1. Grund­sätz­lich hat ein Ge­braucht­wa­gen­händ­ler die Pflicht, den Käu­fer auch un­ge­fragt auf ihm be­kann­te und dem Käu­fer nicht er­sicht­li­che we­sent­li­che Fahr­zeug­män­gel hin­zu­wei­sen. Er muss auch dar­über in­for­mie­ren, dass er ein Fahr­zeug von ei­nem ihm na­ment­lich nicht nä­her be­kann­ten, nicht im Fahr­zeug­brief ein­ge­tra­ge­nen Zwi­schen­ei­gen­tü­mer er­wor­ben hat.
  2. An­sprü­che we­gen ei­nes Ver­schul­dens bei Ver­trags­schluss (cul­pa in con­tra­hen­do) sind bei ei­ner vor­sätz­li­chen Pflicht­ver­let­zung nicht durch das Haf­tungs­sys­tem der §§ 434 ff. BGB aus­ge­schlos­sen. Ein An­spruch aus cul­pa in con­tra­hen­do kann bei ei­ner vor­sätz­li­chen Pflicht­ver­let­zung al­so auch dann be­ste­hen, wenn sich die­se auf ei­nen Um­stand be­zieht, der zum Ge­gen­stand ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­macht wur­de oder hät­te ge­macht wer­den kön­nen.

OLG Naum­burg, Ur­teil vom 15.01.2009 – 1 U 50/08
(nach­fol­gend: BGH, Urt. v. 16.12.2009 – VI­II ZR 38/09)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger macht ge­gen die Be­klag­ten Scha­dens­er­satz mit der Be­grün­dung gel­tend, er sei beim Kauf ei­nes ge­brauch­ten Au­di A6 nicht über ver­trags­we­sent­li­che Um­stän­de auf­ge­klärt wor­den. Ins­be­son­de­re sei er nicht dar­über in­for­miert wor­den, dass der Be­klag­te zu 1. den Pkw von ei­nem nicht nä­her be­kann­ten Zwi­schen­händ­ler er­wor­ben ha­be.

Der streit­ge­gen­ständ­li­che Au­di A6 stand zu­nächst im Ei­gen­tum der S-oHG. Die­se wur­de mit Da­tum vom 25.11.1994 in den Fahr­zeug­brief ein­ge­tra­gen. Nach­fol­gend hat­te Herr B den Pkw ge­kauft. Er wur­de nicht in den Kfz-Brief ein­ge­tra­gen. An­fang 2004 er­warb der Be­klag­te zu 1. den Pkw von ei­nem Zwi­schen­händ­ler mit Ruf­na­men „A“, oh­ne ei­ne schrift­li­che Ver­trags­ur­kun­de zu fer­ti­gen und oh­ne Fest­stel­lung der Iden­ti­tät des Ver­käu­fers. Der Be­klag­te zu 1. wur­de mit Da­tum vom 16.02.2004 in den Kfz-Brief ein­ge­tra­gen.

Der Be­klag­te zu 1. fass­te be­reits kur­ze Zeit spä­ter den Ent­schluss, den Pkw wei­ter­zu­ve­r­äu­ßern. Mit der Wei­ter­ver­äu­ße­rung be­auf­trag­te er den Be­klag­ten zu 2., der Ge­sell­schaf­ter der G-GbR ist. Der Pkw wur­de so­dann im In­ter­net im Na­men der „G“ zum Ver­kauf an­ge­bo­ten. Auf den Be­klag­ten zu 1. oder ei­nen Ver­kauf in Ver­tre­tung ei­nes Drit­ten wur­de in der In­ter­net­an­zei­ge nicht hin­ge­wie­sen.

Der Klä­ger kam am 21.03.2004 in Be­glei­tung sei­ner da­ma­li­gen Le­bens­ge­fähr­tin und nun­meh­ri­gen Ehe­frau E auf die An­zei­ge hin zu Ver­kaufs­ge­sprä­chen auf das Be­triebs­ge­län­de der G-GbR. Die an­schlie­ßen­den Ver­kaufs­ge­sprä­che mit dem Klä­ger und E führ­te der Be­klag­te zu 2. Er in­for­mier­te den Klä­ger wäh­rend des Ver­kaufs­ge­sprächs dar­über, dass der Pkw im Ei­gen­tum des Be­klag­ten zu 1. ste­he und in des­sen Ver­tre­tung an­ge­bo­ten wer­de.

Der Klä­ger schloss mit dem Be­klag­ten zu 1. ei­nen Kauf­ver­trag über den streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw. Ob der Be­klag­te zu 1. da­bei von der G-GbR oder dem Be­klag­ten zu 2. per­sön­lich ver­tre­ten wur­de, ist zwi­schen den Par­tei­en um­strit­ten. Als Kauf­pr­preis wur­den 4.500 € ver­ein­bart.

Der Kauf­ver­trag kam un­ter Ver­wen­dung ei­nes Kauf­ver­trags­for­mu­lars und bei­ge­füg­ter All­ge­mei­ner Ge­schäfts­be­din­gun­gen zu­stan­de. In dem For­mu­lar fin­det sich die vor­ge­druck­te Ru­brik „Ge­samt­fahr­leis­tung nach An­ga­ben des Vor­be­sit­zers“. In die­ser Ru­brik sind hand­schrift­lich 201.000 km ver­merkt. Dies ent­sprach auch dem Ta­chostand bei Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Klä­ger.

Der Pkw wur­de dem Klä­ger am 29.03.2004 über­ge­ben. Er fuhr da­mit an­schlie­ßend ins­ge­samt 21.000 km. Mit schrift­li­chem Ver­trag vom 20.11.2006 ver­kauf­te der Klä­ger den Pkw für 1.293,10 € net­to (= 1.500 € brut­to) wei­ter.

Mit Schrei­ben vom 09.05.2007 for­der­ten die an­walt­li­chen Ver­tre­ter des Klä­gers die Be­klag­ten da­zu auf, ei­nen Be­trag von 7.009,39 € an den Klä­ger zu ent­rich­ten. Die­sen An­spruch be­rech­ne­te der Klä­ger wie folgt:

Kauf­preis­rück­erstat­tungs­an­spruch 4.500,00 €
Re­pa­ra­tur­kos­ten (net­to) 4.180,49 €
Zwi­schen­sum­me 8.680,49 €
ab­züg­lich Ver­kaufs­er­lös (net­to) 1.293,10 €
ab­züg­lich Ent­gelt für ge­zo­ge­ne Nut­zun­gen 378,00 €
Ge­samt­er­stat­tungs­an­spruch 7.009,39 €

Hier­bei leg­te er für die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen den Brut­to-An­schaf­fungs­preis 4.500 € × 0,4 % × 21 zu­grun­de.

Der Klä­ger hat be­haup­tet, er sei bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags der Auf­fas­sung ge­we­sen, dass sich die in der In­ter­net­an­zei­ge ver­wen­de­te Be­zeich­nung ei­ner „G“ auf den Be­klag­ten zu 2. per­sön­lich und nicht ei­ne Ge­sell­schaft bür­ger­li­chen Rechts be­zie­he. Ihm sei von dem Be­klag­ten zu 2. wäh­rend der Ver­kaufs­ge­sprä­che zu kei­nem Zeit­punkt mit­ge­teilt wor­den, dass der Wa­gen von ei­nem nicht nä­her be­kann­ten Zwi­schen­händ­ler mit Ruf­na­men „A“ er­wor­ben wor­den sei. Der Klä­ger ist der Auf­fas­sung, dass ihn der Be­klag­te zu 2. über die­sen Um­stand ha­be auf­klä­ren müs­sen. Wä­re er vom Be­klag­ten zu 2. ent­spre­chend auf­ge­klärt wor­den, hät­te er den Pkw nicht ge­kauft, weil er dann auf die vom Ki­lo­me­ter­zäh­ler an­ge­zeig­te Lauf­leis­tung von 201.000 km nicht ver­traut hät­te. Der Pkw ha­be im Zeit­punkt des Kauf­ver­trags auch tat­säch­lich ei­ne Lauf­leis­tung von mehr als 340.000 km auf­ge­wie­sen.

