1. Weist ein von ei­nem Kfz-Händ­ler in Zah­lung ge­nom­me­ner Pkw nicht die mit dem In­zah­lung­ge­ber ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit auf, weil das Fahr­zeug nach ei­nem Wild­un­fall ab­re­de­wid­rig nicht (voll­stän­dig) in­stand ge­setzt wur­de, muss der Händ­ler dem In­zah­lung­ge­ber grund­sätz­lich er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­bes­se­rung set­zen, be­vor er mit Er­folg Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung (§§ 280 I, III, 281 BGB) in Hö­he der Re­pa­ra­tur­kos­ten ver­lan­gen kann.
  2. Ei­ne Frist­set­zung ist zwar ge­mäß § 281 II Fall 1 BGB aus­nahms­wei­se ent­behr­lich, wenn der In­zah­lung­ge­ber die Nach­bes­se­rung ernst­haft und end­gül­tig ver­wei­gert. An das Vor­lie­gen ei­ner sol­chen Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung sind je­doch stren­ge An­for­de­run­gen zu stel­len; der In­zah­lung­ge­ber muss ein­deu­tig und als „letz­tes Wort“ zum Aus­druck ge­bracht ha­ben, dass er nicht leis­ten und sich auch durch ei­ne (wei­te­re) Auf­for­de­rung zur Leis­tung nicht um­stim­men las­sen wird. Dar­an fehlt es, wenn der Kfz-Händ­ler nicht Nach­bes­se­rung, son­dern un­mit­tel­bar Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung ver­langt und der In­zah­lung­ge­ber die­ses Ver­lan­gen zu­rück­weist.

AG Bre­men, Ur­teil vom 20.07.2016 – 17 C 245/15
(nach­fol­gend: LG Bre­men, Be­schluss vom 10.02.2017 – 4 S 254/16)

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin, ei­ne ge­werb­li­che Kfz-Händ­le­rin, ver­kauf­te dem Be­klag­ten mit schrift­li­chem Kauf­ver­trag vom 18.02.2014 ei­nen Ge­braucht­wa­gen. Die Par­tei­en ver­ein­bar­ten, dass die Klä­ge­rin das Alt­fahr­zeug des Be­klag­ten für 17.942,33 € in Zah­lung nimmt.

Die­ses Fahr­zeug – ein VW Toua­reg – hat­te am 01.06.2013 ei­nen Wild­scha­den er­lit­ten, den der Be­klag­te am 20.06.2013 sei­nem Ver­si­che­rer ge­mel­det hat­te. Mit der In­stand­set­zung des Fahr­zeugs hat­te der Be­klag­te die C-GmbH be­auf­tragt, die im Ju­ni 2013 Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten an dem Fahr­zeug durch­ge­führt hat­te. Die­se Ar­bei­ten wa­ren noch nicht ab­ge­schlos­sen, als der Be­klag­te den Pkw bei der Klä­ge­rin in Zah­lung gab; es stan­den noch La­ckier­ar­bei­ten aus. Be­züg­lich des Wild­scha­dens heißt es in dem am 18.02.2014 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag: „In­stand­set­zung des Wild­scha­dens am Toua­reg V8“.

Der Be­klag­te über­gab und über­eig­ne­te der Klä­ge­rin sein Alt­fahr­zeug im Fe­bru­ar 2014. Die Klä­ge­rin nahm in der Fol­ge­zeit die in ei­ner Re­pa­ra­tur­kos­ten­kal­ku­la­ti­on vom 12.03.2014 auf­ge­führ­ten Ar­bei­ten an dem Pkw vor. Die­se Kal­ku­la­ti­on weist ei­nen Be­trag von 3.433,16 € brut­to aus.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 30.10.2014 for­der­te die Klä­ge­rin den Be­klag­ten zur Zah­lung des un­ter Be­rück­sich­ti­gung der In­zah­lung­nah­me aus ih­rer Sicht noch aus­ste­hen­den Kauf­prei­ses (1.351,48 €) auf. Gleich­zei­tig ver­lang­te sie von dem Be­klag­ten, er mö­ge ihr – der Klä­ge­rin – ge­gen­über „den Re­pa­ra­tur­auf­trag be­züg­lich des Wild­scha­dens … be­stä­ti­gen“ oder die Re­pa­ra­tur selbst durch­füh­ren und au­ßer­dem Scha­dens­er­satz in Hö­he von 3.433,16 € zah­len.

