1. Bei der Be­wer­tung, ob der Kraft­stoff­ver­brauch ei­nes Fahr­zeugs der ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit ent­spricht, kommt es nicht auf den tat­säch­li­chen Ver­brauch des Fahr­zeugs im nor­ma­len Be­trieb an. Ent­schei­dend ist viel­mehr, wie hoch der Ver­brauch im Ver­gleich zu den Her­stel­ler­an­ga­ben bei An­wen­dung des in der Richt­li­nie 80/1268/EWG be­stimm­ten Mess­ver­fah­rens ist.
  2. Weicht der Kraft­stoff­ver­brauch ei­nes Neu­fahr­zeugs um we­ni­ger als 10 % zum Nach­teil des Käu­fers von den Her­stel­ler­an­ga­ben ab, liegt nur ein un­er­heb­li­cher Man­gel vor, der den Käu­fer nicht zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­tigt (§ 323 V 2 BGB).

OLG Frank­furt am Main, Ur­teil vom 22.12.2011 – 25 U 162/10

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von der Be­klag­ten ei­nen Pkw zu ei­nem Kauf­preis von 58.619,98 €. Die in dem für die­sen Fahr­zeug­typ von der Her­stel­le­rin auf­ge­leg­ten Pro­spekt ver­öf­fent­lich­ten „Tech­ni­schen Da­ten“ ent­hal­ten un­ter an­de­rem zum Kraft­stoff­ver­brauch von Fahr­zeu­gen mit 6-Gang-Schalt­ge­trie­be und Tip­t­ro­nic (An­ga­ben in Klam­mern) fol­gen­de An­ga­ben:

„Kraft­stof­fart Die­sel nach EN 590, Kraft­stoff­ver­brauch in l/100 km in­ner­orts: 11,4 (11,9), au­ßer­orts 6,2 (6,7), kom­bi­niert 8,1 (8,6)“.

Au­ßer­dem fin­den sich zum Kraft­stoff­ver­brauch un­ter Fuß­no­te 8 fol­gen­de Er­klä­run­gen:

„Die an­ge­ge­be­nen Wer­te wur­den nach den vor­ge­schrie­be­nen Mess­ver­fah­ren (RL 80/1268/EWG in der ge­gen­wär­tig gel­ten­den Fas­sung) er­mit­telt. Die An­ga­ben be­zie­hen sich nicht auf ein ein­zel­nes Fahr­zeug und sind nicht Be­stand­teil des An­ge­bots, son­dern die­nen al­lein den Ver­gleichs­zwe­cken zwi­schen den ver­schie­de­nen Fahr­zeug­ty­pen.“

Die Erst­zu­las­sung des vom Klä­ger er­wor­be­nen Fahr­zeugs er­folg­te am 17.07.2007. Nach Über­ga­be des Fahr­zeugs rüg­te der Klä­ger ge­gen­über der Be­klag­ten und der Her­stel­le­rin ei­nen er­höh­ten Kraft­stoff­ver­brauch. Mit Schrei­ben vom 30.06.2009 er­klär­te er den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag.

Mit sei­ner Kla­ge nimmt der Klä­ger die Be­klag­te auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags in An­spruch. Er be­haup­tet, bei meh­re­ren Mess­fahr­ten sei ein Mehr­ver­brauch ge­gen­über den Her­stel­ler­an­ga­ben von et­wa 50 % fest­ge­stellt wor­den. Selbst bei un­rea­lis­ti­scher Fahr­wei­se, näm­lich ei­ner gleich­mä­ßi­gen Fahrt bei ei­nem Tem­po von 130 km/h mit Tem­po­mat, ha­be sich im­mer noch ein weit über­höh­ter Wert von 10,43 Li­tern pro 100 Ki­lo­me­ter er­ge­ben. Für ihn sei kauf­ent­schei­dend ge­we­sen, dass das Fahr­zeug ent­spre­chend den Pro­spekt- und Wer­be­un­ter­la­gen le­dig­lich 8,1 l auf 100 km ver­brau­che. Die­ser Ver­brauch sei ihm auch vom Ver­käu­fer der Be­klag­ten an­läss­lich der ge­führ­ten Kauf­ver­hand­lun­gen zu­ge­sagt wor­den.

