1. Bei der im Rah­men des § 323 V 2 BGB vor­zu­neh­men­den In­ter­es­sen­ab­wä­gung in­di­ziert der Ver­stoß ge­gen ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) in der Re­gel die Er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung (im An­schluss an BGH, Urt. v. 06.02.2013 – VI­II ZR 374/11, ju­ris Rn. 16, Urt. v. 17.02.2010 – VI­II ZR 70/07, ju­ris Rn. 23).
  2. Ein Wohn­mo­bil, des­sen Bo­den­frei­heit sich durch den Ein­bau ei­ner elek­trisch aus­fahr­ba­ren Tritt­stu­fe der­art ver­rin­gert hat, dass das Fahr­zeug beim Über­fah­ren von Bo­den­u­n­eben­hei­ten auf­setzt, ist zwar man­gel­haft. Es ist dem Käu­fer in­des nach Treu und Glau­ben (§ 242 BGB) ver­wehrt, Rech­te we­gen die­ses Man­gels gel­tend zu ma­chen, wenn er auf dem Ein­bau der Tritt­stu­fe be­stan­den und das Fahr­zeug mit ein­ge­bau­ter Tritt­stu­fe ent­ge­gen­ge­nom­men hat, ob­wohl der Ver­käu­fer mehr­fach dar­auf hin­ge­wie­sen hat­te, dass und war­um der Ein­bau ei­ner Tritt­stu­fe pro­ble­ma­tisch sei.
  3. Wo der Nach­er­fül­lungs­an­spruch ei­nes Käu­fers zu er­fül­len ist, rich­tet sich nach § 269 I BGB, so­dass es in ers­ter Li­nie dar­auf an­kommt, ob die Kauf­ver­trags­par­tei­en ei­nen be­stimm­ten Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung ver­trag­lich ver­ein­bart ha­ben (im An­schluss an BGH, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, BGHZ 189, 196 Rn. 29; Urt. v. 19.07.2017 – VI­II ZR 278/16, NJW 2017, 2758 Rn. 21 ff.).
  4. Ein Fahr­zeug­käu­fer hat kei­nen An­spruch dar­auf, dass der Ver­käu­fer ihm ei­nen Vor­schuss auf die in § 439 II BGB ge­nann­ten Trans­port­kos­ten ge­währt, da­mit das Fahr­zeug zum Zwe­cke der Nach­bes­se­rung zum Ver­käu­fer ver­bracht wer­den kann, wenn er den Kauf­preis noch nicht voll­stän­dig ge­zahlt hat und vor­aus­sicht­lich die Trans­port­kos­ten den noch aus­ste­hen­den Be­trag nicht über­stei­gen.

OLG Köln, Ur­teil vom 07.02.2018 – 16 U 133/15

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin, die ih­ren Wohn­sitz in K. hat, ver­langt von dem Be­klag­ten im We­sent­li­chen die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ein Wohn­mo­bil.

Sie be­stell­te un­ter dem 12.08.2013 bei der in O. an­säs­si­gen C-KG, de­ren per­sön­lich haf­ten­der Ge­sell­schaf­ter der Be­klag­te ist, ein Wohn­mo­bil zum Preis von 53.234 €. Die C-KG nahm die­se Be­stel­lung mit Auf­trags­be­stä­ti­gung vom 15.08.2013 an und be­stä­tig­te der Klä­ge­rin, dass sie das bis­he­ri­ge Wohn­mo­bil der Klä­ge­rin für 40.000 € in Zah­lung neh­men wer­de. Nach­dem die Par­tei­en auf Wunsch der Klä­ge­rin wei­te­re Ge­sprä­che über die Son­der­aus­stat­tung des be­stell­ten Fahr­zeug ge­führt hat­ten, er­hielt die Klä­ge­rin un­ter dem 01.10.2013 ei­ne ge­ring­fü­gig mo­di­fi­zier­te Auf­trags­be­stä­ti­gung der C-KG. Aus­weis­lich die­ser Be­stä­ti­gung ha­ben sich die Par­tei­en letzt­lich auf ei­nen Kauf­preis von 58.747 € ge­ei­nigt, auch weil das von der Klä­ge­rin be­stell­te Fahr­zeug als Son­der­aus­stat­tung über ei­ne „elek­tri­sche Ein­stiegstu­fe, aus­fahr­bar“ ver­fü­gen soll­te.

Der Be­klag­te lie­fer­te das be­stell­te Fahr­zeug am 09.04.2014 in K. an die Klä­ge­rin aus. Die­se be­glich den Kauf­preis bis auf ei­nen Rest­be­trag von 747 €, der zu­nächst un­be­zahlt blieb.

Mit Schrei­ben vom 30.07.2014, vom 23.09.2014 und vom 15.10.2014 mach­te die an­walt­lich ver­tre­te­ne Klä­ge­rin Nach­bes­se­rungs­an­sprü­che we­gen ver­schie­de­ner Män­gel gel­tend. Der Be­klag­te trat den Rü­gen der Klä­ge­rin

  • Sa­tel­li­ten­an­la­ge bzw. Fern­se­her und Re­cei­ver funk­tio­nie­ren nicht,
  • seit­li­che Ein­gangs­tür schließt nicht plan zur Sei­ten­wand,
  • Hub­bett klap­pert wäh­rend der Fahrt und
  • Tür des Ba­de­zim­mers schließt nicht rich­tig

nicht ent­ge­gen. Er wies aber hin­sicht­lich der Be­an­stan­dung der Klä­ge­rin, die elek­tri­sche Ein­stiegs­stu­fe set­ze beim Be­fah­ren von Bo­den­u­n­eben­hei­ten auf, mit Schrei­ben vom 20.10.2014 dar­auf hin, dass die Stu­fe auf Wunsch der Klä­ge­rin mon­tiert wor­den sei, da­mit de­ren Hund das Wohn­mo­bil be­tre­ten und ver­las­sen kön­ne. Der Be­klag­te er­klär­te sich grund­sätz­lich zur Nach­bes­se­rung be­reit; zu ei­ner Nach­bes­se­rung kam es je­doch nicht, weil die Par­tei­en un­eins dar­über wa­ren, wo die Nach­bes­se­rung zu er­fol­gen ha­be und wer ge­ge­be­nen­falls die Kos­ten für die Ver­brin­gung des Wohn­mo­bils tra­gen müs­se.