Die Klä­ge­rin hat zu­nächst be­haup­tet, der Be­klag­te ha­be den Wild­scha­den nicht re­pa­rie­ren las­sen, son­dern ihr – der Klä­ge­rin – ei­nen Re­pa­ra­tur­auf­trag er­teilt. Die­sen Vor­trag hat die Klä­ge­rin mit Schrift­satz vom 21.04.2014 da­hin kor­ri­giert, dass nicht mehr be­haup­tet wer­den sol­le, dass ihr – der Klä­ge­rin – ein Re­pa­ra­tur­auf­trag er­teilt wor­den sei. Viel­mehr hät­ten die Par­tei­en bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags ein­kal­ku­liert, dass der Pkw nach In­stand­set­zung durch die C-GmbH in Zah­lung ge­nom­men wer­de. Die­se In­stand­set­zung sei je­doch un­ter­blie­ben. Ihr – der Klä­ge­rin – sei da­durch ein Scha­den in Hö­he der tat­säch­li­chen Re­pa­ra­tur­kos­ten, die sie ge­stützt auf die Kal­ku­la­ti­on vom 12.03.2014 mit 3.433,16 € brut­to be­zif­fert, ent­stan­den. Nach ei­nem Hin­weis des Ge­richts auf das Er­for­der­nis ei­ner Frist­set­zung (§ 281 I 1 BGB) hat die Klä­ge­rin in der münd­li­chen Ver­hand­lung be­haup­tet, dass sie so­wohl den Be­klag­ten als auch die C-GmbH er­folg­los auf­ge­for­dert ha­be, den Wild­scha­den zu be­he­ben.

Der Be­klag­te hat die Klag­for­de­rung in Hö­he von 751,87 € an­er­kannt, nach­dem er be­reits am 16.07.2014 (nur) 599,61 € an die Klä­ge­rin ge­zahlt hat­te. Im Üb­ri­gen hat der Be­klag­te be­an­tragt, die Kla­ge ab­zu­wei­sen. Er be­haup­tet, der Wild­scha­den sei bei In­zah­lung­ga­be des Alt­fahr­zeugs be­reits zum größ­ten Teil, näm­lich bis auf die aus­ste­hen­den La­ckier­ar­bei­ten, be­ho­ben ge­we­sen. Au­ßer­dem sei die durch den Un­fall be­schä­dig­te Front­schür­ze des Alt­fahr­zeugs ge­gen die un­be­schä­dig­te Front­schür­ze des neu er­wor­ben Fahr­zeugs aus­ge­tauscht wor­den, so­dass für die La­ckier­ar­bei­ten kein Be­dürf­nis mehr be­stan­den ha­be.

Die Kla­ge hat­te nur teil­wei­se Er­folg.

Aus den Grün­den: I. … 1. So­weit der Be­klag­te zur Zah­lung des noch aus­ste­hen­den Kauf­prei­ses in Hö­he von 751,87  €ver­ur­teilt wird, be­ruht die Ver­ur­tei­lung auf dem Tei­la­n­er­kennt­nis vom 05.10.2015.

2. Im Üb­ri­gen ist die Kla­ge nicht be­grün­det. Der Klä­ge­rin steht kein … An­spruch auf Zah­lung von Scha­dens­er­satz in Hö­he von 3.433,16 € ge­gen den Be­klag­ten zu. Der An­spruch folgt ins­be­son­de­re nicht aus §§ 280 I, III, 281 BGB.