Zu­dem hat der Klä­ger un­ter Vor­la­ge von sechs ver­schie­de­nen Re­pa­ra­tur­rech­nun­gen be­haup­tet, dass er sechs ver­schie­de­ne Re­pa­ra­tu­ren und War­tungs­leis­tun­gen an dem Pkw ha­be durch­füh­ren las­sen. Die Kos­ten da­für hät­ten sich auf 4.180,49 € net­to be­lau­fen.

Die Be­klag­ten ha­ben sich un­ter an­de­rem auf Ver­jäh­rung be­ru­fen.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge mit Ur­teil vom 17.04.2008 ab­ge­wie­sen. Es hat sich im We­sent­li­chen dar­auf ge­stützt, dass der Be­klag­te zu 2. nicht ver­pflich­tet ge­we­sen sei, den Klä­ger auf den nicht im Kfz-Brief ein­ge­tra­ge­nen zwi­schen­zeit­li­chen Ei­gen­tü­mer hin­zu­wei­sen. Im Üb­ri­gen sei­en kauf­ver­trag­li­che An­sprü­che ver­jährt.

Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te über­wie­gend Er­folg.

Aus den Grün­den: B. … I. Dem Klä­ger steht ge­gen den Be­klag­ten zu 2. ein Scha­dens­er­satz­an­spruch in Hö­he von 6.754,24 € zu.

1. Ein Kauf­ver­trag ist zwi­schen dem Klä­ger und dem Be­klag­ten zu 2. nicht zu­stan­de ge­kom­men. Die Vor­aus­set­zun­gen für die An­nah­me ei­ner Um­ge­hung i. S. des § 475 I 2 BGB, wo­mit der Be­klag­te zu 2. sich wie ein Ver­käu­fer be­han­deln las­sen müss­te, lie­gen nicht vor (vgl. BGH, Urt. v. 26.01.2005 – VI­II ZR 175/04, NJW 2005, 1039 m. w. Nachw.).

Der Be­klag­te zu 2. ist dem Klä­ger aber auf­grund ei­ner cul­pa in con­tra­hen­do zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet. Vor­lie­gend ist ein Fall der so­ge­nann­ten Sach­wal­ter­haf­tung ge­ge­ben (§ 280 I BGB i. V. mit § 311 III BGB).

Be­reits zum al­ten Schuld­recht war an­er­kannt, dass beim Kfz-Händ­ler ei­ne Ei­gen­haf­tung aus cul­pa in con­tra­hen­do nach den Maß­stä­ben der so­ge­nann­ten Sach­wal­ter­haf­tung in Be­tracht kommt. So hat der BGH for­mu­liert, dass „ne­ben dem Ver­käu­fer auch der für die­sen auf­tre­ten­de Ge­braucht­wa­gen­händ­ler für ei­ne Ver­let­zung der Ver­pflich­tun­gen bei den Ver­trags­ver­hand­lun­gen dann ein­zu­ste­hen hat, wenn ihm per­sön­lich als Sach­wal­ter des Ver­käu­fers, et­wa als des­sen Ver­mitt­lungs- und Ab­schluss­ver­tre­ter, vom Käu­fer be­son­de­res Ver­trau­en ent­ge­gen­ge­bracht wird oder er dem Ver­hand­lungs­ge­gen­stand be­son­ders na­he­steht, ins­be­son­de­re am Ver­trags­ab­schluss ein be­son­de­res ei­ge­nes wirt­schaft­li­ches In­ter­es­se hat“ (BGHZ 87, 302 [304 f.] = NJW 1983, 2192). § 311 III BGB nimmt die Recht­spre­chung zur Sach­wal­ter­haf­tung auf.

Vor­lie­gend hat der Be­klag­te zu 2. i. S. des § 311 II 1 BGB ein be­son­de­res Ver­trau­en in An­spruch ge­nom­men. Er hat in sei­ner Ei­gen­schaft als Kfz-Händ­ler die An­zei­ge im In­ter­net ver­an­lasst, oh­ne hier­bei auf ein Ver­tre­tungs­ge­schäft hin­zu­wei­sen, so­wie des wei­te­ren das Ver­kaufs­ge­spräch ge­führt und den Ver­trag zu­stan­de ge­bracht. Mit dem Be­klag­ten zu 1. hat­te der Klä­ger dem­ge­gen­über kei­nen Kon­takt. Dies ist nach dem BGH als In­diz für ein be­son­de­res Ver­trau­en ge­gen­über dem Sach­wal­ter zu be­wer­ten (BGHZ 79, 281 [284] = NJW 1981, 922; BGHZ 63, 382 [385] = NJW 1975, 642). Dass nur ein re­la­tiv kurz­fris­ti­ger Kon­takt zwi­schen dem Klä­ger und dem Be­klag­ten zu 2. be­stand, steht der Haf­tung nicht ent­ge­gen.

Die Haf­tung aus § 280 I BGB i. V. mit § 311 III BGB be­steht un­ge­ach­tet des­sen, dass sich kein hin­rei­chen­der Nach­weis für ein wirt­schaft­li­ches Ei­gen­in­ter­es­se des Be­klag­ten zu 2. er­gibt. Der Be­klag­te zu 2. hat den Pkw nicht in Zah­lung ge­nom­men. Dass er in sons­ti­ger Wei­se di­rekt an dem Ver­kaufs­er­lös par­ti­zi­piert hät­te – et­wa, um die von ihm ver­aus­lag­ten 3.500–3.700 € zu er­lan­gen –, ist eben­falls nicht dar­ge­tan. Ein wirt­schaft­li­ches Ei­gen­in­ter­es­se des Ge­braucht­wa­gen­händ­lers ist aber kei­ne not­wen­di­ge Be­din­gung für ei­ne Ei­gen­haf­tung aus cul­pa in con­tra­hen­do. Auch im Be­reich des Kfz-Han­dels sind so­wohl das in An­spruch ge­nom­me­ne be­son­de­re Ver­trau­en ei­ner­seits als auch das wirt­schaft­li­che Ei­gen­in­ter­es­se an­de­rer­seits al­ter­na­ti­ve Haf­tungs­grün­de (BGHZ 79, 281 [284]; BGHZ 63, 382 [385]; BGHZ 87, 302 [304 f.]). Dies gilt auch nach Ein­füh­rung des § 311 III BGB. § 311 III 2 BGB stellt dar­auf ab, dass der Ver­pflich­te­te in be­son­de­rem Ma­ße Ver­trau­en für sich in An­spruch ge­nom­men und da­durch die Ver­trags­ver­hand­lun­gen er­heb­lich be­ein­flusst hat. Das wirt­schaft­li­che Ei­gen­in­ter­es­se bleibt dem­ge­gen­über un­er­wähnt. Es ist da­her kei­ne zwin­gen­de Vor­aus­set­zung für ei­ne Haf­tung aus § 280 I BGB i. V. mit § 311 III BGB.

