1. Ein Kfz-Händ­ler han­delt nicht schon dann grob fahr­läs­sig i. S. des § 442 I 2 BGB, wenn er ein an­zu­kau­fen­des Fahr­zeug oh­ne be­son­de­ren An­lass nicht auf Un­fall­schä­den un­ter­sucht. Der Händ­ler mag zwar sei­ne ei­ge­nen In­ter­es­sen ver­nach­läs­si­gen, wenn er ein Fahr­zeug von ei­nem Pri­vat­mann kauft und des­sen An­ga­be, das Fahr­zeug sei un­fall­frei, ver­traut Es ist aber je­den­falls bei ei­nem erst knapp vier Jah­re al­ten Ge­braucht­wa­gen, der auf den ers­ten Blick un­be­schä­digt zu sein scheint und le­dig­lich ei­nen wei­te­ren Vor­be­sit­zer hat, nicht schlecht­hin un­ver­ständ­lich, dass der Händ­ler von ei­ner Un­ter­su­chung ab­sieht.
  2. Als „Ba­ga­tell­schä­den“ gel­ten bei ei­nem Per­so­nen­kraft­wa­gen nur ganz ge­ring­fü­gi­ge, äu­ße­rer (Lack-)Schä­den, nicht da­ge­gen an­de­re (Blech-)Schä­den, auch wenn sie kei­ne wei­ter­ge­hen­den Fol­gen hat­ten und der Re­pa­ra­tur­auf­wand nur ge­ring war. Ob das Fahr­zeug fach­ge­recht re­pa­riert wor­den ist, ist nicht von Be­deu­tung.

OLG Frank­furt a. M., Ur­teil vom 21.03.2012 – 15 U 258/10
(nach­fol­gend: BGH, Ur­teil vom 19.12.2012 – VI­II ZR 117/12)

Sach­ver­halt: Am 21.07.2004 er­warb der Be­klag­te von der Klä­ge­rin ei­nen VW Pas­sat. Im Zu­ge die­ses Kaufs schlos­sen die Par­tei­en ei­nen Kauf­ver­trag über den da­ma­li­gen Pkw des Be­klag­ten, ei­nen Au­di A6. Die Par­tei­en ver­ein­bar­ten ei­nen Kauf­preis von 19.000 €. In dem „An­kaufs­schein für ein ge­brauch­tes Kraft­fahr­zeug“ ist bei dem vor­for­mu­lier­ten Text „Das Fahr­zeug hat kei­ne/fol­gen­de Un­fall­schä­den er­lit­ten“ das Wort „fol­gen­de“ durch­ge­stri­chen und das Wort „kei­ne“ un­ter­stri­chen.

Der Be­klag­te hat­te das Fahr­zeug mit schrift­li­chem Kauf­ver­trag vom 14.05.2003 von dem Au­to­haus A ge­kauft. Am 22.12.2003 hat­te der Be­klag­te mit dem Fahr­zeug ei­nen Ver­kehrs­un­fall er­lit­ten. Beim Rück­wärts­fah­ren aus ei­ner Park­lü­cke war ein Streif­scha­den an der rech­ten hin­te­ren Tür und an der Sei­ten­wand des Fahr­zeugs des Be­klag­ten ent­stan­den, als der Un­fall­geg­ner wäh­rend des Pas­sie­rens des Be­klag­ten sei­ne Fahr­zeug­tür öff­ne­te. Der Scha­den wur­de in ei­nem Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten mit 2.919,12 € brut­to be­wer­tet. Der Be­klag­te ließ den Scha­den bei dem Au­to­haus B – nicht fach­ge­recht – re­pa­rie­ren, wo­für ihm 819,89 € be­rech­net wur­den. Das Fahr­zeug wies au­gen­schein­li­che In­stand­set­zungs­spu­ren auf, näm­lich über­la­ckier­te Spu­ren von ei­ner nicht fach­ge­recht aus­ge­führ­ten Ver­schlei­fung ei­ner Grun­die­rung bzw. Ver­spach­te­lung und ei­ne Viel­zahl von Schmutz­ein­schlüs­sen in der Lack­ober­flä­che. Auf die­sen Un­fall­scha­den will der Be­klag­te den Mit­ar­bei­ter der Klä­ge­rin, den Zeu­gen M, hin­ge­wie­sen ha­ben. Au­ßer­dem hat­te das Fahr­zeug zu ei­nem nicht fest­ge­stell­ten Zeit­punkt ei­nen er­heb­li­chen Heck­scha­den er­lit­ten, der eben­falls nicht fach­ge­recht re­pa­riert wor­den war und von dem der Be­klag­te kei­ne Kennt­nis ge­habt ha­ben will.

Die Klä­ge­rin ver­äu­ßer­te das Fahr­zeug durch schrift­li­chen Kauf­ver­trag vom 08.03.2005 zum Preis von 19.500 € an ei­nen Herrn C. In dem For­mu­lar­ver­trag ist bei „Zahl, Um­fang und Art von Män­geln und Un­fall­schä­den lt. Vor­be­sit­zer“ und „Dem Ver­käu­fer sind auf an­de­re Wei­se Män­gel und Un­fall­schä­den be­kannt“ je­weils „nein“ an­ge­kreuzt.

