1. Ein Neu­wa­gen, bei dem – sei es auf­grund ei­nes Soft­ware­feh­lers, sei es we­gen ei­nes de­fek­ten Ni­ve­au­ge­bers – die hy­drop­neu­ma­ti­sche Fe­de­rung in un­re­gel­mä­ßi­gen Ab­stän­den nicht ord­nungs­ge­mäß funk­tio­niert und des­sen ver­än­der­tes Fe­de­rungs­ver­hal­ten nur durch ein Un­ter­bre­chen der Zün­dung be­sei­tigt wer­den kann, weist ei­nen zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­den Man­gel auf.
  2. Dass der Käu­fer dem Ver­käu­fer ei­nen Man­gel ent­ge­gen § 377 I, III HGB nicht un­ver­züg­lich an­ge­zeigt hat, ist un­schäd­lich, wenn der Ver­käu­fer auf ei­ne (ver­spä­te­te) Män­gel­rü­ge hin vor­be­halt­los ei­nen Nach­bes­se­rungs­ver­such un­ter­nom­men hat. In­so­fern gel­ten die­sel­ben Grund­sät­ze wie in den Fäl­len, in de­nen der Ver­käu­fer die be­an­stan­de­te Wa­re vor­be­halt­los zu­rück­ge­nom­men, vor­be­halt­los die Nach­bes­se­rung zu­ge­sagt oder die Feh­ler­haf­tig­keit der Wa­re vor­be­halt­los an­er­kannt hat.

OLG Hamm, Ur­teil vom 16.11.2009 – 2 U 141/09

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin schloss mit der L-Bank un­ter dem 22.02.2006 ei­nen Lea­sing­ver­trag über ein zu­vor von ihr bei der Be­klag­ten aus­ge­wähl­tes Fahr­zeug, ei­nen Ci­troën C6 2.7 V6 HDi 205 Bitur­bo FAP. Die Lea­sing­ge­be­rin er­warb die­ses Fahr­zeug von der Be­klag­ten zum – mitt­ler­wei­le zwi­schen den Par­tei­en un­strei­ti­gen – Kauf­preis von 47.362 €.

Ei­ni­ge Mo­na­te nach der am 27.03.2006 er­folg­ten Über­ga­be des Fahr­zeugs an die Klä­ge­rin stell­te die­se di­ver­se Män­gel fest. Mit Schrei­ben vom 02.04.2007 for­der­te sie die Be­klag­te des­halb auf, das Fahr­zeug nach­zu­bes­sern.

Nach ei­nem ers­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such kam es in der Fol­ge­zeit er­neut zu Be­an­stan­dun­gen und zu ei­nem zwei­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such der Be­klag­ten. Die­ser hat­te auch die Über­prü­fung ei­nes von der Klä­ge­rin zwi­schen­zeit­lich ge­rüg­ten De­fekts der Fe­de­rung zum Ge­gen­stand. Mit Schrei­ben vom 10.08.2007 for­der­te die Klä­ge­rin die Be­klag­te nach zwei­wö­chi­ger Re­pa­ra­tur­dau­er auf, die Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten bis zum 17.08.2007 ab­zu­schlie­ßen.

Nach­dem die Be­klag­te das Fahr­zeug an die Klä­ge­rin zu­rück­ge­ge­ben hat­te, lis­te­te die­se un­ter dem 27.08.2007 die ih­rer An­sicht nach noch be­ste­hen­den Män­gel (u. a. ei­nen De­fekt der Fe­de­rung) auf und er­klär­te zu­gleich den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Dem trat die Be­klag­te mit Schrei­ben vom 29.08.2007 ent­ge­gen und be­haup­te­te, das Fahr­zeug sei der Klä­ge­rin in ei­nem ein­wand­frei­en Zu­stand zu­rück­ge­ge­ben wor­den.

