1. Die Er­klä­rung ei­nes nicht ge­werb­lich han­deln­den Ver­käu­fers, das ver­kauf­te Fahr­zeug sei „fahr­be­reit“, ist in der Re­gel nur ei­ne „ein­fa­che“ Be­schaf­fen­heits­zu­sa­ge. Als (still­schwei­gen­de) Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie wird ei­ne sol­che Er­klä­rung nur aus­nahms­wei­se – un­ter be­son­de­ren Um­stän­den des Ein­zel­falls – zu be­wer­ten sein.
  2. Sind in ei­nem Kauf­ver­trag zu­gleich ei­ne be­stimm­te Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che und ein pau­scha­ler Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung ver­ein­bart, ist dies re­gel­mä­ßig so aus­zu­le­gen, dass der Haf­tungs­aus­schluss nicht für das Feh­len der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit gel­ten soll (vgl. BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06).

OLG Hamm, Ur­teil vom 12.05.2009 – 28 U 42/09

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin ver­langt die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ei­nen ge­brauch­ten, erst­mals 1988 zu­ge­las­se­nen To­yo­ta Land Crui­ser.

Der Be­klag­te, der Ei­gen­tü­mer des vor­ge­nann­ten Fahr­zeugs war, stell­te es am 08.08.2005 zur Haupt­un­ter­su­chung vor. Dort wur­den er­heb­li­che Män­gel be­an­stan­det. Der Wa­gen er­hielt un­ter an­de­rem auf­grund von Kor­ro­si­ons­schä­den, die Rah­men und tra­gen­de Tei­le er­heb­lich schwäch­ten, kei­ne Prüf­pla­ket­te. Der Be­klag­te ließ Re­pa­ra­tur­ble­che auf­schwei­ßen, so­dass das Fahr­zeug die TÜV-Prüf­pla­ket­te schließ­lich er­hielt.

Im Sep­tem­ber 2006 bot der Be­klag­te den Wa­gen auf ei­ner In­ter­net­auk­ti­ons­platt­form zum Ver­kauf an. Den Ki­lo­me­ter­stand gab er mit 335.000 an. In dem Ver­stei­ge­rungs­an­ge­bot des Be­klag­ten heißt es un­ter an­de­rem:

„TÜV bis 08/2007. Das Fahr­zeug ist in ei­nem für das Al­ter gu­ten Zu­stand mit Ge­brauchs­spu­ren. Ab­ge­mel­det, aber fahr­be­reit. Al­so ein gei­les Teil mit Neh­mer­qua­li­tä­ten … Nun das Üb­li­che: Laut der neu­en EU-Re­ge­lung muss ich an die­ser Stel­le dar­auf hin­wei­sen, dass die­ser Ar­ti­kel ge­braucht von pri­vat ver­kauft wird und aus die­sem Grund jeg­li­cher Ga­ran­tie­an­spruch ent­fällt. EU-Dis­clai­mer: Der Ar­ti­kel wird ‚so wie er ist‘ von pri­vat ver­kauft, da­her wird das Fahr­zeug als Tei­le­trä­ger ver­kauft. Kei­ne Ga­ran­tie. Mit der Ab­ga­be des Ge­bo­tes er­klä­ren Sie sich aus­drück­lich da­mit ein­ver­stan­den, auf die Ih­nen nach neu­em EU-Recht ge­setz­lich zu­ste­hen­de Ge­währ­leis­tung/Ga­ran­tie oder Rück­ga­be bei Ge­braucht­wa­gen völ­lig zu ver­zich­ten. Mit der Ab­ga­be des Ge­bo­tes ak­zep­tiert der Bie­ten­de die­se Be­din­gun­gen und ver­zich­tet be­wusst auf die vor­ge­nann­te EU-Ge­währ­leis­tung/Ga­ran­tie …“