Kurz nach dem Kauf rüg­te C ver­schie­de­ne Män­gel am Fahr­zeug so­wie Un­fall­schä­den. Das LG Lim­burg hat die Klä­ge­rin zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ge­gen Rück­nah­me des Fahr­zeugs ver­ur­teilt. Nach Ein­ho­lung ei­nes er­gän­zen­den Gut­ach­tens wur­de die Be­ru­fung der Klä­ge­rin zu­rück­ge­wie­sen. Der Sach­ver­stän­di­ge war zum Er­geb­nis ge­kom­men, im vor­de­ren Be­reich des Fahr­zeugs ha­be zwar ein Scha­dens­er­eig­nis statt­ge­fun­den, es lie­ge aber kein er­heb­li­cher Un­fall­scha­den vor. Die durch­ge­führ­te Lack­schicht­di­cken­mes­sung er­ge­be aber ein In­diz für ei­ne Nachla­ckie­rung der ge­sam­ten Ka­ros­se­rie. Von der In­stand­set­zung ei­ner Ein­del­lung an der Sei­ten­wand hin­ten rechts sei aus­zu­ge­hen. Au­ßer­dem ha­be das Fahr­zeug ei­nen Un­fall­scha­den im Be­reich des Fahr­zeug­hecks mit blei­ben­den De­for­ma­tio­nen an der tra­gen­den Ka­ros­se er­lit­ten. Die Klä­ge­rin nahm das Fahr­zeug ge­gen Zah­lung von 19.421,56 € nebst Zin­sen in Hö­he von 5.372,60 € zu­rück. Die von ihr zu tra­gen­den Kos­ten des Rechts­streits be­lau­fen sich auf 16.253,59 €.

Die Klä­ge­rin ver­langt vom Be­klag­ten nun­mehr ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs Zah­lung der von ihr an C ge­zahl­ten Be­trä­ge so­wie der ihr ent­stan­de­nen Pro­zess­kos­ten.

Das Land­ge­richt hat den Be­klag­ten an­trags­ge­mäß ver­ur­teilt, weil der Be­klag­te bei Ver­äu­ße­rung des Fahr­zeugs den Streif­scha­den arg­lis­tig ver­schwie­gen ha­be. Da es sich nicht um ei­nen Ba­ga­tell­scha­den ge­han­delt ha­be, ha­be ei­ne Auf­klä­rungs­pflicht be­stan­den.

Da­ge­gen rich­tet sich die Be­ru­fung des Be­klag­ten, der wei­ter­hin meint, we­gen des ge­rin­gen Re­pa­ra­tur­auf­wands ha­be er auf den Streif­scha­den nicht hin­wei­sen müs­sen. Un­ab­hän­gig da­von hält er dar­an fest, den Mit­ar­bei­ter der Klä­ge­rin auf den Scha­den hin­ge­wie­sen zu ha­ben. Das Rechts­mit­tel hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: II. A. … [D]er von der Klä­ge­rin ge­gen den Be­klag­ten gel­tend ge­mach­te Scha­dens­er­satz­an­spruch be­steht nicht.

1. Zu­tref­fend ist das Land­ge­richt da­von aus­ge­gan­gen, dass der vom Be­klag­ten an die Klä­ge­rin ver­kauf­te Au­di A6 we­gen des er­lit­te­nen Streif­scha­dens hin­ten rechts nicht frei von Sach­män­geln war, weil er nicht ei­ne Be­schaf­fung auf­wies, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (§ 434 I Nr. 2 BGB). Das ent­spricht der Recht­spre­chung des BGH (Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, NJW 2008, 53; Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, NJW 2008, 1517), der sich der Se­nat an­schließt.

Wei­ter­hin zu­tref­fend hat das Land­ge­richt an­ge­nom­men, dass es sich bei dem Streif­scha­den nicht bloß um ei­nen Ba­ga­tell­scha­den im Sin­ne der Recht­spre­chung des BGH ge­han­delt hat. Hier­un­ter fal­len bei Per­so­nen­kraft­wa­gen nur ganz ge­ring­fü­gi­ge, äu­ße­re (Lack-)Schä­den, nicht da­ge­gen an­de­re (Blech-)Schä­den, auch wenn sie kei­ne wei­ter­ge­hen­den Fol­gen hat­ten und der Re­pa­ra­tur­auf­wand nur ge­ring war; ob das Fahr­zeug nach dem Un­fall fach­ge­recht re­pa­riert wor­den ist, ist nicht von Be­deu­tung (BGH, Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, NJW 2008, 53; Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, NJW 2008, 1517). Ent­ge­gen der Mei­nung des Be­klag­ten ist un­er­heb­lich, dass er für die Re­pa­ra­tur „le­dig­lich“ 819,89 € auf­ge­wen­det hat, wes­halb da­hin­ste­hen kann, ob auch dann noch ein Ba­ga­tell­scha­den an­ge­nom­men wer­den könn­te. Denn ent­schei­dend ist, dass der Scha­den von der Fir­ma B nicht fach­ge­recht be­sei­tigt wor­den ist, und dass die Re­pa­ra­tur­kos­ten von dem sei­ner­zeit be­auf­trag­ten Sach­ver­stän­di­gen auf 2.919,12 € brut­to bei ei­ner Re­pa­ra­tur­dau­er von zwei bis drei Ta­gen ge­schätzt wor­den sind. Bei ei­nem sol­chen Re­pa­ra­tur­auf­wand schei­det ein Ba­ga­tell­scha­den er­sicht­lich aus.

