1. Es ist für sich ge­nom­men kein Sach­man­gel ei­nes Neu­wa­gens, dass das Fahr­zeug zu­nächst ins Aus­land ex­por­tiert und dann wie­der nach Deutsch­land ein­ge­führt wur­de (Re­import). Denn es wirkt sich nicht un­mit­tel­bar auf die Be­schaf­fen­heit ei­nes Fahr­zeugs aus, ob sei­ne ers­te Aus­lie­fe­rung in­ner­halb des na­tio­na­len Händ­ler­net­zes oder über das Aus­land er­folgt ist. Ein Sach­man­gel kann al­len­falls an­ge­nom­men wer­den, wenn sich die Aus­stat­tung des re­impor­tier­ten Fahr­zeug von der in Deutsch­land üb­li­chen Se­ri­en­aus­stat­tung un­ter­schei­det.
  2. Der Ver­käu­fer muss den Käu­fer nur dann dar­über auf­klä­ren, dass er ein re­im­pro­tier­tes Fahr­zeug er­wirbt, wenn das Fahr­zeug auf­grund des Miss­trau­ens po­ten­zi­el­ler Käu­fer ge­gen ei­nen Re­import ei­nen ge­rin­ge­ren Wert hat, als er sich in dem von den Ver­trags­par­tei­en ver­ein­bar­ten Kauf­preis nie­der­schlägt.

OLG Je­na, Ur­teil vom 23.10.2008 – 1 U 118/08

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ver­langt die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­trags.

Er schloss auf der Grund­la­ge ei­ner ver­bind­li­chen Be­stel­lung vom 05.04.2004 mit dem Rechts­vor­gän­ger der Be­klag­ten, dem Au­to­cen­ter S., In­ha­ber V, ei­nen Kauf­ver­trag über ei­nen Volks­wa­gen T5 zu ei­nem Preis 34.495 €. Ge­gen­über der fi­nan­zie­ren­den Bank ga­ben die Ver­trags­par­tei­en in der Ver­trags­ur­kun­de als Kauf­preis 52.995 € an. Bei der Ab­ho­lung des Fahr­zeugs am 13.04.2005 un­ter­zeich­ne­te der Klä­ger ein Über­ga­be­pro­to­koll, in dem der Ki­lo­me­ter­stand laut Ta­cho mit 21.648 an­ge­ge­ben war und un­ter „Son­der­aus­stat­tung“ die Käst­chen „Ra­dio“, „CD-Spie­ler“, „Kli­ma­an­la­ge“ und „Alu­fel­gen“ an­ge­kreuzt wa­ren. Un­ter „sons­ti­ge Be­mer­kun­gen“ war „ge­kauft wie ge­se­hen“ ver­merkt. Ein Hin­weis, dass es sich bei dem Fahr­zeug um ei­nen EU-Re­import aus dem Aus­land han­delt, fehl­te so­wohl in der ver­bind­li­chen Be­stel­lung als auch im Über­ga­be­pro­to­koll. Der Kfz-Brief, aus dem der Re­import des Fahr­zeugs her­vor­ging, wur­de im Rah­men der Si­che­rungs­über­eig­nung der fi­nan­zie­ren­den Bank aus­ge­hän­digt.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 12.10.2005 er­klär­te der Klä­ger den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und hilfs­wei­se des­sen An­fech­tung we­gen feh­ler­haf­ter An­ga­ben zum Ki­lo­me­ter­stand und we­gen des Feh­lens ei­nes Na­vi­ga­ti­ons­sys­tems mit Farb­dis­play und ei­nes Re­gen­sen­sors, und weil das Fahr­zeug aus dem Aus­land re­impor­tiert wur­de.

Die Par­tei­en hol­ten zur Er­mitt­lung des Händ­ler­ein­kaufs- und Ver­kaufs­werts au­ßer­ge­richt­lich ein Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten der DE­KRA Au­to­mo­bil GmbH vom 08.11.2005 ein. Der Sach­ver­stän­di­ge F ge­lang­te dar­in zu dem Er­geb­nis, dass der Händ­ler­ein­kaufs­wert zum Stich­tag 26.10.2004 oh­ne Mehr­wert­steu­er 18.620,69 € und bei ei­ner Re­gel­be­steue­rung 21.600 € be­trägt. Den Händ­ler­ver­kaufs­wert gab er mit 21.336,21 € net­to bzw. mit 24.750 € brut­to an.