Die Klä­ge­rin er­klär­te schließ­lich mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 03.11.2014 ge­gen­über der C-KG den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und for­der­te den Be­klag­ten – er­folg­los – zur Rück­zah­lung des um ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung ver­min­der­ten Kauf­prei­ses auf. Die Nut­zungs­ent­schä­di­gung be­zif­fer­te die Klä­ge­rin mit 1.968,02 €; sie ver­lang­te des­halb mit Blick dar­auf, dass sie den Kauf­preis für das Wohn­mo­bil nicht voll­stän­dig ge­zahlt hat­te, die Rück­zah­lung von (58.747 € − 747 € − 1.968,02 € =) 56.031,98 €.

Das Land­ge­richt hat die an­schlie­ßend er­ho­be­ne, im We­sent­li­chen auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ge­rich­te­te Kla­ge der Klä­ge­rin ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es aus­ge­führt, die Klä­ge­rin sei nicht wirk­sam vom Kauf­ver­trag über das Wohn­mo­bil zu­rück­ge­tre­ten, weil der Be­klag­te sein Nach­bes­se­rungs­recht im Zeit­punkt des Rück­tritts noch nicht ver­lo­ren ge­habt ha­be.

Nach Er­lass des land­ge­richt­li­chen Ur­teils kor­re­spon­dier­ten die Par­tei­en mit Blick auf die Rü­gen der Klä­ge­rin

  • Fern­se­her funk­tio­niert nur zeit­wei­se
  • elek­tri­sche Tritt­stu­fe setzt in ein­ge­fah­re­nem Zu­stand auf,
  • seit­li­che Ein­gangs­tür schließt nicht plan zur Bord­wand des Fahr­zeugs und
  • Hub­bett klap­pert wäh­rend der Fahrt

wei­ter über ei­ne Nach­bes­se­rung. Hin­sicht­lich der elek­tri­schen Tritt­stu­fe, wel­che – un­strei­tig – bei der Fahrt über Bo­den­u­n­eben­hei­ten oder Kan­ten auf­setzt, lehn­te der Be­klag­te ei­ne Nach­bes­se­rung aus­drück­lich ab. Dies be­grün­de­te er da­mit, dass die Klä­ge­rin vor dem von ihr ge­wünsch­ten Ein­bau der Tritt­stu­fe dar­über auf­ge­klärt wor­den sei, dass das Wohn­mo­bil durch ei­ne Mon­ta­ge der Tritt­stu­fe an Bo­den­frei­heit ver­lie­re. Gleich­wohl ha­be die Klä­ge­rin den Ein­bau der Tritt­stu­fe aus­drück­lich ge­wünscht. Im Lau­fe des Schrift­ver­kehrs setz­te die Klä­ge­rin dem Be­klag­ten er­neut ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung. Schließ­lich er­klär­te sie mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 01.09.2015 er­neut den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag.

Wäh­rend des Be­ru­fungs­ver­fah­rens hat die Klä­ge­rin das streit­ge­gen­ständ­li­che Wohn­mo­bil am 08.07.2016 an ei­nen Drit­ten für 35.000 € ver­äu­ßert. Mit Blick dar­auf hat sie mit Be­ru­fung zu­letzt im We­sent­li­chen er­rei­chen wol­len, dass der Be­klag­te zur Zah­lung von (56.031,98 € − 35.000 € =) 21.031,98 € nebst Zin­sen ver­ur­teilt wird. Das Rechts­mit­tel hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Die Be­ru­fung ist … un­be­grün­det.

A. Die Klä­ge­rin hat ge­gen den Be­klag­ten kei­nen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags nach §§ 434 I, 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 440, 323 BGB, weil ihr kein Rück­tritts­recht zu­stand.

Der Ein­wand des Be­klag­ten, ihm feh­le be­reits die Pas­siv­le­gi­ti­ma­ti­on, weil die Klä­ge­rin das Fahr­zeug bei der C-KG er­wor­ben ha­be, greift dem­ge­gen­über nicht durch. Denn nach den in­so­weit in der Be­ru­fungs­in­stanz maß­geb­li­chen Fest­stel­lun­gen im an­ge­grif­fe­nen Ur­teil des Land­ge­richts ist der Be­klag­te der per­sön­lich haf­ten­de Ge­sell­schaf­ter die­ser Kom­man­dit­ge­sell­schaft. Der per­sön­lich haf­ten­de Ge­sell­schaf­ter ei­ner Kom­man­dit­ge­sell­schaft haf­tet nach §§ 161, 128 HGB un­mit­tel­bar ge­gen­über den Gläu­bi­gern der Ge­sell­schaft.

1. Der von der Klä­ge­rin ge­rüg­te Zu­stand der aus­fahr­ba­ren elek­tri­schen Ein­stiegs­stu­fe be­grün­de­te kein Rück­tritts­recht der Klä­ge­rin nach §§ 434 I, 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 440, 323 BGB.

a) Die zwi­schen den Par­tei­en un­strei­ti­ge zu ge­rin­ge Bo­den­frei­heit des Fahr­zeugs bei ein­ge­zo­ge­ner Tritt­stu­fe, wel­che eben­so un­strei­tig zu ei­nem Auf­set­zen des Fahr­zeugs bzw. der Tritt­stu­fe wäh­rend der Fahrt bei Bo­den­u­n­eben­hei­ten so­wie beim Über­fah­ren klei­ner Kan­ten wie Bord­stei­nen führt, stellt zwar ei­nen Man­gel i. S. von § 434 I 1 BGB dar. Denn die tat­säch­li­che Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs weicht in­so­weit von der zwi­schen den Par­tei­en ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs ab.