2. Die dar­aus re­sul­tie­ren­den Rech­te der Klä­ge­rin sind nicht nach § 442 I 2 BGB aus­ge­schlos­sen, weil die Klä­ge­rin den Un­fall­scha­den ge­kannt hät­te. Denn dem Be­klag­ten ist auch im Be­ru­fungs­rechts­zug nicht der Nach­weis ge­lun­gen, dass er den Mit­ar­bei­ter der Klä­ge­rin, den Zeu­gen M, ent­ge­gen den An­ga­ben im For­mu­lar­ver­trag auf den Sei­ten­scha­den hin­ge­wie­sen hät­te. Zwar hat der Zeu­ge Z … bei sei­ner Ver­neh­mung durch den Ein­zel­rich­ter des Se­nats aus­ge­sagt, er ha­be am Tag vor der Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs durch den Be­klag­ten im Au­to­haus der Klä­ge­rin bei ei­nem Te­le­fo­nat ge­hört, dass der Be­klag­te dem Ge­sprächs­part­ner den Scha­den am hin­te­ren Kot­flü­gel bzw. an der hin­te­ren Tür ge­schil­dert ge­habt ha­be. Der Be­klag­te ha­be noch mit dem Mit­ar­bei­ter ei­nes wei­te­ren Au­to­hau­ses te­le­fo­niert und bei bei­den Te­le­fon­ge­sprä­chen ha­be der Vor­scha­den Er­wäh­nung ge­fun­den. Dem­ge­gen­über hat aber der Zeu­ge M, der an das ge­nann­te Te­le­fo­nat zwar kei­ne kon­kre­te Er­in­ne­rung hat­te, dar­an fest­ge­hal­ten, dass er ei­nen Hin­weis auf ei­nen Un­fall­scha­den auch in das An­kaufs­for­mu­lar auf­ge­nom­men hät­te. Er hat er­gän­zend aus­ge­sagt, dass das auch er­folgt wä­re, wenn es sich nur um ei­nen so­ge­nann­ten Ba­ga­tell­scha­den ge­han­delt hät­te. In die­ser Hin­sicht wer­de al­les do­ku­men­tiert. Er hat bei sei­ner Aus­sa­ge aus­ge­schlos­sen, dass er den An­kaufs­schein so aus­ge­füllt hät­te, wenn ihm von dem Un­fall­scha­den be­rich­tet wor­den wä­re.

Die­se sich wi­der­strei­ten­den Aus­sa­gen der Zeu­gen las­sen in Ver­bin­dung mit der tat­säch­lich er­folg­ten An­ga­be im An­kaufs­schein nicht die Über­zeu­gung zu, dass der Be­klag­te den Mit­ar­bei­ter der Klä­ge­rin M auf den Un­fall­scha­den hin­ge­wie­sen hat­te. Der Zeu­ge Z hat zwar mit Über­zeu­gung den In­halt des Te­le­fo­nats aus­führ­lich und wi­der­spruchs­frei ge­schil­dert. Der Wahr­heits­ge­halt sei­ner Aus­sa­ge wird aber nicht nur durch die ent­ge­gen­ste­hen­de Aus­sa­ge des Zeu­gen M in Zwei­fel ge­zo­gen, son­dern auch weil der Zeu­ge nicht plau­si­bel ma­chen konn­te, war­um er beim Be­klag­ten auf die­ses Te­le­fo­nat erst um Weih­nach­ten 2010 zu spre­chen kam, ob­wohl es sich bei dem vor­lie­gen­den Rechts­streit um ei­ne für den Be­klag­ten ganz er­heb­li­che wirt­schaft­li­che An­ge­le­gen­heit han­delt. Denn dem Zeu­gen war der Rechts­streit be­kannt und ihm war auch be­kannt, dass sich der Be­klag­te zu­nächst auf ei­nen an­de­ren Zeu­gen, näm­lich den Zeu­gen X, be­ru­fen hat­te. In­so­fern er­scheint es zwar noch nach­voll­zieh­bar, dass der Zeu­ge nicht An­lass hat­te, dem Be­klag­ten auch sei­ne Aus­sa­ge an­zu­bie­ten. Dass er das gleich­wohl aber nicht un­ver­züg­lich tat, nach­dem er vom Be­klag­ten er­fuhr, dass der Zeu­ge X bei sei­ner Ver­neh­mung vor dem Land­ge­richt am 12.02.2010 ge­ra­de nicht die vom Be­klag­ten er­war­te­te Aus­sa­ge ge­macht hat­te, ist un­ver­ständ­lich. Denn es ist bei le­bens­na­her Be­trach­tung da­von aus­zu­ge­hen, dass der Be­klag­te, der sich durch die Aus­sa­ge des Zeu­gen X in gro­ßer pro­zes­sua­ler Be­dräng­nis be­fand, dies auch dem Zeu­gen Z schil­der­te, zu­mal der Zeu­ge an­ge­ge­ben hat, sich im­mer wie­der mit dem Be­klag­ten über den Rechts­streit un­ter­hal­ten zu ha­ben. Dass der Zeu­ge Z dann gleich­wohl dem Be­klag­ten nicht zeit­nah ge­sagt hat­te, sich an das Te­le­fo­nat am Tag vor der Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs zu er­in­nern, hat der Zeu­ge nicht plau­si­bel ma­chen kön­nen.

