Be­haup­tet der Käu­fer ei­nes Neu­wa­gens, sein Fahr­zeug ver­brau­che deut­lich mehr Kraft­stoff als vom Fahr­zeug­her­stel­ler an­ge­ge­ben und sei des­halb man­gel­haft, so trifft ihn in­so­weit die Dar­le­gungs- und Be­weis­last. Sei­ner Dar­le­gungs­last ge­nügt der Käu­fer in­des nicht da­durch, dass er den tat­säch­li­chen Kraft­stoff­ver­brauch sei­nes Fahr­zeugs beim nor­ma­len Be­trieb im Stra­ßen­ver­kehr dar­legt. Denn ent­schei­dend ist, ob der Kraft­stoff­ver­brauch (auch) dann hö­her als vom Her­stel­ler an­ge­ge­ben ist, wenn er in dem stan­dar­di­sier­ten Ver­fah­ren mit den ge­norm­ten Be­din­gun­gen er­mit­telt wird, des­sen sich auch der Her­stel­ler zur Er­mitt­lung der an­ge­ge­be­nen Ver­brauchs­wer­te be­die­nen muss­te.

AG Char­lot­ten­burg, Ur­teil vom 15.02.2006 – 207 C 332/04
(nach­fol­gend: LG Ber­lin, Ur­teil vom 05.04.2007 – 52 S 104/06)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von der Be­klag­ten auf der Grund­la­ge ei­ner Be­stel­lung vom 09.12.2002 für 86.455,64 € ei­nen Pkw Mer­ce­des-Benz SL 350 Nach­dem dem Klä­ger die­ses Fahr­zeug am 22.04.2003 über­ge­ben wor­den war, tra­ten ver­schie­de­ne Män­gel auf, die die Be­klag­te be­sei­tig­te.

Der Klä­ger rüg­te je­doch mehr­fach, dass der Kraft­stoff­ver­brauch des Fahr­zeugs er­heb­lich hö­her sei als an­ge­ge­ben. Dies­be­züg­lich schrieb die Be­klag­te den spä­te­ren Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten des Klä­gers am 12.02.2004:

„Seit dem 01.01.1996 ist der Kraft­stoff­ver­brauch für al­le ab die­sem Zeit­punkt neu typ­ge­prüf­ten Fahr­zeu­ge eu­ro­pa­weit nach der Richt­li­nie der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft 93/116/EG zu mes­sen und an­zu­ge­ben. Da­nach muss das zu prü­fen­de Fahr­zeug ein­ge­fah­ren und vor der Prü­fung min­des­tens 3.000 km, je­doch we­ni­ger als 15.000 km ge­fah­ren sein. Die Ein­stel­lun­gen des Mo­tors und der Fahr­zeug­be­tä­ti­gungs­ein­rich­tun­gen müs­sen den Her­stel­ler­an­ga­ben ent­spre­chen. Es sind Rei­fen und Rei­fen­drü­cke zu ver­wen­den, die nach An­ga­ben des Her­stel­lers der Ori­gi­nal­aus­stat­tung des Fahr­zeugs ent­spre­chen. Das Heiz­sys­tem und die Kli­ma­an­la­ge sind bei den Mes­sun­gen aus­zu­schal­ten.

Die Er­mitt­lung des Kraft­stoff­ver­brauchs nach Richt­li­nie 93/116/EG er­folgt auf ei­nem Fahr­leis­tungs­prüf­stand. Zur Vor­be­rei­tung der Mes­sung wer­den zu­nächst die Be­zugs­mas­se des Fahr­zeugs und die Fahr­wi­der­stän­de fest­ge­stellt. Die Be­zugs­mas­se be­steht aus der Mas­se des be­triebs­be­rei­ten Fahr­zeugs ab­züg­lich ei­ner Pau­schal­mas­se von 75 kg für den Fah­rer zu­züg­lich ei­ner Pau­schal­mas­se von 100 kg. Die Fahr­wi­der­stän­de wer­den aus der ge­mes­se­nen En­er­gie­än­de­rung bei Aus­lauf­ver­su­chen mit dem Fahr­zeug er­rech­net.

