1. Für die Be­ur­tei­lung, ob ein Man­gel i. S. von § 434 I BGB vor­liegt, ist un­er­heb­lich, ob ei­ne Feh­ler­er­schei­nung bei al­len Fahr­zeu­gen des­sel­ben Typs auf­tritt. Es ist viel­mehr ein her­stel­ler­über­grei­fen­der Ver­gleich an­zu­stel­len und da­bei auf die be­rech­tig­ten Er­war­tun­gen ei­nes ver­stän­di­gen Käu­fers ab­zu­stel­len. Maß­stab ist das Ni­veau, das nach Typ, Al­ter und Lauf­leis­tung ver­gleich­ba­rer Fahr­zeu­ge an­de­rer Her­stel­ler er­reicht wird und das der Markt­er­war­tung ent­spricht.
  2. Ein Käu­fer darf er­war­ten, dass ein zum all­ge­mei­nen Stra­ßen­ver­kehr zu­ge­las­se­nes Fahr­zeug der ge­ho­be­nen Mit­tel­klas­se ei­nes deut­schen Her­stel­lers nicht mit ei­nem Ge­trie­be aus­ge­stat­tet ist, das beim au­to­ma­ti­schen Her­ab­schal­ten von der zwei­ten in die ers­te Stu­fe ru­ckelt.

OLG Köln, Ur­teil vom 27.04.2010 – 15 U 185/09

Sach­ver­halt: Der Klä­ger nimmt die Be­klag­te aus ab­ge­tre­te­nem Recht we­gen Män­geln ei­nes ge­leas­ten Pkw auf Rück­ab­wick­lung ei­nes im Jahr 2005 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags in An­spruch.

Die Par­tei­en ha­ben im We­sent­li­chen dar­über ge­strit­ten, ob der Pkw am 19.10.2007 – zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung des Klä­gers – trotz je­weils zu­min­dest zwei Nach­bes­se­rungs­ver­su­chen der Be­klag­ten fol­gen­de Män­gel auf­wies:

  • un­be­ab­sich­tig­tes Öff­nen des Schie­be­dachs
  • Kom­plet­tes Öff­nen des Schie­be­dachs un­mög­lich
  • Ru­ckeln des Ge­trie­bes beim Her­un­ter­brem­sen des Fahr­zeugs in die Fahr­stu­fe „D“
  • wie­der­hol­tes Aus­fal­len des Mo­tors wäh­rend der Fahrt

Fer­ner ha­ben die Par­tei­en dar­über ge­strit­ten, ob die Viel­zahl der vom Klä­ger gel­tend ge­mach­ten Be­an­stan­dun­gen und die da­durch be­ding­ten häu­fi­gen Werk­statt­auf­ent­hal­te nicht oh­ne­hin ei­nen Rück­tritt recht­fer­ti­gen; und schließ­lich be­stand Streit über die Hö­he der Nut­zungs­ent­schä­di­gung für ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter.

Mit Ur­teil vom 06.11.2009 hat das Land­ge­richt die Kla­ge im We­sent­li­chen mit fol­gen­der Be­grün­dung ab­ge­wie­sen: Zwar ha­be der Sach­ver­stän­di­ge das selbst­stän­di­ge Öff­nen des Schie­be­dachs im un­mit­tel­ba­ren An­schluss an ei­nen Schließ­vor­gang um ei­nen ge­ring­fü­gi­gen Be­reich (10–20 cm) be­stä­tigt. Die­ser Sach­man­gel sei in­des nicht er­heb­lich i. S. von § 323 V 2 BGB, da das Schie­be­dach durch noch­ma­li­ges Be­tä­ti­gen der Schließ­au­to­ma­tik ha­be ge­schlos­sen wer­den kön­nen, der Aus­tausch des Schie­be­dach­an­triebs nur Kos­ten von 639,04 € ver­ur­sa­che und der Klä­ger den Man­gel nicht rich­tig be­schrie­ben ha­be. Er ha­be die Be­klag­te nicht dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die Fehl­funk­ti­on je­weils un­mit­tel­bar im An­schluss an ein Schlie­ßen des Schie­be­dachs auf­tre­te.