Der Klä­ger ver­langt von der Be­klag­ten im We­sent­li­chen die Zah­lung von 34.495 € ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he von 2.069,70 € für 10.000 Ki­lo­me­ter und da­mit 31.425,30 € nebst Zin­sen Zug um Zug ge­gen Über­ga­be des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … 1. Der Klä­ger kann nicht die Rück­ab­wick­lung des Ver­brauchs­gü­ter­kauf­ver­trags i. S.  von § 474 I 1 BGB über das Ge­währ­leis­tungs­recht nach §§ 437 Nr. 2, 433 BGB, §§ 323, 326 V BGB, § 346 I BGB ver­lan­gen.

a) Die An­wen­dung die­ser Vor­schrif­ten schei­tert dar­an, dass ein Sach­man­gel i. S. von § 434 BGB nicht vor­liegt.

Nach die­ser Vor­schrift ist ei­ne Kauf­sa­che man­gel­haft, wenn sie bei Ge­fahr­über­gang nicht die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat. So­weit von den Ver­trags­par­tei­en ei­ne Be­schaf­fen­heit nicht ver­ein­bart wor­den ist, ist die Sa­che mit Män­geln be­haf­tet, wenn sie sich für die nach dem Ver­trag vor­aus­setz­ten Ver­wen­dung oder für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung nicht eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art nicht üb­lich ist. Die Be­schaf­fen­heit ei­ner Kauf­sa­che ist mit ih­rem tat­säch­li­chen Zu­stand gleich­zu­set­zen, der die ihr an­haf­ten­den Ei­gen­schaf­ten um­fasst. Sie ist nicht auf die phy­si­schen Merk­ma­le be­schränkt, so­dass auch äu­ße­re Um­stän­de, de­nen die Sa­che zwangs­läu­fig un­ter­liegt, als Be­schaf­fen­heit an­ge­se­hen wer­den. Das be­deu­tet, dass zur Be­schaf­fen­heit ei­ner Kauf­sa­che auch die­je­ni­gen tat­säch­li­chen, wirt­schaft­li­chen oder recht­li­chen Be­zü­ge ge­hö­ren, die im tat­säch­li­chen Zu­stand der Sa­che selbst wur­zeln und ihr un­mit­tel­bar phy­sisch auf ei­ne ge­wis­se Dau­er an­haf­ten (vgl. Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 67. Aufl., § 434 Rn. 9 ff.; OLG Hamm, Urt. v. 13.05.2003 – 28 U 150/02, NJW-RR 2003, 1360; OLG Naum­burg, Urt. v. 07.12.2005 – 6 U 24/05, DAR 2006, 327). Zwar hat der Ge­setz­ge­ber den Be­griff der Be­schaf­fen­heit nicht de­fi­niert und of­fen­ge­las­sen, ob die vor­ge­nann­te Un­mit­tel­bar­keits­be­zie­hung ge­ge­ben sein muss (vgl. BT-Dr. 14/6040, S. 213; Schmidt-Räntsch, Das neue Schuld­recht, 2002, Rn. 711; Reu­b­lein, NJW 2003, 388). Da al­ler­dings die Neu­re­ge­lung des Sach­man­gel­be­griffs den nach al­ter Rechts­la­ge gel­ten­den Feh­ler­be­griff nicht ver­än­dern woll­te und die Neu­re­ge­lung dem sub­jek­tiv-ob­jek­ti­ven Feh­ler­be­griff folgt, ist auch wei­ter­hin der Be­schaf­fen­heits­be­griff re­strik­tiv im vor­ge­nann­ten Sin­ne auf­zu­fas­sen (vgl. OLG Hamm, Urt. v. 13.05.2003 – 28 U 150/02, NJW-RR 2003, 1360).

