1. Ver­hin­dert der Käu­fer ei­nes als man­gel­haft ge­rüg­ten Fahr­zeugs, das er von ei­nem Drit­ten re­pa­rie­ren lässt, nicht durch ent­spre­chen­de An­wei­sun­gen an den Drit­ten, dass die­ser aus­ge­tausch­te Tei­le – hier un­ter an­de­rem ei­nen Tur­bo­la­der – ent­sorgt, kann dar­in ei­ne fahr­läs­si­ge Be­weis­ver­ei­te­lung lie­gen, wenn der Käu­fer hät­te er­ken­nen müs­sen, dass die de­fek­ten Tei­le in ei­nem ge­gen den Kfz-Ver­käu­fer ge­führ­ten Rechts­streit be­nö­tigt wer­den und des­halb auf­be­wahrt wer­den müs­sen.
  2. Auch ei­ne le­dig­lich fahr­läs­si­ge Be­weis­ver­ei­te­lung kann zu ei­ner Um­kehr der Be­weis­last füh­ren und zur Fol­ge ha­ben, dass im An­wen­dungs­be­reich des § 477 BGB nicht zu­las­ten des Ver­käu­fers ver­mu­tet wird, dass die Kauf­sa­che be­reits bei Ge­fahr­über­gang man­gel­haft war.

OLG Ko­blenz, Ur­teil vom 27.03.2018 – 5 U 79/18

Sach­ver­halt: Der Klä­ger kauf­te mit Ver­trag vom 22.03.2013 von der Be­klag­ten, die ge­werb­lich mit Kraft­fahr­zeu­gen han­delt, ei­nen ge­brauch­ten VW Pas­sat zum Preis von 12.500 €.

Die­ses Fahr­zeug wur­de vor der Über­ga­be an den Klä­ger ver­ein­ba­rungs­ge­mäß ei­ner Haupt­un­ter­su­chung un­ter­zo­gen. Da­bei wur­de fest­ge­stellt, dass die Leicht­me­tall­fel­gen des Pkw nicht ge­neh­mi­gungs­fä­hig wa­ren. Da­her ver­ein­bar­ten die Par­tei­en – und ver­merk­ten sie auf der Über­ga­be­be­stä­ti­gung –, dass die Be­klag­te dem Klä­ger ent­we­der die all­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis (ABE) für die Fel­gen nach­rei­chen oder ihm ei­nen Satz Alu­fel­gen mit Som­mer­rei­fen kos­ten­los nach­lie­fern wer­de. An­schlie­ßend schaff­te der Klä­ger Leicht­me­tall­fel­gen in­klu­si­ve Rei­fen für 803,51 € an, und die Be­klag­te er­stat­te­te ihm 250 € in bar (Gut­schrift vom 21.03.2013).

Zu­dem kam es zwi­schen den Par­tei­en zu Dis­kus­sio­nen we­gen ei­nes Un­fall­scha­dens des Fahr­zeugs. Die Be­klag­te er­brach­te in die­sem Zu­sam­men­hang La­ckier­ar­bei­ten, für die der Klä­ger 100 € an die Be­klag­te zahl­te.

Im April 2013 kon­tak­tier­te der Klä­ger die Be­klag­te we­gen ei­nes Leis­tungs­ver­lusts des Fahr­zeugs und such­te dies­be­züg­lich schließ­lich auf Emp­feh­lung der Be­klag­ten ei­ne wohn­ort­na­he Werk­statt auf. Nach­dem das Fahr­zeug dort un­ter­sucht wor­den war, ließ der Klä­ger den Pkw un­ter In­an­spruch­nah­me ei­ner Ga­ran­tie­ver­si­che­rung re­pa­rie­ren, wo­bei die Dü­sen­pum­pe so­wie ein Tur­bo­la­der aus­ge­tauscht wur­den.