Nach al­lem blei­ben nicht un­er­heb­li­che Zwei­fel dar­an, dass der Be­klag­te dem Zeu­gen M den hin­te­ren Un­fall­scha­den tat­säch­lich ge­schil­dert hat­te, was der An­nah­me ei­ner Kennt­nis der Klä­ge­rin ent­ge­gen­steht.

3. Die Rech­te der Klä­ge­rin sind auch nicht des­halb aus­ge­schlos­sen, weil ihr der Un­fall­scha­den in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt ge­blie­ben wä­re (§ 442 I 2 BGB). Das folgt al­ler­dings nicht be­reits dar­aus, dass der Be­klag­te den Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen hät­te, weil hier­von nach dem Sach- und Streit­stand im Be­ru­fungs­rechts­zug nicht aus­ge­gan­gen wer­den kann. Eben­so we­nig, wie dem Be­klag­ten der Nach­weis ge­lun­gen ist, dass er dem Zeu­gen M den Un­fall­scha­den ge­schil­dert hat­te, ist der Ein­zel­rich­ter des Se­nats da­von über­zeugt, dass er das nicht ge­tan hat. Nur dann kommt aber ein arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen in Be­tracht.

Gro­be Fahr­läs­sig­keit fällt der Klä­ge­rin aber des­halb nicht zur Last, weil das blo­ße Un­ter­las­sen ei­ner Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs auf Un­fall­schä­den vor dem Kauf auch bei ei­ner ge­werb­li­chen Fahr­zeug­händ­le­rin die­sen Vor­wurf nicht recht­fer­tigt. Da­bei kann da­hin­ste­hen, ob der ge­fes­tig­ten Recht­spre­chung des BGH (vgl. Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, NJW 2006, 2839 m. w. Nachw.), den Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens tref­fe oh­ne Vor­lie­gen be­son­de­rer An­halts­punk­te für ei­nen Un­fall­scha­den nicht die Ob­lie­gen­heit, das zum Ver­kauf (bzw. An­kauf) an­ge­bo­te­ne Fahr­zeug auf Un­fall­schä­den zu un­ter­su­chen, wei­ter­hin ge­folgt wer­den kann (da­ge­gen mit be­acht­li­chen Grün­den aus neue­rer Zeit OLG Karls­ru­he, Beschl. v. 25.10.2010 – 4 U 71/09, NJW-RR 2011, 1070 und ein­ge­hend Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 11. Aufl., Rn. 3874 ff.). Denn gro­be Fahr­läs­sig­keit liegt nach all­ge­mei­ner Auf­fas­sung nur vor, wenn die ver­kehrs­er­for­der­li­che Sorg­falt in be­son­ders schwe­rem Ma­ße ver­letzt wird, schon ein­fachs­te, ganz na­he­lie­gen­de Über­le­gun­gen nicht an­ge­stellt wer­den und das nicht be­ach­tet wird, was im ge­ge­be­nen Fall je­dem ein­leuch­ten muss­te; ein sol­cher Vor­wurf ist nur dann ge­recht­fer­tigt, wenn ei­ne auch sub­jek­tiv schlecht­hin un­ent­schuld­ba­re Pflicht­ver­let­zung vor­liegt, die das in § 276 II BGB be­stimm­te Maß er­heb­lich über­schrei­tet (vgl. nur BGH, Urt. v. 10.02.2009 – VI ZR 28/08, NJW 2009, 1482 m. w. Nachw.). Ein der­ma­ßen un­ver­ständ­li­ches Ver­hal­ten kann der Klä­ge­rin nicht vor­ge­hal­ten wer­den. Es mag zwar ei­ne Ver­nach­läs­si­gung ei­ge­ner In­ter­es­sen be­deu­ten, ein Fahr­zeug von ei­nem Pri­vat­mann zu kau­fen und auf des­sen An­ga­be der Un­fall­frei­heit zu ver­trau­en. Da das vom Be­klag­ten ver­kauf­te Fahr­zeug aber erst knapp vier Jah­re alt war, äu­ßer­lich auf den ers­ten Blick un­be­schä­digt er­schien, le­dig­lich ei­nen wei­te­ren Vor­be­sit­zer hat­te und vor al­lem der Be­klag­te ei­nen red­li­chen Ein­druck macht, ist es nicht schlecht­hin un­ver­ständ­lich, dass die Klä­ge­rin von ei­ner nä­he­ren Un­ter­su­chung ab­sah.

4. So­weit die Klä­ge­rin ge­gen den Be­klag­ten Scha­dens­er­satz­an­sprü­che gel­tend macht, kann ihr un­ter dem Ge­sichts­punkt der un­ter­las­se­nen Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs auch kein Mit­ver­schul­den nach § 254 I BGB ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den. Denn wenn es um die Kennt­nis oder schuld­haf­te Un­kennt­nis des Käu­fers von ei­nem Sach­man­gel geht, ist die­se Vor­schrift nach der Recht­spre­chung des BGH nicht an­wend­bar, weil die Re­ge­lun­gen des Ge­währ­leis­tungs­rechts in­so­fern ab­schlie­ßend sind (Urt. v. 31.01.1990 – VI­II ZR 314/88, NJW 1990, 1106; Urt. v. 28.06.1978 – VI­II ZR 112/77, NJW 1978, 2240).

