1. Ist die vom Käu­fer ge­mäß § 281 I BGB oder § 323 I BGB ge­setz­te Frist zur Nach­er­fül­lung zu kurz, ist die Frist­set­zung nicht un­wirk­sam, son­dern wird ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist in Gang ge­setzt, die ge­ge­be­nen­falls vom Ge­richt in ei­nem spä­te­ren Pro­zess fest­ge­stellt wird.
  2. Der Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung ist letzt­lich – wenn die Par­tei­en dies­be­züg­lich nichts ver­ein­bart ha­ben und sich auch aus den Um­stän­den, ins­be­son­de­re der Na­tur des Schuld­ver­hält­nis­ses, kei­ne ab­schlie­ßen­den Er­kennt­nis­se ge­win­nen las­sen – an dem Ort an­zu­sie­deln, an dem der Ver­käu­fer zum Zeit­punkt der Ent­ste­hung des Schuld­ver­hält­nis­ses sei­nen Wohn­sitz oder sei­ne ge­werb­li­che Nie­der­las­sung hat­te.
  3. Ei­ne Nach­er­fül­lung darf al­ler­dings nicht mit er­heb­li­chen Un­an­nehm­lich­kei­ten für den Ver­brau­cher ver­bun­den sein. Er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten kön­nen sich für ei­nen Kfz-Käu­fer dar­aus er­ge­ben, dass er ein nicht fahr­tüch­ti­ges Fahr­zeug von sei­nem Wohn­sitz zum weit ent­fern­ten Sitz des Ver­käu­fer trans­por­tie­ren müss­te. In ei­nem sol­chen Fall ist es ge­bo­ten, den Be­le­gen­heits­ort der Kauf­sa­che als Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung an­zu­se­hen.

LG Ko­blenz, Ur­teil vom 20.12.2013 – 3 O 296/13
(nach­fol­gend: OLG Ko­blenz, Ur­teil vom 20.04.2015 – 12 U 97/14)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb im April 2013 von dem Be­klag­ten, ei­nem ge­werb­li­chen Kfz-Händ­ler, ei­nen ge­brauch­ten Maz­da RX-8.

In der Fol­ge­zeit stell­te der Klä­ger fest, dass der Ka­ta­ly­sa­tor des Fahr­zeugs de­fekt war. Die Par­tei­en ver­ein­bar­ten des­halb, dass der Be­klag­te dem Klä­ger ei­nen neu­en Ka­ta­ly­sa­tor lie­fert, um des­sen Ein­bau sich der Klä­ger selbst küm­mern und da­für von dem Be­klag­ten 100 € er­hal­ten soll­te.

Nach­dem der Klä­ger den neu­en Ka­ta­ly­sa­tor er­hal­ten hat­te, teil­te er dem Be­klag­ten mit E-Mail vom 03.06.2013 mit, dass das Hit­ze­schutz­blech feh­len wür­de.

Am 27.06.2013 er­klär­te der Klä­ger den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag.

Mit Schrei­ben vom 19.11.2013 for­der­te er den Be­klag­ten dann un­ter Frist­set­zung zum 27.11.2013 auf, das Hit­ze­schutz­blech zu lie­fern bzw. den Ver­sand des­sel­ben an ihn, den Klä­ger, nach­zu­wei­sen und das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug in ei­nen fahr­be­rei­ten Zu­stand zu ver­set­zen bzw. nach­zu­wei­sen, ei­nen Drit­ten da­mit be­auf­tragt zu ha­ben.

Der Klä­ger hat be­haup­tet, der Be­klag­te ha­be das zum Ka­ta­ly­sa­tor ge­hö­ren­de Hit­ze­schutz­blech nicht mit­ge­lie­fert. Da­her ha­be er ihm be­reits mit Te­le­fax vom 08.06.2013 – des­sen Zu­gang der Be­klag­te be­strei­tet – ei­ne Frist zur Lie­fe­rung des Hit­ze­schutz­ble­ches ge­setzt, die er­folg­los ab­ge­lau­fen sei.

In der münd­li­chen Ver­hand­lung hat der Be­klag­ten­ver­tre­ter dem Klä­ger ein Hit­ze­schutz­blech über­ge­ben. Der Klä­ger­ver­tre­ter hat dar­auf­hin un­ter Be­zug­nah­me auf die im Schrei­ben vom 19.11.2013 ge­setz­te Frist den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klärt.

