Das Steu­er­ge­rät ei­nes Au­to­ma­tik­ge­trie­bes ist ein Ver­schleiß­teil, weil es auf­grund sei­ner Be­schaf­fen­heit und we­gen der Viel­zahl der von ihm vor­zu­neh­men­den Steu­er­vor­gän­ge eben­so der Ab­nut­zung un­ter­liegt wie et­wa elek­tri­sche Fens­ter­he­ber.

AG Mit­te, Ur­teil vom 18.03.2015 – 9 C 184/14

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ver­langt von dem Be­klag­ten, ei­nem ge­werb­li­chen Kraft­fahr­zeug­händ­ler, Scha­dens­er­satz we­gen ei­nes an­geb­lich man­gel­haf­ten Ge­braucht­wa­gens.

Der Klä­ger kauf­te als Ver­brau­cher von dem Be­klag­ten am 14.04.2013 ei­nen ge­brauch­ten Pkw (Mer­ce­des-Benz C 320 CDI) mit Au­to­ma­tik­ge­trie­be für 7.900 €. Das Fahr­zeug wies zu die­sem Zeit­punkt ei­ne Lauf­leis­tung von knapp 86.000 Ki­lo­me­tern auf.

Im schrift­li­chen Kauf­ver­trag heißt es un­ter an­de­rem:

„Der Ver­käu­fer nimmt das Fahr­zeug zu­rück …, so­fern sich her­aus­stellt, dass das Fahr­zeug am 14.04.2013 mehr als 90.000 km ge­lau­fen hat. FZ wird dann von Ver­käu­fer ab­ge­holt …

Die um­sei­ti­gen All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen wur­den vom Käu­fer ge­le­sen, ver­stan­den und ak­zep­tiert.“

Der Be­klag­te be­stä­tig­te dem Klä­ger am 14.04.2013 au­ßer­dem, dass „das Fahr­zeug tech­nisch selbst­ver­ständ­lich in Ord­nung ist“.

Der Klä­ger fuhr mit dem Pkw noch am 14.04.2013 von Ber­lin zu sich nach Hau­se nach X. in Bay­ern.

Am 10.06.2013 brach­te er das Fahr­zeug zu ei­ner Mer­ce­des-Fach­werk­statt. Dort wur­de an­geb­lich fest­ge­stellt, dass das Steu­er­ge­rät des Au­to­ma­tik­ge­trie­bes de­fekt sei. Der zu­stän­di­ge Me­cha­ni­ker wies den Klä­ger da­bei dar­auf hin, dass „es sich bei dem fest­ge­stell­ten De­fekt um ein ernst­haf­tes Pro­blem han­delt“.

Der Klä­ger for­der­te den Be­klag­ten dar­auf­hin mit E-Mail vom 10.06.2013 auf, den an­geb­li­chen Man­gel in Ge­stalt des de­fek­ten Steu­er­ge­räts zu be­sei­ti­gen, und wie­der­hol­te die­se Auf­for­de­rung mit Schrei­ben vom 24.06.2013 und vom 25.07.2013, wo­bei er dem Be­klag­ten zu­letzt ei­ne Frist bis zum 03.08.2015 setz­te. Für den Fall des er­folg­lo­sen Frist­ab­laufs kün­dig­te der Klä­ger an, den Pkw in ei­ner Fach­werk­statt sei­ner Wahl re­pa­rie­ren zu las­sen.

Der Be­klag­te bat den Klä­ger mit Schrei­ben vom 23.08.2013 „um Au­gen­schein des Wa­gens“, was der Klä­ger ei­nen Tag spä­ter ab­lehn­te und an­kün­dig­te, den Pkw nun­mehr re­pa­rie­ren zu las­sen.

Aus­weis­lich ei­ner Rech­nung vom 11.09.2013 wur­de das Fahr­zeug am 09.09.2013 mit ei­ner Lauf­leis­tung von 94.822 Ki­lo­me­tern in ei­ner Werk­statt zur Re­pa­ra­tur an­ge­nom­men und am 11.09.2013 re­pa­riert, wo­bei sich die Re­pa­ra­tur­kos­ten auf 1.524,68 € brut­to be­lie­fen. In der Rech­nung ist un­ter an­de­rem ei­ne „Steu­er­ein­heit“ zum „Tausch­preis“ von 800,07 € net­to auf­ge­führt. Au­ßer­dem heißt es dort: „Trag­kör­per des Elek­trik­sat­zes für au­to­ma­ti­sches Ge­trie­be er­neu­ern“.