Wenn­gleich die ur­sprüng­li­che Be­stel­lung des Fahr­zeugs so­wie die ent­spre­chen­de Auf­trags­be­stä­ti­gung noch kei­ne Ver­ein­ba­rung über ei­ne elek­tri­sche Tritt­stu­fe ent­hiel­ten, ha­ben die Par­tei­en un­strei­tig nach­träg­lich über Son­der­aus­stat­tun­gen des Fahr­zeugs ver­han­delt, und die Klä­ge­rin wünsch­te aus­drück­lich den Ein­bau ei­ner elek­tri­schen Ein­stiegs­stu­fe.

Da­bei ver­steht sich oh­ne Wei­te­res die Ver­ein­ba­rung des Ein­baus ei­ner elek­tri­schen Tritt­stu­fe da­hin ge­hend, dass ei­ne sol­che auch bei der Fahrt über Bo­den­u­n­eben­hei­ten oder Bord­stei­ne nicht auf­set­zen soll. Die Be­stel­lung der Tritt­stu­fe wur­de in der Auf­trags­be­stä­ti­gung vom 01.10.2013 vor­be­halts­los be­stä­tigt. Aus dem über­ein­stim­men­den Vor­trag der Par­tei­en so­wie aus den Aus­sa­gen der Zeu­gen er­gibt sich, dass die Klä­ge­rin die­ser Aus­stat­tung Be­deu­tung bei­maß und dies auch dem Be­klag­ten be­kannt war. Da­bei ist un­er­heb­lich, ob – ent­spre­chend dem Vor­trag des Be­klag­ten – ei­ne elek­tri­sche, aus­fahr­ba­re Ein­stiegstu­fe in das von der Klä­ge­rin ge­wünsch­te Wohn­mo­bil­mo­dell nicht ein­ge­baut wer­den kann, oh­ne dass es zu ei­ner kri­ti­schen Ver­rin­ge­rung der Bo­den­frei­heit des Fahr­zeugs kommt, die zu re­gel­mä­ßi­gem „Auf­set­zen“ beim Über­fah­ren von Hö­hen­un­ter­schie­den führt. Denn aus­weis­lich der Auf­trags­be­stä­ti­gung vom 01.10.2013 wur­de die Be­stel­lung der Klä­ge­rin oh­ne Hin­weis auf der­ar­ti­ge Ein­schrän­kun­gen be­stä­tigt.

Die tat­säch­lich vor­han­de­ne, in der Werk­statt des Un­ter­neh­mens des Be­klag­ten ein­ge­bau­te Tritt­stu­fe ent­spricht in­des nicht der­je­ni­gen Be­schaf­fen­heit, wel­che nach der Ver­ein­ba­rung der Par­tei­en, wie sie in der Auf­trags­be­stä­ti­gung vom 01.10.2013 ih­ren Nie­der­schlag ge­fun­den hat, zu er­war­ten war. Denn die in der Werk­statt des Be­klag­ten ein­ge­bau­te Tritt­stu­fe setzt – wie zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig ist – wäh­rend der Fahrt bei Bo­den­u­n­eben­hei­ten auf, weil ihr Ein­bau zu ei­ner Ver­rin­ge­rung der Bo­den­frei­heit des Fahr­zeugs an die­ser Stel­le ge­führt hat. Ob dies zu ei­ner Be­ein­träch­ti­gung der Ver­kehrs­si­cher­heit des Fahr­zeugs führt, kann da­hin­ste­hen, weil je­den­falls die Ge­fahr ei­ner Be­schä­di­gung der Stu­fe be­steht und ei­ne im­mer wie­der­keh­ren­de Kol­li­si­on ei­nes Fahr­zeugs mit dem Un­ter­grund im nor­ma­len öf­fent­li­chen Stra­ßen­ver­kehr stö­rend ist.

b) Ein Rück­tritts­recht der Klä­ge­rin war auch nicht be­reits ge­mäß § 323 V 2 BGB aus­ge­schlos­sen, weil das Auf­set­zen der Tritt­stu­fe oder die Un­mög­lich­keit des Ein­baus ei­ner elek­tri­schen aus­fahr­ba­ren Tritt­stu­fe oh­ne Ver­rin­ge­rung der Bo­den­frei­heit ei­ne nur un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung dar­stel­len könn­te.

Denn die Par­tei­en ha­ben mit der Ver­ein­ba­rung ei­ner sol­chen Son­der­aus­stat­tung ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­trof­fen. Ei­ne sol­che Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung in­di­ziert in der Re­gel ei­ne Er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung i. S. von § 323 V 2 BGB im Rah­men der bei der Be­ur­tei­lung der Er­heb­lich­keit vor­zu­neh­men­den In­ter­es­sen­ab­wä­gung (vgl. z. B. BGH, Urt. v. 06.02.2013 – VI­II ZR 374/11, ju­ris Rn. 16, Urt. v. 17.02.2010 – VI­II ZR 70/07, ju­ris Rn. 23 [zu ei­ner Farb­wahl beim Au­to­kauf]; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 28.04.2008 – I-1 U 273/07, BeckRS 2008, 22412). Da ei­ne zu­sätz­li­che Ein­stiegs­tritt­stu­fe die Nutz­bar­keit des Fahr­zeugs für ein­zel­ne Fahr­gäs­te (un­ab­hän­gig ob Mensch oder Haus­tier) maß­geb­lich be­stim­men kann, be­ste­hen kei­ne An­halts­punk­te für ei­ne Un­er­heb­lich­keit.