En­de 2007 räum­te die Klä­ge­rin der Be­klag­ten ei­nen wei­te­ren Nach­bes­se­rungs­ver­such ein. An­schlie­ßend, nach­dem die Be­klag­te das Fahr­zeug En­de Ja­nu­ar 2008 wie­der an die Klä­ge­rin her­aus­ge­ge­ben hat­te, teil­te sie der Be­klag­ten mit Schrei­ben vom 25.02.2008 mit, dass nach wie vor – in dem Schrei­ben im Ein­zel­nen auf­ge­lis­te­te – Män­gel vor­han­den sei­en.

Am 28.02.2008 über­gab die Klä­ge­rin das Fahr­zeug des­halb er­neut der Be­klag­ten für ei­nen wei­te­ren Re­pa­ra­tur­ver­such, bei dem un­ter an­de­rem die aus ih­rer Sicht im­mer noch de­fek­te Fe­de­rung in­stand ge­setzt wer­den soll­te. Ein Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten teil­te der Klä­ge­rin al­ler­dings mit, dass der De­fekt der Fe­de­rung auf ei­nen Fremd­scha­den (Auf­set­zen des Fahr­zeugs) zu­rück­zu­füh­ren sei. Die Klä­ge­rin müs­se die Re­pa­ra­tur da­her be­zah­len. Dar­auf­hin lehn­te Klä­ge­rin ei­nen er­neu­ten Re­pa­ra­tur­ver­such durch die Be­klag­te ab.

Mit Schrei­ben vom 03.03.2008 lehn­te die Be­klag­te den Rück­tritt der Klä­ge­rin ab und ver­wies dar­auf, dass sie be­züg­lich der Fe­de­rung ei­nen De­fekt der Hö­hen­sen­so­ren links und rechts fest­ge­stellt ha­be, der auf ein Auf­set­zen des Fahr­zeugs zu­rück­zu­füh­ren sei.

In der Fol­ge­zeit leg­te die Klä­ge­rin das Fahr­zeug bei ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von 65.921 still und über­gab es im Mai 2009 der Be­klag­ten.

Die Klä­ge­rin hat be­haup­tet, das Fahr­zeug wei­se fol­gen­de Män­gel auf:

  • Das – un­strei­tig aus­ge­tausch­te – Ge­trie­be ge­be ins­be­son­de­re bei ei­ner Ge­schwin­dig­keit zwi­schen 70 km/h und 100 km/h lau­ter wer­den­de Ge­räu­sche ab.
  • Die Fe­de­rung sei de­fekt.
  • Nach der „gro­ßen“ Re­pa­ra­tur sei das Mo­tor­ge­räusch we­sent­lich lau­ter.
  • Die Ein­stel­lung der Na­vi­ga­ti­ons­soft­ware sei man­gel­haft, da sämt­li­che Staus im Um­kreis auch jen­seits der ein­ge­ge­be­nen Stre­cke ge­mel­det wür­den.

Nach­dem die Par­tei­en den Rechts­streit in der Haupt­sa­che hin­sicht­lich der zu­nächst von der Klä­ge­rin im We­ge der Stu­fen­kla­ge ge­stell­ten An­trä­ge über­ein­stim­mend für er­le­digt er­klärt ha­ben, hat die Klä­ge­rin schließ­lich be­an­tragt, die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an die L-Bank den Kauf­preis (47.362 €) ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung von 12.488,60 € – so­mit ei­nen Be­trag von 34.873,40 € – nebst Zin­sen zu zah­len, und zwar Zug um Zug ge­gen Rück­nah­me des von der Be­klag­ten ge­lie­fer­ten Fahr­zeugs.

Das Land­ge­richt hat der Kla­ge statt­ge­ge­ben. Zur Be­grün­dung hat es im We­sent­li­chen aus­ge­führt, das Fahr­zeug sei mit ei­nem zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­den Sach­man­gel in Ge­stalt ei­ner feh­ler­haf­ten Fe­de­rung be­haf­tet. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten sei der vom Sach­ver­stän­di­gen fest­ge­stell­te De­fekt an der Fe­de­rung nicht auf ein Auf­set­zen des Fahr­zeugs zu­rück­zu­füh­ren.

Die Be­ru­fung der Be­klag­ten blieb über­wie­gend er­folg­los.

