Ei­ne Auf­klä­rungs­pflicht des Ver­käu­fers ei­nes Die­sel­fahr­zeugs über Vor- und Nach­tei­le ei­nes Ruß­par­ti­kel­fil­ters be­steht je­den­falls dann nicht, wenn der Käu­fer ei­ne Jah­res­fahr­leis­tung von 31.000 km an­gibt und er­klärt, dass er das Fahr­zeug für sei­ne ge­werb­li­che bzw. selbst­stän­di­ge be­ruf­li­che Tä­tig­keit be­nö­ti­ge. Der Ver­käu­fer muss un­ter die­sen Um­stän­den nicht da­mit rech­nen, dass das Fahr­zeug spä­ter über­wie­gend im Kurz­stre­cken­be­trieb be­nutzt wird.

OLG Hamm, Ur­teil vom 09.06.2009 – 28 U 57/08

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ver­langt von der Be­klag­ten, die mit Kraft­fahr­zeu­gen han­delt, die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ein mit Die­sel­kraft­stoff be­trie­be­nes Neu­fahr­zeug. Die Par­tei­en strei­ten un­ter an­de­rem dar­über, ob das Fahr­zeug man­gel­haft ist, weil der Ruß­par­ti­kel­fil­ter im Kurz­stre­cken­ein­satz und bei nied­ri­gen Au­ßen­tem­pe­ra­tu­ren durch Frei­b­renn­fahr­ten ge­rei­nigt wer­den muss.

Der Klä­ger be­stell­te das vor­ge­nann­te Fahr­zeug am 08.07.2006 bei der Be­klag­ten. Er gab ei­ne jähr­li­che Fahr­leis­tung von 31.000 km an und er­klär­te, er be­nö­ti­ge das Fahr­zeug für sei­ne ge­werb­li­che bzw. selbst­stän­di­ge be­ruf­li­che Tä­tig­keit. Am 14.07.2006 wur­de der Wa­gen erst­mals zu­ge­las­sen und dem Klä­ger über­ge­ben. Der Klä­ger schloss ei­nen Lea­sing­ver­trag mit der E-GmbH, die ihm ih­re An­sprü­che aus Sach­män­gel­rech­ten ab­trat. Das Fahr­zeug ist se­ri­en­mä­ßig mit ei­nem Die­sel­ruß­par­ti­kel­fil­ter aus­ge­stat­tet, der da­zu dient, die im Ab­gas des Die­sel­mo­tors vor­han­de­nen Par­ti­kel zu re­du­zie­ren. Der Fil­ter muss in re­gel­mä­ßi­gen Ab­stän­den ge­rei­nigt wer­den und ist zu die­sem Zweck mit ei­nem au­to­ma­ti­schen Re­ge­ne­ra­ti­ons­mo­dus aus­ge­stat­tet.

Von Ju­li bis Ok­to­ber 2006 leg­te der Klä­ger rund 19.500 km zu­rück. Spä­ter fuhr er über­wie­gend Kurz­stre­cken im Stadt­ver­kehr. Im Ja­nu­ar 2007 leuch­te­te am Ar­ma­tu­ren­brett ein gel­bes Warn­si­gnal auf. Im Dis­play er­schien die Mit­tei­lung: „Ruß­fil­ter voll, sie­he Hand­buch“. Am 31.01.2007 er­schien der Klä­ger bei der Be­klag­ten, die die Re­ge­ne­ra­ti­on des Fil­ters ma­nu­ell vor­nahm. In der Fol­ge­zeit – nach An­ga­ben der Be­klag­ten „mehr­fach“, nach An­ga­ben des Klä­gers im Fe­bru­ar 2007 so­wie am 05.04.2007 – such­te der Klä­ger die Werk­statt der Be­klag­ten wie­der­um auf, um die Re­ge­ne­ra­ti­on vor­neh­men zu las­sen. Am 26.06.2007 stell­te der Klä­ger das Fahr­zeug auf dem Hof der Be­klag­ten ab und ließ es dort zu­rück.