Das Vor­lie­gen wei­te­rer Män­gel zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung ha­be der Klä­ger nicht zu be­wei­sen ver­mocht. Der Sach­ver­stän­di­ge ha­be nicht be­stä­ti­gen kön­nen, dass sich das Schie­be­dach nur zu ¾ öff­nen las­se. Ein Ru­ckeln des Ge­trie­bes, wie es der Sach­ver­stän­di­ge bei der Rück­schal­tung von Stu­fe 2 nach Stu­fe 1 fest­ge­stellt ha­be, stel­le kei­nen Man­gel dar, weil die­se Er­schei­nung dem Stand der Se­rie ent­spre­che. So­weit der Klä­ger sei­nen Rück­tritt auch auf ein wie­der­hol­tes Aus­fal­len des Mo­tors wäh­rend der Fahrt ge­stützt ha­be, kön­ne nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass es nach de­m18.05.2007 zu Aus­fäl­len ge­kom­men sei. Schließ­lich kön­ne trotz der vie­len Werk­statt­be­su­che we­gen an­geb­li­cher Män­gel – de­ren Vor­han­den­sein teil­wei­se nicht be­wie­sen sei, und die zum Teil auch un­er­heb­lich sei­en – ei­ne zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­de Feh­l­er­ge­neigt­heit des Fahr­zeugs nicht fest­ge­stellt wer­den.

Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te weit­ge­hend Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Die Be­ru­fung des Klä­gers ist … zum deut­lich über­wie­gen­den Teil be­grün­det; oh­ne Er­folg bleibt die­se in­so­weit, als er für die Nut­zung des Fahr­zeugs von dem Kauf­preis ei­nen zu ge­rin­gen Be­trag in Ab­zug ge­bracht hat und die Ab­nah­me des Pkw ver­langt.

(1) Dem Klä­ger steht aus un­strei­tig ab­ge­tre­te­nem Recht der Lea­sing­ge­be­rin ge­gen die Be­klag­te ein An­spruch auf Rück­zah­lung des um die ge­zo­ge­nen Nut­zungs­vor­tei­le re­du­zier­ten Kauf­prei­ses gem. § 346 I BGB i. V. mit §§ 433 I 2, 437 Nr. 2, 323, 440 I BGB zu. Über den von dem Sach­ver­stän­di­gen D in des­sen Gut­ach­ten vom 16.09.2008 fest­ge­stell­ten und von dem Land­ge­richt ein­zig an­ge­nom­me­nen Man­gel des … selbst­tä­ti­gen Öff­nens des Schie­be­dachs um 10–20 cm je­weils im un­mit­tel­ba­ren An­schluss an des­sen Schlie­ßen hin­aus kön­nen je­den­falls zwei wei­te­re Män­gel als zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung vom 19.10.2007 noch vor­han­den fest­ge­stellt wer­den:

(1.1.1) Der Sach­ver­stän­di­ge hat in sei­nem schrift­li­chen Gut­ach­ten den von dem Klä­ger wei­ter gel­tend ge­mach­ten Man­gel des Ru­ckelns des Wa­gens in­so­fern be­stä­tigt, als dies für den Fall des au­to­ma­ti­schen Her­un­ter­schal­tens von der zwei­ten zur ers­ten Schalt­stu­fe zu­tref­fe. So­weit sich das Land­ge­richt den wei­te­ren Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen hier­zu an­ge­schlos­sen hat, das Ru­ckeln des Ge­trie­bes stel­le kei­nen Man­gel dar, weil es dem Stand der Se­rie ent­spre­che, ver­mag sich der Se­nat die­ser Rechts­auf­fas­sung nicht an­zu­schlie­ßen.