Mit den nach An­hang III der Richt­li­nie 91/441/EWG er­mit­tel­ten Last- und Fahr­wi­der­stands­ein­stel­lun­gen des Prüf­stands wer­den die Fahr­zeug­mas­se und die Fahr­wi­der­stän­de des Fahr­zeugs bei Fahrt auf der Stra­ße si­mu­liert. Zu Prüf­be­ginn muss die Mo­tor­öl- und Kühl­mit­tel­tem­pe­ra­tur auf 20–30 °C kon­di­tio­niert sein (Kalt­start­si­tua­ti­on). Es ist ein de­fi­nier­ter Be­zugs­kraft­stoff zu ver­wen­den.

Zur Er­mitt­lung des Kraft­stoff­ver­brauchs wer­den bei ei­nem Stadt­fahr­zy­klus und ei­nem au­ßer­städ­ti­schen Fahr­zy­klus die CO2– und koh­len­stoff­be­zo­ge­nen Emis­sio­nen des Mo­tors in g/km ge­mes­sen. Beim Stadt­fahr­zy­klus wer­den Ge­schwin­dig­kei­ten bis 50 km/h und beim au­ßer­städ­ti­schen Fahr­zy­klus bis 120 km/h ge­fah­ren. Den Kraft­stoff­ver­brauch des Fahr­zeugs im Stadt- und au­ßer­städ­ti­schen Fahr­zy­klus er­rech­net man nun nach der Koh­len­stoff­bi­lanz­me­tho­de aus den Koh­len­was­ser­stoff-, Koh­len­mon­oxid- und Koh­len­di­oxid­emis­sio­nen. Der Ge­samt­ver­brauch er­gibt sich aus der Sum­me der vor­ge­nann­ten Ver­bräu­che, ent­spre­chend der Ge­wich­tung 36,8 % aus Stadt­fahr­zy­klus und 63,2 % aus au­ßer­städ­ti­schem Fahr­zy­klus.

Die Mes­sung des Kraft­stoff­ver­brauchs nach EG-Richt­li­nie er­gibt re­pro­du­zier­ba­re und ver­gleich­ba­re Wer­te. Die Prüf­be­din­gun­gen sind aber nicht den Un­wäg­bar­kei­ten nach­ge­bil­det, de­nen ein Fahr­zeug im All­tags­be­trieb aus­ge­setzt ist. Dies wird deut­lich, wenn man die Fahr­zy­klen ein­mal nä­her be­trach­tet. Beim Stadt­fahr­zy­klus wird ma­xi­mal 50 km/h ge­fah­ren. Wäh­rend ei­nes Fahr­zy­klus wird cir­ca 1 Ki­lo­me­ter in 195 Se­kun­den zu­rück­ge­legt. Wer hat nicht schon selbst im Stop-and-go-Ver­kehr in der Stadt für 1 Ki­lo­me­ter weit mehr als 3 Mi­nu­ten ge­braucht. Beim au­ßer­städ­ti­schen Fahr­zy­klus wird ma­xi­mal 120 km ge­fah­ren, und die mitt­le­re Ge­schwin­dig­keit wäh­rend der Prü­fung be­trägt 62,6 km/h. Das ist für Au­to­bahn­ver­kehr und bei Aus­nut­zung der Leis­tung des Mo­tors nicht sehr pra­xis­nah.

Dar­über hin­aus wird der Kraft­stoff­ver­brauch ei­nes Fahr­zeu­ges un­ter an­de­rem durch die Stra­ßen- und Ver­kehrs­ver­hält­nis­se, das Wet­ter, die in­di­vi­du­el­le Fahr­wei­se, den Zu­stand und das Al­ter des Fahr­zeugs, sei­ne Aus­rüs­tung, die Zu­la­dung, die An­zahl der Kalt­starts so­wie die Nut­zung der Son­der­aus­stat­tun­gen (z. B. Kli­ma­an­la­ge, Schie­be­dach of­fen, Sitz­hei­zung) be­ein­flusst. Der Kraft­stoff­ver­brauch ist dar­um nicht schon des­halb über­höht, weil er die vom Her­stel­ler an­ge­ge­be­nen Ver­brauchs­wer­te nach EG-Richt­li­nie über­schrei­tet.

Wir sind ger­ne be­reit, den tat­säch­li­chen Kraft­stoff­ver­brauch des Fahr­zeu­ges Ih­res Man­dan­ten durch ei­nen tech­ni­schen Au­ßen­dienst­mit­ar­bei­ter un­se­rer Ver­triebs­or­ga­ni­sa­ti­on Deutsch­land im Bei­sein Ih­res Man­dan­ten zu über­prü­fen. Soll­te Ihr Man­dant hier­von Ge­brauch ma­chen wol­len, bit­ten wir um bal­di­ge Nach­richt, da­mit wir un­se­ren tech­ni­schen Kun­den­dienst ent­spre­chend in­for­mie­ren kön­nen."

