Ein Kfz-Käu­fer, der ei­nen Man­gel des Fahr­zeugs be­sei­ti­gen lässt, oh­ne den Ver­käu­fer zu­vor zur Nach­bes­se­rung auf­ge­for­dert zu ha­ben, hat ge­gen den Ver­käu­fer in der Re­gel kei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung in Hö­he der für die Man­gel­be­sei­ti­gung auf­ge­wen­de­ten Kos­ten (§§ 280 I, III, 281 BGB). Denn Vor­aus­set­zung ei­nes sol­chen An­spruchs auf Scha­dens­er­satz ist re­gel­mä­ßig, dass der Käu­fer dem Ver­käu­fer er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung be­stimmt hat (§ 281 I 1 BGB).

AG Wed­ding, Ur­teil vom 13.04.2016 – 3 C 422/15

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von der Be­klag­ten ei­nen ge­brauch­ten Pkw Chrys­ler 300M für 4.480 €. Im schrift­li­chen Kauf­ver­trag vom 28.02.2015 wur­de die ge­setz­li­che Ver­jäh­rungs­frist für An­sprü­che des Klä­gers we­gen ei­nes Man­gels auf ein Jahr ab­ge­kürzt.

Am 02.03.2015 sprang bei dem Pkw plötz­lich der Keil­rie­men ab. Das Fahr­zeug blieb des­halb auf der viel­be­fah­re­nen Bun­des­stra­ße 93, von der es aus Grün­den der Ver­kehrs­si­cher­heit un­ver­züg­lich ent­fernt wer­den muss­te, lie­gen. Es wur­de in die nächst­ge­le­ge­ne Werk­statt ver­bracht, wo die Spann­rol­le und der Keil­rie­men er­setzt wur­den. Hier­für wur­den dem Klä­ger un­ter dem 05.03.2015 Kos­ten in Hö­he von 337,95 € in Rech­nung ge­stellt.

Der Klä­ger for­der­te die Be­klag­te mit Schrei­ben vom 30.03.2015 zur Er­stat­tung die­ser Kos­ten auf, nach­dem er sie zu­vor be­reits te­le­fo­nisch über die Re­pa­ra­tur in­for­miert hat­te. Nach dem Vor­trag des Klä­gers lehn­te die Be­klag­te ei­ne Über­nah­me der Re­pa­ra­tur­kos­ten ab. Der Klä­ger ließ sie des­halb mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 10.03.2015 noch­mals zur Zah­lung von 337,95 € auf­for­dern.

Au­ßer­dem ließ der Klä­ger wei­te­re Män­gel, die er an dem von ihm er­wor­be­nen Fahr­zeug fest­ge­stellt ha­ben will (u. a. De­fekt des Schie­be­dachs, Feh­ler­mel­dung be­züg­lich der Lamb­da­son­de, Ver­sa­gen der Brem­sen) be­sei­ti­gen.

Ins­ge­samt wand­te er Man­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten in Hö­he von 2.225,37 € auf.

Die auf Zah­lung die­ses Be­trags nebst Zin­sen ge­rich­te­te Kla­ge, mit der der Klä­ger auch den Er­satz vor­ge­richt­lich ent­stan­de­ner Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 334,47 € nebst Zin­sen be­gehr­te, hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Der Klä­ger hat ge­gen die Be­klag­te kei­nen An­spruch auf Er­satz von Kos­ten für Män­gel­be­sei­ti­gungs­ar­bei­ten ge­mäß sei­nem Vor­trag nach Maß­ga­be der § 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 280 I, III, 281 BGB, denn er hat der Be­klag­ten zu kei­nem Zeit­punkt ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt bzw. die Be­klag­te zu ei­ner Nach­er­fül­lung auf­ge­for­dert.

Be­reits hin­sicht­lich des ers­ten vom Klä­ger vor­ge­tra­ge­nen Man­gels, des Ab­sprin­gens des Keil­rie­mens, hat der Klä­ger das Fahr­zeug re­pa­rie­ren las­sen, be­vor er der Be­klag­ten ei­ne ein­deu­ti­ge Auf­for­de­rung zur Nach­er­fül­lung über­mit­telt hat­te. Auch für die wei­ter gel­tend ge­mach­ten Män­gel man­gelt es an ei­ner kon­kre­ten Auf­for­de­rung zur Nach­er­fül­lung.

Die Ge­wäh­rung der Mög­lich­keit und Auf­for­de­rung zur Nach­er­fül­lung ist je­doch ei­ne Tat­be­stands­vor­aus­set­zung für ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch we­gen be­haup­te­ter Män­gel der Kauf­sa­che. Kos­ten ei­ner ei­gen­mäch­ti­gen Selbst­vor­nah­me durch den Käu­fer müs­sen vom Ver­käu­fer, hier der Be­klag­ten, dann nicht ge­zahlt wer­den, wenn ihm kei­ne Ge­le­gen­heit zur Nach­er­fül­lung ge­ge­ben wur­de.

Dass ei­ne ent­spre­chen­de Nach­er­fül­lungs­auf­for­de­rung sei­tens des Klä­gers an die Be­klag­te er­teilt wur­de, ist nicht hin­rei­chend sub­stan­zi­iert vor­ge­tra­gen wor­den. Auch aus den Ko­pi­en des E-Mails-Ver­kehrs, die der Klä­ger mit Schrift­satz vom 07.12.2015 hat ein­rei­chen las­sen, er­gibt sich nicht, dass ei­ne Auf­for­de­rung zur Nach­er­fül­lung kon­kret und sub­stan­zi­iert an die Be­klag­te ge­stellt wur­de.

Fer­ner ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass die Be­klag­te als Ver­käu­fe­rin den An­spruch hat, die Nach­er­fül­lung in ih­ren Ver­kaufs­räu­men vor­neh­men zu las­sen bzw. die be­haup­te­ten Schä­den dort prü­fen zu las­sen.

Oh­ne die Ein­räu­mung ei­ner Ge­le­gen­heit zur Nach­er­fül­lung, die vom Klä­ger sub­stan­zi­iert hät­te dar­ge­legt nach­ge­wie­sen wer­den müs­sen, ist der An­spruch auf Scha­dens­er­satz für den Fall, dass die vom Klä­ger be­haup­te­ten Män­gel tat­säch­lich Män­gel der Kauf­sa­che sind, nicht ge­ge­ben und ist die Kla­ge un­be­grün­det.

Nach­dem der Haupt­an­spruch un­be­grün­det ist, sind die auch die au­ßer­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten nicht er­stat­tungs­fä­hig. …

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