b) Auf die Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che wirkt es sich in­des nicht un­mit­tel­bar aus, ob die ers­te Aus­lie­fe­rung ei­nes Fahr­zeugs in­ner­halb des na­tio­na­len Händ­ler­net­zes oder über das Aus­land er­folgt ist. Der Re­import ei­nes Fahr­zeugs ist da­her al­lein kei­ne ihm an­haf­ten­de Be­schaf­fen­heit und da­mit auch kein Sach­man­gel i. S. von § 434 BGB. Zwar wä­re ein Un­ter­schied der Aus­stat­tung des VW T5 ge­gen­über Fahr­zeu­gen mit der in Deutsch­land üb­li­chen Se­ri­en­aus­stat­tung ei­ne un­mit­tel­ba­re Be­schaf­fen­heit, so­dass ei­ne sol­che Ab­wei­chung ei­nen Sach­man­gel i. S. von § 434 BGB be­grün­den könn­te. Von ei­ner der­ar­ti­gen Ab­wei­chung der Aus­stat­tung des Fahr­zeugs kann in­des nicht aus­ge­gan­gen wer­den, da es an ei­nen da­hin­ge­hen­den Be­ru­fungs­an­griff fehlt. Ins­be­son­de­re ist nicht er­sicht­lich, dass das von dem Klä­ger er­wor­be­ne Fahr­zeug in sei­ner Aus­stat­tung von dem nach der Stra­ßen­ver­kehrs­zu­las­sungs­ord­nung in der BRD er­for­der­li­chen Stan­dard ab­weicht. Aus den von der Be­ru­fung nicht an­ge­grif­fe­nen Fest­stel­lun­gen des im ers­ten Rechts­zug be­auf­trag­ten Sach­ver­stän­di­gen geht zu­dem her­vor, dass die Aus­stat­tung mit ESP im Zeit­punkt der Her­stel­lung des Fahr­zeugs im Jahr 2003 in Deutsch­land für Se­ri­en­fahr­zeu­ge der Mit­tel­klas­se nicht üb­lich war. Den An­grif­fen der Be­ru­fung kann auch nicht ent­nom­men wer­den, dass die Par­tei­en als Son­der­aus­stat­tung ESP ver­ein­bart hat­ten. Viel­mehr ist zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig und auch aus dem Fahr­zeug­brief er­sicht­lich, dass das Fahr­zeug die Be­triebs­er­laub­nis für Deutsch­land er­hal­ten hat. Da es dem­nach nach den vor­ste­hen­den Aus­füh­run­gen hier nicht um ein Merk­mal des Fahr­zeugs geht, das ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung zu­gäng­lich ist, fehlt es an ei­nem für die Aus­übung ei­nes Rück­tritts­rechts nach den Ge­währ­leis­tungs­vor­schrif­ten er­for­der­li­chen Sach­man­gel.

2. Der Klä­ger kann die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags auch nicht we­gen Ver­schul­dens bei Ver­trags­schluss ge­mäß §§ 280 I, 211 II Nr. 1 BGB i. V. mit § 241 II BGB ver­lan­gen.

a) Nach den von dem Land­ge­richt ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen, an die der Se­nat ge­mäß § 529 I Nr. 1 ZPO ge­bun­den ist, ist der Klä­ger von dem Rechts­vor­gän­ger der Be­klag­ten nicht dar­über auf­ge­klärt wor­den, dass das Fahr­zeug aus dem Eu-Aus­land re­impor­tiert wor­den ist.

aa) Der Be­ru­fung ist ein­zu­räu­men, dass nach der bis­he­ri­gen Recht­spre­chung der Ober­lan­des­ge­rich­te der Re­import ei­nes Ge­braucht­wa­gens durch ei­nen Ge­braucht­wa­gen­händ­ler ei­nen of­fen­ba­rungs­pflich­ti­gen Um­stand dar­stellt, wenn der Wert des Fahr­zeugs da­durch ver­min­dert ist (vgl. OLG Saar­brü­cken, Urt. v. 30.03.1999 – 4 U 632/98-141, NJW-RR 1999, 1063; OLG Hamm, Urt. v. 13.05.2003 – 28 U 150/02, NJW-RR 2003, 1360; OLG Naum­burg, Urt. v. 07.12.2005 – 6 U 24/05, DAR 2006, 327).