Der Klä­ge­rin ist es auch nicht be­reits nach § 442 I 2 BGB ver­wehrt, sich auf die zu ge­rin­ge Bo­den­frei­heit und das Auf­set­zen der Tritt­stu­fe zu be­ru­fen. Denn es kann nicht fest­ge­stellt wer­den, dass die Klä­ge­rin die­sen Man­gel be­reits bei Ver­trags­schluss kann­te.

Für ei­ne all­ge­mei­ne Kennt­nis der Klä­ge­rin – un­ab­hän­gig vom In­halt der Ge­sprä­che mit dem Be­klag­ten oder sei­nen Mit­ar­bei­tern – be­ste­hen kei­ne An­halts­punk­te. Nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me steht au­ßer­dem nicht zur Über­zeu­gung des Se­nats fest, dass die Klä­ge­rin be­reits bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags über das streit­ge­gen­ständ­li­che Wohn­mo­bil mit elek­trisch aus­fahr­ba­rer Tritt­stu­fe dar­über auf­ge­klärt wor­den ist, dass ein Ein­bau ei­ner elek­tri­schen Tritt­stu­fe bei dem in Re­de ste­hen­den Mo­dell zu ei­ner er­heb­lich ver­rin­ger­ten Bo­den­frei­heit füh­ren wür­de. Kei­ner der Zeu­gen be­kun­de­te, dass ent­spre­chen­de Hin­wei­se von­sei­ten des Be­klag­ten oder sei­ner Mit­ar­bei­ter be­reits vor Ver­trags­schluss oder vor der Be­stel­lung die­ser Son­der­aus­stat­tung er­gan­gen sein könn­ten.

So­weit die Klä­ge­rin spä­ter, vor oder nach Über­nah­me des Fahr­zeugs, von der Pro­ble­ma­tik Kennt­nis er­langt ha­ben könn­te, greift der Haf­tungs­aus­schluss nach § 442 I 1 BGB nicht ein. Denn spä­te­re Kennt­nis scha­det dem Käu­fer im Rah­men die­ser Vor­schrift nicht (vgl. z. B. Jau­er­nig/Ber­ger, BGB, 16. Aufl. [2015], § 442 Rn. 4; Er­man/Gru­ne­wald, BGB, 15. Aufl. [2017], § 442 Rn. 7 m. w. Nachw.).

c) Der Klä­ge­rin ist es je­doch un­ter dem Ge­sichts­punkt von Treu und Glau­ben (§ 242 BGB) ver­sagt, sich auf das Auf­set­zen der Tritt­stu­fe als Man­gel des Fahr­zeugs zur Be­grün­dung ei­nes Rück­tritts­rechts zu be­ru­fen, weil die Mit­ar­bei­ter des Un­ter­neh­mens des Be­klag­ten sie vor Ein­bau und Aus­lie­fe­rung des Fahr­zeugs mehr­fach auf die­ses Ri­si­ko hin­ge­wie­sen ha­ben und die Klä­ge­rin gleich­wohl auf dem Ein­bau der aus­fahr­ba­ren elek­tri­schen Tritt­stu­fe be­stand.

Ein Aus­schluss ei­nes Rück­tritts­rechts bei er­wie­se­ner Man­gel­haf­tig­keit der Kauf­sa­che ist oh­ne dies­be­züg­li­che Ver­ein­ba­run­gen der Par­tei­en oder Kennt­nis des Käu­fers bei Ver­trags­schluss zwar an­ge­sichts der ge­setz­ge­be­ri­schen Wer­tung in § 442 I BGB so­wie der Aus­ge­stal­tung der kauf­recht­li­chen Ge­währs­leis­tungs­an­sprü­che nur in Aus­nah­me­fäl­len an­zu­neh­men (vgl. z. B. OLG Cel­le, Urt. v. 04.08.2004 – 7 U 18/04, BeckRS 2004, 09444; Er­man/Gru­ne­wald, a. a. O., § 442 Rn. 7). Es ist in­des an­er­kannt, dass ein Rück­tritts­recht zum Bei­spiel in­fol­ge ei­nes kon­klu­dent er­klär­ten Ver­zichts oder un­ter dem Ge­sichts­punkt un­zu­läs­si­ger Rechts­aus­übung, ins­be­son­de­re nach Ver­wir­kung des Rück­tritts­rechts, ent­fal­len kann (OLG Cel­le, Urt. v. 04.08.2004 – 7 U 18/04, BeckRS 2004, 09444; Stau­din­ger/Schwar­ze, BGB, Neu­be­arb. 2015, § 323 Rn. E 23; Ol­zen/Loo­schel­ders, in: Stau­din­ger, Neu­be­arb. 2015, § 242 Rn. 674 ff.; Jau­er­nig/Ber­ger, a. a. O., § 442 Rn. 4; Er­man/Gru­ne­wald, a. a. O., § 442 Rn. 7). Ein Aus­schluss des Rück­tritts­recht kommt da­nach auch in Be­tracht, wenn – wie hier – der Käu­fer bzw. Be­stel­ler nach Ver­trags­schluss auf ei­ner be­stimm­ten, ver­trag­lich ver­ein­bar­ten, Aus­stat­tung oder Ge­stal­tung der Kauf­sa­che be­steht, ob­wohl ihn der Ver­käu­fer nach Ver­trags­schluss auf durch­grei­fen­de Be­den­ken an der Funk­ti­ons­fä­hig­keit oder Taug­lich­keit der Aus­stat­tung hin­weist, und die Kauf­sa­che schließ­lich in Kennt­nis der ein­ge­schränk­ten Funk­ti­ons­fä­hig­keit ab­nimmt. Denn dann geht der Käu­fer durch sein Be­ste­hen auf sei­ner ur­sprüng­li­chen Be­stel­lung be­wusst das Ri­si­ko ei­ner tech­ni­schen Man­gel­haf­tig­keit ein. Über­nimmt er die Kauf­sa­che in­so­weit vor­be­halts­los, ist es ihm ver­wehrt, zu ei­nem spä­te­ren Zeit­punkt aus dem­sel­ben Ge­sichts­punkt her­aus ei­ne Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags zu for­dern, weil er sich mit die­sem Ver­hal­ten in Wi­der­spruch zu sei­nem vor­aus­ge­gan­ge­nen Ver­hal­ten setzt (Ver­bot des ve­ni­re con­tra fac­tum pro­pri­um, vgl. hier­zu z. B. Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 77. Aufl. [2018], § 242 Rn. 59; Er­man/Wes­ter­mann, BGB, 15. Aufl. [2017], § 242 Rn. 106 ff.; Ol­zen/Loo­schel­ders, in: Stau­din­ger, a. a. O., § 242 Rn. 284 ff.).

Nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me steht fest, dass die Klä­ge­rin vor Ein­bau der Tritt­stu­fe von Mit­ar­bei­tern des Be­klag­ten, na­ment­lich den Zeu­gen W und A, dar­auf hin­ge­wie­sen wur­de, dass der Ein­bau der ge­wünsch­ten Tritt­stu­fe we­gen ei­ner zwangs­läu­fig ein­tre­ten­den Ver­rin­ge­rung der Bo­den­frei­heit pro­ble­ma­tisch sei und des­halb beim Über­fah­ren von Bo­den­schwel­len ein zu ge­rin­ger Ab­stand be­ste­hen kön­ne.

Dies folgt aus den glaub­haf­ten und un­ein­ge­schränkt über­zeu­gen­den Aus­sa­gen der Zeu­gen W und A. Bei­de Zeu­gen be­kun­de­ten, mit der Klä­ge­rin meh­re­re und län­ge­re Te­le­fo­na­te ge­führt zu ha­ben, die je­weils un­ter an­de­rem den Ein­bau der in Re­de ste­hen­den Tritt­stu­fe zum Ge­gen­stand ge­habt hät­ten und wäh­rend de­rer sie der Klä­ge­rin er­läu­tert hät­ten, dass die Tritt­stu­fe we­gen ge­rin­ge­rer Bo­den­hö­he pro­ble­ma­tisch sei. Der Zeu­ge W schil­der­te dar­über hin­aus, dass er mit der Klä­ge­rin te­le­fo­niert ha­be, als das Fahr­zeug be­reits in der Werk­statt ge­stan­den ha­be. Der Zeu­ge A gab an, mit der Klä­ge­rin erst te­le­fo­niert zu ha­ben, als be­reits die Auf­trags­be­stä­ti­gung vor­ge­le­gen ha­be; der Ver­kauf des Fahr­zeugs an die Klä­ge­rin sei durch den Be­klag­ten er­folgt. Der Zeu­ge A schil­der­te zu­dem, dass sich die Klä­ge­rin rück­fra­gend an ihn ge­wandt ha­be, nach­dem ihr der Be­klag­te mit­ge­teilt ha­be, dass der Ein­bau der Tritt­stu­fe pro­ble­ma­tisch sei. An­halts­punk­te für Zwei­fel an der Glaub­haf­tig­keit der Aus­sa­gen der Zeu­gen sind nicht er­sicht­lich. So­weit die­se sich an Ein­zel­hei­ten wie den ge­nau­en Zeit­punkt der Te­le­fo­na­te nicht kon­kret er­in­nern konn­ten, ist dies mit Rück­sicht auf den Ab­lauf von zwei Jah­ren zwi­schen dem Ge­sche­hen und ih­rer Ver­neh­mung plau­si­bel und wur­de von den Zeu­gen auch deut­lich ge­macht. Auch die Klä­ge­rin hat die Aus­sa­gen der Zeu­gen W und A nicht an­ge­zwei­felt, son­dern in ih­rer Stel­lung­nah­me zum Be­wei­s­er­geb­nis nur dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die Aus­sa­gen nicht be­leg­ten, dass die Hin­wei­se be­reits vor Ab­schluss des Ver­trags er­folgt sei­en.

Der In­halt der Aus­sa­gen der Zeu­gen W und A steht auch nicht im Wi­der­spruch zur Aus­sa­ge der Zeu­gin G. Die­se schil­der­te, bei der ei­gent­li­chen Auf­trags­er­tei­lung zu­ge­gen ge­we­sen zu sein, bei der in­des kei­ne der­ar­ti­gen Be­mer­kun­gen zu der Tritt­stu­fe ge­macht wor­den sei­en. Von spä­te­ren Ge­sprä­chen ha­be sie nichts mit­be­kom­men. So­weit sie schil­der­te, die Klä­ge­rin ha­be in ih­rem Bei­sein nach Über­nah­me des Fahr­zeugs den Be­klag­ten an­ge­ru­fen und er­klärt, der Bo­den­ab­stand sei zu ge­ring, und der Be­klag­te ha­be nur er­klärt, dar­an sei nichts zu ma­chen, ist dies eben­falls oh­ne Wei­te­res mit dem ge­richt­lich fest­ge­stell­ten Ge­sche­hen in Ein­klang zu brin­gen.

