Bei ei­nem Kauf un­ter fa­ch­un­kun­di­gen Pri­va­ten hat die An­ga­be, ein Ge­braucht­wa­gen ver­fü­ge über ei­nen „Aus­tausch­mo­tor“, grund­sätz­lich le­dig­lich den Er­klä­rungs­in­halt, dass sich nicht mehr der Ori­gi­nal­mo­tor im Fahr­zeug be­fin­det.

OLG Saar­brü­cken, Ur­teil vom 29.02.2012 – 1 U 122/11-35

Sach­ver­halt: Der Klä­ger macht An­sprü­che nach Rück­tritt von ei­nem Pkw-Kauf­ver­trag gel­tend.

Im April 2006 ver­kauf­te der Be­klag­te dem Klä­ger ei­nen ge­brauch­ten BMW M5 (Erst­zu­las­sung 26.07.1991) zum Preis von 6.700 €. Im Ver­trag ist ver­merkt, dass der Ver­kauf „oh­ne Ga­ran­tie und Ge­währ­leis­tung“ er­folgt. Die Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs be­trug laut den An­ga­ben im Kauf­ver­trag 148.210 km. Un­ter der Ru­brik „Sons­ti­ges“ ist fest­ge­hal­ten: „Aus­tausch­mo­tor bei Ki­lo­me­ter­stand: ca. 10.000 km“.

Der Be­klag­te hat­te das Fahr­zeug vom Zeu­gen Z er­wor­ben und schon zu­vor un­ter an­de­rem mit den An­ga­ben „140 tkm“ und „Mo­tor ca. 4000 tkm“ be­wor­ben.

Der Klä­ger selbst fuhr mit dem Fahr­zeug nach Über­ga­be 19.000 km und ließ zwi­schen­zeit­lich War­tungs- und Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten aus­füh­ren. Auf­grund ei­nes – strei­ti­gen – Mo­tor­scha­dens setz­te der Klä­ger dem Be­klag­ten ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung und er­klär­te im Ja­nu­ar 2008 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag.

Der Klä­ger be­haup­tet, Mit­te Ok­to­ber 2006 sei es zu ei­nem ka­pi­ta­len Mo­tor­scha­den ge­kom­men. Der Mo­tor sei nicht ge­ne­ral­über­holt, da ver­schie­de­ne Tei­le to­tal ver­schlis­sen ge­we­sen sei­en. Der Zeu­ge Z ha­be ihm mit­ge­teilt, er ha­be das Fahr­zeug nicht mit ei­nem Aus­tausch­mo­tor an den Be­klag­ten ver­kauft. Der Mo­tor sei le­dig­lich von ei­nem gu­ten Freund, der auf BMW-Fahr­zeu­ge spe­zia­li­siert sei, ge­ne­ral­über­holt wor­den. Das Fahr­zeug sei nicht mit ei­nem Aus­tausch­mo­tor, viel­mehr noch mit dem Ori­gi­nal­mo­tor ver­se­hen.

Der Klä­ger ist der An­sicht, die An­ga­be zum Aus­tausch­mo­tor stel­le ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung dar, so­dass sich der Be­klag­te auf den ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss nicht be­ru­fen kön­ne. Zu­dem fal­le den Be­klag­ten Arg­list zur Last, denn der Be­klag­te ha­be – so be­haup­tet der Klä­ger – ge­wusst, dass das Fahr­zeug nicht le­dig­lich 3.500 km ge­lau­fen sei, son­dern ei­ne weit­aus hö­he­re Lauf­leis­tung auf­wei­se. Dies er­ge­be sich dar­aus, dass der Be­klag­te – un­strei­tig – ge­gen­über dem Sach­ver­stän­di­gen an­ge­ge­ben hat, dass er das Fahr­zeug zu­sam­men mit dem Zeu­gen K bei dem Zeu­gen Z be­sich­tigt und da­bei fest­ge­stellt ha­be, dass da­mals sämt­li­che Dich­tun­gen er­neu­ert ge­we­sen sei­en. Hät­te er, der Klä­ger, ge­wusst, dass der Mo­tor nicht nur 3.500 km bzw. 10.000 km ge­lau­fen sei, son­dern dass es sich um ei­nen über­hol­ten Mo­tor mit ho­her Lauf­leis­tung ge­han­delt ha­be, hät­te er das Fahr­zeug nicht ge­kauft.

