Ein Kraft­fahr­zeug ist un­fall­frei, wenn es kei­nen er­heb­li­chen, über ei­nen Ba­ga­tell- oder Ein­fach­scha­den hin­aus­ge­hen­den Scha­den auf­weist. Da­bei wird nicht vor­aus­ge­setzt, dass et­wai­ge Schä­den aus der Kol­li­si­on mit ei­nem wei­te­ren Fahr­zeug her­rüh­ren; denn auch im all­ge­mei­nen Sprach­ge­brauch wird das Fah­ren ge­gen ein un­be­weg­li­ches Hin­der­nis oder der Sturz ei­nes Ob­jekts auf ein Fahr­zeug als Un­fall an­ge­se­hen. Eben­so wird die Zer­stö­rung des Lacks durch Van­da­lis­mus als durch von au­ßen plötz­lich ein­wir­ken­de me­cha­ni­sche Ge­walt ei­nem Un­fall­ge­sche­hen gleich­ge­setzt.

OLG Köln, Ur­teil vom 25.02.2009 – 17 U 76/08

Sach­ver­halt: Der Klä­ger nimmt den Be­klag­ten auf Scha­dens­er­satz in Hö­he von 5.453,81 € nebst Zin­sen we­gen der an­geb­lich feh­ler­haf­ten Er­stel­lung ei­nes Pri­vat­gut­ach­tens in An­spruch. Auf das Er­geb­nis die­ses Gut­ach­tens hat­te der Klä­ger sei­ne letzt­lich er­folg­lo­se Rechts­ver­fol­gung im Vor­pro­zess ge­gen­über dem Ver­äu­ße­rer des Fahr­zeugs ge­stützt.

Das Land­ge­richt hat der Kla­ge nach Durch­füh­rung ei­ner Be­weis­auf­nah­me im We­sent­li­chen statt­ge­ge­ben und zur Be­grün­dung – so­weit im Be­ru­fungs­ver­fah­ren von Re­le­vanz – aus­ge­führt, der Klä­ger kön­ne aus §§ 280 I, 631 BGB Er­satz des ihm ent­stan­de­nen Scha­dens be­an­spru­chen, da das von dem Be­klag­ten er­stat­te­te Gut­ach­ten falsch ge­we­sen sei. Ent­ge­gen der Fest­stel­lung des Be­klag­ten ha­be es sich bei dem von ihm be­gut­ach­te­ten Fahr­zeug nicht um ein Un­fall­fahr­zeug ge­han­delt.

Hier­ge­gen rich­tet sich die Be­ru­fung des Be­klag­ten, mit der die­ser sei­nen erst­in­stanz­li­chen Kla­ge­ab­wei­sungs­an­trag wei­ter­ver­folgt. Er macht gel­tend, das Land­ge­richt sei zu Un­recht da­von aus­ge­gan­gen, dass es sich bei dem be­gut­ach­te­ten Fahr­zeug nicht um ein Un­fall­fahr­zeug ge­han­delt ha­be. Die Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. D, auf die sich das Land­ge­richt maß­geb­lich ge­stützt ha­be, lie­ßen be­reits für sich den Rück­schluss zu, dass es sich um ein Un­fall­fahr­zeug han­de­le. Un­strei­tig sei ein kom­plet­ter Kot­flü­gel des Fahr­zeugs aus­ge­tauscht wor­den. Be­rück­sich­ti­ge man wei­ter, dass an ver­schie­de­nen Stel­len an­de­re Krat­zer, Del­len und ähn­li­ches über­spach­telt wor­den sei­en, sei dar­aus zu fol­gern, dass die Schä­den am Kot­flü­gel mit ei­nem „Bei­la­ckie­ren“ nicht mehr hät­ten be­ho­ben wer­den kön­nen. So­weit das Land­ge­richt dar­auf ab­ge­stellt ha­be, dass La­ckier­ar­bei­ten am Kot­flü­gel vor­ne links und am Sei­ten­teil hin­ten rechts nicht in di­rek­tem Zu­sam­men­hang mit der be­schä­dig­ten Mo­tor­hau­be stün­den, kön­ne da­hin­ste­hen, ob die­se An­nah­me zu­tref­fe. Denn es sei durch­aus denk­bar, dass das Fahr­zeug meh­re­re Un­fäl­le er­lit­ten ha­be, die ver­schie­de­ne Bau­tei­le be­trof­fen hät­ten.

Das Rechts­mit­tel führ­te zur Ab­wei­sung der Kla­ge.