5. Dem An­spruch der Klä­ge­rin ge­gen den Be­klag­ten steht je­doch ent­ge­gen, dass die Par­tei­en bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags über den Au­di A6 still­schwei­gend ei­nen Haf­tungs­aus­schluss ver­ein­bart hat­ten. Dem steht nicht ent­ge­gen, dass der schrift­li­che Ver­trag zwi­schen den Par­tei­en ei­ne da­hin ge­hen­de Re­ge­lung nicht ent­hält. Die still­schwei­gen­de Ver­ein­ba­rung ei­nes Haf­tungs­aus­schlus­ses er­gibt sich je­doch aus den be­son­de­ren Um­stän­den des zwi­schen den Par­tei­en ab­ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags bzw. der ab­ge­schlos­se­nen bei­den Kauf­ver­trä­ge. Zu dem Ab­schluss des Kauf­ver­trags über den Au­di A6 kam es nur des­halb, weil der Be­klag­te von der Klä­ge­rin den von ihr an­ge­bo­te­nen VW Pas­sat er­wer­ben woll­te und auch er­warb. Im Zu­ge die­ses im Vor­der­grund ste­hen­den Kauf­ver­trags woll­te der Be­klag­te das von ihm bis da­hin in­ne­ge­hal­te­ne Fahr­zeug sei­ner­seits ver­äu­ßern. Bei­de Ver­trä­ge stan­den in ei­nem in­ne­ren Zu­sam­men­hang. Der Kauf­ver­trag über den Au­di A6 wä­re nicht ge­schlos­sen wor­den, wenn der Be­klag­te von der Klä­ge­rin nicht den VW Pas­sat er­wor­ben hät­te. Für bei­de Par­tei­en er­sicht­lich soll­te der Kauf­ver­trag über den VW Pas­sat nur Be­stand ha­ben, wenn der Be­klag­te sei­ner­seits sein Fahr­zeug end­gül­tig ver­äu­ßern konn­te. Vor die­sem Hin­ter­grund ist es sinn­wid­rig und ver­stößt es ge­gen die In­ter­es­sen des Be­klag­ten an­zu­neh­men, die Par­tei­en hät­ten bei dem Kauf­ver­trag über den Au­di A6 die Sach­män­gel­haf­tung nicht aus­schlie­ßen wol­len. Dass das Fahr­zeug als Ge­braucht­fahr­zeug im Al­ter von knapp vier Jah­ren mit ei­ner Lauf­leis­tung von et­wa 116.000 Ki­lo­me­tern im Zeit­punkt der Über­ga­be an die Klä­ge­rin in je­der Hin­sicht man­gel­frei ge­we­sen wä­re, war nicht vor­aus­zu­set­zen. Viel­mehr lag na­he, dass das Fahr­zeug ein­zel­ne Män­gel auf­wei­sen konn­te, die ei­ner­seits ge­eig­net wa­ren, Ge­währ­leis­tungs­rech­te der Klä­ge­rin aus­zu­lö­sen, an­de­rer­seits aber, wä­ren sie be­kannt ge­we­sen, dem Ab­schluss der bei­den Kauf­ver­trä­ge nicht ent­ge­gen­ge­stan­den hät­ten. Dass die Par­tei­en bei Ab­schluss der bei­den Kauf­ver­trä­ge ge­wollt hat­ten, dass der Klä­ge­rin in ei­nem sol­chen Fall oh­ne Wei­te­res Ge­währ­leis­tungs­rech­te zu­ste­hen, kann nicht an­ge­nom­men wer­den.

Viel­mehr ist da­von aus­zu­ge­hen, dass die Klä­ge­rin be­reit war, auf Sach­män­gel­haf­tung zu ver­zich­ten, und die Par­tei­en des­halb still­schwei­gend ei­nen Haf­tungs­aus­schluss ver­ein­bart hat­ten. Das gilt um­so mehr, als die Klä­ge­rin oh­ne Wei­te­res in der La­ge war, das zu er­wer­ben­de Fahr­zeug auf Vor­lie­gen von Män­geln zu un­ter­su­chen. Wenn sie das nicht tat, kann sie sich red­li­cher­wei­se nicht dar­auf be­ru­fen, der Be­klag­te haf­te für al­le Män­gel, die bei Über­ga­be vor­la­gen. Viel­mehr muss sie es hin­neh­men, dass es den wohl­ver­stan­de­nen In­ter­es­sen bei­der Par­tei­en ent­spricht, für Sach­män­gel ei­nen Haf­tungs­aus­schluss an­zu­neh­men (vgl. zu ei­ner ähn­li­chen Kon­stel­la­ti­on BGH, Urt. v. 21.04.1982 – VI­II ZR 26/81, NJW 1982, 1700).

Der Haf­tungs­aus­schluss ist nicht nach § 444 BGB un­wirk­sam, weil der Be­klag­te den Un­fall­scha­den arg­lis­tig ver­schwie­gen hät­te. Denn ein sol­ches arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen lässt sich nicht fest­stel­len (vgl. oben 3.).

6. Selbst wenn man ei­nen still­schwei­gend ver­ein­bar­ten Haf­tungs­aus­schluss nicht an­neh­men woll­te, hät­te die Be­ru­fung teil­wei­se Er­folg, weil das Land­ge­richt den Be­klag­ten dann zwar zu Recht zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ge­gen Rück­nah­me des Fahr­zeugs ver­ur­teilt, der Klä­ge­rin aber rechts­feh­ler­haft Er­satz des ihr durch den Vor­pro­zess ent­stan­de­nen Scha­dens zu­ge­spro­chen hat.