Das LG Saar­brü­cken hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Die Tat­sa­chen, die der Se­nat ge­mäß den §§ 529, 531 ZPO sei­ner Be­ur­tei­lung zu­grun­de zu le­gen hat, recht­fer­ti­gen kei­ne dem Klä­ger recht­lich vor­teil­haf­te­re Ent­schei­dung (§ 513 ZPO).

1. Dem Klä­ger steht kein An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs, aus §§ 437 Nr. 2 Fall 1, 434 I, 323 I, 346 I BGB zu.

Hin­sicht­lich der Ver­ein­ba­rung ei­nes Aus­tausch­mo­tors fehlt es an ei­nem Man­gel (a). Im Üb­ri­gen steht ei­ner et­wai­gen Man­gel­haf­tig­keit des vor­han­de­nen Mo­tors der ver­ein­bar­te Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ent­ge­gen (b).

a) Das an den Klä­ger ver­kauf­te Fahr­zeug war mit Blick auf den grund­sätz­lich vor­han­de­nen Aus­tausch­mo­tor man­gel­frei.

Zwar stellt die Fest­le­gung, dass das Fahr­zeug über ei­nen Aus­tausch­mo­tor ver­fügt, ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. des § 434 I 1 BGB dar (1). Ei­ne sol­che Ver­ein­ba­rung wird von ei­nem Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss auch nicht er­fasst (2). Der durch Aus­le­gung zu er­mit­teln­de In­halt und die Reich­wei­te die­ser Ver­ein­ba­rung de­cken sich je­doch mit den tat­säch­li­chen Ge­ge­ben­hei­ten, so­dass es an ei­ner Ab­wei­chung von die­ser ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit fehlt (3). Ei­ne Haf­tung des Be­klag­ten lie­ße sich nur dann be­grün­den, wenn die Ver­ein­ba­rung „Aus­tausch­mo­tor“ ei­nen sach- und fach­ge­recht in­stand­ge­setz­ten Mo­tor um­fas­sen wür­de. Dies ist vor­lie­gend je­doch nicht der Fall.

(1) Die An­ga­be „Aus­tausch­mo­tor“ stellt ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung dar. Nach den Ver­trags­ab­spra­chen ist die­se in­te­gra­ler Ver­trags­be­stand­teil und nicht bloß ei­ne ein­sei­ti­ge Ei­gen­schafts­be­schrei­bung. Der Be­klag­te er­klär­te hier­mit, dass das Fahr­zeug über ei­nen an­de­ren als den Ori­gi­nal­mo­tor ver­fü­ge, der wie­der­um ei­ne be­stimm­te Lauf­leis­tung auf­weist (vgl. zu § 459 I BGB a.F.: BGH, Urt. v. 01.10.1969 – VI­II ZR 255/67, BB 1969, 1412, 1413; OLG Zwei­brü­cken, Urt. v. 28.06.1988 – 7 U 29/88, VRS 76 [1989], 409, 410).

(2) Auf ei­ne i. S. des § 434 I 1 BGB ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit er­streckt sich ein Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss nicht. Wür­de der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss auch ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung er­fas­sen, wä­re die­se für den Käu­fer au­ßer im Fal­le der Arg­list oh­ne Wert. Ei­ne in­ter­es­sen­ge­rech­te Aus­le­gung der Kom­bi­na­ti­on von Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung und Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss kann da­her nur da­hin vor­ge­nom­men wer­den, dass der Haf­tungs­aus­schluss nicht für das Feh­len der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit (§ 434 I 1 BGB), son­dern nur für die von § 434 I 2 BGB er­fass­ten Män­gel gel­ten soll (vgl. BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 Rn. 31).