Der Klä­ger meint, dass ihm auf je­den Fall ein An­spruch auf Min­de­rung des Kauf­prei­ses um min­des­tens 5.000 € zu­ste­he, so­fern nur ein ge­rin­ger Mehr­ver­brauch fest­ge­stellt wer­den kön­ne.

Mit Ur­teil vom 29.09.2010 hat das Land­ge­richt die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Der Klä­ger hat ge­gen die Be­klag­te kei­nen An­spruch auf Zah­lung von 43.685,34 € Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Pkw der Mar­ke M mit dem amt­li­chen Kenn­zei­chen … ge­mäß §§ 434 I, 437 Nr. 2 Fall 1, 440, 323 V BGB, §§ 346 ff. BGB. Ein wirk­sa­mer Rück­tritt des Klä­gers von dem zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag schei­tert be­reits des­halb, weil es an ei­nem ihm zu­ste­hen­den Rück­tritts­recht fehlt.

Ge­mäß § 437 Nr. 2 Fall 1 BGB kann der Käu­fer nach den §§ 440, 323 BGB und 326 V BGB vom Kauf­ver­trag zu­rück­tre­ten, wenn der Kauf­ge­gen­stand man­gel­haft ist. Dem ei­ge­nen Vor­brin­gen des Klä­gers lässt sich in­des nicht ent­neh­men, dass das von ihm von der Be­klag­ten er­wor­be­ne und über­ge­be­ne Fahr­zeug der Mar­ke M bei Ge­fahr­über­gang bzw. Über­ga­be im Ju­li 2007 ei­nen Sach­man­gel ge­mäß § 434 I BGB auf­wies.

Ge­mäß § 434 I 1 BGB liegt ein Sach­man­gel un­ter an­de­rem dann vor, wenn die er­wor­be­ne Sa­che bei Ge­fahr­über­gang nicht die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat. Ver­ein­bart ist die Be­schaf­fen­heit, wenn der In­halt des Kauf­ver­trags von vorn­her­ein oder nach­träg­lich die Pflicht des Ver­käu­fers be­stimmt, die ge­kauf­te Sa­che in dem Zu­stand zu über­eig­nen und zu über­ge­ben, wie ih­re Be­schaf­fen­heit im Ver­trag fest­ge­legt ist, wo­bei die Ver­ein­ba­rung auch kon­klu­dent und still­schwei­gend zu­stan­de ge­kom­men sein kann (vgl. Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 70. Aufl. [2011], § 434 Rn. 15, 17 m. w. Nachw.).

Vor­lie­gend ha­ben die Par­tei­en die Kauf­ver­trags­ver­hand­lun­gen un­strei­tig auf der Grund­la­ge des Ver­kaufs­pro­spekts der M-AG … ge­führt, der tech­ni­sche Da­ten zu dem Fahr­zeug­typ, un­ter an­de­rem auch An­ga­ben zum Kraft­stoff­ver­brauch, ent­hielt. Dem­ge­mäß ist zwar da­von aus­zu­ge­hen, dass zwi­schen den Par­tei­en mit Kauf­ver­trags­ab­schluss ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung hin­sicht­lich des Kraft­stoff­ver­brauchs des Fahr­zeugs ent­spre­chend den An­ga­ben im Pro­spekt der M-AG ge­trof­fen wor­den ist. Es fehlt aber an schlüs­si­gem Vor­trag des Klä­gers da­zu, dass das ihm nach Ab­schluss des Kauf­ver­trags über­ge­be­ne und erst­mals am 17.07.2007 zu­ge­las­se­ne Fahr­zeug die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit nicht auf­wies.