Aus den Grün­den: B. … Die Kla­ge ist bis auf ei­ne ge­ring­fü­gi­ge Zu­viel­for­de­rung be­tref­fend den Zins­an­spruch be­grün­det.

I. Der Klä­ge­rin steht der gel­tend ge­mach­te An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags nach §§ 437 Nr. 2, 440, 323, 326 BGB zu.

1. Die sich aus … de[n] All­ge­mei­nen Lea­sing­be­din­gun­gen er­ge­ben­de Ak­tiv­le­gi­ti­ma­ti­on der Klä­ge­rin … steht in der Be­ru­fungs­in­stanz nicht mehr in Streit.

2. a) Nach der in ers­ter In­stanz durch­ge­führ­ten Be­weis­auf­nah­me durch Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens steht fest, dass das Fahr­zeug mit ei­nem Sach­man­gel ge­mäß § 434 I 2 Nr. 2 BGB in Ge­stalt ei­nes De­fekts an der hy­drop­neu­ma­ti­schen Fe­de­rung be­haf­tet ist. An­lass, von den im an­ge­foch­te­nen Ur­teil ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen nach Maß­ga­be des § 529 I Nr. 1 ZPO ab­zu­wei­chen, be­steht nicht.

aa) Der Sach­ver­stän­di­ge S hat nach­voll­zieh­bar dar­ge­legt, dass nach den von ihm ge­trof­fe­nen Un­ter­su­chun­gen die hy­drop­neu­ma­ti­sche Fe­de­rung, die sich mit ei­ner elek­tro­nisch ge­re­gel­ten Ab­stim­mung und Dämp­fung au­to­ma­tisch dem Fahr­stil des Fah­rers an­pas­sen soll, in un­re­gel­mä­ßi­gen Ab­stän­den nicht ord­nungs­ge­mäß funk­tio­niert. Fest steht ins­be­son­de­re, dass sich das Phä­no­men nicht et­wa nur auf ei­ne Feh­ler­mel­dung im Dis­play be­schränkt, son­dern die­ser An­zei­ge in un­ter­schied­li­chen Zeit­ab­stän­den ei­ne Ver­än­de­rung des Fahr­ver­hal­tens der­ge­stalt folgt, dass ein spür­bar här­te­res und straf­fe­res Fe­de­rungs­ver­hal­ten auf­tritt. Die­ses ver­än­der­te Fe­de­rungs­ver­hal­ten kann (nur) durch ein Un­ter­bre­chen der Zün­dung be­sei­tigt wer­den. Als Ur­sa­chen für das von ihm fest­ge­stell­te Phä­no­men hat der Sach­ver­stän­di­ge ei­nen rei­nen Soft­ware­feh­ler oder den von ihm als „Ma­cke“ be­zeich­ne­ten De­fekt ei­nes der vier Ni­ve­au­ge­ber an­ge­führt, de­ren Vor­ga­ben für die Elek­tro­nik zur Kon­trol­le der Fe­de­rung maß­geb­lich sind. Die­se „Ma­cke“ kann in ei­nem in­ter­nen, nicht sicht­ba­ren Feh­ler oder aber in ei­ner von au­ßen er­kenn­ba­ren Be­schä­di­gung lie­gen. Let­ze­re hat der Sach­ver­stän­di­ge al­ler­dings bei der Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs nicht fest­stel­len kön­nen, so­dass als Ur­sa­chen nur ein rei­ner Soft­ware­feh­ler oder der in­ter­ne Feh­ler ei­nes Ni­ve­au­ge­bers in Be­tracht kom­men kann.

Dass es sich da­bei – so oder so – nicht um den Stand der Tech­nik han­delt, steht au­ßer Zwei­fel. Dass der Sach­ver­stän­di­ge aus­ge­führt hat, das Pro­blem sei bei dem Mo­dell­typ C6 be­kannt, ist in­so­weit oh­ne Be­lang. Ent­schei­dend für die Fra­ge, ob ein be­stimm­ter Zu­stand dem Stand der Tech­nik ent­spricht, ist nicht der Stand der Se­rie, son­dern der Ent­wick­lungs­stand ver­gleich­ba­rer Fahr­zeu­ge der ge­sam­ten Au­to­mo­bil­in­dus­trie.

