Der Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung ist man­gels ver­trag­li­cher Ver­ein­ba­run­gen an dem Ort an­zu­sie­deln, an dem der Kfz-Ver­käu­fer bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags sei­ne sei­ne ge­werb­li­che Nie­der­las­sung hat­te. Das gilt auch dann, wenn das er­wor­be­ne Fahr­zeug nicht ver­kehrs­si­cher ist und des­halb zum Ver­käu­fer trans­por­tiert wer­den muss. Denn dem Käu­fer ent­ste­hen durch ei­nen Trans­port kei­ne Nach­tei­le, weil der zur Nach­er­fül­lung ver­pflich­te­te Ver­käu­fer nach § 439 II BGB (auch) die Trans­port­kos­ten tra­gen muss.

AG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 13.03.2014 – 51 C 14931/13

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ver­langt von dem Be­klag­ten Scha­dens- bzw. Auf­wen­dungs­er­satz we­gen ei­nes Man­gels an ei­nem Kfz.

Der Klä­ger er­warb von dem Be­klag­ten, ei­nem ge­werb­li­chen Kfz-Händ­ler, am 30.05.2013 ei­nen Pkw (BMW). Un­mit­tel­bar nach­dem er das Fahr­zeug ab­ge­holt hat­te, gab der Bord­com­pu­ter den Hin­weis „Ni­veau­re­gu­lie­rung aus­ge­fal­len“. In der Fol­ge­zeit ent­wi­ckel­te sich zwi­schen den Par­tei­en ei­ne re­ge E-Mail-Kor­re­spon­denz, in de­ren Ver­lauf der Be­klag­te zwar zu­sag­te, sich den Man­gel an­zu­se­hen. Er be­stand aber dar­auf, dass das Fahr­zeug bei ihm in E. vor­ge­führt wer­de, wäh­rend der Klä­ger gel­tend mach­te, dass das Fahr­zeug nicht ver­kehrs­si­cher sei und des­halb bei ihm in H. ab­ge­holt wer­den müs­se. Dies lehn­te der Be­klag­te eben­so ab wie die Er­klä­rung, dass er die Kos­ten für ei­ne Re­pa­ra­tur des Fahr­zeugs über­neh­men wer­de.

Der Klä­ger ließ das Fahr­zeug dar­auf­hin re­pa­rie­ren und for­der­te den Be­klag­ten zur Zah­lung der en­stan­de­nen Kos­ten – ins­ge­samt 916,12 €, da­von 164,46 € für die Feh­ler­dia­gno­se – auf. Der Be­klag­te zahl­te trotz an­walt­li­cher Mah­nung nicht, wes­halb der Klä­ger ei­nen Voll­stre­ckungs­be­scheid er­wirk­te. Die­ser wur­de auf den Ein­spruch des Be­klag­ten auf­ge­ho­ben.

Aus den Grün­den: I. … Ein Scha­dens­er­satz­an­spruch er­gibt sich nicht aus §§ 434, 437 Nr. 3, 440, 281 BGB, denn der Klä­ger hat dem Be­klag­ten nicht die Mög­lich­keit der Nach­er­fül­lung er­öff­net und so ge­gen den Vor­rang der Nach­er­fül­lung im Kauf­recht ver­sto­ßen, denn durch die Selbst­vor­nah­me der Re­pa­ra­tur ist die Nach­er­fül­lung für den Be­klag­ten un­mög­lich ge­wor­den (§ 275 I BGB; Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 71. Aufl. [2012], § 437 Rn. 4a).

Ent­ge­gen der An­sicht des Klä­gers hät­te die Nach­er­fül­lung am Sitz des Schuld­ners (= Ver­käu­fers) er­fol­gen müs­sen.

