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Ar­chiv: April 2017

Kein au­to­ma­ti­sches Er­lö­schen der EG-Typ­ge­neh­mi­gung im VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs von nur ei­ner Wo­che ist nicht an­ge­mes­sen i. S. der § 281 I 1 BGB, § 323 I BGB, son­dern er­heb­lich zu kurz.
  2. Der Ver­käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Ge­braucht­wa­gens ver­wei­gert ei­ne Nach­bes­se­rung des Fahr­zeugs nicht i. S. der § 281 II Fall 1 BGB, § 323 II Nr. 1 BGB ernst­haft und end­gül­tig, wenn er er­klärt, dass er kei­ne au­to­ri­sier­te VW-Ver­trags­werk­statt be­trei­be und des­halb das von der Volks­wa­gen AG ent­wi­ckel­te, für ei­ne Nach­bes­se­rung er­for­der­li­che Soft­ware­up­date nicht in­stal­lie­ren kön­ne, die In­stal­la­ti­on des Up­dates in ei­ner au­to­ri­sier­ten Ver­trags­werk­statt aber ver­mit­teln wer­de.
  3. Der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs ge­nügt sei­ner Dar­le­gungs­last nicht, wenn er pau­schal be­haup­tet, dass sich ei­ne Nach­bes­se­rung des Fahr­zeugs durch In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates ins­be­son­de­re ne­ga­tiv auf den Kraft­stoff­ver­brauch, die Mo­tor­leis­tung, die Ge­räu­sche­mis­sio­nen und die „Le­bens­zeit“ des Fahr­zeugs aus­wir­ken wer­de. In­so­weit ist näm­lich zu be­rück­sich­ti­gen, dass die Nach­bes­se­rung der vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge in Ab­stim­mung mit dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt er­folgt und die­ses da­von über­zeugt ist, dass die In­stal­la­ti­on des Soft­ware­up­dates kei­ne ne­ga­ti­ven Aus­wir­kun­gen auf die Fahr­zeu­ge hat.
  4. Die EG-Typ­ge­neh­mi­gung der vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge ist nicht ge­mäß § 19 II 2 Nr. 3, VII StV­ZO au­to­ma­tisch er­lo­schen. Die­se Vor­schrif­ten gel­ten näm­lich nur für den Fall, dass (be­stimm­te) Än­de­run­gen an ei­nem be­reits in den Ver­kehr ge­brach­ten Fahr­zeug vor­ge­nom­men wer­den. Den – hier vor­lie­gen­den – Fall, dass der Fahr­zeug­her­stel­ler Än­de­run­gen be­reits vor dem In­ver­kehr­brin­gen des Fahr­zeugs vor­ge­nom­men hat, er­fas­sen sie da­ge­gen nicht.
  5. Der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs kann nicht mit Er­folg gel­tend ma­chen, dass er dem Ver­käu­fer ge­mäß § 281 II Fall 2 BGB, § 323 II Nr. 3 BGB kei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung set­zen müs­se, weil ei­ne Nach­bes­se­rung nur mit­hil­fe der Volks­wa­gen AG mög­lich sei und die­se ihn – den Käu­fer – arg­lis­tig ge­täuscht ha­be. Denn zum ei­nen kann dem Ver­käu­fer ein mög­li­cher­wei­se arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten der Ver­ant­wort­li­chen der Volks­wa­gen AG nicht zu­ge­rech­net wer­den. Zum an­de­ren trägt der Ge­dan­ke, dass ei­ne (mög­li­che) arg­lis­ti­ge Täu­schung die für die Nach­bes­se­rung er­for­der­li­che Ver­trau­ens­grund­la­ge zer­stört ha­be, im VW-Ab­gas­skan­dal nicht, weil die Nach­bes­se­rung un­ter Auf­sicht ei­ner un­ab­hän­gi­gen Be­hör­de (Kraft­fahrt-Bun­des­amt) er­folgt.

LG Braun­schweig, Ur­teil vom 25.04.2017 – 11 O 4/17

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Kein um­fas­sen­der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss bei Be­sich­ti­gungs­klau­sel – „ge­kauft wie ge­se­hen“

  1. Durch die Klau­sel „ge­kauft wie ge­se­hen“ in ei­nem Ge­braucht­wa­gen­kauf­ver­trag wird die Haf­tung des Ver­käu­fers für Sach­män­gel nicht voll­stän­dig aus­ge­schlos­sen. Der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss er­fasst viel­mehr nur Män­gel, die – wie et­wa Del­len, Rost oder Krat­zer – für den Käu­fer als Lai­en bei ei­ner Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs oh­ne sach­ver­stän­di­ge Hil­fe wahr­nehm­bar sind.
  2. Die vor­aus­sicht­li­che Ge­samt­lauf­leis­tung ei­nes Pkw der Mit­tel­klas­se be­trägt 150.000 km (im An­schluss an OLG Ko­blenz, Urt. v. 16.04.2009 – 6 U 574/08).