bb) So­weit der Be­klag­te in ers­ter In­stanz un­ter Vor­la­ge ei­nes schlecht ko­pier­ten Fo­tos be­haup­tet hat, die Klä­ge­rin ha­be das Fahr­zeug auf­set­zen las­sen mit der Fol­ge, dass die Hö­hen­sen­so­ren rechts und links ei­nen De­fekt er­lit­ten hät­ten, ist das Land­ge­richt dem nicht ge­folgt, oh­ne die von den Par­tei­en be­nann­ten Zeu­gen X und Y zu die­sem Punkt zu ver­neh­men. Auch das ist nicht zu be­an­stan­den.

Zwar muss die Klä­ge­rin be­wei­sen, dass der Sach­man­gel bei Ge­fahr­über­gang vor­han­den oder zu­min­dest an­ge­legt war und Schä­den durch ein ei­ge­nes Fahr­ver­hal­ten oder durch üb­li­chen Ver­schleiß aus­zu­schlie­ßen sind. Al­ler­dings hat der Sach­ver­stän­di­ge im Rah­men der münd­li­chen Er­läu­te­rung des Gut­ach­tens nach­voll­zieh­bar dar­ge­legt, dass er die aus dem Fo­to er­sicht­li­che Be­schä­di­gung nicht fest­ge­stellt ha­be. Dass der Sach­ver­stän­di­ge zu­dem er­klärt hat, auf­grund der schlech­ten Qua­li­tät des Fo­tos kön­ne er nicht ein­mal sa­gen, wel­cher kon­kre­te Be­reich ab­ge­bil­det sei, steht sei­nen An­ga­ben nicht ent­ge­gen. Denn er hat bei sei­ner Un­ter­su­chung die ge­sam­te Fe­de­rung – Hal­te­rung und Ni­ve­au­ge­ber – in Au­gen­schein ge­nom­men. Zu­dem hat er fest­ge­stellt, dass die Ni­ve­au­ge­ber – von der Be­klag­ten als „Hö­hen­sen­so­ren“ be­zeich­net – un­be­schä­digt und in ih­rer Po­si­tio­nen mit de­nen ei­nes an­de­ren Fahr­zeugs ver­gleich­bar wa­ren. Dass die Fehl­funk­tio­nen nicht mit dem Ni­veau des Chas­sis zu­sam­men­hän­gen, be­stä­tigt im Üb­ri­gen auch der Um­stand, dass das ver­än­der­te Fahr­ver­hal­ten un­re­gel­mä­ßig und der Feh­ler­mel­dung in un­ter­schied­li­chen Zeit­ab­stän­den nach­fol­gend auf­tritt und im Üb­ri­gen durch ei­nen blo­ßen Neu­start be­ho­ben wer­den kann. Die­se Um­stän­de las­sen sich nur mit ei­ner Ur­sa­che in der Elek­tro­nik des Fahr­zeugs – ent­we­der in Ge­stalt ei­nes rei­nen Soft­ware­feh­lers oder dem vom Sach­ver­stän­di­gen be­schrie­be­nen, nicht sicht­ba­ren in­ter­nen Feh­ler ei­nes Ni­ve­au­ge­bers – er­klä­ren. Da­mit ist aber das Vor­lie­gen ei­nes bei Ge­fahr­über­gang zu­min­dest schon an­ge­leg­ten Sach­man­gels i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB be­legt.

Lässt sich kei­ne äu­ße­re Be­schä­di­gung fest­stel­len, schei­det ei­ne Ver­ur­sa­chung durch die Klä­ge­rin, zum Bei­spiel durch Auf­set­zen des Fahr­zeugs, aus. Üb­li­cher Ver­schleiß kommt bei die­sen mög­li­chen Ur­sa­chen oh­ne­hin nicht in Be­tracht.