Aus den Grün­den: II. … Das Land­ge­richt hat dem Klä­ger zu Un­recht ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch aus §§ 280, 631 I BGB zu­ge­spro­chen. Es ist nicht fest­stell­bar, dass der Be­klag­te die ihm auf­grund des zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­nen Werk­ver­trags ob­lie­gen­den Pflich­ten ver­letzt hat.

1. Im Rah­men der §§ 280, 631 I BGB trägt der Klä­ger die Be­weis­last da­für, dass dem Be­klag­ten ei­ne sol­che Pflicht­ver­let­zung an­zu­las­ten ist (vgl. BGH, Urt. v. 17.01.1995 – X ZR 88/93, ju­ris; Pa­landt/Hein­richs, BGB, 67. Aufl., § 280 Rn. 35). Die­ser Nach­weis ist dem Klä­ger nicht ge­lun­gen.

Der Be­klag­te war in sei­nem Gut­ach­ten vom 23.09.2002 zu­sam­men­fas­send zu dem Er­geb­nis ge­langt, auf­grund der vor­lie­gen­den Re­pa­ra­tur­spu­ren kön­ne das Fahr­zeug nicht als un­fall­frei ein­ge­stuft wer­den. Hier­bei hat­te er sich maß­geb­lich dar­auf ge­stützt, dass sich an­hand ei­ner Mes­sung der Lack­schich­ten er­ge­be, dass die Sei­ten­wand hin­ten rechts und die Mo­tor­hau­be in­stand­ge­setzt wor­den sei­en. Wei­ter sei der Kot­flü­gel vor­ne links er­neu­ert wor­den.

Die­se Fest­stel­lun­gen de­cken sich im Kern mit dem Un­ter­su­chungs­er­geb­nis des Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. D im Vor­pro­zess. Der Sach­ver­stän­di­ge hat dort aus­ge­führt, dass im Be­reich der Mo­tor­hau­be des Fahr­zeugs vor­ne mit­tig ein noch er­kenn­ba­rer Scha­den vor­han­den sei, der auf­grund der Lack­di­cke, der Schleif­rie­fen im Lack bzw. des Spach­tel­auf­baus und der Ver­for­mun­gen am in­ne­ren Be­reich der Blech­ver­stär­kung er­kenn­bar sei. So wei­se die Mo­tor­hau­be des Fahr­zeugs mit­tig im Front­be­reich ei­ne Lack­di­cke von bis zu 459 µm auf, wäh­rend die Hau­be im Üb­ri­gen ei­ne Lack­di­cke von 250 µm ha­be.

Der Sach­ver­stän­di­ge Dipl.-Ing. D ist wei­ter zu dem Er­geb­nis ge­langt, dass das Sei­ten­teil hin­ten rechts neu la­ckiert wor­den sei und ei­ne Lack­di­cke von bis zu 200 µm ha­be. Der Kot­flü­gel vor­ne links weist nach sei­nen Fest­stel­lun­gen ei­ne sehr ge­rin­ge Lack­di­cke von nur 51–63 µm auf, die nach sach­ver­stän­di­ger Ein­schät­zung die Ver­mu­tung na­he­le­ge, dass hier ein neu­es Er­satz­teil ver­wen­det wur­de, das ex­trem dünn la­ckiert wor­den sei. Auch an den Schrau­ben sei­en Spu­ren er­kenn­bar, die von an­ge­setz­ten Werk­zeu­gen stam­men könn­ten; der Lack sei teil­wei­se be­schä­digt. Hier­aus hat der Sach­ver­stän­di­ge Dipl.-Ing. D ge­fol­gert, dass der Kot­flü­gel vor­ne links mit ho­her Wahr­schein­lich­keit aus­ge­wech­selt wor­den ist. Nach ei­ner er­gän­zen­den Beut­ach­tung im Vor­pro­zess, im Rah­men de­rer zu­nächst ei­ne De­mon­ta­ge des vor­de­ren lin­ken Kot­flü­gels er­folg­te, so­wie nach­fol­gend auch ei­ne Teil­de­mon­ta­ge des rech­ten vor­de­ren Kot­flü­gels vor­ge­nom­men wur­de, ist der Sach­ver­stän­di­ge zu dem Er­geb­nis ge­langt, dass der lin­ke Kot­flü­gel zwei­fels­frei ge­gen ein Er­satz­teil aus­ge­wech­selt wur­de.

Die Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen D stellt auch das an­ge­foch­te­ne Ur­teil nicht durch­grei­fend in Fra­ge. Es zieht hier­aus le­dig­lich ab­wei­chen­de Rück­schlüs­se, wel­che die Ent­schei­dung je­doch nicht tra­gen, und zu de­ren Recht­fer­ti­gung sich auch das Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen D nicht her­an­zie­hen lässt.