Mit Schrei­ben vom 24.04.2013 ver­lang­te der Klä­ger von der Be­klag­ten den Er­satz der von ihm selbst ge­tra­ge­nen Re­pa­ra­tur­kos­ten (Selbst­be­tei­li­gung) in Hö­he von 521,30 € so­wie den Er­satz der Kos­ten für die Alu­fel­gen und die La­ckier­ar­bei­ten. Au­ßer­dem kon­fron­tier­te er die Be­klag­te mit ei­nem Scha­den am Saug­rohr. Hin­sicht­lich die­ses Scha­dens bot die Be­klag­te dem Klä­ger ei­ne Nach­bes­se­rung an und bat in­so­weit um die Ver­ein­ba­rung ei­nes Werk­statt­ter­mins.

Kurz dar­auf er­litt das Fahr­zeug des Klä­gers ei­nen Mo­tor­scha­den. Der Klä­ger for­der­te die Be­klag­te – er­folg­los – un­ter Frist­set­zung zur Nach­bes­se­rung auf und ver­wies dar­auf, dass das Fahr­zeug lie­gen ge­blie­ben sei. Nach­dem die Be­klag­te ei­ne Nach­bes­se­rung ab­ge­lehnt hat­te, ließ der Klä­ger den Mo­tor­scha­den be­he­ben. Hier­für wur­den ihm Re­pa­ra­tur­kos­ten in Hö­he von 10.800 € in Rech­nung ge­stellt, de­ren Er­stat­tung die Be­klag­te ver­wei­ger­te.

Der Klä­ger hat die Be­klag­te erst­in­stanz­lich auf Zah­lung von 11.974,81 € nebst Zin­sen so­wie Er­stat­tung vor­ge­richt­li­cher An­walts­kos­ten (837,52 € nebst Zin­sen) in An­spruch ge­nom­men. Zur Be­grün­dung die­ses Be­geh­rens hat er vor­ge­tra­gen, der Mo­tor­scha­den sei dar­auf zu­rück­zu­füh­ren, dass ein Teil­stück der Drall­klap­pen­wel­le in den Brenn­raum des Mo­tors ge­langt sei. Die Ur­sa­che hier­für sei be­reits bei Über­ga­be des Fahr­zeugs an­ge­legt ge­we­sen, so­dass er – der Klä­ger – den Kauf­preis in Hö­he der Re­pa­ra­tur­kos­ten min­dern dür­fe. Auch der Tur­bo­la­der sei be­reits bei Über­ga­be des Pkw man­gel­haft ge­we­sen. Die von der Be­klag­ten aus­ge­führ­ten La­ckier­ar­bei­ten sei­en er­for­der­lich ge­we­sen, um ei­nen Un­fall­scha­den des Fahr­zeugs zu be­sei­ti­gen; er – der Klä­ger – sei des­halb nicht ver­pflich­tet ge­we­sen, sich mit 100 € an den Kos­ten der In­stand­set­zung zu be­tei­li­gen. Hin­sicht­lich der An­schaf­fung der Alu­fel­gen sei er auf­grund ei­ner ent­spre­chen­den Ein­stands­pflicht der Be­klag­ten frei ge­we­sen; die Be­klag­te müs­se ihm des­halb die auf­ge­wen­de­ten Kos­ten er­stat­ten.

Die Be­klag­te hat dem ent­ge­gen­ge­hal­ten, durch ih­re Gut­schrift über 250 € sei­en die Streit­punk­te „Alu­fel­gen“ und „Lack­scha­den“ ab­schlie­ßend er­le­digt wor­den. Bei der Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Klä­ger sei­en we­der der De­fekt des Tur­bo­la­ders noch der Mo­tor­scha­den an­ge­legt ge­we­sen. Hin­sicht­lich des Tur­bo­la­ders ha­be sie – die Be­klag­te – den Klä­ger im Üb­ri­gen le­dig­lich ge­be­ten, das Fahr­zeug in ei­ner wohn­ort­na­hen Werk­statt über­prü­fen zu las­sen.

Das sach­ver­stän­dig be­ra­te­ne Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen.