(3) Die Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung hin­sicht­lich des Aus­tausch­mo­tors be­inhal­tet vor­lie­gend je­doch kei­ne Fest­le­gung be­stimm­ter Qua­li­täts­kri­te­ri­en des Mo­tors, die der tat­säch­lich ein­ge­bau­te Mo­tor nicht er­füllt hät­te. Viel­mehr ist die Er­klä­rung da­hin­ge­hend aus­zu­le­gen, dass das Fahr­zeug nicht mehr über den Ori­gi­nal­mo­tor ver­fügt.

Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­run­gen oder Ga­ran­ti­en sind ge­mäß §§ 133, 157 BGB da­nach aus­zu­le­gen, wie sie üb­li­cher­wei­se un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Ver­kehrs­sit­te und der Be­son­der­hei­ten des Ein­zel­falls von ei­nem ver­stän­di­gen Drit­ten zu ver­ste­hen sind (vgl. OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 03.12.2004 – 14 U 33/04, ju­ris; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 11. Aufl. [2012], Rn. 2653). Da es sich vor­lie­gend um ein pri­va­tes Di­rekt­ge­schäft han­del­te, ist in ers­ter Li­nie die Ver­kehrs­an­schau­ung maß­ge­bend, wo­hin­ge­gen das Be­griffs­ver­ständ­nis ei­nes Kfz-Fach­manns nicht pri­mär ent­schei­dend ist (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 2656). Da­nach kann die Aus­le­gung nicht in ent­schei­den­der Wei­se an den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. H fest­ge­macht wer­den, der an­gab, aus tech­ni­scher Sicht be­fin­de sich in dem Fahr­zeug kein Aus­tausch­mo­tor, son­dern ein grund­in­stand­ge­setz­ter Rumpf­mo­tor.

Wel­cher Er­klä­rungs­in­halt der Be­zeich­nung „Aus­tausch­mo­tor“ ge­ne­rell zu­kommt, wird un­ter­schied­lich be­ur­teilt (vgl. die Nach­wei­se bei Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 2659 f.). Je­den­falls ist hier­un­ter ei­ne Ma­schi­ne glei­cher Bau­art, glei­chen Hub­raums und glei­cher Leis­tung zu ver­ste­hen (vgl. BGH, Urt. v. 16.01.1985 – VI­II ZR 54/84, NJW 1985, 967). Die­se Vor­aus­set­zun­gen sind hier er­füllt. Ein wei­ter­ge­hen­der Er­klä­rungs­in­halt hin­sicht­lich der Art und Wei­se der Ver­ar­bei­tung bzw. Her­stel­lung des Aus­tausch­mo­tors kann der Aus­sa­ge vor­lie­gend nicht ent­nom­men wer­den.

Ge­ne­rell gilt, dass „Mo­tor-Er­klä­run­gen“ von Pri­vat­ver­käu­fern mit be­son­de­rer Um­sicht un­ter Be­rück­sich­ti­gung der ge­sam­ten Be­gleit­um­stän­de zu in­ter­pre­tie­ren sind (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 2668). Wäh­rend man beim Ge­brauch des Be­griffs „Aus­tausch­mo­tor“ durch Kfz-Fach­leu­te im Ein­zel­fall ge­ge­be­nen­falls da­von aus­ge­hen kann, dass al­le be­weg­li­chen Mo­tor­tei­le und sons­ti­gen Ag­gre­ga­te durch Neu­tei­le er­setzt, nach den Me­tho­den der Se­ri­en­fer­ti­gung her­ge­stellt und nach den Kri­te­ri­en für Neu­wa­gen er­folg­reich ge­prüft sind, ei­ne Se­ri­en­num­mer ein­ge­stem­pelt und ei­ne Ga­ran­tie­kar­te ver­ge­ben wur­de (vgl. OLG Frank­furt, Urt. v. 18.12.1991 – 23 U 25/91, ju­ris), ist beim Ver­kauf un­ter Pri­vat­per­so­nen grund­sätz­lich nicht da­von aus­zu­ge­hen, dass die ent­spre­chen­de Be­zeich­nung ei­nen der­art kla­ren und weit­rei­chen­den In­halt hat (vgl. OLG Ko­blenz, Urt. v. 12.12.2000 – 3 U 674/00, ju­ris).