Die Klä­ge­rin er­stei­ger­te den Wa­gen am 25.09.2006 für 4.909 €, oh­ne ihn zu be­sich­ti­gen. Ein schrift­li­cher Kauf­ver­trag wur­de nicht ge­schlos­sen. En­de Sep­tem­ber 2006 über­gab der Be­klag­te der Klä­ge­rin das Fahr­zeug, die ei­ne Ab­gas­un­ter­su­chung vor­neh­men ließ. Da­bei wur­de sie un­ter an­de­rem dar­auf hin­ge­wie­sen, dass der Lei­ter­rah­men der Hin­ter­ach­se beid­sei­tig durch­ge­ros­tet sei. Durch An­walts­schrei­ben vom 02.02.2007 be­rief die Klä­ge­rin sich dar­auf, dass das Fahr­zeug nicht mehr ver­kehrs­si­cher sei, und for­der­te den Be­klag­ten un­ter Frist­set­zung bis zum 14.02.2007 zur Nach­bes­se­rung auf. Der Be­klag­te wies den gel­tend ge­mach­ten An­spruch durch An­walts­schrei­ben vom 09.02.2007 zu­rück. Mit An­walts­schrei­ben vom 01.03.2007 er­klär­te die Klä­ge­rin dar­auf­hin den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag.

Ein von der Klä­ge­rin vor­ge­richt­lich be­auf­trag­ter Sach­ver­stän­di­ger be­an­stan­de­te in sei­nem Gut­ach­ten vom 14.03.2007 un­ter an­de­rem, dass Re­pa­ra­tur­ble­che auf den Rah­men auf­ge­schweißt wor­den und die Schweiß­ar­bei­ten nicht fach­ge­recht vor­ge­nom­men wor­den sei­en. Fer­ner stell­te der Gut­ach­ter Durch­ros­tun­gen des Lei­ter­rah­mens fest, wo­mit das Fahr­zeug er­heb­li­che Män­gel i. S. von § 29 StV­ZO auf­wei­se. Für das Gut­ach­ten hat­te die Klä­ge­rin 253,83 € zu ent­rich­ten.

Der Kla­ge, mit der die Klä­ge­rin un­ter an­de­rem die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses und Er­stat­tung der Gut­ach­ter­kos­ten ver­langt hat, hat das Land­ge­richt statt­ge­ge­ben. Die ge­gen die­ses Ur­teil ge­rich­te­te Be­ru­fung der Be­klag­ten war er­folg­los.

Aus den Grün­den: II. … Der Klä­ge­rin steht ein An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags (§§ 437 Nr. 2, 323, 346 ff. BGB) zu.

1. Al­ler­dings hat die Kla­ge un­ter dem Ge­sichts­punkt ei­ner Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie (§§ 443 I Fall 1, 444 BGB) kei­nen Er­folg. Ei­ne sol­che hat der Be­klag­te nicht über­nom­men. Die Über­nah­me ei­ner Ga­ran­tie setzt – wie frü­her die Zu­si­che­rung ei­ner Ei­gen­schaft – vor­aus, dass der Ver­käu­fer in ver­trags­mä­ßig bin­den­der Wei­se die Ge­währ für das Vor­han­den­sein der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che über­nimmt und da­mit sei­ne Be­reit­schaft zu er­ken­nen gibt, für al­le Fol­gen des Feh­lens die­ser Be­schaf­fen­heit ein­zu­ste­hen (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86; OLG Bran­den­burg, Urt. v. 01.07.2008 – 6 U 120/07, DAR 2008, 701 [702]; Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 68. Aufl., § 443 Rn. 11).

Da­bei ist grund­sätz­lich da­nach zu un­ter­schei­den, ob der Ver­käu­fer ein Ge­braucht­wa­gen­händ­ler oder ei­ne Pri­vat­per­son ist. Zwar kann es un­ter be­son­de­ren Um­stän­den des Ein­zel­falls mög­lich sein, dass die in­di­vi­du­el­le Er­klä­rung ei­nes nicht­ge­werb­li­chen Ver­käu­fers, ein Mo­tor­fahr­zeug sei „fahr­be­reit“, als Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie zu be­wer­ten ist (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86; s. auch OLG Bran­den­burg, Urt. v. 29.01.2009 – 5 U 54/08 [zum Ver­kauf ei­ner Mo­tor­yacht]). In der Re­gel trifft je­doch die für den ge­werb­li­chen Ver­kauf maß­geb­li­che Er­wä­gung, dass der Käu­fer sich auf die be­son­de­re Er­fah­rung und Sach­kun­de des Händ­lers ver­lässt und in des­sen Er­klä­run­gen da­her die Über­nah­me ei­ner Ga­ran­tie sieht, auf den pri­va­ten Ver­kauf nicht zu. Hier steht viel­mehr dem In­ter­es­se des Käu­fers gleich­ge­wich­tig das In­ter­es­se des Ver­käu­fers ge­gen­über, für nicht mehr als das­je­ni­ge ein­ste­hen zu müs­sen, was er nach sei­ner lai­en­haf­ten Kennt­nis zu be­ur­tei­len ver­mag (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 [zur An­ga­be der Lauf­leis­tung]).