Ein An­spruch des Klä­gers auf Er­satz der Kos­ten für die Alu­fel­gen so­wie ein An­spruch auf Er­stat­tung des Be­trags, den der Klä­ger für die La­ckier­ar­bei­ten ge­zahlt ha­be, be­ste­he nicht. Der hier­zu ver­nom­me­ne Zeu­ge Z ha­be über­zeu­gend be­kun­det, die­se Streit­punk­te sei­en mit der Er­stat­tung von 250 € er­le­digt wor­den. Hin­ter­grund sei ge­we­sen, dass der Klä­ger Fel­gen ha­be an­schaf­fen wol­len, die über dem ge­schul­de­ten Stan­dard ge­le­gen hät­ten. Da­her ha­be die Be­klag­te ei­ne voll­stän­di­ge Kos­ten­über­nah­me ver­wei­gert und sich mit dem Klä­ger wie be­schrie­ben ge­ei­nigt.

An­sprü­che we­gen des (be­haup­te­ten) De­fekts des Tur­bo­la­ders und des (be­haup­te­ten) Mo­tor­scha­dens ha­be der Klä­ger eben­falls nicht. Zwar tra­ge nach § 476 BGB a.F. (= § 477 BGB n.F.) an sich die Be­klag­te die Be­weis­last da­für, dass das Fahr­zeug bei Ge­fahr­über­gang noch nicht man­gel­haft ge­we­sen sei. § 477 BGB sei je­doch nicht zu­las­ten der Be­klag­ten an­zu­wen­den, weil dem Klä­ger ei­ne fahr­läs­si­ge Be­weis­ver­ei­te­lung vor­zu­wer­fen sei. Der Klä­ger ha­be Werk­stät­ten mit dem Aus­tausch des Tur­bo­la­ders und der Be­sei­ti­gung des Mo­tor­scha­dens be­auf­tragt, oh­ne für ei­ne Auf­be­wah­rung an­geb­lich de­fek­ter Tei­le zu sor­gen, ob­wohl er mit Blick auf die be­reits er­ho­be­nen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che hät­te wis­sen müs­sen, dass die­se Tei­le als Be­weis­mit­tel be­nö­tigt wür­den. Wie sich aus dem ein­ge­hol­ten Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten er­ge­be, las­se sich oh­ne die in Re­de ste­hen­den Tei­le nicht mehr auf­klä­ren, wel­che Ur­sa­chen dem Mo­tor­scha­den und dem De­fekt des Tur­bo­la­ders zu­grun­de ge­le­gen hät­ten.

Das OLG Ko­blenz hat dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es be­ab­sich­ti­ge, die Be­ru­fung des Klä­gers ge­gen das Ur­teil ge­mäß § 522 II ZPO zu­rück­zu­wei­sen.

Aus den Grün­den: II. … Der Se­nat ist nach dem der­zei­ti­gen Sach- und Streit­stand ein­stim­mig der Über­zeu­gung, dass die Be­ru­fung of­fen­sicht­lich kei­ne Aus­sicht auf Er­folg hat. … Das Land­ge­richt hat die Kla­ge zu Recht ab­ge­wie­sen. Zur Ver­mei­dung von Wie­der­ho­lun­gen wird auf die Ent­schei­dung des Land­ge­richts Be­zug ge­nom­men. Die da­ge­gen er­ho­be­nen An­grif­fe der Be­ru­fung über­zeu­gen den Se­nat nicht. Hier­zu Fol­gen­des:

1. Der vom Klä­ger er­ho­be­ne An­spruch auf Er­stat­tung der Kos­ten für die an­ge­schaff­ten Alu­fel­gen ein­schließ­lich Rei­fen be­steht nicht. Auf­grund der ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­rung der Par­tei­en, nach der die Be­klag­te dem Klä­ger ent­we­der ei­ne Be­triebs­er­laub­nis für die Alu­fel­gen oder neue Alu­fel­gen nebst Rei­fen zu lie­fern hat­te, stellt sich der An­spruch auf die an­ge­fal­le­nen Kos­ten als das Be­geh­ren von Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung nach §§ 433, 434, 437 Nr. 3, §§ 280 I, III, 281 BGB dar.