Der Klä­ger hält den Re­ge­ne­ra­ti­ons­mo­dus des Die­sel­ruß­par­ti­kel­fil­ters für un­zu­rei­chend und macht gel­tend, dass das Fahr­zeug für ei­nen Kurz­stre­cken­be­trieb nicht ge­eig­net sei. Der Klä­ger hat vor­ge­tra­gen, dass die Vor­lauf­stre­cke nur 1.000 Me­ter be­tra­ge, bis das Fahr­zeug in ein  „Not­pro­gramm“ fal­le, wel­ches ei­ne Ge­schwin­dig­keit von nur 30–40 km/h ge­stat­te. Die Be­klag­te hat im We­sent­li­chen gel­tend ge­macht, dass der Die­sel­ruß­par­ti­kel­fil­ter des Fahr­zeugs dem Stand der Tech­nik ent­spre­che. Der Klä­ger se­he sich le­dig­lich au­ßer­stan­de, die Rah­men­be­din­gun­gen des Re­ge­ne­ra­ti­ons­mo­dus ein­zu­hal­ten. Das Hand­buch sieht nach An­ga­ben der Be­klag­ten, die der Klä­ger mit Nicht­wis­sen be­strit­ten hat, un­ter der Über­schrift  „Die­sel­par­ti­kel­fil­ter (DPF)“ un­ter an­de­rem vor:

„Um die Par­ti­kel zu ver­bren­nen und den Fil­ter zu ent­lee­ren, wird ei­ne sog. Re­ge­ne­rie­rung ge­star­tet. Da­zu ist es er­for­der­lich, dass der Mo­tor sei­ne nor­ma­le Be­triebs­tem­pe­ra­tur er­reicht hat.“

Un­ter der Über­schrift „Re­ge­ne­rie­rung bei kal­ter Wit­te­rung“ sei be­stimmt:

„Wenn das Fahr­zeug häu­fig bei kal­ter Wit­te­rung über kur­ze Stre­cken ge­fah­ren wird, er­reicht der Mo­tor nicht sei­ne nor­ma­le Be­triebs­tem­pe­ra­tur. Dies führt da­zu, dass kei­ne Re­ge­ne­ra­ti­on er­folgt und der Fil­ter nicht ent­leert wird. So­bald der Fil­ter zu 80 % mit Par­ti­keln ge­füllt ist, leuch­tet ein gel­bes Warn­drei­eck am Ar­ma­tu­ren­brett auf und die Mit­tei­lung ‚Ruß­fil­ter voll, sie­he Hand­buch? er­scheint im Dis­play des Ar­ma­tu­ren­bretts. Um die Re­ge­ne­rie­rung des Ruß­fil­ters zu star­ten, das Fahr­zeug star­ten – am bes­ten auf der Land­stra­ße oder auf der Au­to­bahn – bis der Mo­tor sei­ne nor­ma­le Be­triebs­tem­pe­ra­tur er­reicht. Das Fahr­zeug soll­te dann ca. wei­te­re 20 Mi­nu­ten lang ge­fah­ren wer­den. Wäh­rend der lau­fen­den Re­ge­ne­rie­rung wird die Mo­tor­leis­tung des Fahr­zeugs re­du­ziert …“

Das Land­ge­richt hat die auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ge­rich­te­te Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Be­ru­fung des Klä­gers blieb er­folg­los.

Aus den Grün­den: II. … 1. Der Klä­ger kann von der Be­klag­ten nicht nach §§ 346 I, 348 BGB i. V. mit § 437 Nr. 2, Fall 1, §§ 326 V, 323 BGB Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses von 49.757 € an die Lea­sing­ge­be­rin Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs be­an­spru­chen. Der Klä­ger hat zwar den Rück­tritt kon­klu­dent – durch Rück­ga­be des Kauf­ge­gen­stands (sie­he MünchKomm-BGB/Gai­er, 5. Aufl., § 349 Rn. 1) – er­klärt, in­dem er das Fahr­zeug auf dem Hof der Be­klag­ten ab­stell­te und es dort zu­rück­ließ (§§ 349, 133 BGB). Das von Klä­ger er­wor­be­ne Die­sel­fahr­zeug weist je­doch kei­nen Sach­man­gel auf.