Bei dem in den tech­ni­schen Da­ten des Pro­spekts mit­ge­teil­ten Kraft­stoff­ver­brauch von „in­ner­orts 11,9 l/100 km, au­ßer­orts 6,7 l/100 km, kom­bi­niert 8,6 l/100 km“ han­del­te es sich näm­lich um Kraft­stoff­ver­brauchs­an­ga­ben der M-AG als Her­stel­le­rin, die sich nicht auf das kon­kret vom Klä­ger er­wor­be­ne Ein­zel­fahr­zeug und des­sen Fahr­wei­se als Käu­fer be­zo­gen. Das er­gibt sich zwei­fels­frei aus der Er­läu­te­rung Nr. 8 zum Kraft­stoff­ver­brauch im Pro­spekt der M-AG, wo­nach die an­ge­ge­be­nen Wer­te nach den vor­ge­schrie­be­nen Mess­ver­fah­ren (RL 80/1268/EWG in der ge­gen­wär­tig gel­ten­den Fas­sung) er­mit­telt wur­den und sich die An­ga­ben „nicht auf ein ein­zel­nes Fahr­zeug be­zie­hen und nicht Be­stand­teil des An­ge­bots sind, son­dern al­lein den Ver­gleichs­zwe­cken zwi­schen den ver­schie­de­nen Fahr­zeug­ty­pen die­nen“. Da­mit war – auch für den Klä­ger als Er­klä­rungs­emp­fän­ger – er­kenn­bar, dass die Her­stel­ler­an­ga­ben viel­mehr auf ei­ner ver­ob­jek­ti­vie­ren­den Grund­la­ge be­ruh­ten, und dass sich der bei der in­di­vi­du­el­len Fahr­wei­se er­ziel­te Kraft­stoff­ver­brauch mit den an­ge­ge­be­nen Wer­ten nicht de­cken muss­te (vgl. hier­zu all­ge­mein BGH, Urt. v. 18.06.1997 – VI­II ZR 52/96, BGHZ 136, 94; OLG Hamm, Urt. v. 09.06.2011 – 28 U 12/11; OLG Karls­ru­he, Urt. v. 01.02.2008 – 1 U 97/07, NJW-RR 2008, 1735).

Bei der Be­wer­tung der Fra­ge, ob der Kraft­stoff­ver­brauch ei­nes Fahr­zeugs der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit ent­spricht, kommt es mit­hin nicht auf den tat­säch­li­chen Kraft­stoff­ver­brauch des Fahr­zeugs im nor­ma­len Be­trieb, son­dern dar­auf an, wie hoch der Ver­brauch ent­spre­chend den Her­stel­ler­an­ga­ben bei An­wen­dung des Mess­ver­fah­rens nach der EG-Richt­li­nie ist (vgl. BGH, Urt. v. 18.06.1997 – VI­II ZR 52/96, BGHZ 136, 94; Beschl. v. 08.05.2007 – VI­II ZR 19/05, NJW 2007, 2111; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 10. Aufl., Rn. 300 m. w. Nachw.).

Dem­ge­gen­über hat sich der Klä­ger auf den Vor­trag be­schränkt, bei meh­re­ren Mess­fahr­ten mit sei­nem Fahr­zeug ha­be er ei­nen Mehr­ver­brauch von et­wa 50 % fest­ge­stellt, wo­bei sich selbst bei un­rea­lis­ti­scher Fahr­wei­se, näm­lich ei­ner gleich­mä­ßi­gen Fahrt bei Tem­po 130 km/h mit Tem­po­mat, noch im­mer ein weit über­höh­ter Wert von 10,43 l/100 km er­ge­ben ha­be, und das Fahr­zeug tat­säch­lich im Schnitt weit über 12 l/100 km ver­brau­che. Dar­auf kommt es in­des nicht an.

