1. Die For­mu­lie­rung „Kei­ne Ga­ran­tie, kei­ne Rück­nah­me nach dem neu­en EU-Recht“ ist als um­fas­sen­der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss aus­zu­le­gen (§§ 133, 157 BGB).
  2. Die For­mu­lie­rung „Das Wohn­mo­bil ist in ei­nem gu­ten Zu­stand. Zu­letzt wa­ren wir mit dem Wohn­mo­bil in Spa­ni­en und al­les hat su­per ge­klappt.“ stellt ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung dar, auf­grund de­rer ein ob­jek­ti­ver Drit­ter da­von aus­ge­hen kann und muss, dass das Fahr­zeug je­den­falls zur ver­kehrs­si­che­ren Fort­be­we­gung ge­eig­net und nicht mit ver­kehrs­ge­fähr­den­den Män­geln be­haf­tet ist.
  3. Sind in ei­nem Kauf­ver­trag zu­gleich ei­ne be­stimm­te Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che und ein pau­scha­ler Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung ver­ein­bart, ist dies re­gel­mä­ßig da­hin aus­zu­le­gen, dass der Haf­tungs­aus­schluss nicht für das Feh­len der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit, son­dern nur für sol­che Män­gel gel­ten soll, die dar­in be­ste­hen, dass die Sa­che sich nicht für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net bzw. sich nicht für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und kei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (im An­schluss an BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06).

OLG Köln, Be­schluss vom 28.03.2011 – 3 U 174/10

Sach­ver­halt: Mit Ur­teil vom 16.09.2010 hat das LG Aa­chen ei­ner Kla­ge auf Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ein Wohn­mo­bil statt­ge­ge­ben. Das Be­ru­fungs­ge­richt be­ab­sich­tigt, die Be­ru­fung des Be­klag­ten ge­gen die­se Ent­schei­dung durch ein­stim­mi­gen Be­schluss nach § 522 II ZPO zu­rück­zu­wei­sen.

Aus den Grün­den: 1. Die zu­läs­si­ge Be­ru­fung hat nach dem der­zei­ti­gen Stand der Sach- und Rechts­la­ge kei­ne Aus­sicht auf Er­folg (§ 522 II 1 Nr. 1 ZPO). Das Land­ge­richt hat der Kla­ge im Er­geb­nis zu Recht statt­ge­ge­ben und ei­nen Rück­zah­lungs­an­spruch aus § 437 Nr. 2, §§ 440, 323, 346 BGB be­jaht. Das Ur­teil be­ruht we­der auf ei­ner Rechts­ver­let­zung, noch recht­fer­ti­gen die ge­mäß § 529 I ZPO dem Be­ru­fungs­ver­fah­ren zu­g­un­de zu le­gen­den Tat­sa­chen ei­ne an­de­re Ent­schei­dung.

a) Zwar geht das Land­ge­richt zu Un­recht da­von aus, dass die Par­tei­en kei­nen um­fas­sen­den Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ver­ein­bart ha­ben, denn nach Auf­fas­sung des Se­nats ist die For­mu­lie­rung „Kei­ne Ga­ran­tie, kei­ne Rück­nah­me nach dem neu­en EU-Recht“ nach dem Emp­fän­ger­ho­ri­zont ei­nes un­be­tei­lig­ten Drit­ten ge­mäß §§ 133, 157 BGB als um­fas­sen­der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss aus­zu­le­gen. Die Dffe­ren­zie­rung zwi­schen Ga­ran­tie und Ge­währ­leis­tung er­folgt bei ju­ris­ti­schen Lai­en kei­nes­wegs so trenn­scharf, wie das Land­ge­richt dies an­nimmt. Der Klä­ger selbst dürf­te die Klau­sel auch als um­fas­sen­den Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ver­stan­den ha­ben, denn er hat erst­in­stanz­lich nicht et­wa gel­tend ge­macht, dass in der For­mu­lie­rung kein um­fas­sen­der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss lie­ge, son­dern sich auf des­sen Un­wirk­sam­keit we­gen Arg­list der Be­klag­ten – für de­ren Vor­lie­gen al­ler­dings kei­ne hin­rei­chen­den An­halts­punk­te fest­ste­hen – be­ru­fen. Auch in der Recht­spre­chung wer­den die For­mu­lie­run­gen „kei­ne Ga­ran­tie“ oder „oh­ne Ga­ran­tie, ge­kauft wie ge­se­hen“ re­gel­mä­ßig als um­fas­sen­der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss an­ge­se­hen (z. B. OLG Bam­berg, Urt. v. 16.01.1998 – 6 U 46/97, MDR 1998, 966; wei­te­re um­fas­sen­de Nachw. bei Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 10. Aufl. [2009], Rn. 1972).