In der in­di­vi­du­el­len Er­klä­rung „fahr­be­reit“ ei­nes nicht­ge­werb­li­chen Ver­käu­fers liegt so­mit in der Re­gel nur ei­ne „ein­fa­che“ Be­schaf­fen­heits­zu­sa­ge (vgl. Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 10. Aufl., Rn. 1419). Vor­lie­gend spre­chen kei­ne durch­grei­fen­den Ge­sichts­punk­te da­für, dass der Be­klag­te ent­ge­gen der vor­ge­nann­ten Re­gel aus­nahms­wei­se still­schwei­gend ei­ne Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie für die Ver­kehrs­si­cher­heit über­nom­men hat. Nicht aus­rei­chend ist der Um­stand, dass der Ver­kauf im Rah­men ei­ner In­ter­net­auk­ti­on er­folgt ist (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86). Zwar muss der Käu­fer hier, weil er die Kauf­sa­che nicht be­sich­ti­gen kann, ein grö­ße­res Ver­trau­en in die An­ga­ben des Ver­käu­fers set­zen Dar­aus folgt je­doch nicht oh­ne Wei­te­res, dass der Ver­käu­fer auch ver­schul­dens­un­ab­hän­gig hier­für haf­tet (vgl. Stür­ner, ju­ris­PR-BGH Zi­vilR 19/2007, Anm. 1).

2. Die Kla­ge hat ist aber des­halb be­grün­det, weil dem Fahr­zeug die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit „fahr­be­reit“ fehlt (a) und sich der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss dar­auf nicht er­streckt (b).

a) Das von der Klä­ge­rin er­wor­be­ne Fahr­zeug ist man­gel­haft. Von ei­ner – hier nicht vor­lie­gen­den – Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie ist ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. von § 434 I 1 BGB zu un­ter­schei­den. Ent­ge­gen der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit ist der vom Be­klag­ten ver­äu­ßer­te To­yo­ta Land Crui­ser nicht fahr­be­reit.

aa) Die Er­klä­rung, ein zum so­for­ti­gen Ge­brauch auf öf­fent­li­chen Stra­ßen ver­kauf­tes Fahr­zeugs sei „fahr­be­reit“, be­deu­tet, dass das Fahr­zeug nicht mit ver­kehrs­ge­fähr­den­den Män­geln be­haf­tet ist, auf­grund de­rer es bei ei­ner Haupt­un­ter­su­chung als ver­kehrs­un­si­cher ein­ge­stuft wer­den müss­te (sie­he BGH, Urt. v. 22.11.2006 – VI­II ZR 72/06, BGHZ 170, 67; eben­so be­reits BGH, Urt. v. 21.04.1993 – VI­II ZR 113/92, BGHZ 122, 256). Wird ein Fahr­zeug zum so­for­ti­gen Ge­brauch auf öf­fent­li­chen Stra­ßen ver­kauft, so kann der Käu­fer im All­ge­mei­nen er­war­ten, dass es sich in ei­nem Zu­stand be­fin­det, der sei­ne ge­fahr­lo­se Be­nut­zung im Stra­ßen­ver­kehr er­laubt (BGH, Urt. v. 21.04.1993 – VI­II ZR 113/92, BGHZ 122, 256 [261]).