bb) Der von den Ober­lan­des­ge­rich­ten ge­for­der­ten Of­fen­ba­rungs­pflicht ste­hen auch nicht die Vor­schrif­ten des EG-Ver­tra­ges und nicht die Ver­brau­cher­recht­schutz­richt­li­nie (Richt­li­nie 1999/44 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 25.05.1999 zu be­stimm­ten As­pek­ten des Ver­brauchs­gü­ter­kaufs und der Ga­ran­ti­en für Ver­brauchs­gü­ter, AB­lEG Nr. L 171 v. 07.07.1999) oder die Recht­spre­chung des EuGH ent­ge­gen. Die Be­stim­mung des Art. 28 EGV, die sich un­mit­tel­bar nur an die Mit­glied­staa­ten wen­det, be­zweckt zwar ei­nen frei­en Han­del zwi­schen den der EU an­ge­hö­ri­gen Staa­ten. Ein sol­cher Han­del liegt in­des nicht vor, wenn ein Fahr­zeug ei­nes deut­schen Her­stel­lers nach Deutsch­land aus dem EU-Aus­land re­impor­tiert wird. Ein sol­cher Vor­gang wird von dem Schutz­zweck des Art. 28 EGV nicht er­fasst. Der freie Han­del auf dem Bin­nen­markt ver­bie­tet kei­ne na­tio­na­le un­ter­schied­li­che Preis­po­li­tik, die dar­auf ab­zielt, das un­ter­schied­li­che Preis­ni­veau in den ver­schie­de­nen EU-Mit­glieds­staa­ten zum ei­ge­nen Vor­teil aus­zu­nut­zen und zu sta­bi­li­sie­ren. Auch aus der Ver­brau­cher­schutz­richt­li­nie 1999/44 er­gibt sich kei­ne Neu­be­wer­tung der Auf­klä­rungs­pflich­ten. Denn nach Art. 8 II der Richt­li­nie kön­nen die Mit­glieds­staa­ten stren­ge­re Be­stim­mun­gen auf­recht­er­hal­ten, um ein hö­he­res Schutz­ni­veau für Ver­brau­cher si­cher­zu­stel­len. Um ei­ne sol­che Si­cher­stel­lung han­delt es sich bei der von den Ober­lan­des­ge­rich­ten an­ge­nom­me­nen Of­fen­ba­rungs­pflicht, aus der sich ein hö­he­res Schutz­ni­veau ge­gen­über Ver­brau­cher er­gibt, de­nen die Preis­un­ter­schie­de für Re­import­fahr­zeu­ge un­be­kannt sind (vgl. OLG Naum­burg, Urt. v. 07.12.2005 – 6 U 24/05, DAR 2006, 327).

cc) Die Recht­spre­chung der Ober­lan­des­ge­rich­te (vgl. OLG Saar­brü­cken, Urt. v. 30.03.1999 – 4 U 632/98-141, NJW-RR 1999, 1063; OLG Hamm, Urt. v. 13.05.2003 – 28 U 150/02, NJW-RR 2003, 1360; OLG Naum­burg, Urt. v. 07.12.2005 – 6 U 24/05, DAR 2006, 327) hat al­ler­dings ih­re Grund­la­ge dar­in, dass auf dem Markt für ein Im­port­fahr­zeug ein deut­lich nied­ri­ge­res Preis­ge­fü­ge be­steht und dies da­mit ein er­heb­li­cher preis­bil­den­der Fak­tor ist. Ge­stützt wird dies dar­auf, dass ein po­ten­zi­el­ler Er­wer­ber we­gen der im Fahr­zeug­brief do­ku­men­tier­ten Im­por­t­ei­gen­schaft ge­gen ein sol­ches Fahr­zeug miss­trau­isch sei. Die­ses Miss­trau­en schla­ge sich auch im Markt­wert nie­der, wo­bei das OLG Hamm (Urt. v. 13.05.2003 – 28 U 150/02, NJW-RR 2003, 1360) be­tont hat, dass in jüngs­ter Zeit und da­mit im Zeit­punkt des Er­las­ses der Ent­schei­dung im Jahr 2003 ei­ne ge­wis­se Ver­än­de­rung auf dem Markt zu be­ob­ach­ten sei. Von dem Be­ste­hen ei­ner Auf­klä­rungs­pflicht kann da­her nur dann aus­ge­gan­gen wer­den, wenn das aus dem EU-Aus­land re­impor­tier­te Fahr­zeug auf­grund des ge­heg­ten Miss­trau­ens der po­ten­zi­el­len Käu­fer ein ge­rin­ger Wert hat als der von den Ver­trags­par­tei­en ver­ein­bar­te Kauf­preis.