Auf die For­mu­lie­run­gen „Bast­ler­fahr­zeug“ und „ver­kauft wie ge­se­hen“ kommt es in­so­weit nicht an, zu­mal sie oh­ne­hin erst im spä­ter ab­ge­fass­ten Kauf­ver­trag auf­tau­chen, wäh­rend der ei­gent­li­che Kauf­ver­trag, auf den es an­kommt, be­reits vor­her ge­schlos­sen wor­den war. Die Par­tei­en ha­ben näm­lich be­reits da­durch ei­nen wirk­sa­men Kauf­ver­trag ge­schlos­sen, dass der Klä­ger bei En­de der eBay-Auk­ti­on das Höchst­ge­bot ab­ge­ge­ben hat­te. Da­bei kann of­fen­blei­ben, ob in der Frei­schal­tung der An­ge­bots­sei­te ein ver­bind­li­ches An­ge­bot und nicht bloß ei­ne Auf­for­de­rung zur Ab­ga­be von An­ge­bo­ten liegt, das durch das Höchst­ge­bot am Auk­ti­ons­en­de an­ge­nom­men wird (so BGH, Urt. v. 03.11.2004 – VI­II ZR 375/03, NJW 2005, 53, 54), oder ob es sich bei der Frei­schal­tung der An­ge­bots­sei­te um ei­ne vor­weg er­klär­te An­nah­me des Höchst­ge­bots han­delt (so Pa­landt/El­len­ber­ger, BGB, 70. Aufl. [2011], § 156 Rn. 3; noch of­fen­ge­las­sen von BGH, Urt. v. 07.11.2001 – VI­II ZR 13/01, NJW 2002, 363).

b) Die An­nah­me ei­nes um­fas­sen­den Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses führt je­doch zu kei­nem an­de­ren Er­geb­nis. Die Be­klag­te kann sich im vor­lie­gen­den Fall näm­lich nicht auf den Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss be­ru­fen, da die Par­tei­en ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­trof­fen ha­ben und das streit­ge­gen­ständ­li­che Wohn­mo­bil die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit nicht auf­wies.

aa) Aus der For­mu­lie­rung „Das Wohn­mo­bil ist in ei­nem gu­ten Zu­stand. Zu­letzt wa­ren wir mit dem Wo­mo in Spa­ni­en und al­les hat su­per ge­klappt.“ er­gibt sich nach §§ 133, 157 BGB ei­ne da­hin ge­hen­de Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung, dass das Fahr­zeug je­den­falls fahr­be­reit sein soll­te, wor­un­ter die Recht­spre­chung ver­steht, dass das Fahr­zeug nicht mit ver­kehrs­ge­fäh­ren­den Män­geln be­haf­tet ist, auf­grund de­rer es bei ei­ner Haupt­un­ter­su­chung als ver­kehrs­un­si­cher ein­ge­stuft wer­den müss­te (BGH, Urt. v. 22.11.2006 – VI­II ZR 72/06, NJW 2007, 759, 761; Urt. v. 21.04.1993 – VI­II ZR 113/92, NJW 1993, 1854 f.). Zwar ist es auch nach An­sicht des Se­nats so, dass For­mu­lie­run­gen wie „gu­ter Zu­stand“, „Wa­gen völ­lig in Ord­nung“, „Fahr­zeug ein­wand­frei“ ge­ra­de beim pri­va­ten Di­rekt­ge­schäft in vie­len Fäl­len als all­ge­mei­ne und un­ver­bind­li­che An­prei­sung an­zu­se­hen sein wer­den und auf­grund ih­rer un­schar­fen Kon­tu­ren kei­nen kon­kre­ten Er­hal­tungs­zu­stand ver­bind­lich fest­schrei­ben. Ein ob­jek­ti­ver Drit­ter kann und muss bei ver­stän­di­ger Wür­di­gung al­ler Um­stän­de bei ei­ner sol­chen For­mu­lie­rung aber da­von aus­ge­hen dür­fen, dass das zu er­wer­ben­de Fahr­zeug je­den­falls zu sei­ner ur­ei­gens­ten Funk­ti­on, näm­lich der ver­kehrs­si­che­ren Fort­be­we­gung, ge­eig­net und nicht mit ver­kehrs­ge­fähr­den­den Män­geln be­haf­tet ist. Denn wenn ein Fahr­zeug zum so­for­ti­gen Ge­brauch auf öf­fent­li­chen Stra­ßen ver­kauft wird, was nach der Be­schrei­bung und man­gels Ein­schrän­kun­gen im An­ge­bot der Fall war, so kann der Käu­fer im All­ge­mei­nen er­war­ten, dass es sich in ei­nem Zu­stand be­fin­det, der sei­ne ge­fahr­lo­se Be­nut­zung im Stra­ßen­ver­kehr er­laubt (BGH, Urt. v. 21.04.1993 – VI­II ZR 113/92, NJW 1993, 1854, 1855).

