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Probleme beim Autokauf?

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Ar­chiv: Ja­nu­ar 2017

Kei­ne Arg­listan­fech­tung ge­gen­über red­li­chem Ver­trags­händ­ler – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gens, der das Fahr­zeug von ei­nem red­li­chen Ver­trags­händ­ler er­wor­ben hat, kann sei­ne auf den Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges ge­rich­te­te Wil­lens­er­klä­rung auch dann nicht wirk­sam an­fech­ten, wenn dem Her­stel­ler des Fahr­zeugs ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung zur Last fällt. Denn der Her­stel­ler ist im Ver­hält­nis zum Ver­trags­händ­ler Drit­ter i. S. des § 123 II 1 BGB.
  2. Wis­sen ei­nes in den VW-Ab­gas­skan­dal in­vol­vier­ten Fahr­zeug­her­stel­lers – hier: der AU­DI AG – ist ei­nem recht­lich selbst­stän­di­gen Ver­trags­händ­ler auch nicht in ana­lo­ger An­wen­dung von § 166 I BGB zu­zu­rech­nen. Denn der Fahr­zeug­her­stel­ler ist nicht Ge­hil­fe des Ver­trags­händ­lers (Ver­käu­fers) bei der Er­fül­lung von ge­gen­über ei­nem Fahr­zeug­käu­fer be­ste­hen­den Ver­käu­fer­pflich­ten.

LG Dort­mund, Ur­teil vom 23.01.2017 – 25 O 30/16
(nach­fol­gend: OLG Hamm, Be­schluss vom 18.05.2017 und vom 19.06.2016 – 2 U 39/17)

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Kein Rück­tritt vom Neu­wa­gen­kauf im VW-Ab­gas­skan­dal

Der Man­gel, an dem ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen – mög­li­cher­wei­se – lei­det, ist ge­ring­fü­gig i. S. des § 323 V 2 BGB und recht­fer­tigt des­halb kei­nen Rück­tritt des Käu­fers vom Kauf­ver­trag. Denn je­den­falls ist ei­ne Nach­bes­se­rung durch In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates mög­lich, und die­se Maß­nah­me ist selbst dann mit ei­nem Kos­ten­auf­wand von nicht mehr als 100 € ver­bun­den, wenn man auch die – an­tei­li­gen – Kos­ten für die Ent­wick­lung des Up­dates be­rück­sich­tigt.

LG Ans­bach, Ur­teil vom 20.01.2017 – 2 O 755/16
(nach­fol­gend: OLG Nürn­berg, Ur­teil vom 24.04.2018 – 6 U 409/17)

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(Kein) An­spruch ei­nes Kfz-Händ­lers auf Scha­dens­er­satz bei ver­trags­wid­ri­ger Nicht­ab­nah­me ei­nes Ge­braucht­wa­gens

  1. Ein Ge­braucht­wa­gen – hier: ein Mer­ce­des-Benz G 350 Blu­e­TEC Edi­ti­on 35 – ist we­gen des Feh­lens ei­ner ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit (§ 434 I 1 BGB) man­gel­haft, wenn sei­ne Lauf­leis­tung nicht wie ver­ein­bart 19.500 km, son­dern 25.522 km be­trägt. In die­sem Fall kommt aus­nahms­wei­se ei­ne Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) in Be­tracht, wenn der Käu­fer das er­wor­be­ne Fahr­zeug vor Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges nicht be­sich­tigt hat und es ihm nur dar­um ging, ei­nen Mer­ce­des-Benz G 350 Blu­e­TEC Edi­ti­on 35 mit ei­ner Lauf­leis­tung von we­ni­ger als 20.000 km zu er­wer­ben. Des­halb kann der Käu­fer we­gen der hö­he­ren Lauf­leis­tung grund­sätz­lich erst vom Kauf­ver­trag zu­rück­tre­ten, nach­dem er dem Ver­käu­fer er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt hat (§ 323 I BGB).
  2. Se­hen die All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen ei­nes Kfz-Händ­lers vor, dass der Händ­ler Scha­dens­er­satz in Hö­he von pau­schal 10 % des Kauf­prei­ses ver­lan­gen darf, falls der Käu­fer das er­wor­be­ne Fahr­zeug ver­trags­wid­rig nicht ab­nimmt, so ist der Käu­fer zur Zah­lung des ent­spre­chen­den Be­tra­ges nur ver­pflich­tet, wenn zu­guns­ten des Händ­lers die Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung (§§ 280 I, III, 281 BGB) er­füllt sind. Dar­an fehlt es, wenn der Händ­ler das in Re­de ste­hen­de Fahr­zeug oh­ne Ver­lust an ei­nen Drit­ten ver­äu­ßern konn­te.