In­so­weit kann da­hin­ste­hen, ob es sich bei den Ar­bei­ten, für die die Klä­ge­rin Re­pa­ra­tur­kos­ten in Hö­he von 3.433,16 € inkl. MwSt. ver­an­schlagt, um Ar­bei­ten han­delt, die kau­sal im Zu­sam­men­hang mit der Be­he­bung des Wild­scha­dens aus Ju­ni 2013 ste­hen. Auch kann da­hin­ste­hen, ob die Klä­ge­rin be­rech­tigt wä­re, die Er­stat­tung von Mehr­wert­steu­er im Rah­men des be­haup­te­ten Scha­dens­er­satz­an­spruchs zu ver­lan­gen oder ob sie nur den Net­to­be­trag gel­tend ma­chen kann. Denn nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me steht nicht zur Über­zeu­gung des Ge­richts fest, dass die Klä­ge­rin die nach § 281 I 1 BGB für die Be­grün­dung ei­nes Scha­dens­er­satz­an­spruchs er­for­der­li­chen Frist zur Leis­tung bzw. Nach­er­fül­lung ge­setzt hat. Auch war ei­ne ent­spre­chen­de Frist­set­zung nicht nach § 281 II Fall 1 BGB we­gen ei­ner ernst­haf­ten und end­gül­ti­gen Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung ent­behr­lich.

a) Nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me steht nicht zur Über­zeu­gung des Ge­richts fest, dass die Klä­ge­rin die nach § 281 I 1 BGB für die Be­grün­dung ei­nes Scha­dens­er­satz­an­spruchs er­for­der­li­chen Frist zur Leis­tung bzw. Nach­er­fül­lung ge­setzt hat.

Die Frist­set­zung ist ei­ne nicht form­ge­bun­de­ne, ein­sei­ti­ge, emp­fangs­be­dürf­ti­ge, ge­schäfts­ähn­li­che Wil­lens­äu­ße­rung. Die Er­klä­rung muss im Hin­blick auf die Rechts­fol­ge ei­ne be­stimm­te und ein­deu­ti­ge Auf­for­de­rung zur Leis­tung ent­hal­ten; ein höf­li­ches Drän­gen auf Ver­trags­er­fül­lung oder die Auf­for­de­rung an den Schuld­ner, sich über sei­ne Leis­tungs­be­reit­schaft zu er­klä­ren, ge­nügt nicht. Der An­ga­be ei­nes be­stimm­ten End­ter­mins be­darf es nicht (BGH, Urt. v. 12.08.2009 – VI­II ZR 254/08, NJW 2009, 3153 Rn. 10); es reicht aus, wenn der Gläu­bi­ger durch das Ver­lan­gen nach „so­for­ti­ger“, „un­ver­züg­li­cher“ Leis­tung oder ähn­li­che For­mu­lie­run­gen zu er­ken­nen gibt, dass dem Schuld­ner nur ein be­grenz­ter Zeit­raum für die Leis­tung zur Ver­fü­gung steht (BGH, Urt. v. 12.08.2009 – VI­II ZR 254/08, NJW 2009, 3153 Rn. 10).

In­so­weit kann da­hin­ste­hen, ob die Klä­ge­rin ei­ne die­sen An­for­de­run­gen ent­spre­chen­de Frist zur Vor­nah­me der be­gehr­ten Re­pa­ra­tur­leis­tun­gen dem Be­klag­ten als ih­rem Ver­trags­part­ner im Rah­men des Kauf­ver­trags oder der C-GmbH als Ver­pflich­te­ter aus dem Re­pa­ra­tur­ver­trag hät­te set­zen müs­sen. Denn die Zeu­gen ha­ben we­der be­stä­tigt, dass die Klä­ge­rin dem Be­klag­ten ei­ne Frist ge­setzt hat, noch ha­ben sie be­stä­tigt, dass ei­ne Frist­set­zung durch die Klä­ge­rin ge­gen­über der C-GmbH er­folg­te.