Zwi­schen den Par­tei­en ist um­strit­ten, ob der Be­klag­te zu 1. durch den Be­klag­ten zu 2. per­sön­lich oder durch die G-GbR nach Maß­ga­be der §§ 164 ff. BGB ver­tre­ten wor­den ist. Zwar wies die An­zei­ge im In­ter­net nicht aus­drück­lich auf ei­ne GbR hin; die For­mu­lie­rung „G“ lässt je­doch mög­li­cher­wei­se noch er­ken­nen, dass ei­ne GbR vor­lag. Letzt­lich kommt es hier­auf aber nicht an. Maß­geb­lich ist, dass der Be­klag­te zu 2. per­sön­lich Ver­trau­en in An­spruch ge­nom­men hat. Die­se In­an­spruch­nah­me per­sön­li­chen Ver­trau­ens reicht auch dann für ei­ne di­rek­te Haf­tung nach § 280 I BGB i. V. mit § 311 III BGB aus, wenn nicht der Be­klag­te zu 2. per­sön­lich, son­dern die GbR als Ver­tre­te­rin des Be­klag­ten zu 1. an­zu­se­hen ist. Aber selbst dies kann da­hin­ge­stellt blei­ben. Geht man näm­lich da­von aus, dass zu­nächst (nur) die GbR aus § 280 I i. V. mit § 311 III BGB haf­tet, er­gibt sich ei­ne per­sön­li­che Haf­tung des Be­klag­ten zu 2. aus ei­ner ent­spre­chen­den An­wen­dung von § 128 HGB. Die ent­spre­chen­de An­wen­dung des § 128 HGB auf die GbR fin­det auch bei An­sprü­chen aus cul­pa in con­tra­hen­do statt (vgl. nur Pa­landt/Sprau, BGB, 68. Aufl., § 714 Rn. 11).

2. Es ist auch ei­ne Pflicht­ver­let­zung des Be­klag­ten zu 2. ge­ge­ben. Die­ser ist ei­ner Ver­pflich­tung zur Auf­klä­rung des Klä­gers über die Vor­ei­gen­tü­mer nicht nach­ge­kom­men.

a) Grund­sätz­lich hat der Ge­braucht­wa­gen­händ­ler im Rah­men ei­nes Schuld­ver­hält­nis­ses nach § 311 III BGB die Pflicht, den Käu­fer auch un­ge­fragt auf ihm be­kann­te und dem Käu­fer nicht er­sicht­li­che we­sent­li­che Män­gel hin­zu­wei­sen (vgl. Pa­landt/Hein­richs, BGB, 68. Aufl., § 311 Rn. 66). Dem Be­klag­ten zu 2. war nach sei­nem ei­ge­nen Vor­brin­gen po­si­tiv be­kannt, dass der Pkw, be­vor er an den Be­klag­ten zu 1. ver­äu­ßert wur­de, im Ei­gen­tum ei­ner im Fahr­zeug­brief nicht ein­ge­tra­ge­nen und auch na­ment­lich nicht nä­her be­kann­ten Per­son („A“) stand. Über die­sen Um­stand hät­te der Be­klag­te zu 2. den Klä­ger in­for­mie­ren müs­sen.

In der Recht­spre­chung ist be­reits ent­schie­den wor­den, dass die An­zahl der Vor­be­sit­zer ei­nen wert­er­heb­li­chen Um­stand dar­stellt (vgl. et­wa OLG Bran­den­burg, Urt. v. 14.02.2007 – 4 U 68/06OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 28.06.2002 – 22 U 13/02, OLGR 2003, 246). Nach dem OLG Bre­men ist der Ver­käu­fer dar­über hin­aus auch ver­pflich­tet, den Käu­fer dar­über auf­zu­klä­ren, dass der Pkw von ei­nem un­be­kann­ten Zwi­schen­ei­gen­tü­mer er­wor­ben wor­den ist. Kom­me der Ver­käu­fer die­ser Auf­klä­rungs­pflicht nicht nach, lie­ge ei­ne vor­sätz­li­che Täu­schung über ei­nen Sach­man­gel vor. Das OLG Bre­men stützt sich hier­bei u. a. auf die Er­wä­gung, dass den im Kauf­ver­trag ent­hal­te­nen An­ga­ben zur Ge­samt­fahr­leis­tung kein Ver­trau­en ent­ge­gen­ge­bracht wer­den kön­ne, wenn ein un­be­kann­ter und im Fahr­zeug­brief nicht ein­ge­tra­ge­ner Vor­ei­gen­tü­mer exis­tie­re (OLG Bre­men, Urt. v. 08.10.2003 – 1 U 40/03, NJW 2003, 3713).

Tat­säch­lich hat es ne­ga­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf den Wert des Pkw – und da­mit auch auf die Kauf­ent­schei­dung des In­ter­es­sen­ten –, wenn sich ein Vor­ei­gen­tü­mer nicht aus dem Kfz-Brief er­gibt und die­ser sonst nicht mit Na­men und Adres­se „greif­bar“ ist. Denn in die­sem Fall be­steht ei­ne grö­ße­re Wahr­schein­lich­keit da­für, dass der Wa­gen un­sach­ge­mäß be­han­delt oder der Ki­lo­me­ter­zäh­ler ma­ni­pu­liert wor­den ist. Vor al­lem ha­ben in die­sem Fall Aus­sa­gen des un­mit­tel­ba­ren Vor­ei­gen­tü­mers – hier al­so des Be­klag­ten zu 1. – zur Ge­samt­fahr­leis­tung ei­ne ge­rin­ge­re Rich­tig­keits­ge­währ. Denn auch der un­mit­tel­ba­re Vor­ei­gen­tü­mer kann sich u. U. nicht si­cher sein, dass kei­ne Ma­ni­pu­la­tio­nen am Ki­lo­me­ter­stands­an­zei­ger vor­ge­nom­men wor­den sind und da­mit die Ki­lo­me­ter­stands­an­zei­ge der Ge­samt­fahr­leis­tung ent­spricht.

Ei­ne der­ar­ti­ge Auf­klä­rung des Käu­fers wird re­gel­mä­ßig sei­ne Kauf­ent­schei­dung be­ein­flus­sen. Der Käu­fer wird sich so­dann über­le­gen, ob er das er­höh­te Ri­si­ko ei­ner (noch) hö­he­ren Ge­samt­fahr­leis­tung ein­ge­hen will bzw. ob er sich, et­wa durch ei­ne sach­ver­stän­di­ge Un­ter­su­chung, nä­he­re In­for­ma­tio­nen über den Zu­stand des Pkw be­schaf­fen oder aber ganz von dem Kauf Ab­stand neh­men will. Dies gilt je­den­falls dann, wenn – wie hier – im Kauf­ver­trag aus­drück­lich auf An­ga­ben ei­nes Vor­be­sit­zers zur Ge­samt­fahr­leis­tung Be­zug ge­nom­men wird und der Vor­be­sit­zer nur kur­ze Zeit im Be­sitz des Fahr­zeugs war. Dem­entspre­chend muss­te der Be­klag­te zu 2. nach der Auf­fas­sung des Se­nats dar­auf hin­wei­sen, dass es wei­te­re Vor­ei­gen­tü­mer gab, die nicht im Fahr­zeug­brief ver­zeich­net wa­ren und de­ren Na­me und Adres­se nicht bzw. nicht hin­rei­chend ge­nau be­kannt wa­ren.

b) Zur Über­zeu­gung des Se­nats steht auf­grund der Zeu­gen­ver­neh­mung in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 18.12.2008 fest, dass der Be­klag­te zu 2. den Klä­ger nicht über den na­ment­lich nicht nä­her be­kann­ten und im Fahr­zeug­brief nicht ein­ge­tra­ge­nen Vor­ei­gen­tü­mer („A“) auf­ge­klärt hat. Der Be­klag­te zu 2. hat in­so­weit dar­ge­legt, dass er den Klä­ger an­läss­lich des Ver­kaufs­ge­sprächs am 21.03.2004 über die­sen Um­stand auf­ge­klärt ha­be. Der in­so­weit be­weis­be­las­te­te Klä­ger hat zur Über­zeu­gung des Se­nats aber nach­ge­wie­sen, dass es im Ver­lauf des Ver­kaufs­ge­sprächs am 21.03.2004 nicht zu ei­ner der­ar­ti­gen Auf­klä­rung ge­kom­men ist.