Nach der Recht­spre­chung des BGH hat die Nach­er­fül­lung im Kauf­recht des BGB kei­ne ei­gen­stän­di­ge Re­ge­lung er­fah­ren. Für sei­ne Be­stim­mung gilt da­her die all­ge­mei­ne Vor­schrift des § 269 I BGB. Da­nach sind in ers­ter Li­nie die von den Par­tei­en ge­trof­fe­nen Ver­ein­ba­run­gen ent­schei­dend. Feh­len ver­trag­li­che Ab­re­den über den Er­fül­lungs­ort, ist auf die je­wei­li­gen Um­stän­de, ins­be­son­de­re die Na­tur des Schuld­ver­hält­nis­ses, ab­zu­stel­len. Las­sen sich auch hier­aus kei­ne ab­schlie­ßen­den Er­kennt­nis­se ge­win­nen, ist der Er­fül­lungs­ort letzt­lich an dem Ort an­zu­sie­deln, an wel­chem der Ver­käu­fer zum Zeit­punkt der Ent­ste­hung des Schuld­ver­hält­nis­ses sei­nen Wohn­sitz oder sei­ne ge­werb­li­che Nie­der­las­sung (§ 269 II BGB) hat­te (Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10).

Ver­trag­li­che Ab­re­den sind vor­lie­gend nicht ge­ge­ben, so­dass auf die je­wei­li­gen Um­stän­de, ins­be­son­de­re die Na­tur des Schuld­ver­hält­nis­ses ab­zu­stel­len ist.

Vor­lie­gend han­delt es sich um den Kauf­ver­trag über ein ge­brauch­tes Kraft­fahr­zeug. Zu die­sem The­men­kom­plex hat der BGH wie folgt aus­ge­führt:

„Beim Fahr­zeug­kauf vom Händ­ler er­for­dern Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten in der Re­gel tech­nisch auf­wen­di­ge Dia­gno­se- oder Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten des Ver­käu­fers, die we­gen der dort vor­han­de­nen ma­te­ri­el­len und per­so­nel­len Mög­lich­kei­ten sinn­voll nur am Be­triebs­ort des Händ­lers vor­ge­nom­men wer­den kön­nen (OLG Mün­chen, Urt. v. 20.06.2007 – 20 U 2204/07, NJW 2007, 3214 [3215]; Ball, NZV 2004, 217 [220 f.]; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 10. Aufl., Rn. 358; Rein­king, NJW 2008, 3606 [3610]; ders., ZfS 2003, 57 [60]; Ska­mel, DAR 2004, 565 [568]; ders., ZGS 2006, 227 [228]). Hin­zu kommt, dass der Be­le­gen­heits­ort ge­ra­de bei ver­kauf­ten Fahr­zeu­gen va­ria­bel ist. Fahr­zeu­ge be­fin­den sich ty­pi­scher­wei­se und be­stim­mungs­ge­mäß nicht nur am Wohn­sitz des Käu­fers, son­dern un­ter­wegs zu den ver­schie­dens­ten Zie­len, wie et­wa der Ar­beits­stät­te, dem Ur­laubs­ort oder sons­ti­gen Rei­se­zie­len (vgl. Mut­horst, ZGS 2007, 370 [372]).“

Die­se Er­wä­gun­gen sind auf den vor­lie­gen­den Fall über­trag­bar.

Be­son­de­re Um­stän­de des Ein­zel­falls ste­hen auch nicht ent­ge­gen. Der Be­le­gen­heits­ort des Kraft­fahr­zeu­ges recht­fer­tigt kei­nen Son­der­fall, denn es han­delt sich um ein ty­pi­sches Phä­no­men.

So­weit der Klä­ger die man­geln­de Ver­kehrs­si­cher­heit des Kraft­fahr­zeu­ges als Son­der­fall an­führt, er­gibt sich hier­aus nichts an­de­res. Dem Käu­fer ent­ste­hen durch den Trans­port auch kei­ne Nach­tei­le, denn wenn der Nach­er­fül­lungs­an­spruch be­rech­tigt er­scheint, hat der Ver­käu­fer die Trans­port­kos­ten nach § 439 II BGB zu tra­gen.

Wei­te­re An­spruchs­grund­la­gen kom­men nicht in Be­tracht. Man­gels Haupt­an­spruch be­steht auch kein An­spruch auf die Ne­ben­for­de­run­gen …

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