Die im We­sent­li­chen auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges ge­rich­te­te Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Ein An­spruch des Klä­gers auf Rück­ab­wick­lung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­tra­ges be­steht nicht. Auch die Kla­ge auf Frei­stel­lung von Stand­ge­büh­ren ist nicht er­folg­reich.

I. Der Klä­ger kann die Rück­ab­wick­lung des zwi­schen den Par­tei­en am 26.04.2013 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­tra­ges von dem Be­klag­ten nicht ver­lan­gen. We­der der vom Klä­ger we­gen des an­geb­lich feh­len­den Hit­ze­schutz­ble­ches er­klär­te Rück­tritt noch der in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 29.11.2013 er­klär­te Rück­tritt we­gen nicht fahr­be­rei­ten Zu­stands greift durch.

1. In­so­weit der Klä­ger sei­nen An­spruch dar­auf stützt, dass das zum Ka­ta­ly­sa­tor ge­hö­ren­de Hit­ze­schutz­blech feh­le, ist sei­ner Kla­ge der Er­folg ver­sagt, da der Be­klag­te den ge­rüg­ten Man­gel bin­nen Frist zur Nach­er­fül­lung durch Über­ga­be des Hit­ze­schutz­ble­ches be­sei­tigt hat.

Das Rück­tritts­recht er­lischt mit Be­sei­ti­gung des Man­gels in­ner­halb ei­ner ge­setz­ten Frist zur Nach­er­fül­lung (Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 73. Aufl. [2014], § 437 Rn. 24).

In­dem der Be­klag­ten­ver­tre­ter das an­geb­lich feh­len­de Hit­ze­schutz­blech im Ter­min zur münd­li­chen Ver­hand­lung am 29.11.2013 an den Klä­ger über­gab, hat er den ge­rüg­ten Man­gel be­sei­tigt. Dies ge­schah auch in­ner­halb der Frist zur Nach­er­fül­lung.

Den be­strit­te­nen Vor­trag, er ha­be dem Be­klag­ten be­reits mit Fax vom 08.06.2013 ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt, hat der Klä­ger nicht zu be­wei­sen ver­mocht. Bei ei­ner Te­le­fax-Über­mitt­lung be­grün­det die ord­nungs­ge­mä­ße, durch ei­nen „OK-Ver­merk“ un­ter­leg­te Ab­sen­dung ei­nes Schrei­bens nach der Recht­spre­chung des BGH über ein blo­ßes In­diz hin­aus nicht den An­scheins­be­weis für des­sen tat­säch­li­chen Zu­gang bei dem Emp­fän­ger. Der „OK-Ver­merk“ gibt dem Ab­sen­der kei­ne Ge­wiss­heit über den Zu­gang der Sen­dung, weil er nur das Zu­stan­de­kom­men der Ver­bin­dung, aber nicht die er­folg­rei­che Über­mitt­lung be­legt (BGH, Beschl. v. 21.07.2011 – IX ZR 148/10 Rn. 3 m. w. Nachw.). Das vor­ge­leg­te Fax­schrei­ben mit ei­nem „OK-Ver­merk“ auf der Rück­sei­te war da­her al­lein zum Be­weis nicht ge­eig­net. Wei­te­ren ge­eig­ne­ten Be­weis hier­zu hat der Klä­ger nicht an­ge­bo­ten. Ei­ne Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung am 08.06.2013 ist mit­hin nicht ge­ge­ben.

In­ner­halb der so­dann mit Schrei­ben vom 19.11.2013 ge­setz­ten Frist hat der Be­klag­te die ge­for­der­te Hand­lung vor­ge­nom­men. Zwar en­de­te die klä­ger­seits mit Schrei­ben vom 19.11.2013 ge­setz­te Frist zur Nach­er­fül­lung am 27.11.2013, so­dass die Über­ga­be am 29.11.2013 nicht mehr frist­ge­recht ge­we­sen wä­re. Al­ler­dings war die vom Klä­ger ge­setz­te Frist zur Nach­er­fül­lung zu kurz be­mes­sen.