Die Zeu­gin E hat aus­ge­sagt, dass sie zum da­ma­li­gen Ver­kaufs­ge­spräch mit hin­ge­fah­ren sei und die gan­ze Zeit über da­bei ge­we­sen sei. Sie er­ken­ne den Be­klag­ten zu 2. als den­je­ni­gen wie­der, der das Ver­kaufs­ge­spräch ge­führt ha­be. An den an­de­ren im Ge­richts­saal an­we­sen­den Zeu­gen, den Zeu­gen R, kön­ne sie sich nicht er­in­nern. Von ei­ner In­for­ma­ti­on über den na­ment­lich nicht nä­her be­kann­ten Vor­ei­gen­tü­mer ha­be sie nichts mit­ge­kriegt. Das ei­gent­li­che Ver­kaufs­ge­spräch ha­be im An­schluss an ei­ne Pro­be­fahrt in den Ge­schäfts­räu­men der G-GbR statt­ge­fun­den. Als der Kauf­ver­trag aus­ge­füllt wor­den sei, sei­en Da­ten aus dem Kfz-Brief über­nom­men wor­den. Hier­bei sei er­kenn­bar ge­we­sen, dass der zwei­te im Fahr­zeug­brief ein­ge­tra­ge­ne Hal­ter, der Be­klag­te zu 1., das Fahr­zeug nur recht kurz be­ses­sen ha­be. Sie, die Zeu­gin E, ha­be nach den Grün­den hier­für ge­fragt. Ihr sei ge­sagt wor­den, dass der Be­klag­te zu 1. ur­sprüng­lich das Fahr­zeug ha­be ha­ben wol­len, um zu ei­ner 80 km ent­fern­ten Ar­beits­stel­le zu ge­lan­gen. Die­se Ar­beits­stel­le ha­be er dann aber ver­lo­ren.

Die Zeu­gin E hat so­mit aus­ge­schlos­sen, dass es zu ei­ner In­for­ma­ti­on des Klä­gers über den ver­trags­we­sent­li­chen Um­stand ge­kom­men ist. Sie hat hier­bei den Ver­lauf des Ver­kaufs­ge­sprächs glaub­haft ge­schil­dert. Sie konn­te sich an ver­schie­de­ne Ein­zel­hei­ten er­in­nern, die auf ei­ne zu­tref­fen­de Wie­der­ga­be des Ge­sche­hens schlie­ßen las­sen. So­weit sie an ge­wis­se Be­gleit­um­stän­de kei­ne Er­in­ne­rung mehr hat­te, hat sie aber auch dies deut­lich ge­macht. Ins­ge­samt hat das Ge­richt die Über­zeu­gung ge­won­nen, dass die Zeu­gin E wäh­rend des ge­sam­ten Ver­kaufs­ge­sprächs an­we­send war und im Üb­ri­gen an dem Ver­kaufs­ge­spräch ak­tiv teil­ge­nom­men, die­ses zum Teil selbst be­stimmt hat. Vor die­sem Hin­ter­grund be­stand kei­ne Mög­lich­keit, dass der Klä­ger von dem Be­klag­ten zu 2. in Ab­we­sen­heit der Zeu­gin E über den Er­werb des Fahr­zeugs von ei­nem un­be­kann­ten Vor­ei­gen­tü­mer in­for­miert wor­den hät­te sein kön­nen.

Der Se­nat ver­kennt nicht, dass es sich bei der Zeu­gin E um die da­ma­li­ge Le­bens­ge­fähr­tin und heu­ti­ge Ehe­frau des Klä­gers han­delt. Aus dem Ge­samt­ein­druck der Aus­sa­ge er­ge­ben sich aber kei­ne An­halts­punk­te da­für, dass sie die Un­wahr­heit ge­sagt oder Um­stän­de un­er­wähnt ge­las­sen hat. Da­mit steht fest, dass zwar auf­grund der An­ga­ben im Fahr­zeug­brief dar­über ge­spro­chen wur­de, dass der Be­klag­te zu 1. den Pkw nur für kur­ze Zeit im Ei­gen­tum hat­te, aber der wei­ter­ge­hen­de Um­stand, dass der Be­klag­te zu 1. den Pkw sei­ner­seits von ei­nem un­be­kann­ten Vor­ei­gen­tü­mer er­wor­ben hat, nicht zur Spra­che kam.

Die Aus­sa­ge der Zeu­gin E wird auch nicht durch die Aus­sa­ge des Zeu­gen E in Fra­ge ge­stellt. Der Zeu­ge R, der Mit­ge­sell­schaf­ter der G-GbR ist, hat aus­ge­sagt, dass er noch et­was ab­ge­holt ha­be und noch ei­ne Fra­ge an den Be­klag­ten zu 2. ge­habt ha­be. Der Be­klag­te zu 2. ha­be mit dem Klä­ger drau­ßen auf dem Hof am Pkw ge­stan­den und ein Ver­kaufs­ge­spräch über die­sen Pkw ge­führt. Da er das Ge­spräch nicht ha­be stö­ren wol­len, ha­be er, der Zeu­ge R, ei­nen Mo­ment da­ne­ben ge­stan­den. Es ha­be sich um et­wa 10 bis 15 Mi­nu­ten ge­han­delt, wäh­rend de­rer er das Ge­spräch mit an­ge­hört ha­be. Es sei hier­bei auch der „Wer­de­gang“ des Fahr­zeugs be­spro­chen wor­den, das heißt dass die G-GbR das Fahr­zeug dem Be­klag­ten zu 1. ver­mit­telt ha­be. Es sei schon ei­ne gan­ze Zeit her, aber er den­ke schon, dass ge­sagt wor­den sei, von wem. Er selbst ken­ne ja die­sen Händ­ler. Er kön­ne sich nicht er­in­nern, ob dar­über ge­spro­chen wor­den sei, war­um der Be­klag­te zu 1. das Au­to nur so kurz be­ses­sen ha­be. An De­tails kön­ne er sich nicht er­in­nern. Wel­che Fra­ge er an den Be­klag­ten zu 2. ha­be stel­len wol­len, wis­se er auch nicht mehr. Auf Nach­fra­ge hat der Zeu­ge R er­klärt, es sei nur dar­über ge­spro­chen wor­den, dass das Fahr­zeug von ei­nem Zwi­schen­händ­ler er­wor­ben wor­den sei.

Das Ge­richt hat den Ge­samt­ein­druck ge­won­nen, dass der Zeu­ge R prak­tisch kei­ne Er­in­ne­rung mehr an den Vor­gang hat. Er hat, wenn auch eher zö­ger­lich und mit Hin­weis auf die zwi­schen­zeit­lich ver­stri­che­ne Zeit, aus­ge­sagt, dass über den „Wer­de­gang“ des Fahr­zeugs ge­spro­chen wor­den sei. Die Aus­sa­ge des Zeu­gen R lässt of­fen, ob hin­rei­chend deut­lich ge­macht wur­de, dass die G-GbR nicht et­wa nur ei­nen Kauf­ver­trag zwi­schen den zu­erst im Fahr­zeug­brief ein­ge­tra­ge­nen S und dem Be­klag­ten zu 1. ver­mit­telt hat, son­dern es sich – und hier­auf kommt es ent­schei­dend an – um die Ver­mitt­lung ei­nes Kauf­ver­trags zwi­schen ei­nem na­ment­lich un­be­kann­ten und nicht im Fahr­zeug­brief ein­ge­tra­ge­nen Vor­ei­gen­tü­mer und dem Be­klag­ten zu 1. ge­han­delt hat. Auch der Be­griff des Zwi­schen­händ­lers ist in die­sem Zu­sam­men­hang oh­ne Be­lang, da er kei­nen Zwi­schen­ei­gen­tü­mer cha­rak­te­ri­siert.