Gibt da­ge­gen ein sach­kun­di­ger Ge­braucht­wa­gen­händ­ler die Er­klä­rung ab, das Fahr­zeug sei mit ei­nem Aus­tausch­mo­tor aus­ge­rüs­tet, der ei­ne Lauf­leis­tung von ca. 60.000 km ha­be, darf dies der Käu­fer nach Treu und Glau­ben als Zu­si­che­rung auf­fas­sen, dass der Mo­tor nicht we­sent­lich stär­ker ver­schlis­sen ist, als es die an­ge­ge­be­ne Lauf­zeit er­war­ten lässt (vgl. BGH, Urt. v. 18.02.1981 – VI­II ZR 72/80, NJW 1981, 1268, 1269).

Die ent­spre­chen­de Er­klä­rung ei­nes pri­va­ten Ver­käu­fers kann je­doch nicht oh­ne Wei­te­res in glei­chem Sin­ne ver­stan­den wer­den. Es kann da­her da­hin­ste­hen, ob der Zu­stand des Mo­tors vor­lie­gend ei­nen un­üb­li­chen Ver­schleiß auf­ge­wie­sen hat.

In der Er­klä­rung des Be­klag­ten zum Vor­han­den­sein ei­nes Aus­tausch­mo­tors ist kei­ne An­ga­be be­züg­lich wei­te­rer Qua­li­täts­merk­ma­le des Mo­tors zu se­hen. Es wird viel­mehr le­dig­lich klar­ge­stellt, dass nicht mehr der Ori­gi­nal­mo­tor im Fahr­zeug ist und ei­ne – nach den sach­ver­stän­di­gen Fest­stel­lun­gen zu­tref­fen­de – Ki­lo­me­ter­an­ga­be be­züg­lich des neu­en Mo­tors ge­macht.

Nach Treu und Glau­ben mit Rück­sicht auf die Ver­kehrs­sit­te kann der Klä­ger die ent­spre­chen­de An­ga­be nicht in ei­nem wei­ter­ge­hen­den Sinn ver­ste­hen. Beim Be­klag­ten han­delt es sich um ei­nen pri­va­ten Ver­käu­fer. Dass er über ei­ne nä­he­re Fach­kun­de hin­sicht­lich der Mo­tor- bzw. Kfz-Be­schaf­fen­heit ver­fügt, ist we­der vor­ge­tra­gen noch er­sicht­lich. In die­sem Fall kann ein Käu­fer nicht da­von aus­ge­hen, dass kon­kre­te Zu­stand­sei­gen­schaf­ten des Mo­tors, über die der Ver­käu­fer kei­ne ge­naue Kennt­nis hat, mit ver­ein­bart wer­den. Ei­ner sol­chen In­ter­es­sen­la­ge des Käu­fers steht die­je­ni­ge des Ver­käu­fers ent­ge­gen, der für nicht mehr ein­ste­hen will, als was er nach sei­ner lai­en­haf­ten Kennt­nis be­ur­tei­len kann. Da­her kann der Käu­fer nicht er­war­ten, dass der ihm als Laie ge­gen­über­tre­ten­de Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens mit der An­ga­be ei­ner be­stimm­ten Lauf­leis­tung zu­gleich zu­si­che­re, der Ver­schleiß­grad ent­spre­che die­ser Lauf­leis­tung (vgl. BGH, Urt. v. 15.02.1984 – VI­II ZR 327/82, NJW 1984, 1454; Fäl­le ei­nes fach­kun­di­gen Ver­käu­fers la­gen dem­ge­gen­über zu­grun­de: OLG Bre­men, Urt. v. 09.09.1966 – 3 U 44/66, DAR 1968, 128; OLG Ol­den­burg, Urt. v. 24.11.1966 – 1 U 67/66, OLGZ 1967, 129; OLG Karls­ru­he, Urt. v. 14.06.1974 – 10 U 187/73, DAR 1975, 155). Ent­spre­chen­des gilt erst Recht für die Be­schaf­fen­heit ei­nes Aus­tausch­mo­tors, da der pri­va­te Ver­käu­fer hier­über noch we­ni­ger Kennt­nis hat.

