Nach ei­nem Rück­tritt des Käu­fers von ei­nem bei­der­seits voll­stän­dig er­füll­ten Kauf­ver­trag ist ein­heit­li­cher Er­fül­lungs­ort für al­le Rück­ge­währan­sprü­che der Ort, an dem sich die Kauf­sa­che zur Zeit des Rück­tritts ver­trags­ge­mäß be­fin­det. Dort muss folg­lich auch der Zug um Zug ge­gen Rück­ge­währ der Kauf­sa­che zu er­fül­len­de An­spruch des Käu­fers auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses er­füllt wer­den.

OLG Karls­ru­he, Ur­teil vom 14.06.2013 – 13 U 53/13

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin hat mit der Be­grün­dung, ein von den Be­klag­ten er­wor­be­nes Po­ny sei für den ver­trag­lich vor­aus­ge­setz­ten Ver­wen­dungs­zweck – als Dres­sur­pferd – ab­so­lut un­brauch­bar, den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klärt. Das Land­ge­richt (LG Kon­stanz, Urt. v. 26.03.2013 – 4 O 332/12 M) hat sei­ne ört­li­che Zu­stän­dig­keit ver­neint und die auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ge­rich­te­te Kla­ge als un­zu­läs­sig ab­ge­wie­sen. Auf die Be­ru­fung der Klä­ge­rin wur­de das land­ge­richt­li­che Ur­teil auf­ge­ho­ben und die Sa­che an das Lan­der­ge­richt zu­rück­ver­wie­sen.

Aus den Grün­den: II. … [Das LG Kon­stanz] ist für die Ent­schei­dung der Kla­ge ört­lich zu­stän­dig.

Klagt der Käu­fer nach bei­der­sei­ti­ger Er­fül­lung des Kauf­ver­tra­ges und nach Rück­tritt vom Kauf­ver­trag auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­ge­währ der Kauf­sa­che, so ist ein­heit­li­cher Er­fül­lungs­ort für al­le Rück­ge­währan­sprü­che der Ort, an dem sich die Kauf­sa­che zur Zeit des Rück­tritts ver­trags­ge­mäß be­fin­det (vgl. BGH, Urt. v. 09.03.1983 – VI­II ZR 11/82, BGHZ 87, 104 [109] = NJW 1983, 1479 [1480 f.], noch zur Wan­de­lung). Auch wenn die vor­ste­hend zi­tier­te Ent­schei­dung noch zum al­ten Schuld­recht er­gan­gen ist, ent­spricht die dar­ge­leg­te Auf­fas­sung auch nach neu­em Schuld­recht der herr­schen­den Mei­nung (vgl. OLG Schles­wig, Urt. v. 04.09.2012 – 3 U 99/11, ju­ris Rn. 18 m. zahl­rei­chen Nachw.), der auch der Se­nat folgt.

Zwar wird der herr­schen­den Auf­fas­sung ver­ein­zelt wi­der­spro­chen, und auch das an­ge­foch­te­ne Ur­teil ist dem LG Stral­sund (Beschl. v. 13.10.2011 – 6 O 211/11) ge­folgt; das OLG Schles­wig (Urt. v. 04.09.2012 – 3 U 99/11, ju­ris Rn. 19) weist aber zu­tref­fend dar­auf hin, dass sich die Ent­schei­dung des BGH (Urt. v. 09.03.1983 – VI­II ZR 11/82, BGHZ 87, 104 [109]) auf das neue Schuld­recht über­tra­gen lässt, weil es sich bei Wand­lung und ge­setz­li­chem Rück­tritt im We­sent­li­chen um das glei­che Rechts­in­sti­tut han­delt.