Wei­ter ist der Se­nat da­von über­zeugt, dass die Klä­ge­rin trotz der Hin­wei­se auf die Pro­ble­ma­tik der durch die Tritt­stu­fe ver­rin­ger­ten Bo­den­frei­heit gleich­wohl den Ein­bau der Tritt­stu­fe wünsch­te. Dies er­gibt sich be­reits aus der auch in­so­weit glaub­haf­ten Aus­sa­ge des Zeu­gen W, der auch be­kun­de­te, dass er in den Te­le­fo­na­ten mit der Klä­ge­rin mit die­ser dar­über ge­spro­chen ha­be, dass we­gen der ge­rin­gen Bo­den­frei­heit die Ge­fahr des Ab­rei­ßens der Stu­fe be­ste­hen wür­de, und dass die Klä­ge­rin gleich­wohl den Ein­bau wünsch­te. Dar­über hin­aus lässt das Ver­hal­ten der Klä­ge­rin nach Über­nah­me des Fahr­zeugs er­ken­nen, dass sie sich zu­nächst am Auf­set­zen der Tritt­stu­fe nicht stör­te und in­so­weit auch we­der ei­ne Nach­bes­se­rung noch ei­ne Be­sei­ti­gung for­der­te. Die ers­ten auf Män­gel­be­sei­ti­gung ge­rich­te­ten Schrei­ben vom 30.07.2014 und vom 23.09.2014 er­wähn­ten die Tritt­stu­fe nicht, son­dern be­zo­gen sich im We­sent­li­chen auf die Sa­tel­li­ten­an­la­ge bzw. den Fern­se­her, das klap­pern­de Hub­bett so­wie nicht schlie­ßen­de Tü­ren. Erst mit Schrei­ben vom 15.10.2014 be­an­stan­de­te die Klä­ge­rin das Auf­set­zen der Tritt­stu­fe.

So­weit die Klä­ge­rin mit nicht nach­ge­las­se­nem Schrift­satz vom 12.01.2018 gel­tend ge­macht hat, sie sei nicht voll­stän­dig über die Man­gel­haf­tig­keit der Tritt­stu­fe in­for­miert ge­we­sen, weil sie we­der auf die Mög­lich­keit der Ge­fähr­dung des Stra­ßen­ver­kehrs noch auf den Um­stand hin­ge­wie­sen wor­den sei, dass der Her­stel­ler des Wohn­mo­bils den Ein­bau ei­ner Tritt­stu­fe in der Auf­trags­be­stä­ti­gung vom 27.09.2013 ab­ge­lehnt hat­te, grei­fen die­se Er­wä­gun­gen nicht durch.

Hin­sicht­lich des As­pekts ei­ner et­wai­gen Ge­fähr­dung des Stra­ßen­ver­kehrs kann da­hin­ste­hen, ob die zu ge­rin­ge Bo­den­frei­heit zu ei­ner sol­chen Ge­fähr­dung führ­te. Denn nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me steht fest, dass die Klä­ge­rin auf die maß­geb­li­chen tat­säch­li­chen Pro­ble­me, näm­lich die Ge­fahr ei­nes Auf­set­zens bzw. Ab­rei­ßens der Stu­fe, mehr­fach und ein­ge­hend – wie die Zeu­gen A und W be­kun­det ha­ben – hin­ge­wie­sen wur­de. Da­mit wa­ren die Pro­ble­ma­tik so­wie die ob­jek­ti­ve Mög­lich­keit von Pro­ble­men bei der Teil­nah­me am Stra­ßen­ver­kehr hin­läng­lich be­kannt und of­fen­bart.

Hin­sicht­lich der Rü­ge der un­ter­blie­be­nen In­for­ma­ti­on dar­über, dass der Her­stel­ler den Ein­bau der Tritt­stu­fe ab­ge­lehnt hat, ist nicht fest­stell­bar, dass ge­ra­de die­se In­for­ma­ti­on die Klä­ge­rin da­von ab­ge­hal­ten hät­te, gleich­wohl auf ei­ner Aus­lie­fe­rung des Fahr­zeugs mit Tritt­stu­fe zu be­ste­hen. Viel­mehr ist ihr wei­te­res Ver­hal­ten, ins­be­son­de­re die vor­be­halts­lo­se Über­nah­me, das be­an­stan­dungs­freie Nut­zen des Fahr­zeugs so­wie die un­ter­blie­be­ne Rü­ge der Tritt­stu­fe in den auf Nach­er­fül­lung ge­rich­te­ten Schrei­ben an den Be­klag­ten, Be­leg da­für, dass auch ei­ne dies­be­züg­li­che In­for­ma­ti­on ih­ren Ent­schluss, das Fahr­zeug mit Tritt­stu­fe zu über­neh­men, nicht ge­än­dert hät­te. Ob ei­ne Kennt­nis von der Ab­leh­nung des Her­stel­lers die Klä­ge­rin von der Be­stel­lung des Fahr­zeugs ab­ge­hal­ten hät­te, kann da­hin­ste­hen, weil zum Zeit­punkt des Schrei­bens des Her­stel­lers vom 27.09.2013 das Fahr­zeug be­reits be­stellt war.

So­weit die Klä­ge­rin wei­ter rügt, die In­for­ma­tio­nen durch die ge­nann­ten Zeu­gen sei­en zu spät, ins­be­son­de­re zu kurz­fris­tig vor dem Ur­laub 2014 er­folgt, ist dies nicht nach­voll­zieh­bar. Das in Re­de ste­hen­de Fahr­zeug wur­de am 09.04.2014 aus­ge­lie­fert, so­dass die Ge­sprä­che mit den Zeu­gen, wäh­rend de­rer sich das Fahr­zeug noch beim Be­klag­ten be­fand, den­knot­wen­dig zu­vor statt­ge­fun­den ha­ben müs­sen. Der Ur­laub der Klä­ge­rin führ­te sie im Ju­ni 2014 in das All­gäu, so­dass min­des­tens zwei Mo­na­te zur An­mie­tung oder zum Kauf ei­nes an­de­ren Fahr­zeugs zur Ver­fü­gung ge­stan­den hät­ten.