Die im We­sent­li­chen auf Zah­lung von 1.390,53 € nebst Zin­sen ge­rich­te­te Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … 1. Ent­ge­gen der im­mer noch auf­recht­er­hal­te­nen Auf­fas­sung des Klä­gers … ist das AG Mit­te für die Sach­ent­schei­dung des Streit­fal­les we­gen des von dem Klä­ger hier von dem Be­klag­ten ver­lang­ten Scha­dens­er­sat­zes aus § 437 Nr. 3 BGB i. V. mit §§ 280 f. BGB ört­lich zu­stän­dig ge­mäß §§ 12, 13 ZPO bzw. § 29 I ZPO i. V. mit §§ 269 II, 270 IV BGB, da es sich um ei­nen Zah­lungs­an­spruch han­delt, nicht aber um ei­nen sol­chen auf Nach­er­fül­lung i. S. des § 437 Nr. 1 BGB i. V. mit § 439 I BGB.

Aber selbst bei ei­nem sol­chen An­spruch auf Nach­er­fül­lung wä­re das AG Mit­te hier ört­lich zu­stän­dig (vgl. BGH, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, NJW 2011, 2278 [2279, 2281 f.] m. w. Nachw.) …

2. Der Klä­ger kann von dem Be­klag­ten … un­ter kei­nem recht­li­chen Ge­sichts­punkt Zah­lung (von ins­ge­samt 1.390,53 €) ver­lan­gen.

a) Ein sol­cher An­spruch folgt ins­be­son­de­re nicht aus §§ 280 I 1, 249 I und II BGB i. V. mit §§ 437 Nr. 3, 440 Satz 1 BGB.

(1) Ge­mäß § 433 I 2 BGB hat der Ver­käu­fer dem Käu­fer die Kauf­sa­che frei von Sach­män­geln zu ver­schaf­fen. Nach § 437 Nr. 3 BGB kann der Käu­fer ei­ner Sa­che im Fal­le ei­nes Man­gels der Kauf­sa­che nach §§ 440, 280 BGB Scha­dens­er­satz ver­lan­gen, wenn die Vor­aus­set­zun­gen der letz­terwähn­ten Vor­schrif­ten vor­lie­gen.

(2) Die Kauf­sa­che ist frei von Sach­män­geln, wenn sie bei Ge­fahr­über­gang die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat (§ 434 I 1 BGB). So­weit die Be­schaf­fen­heit nicht ver­ein­bart ist, ist die Kauf­sa­che frei von Sach­män­geln, wenn sie sich für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net (§ 434 I 2 Nr. 1 BGB), sonst, wenn sie sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art und Gü­te üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB).

(3) Da­von, dass der Be­klag­te dem Klä­ger den näm­li­chen Pkw mit ei­nem Sach­man­gel be­haf­tet ver­kauft hat und dass die­ser Man­gel auch bei Ge­fahr­über­gang (noch) vor­han­den war i. S. des § 437 Nr. 3 BGB i. V. mit §§ 433 I 1, 434 I 2, 446 Satz 1 BGB, ver­moch­te sich das Ge­richt in­des nicht zu über­zeu­gen (§§ 495, 286 I 1 ZPO), was zum Nach­teil des hier in­so­weit dar­le­gungs- und be­weis­be­las­te­ten Klä­gers geht.

