1. Für ei­ne Kla­ge, mit der der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs die – am Kauf­ver­trag nicht be­tei­lig­te – Volks­wa­gen AG als Fahr­zeug­her­stel­le­rin ge­stützt auf § 826 BGB und/oder § 823 II BGB i. V. § 263 StGB auf Scha­dens­er­satz in An­spruch nimmt, ist ge­mäß § 32 ZPO (auch) das Ge­richt ört­lich zu­stän­dig, in des­sen Be­zirk die be­haup­te­te un­er­laub­te Hand­lung be­gan­gen wor­den ist. Be­ge­hungs­ort der un­er­laub­ten Hand­lung ist so­wohl der Hand­lungs- als auch der Er­folgs­ort; ei­ne Zu­stän­dig­keit ist des­halb wahl­wei­se dort ge­ge­ben, wo die Ver­let­zungs­hand­lung be­gan­gen wur­de, oder dort, wo in das Ver­mö­gen des Fah­zeug­käu­fers als ge­schütz­tes Rechts­gut ein­ge­grif­fen wur­de.
  2. Er­folgs­ort i. S. von § 32 ZPO nicht per se der Wohn­sitz des ge­schä­dig­ten Fahr­zeug­käu­fers, in des­sen Ver­mö­gen ein­ge­grif­fen wur­de. Viel­mehr ist in den Fäl­len, in de­nen der Käu­fer das vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ne Fahr­zeug bar be­zahlt hat, auf den Ort ab­zu­stel­len, an dem dem Käu­fer das Fahr­zeug ge­gen Zah­lung des Kauf­prei­ses über­ge­ben wur­de. Er­folgs­ort i. S. von § 32 ZPO ist in die­sen Fäl­len re­gel­mä­ßig der Sitz des Ver­käu­fers.

OLG Hamm, Be­schluss vom 27.05.2019 – 32 SA 29/19

Sach­ver­halt: Der Klä­ger, der sei­nen Wohn­sitz in S. im Land­ge­richts­be­zirk S. hat, ver­langt von der in Wolfs­burg (Land­ge­richts­be­zirk Braun­schweig) an­säs­si­gen Volks­wa­gen AG ge­stützt auf § 826 BGB Scha­dens­er­satz in Hö­he von 46.476,99 € ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung von 12.488,55 € und Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung ei­nes Pkw Au­di Q5. Die­ses Fahr­zeug, das nach dem Vor­trag des Klä­gers mit ei­nem EA189-Die­sel­mo­tor aus­ge­stat­tet und des­halb vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fen ist, hat­te der Klä­ger am 08.01.2010 von ei­ner in L. im Land­ge­richts­be­zirk L. an­säs­si­gen Au­di-Ver­trags­händ­le­rin für 46.476,99 € er­wor­ben.

Das von dem Klä­ger ge­stützt auf § 32 ZPO an­ge­ru­fe­ne Land­ge­richt S. hat mit Ver­fü­gung vom 31.01.2019 dar­auf hin­ge­wie­sen, dass nichts da­für er­sicht­lich sei, dass es für den Rechts­streit ört­lich zu­stän­dig sei. Dass der Klä­ger sei­nen Wohn­sitz im Land­ge­richts­be­zirk ha­be, rei­che für ei­ne Zu­stän­dig­keit ge­mäß § 32 ZPO nicht aus. Zu der Fra­ge, wo der (be­haup­te­te) Ver­mö­gens­scha­den ein­ge­tre­ten sei, ha­be der Klä­ger nichts vor­ge­tra­gen; ins­be­son­de­re feh­le Vor­trag da­zu, wo der Klä­ger sei­ner Bank den Auf­trag für die Über­wei­sung des Kauf­prei­ses er­teilt ha­be und wo er sein Kon­to füh­re, zu des­sen Las­ten die Bank die­sen Auf­trag aus­ge­führt ha­be.