Die auf den Be­weis­be­schluss vom 21.01.2008 zu­rück­ge­hen­de Fra­ge­stel­lung, ob die Er­schei­nung des Ru­ckelns des Ge­trie­bes bei Ver­gleichs­fahr­zeu­gen der glei­chen Bau­rei­he nicht auf­tre­te, ist vom recht­li­chen An­satz her ver­fehlt. Es ent­spricht der stän­di­gen Recht­spre­chung des Se­nats, dass es für die Be­ur­tei­lung ei­nes Man­gels i. S. von § 434 I BGB un­er­heb­lich ist, ob ei­ne Feh­ler­er­schei­nung bei al­len Fahr­zeu­gen des­sel­ben Typs auf­tritt. Viel­mehr ist ein her­stel­ler­über­grei­fen­der Ver­gleich an­zu­stel­len, wo­bei ent­spre­chend der ge­setz­li­chen Re­ge­lung auf die be­rech­tig­ten Er­war­tun­gen ei­nes ver­stän­di­gen Käu­fers ab­zu­stel­len ist. Maß­stab ist das Ni­veau, das nach Typ, Al­ter und Lauf­leis­tung ver­gleich­ba­rer Fahr­zeu­ge an­de­rer Her­stel­ler er­reicht wird und das der Markt­er­war­tung ent­spricht (so auch OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 18.01.2008 – 17 U 2/07, NJW-RR 2008, 1230 m. w. Nachw.). Der Käu­fer kann er­war­ten, dass zum all­ge­mei­nen Stra­ßen­ver­kehr zu­ge­las­se­ne Fahr­zeu­ge deut­scher Her­stel­ler im Be­reich der Pre­mi­um-Mar­ken in dem Seg­ment der ge­ho­be­nen Mit­tel­klas­se kei­ne Ge­trie­be ha­ben, die beim au­to­ma­ti­schen Her­ab­schal­ten von der zwei­ten in die ers­te Stu­fe ru­ckeln. So­weit die Be­klag­te die Be­son­der­hei­ten ei­nes mit ei­nem SUV-Ge­trie­be aus­ge­stat­te­ten Pkw her­vor­hebt, ver­mag sich der Se­nat ih­rer Be­wer­tung nicht an­zu­schlie­ßen. Der hier ge­leas­te Pkw mag zwar wie die mit ei­nem SUV-Seg­ment aus­ge­stat­te­ten Fahr­zeu­ge an­de­rer Her­stel­ler als Ge­län­de­wa­gen be­wor­ben wer­den ;… Das ver­mag in­des nicht dar­über hin­weg­zu­täu­schen, dass die­se Wa­gen in der Re­gel ge­ra­de im nor­ma­len Stra­ßen­ver­kehr und nicht in der Land- und Forst­wirt­schaft oder in sons­ti­gen ge­werb­li­chen Be­rei­chen, in de­nen es auf ei­ne er­höh­te Last- und Zug­fä­hig­keit an­kommt, ein­ge­setzt zu wer­den pfle­gen und der „Käu­fer“ dem­entspre­chend von ei­nem ru­ckel­frei­en Fahr­ver­hal­ten aus­ge­hen kann. Be­zeich­nen­der­wei­se be­wirbt auch die Be­klag­te ih­re mit 7-Gang-Au­to­ma­tik­ge­trie­be aus­ge­stat­te­te G-Klas­se mit der Er­klä­rung „er­höht den Fahr­kom­fort durch be­son­ders sanf­te Gang­wech­sel“ …

(1.1.2) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Land­ge­richts kann auch fest­ge­stellt wer­den, dass sich das Schie­be­dach des ge­leas­ten Pkw ent­spre­chend der Be­haup­tung des Klä­gers je­den­falls oft nur zu drei Vier­teln öff­nen ließ.