Der Klä­ger be­haup­tet, sein Fahr­zeug ver­brau­che pro 100 km zwi­schen 11,5 l und 13,8 l Kraft­stoff und da­mit deut­lich mehr als von der Be­klag­ten als Her­stel­le­rin an­ge­ge­ben. Er meint, des­halb müs­se ihm die Be­klag­te zum Scha­dens­er­satz leis­ten, der mit Blick auf die Le­bens­dau­er des Fahr­zeugs min­des­tens 5.000 € be­tra­ge.

Die auf Zah­lung die­ses Be­trags nebst Zin­sen ge­rich­te­te Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Die Kla­ge ist nicht be­grün­det, denn dem Klä­ger steht ge­gen­über der Be­klag­ten kein Scha­den­er­satz­an­spruch aus den §§ 280 I, III, 281 BGB i. V. mit den §§ 433 f. BGB zu.

Strei­tig und ent­schei­dungs­er­heb­lich ist al­lein, ob das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug we­gen des er­höh­ten Ben­zin­ver­brauchs man­gel­haft ist. Der Klä­ger be­haup­tet ei­nen Ver­brauch von bis zu 13,8 l auf 100 km. Die­ser be­haup­te­te Mehr­ver­brauch wür­de grund­sätz­lich ei­nen Man­gel be­grün­den, wenn ei­ne Ab­wei­chung von mehr als 10 % von den Her­stel­ler­an­ga­ben (11,5 l) vor­lä­ge. Dies hat der BGH un­ter dem 18.06.1997 ent­schie­den (BGH, Urt. v. 18.06.1997 – VI­II ZR 52/96, BGHZ 136, 94, 97 ff.). Die Er­mitt­lung der Ab­wei­chung hat da­bei nach den ent­spre­chen­den recht­li­chen Vor­ga­ben, hier der Richt­li­nie 93/116/EG, zu er­fol­gen (vgl. BGH, Urt. v. 18.06.1997 – VI­II ZR 52/96, BGHZ 136, 94, 97, 99). Da­bei kommt es des­halb nicht, wie der Klä­ger meint, auf den rea­len Ver­brauch an, son­dern auf den – in ent­spre­chen­den Ver­fah­ren er­mit­tel­ten – Norm­wert.

Die Be­klag­te hat durch ei­nen Mit­ar­bei­ter am 03.09.2004 ei­nen – die­sem Ver­fah­ren ent­spre­chen­den – Test durch­füh­ren las­sen, der kei­nen Mehr­ver­brauch er­gab. Die Er­mitt­lung des Ben­zin­ver­brauchs hat nach der Recht­spre­chung des BGH nach den ent­spre­chen­den recht­li­chen Norm­vor­schrif­ten zu er­fol­gen – das be­deu­tet, es müs­sen be­stimm­te Stre­cken­kom­bi­na­tio­nen, ein be­stimm­tes Fahr­zeug­tem­po etc. ein­ge­hal­ten wer­den –, nicht nach dem rea­len Fahr­ver­hal­ten und dem Ver­brauch. Dies muss der Klä­ger je­doch dar­le­gen und be­wei­sen. Die Be­klag­te weist zu Recht dar­auf hin, dass die Norm­wer­te und die tat­säch­li­chen Wer­te von­ein­an­der ab­wei­chen. Die De­fi­zi­te die­ser Richt­li­ni­en er­ge­ben sich un­ter an­de­rem auch aus der Richt­li­nie 1999/94/EG.