Nach den vor­ste­hen­den Aus­füh­run­gen un­ter Zif­fern 1. bis 4. folgt, dass die Klä­ge­rin, wä­re ein Haf­tungs­aus­schluss nicht ver­ein­bart, vom Be­klag­ten je­den­falls Rück­zah­lung des ge­zahl­ten Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs ver­lan­gen könn­te, und zwar so­wohl als Scha­dens­er­satz­an­spruch nach den §§ 437 Nr. 3, 280 BGB, weil der Be­klag­te den im Un­fall­scha­den lie­gen­den Sach­man­gel des Fahr­zeugs zu ver­tre­ten hat, als auch nach den §§ 437 Nr. 2, 346 I BGB, weil in dem Scha­dens­er­satz­be­geh­ren der Klä­ge­rin hilfs­wei­se auch ein Rück­tritts­ver­lan­gen zu se­hen ist.

7. Ein wei­ter­ge­hen­der An­spruch der Klä­ge­rin ge­gen den Be­klag­ten auf Er­satz des Scha­dens, der der Klä­ge­rin durch den Wei­ter­ver­kauf des Fahr­zeugs an Herrn C mit dem nach­fol­gen­den Rechts­streit ent­stan­den ist, be­steht je­doch ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Land­ge­richts auch aus an­de­ren recht­li­chen Grün­den nicht.

a) Die­ser wei­ter­ge­hen­de Scha­den der Klä­ge­rin kann der Pflicht­ver­let­zung des Be­klag­ten, die dar­in liegt, dass er auf den Un­fall­scha­den hin­ten rechts nicht hin­ge­wie­sen hat­te, haf­tungs­recht­lich nicht zu­ge­rech­net wer­den. Al­ler­dings ist die­se Pflicht­ver­let­zung des Be­klag­ten oh­ne wei­te­res ad­äquat kau­sal für die­sen Scha­den. Denn die Pflicht­ver­let­zung kann nicht hin­weg­ge­dacht wer­den, oh­ne dass auch der Scha­den der Klä­ge­rin ent­fie­le. Hät­te der Be­klag­te auf den Un­fall­scha­den hin­ge­wie­sen, hät­te das die Klä­ge­rin ih­rer­seits auch ge­gen­über ih­rem Käu­fer ge­tan oder aber den Scha­den vor­her ord­nungs­ge­mäß be­sei­tigt. In die­sem Fall wä­re der Klä­ge­rin bei der nä­he­ren Be­schäf­ti­gung mit dem er­wor­be­nen Fahr­zeug auch der wei­te­re Scha­den im Heck­be­reich auf­ge­fal­len. Die Pflicht­ver­let­zung des Be­klag­ten ist auch ge­ne­rell ge­eig­net, ei­nen sol­chen Scha­den her­bei­zu­füh­ren. Denn es war ge­ra­de­zu na­he­lie­gend, dass die Klä­ge­rin als ge­werb­li­che Kraft­fahr­zeug­händ­le­rin das er­wor­be­ne Fahr­zeug an ei­nen Drit­ten wei­ter ver­äu­ßern wür­de, und zwar oh­ne An­ga­be von Un­fall­schä­den, weil ihr sol­che nicht be­kannt wa­ren.

Al­ler­dings ge­nügt die Kau­sa­li­tät im lo­gisch-na­tur­wis­sen­schaft­li­chen Sin­ne al­lein zur Scha­dens­zu­rech­nung nicht. Sie be­darf viel­mehr, um ei­ne zu weit­ge­hen­de Aus­deh­nung der Scha­dens­er­satz­pflicht zu ver­hin­dern, ei­ner Er­gän­zung durch wei­te­re Zu­rech­nungs­kri­te­ri­en (vgl. BGH, Urt. v. 16.04.2002 – VI ZR 227/01, NJW 2002, 2232). Die Vor­gän­ge, die für die Fra­ge der Zu­rech­nung ei­nes Scha­dens er­heb­lich sind, sind des­halb stets ei­ner wer­ten­den Be­trach­tung zu un­ter­zie­hen. Da­bei ge­hört zu den in der Recht­spre­chung all­ge­mein an­er­kann­ten Re­geln, dass sol­che Kau­sal­ver­läu­fe nicht zu ei­ner Scha­dens­er­satz­pflicht füh­ren kön­nen, die dem Ver­ant­wort­li­chen bil­li­ger­wei­se recht­lich nicht mehr zu­ge­rech­net wer­den kön­nen. Das ist ins­be­son­de­re der Fall, wenn der gel­tend ge­mach­te Scha­den nicht oh­ne ei­ge­nes Ver­hal­ten des Ge­schä­dig­ten hät­te ent­ste­hen kön­nen, das als sol­ches auf sei­nem frei­en Ent­schluss be­ruht und erst nach dem zum An­lass der Er­satz­for­de­rung ge­nom­me­nen Ge­sche­hen in den hier­durch in Gang ge­setz­ten Kau­sal­ver­lauf ein­ge­grif­fen hat. Bei wer­ten­der Be­trach­tung hat das grund­sätz­lich zur Fol­ge, dass ein zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­ten­der Zu­sam­men­hang nicht mehr ge­ge­ben ist. Ei­ne Er­satz­pflicht kann dann nur der Bil­lig­keit ent­spre­chen, wenn für das tat­säch­li­che Ver­hal­ten des Ge­schä­dig­ten nach dem haf­tungs­be­grün­den­den Er­eig­nis ein recht­fer­ti­gen­der An­lass be­stand oder es durch das haf­tungs­be­grün­den­de Er­eig­nis her­aus­ge­for­dert wur­de und ei­ne nicht un­ge­wöhn­li­che oder un­an­ge­mes­se­ne Re­ak­ti­on auf die­ses Er­eig­nis dar­stellt (vgl. zu al­lem BGH, Urt. v. 05.06.2009 – V ZR 144/08, NJW 2009, 2530 m. w. Nachw.).