Die Frist zur Nach­er­fül­lung muss an­ge­mes­sen sein. Sie soll dem Schuld­ner ei­ne letz­te Ge­le­gen­heit zur Er­brin­gung der ge­schul­de­ten Leis­tung er­öff­nen und braucht da­her nicht so be­mes­sen zu wer­den, dass der Schuld­ner die noch nicht be­gon­ne­ne Leis­tung erst an­fan­gen und fer­tig­stel­len kann (BGH, Urt. v. 31.10.1984 – VI­II ZR 226/83, NJW 1985, 320 [323], Urt. v. 06.12.1984 – VII ZR 227/83, NJW 1985, 855 [857]). Der Schuld­ner soll in die La­ge ver­setzt wer­den, die be­reits in An­griff ge­nom­me­ne Leis­tung zu voll­enden (BGH, Urt. v. 10.02.1982 – VI­II ZR 27/81, NJW 1982, 1279 [1280]).

Un­ter Be­rück­sich­ti­gung die­ser Grund­sät­ze war die klä­ge­ri­sche Frist von acht Ta­gen nach Auf­fas­sung des Ge­richts un­an­ge­mes­sen, da zu kurz. Der Klä­ger hat­te zu­dem zum Zeit­punkt der Frist­set­zung kein un­mit­tel­ba­res, zeit­lich drän­gen­des In­ter­es­se an der Über­ga­be des Hit­ze­schutz­blechs. Nach sei­nen An­ga­ben be­fin­det sich das Fahr­zeug in nicht fahr­be­rei­tem Zu­stand, der nicht ur­säch­lich auf das feh­len­de Hit­ze­schutz­blech zu­rück­zu­füh­ren ist. Der Er­halt des Hit­ze­schutz­blechs war da­her im No­vem­ber 2013 für ihn nicht von un­mit­tel­ba­rem Nut­zen.

Für den Be­klag­ten war die Frist­set­zung zu die­sem Zeit­punkt über­ra­schend, nach­dem die­ser be­reits En­de Au­gust dar­auf hin­ge­wie­sen hat­te, dass es an ei­ner Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung feh­le, und dar­auf­hin fast drei Mo­na­te ver­stri­chen, bis der Klä­ger ihm ei­ne ent­spre­chen­de Frist setz­te.

Setzt der Gläu­bi­ger ei­ne zu kur­ze Frist, wird die an­ge­mes­se­ne Frist in Lauf ge­setzt. (BGH, Urt. v. 21.06.1985 – V ZR 134/84, NJW 1985, 2640).

Un­ter Be­rück­sich­ti­gung der vor­ge­nann­ten Um­stän­de ist ei­ne Frist von zu­min­dest zehn Ta­gen als an­ge­mes­sen an­zu­se­hen. Bin­nen zehn Ta­gen hat der Be­klag­te die ge­for­der­te Leis­tung er­bracht. So­mit fehlt es dies­be­züg­lich an den Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen wirk­sa­men Rück­tritt.

2. Hin­sicht­lich des in münd­li­cher Ver­hand­lung am 29.11.2013 er­klär­ten Rück­tritts fehlt es an sub­stan­zi­ier­tem Vor­trag zum Man­gel, we­gen des­sen der Rück­tritt er­klärt wird. Der Klä­ger­ver­tre­ter hat zu Pro­to­koll ge­ge­ben, dass er sich hin­sicht­lich des Rück­tritts auf die Frist­set­zung in sei­nem Schrei­ben vom 19.11.2013 be­zie­he. Dort ha­be er den Be­klag­ten auf­ge­for­dert, das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug in ei­nen fahr­be­rei­ten Zu­stand zu ver­setz­ten bzw. ver­set­zen … We­der die­ser Er­klä­rung noch dem Schrei­ben vom 19.11.2013 lässt sich ent­neh­men, wel­chen kon­kre­ten Man­gel der Klä­ger hier­mit rügt. Der Be­klag­te hat die feh­len­de Fahr­be­reit­schaft zu­dem nicht un­strei­tig ge­stellt, son­dern in der Ver­hand­lung be­strit­ten.