LG Mün­chen II, Ur­teil vom 19.01.2017 – 2 HK O 3604/16
(nach­fol­gend: OLG Mün­chen, Ur­teil vom 14.09.2017 – 23 U 667/17)

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Aus­schrei­bung ei­nes Ge­braucht­wa­gens im Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem (SIS) als zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­der Rechts­man­gel

Die bei Ge­fahr­über­gang vor­han­de­ne und im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung fort­be­ste­hen­de Ein­tra­gung ei­nes Kraft­fahr­zeugs in dem Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem (SIS) zum Zwe­cke der Si­cher­stel­lung und Iden­ti­täts­fest­stel­lung ist ein er­heb­li­cher Rechts­man­gel, der den Käu­fer zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­tigt (im An­schluss an und Fort­füh­rung von BGH, Urt. v. 18.02.2004 – VI­II ZR 78/03, NJW 2004, 1802).

BGH, Ur­teil vom 18.01.2017 – VI­II ZR 234/15

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Leis­tungs­ort für die Pflicht des Lea­sing­neh­mers zur Rück­ga­be des Lea­sing­ge­gen­stands bei Ver­trags­en­de

  1. Der Leis­tungs­ort für die § 546 I BGB zu ent­neh­men­de Pflicht des Lea­sing­neh­mers, den Lea­sing­ge­gen­stand bei Ver­trags­en­de zu­rück­zu­ge­ben, folgt nicht schon – im Sin­ne ei­ner Bring­schuld – aus die­ser Be­stim­mung, son­dern rich­tet sich bei Feh­len ei­ner (wirk­sa­men) ver­trag­li­chen Fest­le­gung nach der Aus­le­gungs­re­gel des § 269 I, II BGB. Hier­aus er­gibt sich je­doch kein von ei­nem kon­kre­ten Leis­tungs­ort ab­ge­lös­tes Recht des Lea­sing­ge­bers, bei Ver­trags­en­de den Rück­ga­be­ort und die Rück­ga­be­mo­da­li­tä­ten ein­sei­tig zu be­stim­men.
  2. In All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen darf sich de­ren Ver­wen­der ein ein­sei­ti­ges Leis­tungs­be­stim­mungs­recht grund­sätz­lich nur vor­be­hal­ten, wenn da­für ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se be­steht. Das setzt vor­aus, dass ge­wich­ti­ge (Sach-)Grün­de dies recht­fer­ti­gen, dass die Vor­aus­set­zun­gen und der Um­fang des Leis­tungs­be­stim­mungs­rechts tat­be­stand­lich hin­rei­chend kon­kre­ti­siert sind und dass die be­rech­tig­ten Be­lan­ge des an­de­ren Teils aus­rei­chend ge­wahrt wer­den (Fort­füh­rung von Se­nat, Urt. v. 20.07.2005 – VI­II ZR 121/04, BGHZ 164, 11 [26 f.] m. w. Nachw.). Die­sen aus § 307 I 1 BGB ab­zu­lei­ten­den An­for­de­run­gen wird die in for­mu­lar­mä­ßi­gen Lea­sing­be­din­gun­gen ent­hal­te­ne Rück­ga­be­klau­sel

    „Nach Be­en­di­gung des Lea­sing­ver­tra­ges hat der Lea­sing­neh­mer auf ei­ge­ne Kos­ten und Ge­fahr das Lea­sing­ob­jekt ent­we­der an ei­ne vom Lea­sing­ge­ber zu be­nen­nen­de An­schrift in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, an­de­ren­falls an den Sitz des Lea­sing­ge­bers zu lie­fern oder auf Wei­sung des Lea­sing­ge­bers kos­ten­pflich­tig zu ent­sor­gen. …“

    nicht ge­recht.