Der Zeu­ge R hat fer­ner zu kei­nen wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Ge­sprächs Aus­kunft ge­ben kön­nen. Er hat auch nicht an­ge­ben kön­nen, wel­che Fra­ge es war, die er an den Be­klag­ten zu 1. stel­len woll­te und die für ihn An­lass ge­nug ge­we­sen sein soll, 10 bis 15 Mi­nu­ten bei dem Ge­spräch an­we­send zu sein, oh­ne selbst dar­an teil­zu­neh­men. Vor die­sem Hin­ter­grund er­scheint es dem Se­nat nicht glaub­haft, dass sich der Zeu­ge R (nur) an die strei­ter­heb­li­che Ein­zel­heit des Ge­sprächs, näm­lich die In­for­ma­ti­on über den nicht ein­ge­tra­ge­nen Vor­ei­gen­tü­mer, hin­rei­chend si­cher er­in­nern will, ihm aber an­de­re Um­stän­de nicht mehr er­in­ner­lich sind. Dies gilt auch an­ge­sichts des­sen, dass der Zeu­ge R sich nicht er­in­nern konn­te, ob dar­über ge­spro­chen wur­de, war­um der Be­klag­te zu 1. nur sehr kur­ze Zeit Hal­ter des Pkws war. Der Er­werb des Pkw durch den Be­klag­ten zu 1. steht in ei­nem sach­li­chen Zu­sam­men­hang mit sei­nem auf­fäl­lig ra­schen Wie­der­ver­kauf. Ei­nem üb­li­cher­wei­se zu er­war­ten­den Ge­sprächs­ver­lauf ent­spricht es nicht, dass nur der ei­ne Um­stand er­wähnt wird, der an­de­re Un­stand aber un­er­wähnt bleibt oder ei­ne der­art un­ter­ge­ord­ne­te Rol­le spielt, dass er ei­nem 10 bis 15 Mi­nu­ten an­we­sen­den Zeu­gen nicht mehr er­in­ner­lich ist. Ins­ge­samt ist da­mit die Aus­sa­ge des Zeu­gen R nur be­dingt er­gie­big und, was die In­for­ma­ti­on des Klä­gers durch den Be­klag­ten zu 2. an­be­langt, nicht über­zeu­gend. Sie führt nicht da­zu, dass Zwei­fel an der Rich­tig­keit der Aus­sa­ge der Zeu­gin E ent­ste­hen.

Da­mit steht ei­ne Pflicht­ver­let­zung des Be­klag­ten zu 2. in Form der be­wuss­ten Nicht­auf­klä­rung des Klä­gers über die nicht im Kraft­fahr­zeug­brief ein­ge­tra­ge­nen Zwi­schen­ei­gen­tü­mer fest.

3. Die dar­ge­stell­te Pflicht­ver­let­zung war auch ur­säch­lich für den vom Klä­ger gel­tend ge­mach­ten Scha­den. Ins­be­son­de­re war sie ur­säch­lich da­für, dass der Klä­ger den für ihn nach­tei­li­gen Kauf­ver­trag ab­ge­schlos­sen hat.

Grund­sätz­lich hat der Ge­schä­dig­te den Ur­sa­chen­zu­sam­men­hang zwi­schen der Ver­trags­ver­let­zung und dem Scha­den als an­spruchs­be­grün­den­de Vor­aus­set­zung dar­zu­tun und nach­zu­wei­sen. In der Recht­spre­chung ist zum Kauf- und Werk­ver­trags­recht aber der Grund­satz ent­wi­ckelt wor­den, dass der­je­ni­ge, der ei­ne ver­trag­li­che Auf­klä­rungs- oder Be­ra­tungs­pflicht ver­letzt, das Ri­si­ko der Un­auf­klär­bar­keit des Ur­sa­chen­zu­sam­men­hangs zu tra­gen hat, so­weit es um die Fra­ge geht, wie der an­de­re Teil ge­han­delt hät­te, wenn er pflicht­ge­mäß ins Bild ge­setzt wor­den wä­re (BGHZ 61, 118 [122]; 64, 46 [51 f.]).

Liegt der Scha­den in dem Ab­schluss ei­nes dem Käu­fer un­güns­ti­gen Ver­trags, so ist die Fra­ge, ob der Ver­trag auch bei rich­ti­ger Auf­klä­rung zu­stan­de ge­kom­men wä­re, zwar nicht ei­nem Be­weis, wohl aber ei­nem Wahr­schein­lich­keits­ur­teil zu­gäng­lich. Ver­blei­ben Un­si­cher­hei­ten, ob es zu ei­nem Ver­trags­schluss ge­kom­men wä­re, so ge­hen die­se zu­las­ten der­je­ni­gen Ver­trags­par­tei, die nicht oder un­rich­tig auf­ge­klärt hat (BGHZ 111, 75 [81 f.] = NJW 1990, 1659; BGHZ 124, 151 [159 f.]; BGH, NJW 1998, 302; aus der Li­te­ra­tur sie­he et­wa Un­berath, Bam­ber­ger/Roth, BGB, 2. Aufl., § 280 Rn. 57).

Vor­lie­gend ist die Ver­mu­tung für ei­ne Kau­sa­li­tät vom Be­klag­ten zu 2. nicht wi­der­legt wor­den. Viel­mehr spre­chen so­gar wei­te­re Um­stän­de da­für, dass der Klä­ger, wä­re der Be­klag­te zu 2. sei­ner Auf­klä­rungs­pflicht nach­ge­kom­men, vom Kauf­ver­trag Ab­stand ge­nom­men hät­te. Den Um­stän­den nach hat­te der streit­ge­gen­ständ­li­che Pkw – ge­ra­de auch des­we­gen, weil wei­te­re, zum Teil na­ment­lich nicht be­kann­te Vor­ei­gen­tü­mer exis­tier­ten – ei­nen ge­rin­ge­ren Wert als 4.500 €. Dies er­gibt sich in­di­zi­ell dar­aus, dass der Be­klag­te zu 1. nach dem Be­klag­ten­vor­trag selbst nur 3.500–3.700 € für den Pkw be­zahlt hat­te und die­sen dann schnell wie­der ver­kau­fen woll­te. Der Klä­ger hat den Pkw, nach­dem er ihn nur wei­te­re 21.000 km ge­fah­ren ist, aber ver­schie­de­ne durch­aus kos­ten­in­ten­si­ve Re­pa­ra­tu­ren hat­te vor­neh­men müs­sen, für nur noch 1.500 € wei­ter­ver­äu­ßert. Den Um­stän­den nach war der Pkw dem­nach deut­lich we­ni­ger als 4.500 € wert ge­we­sen.

Dass sich der Klä­ger im kon­kre­ten Fall an­ders ver­hal­ten hät­te, al­so un­ter be­wuss­ter In­kauf­nah­me ei­nes Ver­lusts den Kauf­ver­trag ab­ge­schlos­sen hät­te, ist nicht an­zu­neh­men. Viel­mehr spricht der Um­stand, dass der Klä­ger selbst den Pkw nach re­la­tiv kur­zer Zeit – trotz er­heb­li­cher In­ves­ti­tio­nen – zu dem nur er­ziel­ba­ren ge­rin­ge­ren Preis von 1.293,10 € (net­to) wei­ter­ver­äu­ßert hat, da­für, dass er den Pkw bei ent­spre­chen­der Kennt­nis der nä­he­ren Um­stän­de nicht er­wor­ben hät­te.

4. Dem Klä­ger ist ein Scha­den in Hö­he von 6.754,24 € ent­stan­den.

a) Er kann im Rah­men der cul­pa in con­tra­hen­do ver­lan­gen, so ge­stellt zu wer­den, wie er oh­ne die Pflicht­ver­let­zung stün­de. Er kann al­so die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ver­lan­gen, das wa­ren 4.500 €.

b) Der Klä­ger kann auch die Kos­ten er­setzt ver­lan­gen, die ihm in­fol­ge der ver­schie­dent­lich an­ge­fal­le­nen Re­pa­ra­tu­ren und War­tungs­ar­bei­ten ent­stan­den sind. Im Rah­men der haf­tungs­aus­fül­len­den Kau­sa­li­tät sind grund­sätz­lich al­le Kos­ten zu be­rück­sich­ti­gen, die auf­grund des Ver­trags­ab­schlus­ses beim Klä­ger an­ge­fal­len sind und die, hät­te er den Kauf­ver­trag nicht ab­ge­schlos­sen, nicht an­ge­fal­len wä­ren.