Von ei­ner ab­wei­chen­den Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung der Par­tei­en da­hin ge­hend, dass die tat­säch­li­chen Ver­brauchs­wer­te des dem Klä­ger über­ge­be­nen Fahr­zeugs und nicht le­dig­lich die La­bor­wer­te nach der EG-Richt­li­nie maß­geb­lich sein soll­ten, kann nicht des­halb aus­ge­gan­gen wer­den, weil der für die Be­klag­te die Kauf­ver­trags­ver­hand­lun­gen füh­ren­de per­sön­lich haf­ten­de Ge­sell­schaf­ter, Herr G, nach dem Vor­trag des Klä­gers er­klärt ha­ben soll, der Kraft­stoff­ver­brauch des Fahr­zeugs lie­ge bei 8,1 l (ge­meint wa­ren wohl 8,6 l/100 km kom­bi­niert, weil das vom Klä­ger er­wor­be­ne Fahr­zeug mit Tip­t­ro­nic aus­ge­stat­tet war, was er of­fen­sicht­lich im Rah­men der Kla­ge­be­grün­dung über­se­hen hat) und sich der Klä­ger dar­auf­hin zum Er­werb des Fahr­zeugs ent­schlos­sen hat. Ab­ge­se­hen da­von, dass sich die Er­klä­rung des Kom­ple­men­tärs der Be­klag­ten nach Aus­sa­ge der im ers­ten Rechts­zug ver­nom­me­nen Zeu­gin Z auf die Werks­an­ga­ben des Her­stel­lers, al­so die La­bor­wer­te, be­zo­gen hat, han­delt es sich in­so­weit von vorn­her­ein nicht um ei­ne Er­klä­rung zur Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs, son­dern al­len­falls um an­prei­sen­de tech­ni­sche Er­läu­te­run­gen des für die Be­klag­te han­deln­den Kom­ple­men­tärs auf der Grund­la­ge der An­ga­ben zum Kraft­stoff­ver­brauch im Pro­spekt der M-AG.

Eben­so we­nig hat die gleich­wohl vom Land­ge­richt durch­ge­führ­te Be­weis­auf­nah­me er­ge­ben, dass der Kraft­stoff­ver­brauch des Fahr­zeugs des Klä­gers so weit über den Her­stel­ler­an­ga­ben liegt, dass ein er­heb­li­cher Sach­man­gel i. S. von § 434 I 1 BGB zu be­ja­hen ist. Nach den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen S in sei­nem schrift­li­chen Gut­ach­ten vom 27.04.2010 ver­braucht das vom Klä­ger er­wor­be­ne Fahr­zeug in­ner­orts/städ­tisch 12,8 l, au­ßer­orts/au­ßer­städ­tisch 7,1 l und kom­bi­niert/ins­ge­samt 9,2 l, je­weils auf 100 km. Dem­ge­gen­über be­trägt der Ver­brauch nach den Her­stel­ler­an­ga­ben, wie be­reits aus­ge­führt, in­ner­orts/städ­tisch 11,9 l, au­ßer­orts/au­ßer­städ­tisch 6,7 l und kom­bi­niert/ins­ge­samt 8,6 l, je­weils auf 100 km. Aus­ge­hend da­von hat der Sach­ver­stän­di­ge ei­nen Mehr­ver­brauch ge­gen­über den Her­stel­ler­an­ga­ben von 7,6 % (in­ner­orts/städ­tisch), 6,0 % (au­ßer­orts/au­ßer­städ­tisch) und 7,8 % (kom­bi­niert/ins­ge­samt) er­mit­telt.

Da­bei be­ste­hen für den Se­nat kei­ne Zwei­fel an der Rich­tig­keit der Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen, der nach sei­nen Aus­füh­run­gen im Gut­ach­ten die Kraft­stoff­ver­brauchs­mes­sung auf ei­nem spe­zi­ell kli­ma­ti­sier­ten Ab­gas-Rol­len­prüf­stand ge­mäß EG-Richt­li­nie 80/1268/EWG i. V. mit 70/220/EWG vor­ge­nom­men hat. Au­ßer­dem hat der Sach­ver­stän­di­ge nach sei­nen wei­te­ren Aus­füh­run­gen im schrift­li­chen Gut­ach­ten ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers auch die rich­ti­gen Her­stel­ler­an­ga­ben zum Kraft­stoff­ver­brauch zu­grun­de ge­legt. Das Fahr­zeug des Klä­gers ver­fügt näm­lich, wie eben­falls be­reits fest­ge­stellt, nicht über ein 6-Gang-Schalt­ge­trie­be, son­dern ist mit ei­ner Tip­t­ro­nic aus­ge­stat­tet, wo­mit der Ver­brauch nach den Her­stel­ler­an­ga­ben nicht 8,1 l/100 km, son­dern 8,6 l/100 km kom­bi­niert be­trägt. Hier­n­eben hat der Sach­ver­stän­di­ge zur Er­mitt­lung des Kraft­stoff­ver­brauchs des klä­ge­ri­schen Fahr­zeugs die maß­geb­li­chen bzw. rich­ti­gen Richt­li­ni­en her­an­ge­zo­gen.