Der Zeu­ge M, der mit der Ab­wick­lung des Kauf­ver­trags be­trau­te Mit­ar­bei­ter bei der Klä­ge­rin, hat auf die Fra­ge des Ge­richts, ob der C-GmbH ei­ne Frist zur Aus­füh­rung der Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten ge­setzt wor­den sei, ge­ant­wor­tet, dass ei­ne sol­che nicht ge­setzt wor­den sei, da er sich nicht als Auf­trag­ge­ber ge­se­hen ha­be. Auch ei­ne Frist­set­zung ge­gen­über dem Be­klag­ten hat der Zeu­ge nicht be­stä­tigt. Den Be­klag­ten selbst ha­be er zwar mehr­fach kon­tak­tiert; die Ge­sprä­che sei­en aber „im Nir­wa­na“ ver­lau­fen, so­dass er ir­gend­wann „die Na­se voll“ ge­habt ha­be und den Scha­den durch die Werk­statt der Klä­ge­rin ha­be be­he­ben las­sen. Der Zeu­ge S, ein Mit­ar­bei­ter der C-GmbH, konn­te eben­falls nicht be­stä­ti­gen, dass ihm ei­ne Frist zur Leis­tung bzw. Nach­er­fül­lung ge­setzt wur­de. Der Zeu­ge gab an, dass die Klä­ge­rin die C-GmbH we­gen De­fek­ten an den Hol­men und der Lenk­an­la­ge kon­tak­tiert ha­be. Er ha­be der Klä­ge­rin dar­auf­hin an­ge­bo­ten, dass sie den Pkw vor­bei­brin­gen dür­fe, da­mit er fest­stel­len kön­ne, ob die be­haup­te­ten De­fek­te auf den Wild­scha­den zu­rück­zu­füh­ren sein kön­nen; zu­gleich ha­be er an­ge­bo­ten, in die­sem Zu­sam­men­hang die aus­ste­hen­den La­ckier­ar­bei­ten vor­zu­neh­men. Die Klä­ge­rin ha­be den Pkw dar­auf­hin aber nicht vor­bei­ge­bracht. Auch ei­ne Frist­set­zung zur Er­brin­gung be­stimm­ter Leis­tun­gen sei nicht er­folgt.

Auch das Schrei­ben der Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 30.11.2014 stellt kei­ne Frist­set­zung in dem vor­ge­nann­ten Sin­ne dar. Mit dem Schrei­ben wird dem Be­klag­ten kei­ne Frist zur Leis­tung in Form der Vor­nah­me der Re­pa­ra­tur des in Zah­lung ge­ge­be­nen Pkw ge­setzt. Der Be­klag­te wird viel­mehr ei­ner­seits zur Zah­lung des aus­ste­hen­den Kauf­prei­ses und an­de­rer­seits zur Er­tei­lung ei­nes Re­pa­ra­tur­auf­trags an die Klä­ge­rin oder (al­ter­na­tiv) zur Re­pa­ra­tur in Ei­gen­re­gie und Leis­tung von Scha­dens­er­satz auf­ge­for­dert. Das Schrei­ben be­zeich­net da­mit die so­dann im We­ge der Selbst­vor­nah­me durch­ge­führ­te Leis­tung – al­so die Vor­nah­me der kon­kret nach An­sicht der Klä­ge­rin aus­ste­hen­den Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten – ge­ra­de nicht. Glei­ches gilt für ein wort­lau­ti­den­ti­sches Schrei­ben, das auf den 11.11.2014 da­tiert und das von der Klä­ger­sei­te, oh­ne dass ent­spre­chen­der Schrift­satz­nach­lass be­an­tragt oder ge­währt wor­den wä­re, erst nach der münd­li­chen Ver­hand­lung mit Schrift­satz vom 14.06.2016 vor­ge­legt wur­de.

b) Ei­ne ent­spre­chen­de Frist­set­zung war auch nicht nach § 281 II Fall 1 BGB we­gen ei­ner ernst­haf­ten und end­gül­ti­gen Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung ent­behr­lich.

An das Vor­lie­gen ei­ner end­gül­ti­gen Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung sind im Hin­blick auf den Zweck der Frist­set­zung stren­ge An­for­de­run­gen zu stel­len (BGH, Urt. v. 21.10.1992 – XII ZR 173/90, NJW-RR 1993, 139 [140]; Urt. v. 18.09.1985 – VI­II ZR 249/84, NJW 1986, 661; KG, Urt. v. 11.09.2006 – 12 U 186/05, ZGS 2007, 78). Der Schuld­ner muss die Er­fül­lung des Ver­tra­ges ge­gen­über dem Gläu­bi­ger un­miss­ver­ständ­lich, end­gül­tig und ernst­lich ab­leh­nen, so­dass für den Gläu­bi­ger nicht mehr zwei­fel­haft sein darf, dass er un­ter kei­nen Um­stän­den mehr mit ei­ner frei­wil­li­gen Leis­tung rech­nen kann. Die Frist­set­zung nach § 281 I 1 BGB darf nur noch als lee­re For­ma­li­tät er­schei­nen. Der Schuld­ner muss ein­deu­tig und ge­wis­ser­ma­ßen als „sein letz­tes Wort“ den Wil­len zum Aus­druck ge­bracht ha­ben, dass er sei­ne Ver­trags­pflich­ten nicht er­fül­len wer­de (vgl. BGH, Urt. v. 16.03.1988 – VI­II ZR 184/87, BGHZ 104, 6 [13] = NJW 1988, 1778; Urt. v. 20.09.1996 – V ZR 191/95, NJW 1997, 51 [52]).