Die Aus­sa­ge „nicht fahr­be­rei­ter Zu­stand“ be­schreibt den Man­gel nicht hin­rei­chend kon­kret, zu­mal das Fahr­zeug auch des­halb zum Zeit­punkt der münd­li­chen Ver­hand­lung wohl nicht fahr­be­reit war, weil es in teil­wei­se de­mon­tier­tem Zu­stand in ei­ner Werk­statt steht. Dass dies aber ein bei Über­ga­be des Fahr­zeugs vor­han­de­ner Man­gel sein soll bzw. auf ei­nen sol­chen zu­rück­zu­füh­ren sei, ist nicht er­kenn­bar. Ab­ge­se­hen da­von kann ein nicht fahr­be­rei­ter Zu­stand ei­ne Viel­zahl von Ur­sa­chen ha­ben. Zwar ist vom Klä­ger nicht zu ver­lan­gen, dass er zu­tref­fend die kon­kre­te Ur­sa­che be­nennt, es ist je­doch von ihm zu er­war­ten, dass er den Man­gel so gut es geht in sei­ner Er­schei­nungs­form be­schreibt (Sym­pthom­theo­rie).

Ent­spre­chen­der Vor­trag war auch nicht des­halb ent­behr­lich, weil in den zwi­schen den Par­tei­en ge­wech­sel­ten Schrift­sät­zen von ei­nem Mo­tor­scha­den die Re­de war. Der Klä­ger­ver­tre­ter woll­te in münd­li­cher Ver­hand­lung ex­pli­zit den Be­griff Mo­tor­scha­den nicht ver­wen­den, so­dass für das Ge­richt nicht klar ist, ob es sich um ei­nen sol­chen han­deln soll oder nicht bzw. wel­cher Man­gel ge­rügt wer­den soll.

Der er­folg­te Vor­trag ist mit­hin nicht aus­rei­chend, um die Kla­ge­for­de­rung zu stüt­zen.

Ver­an­las­sung für ei­nen – im Üb­ri­gen auch nicht be­an­trag­ten – Schrift­satz­nach­lass be­stand nicht, da dem Klä­ger nach ei­ge­nen An­ga­ben die feh­len­de Fahr­be­reit­schaft seit dem 24.06.2013 be­kannt ist. Es be­stand so­mit aus­rei­chend Ge­le­gen­heit, in Vor­be­rei­tung der münd­li­chen Ver­hand­lung ent­spre­chen­den Vor­trag recht­zei­tig vor­her zu brin­gen bzw. sub­stan­zi­ier­ten Vor­trag in die­ser zu hal­ten.

II. Ein An­spruch auf Frei­stel­lung von Stand­ge­büh­ren ist nicht schlüs­sig dar­ge­legt.

In­so­weit der Vor­trag im Schrift­satz vom 16.10.2013 da­hin ge­hend zu ver­ste­hen ist, dass die Stand­ge­büh­ren … an­fal­len, weil das Fahr­zeug an­geb­lich – vom Be­klag­ten be­strit­ten – auf­grund ei­nes vom Be­klag­ten er­teil­ten Auf­trags de­mon­tiert wur­de, er­schließt sich dem Ge­richt nicht, war­um die Ge­büh­ren ge­gen­über dem Klä­ger und nicht ge­gen­über dem Be­klag­ten … er­ho­ben wer­den soll­ten. Tat­säch­lich hat das Au­to­haus auch noch kei­ne Ge­büh­ren ge­gen­über dem Klä­ger gel­tend ge­macht.

Ob für die Zeit vor der De­mon­ta­ge ein An­spruch auf Frei­stel­lung von den Stand­ge­büh­ren in Be­tracht kommt, kann da­hin­ste­hen, weil der Klä­ger kei­ner­lei Vor­trag da­zu ge­hal­ten hat, wel­chen Zeit­raum dies be­tref­fen soll.

Mit Ver­fü­gung vom 12.11.2013 hat das Ge­richt dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es an Sach­vor­trag zu die­sem An­spruch fehlt. Den­noch hat der Klä­ger auch in sei­ner dies­be­züg­li­chen Stel­lung­nah­me vom 25.11.2013 sub­stan­zi­ier­ten Vor­trag nicht ge­hal­ten.

III. Man­gels wirk­sa­men Rück­tritts ist ein An­nah­me­ver­zug nicht ge­ge­ben, und auch die au­ßer­ge­richt­li­chen Rechts­ver­fol­gungs­kos­ten und Zin­sen sind nicht zu er­stat­ten …

Hin­weis: Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te über­wie­gend Er­folg. Zur Be­grün­dung sei­nes Ur­teils vom 20.04.2015 – 12 U 97/14 – hat das OLG Ko­blenz aus­ge­führt:

Der Klä­ger hat ei­nen An­spruch auf Zah­lung von 5.467,50 € nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Pkw Maz­da RX-8. Der An­spruch folgt aus den §§ 437, 323, 346 BGB.

