1. Der Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ist bei ei­nem be­heb­ba­ren Man­gel aus­ge­schlos­sen, wenn die Kos­ten sei­ner Be­sei­ti­gung im Ver­hält­nis zum Kauf­preis ge­ring­fü­gig sind. Das ist – auch im ge­ho­be­nen Preis­seg­ment – je­den­falls dann der Fall, wenn die Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten ein Pro­zent des Kauf­prei­ses nicht über­stei­gen.
  2. Für die Fra­ge der Er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung i. S. von § 323 V 2 BGB kommt es auf das Aus­maß der Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung nur dann an, wenn der Man­gel nicht oder nur mit ho­hen Kos­ten be­heb­bar oder die Man­gel­ur­sa­che im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung un­ge­wiss ist, et­wa weil auch der Ver­käu­fer sie nicht fest­stel­len konn­te.

BGH, Ur­teil vom 29.06.2011 – VI­II ZR 202/10

Sach­ver­halt: Die Par­tei­en strei­ten um die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ein Wohn­mo­bil. Der Rechts­vor­gän­ger der Klä­ge­rin­nen er­warb von der Be­klag­ten ein Wohn­mo­bil, das die Streit­hel­fe­rin der Be­klag­ten her­ge­stellt hat­te, zum Preis von 134.437 €. Die Über­ga­be er­folg­te am 23.08.2006. An­schlie­ßend war das Wohn­mo­bil ins­ge­samt vier Mal zwecks Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten in der Werk­statt der Be­klag­ten. Mit Schrei­ben vom 01.06.2007 er­klär­te der Rechts­vor­gän­ger der Klä­ge­rin­nen den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag.

Die Klä­ge­rin­nen ha­ben die Zah­lung von 127.715,15 € nebst Zin­sen Zug um Zug ge­gen Her­aus­ga­be des Wohn­mo­bils, die Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs der Be­klag­ten bzgl. der Rück­nah­me des Fahr­zeugs so­wie die Zah­lung vor­ge­richt­li­cher An­walts­kos­ten nebst Zin­sen be­gehrt. Die Vor­in­stan­zen ha­ben der Kla­ge über­wie­gend statt­ge­ge­ben und von der Kla­ge­sum­me le­dig­lich den Nut­zungs­wert­er­satz ab­ge­setzt. Nach dem Be­ru­fungs­ur­teil hat die Be­klag­te Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs 118.437 € nebst Zin­sen zu zah­len.

Mit der Re­vi­si­on er­strebt die Streit­hel­fe­rin der Be­klag­ten die Ab­wei­sung der Kla­ge ins­ge­samt. Das Rechts­mit­tel hat­te Er­folg; es führ­te zur Auf­he­bung des Be­ru­fungs­ur­teils und zur Zu­rück­wei­sung der Sa­che an das Be­ru­fungs­ge­richt.

Aus den Grün­den: [4]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung, so­weit für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren noch von In­ter­es­se, im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[5]    Der Rechts­vor­gän­ger der Klä­ge­rin­nen sei zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­tigt ge­we­sen, weil das Wohn­mo­bil mit Män­geln be­haf­tet ge­we­sen sei. Die Ein­gangs­tür las­se sich mit nor­ma­lem Kraft­auf­wand nicht voll­stän­dig schlie­ßen, und der Luft­druck bei ei­nem der Rei­fen fal­le von dem vor­ge­schrie­be­nen Wert ab. Fer­ner kön­ne das Klapp­fens­ter in ge­öff­ne­tem Zu­stand mit der Tür kol­li­die­ren. Es lie­ge in­so­weit zwar kei­ne tech­ni­sche Fehl­kon­struk­ti­on im ei­gent­li­chen Sin­ne vor, weil so­wohl die Funk­ti­on der Tür als auch die des Klapp­fens­ters voll­stän­dig ge­ge­ben sei­en. Es han­de­le sich um ei­nen Kom­fort­man­gel, weil der Käu­fer beim Öff­nen der Tür stets über­le­gen müs­se, ob das Fens­ter auf­ge­klappt sei, und wie weit er die Tür in die­sem Fall noch öff­nen kön­ne. Es ge­hö­re zur ge­wöhn­li­chen Ver­wen­dung ei­ner Tür, dass sie sich bis zum An­schlag an die Wand öff­nen las­se; der Käu­fer ei­nes Wohn­mo­bils kön­ne er­war­ten, dass die Tür nicht nur die Mög­lich­keit des Ein- und Aus­stei­gens ge­be, son­dern – eben­so wie ei­ne Ter­ras­sen­tür – län­ge­re Zeit of­fen ste­hen kön­ne, oh­ne in den Luft­raum hin­ein­zu­ra­gen.