Der ein­ge­bau­te Die­sel­ruß­par­ti­kel­fil­ter re­ge­niert sich nicht au­to­ma­tisch, wenn das Fahr­zeug häu­fig bei kal­ter Wit­te­rung über kur­ze Stre­cken ge­fah­ren wird und der Mo­tor da­bei nicht sei­ne nor­ma­le Be­triebs­tem­pe­ra­tur er­reicht. Maß­stab für die Fra­ge, ob dar­in ein Sach­man­gel zu se­hen ist, ist § 434 I BGB. Da­nach ist die Sa­che man­gel­frei, wenn sie bei Ge­fahr­über­gang die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat (§ 434 I 1 BGB). Nach Satz 2 die­ser Be­stim­mung ist die Sa­che, so­weit ih­re Be­schaf­fen­heit nicht ver­ein­bart ist, frei von Sach­män­geln, wenn sie sich für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net (Nr. 1), sonst, wenn sie sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (Nr. 2).

a) Ei­ne be­stimm­te Be­schaf­fen­heit (§ 434 I 1 BGB) des Die­sel­fahr­zeugs ha­ben die Par­tei­en je­den­falls im Hin­blick auf den Ruß­par­ti­kel­fil­ter nicht ver­ein­bart. Das macht der Klä­ger nicht gel­tend. Er macht auch nicht gel­tend, dass sich das Fahr­zeug nicht für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net (§ 434 I 2 Nr. 1 BGB). Der Ver­trags­zweck rich­te­te sich nicht dar­auf, dass das Fahr­zeug über­wie­gend für Kurz­stre­cken­fahr­ten ein­ge­setzt wer­den soll­te.

b) Das dem Klä­ger ver­kauf­te Die­sel­fahr­zeug eig­net sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung und weist ei­ne Be­schaf­fen­heit auf, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB). Die Markt­er­war­tung, das heißt die be­rech­tig­te Käu­fe­rer­war­tung, ori­en­tiert sich in Er­man­ge­lung ab­wei­chen­der An­halts­punk­te je­den­falls im Re­gel­fall an der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit gleich­ar­ti­ger Sa­chen (BGH, Urt. v. 07.02.2007 – VI­II ZR 266/06, NJW 2007, 1351 Tz. 21). Maß­stab ist das Ni­veau, das ver­gleich­ba­re Fahr­zeu­ge an­de­rer Her­stel­ler er­rei­chen und das der Markt­er­war­tung ent­spricht (OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 18.01.2008 – I-17 U 2/07, NJW-RR 2008, 1230; Urt. v. 19.06.2006 – I-1 U 38/06, NJW 2006, 2858; OLG Bran­den­burg, Urt. v. 19.03.2008 – 4 U 135/07, NJW-RR 2008, 1282; OLG Karls­ru­he, Urt. v. 28.06.2007 – 9 U 239/06, NJW-RR 2008, 137; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 10. Aufl., Rn. 201 ff., je­weils m. w. Nachw.). Maß­geb­lich ist der Zeit­punkt der Be­stel­lung des Neu­wa­gens (OLG Bran­den­burg, Urt. v. 19.03.2008 – 4 U 135/07, NJW-RR, 2008, 1282 [1283]). Die Not­wen­dig­keit von Frei­b­renn­fahr­ten (Re­ge­ne­ra­ti­ons­fahr­ten) weicht nach die­sen Grund­sät­zen nicht vom Stand der Tech­nik ab.