Der Klä­ger hat in sei­nem Schrift­satz vom 14.11.2014 den Rück­tritt von dem Kauf­ver­trag be­tref­fend den Pkw Maz­da RX-8 er­klärt. Die­ser Rück­tritt ist wirk­sam.

Der Pkw ist man­gel­haft. Der Sach­ver­stän­di­ge S hat ei­nen ka­pi­ta­len Mo­tor­scha­den fest­ge­stellt. Die­ser Mo­tor­scha­den be­ruht nicht dar­auf, dass der Klä­ger das Fahr­zeug oh­ne das Hit­ze­schutz­blech ge­fah­ren hat.

Der Man­gel hat sich in­ner­halb von sechs Mo­na­ten seit Ge­fahr­über­gang ge­zeigt. Der Klä­ger hat das Fahr­zeug am 26.04.2013 ge­kauft. Das Fahr­zeug ist seit dem 24.06.2013 we­gen des Mo­tor­scha­dens nicht fahr­be­reit. Ge­mäß § 476 BGB wird da­mit ver­mu­tet, dass die Sa­che be­reits bei Ge­fahr­über­gang man­gel­haft war.

Der Klä­ger hat dem Be­klag­ten ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung be­stimmt. Er hat den Be­klag­ten mit Schrei­ben vom 13.01.2014 zur Be­sei­ti­gung des Mo­tor­scha­dens bis zum 31.01.2014 auf­ge­for­dert. In dem Schrei­ben vom 13.01.2014 ist der Man­gel des Fahr­zeugs aus­rei­chend be­schrie­ben.

Die Wirk­sam­keit des Rück­tritts schei­tert nicht dar­an, dass der Klä­ger dem Be­klag­ten das Fahr­zeug nicht in Z. zur Nach­er­fül­lung zur Ver­fü­gung ge­stellt hat. Der Klä­ger muss­te dem Be­klag­ten den Pkw an dem Ort zur Ver­fü­gung stel­len, an dem die­ser sei­ner Ver­pflich­tung zur Nach­er­fül­lung nach­zu­kom­men hat­te. Das ist im vor­lie­gen­den Fall der Be­le­gen­heits­ort der Sa­che.

Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung ist der Sitz des Schuld­ners, wenn sich aus den je­wei­li­gen Um­stän­den kei­ne ab­schlie­ßen­den Er­kennt­nis­se ge­win­nen las­sen (BGH, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, NJW 2011, 2278; Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 96/12, NJW 2013, 1074). Der Sitz des Be­klag­ten be­fin­det sich in Z. Die Nach­er­fül­lung muss al­ler­dings oh­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten er­fol­gen (BGH, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, NJW 2011, 2278). Er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten kön­nen sich dar­aus er­ge­ben, dass der Käu­fer die Sa­che zum Ver­käu­fer brin­gen muss. Im Fal­le der­ar­ti­ger Un­an­nehm­lich­kei­ten ist es ge­bo­ten, den Be­le­gen­heits­ort der Kauf­sa­che als Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung an­zu­se­hen (BGH, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, NJW 2011, 2278).

Er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten er­ge­ben sich im vor­lie­gen­den Fall dar­aus, dass der Pkw nicht fahr­fä­hig ist und die Ent­fer­nung zwi­schen dem Ort, an dem er sich be­fin­det (X. …) und dem Sitz des Be­klag­ten (Z.) groß ist. Der Klä­ger müss­te das Fahr­zeug auf ei­nen Trans­por­ter ver­la­den und nach Z. brin­gen. Dem­ge­gen­über wä­re es für den Be­klag­ten ein we­sent­lich ge­rin­ge­rer Auf­wand, ei­nen Mit­ar­bei­ter nach X. zu schi­cken, der sich das Fahr­zeug an­sieht und dann ent­schei­det, was zu tun ist.

An der Be­reit­schaft des Klä­gers, das Fahr­zeug dem Be­klag­ten an dem Be­le­gen­heits­ort zur Ver­fü­gung zu stel­len, be­ste­hen kei­ne Zwei­fel.