b) Die Füh­rung die­ses Be­wei­ses ist dem Klä­ger in­des nicht ge­lun­gen. Das Land­ge­richt durf­te auf der Grund­la­ge des im ers­ten Rechts­zugs ein­ge­hol­ten Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens da­von aus­ge­hen, dass der Re­import des Fahr­zeugs sich nicht wert­min­dernd nie­der­ge­schla­gen hat.

aa) Der Se­nat ist an die von dem Land­ge­richt rechts­feh­ler­frei fest­ge­stell­ten Tat­sa­chen ge­mäß § 529 I Nr. 1 ZPO ge­bun­den (hier­zu BGH, Urt. v. 09.03.2005 – VI­II ZR 266/03, BGHR 2005, 864). Die Be­ru­fungs­in­stanz als voll­wer­ti­ge zwei­te Tat­sa­chen­in­stanz ist ab­ge­schafft. Er­schöpft sich ei­ne Be­ru­fung – wie vor­lie­gend – in An­grif­fen ge­gen die Be­weis­wür­di­gung des von dem Erst­ge­richt ein­ge­hol­ten Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens, so muss sie schlüs­sig kon­kre­te An­halts­punk­te auf­zei­gen, die Zwei­fel an der Rich­tig­keit der Fest­stel­lun­gen be­grün­den. Hier­an man­gelt es.

bb) Das Land­ge­richt hat über­zeu­gend dar­ge­legt, aus wel­chen Grün­den es ei­ne Wert­min­de­rung des Fahr­zeu­ges für aus­ge­schlos­sen hält. Mit den ge­gen die erst­in­stanz­li­che Be­weis­wür­di­gung ge­rich­te­ten An­grif­fe zeigt die Be­ru­fung kei­ne Zwei­fel auf, dass die Tat­sa­chen­fest­stel­lung des Land­ge­richts un­voll­stän­dig oder un­rich­tig ist. Sie setzt viel­mehr nur ih­re ei­ge­ne Be­weis­wür­di­gung an die Stel­le des Erst­ge­richts, oh­ne Ver­stö­ße ge­gen Er­fah­rungs­sät­ze oder Denk­ge­set­ze auf­zu­zei­gen. So­weit sie rügt, das Erst­ge­richt ha­be sich nicht mit dem von den Par­tei­en ein­ge­hol­ten Pri­vat­gut­ach­ten aus­ein­an­der­ge­setzt, hat sie kei­nen Er­folg. Aus den erst­in­stanz­li­chen Fest­stel­lun­gen er­gibt sich, dass das Land­ge­richt in der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung die zu dem Pri­vat­gut­ach­ten ab­wei­chen­den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. P ge­wür­digt hat. Dar­aus geht her­vor, dass die ab­wei­chen­de Be­wer­tung des Händ­ler­ver­kaufs­prei­ses in dem Pri­vat­gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen F nach den Fest­stel­lun­gen des im ers­ten Rechts­zug be­auf­tra­gen Gut­ach­ters dar­auf be­ruht, dass die­ser auf ei­nen fal­schen Be­wer­tungs­stich­tag, näm­lich den 26.10.2004, so­wie auf ei­nen un­rich­ti­gen Ki­lo­me­ter­stand von 37.635, mit­hin fast 16.000 Ki­lo­me­ter mehr als zum Zeit­punkt des An­kaufs als Fahr­leis­tung bei dem Fahr­zeug vor­han­den war, bei sei­ner Be­wer­tung ab­ge­stellt hat. Das Erst­ge­richt durf­te auf­grund der von dem Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. P in sei­nem Gut­ach­ten ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen zu­dem da­von aus­ge­hen, dass es sich bei dem von dem Klä­ger er­wor­be­nen Fahr­zeug um ein am Markt sehr ge­frag­tes Mo­dell han­delt, das auch im Hin­blick auf den im Kfz-Brief ma­ni­fes­tier­ten Re­import aus Ita­li­en kei­nen dau­er­haft nied­ri­gen Fahr­zeug­wert auf­weist. Im vor­lie­gen­den Fall hat­te der Re­import des Fahr­zeugs da­her kei­nen po­ten­zi­el­len die Nach­fra­ge min­dern­den Ef­fekt, wo­durch das Preis­ni­veau für das Fahr­zeug nicht we­gen die­ser Ei­gen­schaft ge­min­dert war. Aus die­sem Grund be­stand sei­tens des Rechts­vor­gän­gers der Be­klag­ten kei­ne Ver­pflich­tung, den Klä­ger über den Re­import des Fahr­zeugs auf­zu­klä­ren.