Dem ge­nügt der vom Be­klag­ten ver­äu­ßer­te To­yo­ta Land Crui­ser nicht. Im vor­lie­gen­den Fall geht es nicht dar­um, wie lan­ge der Wa­gen fahr­be­reit sein muss (da­zu BGH, Urt. v. 22.11.2006 – VI­II ZR 72/06, BGHZ 170, 67); hier war er bei Über­ga­be nicht fahr­be­reit. Das sach­ver­stän­dig be­ra­te­ne Land­ge­richt hat über­zeu­gend fest­ge­stellt, dass das Fahr­zeug nicht ver­kehrs­si­cher ist, weil sich Tei­le ab­lö­sen kön­nen. Wie der Sach­ver­stän­di­ge in sei­nem schrift­li­chen Gut­ach­ten aus­ge­führt hat, kann dies zu ei­nem nicht mehr kon­trol­lier­ba­ren Fahr­zu­stand füh­ren. Die Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts ge­ben zu Zwei­feln kei­nen An­lass und bin­den den Se­nat (§ 529 I Nr. 1 ZPO). Die Be­ru­fung des Be­klag­ten greift die Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts auch nicht an. Recht­lich ist es un­schäd­lich, dass der Wa­gen die Prüf­pla­ket­te der Haupt­un­ter­su­chung im zwei­ten Ver­such er­hal­ten hat. Aus den Fest­stel­lun­gen des Ge­richts­gut­ach­ters folgt, dass das Fahr­zeug die Haupt­un­ter­su­chung rich­ti­ger­wei­se nicht hät­te be­ste­hen dür­fen, weil es nicht ver­kehrs­si­cher ist.

bb) Be­son­der­hei­ten bei On­line-Ver­trä­gen ste­hen dem vor­ge­nann­ten Ver­ständ­nis des Be­griffs „fahr­be­reit“ nicht ent­ge­gen; auch sol­che kön­nen Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­run­gen ent­hal­ten (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1307, 1342). Das vor­ge­nann­te Ver­ständ­nis des Be­griffs „fahr­be­reit“ hat der BGH nicht auf den Ver­brauchs­gü­ter­kauf – dem Ver­kauf ei­ner be­weg­li­chen Sa­che durch ei­nen Un­ter­neh­mer an ei­nen Ver­brau­cher (§ 474 I 1 BGB) – be­schränkt. Dem Ur­teil vom 22.11.2006 (BGHZ 170, 67) lag kein Ver­brauchs­gü­ter­kauf zu­grun­de; der Käu­fer hat­te das Fahr­zeug nicht von ei­nem Un­ter­neh­mer er­wor­ben. Ent­ge­gen der im Se­nats­ter­min ein­ge­hend er­ör­ter­ten An­sicht des Be­klag­ten ge­nügt es bei ei­nem Pri­vat­ver­kauf nicht, dass der Wa­gen fort­be­wegt kann, oh­ne dass es auf die Ver­kehrs­si­cher­heit an­kommt. Das gilt im vor­lie­gen­den Fall um­so mehr, weil der Be­klag­te in sei­nem Ver­stei­ge­rungs­an­ge­bot an­ge­ge­ben hat „TÜV bis 08/2007“. Zu­sam­men mit der vom Be­klag­ten an­ge­ge­be­nen Ei­gen­schaft „fahr­be­reit“ durf­te die Klä­ge­rin bei ver­stän­di­ger Wür­di­gung er­war­ten, dass das Fahr­zeug ver­kehrs­si­cher ist. Hin­zu kommt schließ­lich noch, dass die ver­spro­che­nen „Neh­mer­qua­li­tä­ten“ nach den An­ga­ben des Be­klag­ten im Se­nats­ter­min be­deu­ten, dass der Wa­gen auch im Ge­län­de ge­nutzt wer­den kann. Nicht nur die recht­li­che Mög­lich­keit der Nut­zung, son­dern auch die Nut­zung in tat­säch­li­cher Hin­sicht ist aber nach­hal­tig be­ein­träch­tigt, wenn Tei­le des Fahr­zeugs ab­fal­len kön­nen. Wie aus­ge­führt, kann dies hier zu ei­nem nicht mehr kon­trol­lier­ba­ren Fahr­zu­stand füh­ren.