[6]    Auf wei­te­re Nach­bes­se­rungs­ver­su­che müss­ten sich die Klä­ge­rin­nen schon des­halb nicht ein­las­sen, weil die Be­klag­te in ih­rem Schrei­ben vom 08.06.2007 mit der For­mu­lie­rung, dass al­le Män­gel be­ho­ben sei­en, wei­te­re Nach­bes­se­run­gen end­gül­tig ab­ge­lehnt ha­be. Der Rück­tritt sei auch nicht des­we­gen aus­ge­schlos­sen, weil es sich nur um un­er­heb­li­che Män­gel ge­han­delt ha­be. Die Be­ur­tei­lung, ob ein Man­gel als un­er­heb­lich ein­zu­stu­fen sei, er­for­de­re ei­ne um­fas­sen­de In­ter­es­sen­ab­wä­gung un­ter Wür­di­gung der Um­stän­de des Ein­zel­falls. Zu be­rück­sich­ti­gen sei ins­be­son­de­re der für die Be­sei­ti­gung er­for­der­li­che Auf­wand bzw. bei nicht be­heb­ba­ren Män­geln die von ih­nen aus­ge­hen­de funk­tio­nel­le, äs­the­ti­sche oder sons­ti­ge Be­läs­ti­gung. Bei ei­nem Fahr­zeug der ge­ho­be­nen Klas­se kön­ne auch ein Kom­fort­man­gel ei­nen er­heb­li­chen Man­gel dar­stel­len, wenn die Kom­fort­ein­bu­ße be­trächt­lich sei. Als un­er­heb­lich wür­den in der Re­gel Be­sei­ti­gungs­kos­ten von ei­nem bis drei Pro­zent, teil­wei­se auch bis zu zehn Pro­zent an­ge­se­hen. Hier sei die Gren­ze al­len­falls bei ei­nem Pro­zent des Kauf­prei­ses – hier 1.344,37 € – an­zu­set­zen, weil es sich um ein Wohn­mo­bil der ge­ho­be­nen Preis­klas­se han­de­le, bei dem der Käu­fer ei­ne ex­zel­len­te Ver­ar­bei­tung er­war­ten kön­ne.

