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Probleme beim Autokauf?

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Ar­chiv: Mai 2017

Er­satz­lie­fe­rung ei­nes Au­di A1 aus der ak­tu­el­len Se­rie – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen ist i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft. Denn ein Neu­wa­gen­käu­fer darf er­war­ten, dass das Fahr­zeug die ein­schlä­gi­gen Emis­si­ons­grenz­wer­te (hier: die Eu­ro-5-Emis­si­ons­grenz­wer­te) tat­säch­lich ein­hält. Die­se Er­war­tung wird ent­täuscht, wenn die Grenz­wer­te nur wäh­rend ei­nes Emis­si­ons­tests ein­ge­hal­ten wer­den, weil ei­ne Soft­ware die Test­si­tua­ti­on er­kennt und ei­nen spe­zi­el­len Be­triebs­mo­dus ak­ti­viert, in dem der Stick­oxid­aus­stoß ge­rin­ger ist als beim re­gu­lä­ren Be­trieb des Fahr­zeugs im Stra­ßen­ver­kehr.
  2. Dar­über hin­aus ist ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen des­halb i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft, weil er zur Her­stel­lung sei­ner Vor­schrifts­mä­ßig­keit ei­nes Soft­ware­up­dates be­darf. Wenn aber die Vor­schrifts­mä­ßig­keit des Fahr­zeugs erst her­ge­stellt wer­den muss, ist das Fahr­zeug oh­ne das Soft­ware­up­date nicht vor­schrifts­mä­ßig und folg­lich man­gel­haft.
  3. Ein im Ju­ni 2014 als Neu­wa­gen aus­ge­lie­fer­ter, vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Au­di A1 kann schon des­halb im We­ge der Nach­er­fül­lung durch ein ähn­li­ches Fahr­zeug aus der ak­tu­el­len Se­rie er­setzt wer­den, weil ei­ne Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) so­gar bei ei­nem Stück­kauf nicht von vor­ne­her­ein un­mög­lich ist. Viel­mehr kommt es bei ei­nem Stück­kauf dar­auf an, ob die Kauf­sa­che nach dem durch Aus­le­gung zu er­mit­teln­den Wil­len der Ver­trags­par­tei­en bei Ver­trags­schluss im Fal­le ih­rer Man­gel­haf­tig­keit durch ei­ne gleich­ar­ti­ge und gleich­wer­ti­ge er­setzt wer­den kann. Un­ter den­sel­ben Vor­aus­set­zun­gen kann der Ver­käu­fer bei ei­nem Gat­tungs­kauf ver­pflich­tet sein, mit ei­nem nicht der­sel­ben Gat­tung wie die Kauf­sa­che an­ge­hö­ren­den Ge­gen­stand nach­zu­er­fül­len, wenn die ge­sam­te Gat­tung un­ter­ge­gan­gen oder man­gel­haft ist.
  4. Der Ver­käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen – man­gel­haf­ten – Neu­wa­gens darf die Er­satz­lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en Neu­fahr­zeugs (§ 439 I Fall 2 BGB) selbst dann nicht ge­mäß § 439 III BGB ver­wei­gern, wenn ei­ne Nach­bes­se­rung durch In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates (§ 439 I Fall 1 BGB) nur Kos­ten von rund 100 € ver­ur­sacht. Denn auf ei­ne Nach­bes­se­rung kann schon des­halb nicht oh­ne er­heb­li­che Nach­tei­le für den Käu­fer zu­rück­ge­grif­fen wer­den, weil der­zeit noch un­ge­wiss ist, ob das Soft­ware­up­date ne­ga­ti­ve Fol­gen ha­ben wird. Die­se Un­si­cher­heit kann den Wie­der­ver­kaufs­wert des Fahr­zeugs auch dann ne­ga­tiv be­ein­träch­ti­gen, wenn sie aus tech­ni­scher Sicht un­be­grün­det ist.