(a) Denn selbst wenn man – zu­guns­ten des Klä­gers – hier an­neh­men woll­te, dass das streit­be­fan­ge­ne Steu­er­ge­rät des Au­to­ma­tik­ge­trie­bes des näm­li­chen Pkw bei Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges am 14.04.2013 bzw. der Über­ga­be die­ses Pkw an den Klä­ger am sel­ben Ta­ge (§§ 433 I  1, 446 Satz 1 BGB) de­fekt war, so wä­re es nicht man­gel­haft i. S. der §§ 433 I 1, 434 I 2 Nr. 1 oder Nr. 2 BGB. Denn bei die­sem Steu­er­ge­rät han­delt es sich – ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers bzw. sei­nes Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten – um ein so­ge­nann­tes Ver­schleiß­teil des Au­to­ma­tik­ge­trie­bes (§§ 495, 291 ZPO) … In­so­weit wird auf die da­zu er­gan­ge­ne und von dem Be­klag­ten um­fang­reich und aus­führ­lich re­fe­rier­te so­wie hier ein­schlä­gi­ge Recht­spre­chung … ver­wie­sen. Das in Re­de ste­hen­de Steu­er­ge­rät für das Au­to­ma­tik­ge­trie­be un­ter­liegt durch sei­ne Be­schaf­fen­heit und durch sei­nen Ver­wen­dungs­zweck na­tur­wis­sen­schaft­lich-zwangs­läu­fig we­gen der Viel­zahl der von ihm vor­zu­neh­men­den Steu­er­vor­gän­ge der Ab­nut­zung bzw. dem Ver­schleiß (§§ 495, 291 ZPO) – ähn­lich wie elek­tri­sche Fens­ter­he­ber, Be­lüf­tung, Au­ßen­spie­gel­mo­to­ren oder die elek­tro­ni­sche Mo­tor­steue­rung ei­nes Pkw (§§ 495, 291 ZPO). War­um sonst ist denn bei dem näm­li­chen Pkw an­geb­lich ei­ne „Steu­er­ein­heit“ zum „Tausch­preis“ von 800,07 € net­to ein­ge­baut wor­den?!? Von die­sen zwangs­läu­fi­gen phy­si­ka­li­schen Ab­nut­zungs­er­schei­nun­gen ist auch ein Pkw der Mar­ke Mer­ce­des-Benz nicht be­freit (wor­den) (§§ 495, 291 ZPO)!

(b) Im Üb­ri­gen ist der Sach­vor­trag des Klä­gers zu dem Auf­tre­ten und den Sym­pto­men des an­geb­lich de­fek­ten Steu­er­ge­räts des Au­to­ma­tik­ge­trie­bes nicht glaub­haft (§ 138 I ZPO i. V. mit §§ 495, 286 I 1 ZPO):

(aa) In sei­nem An­spruchs­be­grün­dungs-Schrift­satz vom 08.08.2014 hat der Klä­ger da­zu noch vor­tra­gen las­sen, dass „der Man­gel … we­ni­ge Wo­chen nach dem Ge­fah­ren­über­gang am 14.04.2013 (auf­trat)“ und „be­reits kur­ze Zeit nach der Über­nah­me des Pkw … bei ei­nem Tem­po ab 160 km/h Ge­räu­sche (auf­tra­ten), die nicht von ei­nem man­gel­frei­en Be­trieb stam­men“, in sei­nem Schrift­satz vom 06.02.2015 hin­ge­gen, dass „(er) wäh­rend der Fahrt nach X. mein­te …, be­reits ein für ihn … lau­tes Brum­men ge­hört zu ha­ben“. „Mit­te Ju­ni 2013 fiel (ihm) auf, dass sich die Leis­tung und das Fahr­ver­hal­ten des Fahr­zeugs ver­än­der­ten. Das Fahr­zeug ließ … im Ver­gleich zu den letz­ten Wo­chen deut­lich in der Leis­tung nach“. „Die­ser Man­gel be­stand al­so be­reits bei der Über­ga­be am 14.04.2013“ (sie­he oben I 3). Nun soll dem Klä­ger das an­geb­li­che Brum­men al­so schon bei der Fahrt nach Hau­se am 14.04.2013 auf­ge­fal­len sein?!?

Auch von ei­ner an­geb­li­chen Ver­schlech­te­rung des Leis­tungs­ver­hal­tens des näm­li­chen Pkw ist in dem An­spruchs­be­grün­dungs-Schrift­satz des Klä­gers vom 08.08.2014 nichts zu le­sen, ob­wohl sich ei­ne ent­spre­chen­de Schil­de­rung – schon dar­in – ei­nem (red­li­chen) Klä­ger auf­ge­drängt ha­ben wür­de, wenn denn die­se Tat­sa­chen vor­la­gen.