Der Klä­ger hat ei­nen An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses (5.650 €) ab­züg­lich ei­ner Ent­schä­di­gung für die Nut­zung des Fahr­zeugs. Der Klä­ger hat den Pkw 5.000 km ge­fah­ren. Das Fahr­zeug hat­te bei dem Kauf ei­nen Ta­chostand von 135.000 km. Bei ei­ner nach Auf­fas­sung des Se­nats an­ge­mes­se­nen Rest­lauf­leis­tung von wei­te­ren 100.000 km er­gibt sich nach der For­mel

Kaufpreis×gefahrene KilometerRestlaufleistung

(Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 12. Aufl.,  Rn. 3564) ei­ne Ent­schä­di­gung von 282,50 €.

Die Nut­zungs­ent­schä­di­gung von 282,50 € ist um 100 € zu kür­zen. Nach Dar­stel­lung des Klä­gers hat der Be­klag­te ihm die Zah­lung von 100 € da­für ver­spro­chen, dass der Klä­ger selbst den Ein­bau des Er­satz­ka­ta­ly­sa­tors ver­an­lasst. Dem ist der Be­klag­te nicht sub­stan­zi­iert ent­ge­gen­ge­tre­ten.

Die wei­te­ren Ge­gen­an­sprü­che, mit de­nen der Klä­ger ge­gen die Nut­zungs­ent­schä­di­gung auf­rech­net, be­ste­hen nicht. Ein An­spruch auf Stand­ge­büh­ren be­steht aus den vom Land­ge­richt dar­ge­leg­ten Grün­den nicht. Ein An­spruch auf Fahrt­kos­ten we­gen des Ein­baus des Ka­ta­ly­sa­tors ist nicht er­sicht­lich. An­ders als bei den oben er­ör­ter­ten 100 € be­haup­tet der Klä­ger nicht, dass er sich mit dem Be­klag­ten auf ei­nen Er­satz an­fal­len­der Fahrt­kos­ten ge­ei­nigt ha­be.

Der Zins­an­spruch be­ruht auf § 291 BGB. Der Klä­ger kann Zin­sen al­ler­dings erst mit dem Zu­gang des Schrift­sat­zes vom 14.11.2014 ver­lan­gen, da erst­mals in die­sem Schrift­satz ein wirk­sa­mer Rück­tritt von dem Kauf­ver­trag er­klärt wor­den ist, der gel­tend ge­mach­te Rück­ge­währan­spruch al­so erst mit Zu­gang die­ser Rück­tritts­er­klä­rung fäl­lig ge­wor­den ist …

Der zu­vor er­klär­te Rück­tritt war aus den vom Land­ge­richt dar­ge­leg­ten Grün­den nicht wirk­sam. Der mit Schrei­ben vom 27.06.2013 er­klär­te Rück­tritt war nicht wirk­sam, da der Klä­ger ei­ne vor­an­ge­gan­ge­ne Frist­set­zung be­tref­fend die Nach­er­fül­lung nicht be­wie­sen hat. Auch der Rück­tritt in der Sit­zung vom 29.11.2013 war nicht wirk­sam. We­gen des feh­len­den Hit­ze­schutz­blechs konn­te der Klä­ger nicht zu­rück­tre­ten, weil der Be­klag­te die­ses Blech nach der Frist­set­zung mit dem Schrei­ben vom 19.11.2013 in­ner­halb ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist über­ge­ben hat. We­gen des Mo­tor­scha­dens konn­te der Klä­ger nicht zu­rück­tre­ten, da es in­so­weit in dem Schrei­ben vom 19.11.2013 an aus­rei­chen­dem Vor­trag ge­fehlt hat. Dass ein bes­se­rer Vor­trag mög­lich war, zeigt das Schrei­ben vom 13.01.2014.

Die Kla­ge auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs ist be­grün­det, al­ler­dings lag An­nah­me­ver­zug nicht be­reits – wie vom Klä­ger in sei­nem An­trag for­mu­liert – seit dem 06.07.2013 vor, da die For­de­rung des Klä­gers auf Rück­ab­wick­lung erst auf­grund des Rück­tritts im Schrift­satz vom 14.11.2014 be­rech­tigt war …“

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