BGH, Ur­teil vom 18.01.2017 – VI­II ZR 263/15

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Sit­ten­wid­ri­ge vor­sätz­li­che Schä­di­gung und Be­trug durch In­ver­kehr­brin­gen von vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Mo­to­ren

  1. Die Soft­ware, die in ei­nem vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeug zum Ein­satz kommt und des­sen Stick­oxid­aus­stoß (nur) ver­rin­gert, so­bald das Fahr­zeug ei­nem Emis­si­ons­test un­ter­zo­gen wird, ist ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung i. S. des Art. 5 II i. V. mit Art. 3 Nr. 10 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007.
  2. Dass die Volks­wa­gen AG dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs im We­ge des Scha­dens­er­sat­zes den Kauf­preis er­stat­ten muss, kommt so­wohl mit Blick auf ei­ne sit­ten­wid­ri­ge vor­sätz­li­che Schä­di­gung (§ 826 BGB) als auch un­ter dem Ge­sichts­punkt ei­nes Be­trugs (§ 823 II BGB i. V. mit § 263 StGB) in Be­tracht.
  3. Die zu er­war­ten­de Ge­samt­lauf­leis­tung ei­nes Ško­da Ye­ti 2.0 TDI (Ele­gan­ce Plus Edi­ti­on) be­trägt 300.000 km.

LG Hil­des­heim, Ur­teil vom 17.01.2017 – 3 O 139/16

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Ein­heit­li­cher Er­fül­lungs­ort für al­le Rück­ge­währan­sprü­che nach Rück­tritt des Käu­fers vom Kauf­ver­trag

  1. Nach ei­nem Rück­tritt des Käu­fers von ei­nem bei­der­seits voll­stän­dig er­füll­ten Kauf­ver­trag sind so­wohl der An­spruch des Käu­fers auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses als auch der An­spruch des Ver­käu­fers auf Rück­ge­währ der Kauf­sa­che dort zu er­fül­len, wo sich die Kauf­sa­che im Zeit­punkt des Rück­tritts ver­trags­ge­mäß be­fin­det. Für ei­ne auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges ge­rich­te­te Kla­ge des Käu­fers ist des­halb ge­mäß § 29 I ZPO (auch) das Ge­richt die­ses ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­or­tes zu­stän­dig.
  2. Der ver­trags­ge­mä­ße Be­le­gen­heits­ort der Kauf­sa­che ist auch dann ein­heit­li­cher Er­fül­lungs­ort, wenn der Käu­fer nach ei­ner An­fech­tung (z. B. we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung) ge­stützt auf § 812 I 1 Fall 1, § 142 I BGB die Her­aus­ga­be des Kauf­prei­ses ver­langt und dem Ver­käu­fer sei­ner­seits die Kauf­sa­che her­aus­ge­ben muss.