Mit Schrift­satz vom 19.02.2019 hat der Klä­ger dar­auf­hin gel­tend ge­macht, dass ge­mäß § 32 ZPO (auch) das Ge­richt ört­lich zu­stän­dig sei, in des­sen Be­zirk der Er­folg der un­er­laub­ten Hand­lung – hier: der Ver­mö­gens­scha­den – ein­ge­tre­ten sei. Des­halb sei für den Rechts­streit (auch) das Land­ge­richt S. ört­lich zu­stän­dig; denn er, der Klä­ger, in des­sen Ver­mö­gen ein­ge­grif­fen wor­den sei, ha­be sei­nen Wohn­sitz bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags über den Au­di Q5 im Be­zirk die­ses Ge­richts ge­habt. Die Ver­kaufs­ge­sprä­che sei­en – was bis­lang un­strei­tig ge­blie­ben ist – in den Ge­schäfts­räu­men der Au­di-Ver­trags­händ­le­rin in L. ge­führt wor­den; dort sei auch der Kauf­ver­trag ge­schlos­sen wor­den, und dort ha­be er, der Klä­ger, den Kauf­preis bar ge­zahlt. Mit Blick dar­auf hat der Klä­ger hilfs­wei­se ei­ne Ver­wei­sung des Rechts­streits an das Land­ge­richt L. be­an­tragt.

Von der ihr mit rich­ter­li­cher Ver­fü­gung vom 21.02.2019 er­öff­ne­ten Mög­lich­keit, zum Schrift­satz des Klä­gers vom 19.02.2019 Stel­lung zu neh­men, hat die Be­klag­te kei­nen Ge­brauch ge­macht.

Mit Be­schluss vom 11.03.2019 hat sich das Land­ge­richt S. für ört­lich un­zu­stän­dig er­klärt und den Rechts­streit im Hin­blick dar­auf, dass der Klä­ger den Au­di Q5 im Be­zirk des Land­ge­richts L. er­wor­ben ha­be, an die­ses Ge­richt ver­wie­sen. In dem Ver­wei­sungs­be­schluss heißt es un­ter an­de­rem, dass der Klä­ger zu der Fra­ge, wo sein Ver­mö­gen ge­schä­digt wor­den sei, das heißt wo er sei­ner Bank den Auf­trag zur Über­wei­sung des Kauf­prei­ses er­teilt ha­be, trotz ge­richt­li­chen Hin­wei­ses nicht vor­ge­tra­gen ha­be. Wo der Klä­ger bei Ab­schluss des Kfz-Kauf­ver­trags sei­nen Wohn­sitz ge­habt ha­be, sei für sich ge­nom­men oh­ne Be­lang, weil sich dar­aus noch nicht ein­mal her­lei­ten las­se, wo sich das Ver­mö­gen des Klä­gers be­fin­de.

Das Land­ge­richt L. hat sich mit Be­schluss vom 19.03.2019 sei­ner­seits für ört­lich un­zu­stän­dig er­klärt und die Sa­che zu­nächst dem OLG Düs­sel­dorf vor­ge­legt, da­mit die­ses ge­mäß § 36 I Nr. 6 ZPO das zu­stän­di­ge Ge­richt be­stim­me. Zur Be­grün­dung hat das Land­ge­richt L. dar­auf ab­ge­stellt, dass in den Fäl­len, in de­nen „ein Ge­schä­dig­ter des Ab­gas­skan­dals am Be­le­gen­heits­ort sei­nes Ver­mö­gens, näm­lich sei­nem Wohn­sitz“ Kla­ge er­he­be, „von ei­ner Zu­stän­dig­keit des Wohn­sitz­ge­rich­tes aus­zu­ge­hen“ sei.

Das OLG Düs­sel­dorf hat die Sa­che mit Be­schluss vom 27.03.2019 un­ter Ver­weis auf § 36 II ZPO an das Land­ge­richt L. zu­rück­ge­ge­ben; die­ses hat sie so­dann mit Be­schluss vom 04.04.2019 dem OLG Hamm zur Be­stim­mung des zu­stän­di­gen Ge­richts vor­ge­legt. Der 32. Zi­vil­se­nat des OLG Hamm hat die Par­tei­en mit Ver­fü­gung vom 24.04.2019 an­ge­hört. Im Rah­men des­sen hat die Be­klag­te mit Schrift­satz vom 16.05.2019 mit nä­he­rer Be­grün­dung die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass das LG Braun­schweig ört­lich zu­stän­dig sei.

Als ört­lich zu­stän­di­ges Ge­richt wur­de das Land­ge­richt L. be­stimmt.

Aus den Grün­den: II. Die Vor­aus­set­zun­gen ei­ner Be­stim­mung des Ge­richts­stands ge­mäß § 36 I Nr. 6 ZPO lie­gen vor.