Der Se­nat kann of­fen­las­sen, ob es in­so­weit an ei­ner Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung fehlt, da sich die Par­tei­en in Ab­än­de­rung der ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­rung da­hin ge­hend ver­stän­digt ha­ben, das Leis­tungs­in­ter­es­se des Klä­gers mit der Gut­schrift in Hö­he von 250 € ab­zu­gel­ten. Zu die­sem Er­geb­nis ist das Land­ge­richt in nicht zu be­an­stan­den­der Wei­se ge­langt. So­weit der Klä­ger in der Be­ru­fungs­be­grün­dung Tei­le der An­ga­ben des Zeu­gen Z zi­tiert, auf die das Land­ge­richt sei­ne Be­wer­tung ge­stützt hat, wer­den die­se An­ga­ben des Zeu­gen miss­ver­ständ­li­cher­wei­se ver­kürzt wie­der­ge­ge­ben. Der Zeu­ge Z hat in sei­ner Ver­neh­mung durch das Land­ge­richt in der Sit­zung vom 10.11.2017 be­kun­det, dem Klä­ger sei­en Alu­fel­gen als Er­satz an­ge­bo­ten wor­den, er ha­be in­des an­de­re Vor­stel­lun­gen ver­folgt, die al­ler­dings auf ei­ne hö­he­re Qua­li­tät hin­aus­ge­lau­fen sei­en. Da­her sei das An­ge­bot er­folgt, 250 € aus­zu­zah­len und das Fahr­zeug dann oh­ne Alu­fel­gen zu über­ge­ben. Hier­mit sei der Klä­ger ein­ver­stan­den ge­we­sen. Die­se An­ga­ben des Zeu­gen, des­sen Glaub­wür­dig­keit vom Klä­ger in der Be­ru­fungs­be­grün­dung nicht an­ge­zwei­felt wird, kön­nen nur da­hin ver­stan­den wer­den, dass zwi­schen den Par­tei­en klar war, dass mit der Gut­schrift die ur­sprüng­li­che Lie­fer­pflicht ab­ge­än­dert und er­setzt wird. Ei­ne an­de­re In­ter­pre­ta­ti­on ist nicht er­öff­net. So­weit das Land­ge­richt die An­ga­ben des Zeu­gen als über­zeu­gend an­ge­se­hen hat, be­ste­hen hier­ge­gen kei­ne Be­den­ken. Der Se­nat teilt da­her die Be­wer­tung des Land­ge­richts.

2. Auch ein An­spruch auf Rück­zah­lung der vom Klä­ger an die Be­klag­te ge­leis­te­ten 100 € im Zu­sam­men­hang mit der Durch­füh­rung der La­ckier­ar­bei­ten be­steht nicht. Ein sol­cher An­spruch kann sich – ab­wei­chend vom An­satz des Land­ge­richts – al­len­falls aus § 812 I 1 Fall 1 BGB er­ge­ben, da der Klä­ger zur Be­grün­dung sei­nes Be­geh­rens an­führt, den Be­trag oh­ne ver­trag­li­che Ein­stands­pflicht ge­leis­tet zu ha­ben. Der Klä­ger trägt in­so­fern je­doch die Be­weis­last für die Er­brin­gung der Zah­lung oh­ne Rechts­grund (vgl. nur Pa­landt/Sprau, BGB, 77. Aufl. [2018], § 812 Rn. 76). Zwar muss die Be­klag­te ei­nen ent­spre­chen­den Rechts­grund zu­min­dest be­haup­ten, doch ist sie die­ser se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last nach­ge­kom­men. Sie hat, ge­stützt auf die Gut­schrift vom 21.03.2013, an­ge­führt, mit der Gut­schrift sei der ge­sam­te As­pekt der La­ck­ar­bei­ten an der Bei­fah­rer­tür ab­ge­gol­ten wor­den. Selbst wenn es an­schlie­ßend zu ei­ner voll­stän­di­gen La­ckie­rung ge­kom­men sei, um den Klä­ger zu­frie­den­zu­stel­len – wie es der Zeu­ge Z an­ge­ge­ben hat –, wä­re durch die be­haup­te­te Ab­gel­tungs­re­gel kei­ne Ge­währ­leis­tungs­pflicht ge­ge­ben und da­mit ei­ne kos­ten­mä­ßi­ge Be­tei­li­gung des Klä­gers er­öff­net. In­so­fern hat die Be­klag­te kon­kret vor­ge­tra­gen. So­weit der Klä­ger nun im Nach­hin­ein die Rück­zah­lung be­gehrt, bleibt er hin­sicht­lich des feh­len­den Rechts­grun­des be­weis­fäl­lig. Ein das Vor­brin­gen der Be­klag­ten ent­kräf­ten­des Be­weis­an­ge­bot ver­moch­te er nicht zu un­ter­brei­ten.