cc) Et­was an­de­res er­gibt sich im vor­lie­gen­den Fall nicht dar­aus, dass der Be­klag­te den Wa­gen gleich­zei­tig als „Tei­le­trä­ger“ an­ge­bo­ten hat. Der In­halt sei­nes An­ge­bots ist nach dem ob­jek­ti­ven Er­klä­rungs­in­halt so ver­ste­hen, dass er dem Er­wer­ber die Wahl lässt, ob er das Fahr­zeug als „Tei­le­trä­ger“ aus­schlach­tet oder das „fahr­be­rei­te“ Fahr­zeug ent­spre­chend nutzt. Oh­ne Er­folg führt der Be­klag­te das Ur­teil des OLG Cel­le vom 07.06.1996 an, in dem ein 15 Jah­re al­ter To­yo­ta Land Crui­ser mit ei­nem „Bast­ler­fahr­zeug“ ver­gli­chen wor­den ist (4 U 189/94, OLGR 1996, 194 [zu § 476 BGB a.F.]). Auch das Ur­teil des LG Saar­brü­cken vom 07.01.2004, wo­nach der Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung bei ei­nem im Rah­men ei­nes Pri­vat­ver­kaufs als „Tei­le­trä­ger“ ver­äu­ßer­ten Ge­braucht­wa­gens wirk­sam sei (2 O 255/03, MMR 2004, 556), ver­hilft der Be­ru­fung nicht zum Er­folg. In bei­den Fäl­len wur­den die Fahr­zeu­ge – an­ders als hier – nicht als „fahr­be­reit“ ver­kauft und wa­ren auch nicht ver­kehrs­un­si­cher. An­ge­sichts der Wort­wahl „fahr­be­reit“ ist, wie aus­ge­führt, je­doch die Be­schaf­fen­heit ei­nes ver­kehrstaug­li­chen Fahr­zeugs ver­ein­bart (sie­he auch Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1330), die hier fehlt.

b) Auf die we­gen Ver­kehrs­un­si­cher­heit feh­len­de Fahr­be­reit­schaft er­streckt sich der im vor­lie­gen­den Fall in­di­vi­du­ell ver­ein­bar­te Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung nicht. Der Be­klag­te hat in sei­nem An­ge­bot, wel­ches dem Kauf­ver­trag zu­grun­de liegt, die Sach­män­gel­haf­tung zwar pau­schal aus­schlie­ßen wol­len. Da­mit hat er je­doch im Hin­blick auf die feh­len­de Fahr­be­reit­schaft kei­nen Er­folg.

Sind – wie hier – in ei­nem Kauf­ver­trag zu­gleich ei­ne be­stimm­te Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che und ein pau­scha­ler Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung ver­ein­bart, ist dies re­gel­mä­ßig da­hin aus­zu­le­gen, dass der Haf­tungs­aus­schluss nicht für das Feh­len der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit (§ 434 I 1 BGB), son­dern nur für sol­che Män­gel gel­ten soll, die dar­in be­ste­hen, dass die Sa­che sich nicht für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net (§ 434 I 2 Nr. 1 BGB) bzw. sich nicht für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und kei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB). Dies hat der BGH in sei­nem Ur­teil vom 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06 –, das den Pri­vat­ver­kauf ei­nes ge­brauch­ten Mo­tor­rads be­traf, ent­schie­den (BGHZ 170, 67).

Ei­ne nach bei­den Sei­ten in­ter­es­sen­ge­rech­te Aus­le­gung der Kom­bi­na­ti­on von Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung und Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss kommt auch im vor­lie­gen­den Fall zu dem Er­geb­nis, dass bei­de gleich­ran­gig ne­ben­ein­an­der be­ste­hen und des­halb nicht in dem Sin­ne ver­stan­den wer­den kön­nen, dass der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss die Un­ver­bind­lich­keit der Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung zur Fol­ge ha­ben soll. Denn bei ei­nem sol­chen Ver­ständ­nis wä­re Letz­te­re für den Käu­fer – au­ßer im Fal­le der Arg­list des Ver­käu­fers (§ 440 Fall 1 BGB) – oh­ne Sinn und Wert (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 67 [68]; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1976).