Im Rah­men des Vor­pro­zes­ses ist der Sach­ver­stän­di­ge D viel­mehr zu dem Er­geb­nis ge­langt, dass sich nicht aus­schlie­ßen las­se, dass die vor­ge­fun­de­nen Be­schä­di­gun­gen durch ein Un­fall­er­eig­nis aus­ge­löst wor­den sind. An­halts­punk­te für ein ty­pi­sches Un­fall­er­eig­nis, ins­be­son­de­re ei­nen Auf­fahr­un­fall, hat er zwar nicht ge­fun­den; ei­nen Kon­takt der Mo­tor­hau­be mit ei­nem vor­ste­hen­den Bau­teil oder ähn­li­chem Ge­gen­stand konn­te er aber gleich­falls nicht aus­schlie­ßen. Die­ses Er­geb­nis hat der Sach­ver­stän­di­ge D im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren noch­mals be­stä­tigt, in­dem er in sei­nem Gut­ach­ten vom 19.05.2008 aus­ge­führt hat, der von ihm sei­ner­zeit be­gut­ach­te­te Pkw … ha­be di­ver­se re­pa­rier­te Schä­den auf­ge­wie­sen, die durch ei­nen Un­fall­scha­den ent­stan­den sein kön­nen. Die De­fi­ni­ti­on des Be­griffs „Un­fall­scha­den“ ob­lie­ge aber der recht­li­chen Wür­di­gung, da auch an­de­re Ur­sa­chen für ei­ne Nachla­ckie­rung bzw. Er­neue­rung des Kot­flü­gels in Be­tracht kä­men.

In An­be­tracht die­ses Be­wei­s­er­geb­nis­ses ent­behrt die Fest­stel­lung des an­ge­foch­te­nen Ur­teils, es ha­be sich bei dem von dem Be­klag­ten be­gut­ach­te­ten Fahr­zeug nicht um ein Un­fall­fahr­zeug ge­han­delt, ei­ner hin­rei­chen­den tat­säch­li­chen Grund­la­ge. Im Ge­gen­teil spricht vie­les da­für, dass das Fahr­zeug in An­se­hung der Er­neue­rung des Kot­flü­gels so­wie der durch­ge­führ­ten La­ckier­ar­bei­ten je­den­falls an der Mo­tor­hau­be als Un­fall­fahr­zeug zu qua­li­fi­zie­ren ist. Der Be­griff der Un­fall­frei­heit im Kraft­fahr­zeug­han­del wird von der ober­ge­richt­li­chen Recht­spre­chung un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Ver­kehrs­krei­se da­hin aus­ge­legt, dass Un­fall­frei­heit vor­liegt, wenn das Fahr­zeug kei­nen Scha­den auf­weist, der er­heb­lich ist, mit­hin über ei­nen Ba­ga­tell- oder Ein­fach­scha­den hin­aus­geht (vgl. OLG Je­na, Urt. v. 20.12.2007 – 1 U 535/06; OLG Karls­ru­he, Urt. v. 29.08.2007 – 7 U 111/07; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 25.02.2007 – I-1 U 169/07; Urt. v. 03.12.2004 – I-14 U 33/04; OLG Ros­tock, Urt. v. 17.12.2003 – 6 U 227/02; OLG Köln, Urt. v. 04.02.2003 – 24 U 108/02, je­weils zit. nach ju­ris). Hin­ge­gen wird nicht vor­aus­ge­setzt, dass et­wai­ge Schä­den aus der Kol­li­si­on mit ei­nem wei­te­ren Fahr­zeug her­rüh­ren, weil auch im all­ge­mei­nen Sprach­ge­brauch das Fah­ren ge­gen ein un­be­weg­li­ches Hin­der­nis oder der Sturz ei­nes Ob­jekts auf ein Fahr­zeug als Un­fall an­ge­se­hen wer­den (vgl. OLG Bran­den­burg, Urt. v. 26.06.2008 – 12 U 236/07, ju­ris). Eben­so wird die Zer­stö­rung des Lacks durch Van­da­lis­mus als durch von au­ßen plötz­lich ein­wir­ken­de me­cha­ni­sche Ge­walt ei­nem Un­fall­ge­sche­hen gleich­ge­setzt (vgl. OLG Mün­chen, Urt. v. 13.06.2007 – 20 U 5646/06, ju­ris; ju­risPK-BGB/Pamm­ler, 4. Aufl. 2008, § 434 BGB Rn. 158; eben­so BGH, NJW 1997, 3027 [3028] zum als Ver­si­che­rungs­fall zu be­han­deln­den Un­fall). Bei An­wen­dung die­ser Grund­sät­ze las­sen sich auch die von dem Sach­ver­stän­di­gen D als wei­te­re mög­li­che Ur­sa­chen für die Durch­füh­rung der La­ckier­ar­bei­ten und die Er­neue­rung des Kot­flü­gels in Be­tracht ge­zo­ge­nen Schlä­ge, Parkremp­ler, Ran­gier­schä­den oder Ver­krat­zun­gen sämt­lich als Un­fall­schä­den ein­ord­nen.