Rich­tig ist zwar, dass der Sach­ver­stän­di­ge ent­spre­chen­de Fest­stel­lun­gen nicht zu tref­fen ver­moch­te. In­des ist wei­ter zu wür­di­gen, dass der Sach­ver­stän­di­ge auch aus­ge­führt hat, dass sich die­ser Zu­stand durch­aus ein­ge­stellt ha­ben könn­te, und zwar dann, wenn die Bat­te­rie ab­ge­klemmt war, weil dann die Zu­ord­nung der Po­si­ti­on des Schie­be­dachs nicht mehr ge­ge­ben sei, so­dass ei­ne sol­che An­pas­sung nach ei­nem Ab­klem­men der Bat­te­rie ge­ge­be­nen­falls im Rah­men von Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten hät­te er­fol­gen müs­sen.

Un­ge­ach­tet des­sen, dass das ein­ge­hol­te Gut­ach­ten der Rich­tig­keit der Be­haup­tung des Klä­gers des­we­gen nicht ent­ge­gen­steht, ist auf­grund des un­strei­ti­gen, je­den­falls als un­strei­tig zu be­han­deln­den Vor­brin­gens des Klä­gers von dem Vor­han­den­sein die­ses Man­gels zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung aus­zu­ge­hen Auf die­ser Grund­la­ge steht zur Über­zeu­gung des Se­nats fest, dass es je­den­falls im An­schluss an die ver­schie­de­nen Werk­statt­ter­mi­ne zu der von dem Klä­ger be­haup­te­ten Er­schei­nung kam, dass sich das Schie­be­dach nur zu et­wa drei Vier­tel öff­nen ließ, der Klä­ger dies ge­gen­über der Be­klag­ten auch oft­mals rüg­te, und die­se sich da­mals nicht in der La­ge sah, die Ur­sa­che für die­se Er­schei­nung zu fin­den und die von dem Sach­ver­stän­di­gen für ge­bo­ten er­ach­te­ten Nach­stel­l­ar­bei­ten vor­zu­neh­men. Auf die­ser Grund­la­ge ist der Schluss ge­recht­fer­tigt, dass die­se Er­schei­nung ent­spre­chend dem In­halt des Frist­set­zungs­schrei­bens vom 28.08.2007 und dem des Kün­di­gungs­schrei­bens vom 19.10.2007 auch noch zum Zeit­punkt der Er­klä­rung des Rück­tritts am 19.10.2007 vor­lag.

(1.2) Dass der Klä­ger die je­den­falls fest­ste­hen­den drei Män­gel je­weils min­des­tens zwei­mal rüg­te und des­we­gen min­des­tens zwei­mal die Werk­statt der Be­klag­ten auf­such­te, steht un­ge­ach­tet der vor­ste­hen­den Aus­füh­run­gen auf­grund der Fest­stel­lun­gen in dem Tat­be­stand des an­ge­foch­te­nen Ur­teils ge­mäß § 529 I Nr. 1 ZPO fest.

So­weit die Be­klag­te in der Be­ru­fungs­er­wi­de­rung be­zo­gen auf den Man­gel des selbst­stän­di­gen Öff­nens des Schie­be­dachs die Auf­fas­sung ver­tritt, es feh­le an ei­ner hin­rei­chend spe­zi­fi­zier­ten Nach­bes­se­rungs­auf­for­de­rung des Klä­gers, weil er den Man­gel nicht hin­rei­chend be­schrie­ben, näm­lich nicht er­wähnt ha­be, dass die­se Er­schei­nung nur un­mit­tel­bar nach ei­nem Schließ­vor­gang auf­ge­tre­ten sei, und das Land­ge­richt ihr in­so­weit ge­folgt ist, wer­den die an den durch­schnitt­li­chen mün­di­gen Au­to-„Käu­fer“ zu stel­len­den An­for­de­run­gen nach Auf­fas­sung des Se­nats über­spannt. Es reicht, wenn der Käu­fer die be­an­stan­de­te Er­schei­nung schil­dert. Die Ur­sa­chen und sons­ti­gen Zu­sam­men­hän­ge muss er nicht ken­nen, ge­ge­be­nen­falls er­grün­den und zu­sätz­lich mel­den, wäh­rend die­se sich der Be­klag­ten in ih­rer Fach- und Ver­trags­werk­statt bei der Über­prü­fung oh­ne Wei­te­res er­schlie­ßen konn­ten und muss­ten.