Das Land­ge­richt S. und das Land­ge­richt L. ha­ben sich bei­de i. S. von § 36 I Nr. 6 ZPO rechts­kräf­tig für ört­lich un­zu­stän­dig er­klärt. Das Land­ge­richt S. hat den Rechts­streit durch den grund­sätz­lich ge­mäß § 281 II 2 ZPO un­an­fecht­ba­ren Be­schluss vom 11.03.2019 an das Land­ge­richt L. ver­wie­sen. Das Land­ge­richt L. hat durch den Par­tei­en be­kannt ge­mach­ten Be­schluss vom 19.03.2019 die Über­nah­me des Ver­fah­rens ab­ge­lehnt, sich eben­falls für ört­lich un­zu­stän­dig er­klärt und das Ver­fah­ren zu­nächst dem OLG Düs­sel­dorf und so­dann dem OLG Hamm zum Zwe­cke der Zu­stän­dig­keits­be­stim­mung vor­ge­legt. Das ge­nügt nach stän­di­ger Recht­spre­chung den An­for­de­run­gen, die an rechts­kräf­ti­ge Un­zu­stän­dig­keits­er­klä­run­gen i. S. des § 36 I Nr. 6 ZPO zu stel­len sind (vgl. BGH, Beschl. v. 10.12.1987 – I ARZ 809/87, ju­ris; Beschl. v. 10.09.2002 – X ARZ 217/02, ju­ris; Se­nat, Beschl. v. 25.07.2013 – 32 SA 46/13, ju­ris).

Das OLG Hamm ist ge­mäß § 36 II ZPO auch zur Ent­schei­dung über den Zu­stän­dig­keits­streit be­ru­fen. Da­nach wird, wenn das hö­he­re ge­mein­schaft­li­che Ge­richt der an dem Kom­pe­tenz­kon­flikt be­tei­lig­ten Ge­rich­te der BGH ist, das zu­stän­di­ge Ge­richt durch das Ober­lan­des­ge­richt be­stimmt, zu des­sen Be­zirk das zu­erst mit der Sa­che be­fass­te, an dem Kom­pe­tenz­kon­flikt be­tei­lig­te Ge­richt ge­hört (vgl. OLG Braun­schweig, Beschl. v. 28.10.2013 – 1 W 67/03, ju­ris). Vor­lie­gend war das im Be­zirk des OLG Hamm ge­le­ge­ne Land­ge­richt S. zu­erst mit der Sa­che be­fasst.

Ört­lich zu­stän­dig ist das Land­ge­richt L.

1. Ge­mäß § 281 II 4 ZPO sind Ver­wei­sungs­be­schlüs­se grund­sätz­lich bin­dend, da – im Ein­klang mit der in § 281 II 2 ZPO nor­mier­ten Un­an­fecht­bar­keit von Ver­wei­sungs­be­schlüs­sen – im In­ter­es­se der Pro­zess­öko­no­mie das Ver­fah­ren ver­zö­gern­de und ver­teu­ern­de Zu­stän­dig­keits­strei­tig­kei­ten ver­mie­den wer­den sol­len. Die Bin­dungs­wir­kung ent­fällt nur dann, wenn der Ver­wei­sungs­be­schluss nicht als im Rah­men des § 281 I ZPO er­gan­gen an­zu­se­hen ist, et­wa weil er auf ei­ner Ver­let­zung recht­li­chen Ge­hörs be­ruht, nicht durch den ge­setz­li­chen Rich­ter er­las­sen wur­de oder je­der ge­setz­li­chen Grund­la­ge ent­behrt und des­halb als will­kür­lich be­trach­tet wer­den muss. Hier­für ge­nügt nicht, dass der Be­schluss in­halt­lich un­rich­tig oder feh­ler­haft ist. Will­kür liegt nur vor, wenn der Ver­wei­sungs­be­schluss bei ver­stän­di­ger Wür­di­gung der das Grund­ge­setz be­herr­schen­den Ge­dan­ken nicht mehr ver­ständ­lich er­scheint und of­fen­sicht­lich un­halt­bar ist (BGB, Beschl. v. 15.05.2011 – X AZR 109/11, NJW-RR 2011, 1364 Rn. 9; Beschl. v. 19.02.2013 – X ARZ 507/12, NJW-RR 2013, 764 Rn. 7; Beschl. v. 09.06.2015 – X ARZ 115/15, NJW-RR 2015, 1016 Rn. 9; st. Rspr.).

An die­sen Grund­sät­zen ge­mes­sen ist das Land­ge­richt L. an den Ver­wei­sungs­be­schluss des Land­ge­richts S. vom 11.03.2019 ge­bun­den.