Un­ter Zu­grun­de­le­gung des so vom Sach­ver­stän­di­gen er­mit­tel­ten Kraft­stoff­ver­brauchs des Fahr­zeugs des Klä­gers ist da­mit zwar von ei­nem Sach­man­gel aus­zu­ge­hen, weil des­sen tat­säch­li­che Be­schaf­fen­heit von der ver­ein­bar­ten ab­weicht. In­so­weit han­delt es sich aber nur um ei­nen un­er­heb­li­chen Man­gel bzw. um ei­ne un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung ge­mäß § 323 V 2 BGB. Nach der Recht­spre­chung des BGH, der sich der Se­nat an­schließt, stellt es näm­lich nur ei­ne un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung i. S. von § 323 V 2 BGB dar, wenn der Kraft­stoff­ver­brauch ei­nes ver­kauf­ten Neu­fahr­zeugs um we­ni­ger als 10 % von den Her­stel­ler­an­ga­ben ab­weicht (vgl. zu­letzt BGH, Beschl. v. 08.05.2007 – VI­II ZR 19/05, NJW 2007, 2111 m. w. Nachw.).

So lie­gen die Din­ge hier, wo­mit dem Klä­ger ein Rück­tritts­grund nicht zur Sei­te steht.

Die Be­klag­te haf­tet dem Klä­ger auch nicht auf­grund ei­ner Ga­ran­tie­über­nah­me ge­mäß § 443 BGB.

Bei der an­geb­lich ab­ge­ge­be­nen Er­klä­rung des Kom­ple­men­tärs der Be­klag­ten an­läss­lich der Kauf­ver­trags­ver­hand­lun­gen, der Ver­brauch des Fahr­zeugs lie­ge bei cir­ca 8 l/100 km in der täg­li­chen Pra­xis, han­delt es sich nicht um ei­ne Ga­ran­tie­über­nah­me­er­klä­rung. Von ei­ner Ga­ran­tie­er­klä­rung kann nur dann aus­ge­gan­gen wer­den, wenn der Ver­käu­fer in ver­trags­ge­mäß bin­den­der Wei­se die Ge­währ für die Be­schaf­fen­heit über­neh­men will und zu er­ken­nen ge­ge­ben hat, dass er für al­le Fol­gen des Feh­lers ein­ste­hen wird. Vor­lie­gend han­delt es sich bei den vom Kom­ple­men­tär der Be­klag­ten ab­ge­ge­be­nen Er­klä­run­gen viel­mehr le­dig­lich – wie oben aus­ge­führt – um ei­ne an­prei­sen­de Be­schrei­bung des Fahr­zeug­typs an sich, so­dass die An­nah­me, es han­de­le sich um ei­ne Ga­ran­tie­er­klä­rung, nicht in Be­tracht kommt (vgl. zur an­prei­sen­den Be­schrei­bung all­ge­mein BGH, Urt. v. 17.03.2010 – VI­II ZR 253/08, NJW-RR 2010, 1329). Dem­nach kann von der Über­nah­me ei­ner Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie durch die Be­klag­te selbst dann nicht aus­ge­gan­gen wer­den, wenn ihr Kom­ple­men­tär die vom Klä­ger be­haup­te­ten Er­klä­run­gen zum Kraft­stoff­ver­brauch ab­ge­ge­ben hat. Auf das Er­geb­nis der vom Land­ge­richt im ers­ten Rechts­zug durch­ge­führ­ten Be­weis­auf­nah­me kommt es in­so­weit mit­hin nicht an.