aa) Nach der Recht­spre­chung des BGH (Urt. v. 04.03.2009 – VI­II ZR 160/08, ZGS 2009, 282) stellt der Um­stand, dass ein Kraft­fahr­zeug mit Die­sel­par­ti­kel­fil­ter für ei­ne Ver­wen­dung im rei­nen Kurz­stre­cken­be­trieb nur ein­ge­schränkt ge­eig­net ist, weil die zur Rei­ni­gung des Par­ti­kel­fil­ters er­for­der­li­che Ab­gas­tem­pe­ra­tur im rei­nen Kurz­stre­cken­be­trieb re­gel­mä­ßig nicht er­reicht wird, so dass zur Fil­ter­rei­ni­gung von Zeit zu Zeit län­ge­re Fahr­ten un­ter­nom­men wer­den müs­sen, kei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB dar, wenn dies nach dem Stand der Tech­nik nicht zu ver­mei­den ist und aus dem­sel­ben Grund auch die Kurz­stre­cken­eig­nung der Fahr­zeu­ge an­de­rer Her­stel­ler, die mit ei­nem Die­sel­par­ti­kel­fil­ter aus­ge­rüs­tet sind, in glei­cher Wei­se be­ein­träch­tigt ist.

So ist es im vor­lie­gen­den Fall. Die Ruß­par­ti­kel­fil­ter ver­gleich­ba­rer Fahr­zeu­ge an­de­rer Her­stel­ler ar­bei­ten nicht an­ders. Der Fil­ter al­ler Die­sel­fahr­zeu­ge mit ka­ta­ly­ti­schem Fil­ter muss – her­stel­ler­über­grei­fend – in be­stimm­ten Ab­stän­den ge­rei­nigt wer­den, was durch sog. Frei­b­renn­fahr­ten zu ge­sche­hen hat (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 208). Als Ver­gleichs­maß­stab kann nicht auf Fahr­zeu­ge oh­ne Par­ti­kel­fil­ter ab­ge­stellt wer­den (BGH, Urt. v. 04.03.2009 – VI­II ZR 160/08, ZGS 2009, 282). Es kommt da­her nicht dar­auf an, dass der Klä­ger nach sei­nen An­ga­ben in der Ver­gan­gen­heit wie­der­holt an­de­re Fahr­zeu­ge der Mar­ke X be­nutzt hat, auch das be­tref­fen­de Mo­dell, frei­lich oh­ne Par­ti­kel­fil­ter.

bb) So­fern – wie hier – der Stand der Tech­nik ge­wahrt ist, be­rührt es die Eig­nung des vom Klä­ger er­wor­be­nen Fahr­zeugs für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung nicht, dass die Durch­füh­rung die Fil­ter­rei­ni­gung un­ter Um­stän­den mit ge­wis­sen Un­an­nehm­lich­kei­ten ver­bun­den sein mag. Die­ses Er­geb­nis wird nicht durch Ge­brauchs­be­ein­träch­ti­gun­gen in­fra­ge ge­stellt, die sich dar­aus er­ge­ben, dass der Par­ti­kel­fil­ter in be­stimm­ten Ab­stän­den bei ei­ner Ab­gas­tem­pe­ra­tur, die erst nach ei­ner ge­wis­sen Zeit er­reicht wird, frei­ge­brannt wer­den muss, und dass des­halb re­gel­mä­ßig al­lein zum Zweck der Fil­ter­rei­ni­gung un­ter Um­stän­den län­ge­re Au­to­bahn- bzw. Über­land­fahr­ten er­for­der­lich wer­den kön­nen. Denn da­bei han­delt es sich le­dig­lich um die prak­ti­schen Aus­wir­kun­gen des ge­gen­wär­ti­gen Stands ei­ner Fil­ter­tech­nik, die man als un­be­frie­di­gend emp­fin­den mag, die aber bei al­len Fahr­zeu­gen mit Die­sel­par­ti­kel­fil­ter auf­tre­ten und beim der­zei­ti­gen Stand der Tech­nik nicht zu ver­mei­den sind (BGH, Urt. v. 04.03.2009 – VI­II ZR 160/08, ZGS 2009, 282). Ei­ne ver­bes­se­rungs­wür­di­ge Tech­nik ist un­ter die­sen Um­stän­den kein Man­gel des Kauf­ge­gen­stands (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 210).

c) Der Klä­ger hat zu­sätz­lich gel­tend ge­macht, dass er nach dem Auf­leuch­ten ei­ner gel­ben Warn­lam­pe mit sei­nem Fahr­zeug nur noch rund 1.000 Me­ter zu­rück­le­gen kön­ne, be­vor es in den Not­lauf­mo­dus fal­le.