(1.3) Der Rück­tritt ist nicht ge­mäß § 323 V 2 BGB aus­ge­schlos­sen. Die Be­ur­tei­lung der Fra­ge, ob die Schlecht­leis­tung ei­nes Schuld­ners un­er­heb­lich i. S. von § 323 V 2 BGB ist, er­for­dert ei­ne Ab­wä­gung der In­ter­es­sen des Gläu­bi­gers an ei­ner Rück­ab­wick­lung des Ver­trags und der In­ter­es­sen des Schuld­ners am Be­stand des Ver­trags un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Um­stän­de des Ein­zel­falls. Da es für die Be­ur­tei­lung der Er­heb­lich­keit zu­min­dest auch auf die ob­jek­ti­ve Stö­rung die­ser Pflicht an­kommt, das heißt auf das Aus­maß der Man­gel­haf­tig­keit, ist bei der Ab­wä­gung ins­be­son­de­re zu be­rück­sich­ti­gen, ob und ge­ge­be­nen­falls mit wel­chem Kos­ten­auf­wand sich der Man­gel be­sei­ti­gen lässt (vgl. nur OLG Köln, Urt. v. 12.12.2006 – 3 U 70/06, NJW 2007, 1694 [1696]; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 08.01.2007 – I-1 U 177/06, ZGS 2007, 157 [159 f.]; Beschl. v. 27.02.2004 – 3 W 21/04, NJW-RR 2004, 1060 [1061]; OLG Bam­berg, Urt. v. 10.04.2006 – 4 U 295/05, DAR 2006, 456 [458]; OLG Nürn­berg, Urt. v. 21.03.2005 – 8 U 2366/04, NJW 2005, 2019 [2020 f.]; Stau­din­ger/Ot­to, BGB, 13. Aufl., § 323 Rn. C 30). Un­ter Be­rück­sich­ti­gung ei­nes Män­gel­be­sei­ti­gungs­auf­wands von  ca. 640 € brut­to, der sich auf le­dig­lich gut 1 % des Brut­to­kauf­prei­ses be­läuft, lässt sich ein Er­rei­chen der Er­heb­lich­keits­schwel­le un­ter wei­te­rer Be­rück­sich­ti­gung der leich­ten Be­heb­bar­keit des Man­gels schwer­lich ver­tre­ten. Un­ter die­sem As­pekt ist auch der Man­gel des sich oft nicht voll­stän­dig öff­nen­den Schie­be­da­ches für sich ge­nom­men als un­er­heb­lich zu be­wer­ten.

(1.3.1) Et­was an­de­res gilt je­doch für das „ru­ckeln­de“ Au­to­ma­tik­ge­trie­be. Der Fall ist ver­gleich­bar dem der Ent­schei­dung des OLG Düs­sel­dorf zu­grun­de lie­gen­den (Urt. v. 18.01.2008 – 17 U 2/07, NJW-RR 2008, 1230), wo­nach die Un­er­heb­lich­keit ei­ner Pflicht­ver­let­zung i. S. von § 323 V 2 BGB in der Re­gel zu ver­nei­nen ist, wenn es bei ei­nem mit ei­nem au­to­ma­ti­schen Ge­trie­be aus­ge­stat­te­ten Neu­wa­gen der ge­ho­be­nen Mit­tel­klas­se im Fall der plötz­li­chen Be­schleu­ni­gung bei ei­ner Ge­schwin­dig­keit von ca. 40–50 km/h zu ei­ner Ver­zö­ge­rung der Zu­rück­schal­tung, ei­nem spür­ba­ren Schalt­stoß und ei­ner Un­ter­bre­chung im Kraft­fluss von bis zu ei­ner Se­kun­de kommt. Auch wenn der hier zu be­ur­tei­len­de Fall nicht zu eben­so star­ken Ein­schrän­kun­gen des Füh­rens ei­nes sol­chen Pkw führt, kann nicht über­se­hen wer­den, dass sich die Er­schei­nung des Ru­ckelns letzt­lich bei je­der Fahrt und oft viel­fach ein­stel­len wird, näm­lich dann im­mer, wenn es die Stra­ßen­ver­hält­nis­se und der Ver­kehrs­fluss er­for­dern, dass die Fahrt­ge­schwin­dig­keit weit­ge­hend zu­rück­ge­führt wer­den muss, et­wa im Be­reich von Kreu­zun­gen, Ein­mün­dun­gen, Am­peln, beim Stop-und-Go-Ver­kehr usw. In­so­weit kann nicht von ei­nem be­heb­ba­ren Man­gel ver­bun­den mit ver­hält­nis­mä­ßig ge­rin­gen Kos­ten un­ter re­la­tiv ge­rin­gem Zeit­auf­wand aus­ge­gan­gen wer­den, da die ge­sam­te Se­rie die­ses Fahr­zeug­typs … auf der Grund­la­ge der vom Sach­ver­stän­di­gen be­stä­tig­ten Dar­stel­lung der Be­klag­ten ent­spre­chen­de Er­schei­nun­gen auf­weist.

