­ren Auf­wand ver­bun­den ist, dem Wer­ben­den nicht ab­ver­langt wer­den (BGH, Urt. v. 20.12.1988 – VI ZR 182/88, BGHZ 106, 229 = ju­ris Rn. 16). In die­sem Zu­sam­men­hang ver­fängt auch der Ver­weis des Land­ge­richts auf § 7 II Nr. 1 UWG nicht, wo­durch es der Be­klag­ten ver­wehrt sei, sich letzt­lich auf wirt­schaft­li­che Er­wä­gun­gen zu stüt­zen. Die­se Norm ist man­gels Ak­tiv­le­gi­ti­ma­ti­on (§ 8 III UWG) vor­lie­gend schon nicht un­mit­tel­bar an­wend­bar. Ih­re Wer­tung kann letzt­lich nur in die Ge­samt­ab­wä­gung ein­flie­ßen. Un­ter Maß­ga­be der vor­ste­hen­den Grund­sät­ze ist aber ge­ra­de auch der wirt­schaft­li­che Auf­wand in die Zu­mut­bar­keits­prü­fung ein­zu­be­zie­hen; ins­be­son­de­re wenn dies zur Un­ter­las­sung der ge­sam­ten Wer­be­maß­nah­me füh­ren wür­de.

Da­bei wird nicht ver­kannt, dass der Wer­ben­de (hier: die Be­klag­te) grund­sätz­lich ge­hal­ten ist, selbst und ge­gen­über dem Wer­be- bzw. Zu­stel­lungs­un­ter­neh­men al­le ihm mög­li­chen recht­li­chen und wirt­schaft­li­chen Maß­nah­men zu er­grei­fen, die ge­eig­net sind, ei­ne Be­ein­träch­ti­gung des Be­trof­fe­nen zu ver­hin­dern (BGH, Urt. v. 20.12.1988 – VI ZR 182/88, BGHZ 106, 229 = ju­ris Rn. 16 f.). An­ders als in die­ser vom Klä­ger zi­tier­ten Ent­schei­dung hat­te der dor­ti­ge Be­trof­fe­ne ein nach au­ßen für je­der­mann er­sicht­li­ches Schild „Bit­te kei­ne Wer­bung“ an sei­nem Brief­kas­ten an­ge­bracht. In­so­weit sind die In­ter­es­sen bei der er­for­der­li­chen Ab­wä­gung hier an­ders zu ge­wich­ten.

Der Ein­griff in das all­ge­mei­ne Per­sön­lich­keits­recht des Klä­gers ist vor­lie­gend als ge­ring­fü­gig zu be­wer­ten. Denn die sel­te­ne Post­wurf­sen­dung der Be­klag­ten kann oh­ne wei­te­re Mü­he aus­sor­tiert wer­den. Dies gilt um­so mehr, weil der Klä­ger nach ei­ge­nem Vor­trag al­le wei­te­ren Wer­be­sen­dun­gen, die – wie all­ge­mein be­kannt – zum Teil wö­chent­lich zu­ge­stellt wer­den, wei­ter­hin er­hal­ten möch­te und da­mit auch sich­tet, wo­hin­ge­gen er von der Be­klag­ten – nach ei­ge­nem Vor­trag – bis­her oh­ne­hin nur zwei teil- bzw. nicht adres­sier­te Post­wurf­sen­dun­gen er­hal­ten hat.

Im Üb­ri­gen steht dem Klä­ger selbst ei­ne ganz ein­fa­che, oh­ne Wei­te­res zu­zu­mu­ten­de Mög­lich­keit of­fen, den Ein­wurf von Post­wurf­sen­dun­gen der Be­klag­ten in Zu­kunft für sich und die Mit­nut­zer zu ver­hin­dern, wo­durch die Gel­tend­ma­chung sei­nes Un­ter­las­sungs­an­spru­ches rechts­miss­bräuch­lich wür­de (vgl. AG Bonn, Urt. v. 15.08.2013 – 103 C 82/13, ju­ris). So kann er oh­ne nen­nens­wer­ten Auf­wand ein Hin­weis­schild an sei­nem Brief­kas­ten an­brin­gen, das ver­deut­licht, dass der Ein­wurf von Wer­bung der Be­klag­ten … nicht ge­wünscht ist. In­so­weit ob­liegt es ihm, dies mit den wei­te­ren Nut­zern des Brief­kas­tens ab­zu­klä­ren und ein­ver­nehm­lich zu re­geln. An­de­ren­falls muss er sich de­ren In­ter­es­se am Er­halt sol­cher Wer­be­sen­dun­gen oh­ne­hin ent­ge­gen­hal­ten las­sen, was der Gel­tend­ma­chung sei­nes Un­ter­las­sungs­an­spruchs eben­falls ent­ge­gen­stün­de.

Nach al­le­dem ist un­er­heb­lich, ob der Klä­ger – was die Be­klag­te rügt und das Land­ge­richt hat da­hin­ste­hen las­sen – sub­stan­zi­iert zur Stö­rungs­hand­lung vor­ge­tra­gen und die Be­klag­te dies zu­läs­sig und aus­rei­chend be­strit­ten hat.

B. Die Be­ru­fung des Klä­gers war zu­rück­zu­wei­sen. Das Land­ge­richt ist zu­tref­fend da­von aus­ge­gan­gen, dass die streit­ge­gen­ständ­li­che Kon­troll­leuch­te für die de­ak­ti­vier­te Fest­stell­brems­au­to­ma­tik kei­nen Man­gel i. S. des § 434 I BGB dar­stellt.