LG Os­na­brück, Ur­teil vom 31.05.2017 – 5 O 2218/16

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Zu­las­sung ei­nes in der Be­ru­fungs­in­stanz er­neut ge­stell­ten Be­weis­an­tra­ges

In der Be­ru­fungs­in­stanz neu sind al­le An­griffs- und Ver­tei­di­gungs­mit­tel, die bis zum Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung in der ers­ten In­stanz nicht vor­ge­bracht wor­den sind oder die zu­nächst vor­ge­bracht, dann aber fal­len ge­las­sen wor­den sind (vgl. § 399 ZPO). Hier­zu ge­hört ein in der ers­ten In­stanz an­ge­tre­te­ner Sach­ver­stän­di­gen- oder Zeu­gen­be­weis, der man­gels Ein­zah­lung des an­ge­for­der­ten Vor­schus­ses ge­mäß §§ 402, 379 Satz 2 ZPO nicht er­ho­ben wor­den ist, nicht oh­ne Wei­te­res (in Ab­gren­zung zu BGH, Urt. v. 05.05.1982 – VI­II ZR 152/81, NJW 1982, 2559 [zu § 528 II ZPO a.F.]).

BGH, Ur­teil vom 31.05.2017 – VI­II ZR 69/16

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Un­wirk­sam­keit des Rück­tritts we­gen Ver­jäh­rung des Nach­er­fül­lungs­an­spruchs (§ 218 I BGB) – VW-Ab­gas­skan­dal (R)

  1. Der Rück­tritt des Käu­fers ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs vom Kauf­ver­trag ist ge­mäß § 218 I BGB un­wirk­sam, wenn er erst er­klärt wird, nach­dem der Nach­er­fül­lungs­an­spruch (§§ 437 Nr. 1, 439 I BGB) des Käu­fers ver­jährt ist, und der Ver­käu­fer sich auf die Ver­jäh­rung des Nach­er­fül­lungs­an­spruchs be­ruft.
  2. Der Nach­er­fül­lungs­an­spruch, den der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs ge­gen den – mit dem Fahr­zeug­her­stel­ler nicht iden­ti­schen, recht­lich vom Her­stel­ler un­ab­hän­gi­gen – Ver­käu­fer hat, ver­jährt auch dann nicht ge­mäß § 438 III 1 BGB in der re­gel­mä­ßi­gen Ver­jäh­rungs­frist von drei Jah­ren (§§ 195, 199 I BGB), wenn dem Fahr­zeug­her­stel­ler ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung zur Last fällt. Denn ein mög­li­ches Fehl­ver­hal­ten des Fahr­zeug­her­stel­lers kann dem Ver­käu­fer nicht zu­ge­rech­net wer­den, und zwar auch nicht aus Bil­lig­keits­grün­den in ent­spre­chen­der An­wen­dung von § 166 BGB.

OLG Düs­sel­dorf, Be­schluss vom 30.05.2017 – I-22 U 52/17
(vor­an­ge­hend: LG Kre­feld, Ur­teil vom 01.03.2017 – 7 O 130/16)

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Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ei­nen Ge­braucht­wa­gen – „un­fall­frei“

  1. Er­klärt ein Ge­braucht­wa­gen­händ­ler oh­ne je­de Ein­schrän­kung, ein von ihm zum Kauf an­ge­bo­te­nes Fahr­zeug sei „un­fall­frei“, so ist da­mit nicht le­dig­lich ge­sagt, dass das Fahr­zeug in der Be­sitz­zeit des Händ­lers kei­nen Un­fall­scha­den er­lit­ten ha­be. Viel­mehr darf ein Käu­fer da­von aus­ge­hen, dass der Händ­ler das Fahr­zeug ge­wis­sen­haft auf Un­fall­schä­den un­ter­sucht hat und des­halb da­für ein­ste­hen will, dass es kei­ne un­fall­be­ding­ten Vor­schä­den auf­weist.
  2. Im Rah­men der Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­tra­ges hat der Ver­käu­fer dem Käu­fer grund­sätz­lich die aus dem Net­to­kauf­preis tat­säch­lich ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen her­aus­zu­ge­ben oder da­für Wert­er­satz zu leis­ten (§ 346 I, II 1 Nr. 1 BGB). Glei­ches gilt für Nut­zun­gen, die der Ver­käu­fer ent­ge­gen den Re­geln ei­ner ord­nungs­ge­mä­ßen Wirt­schaft nicht ge­zo­ge­nen hat, ob­wohl ihm das mög­lich ge­we­sen wä­re (§ 347 I BGB). In­so­weit kann mit Blick auf ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last des Ver­käu­fers da­von aus­zu­ge­hen sein, dass die­ser durch Nut­zung des Net­to­kauf­prei­ses Zin­sen in Hö­he von vier Pro­zent p. a. er­zielt hat oder hät­te er­zie­len kön­nen.