Am 01.11.2004 ist die Ver­ord­nung über Ver­brau­cher­infor­ma­ti­on zum Kraft­stoff­ver­brauch und CO2-Emis­sio­nen neu­er Per­so­nen­kraft­wa­gen (Pkw-En­er­gie­ver­brauchs­kenn­zeich­nungs­ver­ord­nung – Pkw-EnVKV) in Kraft ge­tre­ten. Da­nach sind die Her­stel­ler und Händ­ler von neu­en Per­so­nen­kraft­fahr­zeu­gen zur Er­tei­lung um­fang­rei­cher In­for­ma­tio­nen über den Kraft­stoff­ver­brauch und die CO2-Emis­sio­nen der Fahr­zeu­ge ver­pflich­tet. Für die Rich­tig­keit haf­ten sie ge­mäß § 437 BGB. Da­bei ist ins­be­son­de­re dann zu be­rück­sich­ti­gen, dass An­la­ge 1 Ab­schnitt I Nr. 5 lit. b Pkw-ENVKV we­gen der Un­ver­ein­bar­keit mit den Richt­li­ni­en 1999/94/EG und 1999/44/EG nicht an­ge­wen­det wer­den darf. Auch die­se Richt­li­ni­en be­ru­hen auf rein theo­re­ti­schen Er­wä­gun­gen, bei de­nen die Pra­xis – Wie fah­ren die Men­schen Au­to? – völ­lig au­ßer Acht ge­las­sen wird. Dar­auf weist zu Recht M. Schmidt (NJW 2005, 329 ff.) hin.

Die Be­klag­te hat in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 15.02.2006 zu Recht dar­auf hin­ge­wie­sen, dass der Klä­ger sei­ner Dar­le­gungs­last letzt­lich nicht hin­rei­chend Ge­nü­ge ge­tan hat; viel­mehr wä­re er ge­hal­ten ge­we­sen, vor­ge­richt­lich das Fahr­zeug von ei­nem an­er­kann­ten Sach­ver­stän­di­gen über­prü­fen zu las­sen, da es nicht auf den rea­len Ver­brauch an­kommt, son­dern auf den – in ent­spre­chen­den Ver­fah­ren er­mit­tel­ten – Norm­wert. Die Tat­sa­che, dass die Be­weis­auf­nah­me nicht durch­ge­führt wer­den konn­te, hat die Be­klag­te nicht zu ver­tre­ten, denn die Be­klag­te hat zu Recht dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es nicht Auf­ga­be des Ge­richts ist, das Fahr­zeug trans­por­tie­ren zu las­sen, son­dern dass der Klä­ger Sor­ge da­für zu tra­gen hat, dass das Fahr­zeug be­gut­ach­tet wer­den kann. Ei­ne wei­te­re Ver­zö­ge­rung des Rechts­streits kann der Be­klag­ten nicht zu­ge­mu­tet wer­den. …

Hin­weis: Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te kei­nen Er­folg. Das LG Ber­lin hat sie mit Ur­teil vom 05.04.2007 – 52 S 104/06 – zu­rück­ge­wie­sen und zur Be­grün­dung aus­ge­führt:

Dem Klä­ger steht der gel­tend ge­mach­te An­spruch … nicht zu, da nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me ein Man­gel des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs nicht vor­liegt.

Der Sach­ver­stän­di­ge hat nach Durch­füh­rung des nach der Richt­li­ni­en 80/1268/EWG und der Än­de­rungs­richt­li­nie 1999/100/EG vor­ge­se­he­nen Mess­ver­fah­rens über den Kraft­stoff­ver­brauch fol­gen­de Ab­wei­chung zu dem in den Her­stel­ler­an­ga­ben vor­ge­se­he­nen Ver­brauch (je­weils pro 100 km) ge­mes­sen:

  Soll Ist Ab­wei­chung
städ­tisch 17,5 18,3 +4,6 %
au­ßer­städ­tisch 8,3 8,5 +2,4 %
ins­ge­samt 11,7 12,1 +3,4 %

Im Er­geb­nis weicht der nach die­sem Mess­ver­fah­ren er­mit­tel­te tat­säch­li­che Ge­brauch da­mit wie folgt ab:

  • um +0,8 l/100 km bzw. +4,6 % un­ter städ­ti­schen Be­din­gun­gen,
  • um +0,2 l/100 km bzw. +2,4 % un­ter au­ßer­städ­ti­schen Be­din­gun­gen,
  • ins­ge­samt um +0,4 l/100 km bzw. +3,4 %.

Durch die hö­he­ren in die­sem Test er­mit­tel­ten Ver­brauchs­wer­te hat der Sach­ver­stän­di­ge wei­ter­hin je nach Be­din­gun­gen fol­gen­de Mehr­kos­ten für die an­ge­nom­me­ne Ge­samt­fahr­leis­tung des Fahr­zeugs ge­rech­net auf 250.000 km be­rech­net:

  • um +0,8 l/100 km bzw. um +2.000 € un­ter städ­ti­schen Be­din­gun­gen,
  • um +0,2 l/100 km bzw. um +500 € un­ter au­ßer­städ­ti­schen Be­din­gun­gen,
  • um +0,4 l/100 km bzw. um +1.000 € ins­ge­samt.