Ei­ne Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung der C-GmbH hat die Klä­ge­rin nicht be­haup­tet.

Auch ei­ne Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung des Be­klag­ten liegt nicht zur Über­zeu­gung des Ge­richts vor. Die E-Mail des Be­klag­ten vom 29.09.2014, in der es heißt

„Hab das an mein An­walt ab­ge­ge­ben. … Al­les was ihr glaubt noch von mir zu be­kom­men über mei­nen An­walt von jetzt an.“

kann schon des­we­gen kei­ne Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung dar­stel­len, weil aus der vor­an­ge­hen­den E-Mail des Zeu­gen M deut­lich wird, dass die Klä­ge­rin nicht mit der For­de­rung nach Er­fül­lung ei­ner Re­pa­ra­tur­pflicht durch An­hal­ten der C-GmbH, son­dern mit ei­nem Kos­ten­vor­an­schlag und da­mit letzt­lich mit ei­nem Zah­lungs­be­geh­ren an den Be­klag­ten her­an­ge­tre­ten ist. In der Re­ak­ti­on des Be­klag­ten auf das Zah­lungs­be­geh­ren kann je­doch kei­ne ernst­haf­te und aus­drück­li­che Ver­wei­ge­rung der Er­fül­lung ei­ner Pflicht zur Er­fül­lung bzw. Nach­er­fül­lung ei­ner Re­pa­ra­tur­pflicht ge­se­hen wer­den.

3. Ein An­spruch auf Frei­stel­lung von au­ßer­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten be­steht nur in­so­weit, wie die au­ßer­ge­richt­li­che In­an­spruch­nah­me des Be­klag­ten im Zeit­punkt der Ver­sen­dung des Schrei­bens be­rech­tigt war, vor­lie­gend al­so nach ei­nem Streit­wert von 751,87 €. Denn es be­stand aus den vor­ste­hen­den Grün­den kein An­spruch auf Scha­dens­er­satz, und nach dem un­be­strit­te­nen Vor­trag der Be­klag­ten­sei­te er­folg­te die Teil­zah­lung von 599,61 € be­reits im Ju­li 2014 und hät­te da­mit im Zeit­punkt der Ver­sen­dung des Auf­for­de­rungs­schrei­bens von der aus­ste­hen­den Kauf­preis­sum­me in Ab­zug ge­bracht wer­den müs­sen.

Für die au­ßer­ge­richt­li­che Gel­tend­ma­chung ei­nes An­spruchs in Hö­he von 751,87 € fal­len au­ßer­ge­richt­li­che Rechts­an­walts­kos­ten … in Hö­he von 147,56 € an.

4. Der An­spruch auf Ver­zugs­zin­sen hin­sicht­lich des un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Teil­zah­lung aus Ju­li 2014 an­er­kenn­ten Kauf­preis­be­tra­ges folgt aus §§ 280 I, II, 286 I BGB, da die Klä­ge­rin den mit Ab­schluss des Kauf­ver­trags fäl­li­gen und noch aus­ste­hen­den Kauf­preis­an­teil nach un­be­strit­te­nem Vor­trag vor dem 28.09.2014 mehr­fach an­ge­mahnt hat. …

Hin­weis: Mit Be­schluss vom 10.02.2017 – 4 S 254/16 – hat das Be­ru­fungs­ge­richt dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es be­ab­sich­ti­ge, die Be­ru­fung der Klä­ge­rin durch ein­stim­mi­gen Be­schluss ge­mäß § 522 II ZPO zu­rück­zu­wei­sen. In dem Hin­weis­be­schluss heißt es:

„Die zu­läs­si­ge Be­ru­fung hat kei­ne Aus­sicht auf Er­folg. Die Kam­mer folgt den zu­tref­fen­den Grün­den der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung, die durch die Be­ru­fungs­be­grün­dung nicht ent­kräf­tet wer­den. Nach § 513 I ZPO kann die Be­ru­fung nur dar­auf ge­stützt wer­den, dass die an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung auf ei­ner Rechts­ver­let­zung (§ 546 ZPO) be­ruht oder nach § 529 ZPO zu­grun­de zu le­gen­de Tat­sa­chen ei­ne an­de­re Ent­schei­dung recht­fer­ti­gen. Bei­des ist hier nicht der Fall.