[7]    Die Be­sei­ti­gung der vor­lie­gen­den Män­gel sei durch Ein­bau ei­nes Schie­be­fens­ters, ei­ner neu­en Ein­gangs­tür und Er­neue­rung der Ven­til­zu­füh­rung des Rei­fens mög­lich; die Kos­ten da­für be­lie­fen sich un­ter Be­rück­sich­ti­gung der An­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen auf rund 1.200 € brut­to. Die­ser Be­trag lie­ge zwar knapp un­ter der 1 %-Gren­ze; die Ab­wä­gung al­ler Um­stän­de er­ge­be je­doch, dass die Män­gel gleich­wohl nicht als un­er­heb­lich an­zu­se­hen sei­en. Die Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten sei­en mit Hin­blick auf die di­ver­sen Män­gel und ins­ge­samt vier Werk­statt­auf­ent­hal­te mit nicht un­er­heb­li­chen Läs­tig­kei­ten ver­bun­den ge­we­sen. Aus­weis­lich der Werk­statt­auf­trä­ge sei­en zahl­rei­che Ar­bei­ten aus­ge­führt wor­den, die nicht im Zu­sam­men­hang mit den streit­ge­gen­ständ­li­chen Män­geln ge­stan­den hät­ten. So sei der Griff der Au­ßen­tür ab­ge­ris­sen und ei­ne Alu­leis­te im Ein­tritt ver­bo­gen ge­we­sen; das Zu­satz­la­de­ge­rät und der Zu­satz­ak­ku im Stau­fach hät­ten um­ge­setzt und die zu­sätz­li­che Hei­zungs­pum­pe be­fes­tigt wer­den müs­sen; u. a. hät­ten der Gar­di­nen­stop­per so­wie die Schloss­schrau­be an den Längs­trä­gern un­ter der Heck­ga­ra­ge ge­fehlt. Es spre­che viel da­für, dass ein Käu­fer ei­nes neu­en Fahr­zeugs die­ser Preis­la­ge, der vor­her ge­wusst hät­te, mit wel­cher Viel­zahl von Män­geln er sich über Mo­na­te wür­de ab­ge­ben müs­sen, vom Kauf Ab­stand ge­nom­men hät­te.

[8]    II. Die­se Be­ur­tei­lung hält recht­li­cher Nach­prü­fung nicht stand. Mit der vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­ge­be­nen Be­grün­dung kann ein An­spruch auf Rück­ge­währ des Kauf­prei­ses nach §§ 346 I, 434 I 2 Nr. 2, 437, 440 BGB nicht be­jaht wer­den.

[9]    1. Die Wür­di­gung des Be­ru­fungs­ge­richts, dass das von der Be­klag­ten an den Rechts­vor­gän­ger der Klä­ge­rin­nen ver­kauf­te Wohn­mo­bil Sach­män­gel in­so­weit auf­weist, als ein Rei­fen Druck ver­liert und die Ein­gangs­tür sich mit nor­ma­lem Kraft­auf­wand nicht voll­stän­dig schlie­ßen lässt, ist frei von Rechts­feh­lern und wird von der Re­vi­si­on auch nicht an­ge­grif­fen.

[10]   2. Zu Recht be­an­stan­det die Re­vi­si­on hin­ge­gen die An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts, ein wei­te­rer Man­gel lie­ge dar­in, dass sich die Ein­gangs­tür bei ge­öff­ne­tem Auf­stell­fens­ter nicht bis zum An­schlag an die Wand öff­nen las­se. Das Be­ru­fungs­ge­richt be­grün­det dies da­mit, dass es zur ge­wöhn­li­chen Ver­wen­dung ei­ner Tür ge­hö­re, dass sie sich bis zum An­schlag an die Wand öff­nen las­se, und der Käu­fer ei­nes Wohn­mo­bils er­war­ten kön­ne, dass er die Ein­gangs­tür auch bei ge­öff­ne­tem Fens­ter um 180 Grad öff­nen kön­ne. Dies trifft nicht zu.

[11]   a) Nach § 434 I 1 BGB ist die Sa­che man­gel­frei, wenn sie bei Ge­fahr­über­gang die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat kei­ne Fest­stel­lun­gen da­zu ge­trof­fen, ob die An­ord­nung von Aus­stell­fens­ter und Ein­gangs­tür Ge­gen­stand ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung war, et­wa auf­grund ei­ner dem Kauf­ver­trag zu Grun­de lie­gen­den Mo­dell­be­schrei­bung. Soll­te dies der Fall sein, lä­ge in der ge­wähl­ten Kon­struk­ti­on, die bei ge­öff­ne­tem Aus­stell­fens­ter nur ei­ne Öff­nung der Ein­gangs­tür bis zu 100 Grad er­laubt, schon aus die­sem Grund kein Sach­man­gel.