Bei die­ser ge­ring­fü­gi­gen Ab­wei­chung des Kraft­stoff­ver­brauchs von den Her­stel­ler­an­ga­ben um le­dig­lich 3,4 % liegt nach Auf­fas­sung der Kam­mer auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung der vom Sach­ver­stän­di­gen an­ge­ge­be­nen Un­ge­nau­ig­keit der Mess­er­geb­nis­se von ±2 % pro 100 km ein Man­gel des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs nicht vor.

Dem Klä­ger ist zwar dar­in Recht zu ge­ben, dass nach dem neu­en Schuld­recht un­ter Aus­wei­tung der Män­gel­haf­tung auch auf un­er­heb­li­che Män­gel die bis­her vom BGH (Urt. v. 14.02.1996 – VI­II ZR 65/95, BGHZ 132, 55, 60 ff. = NJW 1996, 1337, 1338; Urt. v. 18.06.1997 – VI­II ZR 52/96, BGHZ 136, 94, 97 ff. = NJW 1997, 2590, 2591) an­ge­setz­te Er­heb­lich­keits­gren­ze von über 10 % Ab­wei­chung des Kraft­stoff­ver­brauchs von den Her­stel­ler­an­ga­ben kei­ne An­wen­dung mehr fin­den kann (Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 9. Aufl., Rn. 250; M. Schmidt, NJW 2005, 329, 332). Dar­aus folgt aber nicht, dass nun­mehr je­de noch so ge­rin­ge Ab­wei­chung des Kraft­stoff­ver­brauchs von den Her­stel­ler­an­ga­ben als Man­gel des Fahr­zeugs an­zu­se­hen ist und zur Gel­tend­ma­chung von Ge­währ­leis­tungs- bzw. Scha­dens­er­satz­an­sprü­chen be­rech­tigt. Viel­mehr ist die Gren­ze der vom Ver­brau­cher hin­zu­neh­men­den Ab­wei­chung des Kraft­stoff­ver­brauchs von den Her­stel­ler­an­ga­ben bzw. der da­durch be­ding­ten Mehr­kos­ten für Ben­zin un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Fer­ti­gungs­to­le­ran­zen so­wie der un­ver­meid­ba­ren Un­ge­nau­ig­kei­ten der Ver­brauchs­wer­te­mes­sun­gen neu zu be­stim­men (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 250). Ein Kraft­stoff­mehr­ver­brauch von 3,4 %, der ge­mes­sen an der Ge­samt­lauf­leis­tung des hier streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs von 250.000 km mit Mehr­kos­ten in Hö­he von ins­ge­samt 1.000 € zu Bu­che schlägt, ist vom Ver­brau­cher hin­zu­neh­men und stellt kei­nen Man­gel i. S. von § 434 I BGB dar.

So­weit der Klä­ger ge­gen die gut­ach­ter­li­chen Mess­wer­te ein­wen­det, dass die­ser un­ter Ide­al­be­din­gun­gen ge­mes­se­ne Mehr­ver­brauch nicht dem tat­säch­li­chen Kraft­stoff­ver­brauch ent­spre­che, der bei Zu­grun­de­le­gung des üb­li­chen Nor­mal­be­triebs des hie­si­gen Fahr­zeugs durch ei­nen Ver­brau­cher 5–10 % hö­her lie­gen dürf­te, ist die­ser Ein­wand un­er­heb­lich. Denn wie das Amts­ge­richt in­so­weit zu­tref­fend aus­ge­führt hat, er­folgt die Er­mitt­lung ei­ner Ab­wei­chung des Kraft­stoff­ver­brauchs von den Her­stel­ler­an­ga­ben nach den ent­spre­chen­den recht­li­chen Vor­ga­ben der Richt­li­nie 93/116/EG durch das hier an­ge­wen­de­te Mess­ver­fah­ren und eben nicht auf der Grund­la­ge ei­nes rea­len Ver­brauchs. Es han­delt sich da­bei um ein stan­dar­di­sier­tes Ver­fah­ren, wel­ches am Ho­lo­mo­ga­ti­ons­mo­dell, mit­hin am Fahr­zeug oh­ne jeg­li­che Son­der­aus­stat­tung hin­sicht­lich Mo­tor, Bat­te­rie etc., durch­ge­führt wird, wo­bei kei­ne Aus­sa­ge über den tat­säch­li­chen Ver­brauch des Fahr­zeugs ge­trof­fen wird noch ge­trof­fen wer­den kann.