Mit der Be­ru­fung greift die Klä­ge­rin im We­sent­li­chen an, das Amts­ge­richt ha­be die streit­ge­gen­ständ­li­che Ver­trags­ge­stal­tung ‚Kauf mit Er­set­zungs­be­fug­nis durch In­zah­lung­nah­me ei­ne ge­brauch­ten Pkw‘ nicht pas­send recht­lich ein­ge­ord­net. Feh­ler­haft ha­be das AG Bre­men an­ge­nom­men, dass die Klä­ge­rin kei­ne hin­rei­chen­de Nach­frist zur Be­he­bung des Wild­scha­dens an dem Alt-Pkw ge­setzt ha­be. Zu­dem hät­te das Amts­ge­richt in dem an­ge­grif­fe­nen Ur­teil ei­ne Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung an­neh­men müs­sen. Bei Be­rück­sich­ti­gung die­ser Um­stän­de hät­te ihr, der Klä­ge­rin, der Auf­wand von 3.433,16 € zur Be­he­bung des Wild­scha­dens als Scha­den­er­satz zu­er­kannt wer­den müs­sen.

Die­se Rü­gen der Klä­ge­rin grei­fen je­doch nicht durch.

Nach § 529 I Nr. 1 ZPO hat das Be­ru­fungs­ge­richt sei­ner Ver­hand­lung die vom Ge­richt des ers­ten Rechts­zu­ges fest­ge­stell­ten Tat­sa­chen zu­grun­de zu le­gen, so­weit nicht kon­kre­te An­halts­punk­te Zwei­fel an der Rich­tig­keit oder Voll­stän­dig­keit der ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Fest­stel­lung be­grün­den und des­halb ei­ne er­neu­te Fest­stel­lung ge­bie­ten. Sol­che An­halts­punk­te kön­nen vor­lie­gen, wenn das Ge­richt des ers­ten Rechts­zu­ges die Be­weis­last ver­kannt hat, be­weis­wür­di­gen­de Dar­le­gun­gen nach­voll­zieh­ba­rer Grund­la­ge ent­beh­ren, ge­gen Denk­ge­set­ze oder all­ge­mei­ne Er­fah­rungs­sät­ze ver­sto­ßen wur­de, Ver­fah­rens­feh­ler bei der Tat­sa­chen­fest­stel­lung un­ter­lau­fen sind oder Feh­ler bei der Be­wer­tung des Er­geb­nis­ses der Be­weis­auf­nah­me vor­lie­gen (vgl. BGH, Urt. v. 12.03.2004 – V ZR 257/03, NJW 2004, 1876; Zöl­ler/Heß­ler, ZPO, 31. Aufl., § 529 Rn. 2). Nach Maß­ga­be die­ser Kri­te­ri­en ist die Ent­schei­dung des Amts­ge­richts nicht zu be­an­stan­den.

Das Amts­ge­richt ist zu­tref­fend da­von aus­ge­gan­gen, dass der Klä­ge­rin ge­gen den Be­klag­ten kein An­spruch auf Zah­lung von Scha­den­er­satz in Hö­he von 3.433,16 € zu­steht.

1. Nach der ge­fes­tig­ten BGH-Recht­spre­chung ist auf­grund der vor­lie­gen­den Ver­trags­ge­stal­tung (‚In­zah­lung­nah­me ei­nes Pkw bei An­kauf ei­nes Pkw‘) von ei­nem ein­heit­li­chen Kauf­ver­trag mit Er­set­zungs­be­fug­nis aus­zu­ge­hen (vgl. Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 13. Aufl., Rn. 1494 ff. m. w. Nachw.).

2. Nach dem Kauf­ver­trag war ver­ein­bart, dass der Alt-Pkw des Be­klag­ten die Be­schaf­fen­heit ‚In­stand­set­zung des Wild­scha­dens‘ auf­wei­sen soll­te.