3. Auch die Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che we­gen des de­fek­ten Tur­bo­la­ders so­wie des ein­ge­tre­te­nen Mo­tor­scha­dens hat das Land­ge­richt zu­tref­fend als nicht ge­recht­fer­tigt an­ge­se­hen.

a) Ei­ne Sach­män­gel­haf­tung der Be­klag­ten kommt für die vom Klä­ger an­ge­führ­ten Män­gel­kom­ple­xe nur in Be­tracht, wenn der Tur­bo­la­der­de­fekt so­wie der Mo­tor­scha­den auf Ur­sa­chen zu­rück­zu­füh­ren sind, die ei­ne ver­trags­wid­ri­ge Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs dar­stel­len und die bei Ge­fahr­über­gang be­reits vor­han­den wa­ren.

Zu dem de­fek­ten Tur­bo­la­der führt der Klä­ger, ob­gleich er die­sen aus­tau­schen ließ, kei­ne kon­kre­te Man­gel­ur­sa­che an und be­haup­tet pau­schal ei­nen ver­trags­wid­ri­gen Zu­stand, wo­hin­ge­gen die Be­klag­te ei­ne Fehl­funk­ti­on auf­grund al­ters­be­ding­ten Ver­schlei­ßes an­führt. Nor­ma­ler Ver­schleiß stellt je­doch kei­nen Sach­man­gel dar (vgl. nur BGH, Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, NJW 2006, 434 Rn. 19). Wel­che der bei­den dis­ku­tier­ten Scha­den­sur­sa­chen zu­tref­fend ist, lässt sich nicht mehr auf­klä­ren, da der Tur­bo­la­der für ei­ne Be­gut­ach­tung nicht mehr zur Ver­fü­gung steht.