Nach die­sen Grund­sät­zen ist der der Klä­ge­rin durch den Wei­ter­ver­kauf ent­stan­de­ne Scha­den dem Be­klag­ten haf­tungs­recht­lich nicht zu­zu­rech­nen. Er be­ruht viel­mehr dar­auf, dass die Klä­ge­rin in gänz­lich un­sach­ge­mä­ßer Wei­se ei­nen ei­ge­nen Bei­trag ge­leis­tet hat, der den Scha­den we­sent­lich her­bei­ge­führt hat und oh­ne den der Scha­den nicht ent­ste­hen konn­te. Denn die Klä­ge­rin hat zum ei­nen vor dem Wei­ter­ver­kauf des Fahr­zeugs jeg­li­che Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs auf Män­gel oder Un­fall­schä­den un­ter­las­sen. Un­ab­hän­gig da­von, ob sie hier­zu ei­ne recht­li­che Ver­pflich­tung traf, ist es ein na­he­lie­gen­des und im ei­ge­nen In­ter­es­se ge­bo­te­nes Ver­hal­ten ei­nes ge­werb­li­chen Kraft­fahr­zeug­händ­lers (vgl. hier­zu Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 3874 ff.), sich über den Zu­stand des Fahr­zeugs zu ver­ge­wis­sern. Das gilt um­so mehr, als die Klä­ge­rin beim Ver­kauf an Herrn C ih­re Ge­währ­leis­tungs­pflicht nicht aus­schlie­ßen konn­te (§ 475 I 1 BGB). Es stellt des­halb ein völ­lig un­sach­ge­mä­ßes, auf ei­ge­nem Ent­schluss der Klä­ge­rin be­ru­hen­des Ver­hal­ten dar, das Fahr­zeug, so, wie es vom Be­klag­ten über­nom­men wor­den war, oh­ne jeg­li­che Un­ter­su­chung an Herrn C wei­ter­zu­ve­r­äu­ßern. Hin­zu kommt, dass die un­sach­ge­mä­ße Be­sei­ti­gung des Streif­scha­dens hin­ten rechts bei blo­ßer nä­he­rer Be­trach­tung er­kenn­bar war. Da die man­gel­haf­ten La­ckie­rungs­ar­bei­ten hin­rei­chen­den An­lass da­zu bo­ten, an ei­nen Un­fall­scha­den zu den­ken, hät­te die Klä­ge­rin bei nä­he­rer Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs so­wohl den Streif­scha­den hin­ten rechts be­merkt, als auch den noch schwer­wie­gen­de­ren Heck­scha­den. Durch die­se Er­kennt­nis wä­re der Scha­den durch den Wei­ter­ver­kauf an Herrn C un­ter­blie­ben.

Die Klä­ge­rin hat in wei­te­rer Wei­se un­sach­ge­mäß ei­ne Ur­sa­che für den ent­stan­de­nen Scha­den ge­setzt, weil sie in dem Kauf­ver­trag mit Herrn C an­gab, Un­fall­schä­den sei­en laut Vor­be­sit­zer nicht vor­han­den und ihr auch nicht auf­grund an­de­rer Um­stän­de be­kannt, oh­ne Herrn C dar­auf hin­zu­wei­sen, dass sie das Fahr­zeug in kei­ner Wei­se un­ter­sucht hat­te. Hier­zu wä­re die Klä­ge­rin al­ler­dings ver­pflich­tet ge­we­sen (vgl. BGH, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, NJW 2006, 2839).

Schließ­lich hat die Klä­ge­rin auch da­durch in den Kau­sal­ver­lauf ein­ge­grif­fen, weil sie sich in ei­nen Rechts­streit mit ih­rem Käu­fer C ein­ließ, oh­ne zum ei­nen sich je­den­falls jetzt da­von zu über­zeu­gen, ob die von Herrn C ge­rüg­ten Män­gel bzw. Un­fall­schä­den vor­la­gen, oder aber den Be­klag­ten auf­zu­for­dern, sich zu den an­geb­li­chen Schä­den zu er­klä­ren. Be­reits durch ei­ne ei­ge­ne Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs hät­te der Rechts­streit mit Herrn C ver­mie­den wer­den kön­nen, weil der Klä­ge­rin bei­de Un­fall­schä­den auf­ge­fal­len wä­ren und sie sich dann auf ei­ne Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags mit Herrn C hät­te ein­las­sen müs­sen. Auch die Hin­zu­zie­hung des Be­klag­ten hät­te je­den­falls den nicht sach­ge­recht re­pa­rier­ten Streif­scha­den hin­ten rechts zu­ta­ge ge­bracht. Selbst wenn an­zu­neh­men ist, dass der Be­klag­te bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags mit der Klä­ge­rin kei­nen da­hin­ge­hen­den Hin­weis ge­ge­ben hat­te, war die Si­tua­ti­on an­ders, als ein wei­te­rer Be­sit­zer des Fahr­zeugs sol­che Schä­den gel­tend mach­te. Es lag auf der Hand, dass bei der an­ste­hen­den Aus­ein­an­der­set­zung der Streif­scha­den auf je­den Fall be­merkt wor­den wä­re, wes­halb ihn der Be­klag­te bei le­bens­na­her Be­trach­tung nicht ver­schwie­gen hät­te.