3. Da sich die Klä­ge­rin dar­auf be­ruft, der Alt-Pkw ha­be bei Über­nah­me nicht die un­ter Zif­fer 2 ge­nann­te Be­schaf­fen­heit auf­ge­wie­sen, hät­te sie den Be­klag­ten zur Nach­er­fül­lung auf­for­dern müs­sen. Auch bei ei­nem Kauf mit Er­set­zungs­be­fug­nis hat der An­spruch auf Nach­er­fül­lung Vor­rang vor den Se­kun­dä­rech­ten wie zum Bei­spiel ei­nem An­spruch auf Scha­den­er­satz (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1570).

4. Da es sich bei der Nicht-In­stand­set­zung ei­nes Wild­scha­dens – un­strei­tig – um ei­nen be­heb­ba­ren Man­gel ge­han­delt hat, muss­te die Klä­ge­rin dem Be­klag­ten vor Gel­tend­ma­chung von Se­kun­där­an­sprü­chen ei­ne hin­rei­chen­de Nach­frist set­zen, mit der der Be­klag­te zur Leis­tungs­er­fül­lung an­zu­hal­ten war. Dies ist – ent­ge­gen der An­sicht der Klä­ge­rin – mit den an­walt­li­chen Schrei­ben … ge­ra­de nicht er­folgt. Aus wel­chem Grund auch im­mer ist der Be­klag­te mit die­sen an­walt­li­chen Schrei­ben nicht da­zu auf­ge­for­dert wor­den, ei­nen Wild­scha­den zu be­he­ben, son­dern ei­nen Re­pa­ra­tur­auf­trag zu er­tei­len. In­so­fern war durch ei­ne Re­ak­ti­on des Be­klag­ten hier­auf auch vor­pro­zes­su­al kei­ne Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung an­zu­neh­men, weil der Be­klag­te schlicht auf ein un­zu­tref­fen­des An­sin­nen der Klä­ge­rin re­agiert hat. Nach dem ein­deu­ti­gen Pas­sus in dem Ver­trag schul­de­te der Be­klag­te ge­ra­de nicht die Er­tei­lung ei­nes Re­pa­ra­tur­auf­trags. Es ist da­her nicht zu be­an­stan­den, wenn der Be­klag­te sich ge­gen ei­ne For­de­rung zur Wehr setzt, die er nicht schul­det.

Eben­falls zu­tref­fend hat das Amts­ge­richt nach der durch­ge­führ­ten Be­weis­auf­nah­me kei­ne hin­rei­chen­de Nach­frist­set­zung durch die Klä­ge­rin bzw. ei­ne Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung des Be­klag­ten fest­stel­len kön­nen. Feh­ler in der Be­weis­wür­di­gung sind nicht er­sicht­lich und zeigt die Klä­ge­rin mit der Be­ru­fung auch nicht auf.

So­weit die Klä­ge­rin für die Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung auf das Ver­hal­ten des Be­klag­ten im Pro­zess ab­stellt, so ver­fängt auch die­ser An­satz nicht. Wur­de ein Man­gel vom Gläu­bi­ger be­sei­tigt, be­vor er dem Schuld­ner ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt hat, kann das spä­te­re Ver­hal­ten des Schuld­ners nur dann be­rück­sich­tigt wer­den, wenn es den si­che­ren Rück­schluss er­laubt, dass schon vor Män­gel­be­sei­ti­gung die Nach­er­fül­lung ernst­haft und end­gül­tig ver­wei­gert war. Ei­ne blo­ße nach­träg­li­che Leis­tungs­ver­wei­ge­rung ge­nügt nicht, weil so das Recht zur zwei­ten An­die­nung zu­nich­te ge­macht wer­den könn­te. Auch das blo­ße Be­strei­ten im Pro­zess ge­nügt nicht (vgl. BGH, Urt. v. 29.06.2011 – VI­II ZR 202/10, NJW 2011, 2872 Rn. 14; Urt. v. 20.01.2009 – X ZR 45/07, NZ­Bau 2009, 377 Rn. 12; Be­ckOK-BGB/H. Schmidt, 42. Edi­ti­on [2016], § 323 Rn. 21–21a). …“

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