(bb) Des Wei­te­ren ist dem Ge­richt nicht nach­voll­zieh­bar – was die Glaub­haf­tig­keit des Sach­vor­tra­ges des Klä­gers bzw. des­sen hie­si­ge Glaub­wür­dig­keit un­ter­gräbt –, dass der Klä­ger den näm­li­chen Pkw we­gen des an­geb­li­chen de­fek­ten Steue­rungs­ge­räts für das Au­to­ma­tik­ge­trie­be – erst – am 10.06.2013 in ei­ne Mer­ce­des-Werk­stät­te zur Über­prü­fung gab …, wenn doch ein ent­spre­chen­des Brumm­ge­räusch schon bei der Über­füh­rung die­ses Pkw am 14.04.2013 dem Klä­ger auf­ge­fal­len sein will – al­so fast zwei Mo­na­te vor­her! Dies ist um­so mehr un­ver­ständ­lich, als der zu­stän­di­ge Me­cha­ni­ker der näm­li­chen Werk­stät­te den Klä­ger am 10.06.2013 dar­auf hin­wies, dass „es sich bei dem fest­ge­stell­ten De­fekt um ein ernst­haf­tes Pro­blem han­delt“ und „die elek­tro­ni­sche Steue­rung (des Au­to­ma­tik­ge­trie­bes des­we­gen) auf ein sog. Not­pro­gramm um­ge­stellt (hat­te), … da­mit das Fahr­zeug in ei­nem ent­spre­chen­den Scha­dens­fall … zu­min­dest mit ei­ge­ner Kraft we­nigs­tens bis zu ei­ner na­he­ge­le­ge­nen Werk­stät­te ge­steu­ert wer­den kann“. Der Klä­ger will al­so zu­nächst vom Kauf des näm­li­chen Pkw am 14.04.2013 bis zu der vor­er­wähn­te an­geb­li­chen Werk­stät­ten­dia­gno­se am 10.06.2013 fast zwei Mo­na­te lang sei­nen Pkw aus­schließ­lich mit den Not­pro­gramm des Ge­trie­be­steu­er­ge­rä­tes ge­fah­ren sein – zu­mal die­ses Not­pro­gramm nur dar­auf aus­ge­legt sein soll, den näm­li­chen Pkw „mit ei­ge­ner Kraft we­nigs­tens bis zu ei­ner na­he­ge­le­ge­nen Werk­stät­te (zu steu­ern)“?!?

Hin­zu kommt, dass es der Klä­ger trotz (!) des von ihm be­haup­te­ten De­fekts des Steu­er­ge­räts des Au­to­ma­tik­ge­trie­bes schon seit dem 14.04.2013 und trotz (!) des ihm am 10.06.2013 werk­stät­ten­seits of­fen­bar­ten „schwe­ren Pro­blems“ of­fen­bar voll­bracht hat, den näm­li­chen Pkw zu fah­ren und da­mit bis zum 09.09.2013 im­mer­hin fast 9.000 Ki­lo­me­ter (!!) zu­rück­zu­le­gen. Auch hat sich der Klä­ger von dem ihm am 10.06.2013 of­fen­bar­ten an­geb­lich „schwe­ren Pro­blem“ mit dem an­geb­lich de­fek­ten Steu­er­ge­räts des Au­to­ma­tik­ge­trie­bes des näm­li­chen Pkw nicht da­von ab­hal­ten las­sen, mit die­sem Pkw bis zum 09.09.2013 dann noch wei­ter zu fah­ren – al­so noch fast wei­te­re drei Mo­na­te lang! Wie die­ser Pkw dann „ab dem 10.06.2013 we­gen des Not­pro­gramms nicht mehr über län­ge­re Stre­cken ge­steu­ert wer­den (konn­te)“ bzw. auch nicht mehr nach Ber­lin ha­be ge­fah­ren wer­den kön­nen, ist dem Ge­richt ein Rät­sel.

(cc) Der Glaub­haf­tig­keit des Sach­vor­tra­ges des Klä­gers bzw. des­sen Glaub­wür­dig­keit ins­ge­samt ist es schließ­lich auch ab­träg­lich, dass der Klä­ger in sei­nem Schrift­satz vom 06.02.2015 hat be­haup­ten las­sen, dass er den Kauf­ver­trag über den näm­li­chen Pkw mit dem Be­klag­ten „in ei­nem vor­an­ge­hen­den Te­le­fo­nat“ – „al­so be­reits fern­münd­lich“ – ge­schlos­sen ha­be … „Dar­auf­hin be­gab (er) sich … am 14.04.2013 in die Ge­schäfts­räu­me des Be­klag­ten in Ber­lin …, wo der schrift­li­che Kauf­ver­trag mit dem nach­ver­han­del­ten Kauf­preis mit 7.900 € brut­to ab­ge­fasst und un­ter­schrie­ben wur­de“.