Ent­spre­chen­des gilt für den Mo­tor­scha­den. Ent­ge­gen dem Vor­brin­gen des Klä­gers in der Be­ru­fungs­be­grün­dung kann auf der Grund­la­ge des ein­ge­hol­ten und mehr­fach schrift­lich er­gänz­ten Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens kei­nes­wegs von ei­nem Sach­man­gel nach § 434 I BGB aus­ge­gan­gen wer­den. Der Sach­ver­stän­di­ge hat mehr­fach aus­ge­führt, dass sich der Bruch der Drall­klap­pe mit den ge­ge­be­nen In­for­ma­tio­nen nicht ab­schlie­ßend klä­ren las­se. Es kom­me Ma­te­ri­al­er­mü­dung, ein Ma­te­ri­al­feh­ler, das Ein­brin­gen ei­nes Fremd­ge­gen­stan­des oder le­dig­lich ei­ne Ver­klem­mung durch Ver­ko­kungs­rück­stän­de in Be­tracht. Auch sei der zeit­li­che Ab­lauf nicht mehr be­stimm­bar. Hier­zu hat er er­gän­zend aus­ge­führt, dass bei ei­nem Bruch der Drall­klap­pe mit der Fol­ge ei­nes Fest­hän­gens im An­saug­rohr eher un­wahr­schein­lich er­schei­ne, dass ei­ne Stre­cke von rund 6.500 km ha­be zu­rück­ge­legt wer­den kön­nen. Die­se Schwie­rig­keit zu klä­ren, ob der De­fekt be­reits bei Über­ga­be des Fahr­zeugs an­ge­legt war, hat der Sach­ver­stän­di­ge mehr­fach vor­ge­stellt. Letzt­end­lich konn­te er kei­ne ex­ak­te Scha­den­sur­sa­che er­mit­teln. In­so­fern er­weist sich auch der Ein­wand des Klä­gers, der Sach­ver­stän­di­ge ha­be ge­ra­de nicht be­stä­ti­gen kön­nen, dass bei ver­gleich­ba­ren Fahr­zeu­gen me­cha­ni­sche Schä­den an Drall­klap­pen­wel­len bzw. Ma­te­ri­al­er­mü­dun­gen und Ma­te­ri­al­feh­ler an Drall­klap­pen­wel­len auf­ge­tre­ten sei­en, was ei­nen Sach­man­gel be­le­ge, als nicht stich­hal­tig. Aus den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen geht her­vor, dass ent­spre­chen­de Scha­dens­vor­fäl­le bei der­ar­ti­gen Fahr­zeu­gen nicht üb­lich sind. Es lässt sich in­des auch hier­aus nicht kon­kre­ti­sie­ren, wel­che der vom Sach­ver­stän­di­gen er­wo­ge­nen Scha­den­sur­sa­chen an­zu­neh­men ist und ob die­se be­reits bei Über­ga­be des Fahr­zeugs an­ge­legt war. Hier­zu hat der Sach­ver­stän­di­ge mehr­fach dar­auf ver­wie­sen, dass es ei­ner Be­gut­ach­tung der be­trof­fe­nen Fahr­zeug­tei­le be­darf, um hin­rei­chen­de Ge­wiss­heit zu ge­win­nen. Dies ist auf­grund der Ver­nich­tung der Fahr­zeug­tei­le nicht mehr mög­lich.

Das vom Klä­ger vor­ge­leg­te Pri­vat­gut­ach­ten, das als An­la­ge K 16 mit dem Schrift­satz vom 20.10.2014 vor­ge­legt wur­de, be­fin­det sich nicht bei der Ak­te. Die­ses wur­de erst­in­stanz­lich an den Sach­ver­stän­di­gen wei­ter­ge­lei­tet, der das Gut­ach­ten auch zur Kennt­nis ge­nom­men und ver­wer­tet hat, da er hier­auf in sei­ner vor­gut­ach­ter­li­chen Kor­re­spon­denz so­wie auch im Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten Be­zug nimmt. Of­fen­bar wur­de die­ses le­dig­lich vom Sach­ver­stän­di­gen nicht in der Ak­te ab­ge­hef­tet.

Al­ler­dings sieht der Se­nat bei der be­ste­hen­den Sach­la­ge kei­nen An­lass, dass das Pri­vat­gut­ach­ten ein an­de­res Er­geb­nis recht­fer­ti­gen könn­te. Der Klä­ger hat das Gut­ach­ten le­dig­lich pau­schal vor­ge­legt, oh­ne hier­zu kon­kret vor­zu­tra­gen. Hin­zu tritt, dass die Be­klag­te wört­lich aus dem Pri­vat­gut­ach­ten zi­tiert hat, wo­nach „die Ur­sa­che des Drall­klap­pen­wel­len­bruchs … nicht fest­ge­stellt wer­den“ kann. Auch der Sach­ver­stän­di­ge hat da­nach ei­nen „Ge­walt­bruch, mög­li­cher­wei­se durch Ein­drin­gen ei­nes Fremd­kör­pers, oder ei­nen Dau­er­bruch als Fol­ge ei­ner Ma­te­ri­al­er­mü­dung bzw. ei­nes Ma­te­ri­al­feh­lers“ er­wo­gen, die Klä­rung je­doch un­ter die Be­din­gung ei­ner „Bruch­un­ter­su­chung durch ei­ne Ma­te­ri­al­prü­fungs­an­stalt“ ge­stellt. Dies deckt sich mit den Aus­füh­run­gen des ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen, der eben­falls die Be­gut­ach­tung der Fahr­zeug­tei­le zur Klä­rung der Ur­sa­che des Mo­tor­scha­dens als er­for­der­lich an­ge­se­hen hat. In­so­fern er­scheint es fol­ge­rich­tig, dass auch der Klä­ger in sei­nen Stel­lung­nah­men zu den schrift­li­chen Aus­füh­run­gen des ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen so­wie in der Be­ru­fungs­be­grün­dung nicht auf an­de­re oder bes­se­re Er­kennt­nis­se auf der Grund­la­ge des Pri­vat­gut­ach­tens re­kur­riert hat.