3. Vor dem Rück­tritt hat die Klä­ge­rin dem Be­klag­ten ver­geb­lich ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Män­gel­be­sei­ti­gung ge­setzt (§§ 439 I, 437 Nr. 1, 323 I BGB). Ent­ge­gen der An­sicht der Be­ru­fung steht dem Rück­tritt nicht ent­ge­gen, dass das Män­gel­be­sei­ti­gungs­ver­lan­gen – wie der Be­klag­te meint – „über­zo­gen“ ge­we­sen sei.

a) Der Käu­fer ge­nügt sei­ner Pflicht zur Män­gel­an­zei­ge, wenn er das Er­schei­nungs­bild der Man­gels, das Sym­ptom, hin­rei­chend ge­nau be­schreibt (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 349, 2024). Nach der Recht­spre­chung des BGH ist bei ei­nem Män­gel­be­sei­ti­gungs­ver­lan­gen der Man­gel mit ei­ner hin­rei­chend ge­nau­en Be­zeich­nung der „Man­gel­er­schei­nun­gen“ (der „Sym­pto­me“ des Man­gels) zu be­zeich­nen. Die Ur­sa­chen der Sym­pto­me müs­sen nicht be­nannt wer­den. Un­schäd­lich ist, wenn zu­sätz­lich – mög­li­cher­wei­se an­de­re als spä­ter tat­säch­lich fest­ge­stell­te – Ur­sa­chen für die Ent­ste­hung der Män­gel an­ge­ge­ben wer­den (BGH, Urt. vom 30.10.2007 – X ZR 101/06, NJW 2008, 576; Urt. v. 30.04.2004 – X ZR 127/01 [un­ter II 2b aa]; Urt. v. 03.12.1998 – VII ZR 405/97 NJW 1999, 1330; je­weils zu den ver­gleich­ba­ren Be­stim­mun­gen der §§ 633 ff. BGB a.F.).

Die­sen An­for­de­run­gen ist die Klä­ge­rin in ih­rem An­walt­schrei­ben vom 02.02.2007 ge­recht ge­wor­den. Es ist oh­ne Be­lang, dass der Wa­gen aus ei­nem an­de­ren Grund ver­kehrs­un­si­cher ge­we­sen sein mag, als die Klä­ge­rin an­ge­ge­ben hat. Die Klä­ge­rin hat je­den­falls im Kern zu­tref­fend dar­auf ab­ge­stellt, dass der Wa­gen nicht mehr ver­kehrs­si­cher ist. Zwar hat sie dies in ers­ter Li­nie mit Durch­ros­tun­gen be­grün­det und nicht mit der Ge­fahr, dass sich Tei­le ab­lö­sen. Der Be­klag­te hat die Ble­che, de­ren Ab­lö­sung zu be­sor­gen ist, je­doch des­halb an­ge­bracht, weil der TÜV er­heb­li­che Durch­ros­tun­gen be­an­stan­det hat.

b) Ent­ge­gen der An­sicht der Be­ru­fung ist es un­schäd­lich, dass die Klä­ge­rin in dem vor­ge­nann­ten Schrei­ben auch ei­nen Ge­trie­be­man­gel be­an­stan­det hat. Dies mag so­wohl recht­lich un­er­heb­lich als auch in tat­säch­li­cher Hin­sicht un­spe­zi­fi­ziert ge­we­sen sein. Dies ver­mag der Klä­ge­rin je­doch nicht das Recht zu neh­men, den Rück­tritt auf die feh­len­de Ver­kehrs­si­cher­heit zu stüt­zen.

4. Au­ßer der Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses kann die Klä­ge­rin die von ihr auf­ge­wen­de­ten vor­ge­richt­li­chen Gut­ach­ter­kos­ten nach §§ 437 Nr. 3, 281 I, 280 BGB als Scha­dens­er­satz ne­ben der Leis­tung er­setzt ver­lan­gen. Ei­ne Scha­dens­er­satz­pflicht be­steht ge­mäß § 280 I 2 BGB zwar nicht, wenn der Ver­käu­fer die in der Lie­fe­rung des man­gel­haf­ten [Fahr­zeugs] lie­gen­de „Pflicht­ver­let­zung“ nicht zu ver­tre­ten hat. Dies ist hier je­doch der Fall, weil es der Be­klag­te war, der die un­sach­ge­mä­ße Re­pa­ra­tur in Auf­trag ge­ge­ben hat (§ 278 BGB). Auch die Be­ru­fung greift die Ver­ur­tei­lung un­ter dem Ge­sichts­punkt der Gut­ach­ter­kos­ten nicht an …

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