Die Be­haup­tung der Be­klag­ten, ein Auf­set­zen des Fahr­zeugs ha­be zur Be­schä­di­gung der Hö­hen­sen­so­ren und da­mit zu dem ver­än­der­ten Fe­de­rungs­ver­hal­ten ge­führt, greift da­her nicht durch. In­so­fern kann da­hin­ste­hen, dass die Vor­ge­hens­wei­se der Be­klag­ten, die noch mit Schrift­satz vom 27.08.2008 vor­tra­gen ließ, die Fe­de­rung sei nicht de­fekt, und erst nach Gut­ach­ten­ein­ho­lung das vor­pro­zes­sua­le Schrei­ben vom 03.03.2008 mit der Be­haup­tung ei­nes von der Klä­ge­rin ver­ur­sach­ten Scha­dens an der Fe­de­rung vor­ge­legt hat, we­nig nach­voll­zieh­bar ist. Eben­so ist ihr Vor­trag, „in­fol­ge des Scha­dens ent­ste­he ei­ne Feh­ler­mel­dung, die kon­kret mit der Fe­de­rung nichts zu tun ha­be, son­dern nur zu ei­nem ver­än­der­ten Ni­veau des Chas­sis ge­führt ha­be“, vor dem Hin­ter­grund der Un­ter­su­chungs­er­geb­nis­se des Sach­ver­stän­di­gen we­nig plau­si­bel.

cc) So­weit die Be­klag­te nun in zwei­ter In­stanz das Fo­to in ei­ner Qua­li­tät vor­legt, die ei­ne Be­schä­di­gung und das be­trof­fe­ne Bau­teil er­ken­nen lässt, und da­zu be­haup­tet, das vom Zeu­gen Y am 28.02.2008 ge­fer­tig­te Fo­to zei­ge ei­ne gro­ße Be­schä­di­gung „im Här­te­reg­ler“ hin­ten, lässt sich zu­nächst fest­stel­len, dass auf dem Fo­to nur die Be­schä­di­gung ei­ner Um­man­te­lung er­kenn­bar ist.

Zu­dem ist die Be­haup­tung der Be­klag­ten zur an­geb­li­chen Scha­den­sur­sa­che in­so­weit neu, als nun von der Klä­ge­rin durch Auf­set­zen ein an­de­res Bau­teil be­schä­digt wor­den sein und dies da­zu ge­führt ha­ben soll, dass der Ni­veau­reg­ler auch oh­ne Be­schä­di­gung nicht mehr ein­wand­frei ar­bei­ten kön­ne. Die­ses Vor­brin­gen ist ver­spä­tet. Die Zu­las­sungs­vor­aus­set­zun­gen des § 531 II ZPO lie­gen für die­sen neu­en Vor­trag nicht vor. Die Be­klag­te hät­te oh­ne Wei­te­res die nun be­haup­te­te Scha­den­sur­sa­che vor­tra­gen kön­nen, da ihr das Fo­to be­reits in ers­ter In­stanz vor­ge­le­gen hat.

In­so­fern kann es da­hin­ste­hen, dass auch der neue Vor­trag der Be­klag­ten we­nig plau­si­bel ist. Die Be­schä­di­gung, die au­gen­schein­lich nur ei­ne Plas­ti­kum­man­te­lung be­trifft und da­mit kei­ne funk­tio­nel­len Be­ein­träch­ti­gun­gen be­wir­ken dürf­te, kann nur zwi­schen dem drit­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such und der er­neu­ten Be­sich­ti­gung am 28.02.2008 ent­stan­den sein. Denn an­dern­falls hät­te sie auch der Be­klag­ten, die auf die Of­fen­kun­dig­keit der Be­schä­di­gung ex­pli­zit ver­weist, schon frü­her auf­fal­len müs­sen. Die Feh­ler­an­zei­gen be­tref­fend die Fe­de­rung, die auch der Sach­ver­stän­di­ge fest­ge­stellt hat, hat die Klä­ge­rin aber be­reits ab Mai 2007 ge­rügt. Im Üb­ri­gen ver­bleibt es bei der Aus­sa­ge des Sach­ver­stän­di­gen, nach der nur ein rei­ner Soft­ware­feh­ler oder ei­ne Fehl­funk­ti­on ei­nes der vier Ni­ve­au­ge­ber, de­ren Vor­ga­ben die zur Kon­trol­le der Fe­de­rung ein­ge­setz­te Elek­tro­nik be­rück­sich­tigt, zu der Ent­ste­hung des ver­än­der­ten Fe­de­rungs­ver­hal­tens füh­ren kann, wo­bei er für das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug äu­ße­re Be­schä­di­gun­gen an den Ni­ve­au­ge­bern aus­ge­schlos­sen hat.