b) Die Un­auf­klär­bar­keit der Ur­sa­chen des Tur­bo­la­der­de­fekts so­wie des Mo­tor­scha­dens geht zu­las­ten des Klä­gers. Die­ser trägt nach der Über­ga­be der Kauf­sa­che die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für die ei­nen Sach­man­gel be­grün­den­den Tat­sa­chen (vgl. nur BGH, Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, NJW 2006, 434 Rn. 20). An­de­res gilt nur dann, wenn die Be­weis­last­um­kehr des § 477 BGB greift. In­so­fern hat das Land­ge­richt zu­tref­fend auf die Aus­wei­tung der Ver­mu­tungs­wir­kung des § 477 BGB nach der richt­li­ni­en­kon­for­men Aus­le­gung der Vor­schrift durch den BGH ab­ge­stellt (BGH, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, NJW 2017, 1093). Da­nach greift vor­lie­gend grund­sätz­lich die Ver­mu­tungs­wir­kung ein, wes­halb die Un­auf­klär­bar­keit – ab­wei­chend von der all­ge­mei­nen Ver­tei­lung der Dar­le­gungs- und Be­weis­last im kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­recht – zu­las­ten der Be­klag­ten gin­ge. Die Be­weis­last­um­kehr des § 477 BGB greift in­des – wie das Land­ge­richt zu­tref­fend aus­führt – nicht ein, weil der Klä­ger den der Be­klag­ten ob­lie­gen­den Be­weis des Ge­gen­teils fahr­läs­sig ver­ei­telt hat.

Nach der Recht­spre­chung des BGH liegt in An­wen­dung des Rechts­ge­dan­ken der §§ 427, 441 III 3, 444, 446, 453 II, 454 I ZPO ei­ne Be­weis­ver­ei­te­lung vor, wenn ei­ne Par­tei ih­rem be­weis­pflich­ti­gen Geg­ner die Be­weis­füh­rung schuld­haft er­schwert oder un­mög­lich macht. Hier­bei geht es um die auch vor­pro­zes­su­al mög­li­che ge­ziel­te oder fahr­läs­si­ge Ver­nich­tung oder Vor­ent­hal­tung vor­han­de­ner Be­weis­mit­tel. Das Ver­schul­den muss sich da­bei so­wohl auf die Zer­stö­rung oder Ent­zie­hung des Be­weis­ob­jekts als auf die Be­sei­ti­gung sei­ner Be­weis­funk­ti­on be­zie­hen, al­so dar­auf, die Be­weis­la­ge des Geg­ners in ei­nem ge­gen­wär­ti­gen oder zu­künf­ti­gen Pro­zess nach­tei­lig zu be­ein­flus­sen (vgl. BGH, Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, NJW 2006, 434 Rn. 23; Urt. v. 23.10.2008 – VII ZR 64/07, NJW 2009, 360 Rn. 19). Die Re­pa­ra­tur ei­ner als man­gel­haft ge­rüg­ten Kauf­sa­che ist als Be­weis­ver­ei­te­lung an­zu­se­hen, wenn aus­ge­tausch­te Tei­le, die für die Be­weis­füh­rung von Be­deu­tung sind, nicht ver­wahrt wer­den (BGH, Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, NJW 2006, 434 Rn. 24; Be­ckOK-ZPO/Ba­cher, 27. Edi­ti­on, § 284 Rn. 90.1).