Nach § 434 I 1 BGB ist der Kauf­ge­gen­stand nicht frei von Sach­män­geln, wenn er bei Ge­fahr­über­gang nicht die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat. So­weit die Be­schaf­fen­heit nicht ver­ein­bart ist, ist die Sa­che auch dann frei von Sach­män­geln, wenn sie sich für die ge­wöhn­li­che An­wen­dung eig­net oder ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, wel­che bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann. Für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net sich ein Fahr­zeug grund­sätz­lich (nur) dann, wenn es nach sei­ner Be­schaf­fen­heit kei­ne tech­ni­schen Män­gel auf­weist, die die Zu­las­sung zum Stra­ßen­ver­kehr hin­dern oder die Ge­brauchs­fä­hig­keit auf­he­ben oder be­ein­träch­ti­gen (BGH, Urt. v. 10.03.2009 – VI­II ZR 34/08, ju­ris Rn. 12). Ei­nen sol­chen Man­gel be­haup­tet selbst der Klä­ger nicht. Viel­mehr fühlt er sich von der Warn­mel­dung ge­stört und meint un­ter Ver­weis auf das pri­va­te Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten, dass die­se ir­ri­tie­ren kön­ne. Ei­ne Funk­ti­ons- oder Ge­brauch­s­ein­schrän­kung des Fahr­zeugs ist da­mit je­doch ge­ra­de nicht ver­bun­den. Nichts an­de­res er­gibt sich aus dem pri­va­ten Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten, wo­nach dies zu Ir­ri­ta­tio­nen füh­ren kön­ne, weil kei­ne Stö­rung vor­lie­ge. Da­bei bleibt un­be­rück­sich­tigt, dass die An­zei­ge ei­ne Warn­funk­ti­on er­füllt.

Al­lein die Tat­sa­che, dass an­de­re Her­stel­ler die Warn­mel­dung an­ders ge­stal­ten, recht­fer­tigt nicht die An­nah­me ei­nes Sach­man­gels. Denn das klä­ge­ri­sche Fahr­zeug weist mit der Kon­troll­leuch­te ei­ne Be­schaf­fen­heit auf, wel­che bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann. Dies gilt selbst dann, wenn als Maß­stab da­für der Ver­gleich mit an­de­ren Her­stel­lern grund­sätz­lich in Be­tracht kommt, wor­auf der Klä­ger zu Recht ver­weist (vgl. BGH, Urt. v. 24.10.2018 – VI­II ZR 66/17, BGHZ 220, 134 Rn. 33 f.). Ent­schei­dend ist vor­lie­gend je­doch, dass kei­ne ir­ri­tie­ren­de Fehl­mel­dung vor­liegt, wie sie Ge­gen­stand der vor­ge­nann­ten BGH-Ent­schei­dung war, son­dern ei­ne funk­ti­ons­fä­hi­ge Warn­mel­dung. Selbst der Klä­ger rügt kei­ne Fehl­funk­ti­on. Die­se Warn­mel­dung ist auch ge­eig­net, den Fahr­zeug­füh­rer dar­auf hin­zu­wei­sen, dass die Fest­stell­brem­se ma­nu­ell be­tä­tigt oder die Au­to­ma­tik ak­ti­viert wer­den muss, um ein Weg­rol­len des Fahr­zeugs bei ab­ge­stell­tem Mo­tor zu ver­hin­dern, wie dies ver­gleich­ba­re Fahr­zeu­ge an­de­rer Her­stel­ler eben­falls auf­wei­sen. Letzt­lich ob­liegt es der Ent­schei­dungs­frei­heit des Her­stel­lers, wie er bei sei­nen Fahr­zeu­gen den Hin­weis ge­stal­tet; eben­so frei mag sich ein Kauf­in­ter­es­sent für das Mo­dell ei­nes an­de­ren Her­stel­lers ent­schei­den, wenn ihn die Art des Warn­hin­wei­ses ir­ri­tiert.

Aus die­sem Grund ver­fängt auch der Ver­weis auf die Recht­spre­chung zum so­ge­nann­ten Die­selskan­dal nicht. Ein Sach­man­gel wur­de in die­sen Fäl­len an­ge­nom­men, weil ein Soft­ware­up­date, an­ders als bei Fahr­zeu­gen an­de­rer Her­stel­ler, er­for­der­lich ge­we­sen sei, um die ge­setz­li­chen Zu­las­sungs­vor­aus­set­zun­gen ein­zu­hal­ten. Die be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge wie­sen ge­ra­de kei­ne Be­schaf­fen­heit auf, wel­che bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann – näm­lich dass die recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Zu­las­sungs­fä­hig­keit sei­nes Fahr­zeugs auf recht­mä­ßi­gem We­ge ein­ge­hal­ten wer­den, oh­ne die Ver­wen­dung ei­ner ma­ni­pu­lie­ren­den Soft­ware, die im Rah­men ei­nes Prüf­lauf­stands ei­nen Mo­dus ak­ti­viert, der nicht dem üb­li­chen Be­triebs­mo­dus ent­spricht und in dem der Stick­oxid­aus­stoß re­du­ziert wird. Dies ist vor­lie­gend je­doch nicht ver­gleich­bar, denn das Fahr­zeug des Klä­gers weist – wie Fahr­zeu­ge an­de­rer Her­stel­ler auch – ei­ne War­nung auf, die bei de­ak­ti­vier­ter Fest­stell­brems­au­to­ma­tik an­ge­zeigt wird; die­se weicht le­dig­lich in der kon­kre­ten Aus­ge­stal­tung von den Va­ri­an­ten an­de­rer Her­stel­ler ab.

Man­gels Nach­bes­se­rungs­an­spruchs be­steht auch kein An­spruch auf die gel­tend ge­mach­ten Scha­dens­er­satz­for­de­run­gen. …

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