(1.3.2) Letzt­lich kann da­hin­ste­hen, ob der Man­gel des ru­ckeln­den Au­to­ma­tik­ge­trie­bes al­lein schon als nicht un­er­heb­lich an­ge­se­hen wer­den kann. Maß­geb­lich für die Be­ur­tei­lung der Un­er­heb­lich­keit i. S. von § 323 V 2 BGB ist, ob sich al­le drei Män­gel in ih­rer Ge­samt­heit als un­er­heb­lich dar­stel­len. Die­se Fra­ge ist je­den­falls zu ver­nei­nen. Ab­zu­stel­len ist auf die be­rech­tig­ten Er­war­tun­gen des Käu­fers ei­nes Neu­wa­gens, der auf­grund des An­spruchs der Mar­ke auf dem Markt und der hoch­wer­ti­gen Bau­rei­he von be­son­de­rer Qua­li­tät, tech­ni­scher Zu­ver­läs­sig­keit, Rei­fe und über­durch­schnitt­li­chem Kom­fort aus­ge­hen darf. Die be­rech­tig­ten Er­war­tun­gen ei­ner ver­stän­di­gen „Käu­fers“ an ein sol­ches Au­to wer­den bei ei­nem im­mer wie­der ru­ckeln­den Fahr­zeug je­den­falls in Ver­bin­dung mit den Schie­be­dach­pro­ble­men emp­find­lich ent­täuscht. Es kommt hin­zu, wenn auch nicht ent­schei­dend, dass bei der Ab­wä­gung auch sub­jek­ti­ve Mo­men­te auf­sei­ten des Ver­käu­fers Be­rück­sich­ti­gung fin­den dür­fen (vgl. BGH, Urt. v. 24.03.2006 – V ZR 173/05, NJW 2006, 1960 ff.; Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 69. Aufl., § 323 Rn. 32). In­so­weit ist wei­ter zu be­rück­sich­ti­gen, dass sich der Klä­ger we­gen viel­fäl­ti­ger, wenn auch wei­test­ge­hend ge­rin­ge­rer Be­an­stan­dun­gen ver­an­lasst se­hen muss­te, Ver­trags­werk­stät­ten im­mer wie­der auf­zu­su­chen, ins­be­son­de­re viel­fach we­gen der ge­rüg­ten Schie­be­dach­män­gel, oh­ne dass die Be­klag­te bzw. die wei­ter in An­spruch ge­nom­me­ne Ver­trags­werk­statt in­so­weit trotz viel­fa­cher Ge­le­gen­hei­ten je­den­falls bis zur Er­klä­rung des Rück­tritts ei­ne Hand­ha­be für die Män­gel­be­sei­ti­gung sa­hen.