OLG Hamm, Ur­teil vom 30.05.2017 – 28 U 198/16

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Kei­ne Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) beim Ge­braucht­wa­gen­kauf – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen und des­halb man­gel­haf­ten Ge­braucht­wa­gens hat in der Re­gel kei­nen An­spruch auf Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) ei­nes man­gel­frei­en Fahr­zeugs. Zwar ist auch bei ei­nem Stück­kauf die Nach­er­fül­lung durch Lie­fe­rung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che nicht von vor­ne­her­ein we­gen Un­mög­lich­keit aus­ge­schlos­sen. Viel­mehr ist ei­ne Er­satz­lie­fe­rung nach der Vor­stel­lung der Par­tei­en dann mög­lich, wenn die Kauf­sa­che im Fal­le ih­rer Man­gel­haf­tig­keit durch ei­ne gleich­ar­ti­ge und gleich­wer­ti­ge er­setzt wer­den kann. Das ist bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen je­doch re­gel­mä­ßig dann nicht der Fall, wenn dem Kauf ei­ne per­sön­li­che Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs durch den Käu­fer vor­an­ge­gan­gen ist.
  2. Hat das Erst­ge­richt die Ab­wei­sung der Kla­ge auf zwei von­ein­an­der un­ab­hän­gi­ge recht­li­che Er­wä­gun­gen ge­stützt, von de­nen je­de für sich die Ent­schei­dung trägt, muss die Be­ru­fungs­be­grün­dung je­de tra­gen­de Er­wä­gung in aus­rei­chen­der Wei­se an­grei­fen; an­dern­falls ist die Be­ru­fung un­zu­läs­sig.