Der An­nah­me ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung steht auch nicht ent­ge­gen, dass die Par­tei­en das Wohn­mo­bil im nach­träg­lich auf­ge­setz­ten Kauf­ver­trag als „Bast­ler­fahr­zeug“ be­zeich­net ha­ben. Un­ab­hän­gig von der Fra­ge, ob die­se Be­zeich­nung für ein für über 5.000 € er­wor­be­nes Ge­braucht­fahr­zeug über­haupt sei­ne be­ab­sich­tig­te Wir­kung ent­fal­ten kann, was der Se­nat nicht zu ent­schei­den braucht, liegt dar­in je­den­falls kei­ne nach­träg­li­che Auf­he­bung der Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung über die Ver­kehrs­si­cher­heit.

bb) Die­ser Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­nüg­te das streit­ge­gen­ständ­li­che Wohn­mo­bil nicht, wes­halb es man­gel­haft i. S. des § 434 I 1 BGB ist. Wie das Land­ge­richt zu­tref­fend und von der Be­ru­fung nicht an­ge­grif­fen aus­ge­führt hat, er­gibt sich aus dem vor­ge­leg­ten Gut­ach­ten ge­mäß § 57a IV KFG 1967 der AR­BÖ Nie­der­ös­ter­reich (ver­gleich­bar der Haupt­un­ter­su­chung ge­mäß § 29 StV­ZO) so­wie den zur Ak­te ge­reich­ten Licht­bil­dern, dass das Wohn­mo­bil auf­grund er­heb­li­cher Kor­ro­si­ons­schä­den mit we­sent­li­cher Schwä­chung der Bau­tei­le zum Zeit­punkt der Über­ga­be nicht ver­kehrs­si­cher war.

cc) Dass sich die Be­klag­te auf­grund der ge­trof­fe­nen Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung hin­sicht­lich der Ver­kehrs­si­cher­heit nicht auf den Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss be­ru­fen kann, folgt aus ei­ner Aus­le­gung des ver­trag­li­chen Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses nach §§ 133, 157 BGB, da zu­gleich mit dem all­ge­mei­nen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss hin­sicht­lich des Zu­stands des Wohn­mo­bils ei­ne be­stimm­te Be­schaf­fen­heit ver­ein­bart wur­de. In­so­weit hat der BGH in sei­ner grund­le­gen­den Ent­schei­dung vom 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346, 1349 – ent­schie­den, dass die Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung und der Sach­män­gel­haf­tungs­aus­schluss gleich­ran­gig ne­ben­ein­an­der stün­den und da­her nicht so ver­stan­den wer­den könn­ten, dass der Haf­tungs­aus­schluss die Un­ver­bind­lich­keit der Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung zur Fol­ge ha­ben soll, denn dann wä­re die­se – au­ßer bei Arg­list des Ver­käu­fers – für den Käu­fer wert­los. Ei­ne nach bei­den Sei­ten in­ter­es­sen­ge­rech­te Aus­le­gung der Kom­bi­na­ti­on von Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung und Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss kann des­halb nur da­hin vor­ge­nom­men wer­den, dass der Haf­tungs­aus­schluss nicht für das Feh­len der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit, son­dern nur für sol­che Män­gel gel­ten soll, die dar­in be­ste­hen, dass die Sa­che sich nicht für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net und kei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann.

c) Die üb­ri­gen Rück­tritts­vor­aus­set­zun­gen lie­gen un­pro­ble­ma­tisch vor. Den Klä­ger trifft ge­mäß § 346 III Nr. 1 BGB auch kei­ne Pflicht zum Wert­er­satz.

d) Es ist auch nicht zu be­an­stan­den, dass das Land­ge­richt den An­nah­me­ver­zug der Be­klag­ten fest­ge­stellt hat. Da Leis­tungs­ort im Fal­le des Rück­tritts ge­mäß § 437 Nr. 2, § 440 BGB der Ort ist, an dem sich die Sa­che ver­trags­ge­mäß be­fin­det (BGH, Urt. v. 09.03.1983 – VI­II ZR 11/82, NJW 1983, 1479; OLG Saar­brü­cken, Beschl. v. 06.01.2005 – 5 W 306/04, NJW 2005, 906, 907; Pa­landt/Grü­ne­berg, 70. Aufl. [2011], § 269 Rn. 16), ge­nüg­te ge­mäß § 295 BGB das „wört­li­che“ An­ge­bot des Klä­gers im Schrei­ben vom 10.03.2010, das Wohn­mo­bil bei ihm ab­zu­ho­len. …

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