Maß­ge­bend ist da­bei auch der Um­stand, dass der Be­klag­te den streit­ge­gen­ständ­li­chen Mo­tor nicht selbst hat ein­bau­en las­sen, son­dern das Fahr­zeug mit die­sem schon ein­ge­bau­ten Mo­tor er­wor­ben hat (vgl. zu die­sem As­pekt OLG Ko­blenz, Urt. v. 12.12.2000 – 3 U 674/00, ju­ris).

Zu­dem ist ge­ra­de bei Pri­vat­per­so­nen der ge­naue Er­klä­rungs­in­halt ei­ner sol­chen Aus­sa­ge im Er­geb­nis zu un­be­stimmt, um hier­aus auf ei­ne kon­kre­te Be­schaf­fen­heits­an­ga­be zu schlie­ßen. Den An­ga­ben pri­va­ter, fa­ch­un­kun­di­ger Ver­käu­fer kann nicht ent­nom­men wer­den, wo der Aus­tausch­mo­tor be­ar­bei­tet wur­de – mar­ken­ge­bun­de­ne Fach­werk­statt, freie Werk­statt, Pri­vat­per­son – und was an die­sem ge­nau ge­macht wur­de – Aus­tausch al­ler Tei­le, nur der Ver­schleiß­tei­le, Ein­bau von Ori­gi­nal-Er­satz­tei­len oder von ge­brauch­ten und auf­be­rei­te­ten Tei­len. Der Käu­fer kann ein der­ar­ti­ges De­tail­wis­sen, wel­ches zur Be­stim­mung der Reich­wei­te ei­ner ent­spre­chen­den Er­klä­rung not­wen­dig ist, nicht er­war­ten.

Auch der Um­stand, dass der Zeu­ge Z den Mo­tor von ei­nem Be­kann­ten, der re­gel­mä­ßig an Fahr­zeu­gen der streit­ge­gen­ständ­li­chen Mar­ke ar­bei­tet, über­ho­len ließ und dies dem Be­klag­ten mit­teil­te, recht­fer­tigt kei­ne an­de­re Be­ur­tei­lung. Selbst wenn der Ver­käu­fer das Fahr­zeug zur Vor­be­rei­tung für den Ver­kauf ei­nem Fach­mann über­ge­ben hat­te, darf der Kauf­in­ter­es­sent Er­klä­run­gen des pri­va­ten Ver­käu­fers nicht als von tech­ni­schem Sach­ver­stand ge­tra­gen an­se­hen (vgl. BGH, Urt. v. 15.02.1984 – VI­II ZR 327/82, NJW 1984, 1454, 1455]). Da­mit kommt auf­grund der­ar­ti­ger Ver­kaufs­vor­be­rei­tungs­hand­lun­gen den An­ga­ben des Be­klag­ten kein wei­ter­ge­hen­der Er­klä­rungs­in­halt in dem von Klä­ger­sei­te ge­wünsch­ten Sinn zu.

Ei­ne an­de­re Be­ur­tei­lung wä­re ge­ge­be­nen­falls dann an­ge­zeigt, wenn der Aus­tausch­mo­tor nä­her be­schrie­ben, et­wa als „Ori­gi­nal-Aus­tausch­mo­tor“ be­zeich­net wor­den wä­re. Fehlt es je­doch an nä­he­ren An­ga­ben, kann der Käu­fer kei­ne ge­stei­ger­te Qua­li­täts­er­war­tung für sich in An­spruch neh­men. Möch­te er si­cher­ge­hen, dass der Aus­tausch­mo­tor über ge­wis­se, von ihm ge­wünsch­te Her­stel­lungs­kom­po­nen­ten ver­fügt, so muss er ei­ne aus­drück­li­che Ver­ein­ba­rung hier­über her­bei­füh­ren.