Der An­nah­me ei­nes ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­or­tes … steht nicht das Ur­teil des BGH vom 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10 – ent­ge­gen, mit dem die­ser ei­nen Er­fül­lungs­ort am Ort der ver­trags­ge­mä­ßen Be­le­gen­heit der Sa­che für den kauf­recht­li­chen Nach­er­fül­lungs­an­spruch ge­mäß §§ 437 Nr. 1, 439 BGB ver­neint hat. In­di­rekt hat der BGH mit die­ser Ent­schei­dung die herr­schen­de Mei­nung er­neut be­stä­tigt, wenn er dar­in aus­führt, dass sich die zum Er­fül­lungs­ort der Rück­ge­währan­sprü­che nach er­folg­tem Rück­tritt ge­mäß §§ 437 Nr. 2, 440, 346 BGB, der viel­fach an dem Ort an­ge­sie­delt sei, an dem sich die Sa­che ver­trags­ge­mäß be­fin­de, ent­wi­ckel­ten Grund­sät­ze nicht auf die Nach­er­fül­lung nach § 439 BGB über­tra­gen las­se. Zu­tref­fend weist das OLG Schles­wig dar­auf hin, dass der BGH die Fra­ge auch hät­te of­fen­las­sen kön­nen, wenn er Zwei­fel an der herr­schen­den Mei­nung ge­habt hät­te. Dies hat er aber ge­ra­de nicht ge­tan, son­dern viel­mehr die Un­ter­schie­de zwi­schen Nach­er­fül­lungs- und Rück­tritts­recht her­aus­ge­stellt und zum Er­fül­lungs­ort bei Rück­tritt die herr­schen­de Auf­fas­sung zi­tiert (BGH, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, ju­ris Rn. 28 un­ter Hin­weis auf Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 70. Aufl., § 269 Rn. 16; MünchKomm-BGB/Krü­ger, BGB, 5. Aufl., § 269 Rn. 41) so­wie auf sein frü­he­res Ur­teil zum al­ten Schuld­recht ver­wie­sen (Urt. v. 09.03.1983 – VI­II ZR 11/82, BGHZ 87, 104 [109]).

Für ei­nen Kauf­ver­trag über ein Pferd hat be­reits das LG Frei­burg durch Zwi­schen­ur­teil ent­schie­den, dass dann, wenn die Ver­trags­par­tei­en kei­ne Ver­ein­ba­rung dar­über ge­trof­fen ha­ben, wo­hin der Käu­fer die Kauf­sa­che ver­brin­gen darf oder soll, der Aus­tauschort grund­sätz­lich der Ort ist, an wel­chen der Käu­fer die Sa­che ver­bracht hat (LG Frei­burg, Urt. v. 07.11.2008 – 8 O 98/08, ju­ris Rn. 13; die da­ge­gen er­ho­be­ne Be­ru­fung hat der Se­nat durch Ur­teil vom 19.08.2009 – 13 U 145/08 – zu­rück­ge­wie­sen). In ei­nem sol­chen Fall be­steht für ei­nen ein­heit­li­chen Er­fül­lungs­ort für die Rück­ab­wick­lung eben­so wie beim Au­to­kauf ein prak­ti­sches Be­dürf­nis (da­zu im Ein­zel­nen OLG Schles­wig, Urt. v. 04.09.2012 – 3 U 99/11, ju­ris Rn. 35 f.).

Der Se­nat hat ge­mäß § 538 II 1 Nr. 3 ZPO das Ur­teil auf­ge­ho­ben und an das Ge­richt des ers­ten Rechts­zug zu­rück­ver­wie­sen, weil das an­ge­foch­te­ne Ur­teil nur über die Zu­läs­sig­keit der Kla­ge ent­schie­den, die Klä­ge­rin Zu­rück­ver­wei­sung be­an­tragt hat und die wei­te­re Ver­hand­lung über die Kla­ge ein­schließ­lich Be­weis­auf­nah­me er­for­der­lich ist. Die Klä­ge­rin be­haup­tet, un­mit­tel­bar nach Über­ga­be des Pfer­des ha­be sich her­aus­ge­stellt, dass die­ses für den ver­trag­lich vor­aus­ge­setz­ten Ver­wen­dungs­zweck ab­so­lut un­brauch­bar sei, weil das streit­ge­gen­ständ­li­che Po­ny aus­drück­lich als Dres­sur­pferd ver­kauft wor­den sei und auf Tur­nie­ren in Pony­prü­fun­gen ha­be ein­ge­setzt wer­den sol­len. Es ist des­halb Be­weis dar­über zu er­he­ben, wel­che Be­schaf­fen­heit für den Kauf­ge­gen­stand ver­ein­bart war und … ob der Kauf­ge­gen­stand die­se Be­schaf­fen­heit auf­weist.

Die Re­vi­si­on war nicht zu­zu­las­sen, da die Re­vi­si­on ge­mäß § 545 II ZPO nicht dar­auf ge­stützt wer­den kann, dass das Ge­richt des ers­ten Rechts­zu­ges sei­ne Zu­stän­dig­keit zu Un­recht ver­neint hat. Dies gilt über den Wort­laut der Vor­schrift hin­aus auch für die Be­ur­tei­lung der Zu­stän­dig­keit durch das Be­ru­fungs­ge­richt (BGH, Beschl. v. 26.06.2003 – III ZR 91/03, NJW 2003, 2917; …).

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