Der Se­nat ist auf­grund der vor­ge­leg­ten Rech­nun­gen der Über­zeu­gung, dass sich die­se Rech­nun­gen auf den streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw be­zie­hen. Die Rech­nun­gen sind sämt­lich an den Klä­ger ge­rich­tet. Hier­bei kommt es aus der Sicht des Se­nats nicht dar­auf an, dass die Rech­nun­gen zum Teil nur den Klä­ger na­ment­lich nen­nen und zum Teil Zu­sät­ze ent­hal­ten, die auf ei­ne ge­werb­li­che Tä­tig­keit des Klä­gers hin­deu­ten. Die Rech­nun­gen be­zie­hen sich über­wie­gend aus­drück­lich auf den streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw … bzw. je­den­falls auf ei­nen Au­di A6. Es ist vom Be­klag­ten zu 2. nicht vor­ge­tra­gen wor­den, dass der Klä­ger über ein an­de­res der­ar­ti­ges Fahr­zeug ver­fügt ha­be, für das die­se Rech­nun­gen an­ge­fal­len sein könn­ten.

Zu­dem ist im Kauf­ver­trag, den der Klä­ger am 20.11.2006 mit dem nach­fol­gen­den Käu­fer ab­ge­schlos­sen hat, auf ver­schie­de­ne Re­pa­ra­tu­ren des Pkw hin­ge­wie­sen wor­den, na­ment­lich auf ei­nen Zahn­rie­men­wech­sel für ca. 2.000 € und ein In­stand­set­zen der Au­to­elek­trik für ca. 2.000 €. Auch dies steht im Ein­klang mit den aus den Rech­nun­gen zu ent­neh­men­den Ar­bei­ten. Es ist oh­ne nä­he­re An­halts­punk­te nicht da­von aus­zu­ge­hen, dass der Klä­ger fal­sche Rech­nun­gen vor­ge­legt und zu­sätz­lich ge­gen­über sei­nem Käu­fer un­wah­re An­ga­ben ge­macht hat.

Der An­spruch ist auch nicht um ei­nen an­tei­li­gen Be­trag auf­grund ei­nes Mit­ver­schul­dens des Klä­gers zu kür­zen (§ 254 II BGB). Zwar sind die Re­pa­ra­tur­auf­wen­dun­gen in Hö­he von 4.180,49 € (net­to) be­trächt­lich. Es ist je­doch zu be­rück­sich­ti­gen, dass sie über ei­nen Zeit­raum von im­mer­hin doch mehr als zwei Jah­ren an­ge­fal­len sind. Kon­kre­te An­halts­punk­te da­für, dass der Klä­ger schon frü­her von Er­hal­tungs- und Re­pa­ra­tur­maß­nah­men hät­te ab­se­hen müs­sen, be­ste­hen nicht. Ins­be­son­de­re kann man dem Klä­ger nicht vor­hal­ten, dass er den ge­rin­ge­ren Wert des Pkw hät­te er­ken­nen müs­sen. Dar­an war er ja auch des­halb dar­an ge­hin­dert, weil er von dem Be­klag­ten zu 2. über die Vor­ge­schich­te des Pkw, die we­sent­lich zu dem ge­rin­ge­ren Wert bei­ge­tra­gen hat, nicht auf­ge­klärt wor­den ist.

Ei­ne Kür­zung kommt auch nicht un­ter dem Ge­sichts­punkt der So­wie­so-Kos­ten in Be­tracht. Aus den Um­stän­den er­gibt sich nicht, dass die be­tref­fen­den Kos­ten auch bei ei­nem an­de­ren Ge­braucht­wa­gen an­ge­fal­len wä­ren. Dies be­trifft ins­be­son­de­re den Zahn­rie­men­wech­sel und das In­stand­set­zen der Au­to­elek­trik. Den Um­stän­den nach sind die­se Kos­ten auf die spe­zi­fi­sche Be­schaf­fen­heit des be­tref­fen­den Pkw, ins­be­son­de­re auch den er­höh­ten Ab­nut­zungs­grad, zu­rück­zu­füh­ren.

c) Als Vor­teil muss sich der Klä­ger den aus der Wei­ter­ver­äu­ße­rung er­ziel­ten Kauf­preis in Hö­he von 1.293,10 € net­to an­rech­nen las­sen. Dass er ei­nen hö­he­ren Kauf­preis hät­te er­zie­len müs­sen, ist nach den Um­stän­den nicht an­zu­neh­men und vom Be­klag­ten zu 2. auch nicht nä­her vor­ge­tra­gen.

d) Als wei­te­ren Vor­teil muss sich der Klä­ger die er­lang­ten Ge­brauchs­vor­tei­le in Rech­nung stel­len las­sen. Der Se­nat hat in­so­weit die Mög­lich­keit, den ent­spre­chen­den Be­trag ge­mäß § 287 ZPO zu schät­zen.

Der Klä­ger ist von ei­nem Be­trag von 0,4 % pro ge­fah­re­ne 1.000 km aus­ge­gan­gen. Nach der Auf­fas­sung des Se­nats ist der An­satz ei­nes Pro­zent­sat­zes pro ge­fah­re­ne 1.000 km auch im vor­lie­gen­den Fall – in dem es nicht um Nut­zungs­er­satz im en­ge­ren Sinn, son­dern um die An­rech­nung von Ge­brauchs­vor­tei­len im Rah­men des Scha­dens­er­sat­zes geht – an­ge­mes­sen und zu­tref­fend.

Al­ler­dings er­scheint dem Se­nat der vom Klä­ger an­ge­setz­te Be­trag zu nied­rig. Die Recht­spre­chung geht häu­fig von 0,67 % des Kauf­prei­ses pro ge­fah­re­ne 1.000 km aus. Ein nied­ri­ger Pro­zent­satz mag ggf. in Er­wä­gung ge­zo­gen wer­den, wenn die bei dem be­tref­fen­den Pkw noch zu er­war­ten­de Fahr­leis­tung deut­lich über dem Durch­schnitt liegt. Vor­lie­gend war dies nicht der Fall, da es sich auch nach der Vor­stel­lung des Klä­gers je­den­falls um ei­nen Wa­gen han­del­te, der be­reits ei­ne Ge­samt­fahr­leis­tung von über 200.000 km auf­wies. Selbst wenn man da­von aus­geht, dass ein Wa­gen des ge­nann­ten Typs über­durch­schnitt­li­che Ge­samt­fahr­leis­tun­gen er­bringt, war ei­ne grö­ße­re Rest­lauf­leis­tung bei ei­nem der­art be­an­spruch­ten Ge­braucht­wa­gen nicht mehr zu er­war­ten. Der Se­nat geht da­her im Rah­men der Schät­zung von ei­nem Be­trag von 0,67 % des Kauf­prei­ses pro ge­fah­re­ne 1.000 km aus. Dies er­gibt bei ei­ner zu­grun­de ge­leg­ten Nut­zung von 21.000 km ei­nen Be­trag von 633,15 €. In der Dif­fe­renz von 633,15 € zu den von dem Klä­ger an­ge­setz­ten 378 €, al­so 255,15 €, ist die Kla­ge un­be­grün­det und die Be­ru­fung zu­rück­zu­wei­sen.