LG Au­rich, Ur­teil vom 24.04.2017 – 5 O 161/16
(nach­fol­gend: OLG Ol­den­burg, Hin­weis­be­schluss vom 02.08.2017 – 9 U 29/17OLG Ol­den­burg, Be­schluss vom 28.08.2017 – 9 U 29/17)

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Kom­fort­man­gel ei­nes BMW X1 sDri­ve18d mit N47-Mo­tor – Steu­er­ket­te (R)

Ein mit ei­nem N47-Die­sel­mo­tor aus­ge­stat­te­ter BMW X1 sDri­ve18d lei­det nicht des­halb an ei­nem zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­ti­gen­den Man­gel, weil beim Be­trieb des Fahr­zeugs Ge­räu­sche auf­tre­ten, die – mög­li­cher­wei­se – im Zu­sam­men­hang mit der Steu­er­ket­te ste­hen. Bei die­sen Ge­räu­schen han­delt es sich viel­mehr um ein rein akus­ti­sches Pro­blem bzw. ein Kom­fort­pro­blem, zu­mal selbst aus sach­ver­stän­di­ger Sicht al­len­falls „denk­bar“ ist, dass sie zu ei­nem Mo­tor­scha­den füh­ren kön­nen.

OLG Frank­furt a. M., Ur­teil vom 21.04.2017 – 24 U 26/15
(vor­her­ge­hend: LG Darm­stadt, Ur­teil vom 30.01.2015 – 27 O 100/13)

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Rück­tritt vom Kauf­ver­trag über ei­nen ge­brauch­ten VW Eos 2.0 TDI – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Ge­braucht­wa­gen ist je­den­falls i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft. Denn der Käu­fer ei­nes Pkw darf er­war­ten, dass für das Fahr­zeug dau­er­haft ei­ne Be­triebs­er­laub­nis be­steht und de­ren Fort­be­stand nicht da­von ab­hängt, dass das Fahr­zeug (hier: durch die In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates) tech­nisch über­ar­bei­tet wird.
  2. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug ist au­ßer­dem des­halb man­gel­haft (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB i. V. mit § 434 I 3 BGB), weil es die ein­schlä­gi­gen Emis­si­ons­grenz­wer­te – hier: die Eu­ro-5-Emis­si­ons­grenz­wer­te – zwar wäh­rend ei­nes Emis­si­ons­tests auf ei­nem Prüf­stand, aber nicht beim re­gu­lä­ren Be­trieb im Stra­ßen­ver­kehr ein­hält.
  3. Bei der Prü­fung, ob der Man­gel, an dem ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug lei­det, i. S. von § 323 V 2 BGB ge­ring­fü­gig und ein Rück­tritt des Käu­fers vom Kauf­ver­trag mit­hin aus­ge­schlos­sen ist, kann nicht al­lein auf den mit ei­ner Man­gel­be­sei­ti­gung – an­geb­lich – ver­bun­de­nen Kos­ten­auf­wand von we­ni­ger als 100 € ab­ge­stellt wer­den. Viel­mehr be­darf es ei­ner um­fas­sen­den Ab­wä­gung der bei­der­sei­ti­gen In­ter­es­sen, wo­bei auf den Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung ab­zu­stel­len ist.
  4. Im Rah­men der mit Blick auf § 323 V 2 BGB ge­bo­te­nen um­fas­sen­den In­ter­es­sen­ab­wä­gung ist zu­guns­ten des Käu­fers zu be­rück­sich­ti­gen, dass das für ei­ne Nach­bes­se­rung er­for­der­li­che Soft­ware­up­date von der – hier am Kauf­ver­trag nicht be­tei­lig­ten – Volks­wa­gen AG stammt und die­se sich in der Ver­gan­gen­heit arg­lis­tig ver­hal­ten hat. Eben­so wirkt es zu­guns­ten des Käu­fers, wenn im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung noch kein Ter­min für die In­stal­la­ti­on des Up­dates fest­stand und ne­ga­ti­ve Aus­wir­kun­gen des Up­dates auf be­stimm­te Fahr­zeug­pa­ra­me­ter nicht aus­ge­schlos­sen wer­den konn­ten.