Der Klä­ger will al­so al­len Erns­tes ei­nen ihn recht­lich ver­pflich­ten­den Kauf­ver­trag über den näm­li­chen – und zu­dem noch ge­brauch­ten (!) – Pkw schon vor des­sen Be­sich­ti­gung bzw. Emp­fang­nah­me am 14.04.2013 am Te­le­fon mit dem Be­klag­ten ge­schlos­sen ha­ben – und oh­ne den tat­säch­li­chen Zu­stand die­ses Pkw zu ken­nen oder auch nur zu wis­sen, dass es die­sen Pkw über­haupt gibt! Das aber nimmt das Ge­richt dem Klä­ger nicht ab, zu­mal sich der Klä­ger dann bei der Emp­fang­nah­me des Pkw bei dem Be­klag­ten am 14.04.2013 aus­führ­lich über den „ein­wand­frei­en“ tech­ni­schen Zu­stand des näm­li­chen Pkw ver­si­chert hat­te.

(4) Des Wei­te­ren kann sich der Klä­ger ge­gen­über dem Be­klag­ten hier auch nicht auf ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung über die Man­ge­frei­heit des näm­li­chen Pkw i. S. des § 434 I 1 BGB i. V. mit § 433 I 2 BGB be­ru­fen.

(a) Die Sa­che ist i. S. des § 433 I 2 BGB frei von Sach­män­geln, wenn sie bei Ge­fahr­über­gang die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat (§ 434 I 1 BGB).

(b) Dem ist hier aber durch die – un­be­strit­ten ge­blie­be­ne – Äu­ße­rung des Be­klag­ten am 14.04.2013 ge­gen­über dem Klä­ger, dass „das Fahr­zeug tech­nisch selbst­ver­ständ­lich in Ord­nung ist“, nicht so, weil dies eben kei­ne Ver­ein­ba­rung bzw. Zu­si­che­rung ei­ner Ei­gen­schaft i. S. des § 434 I 1 BGB ist aus der von dem Be­klag­ten in sei­nem Schrift­satz vom 19.02.2015 zu­tref­fend an­ge­führ­ten Recht­spre­chung – und schon gar nicht bei ei­nem ge­brauch­ten Pkw wie hier!

In­so­weit war der Klä­ger ja auch of­fen­bar in der La­ge, trotz (!) des an­geb­li­chen De­fek­tes des Steu­er­ge­rä­tes des Au­to­ma­tik-Ge­trie­bes noch fast fünf Mo­na­te und
9.000 Ki­lo­me­ter mit dem näm­li­chen Pkw zu fah­ren (sie­he so­eben II 2 a (3) (b) (bb)).

(5) Aus den vor­ste­hen­den Grün­den war auch den An­ge­bo­ten des Klä­gers nach Ver­neh­mung der von ihm be­nann­ten Zeu­gen bzw. nach Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens … nicht nach­zu­ge­hen (vgl. BGH, Urt. v. 05.07.1995 – KZR 15/94, NJW-RR 1995, 1340 [1341] m. w. Nachw.; … Zöl­ler/Gre­ger, ZPO, 29. Aufl. [2012], § 286 Rn. 14 m. w. Nachw.; so­wie BGH, Urt. v. 18.10.2006 – IV ZR 130/05, NJW 2007, 372 m. w. Nachw.; Urt. v. 20.12.2006 – IV ZR 233/05, NJW-RR 2007, 466; KG, Urt. v. 24.07.2007 – 6 U 82/06, ZfS 2008, 516 m. w. Nachw.; OLG Ham­burg, Urt. v. 28.04.2006 – 9 U 157/05, VersR 2006, 1121; OLG Köln, Urt. v. 01.02.2011 – 9 U 125/10, NJW-RR 2011, 1179; AG Mit­te, Urt. v. 04.03.2015 – 9 C 124/14 …)

(6) Des Vor­ste­hen­den un­ge­ach­tet könn­te der Be­klag­te auch die Er­fül­lung des dem Klä­ger ver­meint­lich zu­ste­hen­den Scha­dens­er­satz­an­spruchs ver­wei­gern, weil der Klä­ger ihm – zu Un­recht – kei­ne Ge­le­gen­heit ge­ge­ben hat­te, den näm­li­chen Pkw bei sich in Ber­lin auf den an­geb­li­chen De­fekt des Steu­er­ge­räts des Au­to­ma­tik­ge­trie­bes hin im Rah­men ei­nes et­wai­gen Nach­er­fül­lungs­an­spruchs zu un­ter­su­chen (vgl. BGH, Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 96/12, NJW 2013, 1074 m. w. Nachw.; Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 73. Aufl. [2014], § 437 Rn. 10 a. E. m. w. Nachw.).