b) Ist das Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels an der Fe­de­rung be­wie­sen, kommt es auf das Vor­han­den­sein der wei­te­ren De­fek­te, auf die die Klä­ge­rin den Rück­tritt stützt, nicht an. Denn im Hin­blick auf die de­fek­te Fe­de­rung lie­gen auch die wei­te­ren, nach­fol­gend an­ge­führ­ten Rück­tritts­vor­aus­set­zun­gen vor.

3. Mit Schrei­ben vom 10.08.2007 hat die Klä­ge­rin der Be­klag­ten ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­mäß § 323 I BGB ge­setzt. Dass der ge­rüg­te Man­gel an der Fe­de­rung in die­sem Schrei­ben nicht aus­drück­lich er­wähnt ist, ist oh­ne Be­lang. Für die Be­klag­te, die das Fahr­zeug zu die­sem Zeit­punkt be­reits zwecks Nach­bes­se­rung un­ter an­de­rem des De­fekts an der Fe­de­rung in Be­sitz hat­te, war klar zu er­ken­nen, dass sich die Frist­set­zung auf die in dem Nach­bes­se­rungs­auf­trag ent­hal­te­nen Punk­te be­zog.

4. Die Klä­ge­rin hat mit Schrei­ben vom 27.08.2007 und er­neut mit Schrei­ben vom 25.01.2008 den Rück­tritt ge­gen­über der Be­klag­ten er­klärt.

5. Grün­de für den Aus­schluss des Rück­tritts­rechts lie­gen nicht vor.

a) Das Rück­tritts­recht ist nicht nach § 323 V 2 BGB aus­ge­schlos­sen. Für ei­ne Un­er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung, für die im Üb­ri­gen die Be­klag­te dar­le­gungs- und be­weis­pflich­tig ist, gibt es kei­ne An­halts­punk­te. Nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen stellt die plötz­lich auf­tre­ten­de Ver­än­de­rung des Fe­de­rungs­ver­hal­tens ei­ne deut­li­che Kom­fort­ein­bu­ße und ei­ne re­du­zier­te Mög­lich­keit der Fahr­zeug­nut­zung dar. Dem ist die Be­klag­te nicht ent­ge­gen­ge­tre­ten.

b) Auch die Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen Aus­schluss der Ge­währ­leis­tungs­rech­te we­gen Ver­let­zung der Un­ter­su­chungs- und Rü­ge­ob­lie­gen­hei­ten des § 377 HGB lie­gen nicht vor.

aa) Zwar fin­det § 377 HGB vor­lie­gend oh­ne Wei­te­res An­wen­dung.

So­wohl die Klä­ge­rin als auch die Be­klag­te als ein­ge­tra­ge­ner Kauf­mann be­trei­ben ein Han­dels­ge­wer­be. Der streit­ge­gen­ständ­li­che Kauf­ver­trag stellt ein bei­der­sei­ti­ges Han­dels­ge­schäft dar. Denn auch die von der Klä­ge­rin ge­tä­tig­te An­schaf­fung des Pkw für ihr Ge­wer­be ge­hört zum Be­trieb des Han­dels­ge­wer­bes i. S. des § 343 HGB.

bb) Es kann da­hin­ste­hen, dass die Klä­ge­rin bis­lang nicht aus­rei­chend dar­ge­tan ha­ben mag, dass sie die Rü­ge­ob­lie­gen­hei­ten des § 377 HGB er­füllt hat, nach­dem sich der Sach­man­gel erst­mals ge­zeigt hat. Denn in­so­weit trägt sie le­dig­lich vor, dass sie nach der schrift­li­chen Män­gel­rü­ge vom 07.05.2007 im Zu­ge von Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten den Be­klag­ten „dar­auf hin­ge­wie­sen ha­be, dass auch die Fe­de­rung de­fekt sei und ent­spre­chen­de Feh­ler­mel­dun­gen an­ge­zeigt wür­den“.