Hier­bei ist auch zu be­rück­sich­ti­gen, dass sich die In­for­ma­tio­nen über den Kraft­stoff­ver­brauch, wel­che Händ­ler und Her­stel­ler nach der Pkw-En­er­gie­ver­brauchs­kenn­zeich­nungs­ver­ord­nung er­tei­len müs­sen und die nach § 434 I 3 BGB zur Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung über die Ei­gen­schaf­ten des Fahr­zeugs ge­hö­ren, ge­ne­rell auf Fahr­zeu­ge die­ser Art und nicht auf ein be­stimm­tes Fahr­zeug be­zie­hen und letzt­lich dem Ver­gleich zwi­schen ver­schie­de­nen Fahr­zeug­ty­pen die­nen.

Dar­auf, dass es sich bei den an­ge­ge­be­nen Ver­brauchs­wer­ten zum Kraft­stoff- und CO2-Ver­brauch le­dig­lich um An­ga­ben zu Ver­gleichs­zwe­cken han­delt, die sich nicht auf ein ein­zel­nes Fahr­zeug be­zie­hen, soll nach der Neu­re­ge­lung der Ver­ord­nung über Ver­brau­cher­infor­ma­tio­nen beim Kauf und Lea­sing neu­er Per­so­nen­kraft­wa­gen auch hin­ge­wie­sen wer­den kön­nen. Dies er­scheint auch sinn­voll, da oh­ne die­se An­ga­be beim Kun­den leicht der Ein­druck ent­ste­hen könn­te, dass es sich bei den An­ga­ben um den tat­säch­li­chen Ver­brauch die­ses von ihm zu er­wer­ben­den Fahr­zeugs han­delt.

An­ge­sichts der auf dem stan­dar­di­sier­ten Mess­ver­fah­ren be­ru­hen­den An­ga­ben zum Kraft­stoff­ver­brauch kann sich auch der Klä­ger hier nicht dar­auf be­ru­fen, dass die Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen zum Kraft­stoff­ver­brauch nach Durch­füh­rung des theo­re­ti­schen Mess­ver­fah­rens nicht dem Ver­brauch ent­spricht, den er als Ver­brau­cher bei „ge­wöhn­li­cher Nut­zung“ des Fahr­zeugs ge­mes­sen ha­ben will. Dies schon des­halb nicht, weil es sich nach den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen um ei­ne äu­ßerst ge­rin­ge Ab­wei­chung von den vom Her­stel­ler an­ge­ge­be­nen Mess­wer­te han­delt. Al­len­falls bei deut­li­cher Ab­wei­chung der im stan­dar­di­sier­ten Ver­fah­ren er­mit­tel­ten Wer­te kann von ei­nem Man­gel die­ses Fahr­zeugs in Ab­wei­chung zu an­de­ren Fahr­zeu­gen die­ser Bau­art ge­spro­chen wer­den. Ei­ne sol­che deut­li­che Mess­ab­wei­chung liegt aber nach den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen nicht vor. Die vom Klä­ger be­an­trag­te per­sön­li­che Ein­ver­nah­me des Sach­ver­stän­di­gen zu sei­ner Be­haup­tung, dass bei Ab­stel­len auf ei­nen „Nor­mal­be­trieb“ des Fahr­zeugs ein um 5–10 % hö­he­rer Kraft­stoff­ver­brauch ge­mes­sen wor­den wä­re, war da­her auch nicht an­ge­zeigt.

Auf die Ein­wän­de der Be­klag­ten, wo­nach die Ab­wei­chung bei Be­rück­sich­ti­gung be­stimm­ter Fak­to­ren wie an­de­rer Be­rei­fung, Rei­fen­druck und an­de­rem Leer­ge­wicht des hier ge­mes­se­nen Fahr­zeugs ge­gen­über dem Ho­mo­lo­ga­ti­ons­mo­dell noch ge­ring­fü­gi­ger aus­fal­len wür­de, braucht nicht ein­ge­gan­gen zu wer­den, da der Klä­ger be­weis­pflich­tig für den von ihm be­haup­te­ten Man­gel ist und die­sen Be­weis nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me nicht er­bracht hat. …“

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