Da­nach hat die Klä­ge­rin in Kennt­nis der Hin­wei­se der Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten auf die Pro­ble­ma­tik der durch den Ein­bau der Tritt­stu­fe zu ge­rin­gen Bo­den­frei­heit die­ses Ri­si­ko durch die vor­be­halts­lo­se Ab­nah­me des Fahr­zeugs bil­li­gend in Kauf ge­nom­men und so­wohl da­durch als auch durch ihr Ver­hal­ten nach Über­nah­me des Fahr­zeugs und die Gel­tend­ma­chung von Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­chen zu­nächst nur mit Blick auf an­de­re Män­gel zu er­ken­nen ge­ge­ben, dass die ver­rin­ger­te Bo­den­frei­heit und das Auf­set­zen der Tritt­stu­fe aus ih­rer Sicht kei­nen die Über­nah­me des Fahr­zeugs oder sei­ne Nut­zung wäh­rend des Ur­laubs im Jahr 2014 hin­dern­den Um­stand dar­stell­ten. Durch ihr Ver­hal­ten so­wohl vor als auch bei und nach der Über­ga­be des Fahr­zeugs hat die Klä­ge­rin bei ih­rem Ver­trags­part­ner bzw. dem Be­klag­ten die Vor­stel­lung ge­schaf­fen, sie wol­le das kon­kre­te Wohn­mo­bil mit ein­ge­bau­ter elek­tri­scher Tritt­stu­fe auch dann er­wer­ben und an­neh­men, wenn die Tritt­stu­fe we­gen zu ge­rin­ger Bo­den­frei­heit bei Bo­den­u­n­eben­hei­ten oder Kan­ten wäh­rend der Fahrt auf­setzt. Ein gleich­wohl – und zu­dem erst nach Be­an­stan­dung an­de­rer Män­gel – er­klär­ter Rück­tritt vom Kauf­ver­trag aus die­sem Ge­sichts­punkt steht mit die­sem Ver­hal­ten und der Sach­la­ge, auf die sich der Ver­trags­part­ner ver­las­sen und auf die er ver­trau­en durf­te, in Wi­der­spruch und führt da­zu, dass sich die Klä­ge­rin auf ein Auf­set­zen der Tritt­stu­fe als Man­gel zur Be­grün­dung ei­nes Rück­tritts­rechts nicht be­ru­fen kann.

Dar­über hin­aus kommt dem Ver­hal­ten der Klä­ge­rin in Form des Be­ste­hens auf dem Ein­bau der Tritt­stu­fe trotz der Ri­si­ko­hin­wei­se, der vor­be­halt­lo­sen Über­nah­me des Fahr­zeugs so­wie der an­fäng­li­chen Nicht­be­an­stan­dung der zu ge­rin­gen Bo­den­frei­heit so­gar ein rechts­ge­schäft­li­cher Er­klä­rungs­wert da­hin ge­hend zu, dass der in­so­weit tech­nisch feh­ler­haf­te Zu­stand des Fahr­zeugs als ver­trags­ge­rech­te Er­fül­lung hin­ge­nom­men wer­de und hier­aus kei­ne Rech­te gel­tend ge­macht wür­den. Mit ih­rem gleich­wohl ge­äu­ßer­ten Wunsch auf Ein­bau der die Bo­den­frei­heit ver­rin­gern­den Stu­fe so­wie der Über­nah­me des Fahr­zeugs in Kennt­nis die­ser Pro­ble­ma­tik hat die Klä­ge­rin kon­klu­dent ei­ne Bil­li­gung die­ses Auf­set­zens er­klärt. Denn bei nor­ma­ti­ver Aus­le­gung die­ses Ver­hal­tens nach dem Emp­fän­ger­ho­ri­zont (§§ 157, 242 BGB) durf­ten der Be­klag­te und sei­ne Mit­ar­bei­ter die Be­deu­tung die­ses Ver­hal­tens da­hin ge­hend ver­ste­hen, dass sich die Klä­ge­rin an der zu ge­rin­gen Bo­den­frei­heit mit ein­her­ge­hen­dem Auf­set­zen der Tritt­stu­fe beim Über­fah­ren von Bo­den­u­n­eben­hei­ten nicht stö­ren wer­de und die­sen Zu­stand als ver­trags­ge­recht bil­li­ge. Sonst hät­te es ihr ob­le­gen, zu ei­nem frü­he­ren Zeit­punkt – als das Fahr­zeug zum Zeit­punkt der Te­le­fo­na­te mit den Zeu­gen W und A noch nicht aus­ge­lie­fert war – be­reits deut­lich zu ma­chen, dass sie nur ein Fahr­zeug mit Tritt­stu­fe wol­le und dass das Auf­set­zen der Tritt­stu­fe für sie ein Grund für die Zu­rück­wei­sung des kon­kre­ten Fahr­zeugs sein könn­te.

2. Hin­sicht­lich der üb­ri­gen ge­rüg­ten und zwi­schen den Par­tei­en im Tat­säch­li­chen un­strei­ti­gen Män­gel ist die Klä­ge­rin nicht wirk­sam vom Ver­trag zu­rück­ge­tre­ten.

a) Zu­nächst konn­te die Klä­ge­rin nicht mit Schrei­ben vom 03.11.2014 wirk­sam vom Ver­trag zu­rück­tre­ten, weil dem Be­klag­ten noch ein Nach­bes­se­rungs­recht zu­stand. Zu Recht hat das Land­ge­richt im an­ge­grif­fe­nen Ur­teil vom 31.07.2015 die auf die­ses Rück­tritts­recht be­grün­de­te Kla­ge mit der Be­grün­dung ab­ge­wie­sen, die Klä­ge­rin ha­be nicht wirk­sam vom Ver­trag zu­rück­tre­ten kön­nen, weil der Be­klag­te sein Nach­bes­se­rungs­recht noch nicht ver­lo­ren ha­be. Der Be­klag­te als Ver­tre­ter der C-KG er­klär­te in der vor­ge­richt­li­chen Kor­re­spon­denz mehr­fach und ste­tig sei­ne Be­reit­schaft, Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten durch­zu­füh­ren. Dem­ge­gen­über hat ihm die Klä­ge­rin die Mög­lich­keit der Nach­bes­se­rung nicht hin­rei­chend ein­ge­räumt. Wie der Se­nat be­reits im Hin­weis­be­schluss vom 04.03.2016 aus­ge­führt hat, war die C-KG nicht ver­pflich­tet, für die Durch­füh­rung der Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten das Wohn­mo­bil am Wohn­sitz der Klä­ge­rin ab­zu­ho­len oder der Klä­ge­rin ei­nen Kos­ten­vor­schuss für die Ver­brin­gung des Fahr­zeugs zum Be­triebs­sitz der Klä­ge­rin zu zah­len.

Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung war im kon­kre­ten Fall O. als Ort des Sit­zes des Un­ter­neh­mens des Be­klag­ten.

Dem steht nicht ent­ge­gen, dass das Fahr­zeug vom Be­klag­ten an die Klä­ge­rin nach K. ge­lie­fert wur­de. Denn selbst falls hier­in ei­ne ver­trag­li­che Ei­ni­gung der Par­tei­en über den Er­fül­lungs­ort der ver­trag­li­chen Haupt­leis­tungs­pflicht des Kauf­ver­trags i. S. von § 269 I BGB zu se­hen sein könn­te, muss der Er­fül­lungs­ort des Nach­er­fül­lungs­an­spruchs nicht zwin­gend mit dem­je­ni­gen der Haupt­leis­tungs­pflicht über­ein­stim­men (vgl. BGH, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, BGHZ 189, 196 Rn. 31). Die Be­stim­mung des Er­fül­lungs­or­tes der Nach­er­fül­lung rich­tet sich viel­mehr nach der all­ge­mei­nen Vor­schrift des § 269 I BGB, wo­nach in ers­ter Li­nie ei­ne zwi­schen den Par­tei­en ge­trof­fe­ne Ver­ein­ba­rung maß­ge­bend ist (vgl. BGH, Urt. v. 19.07.2017 – VI­II ZR 278/16, NJW 2917, 2758 Rn. 21 ff.; Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, BGHZ 189, 196 Rn. 29).

Ei­ne sol­che er­gab sich hier aus den „Neu­wa­gen-Ver­kaufs­be­din­gun­gen“, wel­che aus­weis­lich des von der Klä­ge­rin un­ter­zeich­ne­ten Be­stell­for­mu­lars vom 12.08.2013 bei der Be­stel­lung des in Re­de ste­hen­den Fahr­zeugs in das Ver­trags­ver­hält­nis zwi­schen den Par­tei­en ein­be­zo­gen wur­den. Ab­schnitt VII die­ser Be­din­gun­gen („Sach­man­gel“) ent­hielt in Nr. 2 lit. b die Ver­ein­ba­rung, dass ei­ne Nach­er­fül­lung beim Ver­käu­fer oder an dem vom Ver­käu­fer be­stimm­ten Ort er­fol­ge, so­weit die Ver­trags­par­tei­en nichts an­de­res ver­ein­ba­ren. An­halts­punk­te für ei­ne ab­wei­chen­de Ver­ein­ba­rung der Par­tei­en sind nicht er­sicht­lich, ins­be­son­de­re er­gibt sich ei­ne sol­che nach Vor­ste­hen­dem nicht oh­ne Wei­te­res aus ei­ner Ver­ein­ba­rung über den Er­fül­lungs­ort der Haupt­leis­tungs­pflicht oder aus ei­ner tat­säch­li­chen Lie­fe­rung der Sa­che an den Wohn­sitz des Schuld­ners.

Fer­ner war der Be­klag­te nicht ver­pflich­tet, der Klä­ge­rin für die Ver­brin­gung des Fahr­zeugs an sei­nen Be­triebs­sitz ei­nen Kos­ten­vor­schuss zu zah­len.

Zwar führt die in § 439 II BGB nor­mier­te Pflicht des Ver­käu­fers, die zum Zwe­cke der Nach­er­fül­lung er­for­der­li­chen Kos­ten, ins­be­son­de­re Trans­port-, We­ge-, Ar­beits- und Ma­te­ri­al­kos­ten, zu tra­gen, in der Re­gel zu ei­nem An­spruch des Käu­fers ge­gen den Ver­käu­fer auf Zah­lung ei­nes Vor­schus­ses zur Ab­de­ckung die­ser Kos­ten (BGH, Urt. v. 19.07.2017 – VI­II ZR 278/16, NJW 2017, 2758 Rn. 28 ff.). Dies folgt aus dem Schutz­zweck der die­ser Vor­schrift für den Ver­brauchs­gü­ter­kauf zu­grun­de lie­gen­den eu­ro­päi­schen so­ge­nann­ten Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie (Richt­li­nie 1999/44/EG vom 25.05.1999, Abl. 1999 L 171, 12), wo­nach der Ver­brau­cher da­vor ge­schützt wer­den soll, an­ge­sichts er­heb­li­cher Un­an­nehm­lich­kei­ten – wie sie in dro­hen­den fi­nan­zi­el­len Be­las­tun­gen be­ste­hen kön­nen – von der Gel­tend­ma­chung von Nach­bes­se­rungs­an­sprü­chen ab­zu­se­hen (vgl. BGH, Urt. v. 19.07.2017 – VI­II ZR 278/16, NJW 2017, 2758 Rn. 29 ff.). Zu­dem ist die Vor­schuss­pflicht des Ver­käu­fers grund­sätz­lich un­ab­hän­gig da­von, ob der Käu­fer selbst fi­nan­zi­ell in der La­ge ist, die Geld­mit­tel für die Be­zah­lung der Trans­port­kos­ten und/oder wei­te­ren für die Er­mög­li­chung der Nach­bes­se­rung er­for­der­li­chen Kos­ten auf­zu­brin­gen (BGH, Urt. v. 19.07.2017 –

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