cc) Je­den­falls ist da­von aus­zu­ge­hen ist, dass die Be­klag­te auf die Gel­tend­ma­chung des Ver­spä­tungs­ein­wan­des ver­zich­tet hat. Das ist kon­klu­dent da­durch ge­sche­hen, dass die Be­klag­te auf zwei Män­gel­rü­gen der Klä­ge­rin be­tref­fend die Fe­de­rung vor­be­halt­los Nach­bes­se­rungs­ver­su­che un­ter­nom­men hat. In­so­fern gel­ten die­sel­ben Grund­sät­ze wie in den Fäl­len, in de­nen der Ver­käu­fer die be­an­stan­de­te Wa­re vor­be­halt­los zu­rück­ge­nom­men hat, vor­be­halt­los die Nach­bes­se­rung zu­ge­sagt oder die Feh­ler­haf­tig­keit der Wa­re vor­be­halt­los an­er­kannt hat (vgl. da­zu OLG Stutt­gart, Urt. v. 20.07.2007 – 10 U 246/06).

c) Schließ­lich lie­gen auch nicht die Vor­aus­set­zun­gen für die Ver­wir­kung des Rück­tritts­rechts vor.

So­weit die Be­klag­te gel­tend macht, die Klä­ge­rin ha­be ihr Rück­tritts­recht je­den­falls des­halb ver­lo­ren, weil sie der Be­klag­ten nach der Scha­dens­fest­stel­lung am 28.02.2008 kei­ne Ge­le­gen­heit mehr zur Nach­bes­se­rung ge­ge­ben ha­be, greift die­ser Ein­wand nicht durch. Dass die Klä­ge­rin bei die­ser Ge­le­gen­heit ei­ne er­neu­te Re­pa­ra­tur ver­wei­gert hat, war nicht treu­wid­rig. Denn die Be­klag­te war nach ih­rer ei­ge­nen Ein­las­sung nicht zu ei­ner er­neu­ten kos­ten­lo­sen Nach­bes­se­rung ge­mäß ih­rer Ver­pflich­tung aus § 439 II BGB, son­dern le­dig­lich zu ei­ner Re­pa­ra­tur ge­gen Be­zah­lung durch die Klä­ge­rin be­reit, weil sie die Ur­sa­che in ei­nem von der Klä­ge­rin ver­ur­sach­ten Scha­den sah. Da­zu war die Klä­ge­rin je­doch nicht ver­pflich­tet.

7. Lie­gen die Vor­aus­set­zun­gen des Rück­tritts­rechts vor, ist der Kauf­ver­trag … rück­ab­zu­wi­ckeln.

Nicht zu be­an­stan­den ist der von der Klä­ge­rin er­rech­ne­te Ab­zug für die von ihr ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen in Hö­he von 12.488,60 € Die Be­rech­nung der Nut­zungs­ent­schä­di­gung wird von dem Be­klag­ten eben­so we­nig wie der bis zur „Stil­le­gung“ ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter­stand in Zwei­fel ge­zo­gen.

Im Ge­gen­zug ist die Klä­ge­rin zur Rück­über­eig­nung des be­reits im Be­sitz des Be­klag­ten be­find­li­chen Fahr­zeugs ver­pflich­tet.

II. Der Zins­an­spruch der Klä­ge­rin be­steht im te­n­o­rier­ten Um­fang ge­mäß §§ 288 I, 291 BGB. Die wei­ter­ge­hen­de Zins­for­de­rung ist un­be­grün­det.

1. Der gel­tend ge­mach­te Zins­be­ginn ab dem 25.02.2008 ist nicht schlüs­sig dar­ge­legt …

2. Die Zins­hö­he rich­tet sich nach § 288 I BGB. Bei dem im Zu­ge der Rück­ab­wick­lung ge­mäß § 346 BGB ge­for­der­ten Be­trag han­delt es sich nicht um ei­ne Ent­gelt­for­de­rung i. S. des § 288 II BGB

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