Auch vor­lie­gend er­füllt das Ver­hal­ten des Klä­gers die Vor­aus­set­zun­gen ei­ner fahr­läs­si­gen Be­weis­ver­ei­te­lung. Er hät­te er­ken­nen kön­nen und durch ei­ne ent­spre­chen­de An­wei­sung ver­hin­dern müs­sen, dass die mit dem Aus­tausch der Fahr­zeug­tei­le be­auf­trag­te Werk­statt die­se nicht auf­be­wahrt. Da­bei trifft den Klä­ger ein be­son­ders schwe­rer Vor­wurf, da er durch den Schrift­ver­kehr mit der Be­klag­ten da­hin ge­hend sen­si­bi­li­siert war, dass es auf ei­ne strei­ti­ge Aus­ein­an­der­set­zung hin­aus­lau­fen­den könn­te. Dass er hier­mit ge­rech­net hat, zeigt sich auch dar­an, dass er früh­zei­tig an­walt­li­chen Rat ein­ge­holt hat. Hin­sicht­lich des Mo­tor­scha­dens zeigt sich die Sen­si­bi­li­tät des Klä­gers für die Pro­ble­ma­tik auch dar­an, dass er ei­nen Pri­vat­gut­ach­ter hin­zu­ge­zo­gen hat. Aus des­sen (vom Be­klag­ten zi­tier­ten) Aus­füh­run­gen lässt sich ent­neh­men, dass auch dort ei­ne Ma­te­ri­al­prü­fung zur wei­te­ren Auf­klä­rung er­wo­gen wird.

Die Be­ur­tei­lung der Fol­gen ei­ner Be­weis­ver­ei­te­lung liegt im Be­reich der tatrich­ter­li­chen Über­zeu­gungs­bil­dung (Be­ckOK-ZPO/Ba­cher, a. a. O., § 284 Rn. 93). In Be­tracht kommt auch ei­ne Um­kehr der Be­weis­last, wo­bei es ei­ner Ab­wä­gung al­ler für den Ein­zel­fall re­le­van­ten Um­stän­de be­darf. Sie führt vor­lie­gend da­zu, dass die Ver­mu­tungs­wir­kung des § 477 BGB zu­las­ten der Be­klag­ten ent­fällt. Die­ser wur­de durch die Ver­nich­tung des Mo­tors und des Tur­bo­la­ders die Be­weis­füh­rung un­mög­lich ge­macht. Es liegt auf der Hand, dass bei der Ver­nich­tung von tech­ni­schen Fahr­zeug­tei­len ei­ner Auf­klä­rung der Scha­den­sur­sa­che gänz­lich der Bo­den ent­zo­gen wird. Dies recht­fer­tigt es im Zu­sam­men­hang mit dem schwe­ren Sorg­falts­ver­stoß des Klä­gers, die Ver­mu­tungs­wir­kung ent­fal­len zu las­sen, zu­mal nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen, der sich im Be­reich sei­ner Mög­lich­kei­ten um­fas­send mit dem Scha­dens­bild aus­ein­an­der­ge­setzt hat, kei­ne auf greif­ba­re An­knüp­fungs­punk­te stütz­ba­re hö­he­re Wahr­schein­lich­keit für ei­nen im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs vor­han­de­nen Sach­man­gel an­neh­men lässt.

III. Auf­grund der vor­ste­hen­den Aus­füh­run­gen bie­tet die Be­ru­fung of­fen­sicht­lich kei­ne hin­rei­chen­de Aus­sicht auf Er­folg. Auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung des neu ge­fass­ten § 522 II ZPO ist ei­ne münd­li­che Ver­hand­lung aus den ein­gangs ge­nann­ten Grün­den nicht ge­bo­ten. Die Vor­aus­set­zun­gen des § 522 II 1 Nr. 2 und Nr. 3 ZPO lie­gen vor.

Dem Klä­ger wird emp­foh­len, die Be­ru­fung kos­ten­spa­rend zu­rück­zu­neh­men. …

PDF er­stel­len