aa) Da­mit trägt der Klä­ger schlüs­sig ei­nen Sach­man­gel des von ihm er­wor­be­nen Fahr­zeugs vor, weil die­ses Fahr­zeug dann ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­wei­sen wür­de, die bei Sa­chen der glei­chen Art nicht üb­lich ist. Den Be­klag­te und ih­re Streit­hel­fe­rin be­haup­ten in zwei­ter In­stanz näm­lich, dass die Vor­warn­zeit bzw. -stre­cke 120 km bis 240 km be­tra­ge. Die Bord­elek­tro­nik ge­be – ge­staf­felt – zwei Warn­hin­wei­se aus. Zu­nächst wer­de ein Warn­drei­eck in gel­ber (bzw. oran­ger) Far­be an­ge­zeigt, wenn der Fil­ter voll sei und der Re­ge­ra­ti­ons­zy­klus be­gin­nen müs­se. Das Dis­play zei­ge dann an: „DPF voll, sie­he Hand­buch“. Nach die­ser War­nung neh­me der Fil­ter noch acht Gramm Ruß auf. Un­ter­su­chun­gen der Streit­hel­fe­rin hät­ten er­ge­ben, dass ein Gramm Ruß nach ei­ner Fahr­stre­cke von 15 km bis 30 km an­ge­rei­chert wer­de. Nach ei­ner Fahr­stre­cke von 120 km bis 240 km ge­be die Bord­elek­tro­nik die zwei­te War­nung aus und zei­ge ein Warn­drei­eck in ro­ter Far­be, wenn der Kun­de auf die ers­te Mit­tei­lung nicht re­agie­re. Das Dis­play zei­ge dann an: „Mo­tor­war­tung er­for­der­lich, sie­he Hand­buch“. Das Fahr­zeug schal­te in den Not­lauf­mo­dus.

bb) Die vom Klä­ger be­haup­te­te, au­ßer­or­dent­lich kur­ze Vor­lauf­stre­cke ist an­hand des vom Se­nat ein­ge­hol­ten Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens nicht nach­zu­wei­sen.

(1) Nach dem Tat­be­stand des land­ge­richt­li­chen Ur­teils ist es al­ler­dings un­strei­tig, dass ein Warn­licht den Fah­rer auf­for­de­re, in­ner­halb der nächs­ten 1.000 Me­ter ei­ne Werk­statt auf­zu­su­chen oder ei­ne Um­ge­hungs­stra­ße bzw. Au­to­bahn zu be­fah­ren. An die­se, von der Be­klag­ten und ih­rer Streit­hel­fe­rin in zwei­ter In­stanz be­strit­te­nen Fest­stel­lung des Land­ge­richts ist der Se­nat ge­mäß § 529 I Nr. 1 ZPO je­doch nicht ge­bun­den, weil die auf­fal­len­de Kür­ze der vom Land­ge­richt an­ge­nom­me­nen Vor­warn­stre­cke bei le­bens­na­her Be­trach­tung au­ßer­or­dent­lich frag­wür­dig er­scheint und des­halb be­reits aus sich her­aus kon­kre­te An­halts­punk­te für Zwei­fel an ih­rer Rich­tig­keit bie­tet.

Ab­ge­se­hen da­von ist der neue Sach­vor­trag der Be­klag­ten und ih­rer Streit­hel­fe­rin nach § 529 II Nr. 2 i. V. mit § 531 II Nr. 1 und 2 ZPO zu be­rück­sich­ti­gen. § 531 II Nr. 1 ZPO ist er­füllt, weil das Land­ge­richt an die Fest­stel­lung zu ei­ner nur kur­zen Vor­stre­cke von 1.000 Me­tern kei­ne für die Be­klag­te nach­tei­li­ge Schluss­fol­ge­rung ge­knüpft hat. § 531 II Nr. 2 ZPO ist zu­guns­ten der Be­klag­ten und ih­rer Streit­hel­fe­rin eben­falls ge­ge­ben. Hät­te das Land­ge­richt den erst am Ter­m­ins­tag der Be­klag­ten und der Streit­hel­fe­rin zu­gäng­lich ge­mach­ten neu­en Vor­trag des Klä­gers zur Vor­warn­stre­cke zu­las­ten der Be­klag­ten be­rück­sich­ti­gen wol­len, hät­te es dem ge­stell­ten An­trag auf Schrift­satz­frist statt­ge­ben müs­sen, ihn aber je­den­falls nicht als un­strei­tig an­se­hen dür­fen, zu­mal die Be­klag­te zum Auf­leuch­ten der Warn­leuch­te und zur Feh­ler­mel­dung be­reits in der Kla­ge­er­wi­de­rung kei­nen iden­ti­schen Sach­ver­halt ge­schil­dert hat­te.