OLG Frank­furt a. M., Be­schluss vom 16.01.2017 – 13 SV 18/16

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Kei­ne „so­for­ti­ge“ Min­de­rung des Kauf­prei­ses im VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Ge­braucht­wa­gen ist man­gel­haft. Denn ein Käu­fer kann i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB er­war­ten, dass das Fahr­zeug die ein­schlä­gi­gen Emis­si­ons­grenz­wer­te (hier: die Eu­ro-5-Emis­si­ons­grenz­wer­te) wäh­rend ei­nes Emis­si­ons­tests auf ei­nem Prüf­stand nicht nur des­halb ein­hält, weil ei­ne Soft­ware die Test­si­tua­ti­on er­kennt und in ei­nen spe­zi­el­len Be­triebs­mo­dus schal­tet, in dem der Stick­oxid(NOX)-Aus­stoß ver­gleichs­wei­se nied­rig ist.
  2. Ein Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen, das in kei­ner Wei­se er­ken­nen lässt, dass dem Ver­käu­fer le­dig­lich für die Nach­er­fül­lung le­dig­lich ein be­grenz­ter (be­stimm­ba­rer) Zeit­raum zur Ver­fü­gung steht, ge­nügt nicht den An­for­de­run­gen des § 323 I BGB.
  3. Ein Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs ver­hält sich wi­der­sprüch­lich, wenn er ei­ner­seits gel­tend macht, es sei ihm i. S. von § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar, auf ei­ne Nach­bes­se­rung rund ein Jahr zu war­ten, er an­de­rer­seits aber be­reit ist, das – man­gel­haf­te – Fahr­zeug wei­ter zu nut­zen, und des­halb nicht die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges, son­dern le­dig­lich ei­ne Min­de­rung des Kauf­prei­ses ver­langt.
  4. Dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Ge­braucht­wa­gens ist ei­ne Nach­bes­se­rung auch dann nicht i. S. von § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar, wenn man an­nimmt, dass der Fahr­zeug­her­stel­le­rin ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung zur Last fällt. Denn in­fol­ge die­ser Täu­schung mag der Käu­fer zwar das Ver­trau­en, dass die Nach­bes­se­rung ord­nungs­ge­mäß er­folgt, ob­wohl es da­für ei­nes von der Fahr­zeug­her­stel­le­rin ent­wi­ckel­ten Soft­ware­up­dates be­darf, ver­lo­ren ha­ben. Die­ser Ver­trau­ens­ver­lust wird in­des da­durch auf­ge­wo­gen, dass die vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge in en­ger Zu­sam­men­ar­beit mit dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt und da­mit un­ter staat­li­cher Auf­sicht nach­ge­bes­sert wer­den.
  5. Die blo­ße Be­fürch­tung des Käu­fers ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Ge­braucht­wa­gens, dass ei­ne Nach­bes­se­rung durch die In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates zu neu­en Män­gel (z. B. ei­nem er­höh­ten Kraft­stoff­ver­brauch) füh­ren könn­te, macht dem Käu­fer ei­ne Nach­bes­se­rung nicht i. S. von § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar. Viel­mehr er­gibt sich aus § 440 Satz 2 BGB, wo­nach ei­ne Nach­bes­se­rung re­gel­mä­ßig erst nach zwei er­folg­lo­sen Ver­su­chen als fehl­ge­schla­gen gilt, dass der Käu­fer die Un­si­cher­heit, ob ei­ne Nach­bes­se­rung er­folg­reich sein wird, grund­sätz­lich to­le­rie­ren muss.