[12]   b) So­weit die Be­schaf­fen­heit ei­ner Sa­che nicht ver­ein­bart ist und sie sich – was hier nicht in Fra­ge steht – für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net, ist ei­ne Sa­che man­gel­frei, wenn sie sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB). Da­nach liegt in der An­ord­nung von Ein­gangs­tür und Aus­stell­fens­ter kein Sach­man­gel. Denn die Funk­ti­on der Tür und des Aus­stell­fens­ters sind in vol­lem Um­fang ge­ge­ben, so dass die Eig­nung des Wohn­mo­bils zur ge­wöhn­li­chen Ver­wen­dung – als Fahr­zeug und zum Woh­nen – nicht in Fra­ge steht. Hin­sicht­lich der Be­schaf­fen­heit, die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann, kommt es auf die ob­jek­tiv be­rech­tig­te Käu­fe­rer­war­tung an, die sich in Er­man­ge­lung ab­wei­chen­der An­halts­punk­te je­den­falls im Re­gel­fall an der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit gleich­ar­ti­ger Sa­chen ori­en­tiert (Se­nat, Urt. v. 07.02.2007 – VI­II ZR 266/06, NJW 2007, 1351; Urt. v. 20.05.2009 – VI­II ZR 191/07, BGHZ 181, 170). Tat­säch­li­che Fest­stel­lun­gen zur üb­li­chen Be­schaf­fen­heit von Wohn­mo­bi­len in der hier ge­ge­be­nen Klas­se hat das Be­ru­fungs­ge­richt nicht ge­trof­fen. Dass es zum all­ge­mei­nen und des­halb von Käu­fern be­rech­tig­ter­wei­se er­war­te­ten Aus­stat­tungs­stan­dard von Wohn­mo­bi­len ge­hört, dass die Ein­gangs­tür zum Wohn­be­reich um 180 Grad ge­öff­net wer­den kann, er­scheint schon des­halb fern­lie­gend, weil dies für ei­nen pro­blem­lo­sen Ein- und Aus­stieg nicht er­for­der­lich ist. Ent­spre­chen­des gilt für den Um­stand, dass das ne­ben der Ein­gangs­tür lie­gen­de Fens­ter als Aus­stell­fens­ter und nicht als Schie­be­fens­ter aus­ge­stal­tet ist und des­halb die Ein­gangs­tür mit dem aus­ge­klapp­ten Fens­ter kol­li­die­ren kann, wenn sie um mehr als 100 Grad ge­öff­net wird. Oh­ne be­son­de­re Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung kann der Käu­fer auch bei ei­nem Wohn­mo­bil aus dem obe­ren Preis­seg­ment ei­ne un­ter Ge­sichts­punk­ten des Kom­forts in je­der Hin­sicht op­ti­ma­le Kon­struk­ti­ons­wei­se nicht er­war­ten.

[13]   3. Zu Un­recht hat das Be­ru­fungs­ge­richt fer­ner an­ge­nom­men, dass die Be­klag­te be­züg­lich der von ihm an­ge­nom­me­nen Män­gel die Nach­bes­se­rung end­gül­tig ver­wei­gert ha­be und ei­ne Frist­set­zung zur Nach­bes­se­rung des­halb ent­behr­lich ge­we­sen sei.

[14]   a) Nach der Recht­spre­chung des BGH sind an das Vor­lie­gen ei­ner ernst­haf­ten und end­gül­ti­gen Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung i. S. des § 323 II Nr. 1 BGB stren­ge An­for­de­run­gen zu stel­len. Ei­ne Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung liegt nur vor, wenn der Schuld­ner un­miss­ver­ständ­lich und ein­deu­tig zum Aus­druck bringt, er wer­de sei­nen Ver­trags­pflich­ten un­ter kei­nen Um­stän­den nach­kom­men. Da­für reicht das blo­ße Be­strei­ten des Man­gels oder des Kla­ge­an­spruchs nicht aus. Viel­mehr müs­sen wei­te­re Um­stän­de hin­zu­tre­ten, wel­che die An­nah­me recht­fer­ti­gen, dass der Schuld­ner sei­nen Ver­trags­pflich­ten un­ter kei­nen Um­stän­den nach­kom­men will, und es da­mit aus­ge­schlos­sen er­scheint, dass er sich von ei­ner Frist­set­zung wer­de um­stim­men las­sen (Se­nat, Urt. v. 21.12.2005 – VI­II ZR 49/05, NJW 2006, 1195).