LG Köln, Ur­teil vom 18.04.2017 – 4 O 177/16
(nach­fol­gend: OLG Köln, Be­schluss vom 28.05.2018 – 27 U 13/17)

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Kein gut­gläu­bi­ger Er­werb ei­nes un­ter­schla­ge­nen Wohn­mo­bils durch Au­to­haus-Ser­vice­be­ra­ter

  1. Ein gut­gläu­bi­ger Er­werb des Ei­gen­tums an ei­nem ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeug ist re­gel­mä­ßig aus­ge­schlos­sen, wenn sich der Er­wer­ber nicht ein­mal den Fahr­zeug­brief (Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II) vor­le­gen lässt, um die Ver­fü­gungs­be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers zu prü­fen. Das gilt un­ab­hän­gig da­von, ob der Er­wer­ber ei­ne Pri­vat­per­son oder ein Kfz-Händ­ler ist.
  2. Ei­ne all­ge­mei­ne Nach­for­schungs­pflicht des Er­wer­bers be­steht zwar nicht. Der Er­wer­ber darf je­doch ver­däch­ti­ge Um­stän­de (z. B. ei­nen sehr güns­ti­gen Kauf­preis, Feh­len ei­nes funk­ti­ons­fä­hi­gen Zweit­schlüs­sels) nicht un­be­ach­tet las­sen, son­dern muss ge­ge­be­nen­falls wei­te­re Nach­for­schun­gen an­stel­len, die im Ein­zel­fall bis zu ei­ner An­fra­ge bei der Kfz-Zu­las­sungs­stel­le oder beim Kraft­fahrt-Bun­des­amt rei­chen kön­nen. Ins­be­son­de­re kön­nen ei­ne be­son­de­re Vor­sicht und wei­te­re Nach­for­schun­gen ge­bo­ten sein, wenn ein Ge­braucht­fahr­zeug „auf der Stra­ße“ ver­kauft wird, da ein Stra­ßen­ver­kauf er­fah­rungs­ge­mäß das Ri­si­ko, dass ein ge­stoh­le­nes Fahr­zeug ent­deckt wird, min­dert.
  3. Ist der Er­wer­ber ei­nes Ge­braucht­wa­gens Kfz-Händ­ler, kommt die An­nah­me gro­ber Fahr­läs­sig­keit i. S. des § 932 II BGB eher in Be­tracht als bei ei­nem pri­va­ten Er­wer­ber, das heißt, ei­nen Kfz-Händ­ler trifft ei­ne ge­stei­ger­te Sorg­falts­pflicht. Für ei­nen Er­wer­ber, der als Ser­vice­be­ra­ter in ei­nem Au­to­haus tä­tig ist, gilt das zwar nicht in glei­chem Ma­ße. Bei der Be­ur­tei­lung, ob gro­be Fahr­läs­sig­keit i. S. des § 932 II BGB vor­liegt, ist aber zu be­rück­sich­ti­gen, dass ein Ser­vice­be­ra­ter et­wa im Um­gang mit Kfz-Pa­pie­ren deut­lich er­fah­re­ner ist, als dies von ei­nem pri­va­ten Er­wer­ber üb­li­cher­wei­se er­war­tet wer­den kann. Die­se hö­he­ren Vor­kennt­nis­se müs­sen sich bei der Fest­le­gung des maß­geb­li­chen Sorg­falts­stan­dards nie­der­schla­gen.
  4. Von dem Er­wer­ber ei­nes Ge­braucht­wa­gens, der als Ser­vice­be­ra­ter in ei­nem Au­to­haus tä­tig ist, kann des­halb et­wa er­war­tet wer­den, dass er das im Kauf­ver­trag an­ge­ge­be­ne Da­tum der Erst­zu­las­sung (hier: 20.05.2015) mit dem in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II an­ge­ge­be­nen Da­tum (hier: 08.10.2015) ver­gleicht und ihm ei­ne Ab­wei­chung auf­fällt.