(2) Die be­haup­te­te kur­ze Vor­warn­zeit hat der vom Se­nat be­auf­trag­te, sehr er­fah­re­ne Sach­ver­stän­di­ge nicht fest­stel­len kön­nen. Der Sach­ver­stän­di­ge hat das Fahr­zeug bei Kurz­stre­cken­fahr­ten mit nied­ri­gen Au­ßen­tem­pe­ra­tu­ren – näm­lich im kal­ten Win­ter 2009 – ge­tes­tet. Die Re­ge­ne­ra­ti­on be­gann be­reits sehr früh, nach rund fünf Fahr­mi­nu­ten. Nicht ein­mal die gel­be Warn­leuch­te leuch­te­te bei den Ver­su­chen des Sach­ver­stän­di­gen auf; stets re­ge­ne­rier­te der Par­ti­kel­fil­ter vor­her. Nach der über­zeu­gen­den Be­wer­tung des Sach­ver­stän­di­gen ist das Fahr­zeug tech­nisch nicht zu be­an­stan­den. Auch wenn die Vor­warn­stre­cke zwi­schen dem Auf­leuch­ten der gel­ben und der ro­ten Warn­lam­pe un­ter Um­stän­den nur 80 km be­tra­gen kann, wie der Sach­ver­stän­di­ge es ge­wer­tet hat, liegt dar­in kein Sach­man­gel. Ei­ne Frei­b­renn­fahrt lässt sich un­ter die­sen Um­stän­den oh­ne be­acht­li­che Be­ein­träch­ti­gung des Fahr- und Be­dien­kom­forts ein­rich­ten.

cc) Es gibt kei­nen An­halts­punkt da­für, dass die Be­klag­te, nach­dem sie das Fahr­zeug an­läss­lich der (kon­klu­den­ten) Rück­tritts­er­klä­rung des Klä­gers wie­der zu­rück­er­hal­ten hat, ein „ver­steck­tes“ Up­date der Fahr­zeug­soft­ware vor­ge­nom­men hat, und da­durch un­ter Um­stän­den die Be­weis­bar­keit ei­nes Sach­man­gels ver­ei­telt wor­den ist. Der Klä­ger­ver­tre­ter hat im Se­nats­ter­min aus­drück­lich er­klärt, dass er ein Soft­ware­up­date nach dem Ab­stel­len des Fahr­zeugs bei der Be­klag­ten nicht be­haup­te. Die Ver­tre­ter der Be­klag­ten und ih­rer Streit­hel­fe­rin ha­ben zu­dem er­klärt, dass an der Fahr­zeug­soft­ware nichts ge­än­dert wor­den sei. Der Klä­ger ist dem nicht ent­ge­gen­ge­tre­ten.

2. Der Klä­ger kann auch aus dem Ge­sichts­punkt des Ver­schul­dens bei den Ver­trags­ver­hand­lun­gen (§ 437 Nr. 3, §§ 280 I, 311 II BGB) we­gen Ver­let­zung ei­ner Hin­weis- oder Be­ra­tungs­pflicht kei­nen An­spruch ge­gen die Be­klag­te her­lei­ten. Bei den Ver­trags­ver­hand­lun­gen muss­te der Klä­ger nicht ge­son­dert über die Not­wen­dig­keit von Re­ge­ne­ra­ti­ons­fahr­ten auf­ge­klärt wer­den. Die für den Käu­fer not­wen­di­gen In­for­ma­tio­nen er­ge­ben sich aus dem Be­dien­hand­buch. Der von der Be­klag­ten und ih­rer Streit­hel­fe­rin be­haup­te­te und im Tat­be­stand wie­der­ge­ge­be­ne In­halt des Be­dien­hand­buchs trifft zu, wie der Se­nat im ers­ten Ver­hand­lungs­ter­min fest­ge­stellt hat.

