1. Nimmt ein Kraft­fahr­zeug­händ­ler beim Ver­kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens ein ge­brauch­tes Fahr­zeug des Käu­fers der­ge­stalt in Zah­lung, dass ein Teil des Kauf­prei­ses für das „neue“ Fahr­zeug durch Hin­ga­be des Ge­braucht­wa­gens ge­tilgt wer­den soll, so ist die Haf­tung des Käu­fers für Män­gel des in Zah­lung ge­ge­be­nen Fahr­zeugs (§§ 365, 434 ff. BGB) re­gel­mä­ßig still­schwei­gend aus­ge­schlos­sen, falls die Par­tei­en nichts Ab­wei­chen­des ver­ein­ba­ren (vgl. OLG Karls­ru­he, Urt. v. 04.12.2018 – 9 U 160/16, DAR 2019, 201, 202 f.).
  2. Auf den still­schwei­gend ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss kann sich der Käu­fer al­ler­dings ins­be­son­de­re hin­sicht­lich ei­nes Man­gels, den er arg­lis­tig ver­schwie­gen hat, nicht be­ru­fen (§ 444 Fall 1 BGB).

LG Frank­furt (Oder), Ur­teil vom 28.06.2019 – 12 O 75/18
(nach­fol­gend: OLG Bran­den­burg, Be­schluss vom 31.03.2020 – 3 U 105/19Be­schluss vom 29.06.2020 – 3 U 105/19)

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin, ei­ne au­to­ri­sier­te Mer­ce­des-Benz-Händ­le­rin, be­gehrt von den Be­klag­ten die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­trags.

Die Be­klag­te zu 2 er­warb von der Klä­ge­rin am 12.10.2017 ei­nen ge­brauch­ten Mer­ce­des-Benz E 220 CDI Blue­EF­FI­CI­EN­CY zum Preis von 16.500 €. Da­bei nahm die Klä­ge­rin ei­nen Mer­ce­des-Benz C 220 CDI zum Preis von 10.000 € in Zah­lung. Die­ses Fahr­zeug hat­te die Be­klag­te zu 1 im Ok­to­ber 2014 er­wor­ben; sei­ne Lauf­leis­tung ist im Be­richt über ei­ne am 04.09.2014 durch­ge­führ­te Haupt­un­ter­su­chung mit 69.191 km an­ge­ge­ben.

En­de No­vem­ber/An­fang De­zem­ber 2017 ver­äu­ßer­te die Klä­ge­rin das in Zah­lung ge­nom­me­ne Fahr­zeug für 11.500  an die Käu­fe­rin K. In der die­sem Ge­schäft zu­grun­de lie­gen­den ver­bind­li­chen Be­stel­lung und in der zu­ge­hö­ri­gen Rech­nung heißt es: „km laut Ta­cho: 101.500“ und „km laut Hal­ter: 101.500“. K wand­te sich am 11.12.2017 we­gen ei­ner Feh­ler­mel­dung an die Klä­ge­rin, die das an K ver­äu­ßer­te Fahr­zeug un­ter­su­chen ließ. An­schlie­ßend – mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 15.01.2018 – er­klär­te die Klä­ge­rin ge­gen­über der Be­klag­ten zu 1, sie tre­te vom Kauf­ver­trag über den in Zah­lung ge­ge­be­nen Pkw we­gen ei­ner „Ta­cho­ma­ni­pu­la­ti­on“ zu­rück. Hilfs­wei­se er­klär­te die Klä­ge­rin die An­fech­tung ih­rer auf den Ab­schluss die­ses Ver­trags ge­rich­te­ten Wil­lens­er­klä­rung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung. Die Be­klag­te zu 1 wur­de auf­ge­for­dert, das in Zah­lung ge­ge­be­ne Fahr­zeug bei der Klä­ge­rin ab­zu­ho­len. Die Be­klag­te zu 1 wies An­sprü­che der Klä­ge­rin mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 25.01.2018 zu­rück.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 01.08.2018 er­klär­te die Klä­ge­rin ge­gen­über der Be­klag­ten zu 2 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag über den in Zah­lung ge­nom­me­nen Mer­ce­des-Benz C 220 CDI und hilfs­wei­se die An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung be­züg­lich der Lauf­leis­tung des Pkw. Auch die Be­klag­te zu 2 wies An­sprü­che der Klä­ge­rin zu­rück.