2. Das Land­ge­richt L. ist ört­lich zu­stän­dig.

a) Die Zu­stän­dig­keit des Land­ge­richts L. er­gibt sich al­ler­dings nicht schon aus § 29 I ZPO. Der Ge­richts­stand des Er­fül­lungs­orts ist ge­gen­über der Be­klag­ten nicht be­grün­det, da es im Ver­hält­nis der Par­tei­en an ei­ner ver­trag­li­chen oder ihr gleich­ste­hen­den Son­der­ver­bin­dung fehlt. Der Kauf­ver­trag ist mit der Ver­trags­händ­le­rin der Be­klag­ten ge­schlos­sen wor­den, die der Klä­ger nicht mit­ver­klagt hat. Ein Schuld­ver­hält­nis mit der Be­klag­ten er­gibt sich auch nicht aus § 311 III 1 BGB. Ins­be­son­de­re hat die Be­klag­te nicht i. S. von § 311 III 2 BGB in be­son­de­rem Ma­ße Ver­trau­en für sich in An­spruch ge­nom­men und da­durch die Ver­trags­ver­hand­lun­gen oder den Ver­trags­schluss be­ein­flusst. Je­den­falls trägt der Klä­ger hier­zu nichts vor.

b) Al­ler­dings ist im Be­zirk des Land­ge­richts L. der Ge­richts­stand der un­er­laub­ten Hand­lung ge­mäß § 32 ZPO be­grün­det, da der Klä­ger von hier aus die Zah­lun­gen ge­leis­tet hat, die zum Scha­den ge­führt ha­ben.

aa) Be­ge­hungs­or­te der de­lik­ti­schen Hand­lung sind so­wohl der Hand­lungs- als auch der Er­folgs­ort, so­dass ei­ne Zu­stän­dig­keit wahl­wei­se dort ge­ge­ben ist, wo die Ver­let­zungs­hand­lung be­gan­gen wur­de, und dort, wo in ein ge­schütz­tes Rechts­gut ein­ge­grif­fen wur­de (BGH, Urt. v. 28.02.1996 – XII ZR 181/93, BGHZ 132, 105, 110 f. = ju­ris Rn. 26; Urt. v. 02.03.2010 – VI ZR 23/09, BGHZ 184, 313 Rn. 8; Urt. v. 06.11.2007 – VI ZR 34/07, NJW-RR 2008, 516 Rn. 24; Münch­Komm-ZPO/Patz­i­na, 5. Aufl. [2016], § 32 Rn. 20; je­weils m. w. Nachw.). Der Scha­dens­ort ist als sol­cher oh­ne Be­lang, es sei denn, dass der Scha­den­s­ein­tritt zum Tat­be­stand der Rechts­ver­let­zung ge­hört (Zöl­ler/Schultz­ky, ZPO, 32. Aufl. [2018], § 32 Rn. 19 m. w. Nachw.).

(1) Dar­aus folgt, dass der Klä­ger nicht auf den Ort be­schränkt ist, an dem nach sei­nem Vor­trag die Tat­hand­lung be­gan­gen wor­den ist. Ihm steht viel­mehr ein Wahl­recht zu, das er nach Be­lie­ben aus­zu­üben be­rech­tigt ist. Er kann auch dann am Er­folgs­ort kla­gen, wenn der Be­ge­hungs­ort wo­an­ders liegt. Eben­so kann er an je­dem Er­folgs­ort kla­gen, wenn die­ser in ver­schie­de­nen Ge­richts­be­zir­ken liegt (vgl. nur Roth, in: Stein/Jo­nas, ZPO, 23. Aufl. [2014], § 32 Rn. 26 m. w. Nachw.).

(2) Wird die Haf­tung auf die Er­fül­lung des Be­trugs­tat­be­stands ge­mäß § 823 II 1 BGB i. V. mit § 263 I StGB ge­stützt, ist der Er­folgs­ort dort, wo die Täu­schungs­hand­lung ei­nen Irr­tum er­regt oder die schä­di­gen­de Ver­mö­gens­ver­fü­gung aus­ge­löst hat. Wird ein An­spruch aus § 826 BGB gel­tend ge­macht, ge­hört zum Tat­be­stand der un­er­laub­ten Hand­lung der Ein­tritt ei­nes Ver­mö­gens­scha­dens (vgl. Be­ckOK-ZPO/Tous­saint, Stand: 01.07.2018, § 32 Rn. 12.1 m. w. Nachw.). Das nach § 32 ZPO zu­stän­di­ge Ge­richt ist da­her in die­sen Fäl­len nicht nur an­hand des Or­tes zu be­stim­men, an dem der Tä­ter ge­han­delt hat, son­dern auch dort be­grün­det, wo der Rechts­guts­ein­griff er­folgt und der Scha­den ent­stan­den ist (vgl. Smid/Hart­mann, in: Wiec­zo­rek/Schüt­ze, ZPO, 4. Aufl. [2015], § 32 Rn. 40 m. w. Nachw.).

