1. Ein neu­es Wohn­mo­bil lei­det an ei­nem den Käu­fer zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­ti­gen­den Man­gel, wenn kurz vor Er­rei­chen der Be­triebs­tem­pe­ra­tur un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen (Au­ßen­tem­pe­ra­tur zwi­schen 13,6 °C und 18,5 °C, Mo­tor­dreh­zahl zwi­schen 1.500 −1 und 2.000 −1) aus un­ge­klär­ter Ur­sa­che spür­ba­re Zug­kraft­un­ter­bre­chun­gen auf­tre­ten, die als leich­ten Ru­ckeln des Mo­tors wahr­nehm­bar sind und bei Er­rei­chen der Be­triebs­tem­pe­ra­tur ver­schwin­den. Denn die ge­nann­ten Vor­aus­set­zun­gen lie­gen – je­den­falls in Deutsch­land – bei fast je­dem Kalt­start vor, so­dass es bei prak­tisch je­der Fahrt, zu­min­dest aber sehr häu­fig zu der in Re­de ste­hen­den Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung kommt.
  2. Da­mit die in § 476 BGB vor­ge­se­he­ne Be­weis­last­um­kehr zu­guns­ten des Käu­fers ein­greift, muss die­ser le­dig­lich be­wei­sen, dass sich in­ner­halb von sechs Mo­na­ten ab Ge­fahr­über­gang ein man­gel­haf­ter Zu­stand (ei­ne Man­gel­er­schei­nung) ge­zeigt hat, der – un­ter­stellt, er hät­te sei­ne Ur­sa­che in ei­nem dem Ver­käu­fer zu­zu­rech­nen­den Um­stand – ei­ne Sach­män­gel­haf­tung des Ver­käu­fers be­grün­den wür­de. Der Käu­fer muss in­des we­der dar­le­gen noch nach­wei­sen, auf wel­che Ur­sa­che der man­gel­haf­te Zu­stand zu­rück­zu­füh­ren ist. Des­halb greift zu sei­nen Guns­ten die Ver­mu­tung des § 476 BGB auch dann ein, wenn die Ur­sa­che of­fen­ge­blie­ben und da­mit letzt­lich un­ge­klärt ge­blie­ben ist, ob über­haupt ein vom Ver­käu­fer zu ver­ant­wor­ten­der Sach­man­gel vor­lag (im An­schluss an BGH, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, MDR 2016, 1437 Rn. 36, 55).
  3. Bei der Be­ur­tei­lung, ob ein be­heb­ba­rer Man­gel ge­ring­fü­gig und des­halb ein man­gel­be­ding­ter Rück­tritt des Käu­fers vom Kauf­ver­trag ge­mäß § 323 V 2 BGB aus­ge­schlos­sen ist, ist grund­sätz­lich auf den zur Be­sei­ti­gung des Man­gels er­for­der­li­chen Kos­ten­auf­wand und nicht auf das Aus­maß der Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung ab­zu­stel­len. Das gilt aber nicht, wenn die Ur­sa­che ei­ner Man­gel­er­schei­nung un­be­kannt ist, da sich dann nicht ab­schät­zen lässt, ob über­haupt und ge­ge­be­nen­falls mit wel­chem Auf­wand sie auf­ge­fun­den und be­sei­tigt wer­den kann. In ei­ner sol­chen Si­tua­ti­on kann des­halb die Be­ur­tei­lung, ob der Man­gel ge­ring­fü­gig ist, nur an das Aus­maß der Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung an­knüp­fen.

OLG Ol­den­burg, Ur­teil vom 27.04.2017 – 1 U 45/16
(vor­an­ge­hend: LG Au­rich, Ur­teil vom 08.09.2016 – 1 O 1195/14)

Das Be­ru­fungs­ur­teil des OLG Ol­den­burg ist zu­sam­men mit dem erst­in­stanz­li­chen Ur­teil des LG Au­rich aus­zugs­wei­se hier ver­öf­fent­licht.

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