2. An­ge­sichts der oben dar­ge­stell­ten Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen D hät­ten zu­dem so­wohl das LG Düs­sel­dorf im Vor­pro­zess wie auch die er­ken­nen­de Kam­mer im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren nach Auf­fas­sung des Se­nats die zum An­scheins­be­weis gel­ten­den Grund­sät­ze be­ach­ten und an­wen­den müs­sen. Der An­scheins­be­weis als be­son­de­re Form der mit­tel­ba­ren Be­weis­füh­rung er­mög­licht dem Rich­ter bei ty­pi­schen Ge­sche­hens­ab­läu­fen, d. h. sol­chen, in de­nen ein be­stimm­ter Sach­ver­halt fest­steht, der nach der all­ge­mei­nen Le­bens­er­fah­rung auf ei­ne be­stimm­te Ur­sa­che oder ei­nen be­stimm­ten Ab­lauf als maß­geb­lich für den Ein­tritt ei­nes be­stimm­ten Er­folgs hin­weist, die rich­ter­li­che Über­zeu­gung vom Vor­lie­gen ei­ner strei­ti­gen Tat­sa­che zu ge­win­nen, oh­ne dass die tat­säch­li­chen Ein­zel­um­stän­de ei­nes his­to­ri­schen Ge­sche­hens nach­ge­wie­sen wer­den müs­sen. Das Ge­richt sieht in die­sen Fäl­len den­je­ni­gen Ver­lauf, der bei der ge­ge­be­nen Sach­la­ge der Re­gel des Le­bens, dem Üb­li­chen bzw. Ge­wöhn­li­chen ent­spricht, kraft frei­er Wür­di­gung als er­wie­sen an (vgl. Lei­pold, in: Stein/Jo­nas, ZPO, 22. Aufl., § 286 Rn. 129).

Vor­lie­gend steht auf­grund der Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen D fest, dass an dem zum Zeit­punkt des Er­werbs durch den Klä­ger erst 14 Mo­na­te al­ten Fahr­zeug ver­schie­de­ne In­stand­set­zungs­ar­bei­ten durch­ge­führt wor­den wa­ren, wo­bei auch Fahr­zeug­tei­le, wie der Kot­flü­gel, aus­ge­tauscht wor­den sind. An­ge­sichts des ge­rin­gen Al­ters des Fahr­zeugs schei­den nach dem ge­wöhn­li­chen Lauf der Din­ge al­ters­be­ding­te Ur­sa­chen, wie Ver­schleiß­er­schei­nun­gen oder Durch­ros­tung, als Grund der Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten aus. Die Durch­füh­rung der Ar­bei­ten lässt sich dem­nach nur mit vor­han­de­nen Be­schä­di­gun­gen des Fahr­zeugs er­klä­ren, wo­bei es nach Vor­ste­hen­dem un­er­heb­lich ist, ob die­se durch ei­ne Kol­li­si­on mit ei­nem an­de­ren Fahr­zeug, den Kon­takt mit sons­ti­gen Ge­gen­stän­den oder durch wil­lent­li­ches Han­deln Drit­ter ent­stan­den sind.