Nach al­lem ist der durch den Fol­ge­pro­zess ent­stan­de­ne Scha­den nur des­halb ein­ge­tre­ten, weil sich die Klä­ge­rin auf­grund frei­er Wil­lens­ent­schlüs­se in mehr­fa­cher Hin­sicht un­sach­ge­mäß ver­hal­ten hat­te. Die­ses Ver­hal­ten wur­de auch nicht im Sin­ne der Recht­spre­chung des BGH her­aus­ge­for­dert. „Her­aus­ge­for­dert“ wur­de zwar der Wei­ter­ver­kauf des Fahr­zeugs, nicht aber die be­son­de­re Ver­hal­tens­wei­se der Klä­ge­rin.

b) Selbst wenn ein Scha­dens­er­satz­an­spruch der Klä­ge­rin ge­gen den Be­klag­ten ent­stan­den wä­re, wür­de ei­ne Er­satz­pflicht des Be­klag­ten we­gen des Mit­ver­schul­dens der Klä­ge­rin (§ 254 I BGB) ent­fal­len. Wie be­reits dar­ge­legt, hat bei der Ent­ste­hung des Scha­dens ein Ver­schul­den der Klä­ge­rin i. S. von § 254 I BGB mit­ge­wirkt. Ver­schul­den in die­sem Sin­ne ist die auch fahr­läs­si­ge Ver­let­zung der dem Ge­schä­dig­ten in ei­ge­nen An­ge­le­gen­hei­ten ob­lie­gen­den Sorg­falt, das heißt der Sorg­falt, die je­dem or­dent­li­chen und ver­stän­di­gen Men­schen ob­liegt, um sich vor Scha­den zu be­wah­ren (vgl. Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 71. Aufl., § 254 Rn. 8 f. m. w. Nachw.). Als ge­werb­li­cher Kraft­fahr­zeug­händ­le­rin mit ei­ge­ner Werk­statt hät­te es der Klä­ge­rin ob­le­gen, vor ei­nem Wei­ter­ver­kauf das Fahr­zeug hin­rei­chend auf Män­gel und/oder Un­fall­schä­den zu un­ter­su­chen, we­nigs­tens den Käu­fer dar­über auf­zu­klä­ren, dass ei­ne Un­ter­su­chung un­ter­blie­ben war, und sich schließ­lich nach der Rü­ge von Män­geln bzw. Un­fall­schä­den spä­tes­tens dann ei­ner Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs nicht mehr zu ent­zie­hen. All da­ge­gen hat die Klä­ge­rin ver­sto­ßen. Bei der nach § 254 BGB ge­bo­te­nen Ab­wä­gung der bei­der­sei­ti­gen Ver­ur­sa­chungs­bei­trä­ge ent­fällt ei­ne Er­satz­pflicht des Be­klag­ten, weil der Scha­den in be­son­de­rer Wei­se durch das Ver­hal­ten der Klä­ge­rin ent­stan­den ist. Da­bei ist be­son­ders von Ge­wicht, dass sich die Klä­ge­rin mit ver­fehl­ter recht­li­cher Ar­gu­men­ta­ti­on auf ei­nen Rechts­streit in zwei Rechts­zü­gen ein­ließ, an­statt, wo­zu sie oh­ne Wei­te­res in der La­ge war, weil sie über ei­ge­ne Werk­statt ver­füg­te, das Fahr­zeug nun­mehr zu un­ter­su­chen. Die­ser in je­der Hin­sicht ge­rin­ge Auf­wand hät­te die Un­fall­schä­den zu­ta­ge ge­bracht und die Klä­ge­rin ver­an­lasst, sich auf ei­ne Rück­ab­wick­lung des Fahr­zeugs ein­zu­las­sen, oh­ne ei­nen kos­ten­träch­ti­gen Rechts­streit mit dem Käu­fer zu füh­ren. Vor dem Hin­ter­grund die­ses völ­lig un­ver­ständ­li­chen und sorg­falts­wid­ri­gen Ver­hal­tens ist es nicht ge­bo­ten, auch den Be­klag­ten ei­nen Teil des Scha­dens tra­gen zu las­sen.

B. Die in der Kla­ge­er­wei­te­rung lie­gen­de Ab­schluss­be­ru­fung der Klä­ge­rin ist … un­be­grün­det, weil der von der Klä­ge­rin gel­tend ge­mach­te An­spruch nicht be­steht und der Be­klag­te des­halb nicht in An­nah­me­ver­zug ge­ra­ten konn­te. Auch bei Gel­tung der Hilfs­be­grün­dung kä­me ein An­nah­me­ver­zug nicht in Be­tracht, weil die Klä­ge­rin die Leis­tung nur ge­gen ei­ne weit über­höh­te Zug-um-Zug-Leis­tung an­ge­bo­ten hat (vgl. § 294 BGB) …

Hin­wei­se: Die vom BGH zu­ge­las­se­ne Re­vi­si­on der Klä­ge­rin hat­te zum Teil Er­folg (BGH, Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 117/12). – Der Be­rich­ti­gungs­be­schluss vom 19.04.2012 wur­de be­rück­sich­tigt.

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