5. Der An­spruch ist auch nicht ver­jährt.

Vor­lie­gend konn­te die Ver­jäh­rungs­frist frü­hes­tens mit dem Schluss des Jah­res 2004 be­gin­nen (§ 199 I BGB). Die Ver­jäh­rung be­trug drei Jah­re (§ 195 BGB) und wä­re da­mit frü­hes­tens mit dem Ab­lauf des Jah­res 2007 ein­ge­tre­ten. Durch die Kla­ge­ein­rei­chung noch am 20.12.2007 und die Zu­stel­lung „dem­nächst“ an den Be­klag­ten zu 1. am 22.01.2008 wur­de die Ver­jäh­rung noch recht­zei­tig ge­hemmt (§ 204 I Nr. 1 BGB, § 167 ZPO). Auf die Fra­ge, ob der Klä­ger be­reits im Jah­re 2004 von den an­spruchs­be­grün­den­den Um­stän­den Kennt­nis er­langt hat oder erst spä­ter, kommt es da­her nicht ent­schei­dend an.

Es kann auch da­hin­ge­stellt blei­ben, ob die auf An­sprü­che ge­gen den Ver­käu­fer an­wend­ba­re Ver­jäh­rungs­frist des § 438 BGB auch für An­sprü­che aus cul­pa in con­tra­hen­do ge­gen den Sach­wal­ter gilt. So­weit – wie hier – ei­ne vor­sätz­li­che Pflicht­ver­let­zung in Re­de steht, gilt ge­mäß § 438 III 1 BGB in je­dem Fall die all­ge­mei­ne Ver­jäh­rungs­re­gel.

6. Es kann auch da­hin­ge­stellt wer­den, ob sich dem nur in Ko­pie bei­ge­füg­ten und schwer les­ba­ren Kauf­ver­trag ein Haf­tungs­aus­schluss in Be­zug auf Sach­män­gel ent­neh­men lässt und ob die­ser Haf­tungs­aus­schluss auch Wir­kung im Hin­blick auf den Be­klag­ten zu 2. ent­fal­tet. Ein im Kauf­ver­trag ent­hal­te­ner Haf­tungs­aus­schluss wä­re bei vor­sätz­li­cher Nicht­auf­klä­rung je­den­falls ana­log § 444 BGB nich­tig (BGHZ 63, 382 [385] = NJW 1975, 642 [645]; BGH, NJW 1979, 1707; Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 68. Aufl., § 311 Rn. 66).

7. Ab­zu­wei­sen war die Kla­ge al­ler­dings in­so­weit – und da­mit die Be­ru­fung zu­rück­zu­wei­sen –, als der Klä­ger vor­ge­richt­lich an­ge­fal­le­ne Rechts­an­walts­kos­ten gel­tend macht.

Ein der­ar­ti­ger An­spruch kann sich zwar grund­sätz­lich un­ter dem Ge­sichts­punkt des Ver­zugs er­ge­ben (§§ 280, 286 BGB). In­so­weit hat der Klä­ger aber nichts zu den ver­zugs­be­grün­den­den Um­stän­den vor­ge­tra­gen. Es ist da­her nicht er­sicht­lich, dass sich der Be­klag­te zu 2. schon im Ver­zug be­fand, als der Klä­ger ei­nen Rechts­an­walt be­auf­trag­te.

Der Klä­ger vor­ge­tra­gen, dass er die Be­klag­ten durch sei­ne Rechts­an­wäl­te am 09.05.2007 ge­mahnt hat; er hat für den Zeit­raum ab dem 10.5.2007 Ver­zugs­zin­sen gel­tend ge­macht. Ver­zugs­aus­lö­send war dem­nach nach dem Klä­ger­vor­trag (erst) das an­walt­li­che Schrei­ben vom 09.05.2007. Hier­aus lässt sich ent­neh­men, dass zu dem Zeit­punkt, als der Klä­ger vor­ge­richt­li­che an­walt­li­che Ver­tre­tung in An­spruch nahm, noch kei­ne Mah­nung an den Be­klag­ten zu 2. er­folgt war und da­her die Ver­zugs­vor­aus­set­zun­gen zu die­sem Zeit­punkt noch nicht vor­la­gen. Da­mit kommt aber ein Er­satz der vor­ge­richt­li­chen An­walts­kos­ten, die dem Klä­ger durch das Schrei­ben vom 09.05.2007 ent­stan­den sind (Erst­mah­nung), nach Maß­ga­be der §§ 280, 286 BGB nicht in Be­tracht.

Im Üb­ri­gen konn­te der be­auf­trag­te Rechts­an­walt, nicht an­ders als der Klä­ger per­sön­lich, in der ge­ge­be­nen Si­tua­ti­on le­dig­lich die Zah­lung an­mah­nen. Die vor­ge­richt­li­chen Kos­ten war in­so­weit nach Über­zeu­gung des Se­nats je­den­falls nicht er­for­der­lich i. S. des § 249 BGB und auch un­ter dem Ge­sichts­punkt des § 254 II BGB nicht er­stat­tungs­fä­hig …

II. 1. Ein An­spruch in ent­spre­chen­der Hö­he be­steht auch ge­gen den Be­klag­ten zu 1., der mit dem Be­klag­ten zu 2. ge­samt­schuld­ne­risch haf­tet.

Auch ge­gen­über dem Be­klag­ten zu 1. folgt der An­spruch aus cul­pa in con­tra­hen­do (§ 280 I BGB i. V. mit § 311 II BGB). Der Be­klag­te zu 1. muss sich das Ver­schul­den sei­nes Er­fül­lungs­ge­hil­fen, des Be­klag­ten zu 2., als ei­ge­nes zu­rech­nen las­sen (§ 278 BGB).

Die cul­pa in con­tra­hen­do ist vor­lie­gend auch ne­ben den §§ 437 ff. BGB an­wend­bar, auch wenn sich die Pflicht­ver­let­zung auf ei­nen Um­stand be­zog, der zum Ge­gen­stand ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung hät­te ge­macht wer­den kön­nen. Zwar stel­len die §§ 437 ff. BGB, was die Sach­män­gel­haf­tung an­be­langt, ge­gen­über An­sprü­chen aus cul­pa in con­tra­hen­do nach h. M. grund­sätz­lich ei­ne vor­ran­gi­ge und ab­schlie­ßen­de Re­ge­lung dar. Dies gilt je­doch nicht, wenn es sich wie hier um ei­ne vor­sätz­lich be­gan­ge­ne cul­pa in con­tra­hen­do han­delt.

Im al­ten Schuld­recht wur­de in stän­di­ger Recht­spre­chung ei­ne An­wend­bar­keit der cul­pa in con­tra­hen­do ne­ben dem Kauf­män­gel­recht für den Fall be­jaht, dass sie vor­sätz­lich be­gan­gen wor­den war (BGH, NJW-RR 1988, 10 [11]; 1990, 78 [79]; 1990, 970 [971]; Faust, in: Bam­ber­ger/Roth, a. a. O., § 437 Rn. 177 m. w. Nachw.; an­ders [nur] für Fäl­le der fahr­läs­si­gen c. i. c.: BGH, NJW 2000, 803 [804]; 2001, 2875). Nach In­kraft­tre­ten der Schuld­rechts­re­form ist die Fra­ge nach der An­wend­bar­keit der cul­pa in con­tra­hen­do in der Li­te­ra­tur al­ler­dings um­strit­ten. Ei­ni­ge Au­to­ren leh­nen die An­wend­bar­keit auch der vor­sätz­li­chen cul­pa in con­tra­hen­do nun­mehr ab (AnwK-BGB/Bü­den­be­n­der, § 437 Rn. 114; Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 68. Aufl., § 437 Rn. 51b; Pa­landt/Hein­richs, a. a. O., § 311 Rn. 26), wäh­rend an­de­re – wie zum al­ten Recht – die An­wen­dung der cul­pa in con­tra­hen­do je­den­falls bei vor­sätz­li­chen Pflicht­ver­let­zun­gen wei­ter­hin be­für­wor­ten (MünchKomm-BGB/H. P. Wes­ter­mann, 5. Aufl., § 437 Rn. 58 f.) oder so­gar ei­ne ge­ne­rel­le An­wend­bar­keit der cul­pa in con­tra­hen­do auch bei blo­ßer Fahr­läs­sig­keit an­neh­men (Faust, in: Bam­ber­ger/Roth, a. a. O., § 437 Rn. 186 ff.). In der Recht­spre­chung hat sich, so­weit er­sicht­lich, bis­lang nur das OLG Hamm zu der An­wend­bar­keit der cul­pa in con­trra­hen­do ge­äu­ßert und sich, wenn­gleich nur in Form ei­nes ob­iter dic­tums, für die An­wend­bar­keit der cul­pa in con­tra­hen­do im Fal­le der vor­sätz­li­chen Pflicht­ver­let­zung aus­ge­spro­chen (OLG Hamm, Urt. v. 03.03.2005 – 28 U 125/04, ZGS 2005, 315).