[15]   Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts liegt des­halb in der mit Schrei­ben der Be­klag­ten vom 08.06.2007 er­folg­ten Mit­tei­lung, al­le Män­gel sei­en be­ho­ben, kei­ne end­gül­ti­ge Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung. Die Be­klag­te hat da­mit zwar zum Aus­druck ge­bracht, dass sie sämt­li­che nach ih­rer Auf­fas­sung be­ste­hen­den Män­gel be­sei­tigt ha­be und folg­lich das Vor­han­den­sein wei­te­rer Män­gel in Ab­re­de ge­stellt. Dass dies das letz­te Wort der Be­klag­ten dar­stell­te und ei­ne Frist­set­zung des­halb sinn­los war, lässt sich dar­aus nicht ent­neh­men.

[16]   b) Zwar ist ei­ne Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung auch dann ent­behr­lich, wenn die dem Käu­fer zu­ste­hen­de Art der Nach­bes­se­rung fehl­ge­schla­gen oder ihm un­zu­mut­bar ist (§ 440 Satz 1, Satz 2 BGB). Ein Fehl­schla­gen der Nach­bes­se­rung kommt nach den Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts aber le­dig­lich be­züg­lich der schwer­gän­gi­gen Ein­gangs­tür in Be­tracht, weil in­so­weit be­reits zwei ver­geb­li­che Nach­bes­se­rungs­ver­su­che statt­ge­fun­den ha­ben; für die üb­ri­gen vom Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­nom­me­nen Män­gel gilt dies nicht.

[17]   Der Um­stand, dass die Be­klag­te be­reits we­gen ver­schie­de­ner an­de­rer Män­gel Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten vor­ge­nom­men hat, führt ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung nicht da­zu, dass den Klä­ge­rin­nen we­gen der wei­te­ren noch im Streit be­find­li­chen Män­gel ei­ne Nach­bes­se­rung durch die Be­klag­te nicht mehr zu­mut­bar wä­re, denn der Käu­fer hat dem Ver­käu­fer grund­sätz­lich we­gen je­des ein­zel­nen Man­gels Ge­le­gen­heit zur Nach­bes­se­rung zu ge­ben (vgl. Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 10. Aufl., Rn. 477).

[18]   4. Von Rechts­feh­lern be­ein­flusst ist fer­ner die Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts, die von ihm an­ge­nom­me­nen Sach­män­gel sei­en un­ge­ach­tet der un­ter­halb von ei­nem Pro­zent des Kauf­prei­ses lie­gen­den Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten nicht un­er­heb­lich und hät­ten des­halb den Rechts­vor­gän­ger der Klä­ge­rin­nen zum Rück­tritt be­rech­tigt.

[19]   a) Nach § 323 V 2 BGB ist der Rück­tritt aus­ge­schlos­sen, wenn die in der Man­gel­haf­tig­keit der Kauf­sa­che lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung un­er­heb­lich ist, das heißt, wenn der Man­gel ge­ring­fü­gig ist. Das ist nach der Recht­spre­chung des Se­nats der Fall, wenn der Man­gel be­heb­bar und die Kos­ten der Man­gel­be­sei­ti­gung im Ver­hält­nis zum Kauf­preis ge­ring­fü­gig sind. Bei wel­chem Pro­zent­satz die Ge­ring­fü­gig­keits­gren­ze über­schrit­ten ist, hat der Se­nat bis­lang of­fen­ge­las­sen. Die Fra­ge be­darf auch hier kei­ner Ent­schei­dung; denn je­den­falls Män­gel, de­ren Be­sei­ti­gung – wie hier – Auf­wen­dun­gen in Hö­he von nur knapp ei­nem Pro­zent des Kauf­prei­ses er­for­dern, sind nach der Recht­spre­chung des Se­nats un­zwei­fel­haft als un­er­heb­lich i. S. des § 323 V 2 BGB ein­zu­stu­fen, so­dass auf sie ein Rück­tritt nicht ge­stützt wer­den kann (Se­nat, Urt. v. 14.09.2005 – VI­II ZR 363/04, NJW 2005, 3490 [un­ter II 2]).