OLG Schles­wig, Ur­teil vom 07.04.2017 – 17 U 6/17

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Ver­trag über Lie­fe­rung und Ein­bau ei­nes Tur­bo­la­ders als Kauf­ver­trag – Be­weis­last­um­kehr

  1. Wird zu­guns­ten ei­nes Käu­fers ge­mäß § 476 BGB ver­mu­tet, dass ein Sach­man­gel, der sich in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Über­ga­be der Kauf­sa­che (hier: ei­nes Tur­bo­la­ders) ge­zeigt hat, zu­min­dest im An­satz schon bei der Über­ga­be vor­han­den war, dann muss der Ver­käu­fer zur Wi­der­le­gung die­ser Ver­mu­tung den vol­len Be­weis des Ge­gen­teils (§ 292 ZPO) füh­ren. Ei­ne blo­ße Er­schüt­te­rung der Ver­mu­tung reicht nicht aus. Der Ver­käu­fer muss viel­mehr dar­le­gen und ge­ge­be­nen­falls be­wei­sen, dass der Man­gel bei der Über­ga­be noch nicht vor­han­den war, weil er sei­nen Ur­sprung in ei­nem Han­deln oder Un­ter­las­sen nach die­sem Zeit­punkt hat und da­mit ihm – dem Ver­käu­fer – nicht zu­zu­rech­nen ist.
  2. Ein Ver­trag, in dem sich ein Un­ter­neh­mer zur Lie­fe­rung und zum Ein­bau ei­nes Tur­bo­la­ders ver­pflich­tet, ist ein Kauf­ver­trag, wenn in sei­nem Mit­tel­punkt die Über­tra­gung von Ei­gen­tum und Be­sitz an dem Tur­bo­la­der steht und die ge­schul­de­te Mon­ta­ge­leis­tung als Rou­ti­ne­ar­beit im Ver­gleich da­zu kein sol­ches Ge­wicht hat, dass sie den Ver­trag prä­gen wür­de. Dar­an än­dert nichts, dass ein Tur­bo­la­der mit be­son­de­rer Sorg­falt mon­tiert wer­den muss; denn gleich­wohl ge­hört das Aus­tau­schen ei­nes Tur­bo­la­ders zu den Rou­ti­ne­ar­bei­ten in ei­ner Kfz-Fach­werk­statt.

LG Bonn, Ur­teil vom 11.04.2017 – 8 S 224/16

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Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­tra­ges we­gen sit­ten­wid­ri­ger vor­sätz­li­cher Schä­di­gung (§ 826 BGB) – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein Käu­fer, der un­wis­sent­lich ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug er­wirbt, er­lei­det ei­nen Scha­den i. S. des § 826 BGB. Le­bens­nah be­trach­tet wür­de näm­lich kein durch­schnitt­lich in­for­mier­ter und wirt­schaft­lich ver­nünf­tig den­ken­der Ver­brau­cher ein Fahr­zeug er­wer­ben, das mit ei­ner Soft­ware aus­ge­tat­tet ist, die ins­be­son­de­re den Stick­oxid­aus­stoß re­du­ziert, so­bald das Fahr­zeug auf ei­nem Prüf­stand ei­nen Emis­si­ons­test ab­sol­viert. Denn die Ver­wen­dung ei­ner sol­chen Soft­ware ver­stößt ge­gen Art. 5 II 1 i. V. mit Art. 3 Nr. 10 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007, weil es sich da­bei um ei­ne (un­zu­läs­si­ge) Ab­schalt­ein­rich­tung im Sin­ne die­ser Vor­schrif­ten han­delt.
  2. In­dem die Volks­wa­gen AG Fahr­zeu­ge mit Die­sel­mo­to­ren in Ver­kehr ge­bracht hat, die die ein­schlä­gi­gen Emis­si­ons­grenz­wer­te soft­ware­ge­steu­ert nur ein­hal­ten, wenn sie auf ei­nem Prüf­stand ei­nen Emis­si­ons­test ab­sol­vie­ren, kann sie die – pflicht­wid­rig dar­über nicht auf­ge­klär­ten – Fahr­zeug­käu­fer i. S. des § 826 BGB sit­ten­wid­rig vor­sätz­lich ge­schä­digt ha­ben. Vor­aus­set­zung da­für ist, ein ver­fas­sungs­mä­ßig be­ru­fe­ner Ver­tre­ter der Volks­wa­gen AG (§ 31 BGB) den ob­jek­ti­ven und sub­jek­ti­ven Tat­be­stand des § 826 BGB ver­wirk­licht hat. Da­von kann aus­zu­ge­hen sein, wenn die Volks­wa­gen AG sich trotz ei­ner sie tref­fen­den se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last nicht da­zu er­klärt, wel­ches ih­rer Or­ga­ne Kennt­nis von der den Schad­stoff­aus­stoß op­ti­mie­ren­den Soft­ware hat­te und das In­ver­kehr­brin­gen der mit die­ser Soft­ware ver­se­he­nen Mo­to­ren ver­an­lasst hat.
  3. Der heim­li­che Ein­satz ei­ner Soft­ware, die den Schad­stoff­aus­stoß ei­nes Fahr­zeugs (nur) wäh­rend ei­nes Emis­si­ons­tests re­du­ziert, ist sit­ten­wid­rig. Ver­werf­lich er­scheint ins­be­son­de­re, dass ein Fahr­zeug­kauf je­den­falls für ei­nen durch­schnitt­li­chen Ver­brau­cher mit ei­nem er­heb­li­chen fi­nan­zi­el­len Auf­wand ver­bun­den ist, der bei le­bens­na­her Be­trach­tung auf ei­ner wohl­über­leg­ten und ab­wä­gen­den Ent­schei­dung fußt. Auch ver­stößt ge­gen das An­stands­ge­fühl al­ler bil­lig und ge­recht Den­ken­den, dass die Soft­ware die Ein­hal­tung ge­setz­li­cher Um­welt­stan­dards vor­täuscht, da­mit der Her­stel­ler ein dem ge­sell­schaft­li­chen Zeit­geist der Um­welt­freund­lich­keit und Um­welt­ver­träg­lich­keit ent­spre­chen­des Fahr­zeug ver­mark­ten kann.
  4. Die Volks­wa­gen AG kann den Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs un­ter dem Ge­sichts­punkt des Scha­dens­er­sat­zes (§ 826 BGB) auch dann so zu stel­len ha­ben, als hät­te er den für ihn wirt­schaft­lich nach­tei­li­gen Kfz-Kauf­ver­trag nicht ge­schlos­sen, wenn sie selbst nicht Par­tei die­ses Ver­tra­ges ge­wor­den ist.