Nach der Auf­fas­sung des Se­nats ist ei­ne An­wen­dung der cul­pa in con­tra­hen­do bei vor­sätz­li­chen Pflicht­ver­let­zun­gen stets an­wend­bar, und zwar auch dann, wenn sie sich auf ei­nen Um­stand be­zieht, der zum Ge­gen­stand ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nach § 434 I BGB ge­macht wur­de bzw. hät­te ge­macht wer­den kön­nen. Grund­sätz­li­che Be­den­ken ge­gen die An­wend­bar­keit der cul­pa in con­tra­hen­do be­ste­hen im Fal­le ei­ner vor­sätz­li­chen Pflicht­ver­let­zung nicht, da sich kei­ne Wer­tungs­wi­der­sprü­che zu dem Haf­tungs­sys­tem der §§ 434 ff. BGB er­ge­ben.

Dies gilt et­wa mit Blick auf die Ver­jäh­rung. Bei ei­ner vor­sätz­li­chen Pflicht­ver­let­zung gel­ten auch für die An­sprü­che aus §§ 437 ff. BGB die all­ge­mei­nen Ver­jäh­rungs­re­geln (§ 438 III 1 BGB). Ei­ne Be­ein­träch­ti­gung der kür­ze­ren Ver­jäh­rung nach § 438 BGB ist da­mit nicht zu fürch­ten. Auch ei­ne Um­ge­hung der die Haf­tung des Ver­käu­fers ein­schrän­ken­den Norm des § 442 I 2 BGB ist nicht zu be­fürch­ten, da bei der vor­sätz­li­chen cul­pa in con­tra­hen­do zu­gleich ein Fall der Arg­list ge­ge­ben ist.

Ent­schei­dend ist schließ­lich, dass bei ei­ner An­wen­dung der cul­pa in con­tra­hen­do dann, wenn sie auf die Fäl­le der vor­sätz­li­chen Pflicht­ver­let­zung be­schränkt wird, das Frist­set­zungs­er­for­der­nis des § 323 I BGB bzw. des § 281 I BGB un­be­ein­träch­tigt bleibt. Grund­sätz­lich soll nach der Auf­fas­sung des Ge­setz­ge­bers ei­ne Rück­ab­wick­lung des Ver­trags – sei es im We­ge des Rück­tritts, sei es im We­ge des Scha­dens­er­sat­zes statt der gan­zen Leis­tung – nur dann in Be­tracht kom­men, wenn dem Ver­käu­fer er­folg­los ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung, das heißt zur Be­sei­ti­gung des Man­gels, ge­setzt wur­de. Die cul­pa in con­tra­hen­do lässt je­doch prak­tisch ei­ne so­for­ti­ge Rück­gän­gig­ma­chung des Ver­tra­ges zu, was – au­ßer­halb der vor­sätz­li­chen vor­ver­trag­li­chen Pflicht­ver­let­zung – zu ei­nem Wi­der­spruch zu der in § 323 I BGB und § 281 I BGB ent­hal­te­nen Grund­ent­schei­dung füh­ren könn­te.

Im Fal­le ei­ner vor­sätz­li­chen Pflicht­ver­let­zung ist al­ler­dings häu­fig ein Fall des § 440 (Un­zu­mut­bar­keit) an­zu­neh­men (vgl. nur Pa­landt/Putzo, BGB, 68. Aufl., § 440 Rn. 8). Da­mit wä­re bei An­wen­dung der §§ 434 ff. BGB ein so­for­ti­ger Rück­tritt bzw. die so­for­ti­ge Gel­tend­ma­chung von Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung mög­lich. Fer­ner steht dem Käu­fer in die­sen Fäl­len oh­ne­hin die Mög­lich­keit of­fen, den Ver­trag nach § 123 I BGB (arg­lis­ti­ge Täu­schung) an­zu­fech­ten und da­mit ei­ne so­for­ti­ge Rück­ab­wick­lung über das Be­rei­che­rungs­recht zu er­rei­chen oder ge­ge­be­nen­falls auch nach §§ 823 II BGB i. V. mit § 263 StGB ei­ne so­for­ti­ge Rück­ab­wick­lung im We­ge des Scha­dens­er­sat­zes zu ver­lan­gen. Dass auch die­se Re­ge­lun­gen durch das Haf­tungs­sys­tem der §§ 434 ff. BGB über­la­gert wer­den, wird, so­weit er­sicht­lich, nicht ver­tre­ten.

Für ei­ne An­wen­dung der cul­pa in con­tra­hen­do be­steht auch ein prak­ti­sches Be­dürf­nis. Der An­spruch auf Scha­dens­er­satz aus §§ 437 Nr. 3, 311a II 1 BGB bzw. §§ 437 Nr. 3, 280, 281 oder 283 BGB ist auf das po­si­ti­ve In­ter­es­se ge­rich­tet. Zwar geht das po­si­ti­ve In­ter­es­se re­gel­mä­ßig über das von der cul­pa in con­tra­hen­do ge­schütz­te ne­ga­ti­ve In­ter­es­se hin­aus; dies muss aber – wie der vor­lie­gen­de Fall zeigt – nicht not­wen­di­ger­wei­se der Fall sein. Hat der Käu­fer oh­ne­hin ein nach­tei­li­ges Ge­schäft ab­ge­schlos­sen, wird ihm mehr an der Rück­ab­wick­lung die­ses Ge­schäfts ge­le­gen sein als an der Durch­set­zung ei­nes po­si­ti­ven In­ter­es­ses. Auch kann es dem Käu­fer im Ein­zel­fall leich­ter fal­len, das ne­ga­ti­ve In­ter­es­se dar­zu­le­gen und zu be­wei­sen als das – un­ter Um­stän­den et­wa vom Markt­wert des Kauf­ge­gen­stands ab­hän­gi­ge – po­si­ti­ve In­ter­es­se.

Im vor­lie­gen­den Fall be­steht noch die Be­son­der­heit, dass ei­ne Ei­gen­haf­tung des Be­klag­ten zu 2. aus cul­pa in con­tra­hen­do be­steht. Es wä­re aber we­nig über­zeu­gend, ei­nen An­spruch aus cul­pa in con­tra­hen­do nur ge­gen den Be­klag­ten zu 2., nicht aber ge­gen den Ver­käu­fer, den Be­klag­ten zu 1., an­zu­neh­men, ob­wohl der Be­klag­te zu 1. der Ver­trags­part­ner ist und sich die vor­ver­trag­li­che Pflicht­ver­let­zung des Be­klag­ten zu 2. als ei­ge­ne zu­rech­nen las­sen muss …

Hin­wei­se: Die vom OLG Naum­burg (be­schränkt) zu­ge­las­se­nen Re­vi­sio­nen der Be­klag­ten hat­ten kei­nen Er­folg (s. BGH, Urt. v. 16.12.2009 – VI­II ZR 38/09). – Der Tat­be­stand die­ses Ur­teils wur­de mit Be­schluss vom 31.03.2009 be­rich­tigt. Den Be­rich­ti­gun­gen wur­de hier oh­ne be­son­de­re Kenn­zeich­nung Rech­nung ge­tra­gen.

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