Die Klä­ge­rin be­haup­tet, die Be­klag­te zu 2 ha­be das Fahr­zeug der Be­klag­ten zu 1 bei ihr, der Klä­ge­rin, in Zah­lung ge­ge­ben und da­bei – was die Be­klag­ten be­strei­ten – an­ge­ge­ben, dass die Lauf­leis­tung des Pkw der­zeit 101.500 km be­tra­ge. Die­se Lauf­leis­tung ha­be der Ki­lo­me­ter­zäh­ler des Fahr­zeugs auch aus­ge­wie­sen. Auf die Män­gel­rü­ge der Käu­fe­rin K hin sei der Pkw in­des sei­tens der DE­KRA Au­to­mo­bil GmbH un­ter­sucht und da­bei ins­be­son­de­re der Ser­vice­spei­cher aus­ge­le­sen wor­den. Dar­aus ha­be sich er­ge­ben, dass das Fahr­zeug bis zum 13.06.2014 ins­ge­samt 109.613 km und bis zum 30.10.2017 ins­ge­samt von 144.697 km zu­rück­ge­legt ge­habt ha­be. Folg­lich ha­be der – ma­ni­pu­lier­te – Ki­lo­me­ter­zäh­ler des Pkw ei­ne zu ge­rin­ge Lauf­leis­tung an­ge­zeigt, als sie, die Klä­ge­rin, das Fahr­zeug in Zah­lung ge­nom­men ha­be. Nach Auf­fas­sung der Klä­ge­rin lei­det der Pkw da­her an ei­nem nicht be­heb­ba­ren Man­gel, so­dass sie wirk­sam vom Kauf­ver­trag über das Fahr­zeug zu­rück­ge­tre­ten sei.

Die Klä­ge­rin hat gel­tend ge­macht, dass ihr die Be­klag­ten als Ge­samt­schuld­ner nun­mehr den Teil des Kauf­prei­ses für den Mer­ce­des-Benz E 220 CDI Blue­EF­FI­CI­EN­CY zah­len müss­ten, der durch Hin­ga­be des Mer­ce­des-Benz C 220 CDI ge­tilgt wer­den soll­te (10.000 €). Dar­über hin­aus hät­ten die Be­klag­ten als Ge­samt­schuld­ner für den Scha­den ein­zu­ste­hen, der ihr, der Klä­ge­rin, da­durch ent­stan­den sei, dass sie den mit K ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag we­gen der „Ta­cho­ma­ni­pu­la­ti­on“ rück­ab­ge­wi­ckelt ha­be (1.260,50 €). Au­ßer­dem sei­en die Be­klag­ten als Ge­samt­schuld­ner ver­pflich­tet, ihr die Kos­ten zu er­set­zen, die sie für die Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs durch die DE­KRA Au­to­mo­bil GmbH auf­ge­wen­det ha­be (705,27 € net­to), und die Be­klag­ten müss­ten ge­samt­schuld­ne­risch Stand- und Ver­wahr­kos­ten in Hö­he von 10 € pro Tag zah­len, da sie den in Zah­lung ge­ge­be­nen Pkw trotz des Rück­tritts nicht bei ihr, der Klä­ge­rin, ab­ge­holt hät­ten.

Dem­entspre­chend hat die Klä­ge­rin zu­letzt be­an­tragt, die Be­klag­ten als Ge­samt­schuld­ner zur Zah­lung von 11.260,50 € nebst Zin­sen so­wie zur Zah­lung wei­te­rer 1.117,87 € nebst Zin­sen so­wie da­zu zu ver­ur­tei­len, das in Zah­lung ge­ge­be­ne Fahr­zeug Zug um Zug ge­gen Zah­lung der 11.260,50 € von ih­rem Be­triebs­ge­län­de zu ent­fer­nen. Au­ßer­dem hat die Klä­ge­rin die Fest­stel­lung be­gehrt, dass die Be­klag­ten mit der Rück­nah­me des Pkw in An­nah­me­ver­zug sind.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Die Klä­ge­rin hat kei­nen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des An­kauf­ver­trags über den Mer­ce­des-Benz C 220 CDI mit der Fahr­zeug-Iden­ti­fi­zie­rungs­num­mer … ge­mäß §§ 365, 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 434 I, 346 ff. BGB bzw. ge­mäß § 123 I Fall 1, II, §§ 142 I, 812 I 1 Fall 1 BGB. Die Ge­währ­leis­tung für das Fahr­zeug wur­de kon­klu­dent aus­ge­schlos­sen. Die Be­klag­ten täusch­ten die Klä­ge­rin nicht arg­lis­tig.