Der Klä­ger ist nach al­le­dem zum Rück­tritt von dem zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag nicht be­rech­tigt, so­dass ihm auch die ge­gen die Be­klag­te mit den Kla­ge­an­trä­gen zu 2 und 3 gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che eben­so we­nig zu­ste­hen wie der im vor­lie­gen­den Be­ru­fungs­ver­fah­ren mit der er­wei­ter­ten Kla­ge ge­gen die Be­klag­te ver­folg­te An­spruch auf Her­aus­ga­be bzw. Vor­la­ge des Schrift­ver­kehrs zwi­schen ihr und der M-AG im Zu­sam­men­hang mit sei­nen Män­gel­rü­gen.

Le­dig­lich der Voll­stän­dig­keit hal­ber wird dar­auf hin­ge­wie­sen, dass dem Klä­ger selbst dann, wenn man ein Rück­tritts­recht be­ja­hen wür­de, ge­gen die Be­klag­te un­ter kei­nem recht­li­chen Ge­sichts­punkt ein mit dem Kla­ge­an­trag zu 3 gel­tend ge­mach­ter An­spruch auf Zah­lung von „Scha­dens­er­satz für ge­zo­ge­ne Nut­zun­gen in Hö­he von 14.934,64 €“ zu­steht. So­weit sich der Klä­ger hier­zu auf das Ur­teil des BGH vom 11.02.2009 – VI­II ZR 200/05, NJW 2009, 427 – stütz, wird über­se­hen, dass dem Ver­käu­fer beim Ver­brauchs­gü­ter­kauf bei Rück­ge­währ der man­gel­haf­ten Sa­che ge­gen den Käu­fer ein An­spruch auf Her­aus­ga­be der ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen oder de­ren Wert­er­satz nur im Fal­le der Lie­fe­rung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che zum Zwe­cke der Nach­er­fül­lung ge­mäß § 439 IV BGB nicht zu­steht. Dar­um geht es vor­lie­gend in­des nicht, weil der Klä­ger die Be­klag­te nicht auf Neu­lie­fe­rung ei­ner man­gel­frei­en Fahr­zeugs, son­dern auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags in An­spruch nimmt.

Die Kla­ge ist ins­ge­samt un­be­grün­det. Die Be­ru­fung des Klä­gers ge­gen das sei­ne Kla­ge ab­wei­sen­de Ur­teil des Land­ge­richts war da­mit in vol­lem Um­fan­ge zu­rück­zu­wei­sen, wo­bei im Üb­ri­gen die im Be­ru­fungs­ver­fah­ren er­wei­ter­te Kla­ge, mit der der Klä­ger von der Be­klag­ten die Her­aus­ga­be des zwi­schen ihr und der M-AG ge­führ­ten Schrift­ver­kehrs be­gehrt hat, ab­zu­wei­sen war.

Da es am Vor­lie­gen ei­nes er­heb­li­chen Sach­man­gels fehlt, gilt das glei­cher­ma­ßen hin­sicht­lich des vom Klä­ger im Be­ru­fungs­ver­fah­ren neu­er­lich ge­stell­ten Hilfs­an­trags, mit dem er die Min­de­rung des Kauf­prei­ses um 5.000 € be­gehrt. Da­bei kann da­hin­ge­stellt blei­ben, ob die Kla­ge in­so­weit von vorn­her­ein we­gen ent­ge­gen­ste­hen­der Rechts­kraft des land­ge­richt­li­chen Ur­teils als un­zu­läs­sig ab­zu­wei­sen war, nach­dem be­reits das Land­ge­richt die hilfs­wei­se er­ho­be­ne Kla­ge mit dem an­ge­foch­te­nen Ur­teil eben­falls ab­ge­wie­sen und sich der Klä­ger mit sei­ner Be­ru­fung le­dig­lich ge­gen die Ab­wei­sung der von ihm im ers­ten Rechts­zug ge­stell­ten Haupt­an­trä­ge ge­wen­det hat. …

PDF er­stel­len