[20]   b) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts ist die­se Gren­ze hier nicht des­halb an­ders zu zie­hen, weil Ge­gen­stand des Kauf­ver­tra­ges ein Fahr­zeug der „Lu­xus­klas­se“ ist. Für die Er­heb­lich­keit ei­nes be­heb­ba­ren Man­gels im Rah­men des § 323 V 2 BGB kommt es re­gel­mä­ßig auf die Re­la­ti­on zwi­schen den Kos­ten der Män­gel­be­sei­ti­gung und dem Kauf­preis an, denn das Ge­wicht der dem Ver­käu­fer in­so­weit zur Last fal­len­den Pflicht­ver­let­zung lässt sich nur un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Um­fangs der ge­schul­de­ten Leis­tung ins­ge­samt be­wer­ten. Dies gilt auch für Gü­ter aus ei­nem hö­he­ren Preis­seg­ment wie im vor­lie­gen­den Fall.

[21]   c) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung ist für die Fra­ge der Er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung i. S. des § 323 V 2 BGB bei be­heb­ba­ren Män­geln grund­sätz­lich auf die Kos­ten der Män­gel­be­sei­ti­gung und nicht auf das Aus­maß der Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung ab­zu­stel­len. Auf das Aus­maß der Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung kommt es viel­mehr nur dann ent­schei­dend an, wenn der Man­gel nicht oder nur mit ho­hen Kos­ten be­heb­bar oder die Man­gel­ur­sa­che im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung un­ge­klärt ist, et­wa weil auch der Ver­käu­fer sie nicht fest­stel­len konn­te, wie es bei dem Sach­ver­halt der Fall war, der dem von der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung zi­tier­ten Se­nats­ur­teil vom 05.11.2008 – VI­II ZR 166/07 (NJW 2009, 508) – zu­grun­de lag. Die Be­heb­bar­keit der hier vom Be­ru­fungs­ge­richt be­jah­ten Män­gel steht hin­ge­gen nicht in­fra­ge.

[22]   d) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts kön­nen die mit ei­nem ver­hält­nis­mä­ßig ge­rin­gen Kos­ten­auf­wand zu be­sei­ti­gen­den Män­gel auch nicht des­halb als er­heb­lich an­ge­se­hen wer­den, weil sich das Wohn­mo­bil ins­ge­samt vier Mal zur Nach­bes­se­rung in der Werk­statt der Be­klag­ten be­fun­den hat und dies für den Käu­fer mit nicht un­er­heb­li­chen Läs­tig­kei­ten ver­bun­den ge­we­sen ist. Denn die Er­heb­lich­keit ei­nes (fort­be­ste­hen­den) Man­gels hat nichts da­mit zu tun, in wel­chem Um­fang der Ver­käu­fer zu­vor an­de­re Män­gel be­sei­tigt hat und wie läs­tig dies ge­ge­be­nen­falls für den Käu­fer ge­we­sen ist.

[23]   III. Nach al­le­dem kann das Ur­teil des Be­ru­fungs­ge­richts kei­nen Be­stand ha­ben; es ist da­her auf­zu­he­ben (§ 562 I ZPO). Der Rechts­streit ist nicht zur End­ent­schei­dung reif, da das Be­ru­fungs­ge­richt kei­ne Fest­stel­lun­gen zu den wei­te­ren von den Klä­ge­rin­nen gel­tend ge­mach­ten Män­geln ge­trof­fen hat. Die Sa­che ist da­her zur neu­en Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen (§ 563 I ZPO).

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