Im Ein­zel­nen:

Die Klä­ge­rin er­klär­te mit Schrei­ben vom 15.01. und vom 01.8.2018 ge­gen­über den Be­klag­ten je­weils den Rück­tritt vom An­kauf­ver­trag über das vor­ge­nann­te Fahr­zeug we­gen ei­ner fal­schen Lauf­leis­tungs­an­ga­be. Sie be­haup­tet mit­hin ei­nen Man­gel und macht folg­lich Ge­währ­leis­tungs­rech­te gel­tend. Der Kauf­ver­trag kam mit der Be­klag­ten zu 1 zu­stan­de. Un­strei­tig wur­de die Be­klag­te zu 1 bei Ab­schluss des Ver­trags von der Be­klag­ten zu 2 ver­tre­ten. Die Be­klag­te zu 1 lässt sich auch un­strei­tig die Er­klä­rung der Be­klag­ten zu 2 zu­rech­nen. Mit der Klä­ge­rin war ver­ein­bart, dass der Kauf­preis des von der Be­klag­ten zu 1 an die Klä­ge­rin ver­kauf­ten Fahr­zeugs auf den Kauf­preis des von der Klä­ge­rin an die Be­klag­te zu 2 ver­äu­ßer­ten ge­brauch­ten Mer­ce­des-Benz an­ge­rech­net wird.

Ei­nen schrift­li­chen Kauf­ver­trag über den An­kauf des Fahr­zeugs der Be­klag­ten zu 1. durch die Klä­ge­rin gibt es nicht. Die Klä­ge­rin legt zwar als An­la­ge K 3 ei­ne „An­kauf-Gut­schrift“ vor, die Da­ten zum Kauf ent­hält. Die­se da­tiert je­doch vom 23.11.2017 und wur­de da­mit nach Ab­schluss des Ver­trags über den Ver­kauf ei­nes Mer­ce­des-Benz von der Klä­ge­rin an die Be­klag­te zu 2 er­stellt. Letz­te­rer Kauf da­tiert aus­weis­lich der An­la­gen K 1 und K 2 vom 12.10. bzw. vom 13.10.2017. Es ist zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig, dass die Hin­ga­be und da­mit auch die Über­eig­nung des Fahr­zeugs der Be­klag­ten zu 1 an die Klä­ge­rin spä­tes­tens zum Zeit­punkt des Ver­kaufs des Mer­ce­des-Benz von der Klä­ge­rin an die Be­klag­te zu 2. er­folg­te. Die Klä­ge­rin er­stell­te of­fen­sicht­lich die Gut­schrift zum Zeit­punkt der Be­stel­lung des Fahr­zeugs durch die Käu­fe­rin K.

Die Par­tei­en tra­gen nichts da­zu vor, dass be­son­de­re Ver­ein­ba­run­gen zur Ge­währ­leis­tung des durch die Klä­ge­rin von der Be­klag­ten zu 1 an­ge­kauf­ten Fahr­zeugs ge­trof­fen wur­den oder die Be­klag­te zu 1 ei­ne Ga­ran­tie gab. Es gel­ten mit­hin die ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen, das heißt, die Klä­ge­rin kann auf­grund ei­nes Man­gels vom Kauf­ver­trag ge­mäß §§ 365, 437 Nr. 2 Fall 1 BGB zu­rück­tre­ten. Das Ge­richt geht je­doch von ei­nem kon­klu­den­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss aus. Es folgt in­so­fern der Recht­spre­chung des OLG Karls­ru­he (Urt. v. 04.12.2018 – 9 U 160/16, DAR 2019, 201, 202 f.).