3. We­gen des Feh­lens ei­ner sol­chen Auf­klä­rungs­pflicht be­ste­hen auch kei­ne An­sprü­che des Klä­gers aus § 812 I 2 Fall 1 BGB auf­grund der hilfs­wei­sen aus­ge­spro­che­nen An­fech­tung des Kauf­ver­trags ge­mäß §§ 142 I, 143 I, 123 I BGB …

Die Re­vi­si­on war nicht zu­zu­las­sen, da Re­vi­si­ons­zu­las­sungs­grün­de i. S. von § 543 II 1 ZPO nicht vor­lie­gen.

Die Zu­las­sung der Re­vi­si­on er­gibt sich ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­ru­fung nicht we­gen der Si­che­rung ei­ner ein­heit­li­chen Recht­spre­chung. Von die­ser Fall­grup­pe sol­len die Fäl­le er­fasst wer­den, in de­nen das Ver­trau­en in die Recht­spre­chung des­halb Scha­den nimmt, weil das an­ge­foch­te­ne Be­ru­fungs­ur­teil ma­te­ri­el­le oder for­mel­le Feh­ler ent­hält, die im In­ter­es­se auf ei­ne ge­ord­ne­te Rechts­pfle­ge nicht be­ste­hen blei­ben kön­nen. In ei­nem der­ar­ti­gen Fall muss der Feh­ler al­ler­dings über den Ein­zel­fall hin­aus ei­ne Wir­kung ent­fal­ten (vgl. Zöl­ler/Gum­mer, ZPO, 26. Aufl., § 543 Rn. 13). Ei­nen sol­chen über den Ein­zel­fall hin­aus­ge­hen­den Be­zug kommt der Ent­schei­dung des Se­nats nicht zu. So­weit die Be­ru­fung im Hin­blick auf die Ent­schei­dung des OLG Naum­burg (Urt. v. 07.12.2005 – 6 U 24/05, DAR 2006, 327) ei­ne ein­heit­li­che Recht­spre­chung nicht ge­si­chert sieht, ver­kennt sie, dass der Se­nat von die­ser Ent­schei­dung nicht ab­weicht. Der Se­nat folgt der Ent­schei­dung des OLG Naum­burg, so­weit es fest­ge­stellt hat, dass der Re­import ei­nes Fahr­zeugs ei­nen von dem Ver­käu­fer zu of­fen­ba­ren­den Um­stand dar­stellt, wenn der Pkw we­gen ei­nes nied­ri­ge­ren Preis­ge­fü­ges ei­nen ge­rin­ge­ren Wert hat. Im Ge­gen­satz zu der Ent­schei­dung des OLG Naum­burg ist der Klä­ger – wie be­reits oben nä­her aus­ge­führt – nach den Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts be­weis­fäl­lig ge­blie­ben, dass ei­ne sol­che Wert­dif­fe­renz bei dem von ihm er­wor­be­nen Fahr­zeug be­steht. So­weit die Be­ru­fung die erst­in­stanz­li­che Be­weis­wür­di­gung an­greift, stellt die Fra­ge, ob der Se­nat an die von dem Land­ge­richt fest­ge­stell­ten Tat­sa­chen ge­bun­den ist, ein Ein­zel­fall dar, dem kei­ne dar­über hin­aus­ge­hen­de Be­deu­tung zu­kommt.

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