Al­ler­dings macht der Klä­ger gel­tend, dass ihm das Hand­buch erst nach Ver­trags­schluss über­ge­ben wor­den sei. Das ist we­der im Grund­satz noch un­ter den be­son­de­ren Um­stän­den des vor­lie­gen­den Falls zu be­an­stan­den. Es ist üb­lich, dass Be­die­nungs­an­lei­tun­gen erst mit der Über­ga­be des Kauf­ge­gen­stan­des aus­ge­hän­digt wer­den. In der Re­gel ist es nicht Be­stand­teil der be­rech­tig­ten Käu­fe­rer­war­tung, dass der Ver­käu­fer ihm War­tungs­hin­wei­se aus der Be­dien­an­lei­tung be­reits bei den Ver­trags­ver­hand­lun­gen mit­teilt.

Be­son­de­re Um­stän­de, die un­ter den Um­stän­den des vor­lie­gen­den Fal­les ei­ne an­de­re Be­wer­tung ge­bie­ten könn­ten, sind nicht ge­ge­ben. Da die hier ein­tre­ten­de Ein­schrän­kung des Fahr- und Be­dien­kom­forts grund­sätz­lich hin­nehm­bar ist und im Be­triebs­hand­buch be­schrie­ben wird, muss­te die Be­klag­te den Klä­ger vor dem Er­werb des Fahr­zeugs nicht zu­sätz­lich ge­son­dert über die Be­son­der­hei­ten des Ruß­par­ti­kel­fil­ters in­for­mie­ren. Da­zu hat­te die Be­klag­te schon des­halb kei­nen An­lass, weil der Klä­ger ei­ne jähr­li­che Fahr­leis­tung von 31.000 km an­ge­ge­ben hat; er be­nö­ti­ge das Fahr­zeug für ge­werb­li­che bzw. selb­stän­di­ge be­ruf­li­che Tä­tig­keit. Auch wenn es sich bei die­ser Fahr­leis­tung um „Misch­be­trieb“ von Lang- und Kurz­stre­cken han­delt, war es nicht er­for­der­lich, den Klä­ger bei den Ver­trags­ver­hand­lun­gen über die Not­wen­dig­keit von Frei­b­renn­fahr­ten ge­son­dert auf­zu­klä­ren, weil nicht zu er­ken­nen war, dass der Klä­ger den – zu­mut­ba­ren – Be­dien­auf­wand nicht leis­ten konn­te.

3. … Die Re­vi­si­on ist nicht zu­zu­las­sen (§ 543 ZPO). Die Rechts­sa­che hat kei­ne grund­sätz­li­che Be­deu­tung; die Fort­bil­dung des Rechts oder die Si­che­rung ei­ner ein­heit­li­chen Recht­spre­chung er­for­dern ei­ne Ent­schei­dung des Re­vi­si­ons­ge­richts nicht. Der BGH hat, wie aus­ge­führt, be­reits ent­schie­den, dass die Not­wen­dig­keit von Re­ge­ne­ra­ti­ons­fahr­ten bei Die­sel­fahr­zeu­gen mit Par­ti­kel­fil­ter kein Sach­man­gel ist. Die Län­ge der er­for­der­li­chen Vor­warn­stre­cke und die Um­stän­de, un­ter de­nen der Ver­käu­fer im Ein­zel­fall bei den Ver­trags­ver­hand­lun­gen über die Not­wen­dig­keit von Frei­b­renn­fah­ren auf­zu­klä­ren ha­ben mag, sind ei­ner Ver­all­ge­mei­ne­rung nicht zu­gäng­lich.

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