Da nach den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. H im Fahr­zeug nicht mehr der Ori­gi­nal­mo­tor ein­ge­baut war – was der Klä­ger in der Be­ru­fungs­in­stanz auch nicht mehr an­greift –, weicht die so­mit ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit nicht von der tat­säch­li­chen ab.

Der Vor­trag, wo­nach der Be­klag­te im Zu­ge der Ver­trags­ver­hand­lun­gen er­wähnt ha­be, der Zeu­ge Z ha­be bei ei­ner BMW-Werk­statt ei­nen neu­en Mo­tor ein­bau­en las­sen, ist nach § 531 II ZPO nicht zu be­rück­sich­ti­gen. Der Be­klag­te hat sich dar­auf be­ru­fen, dass es sich um neu­en Sach­vor­trag han­de­le. Dar­aus und aus den sons­ti­gen Aus­füh­run­gen in der Be­ru­fungs­er­wi­de­rung er­gibt sich ein­deu­tig, dass er die Rich­tig­keit des erst­mals in der Be­ru­fungs­in­stanz Vor­ge­brach­ten be­strei­tet.

b) Sieht man im Zu­stand des Mo­tors als sol­chen ei­nen Man­gel nach § 434 I 2 Nr. 1 oder Nr. 2 BGB, steht der Be­ru­fung auf die­sen der ver­ein­bar­te Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ent­ge­gen. Die­ser ist nicht nach § 444 Fall 1 BGB auf­grund arg­lis­ti­gen Han­delns des Be­klag­ten un­wirk­sam.

Ein arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen ei­nes Man­gels liegt vor, wenn der Ver­käu­fer ei­nen Man­gel, den er zu­min­dest für mög­lich hält, trotz Of­fen­ba­rungs­pflicht ver­schweigt und da­bei bil­li­gend in Kauf nimmt, dass der Käu­fer den Man­gel nicht kennt und bei Kennt­nis den Ver­trag je­den­falls nicht so ab­ge­schlos­sen hät­te (vgl. BGH, Urt. v. 08.12.2006 – V ZR 249/05, ju­ris; ju­risPK-BGB/Pamm­ler, 5. Aufl. [2010], § 444 Rn. 18).

Zwar steht nach der erst­in­stanz­li­chen Be­weis­auf­nah­me fest, dass der Vor­be­sit­zer, der Zeu­ge Z, dem Be­klag­ten mit­ge­teilt hat­te, der Mo­tor sei bei ei­nem „Be­kann­ten in R. ge­macht wor­den, der viel an BMW ar­bei­tet“. Der Be­klag­te wuss­te so­mit, dass der Aus­tausch­mo­tor nicht von ei­ner Fach­werk­statt zu­sam­men­ge­baut bzw. über­holt wur­de. Er war vor­lie­gend je­doch nicht da­zu ver­pflich­tet, dies zu of­fen­ba­ren. Nach oben Aus­ge­führ­tem ge­hö­ren der­ar­ti­ge We­sens­ei­gen­schaf­ten ei­nes Aus­tausch­mo­tors nicht zu den Er­klä­run­gen, die ein Käu­fer von ei­nem pri­va­ten Ver­käu­fer er­war­ten kann. Da­mit trifft den Be­klag­ten auch kei­ne Of­fen­ba­rungs­pflicht.

Hin­sicht­lich des üb­ri­gen Zu­stands des Mo­tors hat­te der Be­klag­te kei­ne Kennt­nis von der Art des­sen Er­neue­rung. Der Klä­ger selbst führt in der Be­ru­fung aus, der Be­klag­te ha­be über die Qua­li­tät der Über­ho­lung nichts ge­wusst. …

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