OLG Stutt­gart, Be­schluss vom 29.05.2017 – 5 U 46/17

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Lie­fe­rung ei­nes VW Golf VII als Er­satz für ei­nen VW Golf VI – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein vom VW Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen ist un­ge­ach­tet sei­ne tat­säch­li­chen Schad­stoff­emis­sio­nen schon des­halb i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft, weil dar­in ei­ne als un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung zu qua­li­fi­zie­ren­de Soft­ware zum Ein­satz kommt, die den Stick­oxid(NOX)-Aus­stoß re­du­ziert, so­bald das Fahr­zeug auf ei­nem Prüf­stand ei­nen Emis­si­ons­test ab­sol­viert.
  2. Der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen und des­halb man­gel­haf­ten VW Golf VI kann ge­mäß §§ 437 Nr. 1, 439 I Fall 2 BGB ei­nen An­spruch auf die er­satz­wei­se Lie­fe­rung ei­nes (man­gel­frei­en) VW Golf VII ha­ben, wenn und weil der VW Golf VI nicht mehr pro­du­ziert wird. Ent­schei­dend ist, ob nach dem Wil­len der Ver­trags­par­tei­en bei Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges die Kauf­sa­che (VW Golf VI) im Fal­le ih­rer Man­gel­haf­tig­keit durch ei­ne gleich­ar­ti­ge und gleich­wer­ti­ge (VW Golf VII) er­setzt wer­den kann. Da­für kann spre­chen, dass die All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen des Ver­käu­fers ei­nen Än­de­rungs­vor­be­halt i. S. des § 308 Nr. 4 BGB ent­hal­ten und es dem Käu­fer zu­mut­bar ge­we­sen wä­re, ur­sprüng­lich statt des be­stell­ten VW Golf VI ei­nen VW Golf VII zu er­hal­ten.
  3. Bei der Be­ur­tei­lung, ob der Ver­käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen – man­gel­haf­ten – Neu­wa­gens die Lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en Neu­fahr­zeugs als vom Käu­fer ge­wähl­te Art der der Nach­er­fül­lung nach § 439 III BGB ver­wei­gern darf, weil sie im Ver­gleich zur Nach­bes­se­rung mit un­ver­hält­nis­mä­ßig ho­hen Kos­ten ver­bun­den ist, hat au­ßer Be­tracht zu blei­ben, dass der Ver­käu­fer ei­nen Rück­griffs­an­spruch (§§ 478 f. BGB) ge­gen die Volks­wa­gen AG hat und ihn des­halb die Er­satz­lie­fe­rung „nichts kos­tet“.
  4. Auf ei­ne Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) durch Auf­spie­len ei­nes Soft­ware­up­dates kann nicht oh­ne er­heb­li­che Nach­tei­le für den Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen – man­gel­haf­ten – Neu­wa­gens zu­rück­ge­grif­fen wer­den. Denn je­den­falls be­steht auf­grund der ne­ga­ti­ven öf­fent­li­chen Be­richt­er­stat­tung über den Zu­stand nach­ge­rüs­te­ter Fahr­zeu­ge die na­he­lie­gen­de Mög­lich­keit, dass nach der In­stal­la­ti­on des Soft­ware­up­dates ein mer­kan­ti­ler Min­der­wert ver­bleibt. Ob die Be­rich­te aus tech­ni­scher Sicht zu­tref­fen, ist in­so­weit oh­ne Be­lang; eben­so kommt es nicht dar­auf an, dass das Kraft­fahrt-Bun­des­amt das Soft­ware­up­date ge­prüft und frei­ge­ge­ben hat.

LG Neu­rup­pin, Ur­teil vom 24.05.2017 – 1 O 170/16

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Kein Sach­man­gel VW-Neu­wa­gens mit Ea­sy Open trotz Dieb­stahls­ge­fahr (R)

Ein VW-Neu­wa­gen, der ver­trags­ge­mäß mit dem – ge­gen Auf­preis er­hält­li­chen – Aus­stat­tungs­merk­mal Ea­sy Open aus­ge­stat­tet ist, ist nicht des­halb i. S. des § 434 I BGB man­gel­haft, weil das Aus­stat­tungs­merk­mal Ea­sy Open Un­be­fug­ten ei­ne (wei­te­re) Mög­lich­keit bie­tet, das Fahr­zeug il­le­gal zu öff­nen und zu ent­wen­den.

LG, Braun­schweig, Be­schluss vom 23.05.2017 – 4 S 90/17
(vor­an­ge­hend: AG Wolfs­burg, Ur­teil vom 08.02.2017 – 22 C 370/16)

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Kei­ne Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) ei­nes VW Ti­gu­an II – VW-Ab­gas­skan­dal

Der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen VW Ti­gu­an der – nicht mehr pro­du­zier­ten – ers­ten Ge­ne­ra­ti­on hat auch dann kei­nen Nach­er­fül­lungs­an­spruch (§§ 437 Nr. 1, 439 I Fall 2 BGB) auf Lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en Fahr­zeugs der zwei­ten Ge­ne­ra­ti­on, wenn der Kauf­ver­trag ei­nen Än­de­rungs­vor­be­halt i. S. des § 308 Nr. 4 BGB ent­hält. Denn ein sol­cher Vor­be­halt gibt dem Ver­käu­fer ein ein­sei­ti­ges Leis­tungs­be­stim­mungs­recht i. S. des § 315 I BGB, das heißt, er er­wei­tert die Rech­te des Ver­käu­fers, wäh­rend er den Käu­fer gleich­zei­tig auf ei­ne Bil­lig­keits­kon­trol­le be­schränkt. Die­ser Cha­rak­ter des Än­de­rungs­vor­be­halts ver­bie­tet es, ihn bei der Aus­le­gung des Kauf­ver­tra­ges zur Be­grün­dung ei­ner Be­nach­tei­li­gung des Ver­käu­fers bei gleich­zei­ti­ger Er­wei­te­rung der Rech­te des Käu­fers her­an­zu­zie­hen.