Al­ler­dings ist der Er­folgs­ort ei­ner un­er­laub­ten Hand­lung der Ver­mö­gens­schä­di­gung – an­ders als vom Klä­ger und vom Land­ge­richt L. an­ge­nom­men – nicht schon des­halb am Wohn­sitz des Ge­schä­dig­ten be­grün­det, weil sich dort sein Ver­mö­gen be­fin­det. Denn die Kon­zen­tra­ti­on der Zu­stän­dig­keit am Hand­lungs- oder Ver­let­zungs­ort der un­er­laub­ten Hand­lung knüpft an die Sach­nä­he und da­mit ein­her­ge­hen­de leich­te­re Auf­klä­rung des Sach­ver­halts an. Die­ser Zweck wür­de ver­fehlt, wenn im­mer auch auf den Ort ab­ge­stellt wer­den könn­te, an dem sich das Ver­mö­gen des Ge­schä­dig­ten im Zeit­punkt der Vor­nah­me der schä­di­gen­den Hand­lung be­fun­den hat (OLG Mün­chen, Urt. v. 21.1.1992 – 25 U 2987/91, NJW-RR 1993, 701, 703 m. w. Nachw.; miss­ver­ständ­lich in­so­weit Zöl­ler/Schultz­ky, a. a. O., § 32 Rn. 19: „Be­trug am Be­le­gen­heits­ort des Klä­ger­ver­mö­gens“).

bb) Dem­nach ist auf die Um­stän­de des Ein­zel­falls ab­zu­stel­len und auf die­ser Grund­la­ge zu prü­fen, wo die Ver­let­zungs­hand­lung vor­ge­nom­men und der tat­be­stands­mä­ßi­ge Er­folg ein­ge­tre­ten ist.

(1) Dass die Be­klag­te dem Klä­ger sei­nem Vor­trag ge­mäß den Ein­satz ei­ner mit ei­ner so­ge­nann­ten Prüf­stand-Ent­de­ckungs­soft­ware aus­ge­stat­te­ten Vor­schalt­ein­rich­tung ver­schwie­gen hat, kann ei­nen Ein­ge­hungs­be­trug i. S. von § 263 I StGB be­grün­den, der dar­in liegt, dass der Käu­fer ei­nen für ihn wirt­schaft­lich nach­tei­li­gen Ver­trag mit dem Ver­käu­fer des Fahr­zeugs ab­ge­schlos­sen hat. In­fol­ge die­ses Ver­trags­schlus­ses ist sein Ver­mö­gen mit ei­ner un­ge­woll­ten Ver­pflich­tung ne­ga­tiv be­las­tet wor­den. Dies folgt dar­aus, dass bei ver­stän­di­ger Wür­di­gung und un­ter le­bens­na­her Be­trach­tung kein durch­schnitt­lich in­for­mier­ter und wirt­schaft­lich ver­nünf­tig den­ken­der Ver­brau­cher ein Fahr­zeug er­wer­ben wür­de, wel­ches mit ei­ner ge­set­zes­wid­ri­gen Soft­ware aus­ge­stat­tet ist. Ein sol­cher Ver­brau­cher kann und muss nicht da­von aus­ge­hen, dass die ge­setz­lich vor­ge­ge­be­nen und im tech­ni­schen Da­ten­blatt auf­ge­nom­me­nen Ab­gas­wer­te nur des­halb als ein­ge­hal­ten at­tes­tiert wer­den, weil ei­ne Soft­ware in­stal­liert wor­den ist, die da­für sorgt, dass der Lauf des Prüf­stands er­kannt und über ei­ne ent­spre­chen­de Pro­gram­mie­rung der Mo­tor­steue­rung des­we­gen – in ge­setz­lich un­zu­läs­si­ger Wei­se – ins­be­son­de­re der Stick­oxid­aus­stoß re­du­ziert wird (vgl. LG Pa­der­born, Urt. v. 07.04.2017 – 2 O 118/16, ju­ris Rn. 38; eben­so LG Kre­feld, Urt. v. 04.10.2017 – 2 O 19/17, ju­ris Rn. 25; Urt. v. 28.02.2018 – 7 O 10/17, ju­ris Rn. 34).