LG Pa­der­born, Ur­teil vom 07.04.2017 – 2 O 118/16

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Kein „so­for­ti­ger“ Rück­tritt vom Kfz-Kauf­ver­trag we­gen SIS-Ein­tra­gung

  1. Die bei Ge­fahr­über­gang vor­han­de­ne Ein­tra­gung ei­nes Kraft­fahr­zeugs im Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem (SIS) ist ein Rechts­man­gel i. S. § 435 Satz 1 BGB, der den Käu­fer grund­sätz­lich zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­tigt. Ein wirk­sa­mer Rück­tritt setzt in­des re­gel­mä­ßig vor­aus, dass der Käu­fer dem Ver­käu­fer er­folg­los ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung, das heißt zur Be­sei­ti­gung der SIS-Ein­tra­gung ge­setzt hat.
  2. Die Ein­tra­gung ei­nes Kraft­fahr­zeugs im Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem (SIS) be­grün­det kei­nen An­scheins­be­weis da­für, dass das Fahr­zeug i. S. des § 935 I BGB ab­han­den­ge­kom­men ist, al­so ein un­frei­wil­li­ger Ver­lust des un­mit­tel­ba­ren Be­sit­zes statt­ge­fun­den hat.

LG Of­fen­burg, Ur­teil vom 05.04.2017 – 6 O 102/16
(nach­fol­gend: OLG Karls­ru­he, Ur­teil vom 29.09.2017 – 4 U 80/17)

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Kein wirk­sa­mer Rück­tritt oh­ne er­folg­lo­ses Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen im VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Dar­auf, ob ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Ge­braucht­wa­gen – ins­be­son­de­re i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB – man­gel­haft ist, kommt es für die Wirk­sam­keit ei­nes vom Käu­fer er­klär­ten Rück­tritts vom Kauf­ver­trag nicht an, wenn der Käu­fer dem Ver­käu­fer vor der Er­klä­rung des Rück­tritts kei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung (§ 323 I BGB) ge­setzt hat und ei­ne Frist­set­zung auch nicht ge­mäß § 323 II BGB oder § 440 BGB ent­behr­lich war.
  2. Ei­ne Nach­bes­se­rung ist dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs je­den­falls dann nicht we­gen des Fehl­ver­hal­tens der Volks­wa­gen AG un­zu­mut­bar i.S. des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB, wenn die Volks­wa­gen AG nicht Par­tei des Kauf­ver­tra­ges ist.
  3. Eben­so ge­nügt für ei­ne Un­zu­mut­bar­keit der Nach­bes­se­rung (§ 440 Satz 1 Fall 3 BGB) die blo­ße Mög­lich­keit, dass die Nach­bes­se­rung – hier: das Auf­spie­len ei­nes Soft­ware­up­dates – zu ei­nem neu­en Man­gel et­wa in Ge­stalt ei­nes über­höh­ten Kraft­stoff­ver­brauchs führt oder ein mer­kan­ti­ler Min­der­wert ver­bleibt, nicht.

LG Müns­ter, Ur­teil vom 05.04.2017 – 010 O 359/16

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