LG Braun­schweig, Ur­teil vom 19.05.2017 – 11 O 3605/16 (64)

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Kein Rück­tritt vom Kfz-Kauf­ver­trag oh­ne er­folg­lo­ses Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs ist selbst dann nicht be­rech­tigt, „so­fort“ vom Kauf­ver­trag zu­rück­zu­tre­ten, wenn ihn die – an die­sem Ver­trag nicht be­tei­lig­te – Volks­wa­gen AG arg­lis­tig ge­täuscht hat. Denn der Ver­käu­fer des Fahr­zeugs muss sich auch dann, wenn er Ver­trags­händ­ler der Volks­wa­gen AG ist, de­ren (mög­li­cher­wei­se) arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten nicht zu­rech­nen las­sen. We­der ist die Volks­wa­gen AG Ge­hil­fe des Ver­käu­fers bei der Er­fül­lung von Ver­käu­fer­pflich­ten i. S. des § 278 BGB, noch ist der Ver­käu­fer (Wis­sens-)Ver­tre­ter der Volks­wa­gen AG.
  2. Dass die Volks­wa­gen AG in die Nach­bes­se­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs ein­ge­bun­den ist, ins­be­son­de­re weil sie das da­für er­for­der­li­che Soft­ware­up­date ent­wi­ckelt (hat), recht­fer­tigt nicht die Be­wer­tung, dass die Nach­bes­se­rung dem – mög­li­cher­wei­se durch die Volks­wa­gen AG arg­lis­tig ge­täusch­ten – Käu­fer i. S. des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar ist (ent­ge­gen LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 83/16, NJW-RR 2016, 1397 [1399]).

LG Bonn, Ur­teil vom 19.05.2017 – 1 O 341/16

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Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung im Kauf­recht – „oh­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten“

  1. Der Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung ist man­gels ei­gen­stän­di­ger Re­ge­lung im Kauf­recht nach der all­ge­mei­nen Vor­schrift des § 269 I BGB zu be­stim­men. Da­nach sind in ers­ter Li­nie die von den Par­tei­en ge­trof­fe­nen Ver­ein­ba­run­gen ent­schei­dend. Feh­len ver­trag­li­che Ab­re­den über den Er­fül­lungs­ort, ist auf die je­wei­li­gen Um­stän­de, ins­be­son­de­re die Na­tur des Schuld­ver­hält­nis­ses, ab­zu­stel­len. Las­sen sich auch hier­aus kei­ne ab­schlie­ßen­den Er­kennt­nis­se ge­win­nen, ist der Er­fül­lungs­ort letzt­lich an dem Ort an­zu­sie­deln, an wel­chem der Ver­käu­fer zum Zeit­punkt der Ent­ste­hung des Schuld­ver­hält­nis­ses sei­nen Wohn­sitz oder sei­ne ge­werb­li­che Nie­der­las­sung (§ 269 II BGB) hat­te.
  2. Dass der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens das Fahr­zeug zum Ver­käu­fer brin­gen oder dort­hin trans­por­tie­ren las­sen muss, stellt nicht per se ei­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­keit i. S. des Art. 3 III der Ver­brauchs­gü­ter­kauf-Richt­li­nie dar, die es recht­fer­tigt, den Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung am Wohn­sitz des Käu­fers an­zu­sie­deln. Das gilt auch dann, wenn die Ent­fer­nung zwi­schen dem Wohn­sitz des Käu­fers und dem Ge­schäfts­sitz des Ver­käu­fers rund 300 km be­trägt.

OLG Naum­burg, Ur­teil vom 19.05.2017 – 7 U 3/17

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