(2) Ein sol­cher Ein­ge­hungs­be­trug ist vom Klä­ger al­ler­dings schon gar nicht be­haup­tet wor­den. Er trägt nicht vor, dass die Ver­käu­fe­rin bös­gläu­big ge­we­sen sei, so­dass ei­ne Mit­tä­ter­schaft oder Teil­nah­me ge­mäß §§ 263 I, 25 II, 26, 27 I StGB bzw. §§ 826, 830 I, II BGB aus­schei­det. In Be­tracht kä­me al­len­falls ei­ne mit­tel­ba­re Tä­ter­schaft der Be­klag­ten i. S. von §§ 263 I, 25 I Fall 2 StGB, bei der die Tat­hand­lung i. S. v. § 9 I Fall 1 StGB al­ler­dings so­wohl am Ort des ei­ge­nen Tä­tig­wer­dens des Tat­mitt­lers als auch dort be­gan­gen wird, wo das Werk­zeug ge­han­delt hat, da dem mit­tel­ba­ren Tä­ter des­sen Hand­lung zu­ge­rech­net wird (vgl. BGH, Urt. v. 15.01.1991 – 1 StR 617/90, wis­tra 1991, 135; Eser, in: Schön­ke/Schrö­der, StGB, 29. Aufl. [2014], § 9 Rn. 4; Satz­ger, in: Satz­ger/Schlu­cke­bier/Wid­mai­er, StGB, 3. Aufl. [2017], § 9 Rn. 10; LK-StGB/Wer­le/Jeß­ber­ger, 12. Aufl. [2007], § 9 Rn. 14).

(3) Dem­nach kommt es für die Fra­ge der ört­li­chen Zu­stän­dig­keit dar­auf an, wo die Er­fül­lungs­hand­lun­gen i. S. von § 362 I BGB vor­ge­nom­men wor­den sind. Da­zu fehl­te es ent­ge­gen der An­nah­me des Land­ge­richts S. in sei­nem Ver­wei­sungs­be­schluss vom 11.03.2019 nicht an hin­rei­chend kon­kre­tem Sach­vor­trag des Klä­gers. Viel­mehr hat der Klä­ger mit auf den ge­richt­li­chen Hin­weis vom 31.01.2019 hin er­folg­ten Schrift­satz vom 19.02.2019 un­wi­der­spro­chen vor­ge­tra­gen, dass nicht nur der Kauf­ver­trag in L. ge­schlos­sen wor­den, son­dern dort am Tag der Fahr­zeug­über­ga­be auch der Kauf­preis von ihm in bar be­gli­chen wor­den ist. Dem­entspre­chend ist in L. der Ver­mö­gens­scha­den ein­ge­tre­ten und so­mit auch der Er­folgs­ort i. S. von § 32 ZPO an­zu­neh­men. Das Land­ge­richt S. hat da­her den Rechts­streit zu­tref­fend – wenn auch mit ei­ner nicht ganz zu­tref­fen­den Be­grün­dung – an das Land­ge­richt L. ver­wie­sen.

3. Dar­über hin­aus hat der Se­nat auch kei­ne An­halts­punk­te da­für ge­se­hen, dass ei­ne Vor­la­ge an den BGH nach § 36 III 1 ZPO er­for­der­lich sein könn­te. Sei­ne Ent­schei­dung steht im Ein­klang mit der Recht­spre­chung des OLG Düs­sel­dorf, wo­nach für die auf de­lik­ti­sche An­sprü­che ge­gen die be­klag­te Fahr­zeug­her­stel­le­rin ge­rich­te­te Kla­ge der Ge­richts­stand der un­er­laub­ten Hand­lung be­grün­det ist, da Be­ge­hungs­or­te i. S. von § 32 ZPO so­wohl am Sitz der Ver­käu­fe­rin, an dem der Kauf­ver­trag ge­schlos­sen wor­den ist, als auch am Wohn­sitz des Klä­gers be­grün­det sei­en, wo der Ver­mö­gens­scha­den ein­ge­tre­ten sei (OLG Düs­sel­dorf, Beschl. v. 30.10.2017 – I-5 Sa 44/17, ju­ris Rn. 23). So­weit er­sicht­lich, lie­gen der Se­nats­recht­spre­chung ent­ge­gen­ste­hen­de Ent­schei­dun­gen an­de­rer Ober­lan­des­ge­rich­te eben­falls nicht vor.

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