(a) Denn der Er­fül­lungs­ort für ei­nen – et­wai­gen – Re­pa­ra­tur- bzw. Nach­er­fül­lungs­an­spruch des Klä­gers ge­gen den Be­klag­ten aus §§ 437 Nr. 1, 439 I BGB lag (vgl. auch § 439 II BGB) am Sitz des Be­klag­ten hier in Ber­lin(-Mit­te) und nicht am Wohn­sitz des Klä­gers im Frei­staat Bay­ern (vgl. BGH, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, NJW 2011, 2278; Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 96/12, NJW 2013, 1074). Dar­auf hat­te das Ge­richt den Klä­ger schon in sei­ner Ver­fü­gung vom 09.10.2014 hin­ge­wie­sen und nach­fol­gend der Be­klag­ten in sei­nem Schrift­satz vom 12.12.2014 aus­führ­lich so­wie mit den ein­schlä­gi­gen Recht­spre­chungs­nach­wei­sen.

(b) Die­ser Er­fül­lungs­ort ist auch nicht durch ei­ne Ab­re­de zwi­schen den Par­tei­en des Rechts­streits auf den Wohn­sitz des Klä­gers ge­än­dert wor­den …

(aa) Zum ei­nen folgt ei­ne sol­che Ab­re­de – für den hier in Re­de ste­hen­den an­geb­li­chen De­fekt des Steu­er­ge­räts des Au­to­ma­tik­ge­trie­bes – nicht aus dem Pas­sus im schrift­li­chen Kauf­ver­trag „Der Ver­käu­fer nimmt das Fahr­zeug zu­rück …, so­fern sich her­aus­stellt, dass das Fahr­zeug am 14.04.2013 mehr als 90.000 km ge­lau­fen hat. FZ wird dann von Ver­käu­fer ab­ge­holt.“ Denn die Ver­pflich­tung des Be­klag­ten, den näm­li­chen Pkw (bei dem Klä­ger) ab­zu­ho­len, be­zieht sich nach dem ein­deu­ti­gen Wort­laut die­ser Klau­sel nur auf den Fall, dass die Lauf­leis­tung des näm­li­chen Pkw tat­säch­lich mehr als (an­ge­nom­me) 90.000 Ki­lo­me­ter be­trägt.

(bb) Zum an­de­ren hat der Be­klag­te die Be­haup­tung des Klä­gers in des­sen Schrift­satz vom 06.02.2015, dass sich aus Ab­schnitt VI der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen des Be­klag­ten er­ge­be, dass „ei­ne Re­pa­ra­tur vor Ort vor­zu­neh­men ist, falls das Fahr­zeug nicht fahr­be­reit ist“, und dass „man sich ge­ei­nigt (ha­be), dass das Fahr­zeug am Ort des Klä­gers re­pa­riert wird, da hier wahr­schein­lich ei­ne güns­ti­ge­re Werk­statt zu fin­den ge­we­sen wä­re“, … be­strit­ten. Der da­zu von dem Klä­ger an­ge­bo­te­ne Be­weis, ein „Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten“ (!) ein­zu­ho­len, ist aber von vorn­her­ein un­taug­lich, dem Ge­richt ei­ne ent­spre­chen­de Ge­wiss­heit von der Wahr­heit der näm­li­chen Be­haup­tung des Klä­gers i. S. der §§ 495, 286 I  1 ZPO i. V. mit §§ 373, 402 ZPO zu ver­mit­teln, und war des­we­gen … auch nicht ein­zu­ho­len (vgl. BVerfG, Beschl. v. 02.10.2003 – 2 BvR 149/03, NJW 2004, 1443 m. w. Nachw.; Zöl­ler/Gre­ger, a. a. O., Vor­bem. § 284 Rn. 8a, 10a m. w. Nachw.).

b) An­de­re An­spruchs­grund­la­gen, die dem Klä­ger ge­gen den Be­klag­ten we­gen ei­ner Haupt­for­de­rung zum Er­folg ver­hel­fen könn­ten, sind nicht er­sicht­lich …

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