(1.4) Von dem ge­mäß § 346 I BGB zu­rück­zu­zah­len­den Kauf­preis von 57.290,65 € sind die durch Nut­zung des Kauf­ge­gen­stands durch den Klä­ger ge­zo­ge­nen Vor­tei­le ab­zu­set­zen, die der Se­nat ge­mäß § 287 ZPO auf 13.740 € schätzt. Der Klä­ger muss sich je an­ge­fan­ge­ne 1.000 km 0,4 % des Brut­to­kauf­prei­ses als Nut­zungs­vor­teil an­rech­nen las­sen. Wie in dem vom OLG Karls­ru­he ent­schie­de­nen Fall (Urt. v. 07.03.2003 – 14 U 154/01, NJW 2003, 1950), dem ei­ne Be­ur­tei­lung der Ge­samt­lauf­leis­tung ei­nes Neu­wa­gens … zum Preis von gut 40.000 € zu­grun­de lag, er­scheint auch bei dem hier zu be­ur­tei­len­den Fahr­zeug die An­nah­me ei­ner Ge­samt­lauf­leis­tung von 250.000 km ge­recht­fer­tigt. Die Nut­zungs­ent­schä­di­gung kann da­her mit 229 € je an­ge­fan­ge­ne 1.000 km Lauf­leis­tung, kon­kret un­ter Zu­grun­de­le­gung der … bis­he­ri­gen Fahr­leis­tung des Pkw von 59.123 km mit 60 × 229 € be­rech­net wer­den …

(1.6) Der Aus­spruch hat­te un­be­dingt zu er­fol­gen, nach­dem der Klä­ger sein Zah­lungs­be­geh­ren nicht un­ter die Zug-um-Zug-Be­schrän­kung der Rück­ga­be des Pkw ge­stellt hat und sich die Be­klag­te auf die pro­zes­su­al als Ein­re­de zu be­han­deln­de Ver­pflich­tung des Klä­gers zur Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung des Pkw ge­mäß §§ 346 I, 348 BGB nicht be­ru­fen hat.

(2) Auch der Fest­stel­lungs­an­trag ist be­grün­det. Die Be­klag­te be­fin­det sich mit der Rück­nah­me des Pkw ge­mäß §§ 293, 295 BGB in An­nah­me­ver­zug, nach­dem der Klä­ger sie mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 19.10.2007 ver­geb­lich zur Rück­nah­me auf­ge­for­dert hat­te.

(3) Der An­spruch des Klä­gers auf Frei­stel­lung von vor­ge­richt­li­chen An­walts­kos­ten folgt aus §§ 280 I, 325 BGB i. V. mit § 249 Satz 1 BGB. Die Aus­lie­fe­rung ei­nes män­gel­be­haf­te­ten und zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­den Pkw stellt sich als Pflicht­ver­let­zung dar, oh­ne die es der Ein­schal­tung ei­nes Rechts­an­walts durch den Klä­ger … nicht be­durft hät­te …

(4) Un­be­grün­det ist der An­trag des Klä­gers auf Ver­ur­tei­lung der Be­klag­ten zur Ab­nah­me des Pkw. Ein da­hin ge­hen­der An­spruch wird zwar an­er­kannt, wenn der „Käu­fer“ ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se an der Rück­nah­me dar­zu­le­gen ver­mag (Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., § 346 Rn. 5). An ent­spre­chen­den Dar­le­gun­gen fehlt es in­des. Der Klä­ger hat den vom Rück­tritt be­trof­fe­nen Wa­gen je­den­falls bis zur Be­ru­fungs­ver­hand­lung wei­ter be­nutzt, näm­lich seit der Be­sich­ti­gung durch den Sach­ver­stän­di­gen D am 05.06.2008 bis zur Be­ru­fungs­ver­hand­lung über ei­ne Stre­cke von ca. 10.000 km, was eher ge­gen das Ent­ste­hen von er­heb­li­chen Nach­tei­len für den Klä­ger bis zur Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags spricht …

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