So­weit der Sach­ver­stän­di­ge D of­fen­las­sen muss­te, wel­chen Um­fang die den In­stand­set­zungs­ar­bei­ten zu­grun­de lie­gen­den Be­schä­di­gun­gen hat­ten, er­laubt be­reits die all­ge­mei­ne Le­bens­er­fah­rung den Schluss, dass klei­ne­re All­tagschä­den und her­kömm­li­che Ge­brauchs­spu­ren, wie et­wa leich­te Ver­krat­zun­gen, nicht durch kos­ten­in­ten­si­ve Maß­nah­men wie den Aus­tausch oder die La­ckie­rung von Bau­tei­len be­ho­ben zu wer­den pfle­gen, son­dern hier al­len­falls par­ti­el­le Lack­aus­bes­se­rungs­ar­bei­ten vor­ge­nom­men wer­den. Ge­gen die An­nah­me, der Aus­tausch des Kot­flü­gels und die Neu­la­ckie­rung des Sei­ten­teils be­ruh­ten auf Ba­ga­tell­schä­den, spricht schließ­lich, dass die Mo­tor­hau­be des Fahr­zeugs we­der aus­ge­tauscht noch ins­ge­samt neu la­ckiert wor­den ist, ob­gleich sie nach den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen D mit­tig ei­nen Scha­den er­lit­ten hat­te, der über blo­ße Lack­ver­krat­zun­gen hin­aus­ge­gan­gen sein muss, wie die vom Sach­ver­stän­di­gen noch vor­ge­fun­de­nen Ver­for­mun­gen am in­ne­ren Be­reich der Blech­ver­stär­kung so­wie der Spach­tel­auf­bau be­le­gen …

3. Letzt­lich wä­re bei der sich aus den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen D er­ge­ben­den Sach­la­ge im Vor­pro­zess je­den­falls zu er­wä­gen ge­we­sen, von dem dor­ti­gen Be­klag­ten im Rah­men der se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last ei­ne Stel­lung­nah­me zur Ur­sa­che der durch­ge­führ­ten Ar­bei­ten zu for­dern. Ei­ne sol­che se­kun­dä­re Be­haup­tungs­last ist vor al­lem dann ge­recht­fer­tigt, wenn die be­weis­be­las­te­te Par­tei we­der ei­ne nä­he­re Kennt­nis der Tat­sa­chen be­sitzt noch er­lan­gen kann, wäh­rend der Geg­ner über die Kennt­nis ver­fügt und ihm nä­he­re An­ga­ben zu­zu­mu­ten sind (vgl. Lei­pold, in: Stein/Jo­nas, a. a. O., § 138 Rn. 37). Vor­lie­gend konn­te der Klä­ger na­tur­ge­mäß nicht un­mit­tel­bar wis­sen, was mit dem Fahr­zeug au­ßer­halb sei­ner Be­sitz­zeit ge­sche­hen war, wäh­rend der Be­klag­te des Vor­pro­zes­ses sich die er­for­der­li­che Kennt­nis durch Er­kun­di­gun­gen bei sei­nem Ver­äu­ße­rer zu be­schaf­fen ver­moch­te.

4. So­weit der Klä­ger schließ­lich ei­ne Pflicht­ver­let­zung des Be­klag­ten in des­sen An­nah­me er­blickt, an­hand der vor­ge­fun­de­nen Nach­ar­bei­ten lie­ge „ein­deu­tig“ ein Un­fall­scha­den vor, kann von ei­ner Kau­sa­li­tät zwi­schen die­ser Fest­stel­lung des Be­klag­ten und dem hier gel­tend ge­mach­ten Scha­den nicht aus­ge­gan­gen wer­den. Bis zum Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung in der Be­ru­fungs­in­stanz hat­te der Klä­ger nicht vor­ge­tra­gen, dass er den Vor­pro­zess nicht an­ge­strengt hät­te, wenn das Gut­ach­ten des Be­klag­ten mit der blo­ßen Fest­stel­lung von Vor­schä­den oder ei­nes even­tu­el­len Un­fall­scha­dens ab­ge­schlos­sen hät­te. Der nun­meh­ri­ge pau­scha­le Vor­trag …, al­lei­ni­ger Grund für die Füh­rung des Vor­pro­zes­ses sei für ihn der Um­stand ge­we­sen, dass der Be­klag­te ihn auf an­de­re mög­li­che Scha­den­sur­sa­chen nicht hin­ge­wie­sen ha­be, über­zeugt den Se­nat nicht. Der Klä­ger wuss­te an­hand des ihm vor­lie­gen­den Gut­ach­tens des Be­klag­ten vom 23.09.2002, auf­grund wel­cher An­knüp­fungs­tat­sa­chen die­ser ei­nen Un­fall­scha­den an­ge­nom­men hat­te. Für ihn war zu­gleich er­kenn­bar, dass der Be­klag­te – eben­so wie er selbst – kei­ner­lei In­for­ma­tio­nen über die Ur­sa­che der Be­schä­di­gun­gen be­saß, und es sich bei dem von dem Be­klag­ten ge­won­ne­nen Er­geb­nis um ei­ne blo­ße, auf den vor­ge­fun­de­nen Re­pa­ra­tur­spu­ren ba­sie­ren­de Schluss­fol­ge­rung han­del­te.

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