AG Waib­lin­gen, Ur­teil vom 13.01.2017 – 9 C 1008/16

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Rück­tritt vom Kauf­ver­trag über ei­nen fa­brik­neu­en VW Cad­dy 1.6 TDI – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen ist zu­min­dest i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft, weil in dem Fahr­zeug – an­ders als in ver­gleich­ba­ren Fahr­zeu­gen an­de­rer Her­stel­ler – ei­ne „Ab­schalt­soft­ware“ zum Ein­satz kommt, die den Schad­stoff­aus­stoß (nur) op­ti­miert, so­bald das Fahr­zeug auf ei­nem Prüf­stand ei­nem Emis­si­ons­test un­ter­zo­gen wird.
  2. Die Dar­le­gungs- und Be­weis­last da­für, dass ein Man­gel i. S. des § 323 V 2 BGB ge­ring­fü­gig ist und des­halb ei­nen Rück­tritt des Käu­fers vom Kauf­ver­trag nicht recht­fer­tigt, trifft den Ver­käu­fer. Ab­zu­stel­len ist in­so­weit auf den Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung. Durf­te der Käu­fer zu die­sem Zeit­punkt be­fürch­ten, dass ei­ne Nach­bes­se­rung zu neu­en Män­geln et­wa in Ge­stalt ei­nes hö­he­ren Kraft­stoff­ver­brauchs oder ei­ner ver­min­der­ten Mo­tor­leis­tung füh­ren wer­de, so spricht dies für das Vor­lie­gen ei­nes er­heb­li­chen Man­gels.
  3. Da­für, dass der Man­gel, un­ter dem ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug lei­det, i. S. des § 323 V 2 BGB er­heb­lich ist, spricht, dass der Ver­käu­fer nur mit Un­ter­stüt­zung der Volks­wa­gen AG nach­bes­sern kann, weil die­se ihm (min­des­tens) ein Soft­ware­up­date zur Ver­fü­gung stel­len muss, und die Volks­wa­gen AG ih­rer­seits auf die Frei­ga­be die­ses Up­dates durch das Kraft­fahrt-Bun­des­amt an­ge­wie­sen ist. Dar­über hin­aus ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ne Fahr­zeu­ge aus Sicht des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes zwin­gend über­ar­bei­tet wer­den müs­sen, um ih­re Zu­las­sung nicht zu ge­fähr­den.
  4. Ob dem Käu­fer (hier: ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gens) ei­ne Nach­er­fül­lung i. S. des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar ist, ist un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Um­stän­de des Ein­zel­falls (z. B. Art und Aus­maß ei­ner Be­ein­träch­ti­gung der In­ter­es­sen des Käu­fers, Zu­ver­läs­sig­keit des Ver­käu­fers, ge­stör­tes Ver­trau­ens­ver­hält­nis zwi­schen Käu­fer und Ver­käu­fer) zu be­ur­tei­len. Da­bei fin­det ei­ne Ab­wä­gung der In­ter­es­sen bei­der Kauf­ver­trags­par­tei­en nicht statt.
  5. Dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gens ist ei­ne Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) schon dann i. S. des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar, wenn die be­grün­de­te Be­fürch­tung be­steht, dass die Nach­bes­se­rung et­wa der­ge­stalt zu Fol­ge­män­geln füh­ren wird, dass sie sich ne­ga­tiv auf den Kraft­stoff­ver­brauch und/oder die Mo­tor­leis­tung aus­wir­ken wird. Fer­ner kann sich die Un­zu­mut­bar­keit der Nach­bes­se­rung dar­aus er­ge­ben, dass der Käu­fer „ins Un­ge­wis­se hin­ein“ ab­war­ten müss­te, weil nicht ein­mal an­satz­wei­se ab­zu­se­hen ist, wann die Nach­bes­se­rung statt­fin­den kann, und der Käu­fer dem Ver­käu­fer des­halb kei­ne sinn­vol­le Frist Nach­bes­se­rung set­zen kann.

LG Bü­cke­burg, Ur­teil vom 11.01.2017 – 2 O 39/16

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Ein­wand der Ver­jäh­rung von Män­gel­an­sprü­chen bei Ver­stoß ge­gen ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein Ver­käu­fer darf sich auch dann dar­auf be­ru­fen, dass An­sprü­che des Käu­fers we­gen ei­nes Man­gels ver­jährt sei­en, wenn der Man­gel dar­in be­steht, dass der Kauf­sa­che ei­ne i. S. des § 434 I 1 BGB ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit fehlt. Denn mit ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ist aus Sicht ei­nes ver­stän­di­gen Käu­fers nicht die Be­reit­schaft des Ver­käu­fers ver­bun­den, auf den Ein­wand der Ver­jäh­rung zu ver­zich­ten und folg­lich für das Feh­len der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit län­ger zu haf­ten als ge­setz­lich vor­ge­se­hen. Et­was an­ders folgt auch nicht aus der – auf die­se Kon­stel­la­ti­on nicht über­trag­ba­ren – Recht­spre­chung des BGH, wo­nach ein pau­scha­ler Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss nicht für Män­gel i. S. des § 434 I 1 BGB, son­dern nur für Män­gel i. S. des § 434 I 2 BGB gilt.
  2. Ein Fahr­zeug­her­stel­ler ist nicht Ge­hil­fe des Kfz-Händ­lers bei der Er­fül­lung der Pflicht zu man­gel­frei­er Lie­fe­rung (§ 434 I 2 BGB) ge­gen­über dem Fahr­zeug­käu­fer. Ein arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten des Her­stel­lers ist dem Händ­ler des­halb nicht zu­zu­rech­nen.

OLG Hamm, Be­schluss vom 05.01.2017 – 28 U 201/16
(vor­an­ge­hend: LG Bo­chum, Ur­teil vom 08.09.2016 – 2 O 192/16)

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