In der In­zah­lung­nah­me des Pkw der Be­klag­ten zu 1 für ei­nen Teil des Prei­ses des Fahr­zeugs, das die Be­klag­te zu 2 von der Klä­ge­rin er­warb, sieht das Ge­richt ei­ne Er­set­zungs­be­fug­nis. Im Re­gel­fall ist – so das OLG Karls­ru­he – von ei­nem still­schwei­gend ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss aus­zu­ge­hen, da dies den bei­der­sei­ti­gen In­ter­es­sen der Ver­trags­par­tei­en ent­spricht. Für den­je­ni­gen, der ein für ihn neu­es Fahr­zeug er­wirbt, das auch ein ge­brauch­tes Fahr­zeug sein kann, ist die ln­zah­lungs­ga­be des Ge­braucht­wa­gens ein Fi­nan­zie­rungs­bei­trag zum Er­werb des neu­en Fahr­zeugs, denn er bringt den ge­sam­ten Kauf­preis nicht in bar auf. Er, das heißt vor­lie­gend die Be­klag­te zu 2, be­nö­tigt je­doch ei­nen fes­ten Preis bei Ab­schluss des Kaufs des neu­en Fahr­zeugs, um zu wis­sen, ob und wie viel noch für den Kauf des neu­en Fahr­zeugs an­der­wei­tig auf­ge­bracht wer­den muss. Er wür­de den Ver­trag nicht ab­schlie­ßen, wenn er nach Ver­trags­ab­schluss kom­pli­zier­te Ver­hand­lun­gen we­gen des Zu­stands des Ge­braucht­wa­gens be­fürch­ten müss­te, den er in Zah­lung ge­ben möch­te, so das OLG Karls­ru­he. Der Ver­käu­fer des neu­en Fahr­zeugs, mit­hin vor­lie­gend die Klä­ge­rin, ist je­doch be­reit, ge­wis­se Ri­si­ken ein­zu­ge­hen, um den Ver­trags­part­ner, das heißt hier die Be­klag­te zu 2, als Kun­den für den Kauf des neu­en Fahr­zeugs zu ge­win­nen. Ent­schei­dend – so das OLG Karls­ru­he – für die An­nah­me ei­nes Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses ist die Er­wä­gung, dass der Ver­käu­fer des neu­en Fahr­zeugs es in der Hand hat, sich vor Ver­trags­ab­schluss über den Zu­stand des Ge­braucht­wa­gens durch ei­ne Be­sich­ti­gung und/oder Un­ter­su­chung zu ver­ge­wis­sern und sich durch ei­ne ent­spre­chen­de Ver­trags­ge­stal­tung ab­zu­si­chern. Wenn der Ver­käu­fer des neu­en Fahr­zeugs auf sol­che Ge­stal­tungs­mög­lich­kei­ten ver­zich­tet, muss der Ver­trags­part­ner, hier die Be­klag­te zu 2 und letzt­lich mit­hin die Be­klag­te zu 1, da­von aus­ge­hen, dass er bei even­tu­el­len Män­geln des Ge­braucht­wa­gens nicht in An­spruch ge­nom­men wird.

Die­ser Re­gel­fall trifft auch auf die vor­lie­gen­de Sa­che zu.

Die Be­klag­te zu 2 über­gab der Klä­ge­rin das Fahr­zeug der Be­klag­ten zu 1 un­strei­tig spä­tes­tens bei Ab­schluss der Kauf­ver­trä­ge. Die Klä­ge­rin konn­te das Fahr­zeug be­sich­ti­gen und be­gut­ach­ten bzw. den Kauf­preis be­wer­ten. Letz­te­res tat sie auch, denn sie selbst be­stimm­te den An­kaufs­preis mit 10.000 €. Die Be­klag­ten wa­ren da­mit ein­ver­stan­den. Un­strei­tig zeig­te das Ta­cho­me­ter des Fahr­zeugs der Be­klag­ten zu 1 101.500 km als Lauf­leis­tung an. Aus dem Zu­stand des Fahr­zeugs konn­te nicht auf ei­ne hö­he­re Lauf­leis­tung ge­schlos­sen wer­den, was eben­falls au­ßer Streit steht. Dies trägt auch die Klä­ge­rin vor, die au­to­ri­sier­te Fach­händ­le­rin der Mar­ke Daim­ler/Mer­ce­des ist. Ei­ne Aus­le­sung des Ser­vice­spei­chers, der nach dem klä­ge­ri­schen Vor­trag dann ei­ne hö­he­re Lauf­leis­tung aus­wies, ver­an­lass­te die Klä­ge­rin nicht bzw. nahm sie auch nicht selbst vor. Ihr dürf­te als Fach­händ­le­rin je­doch be­kannt sein, dass die Lauf­leis­tung die­ser Mar­ken­fahr­zeu­ge ge­le­gent­lich ma­ni­pu­liert wird. Auf ei­ne ver­trag­li­che Ab­si­che­rung die­ses in­so­fern von der Klä­ge­rin ein­ge­gan­ge­nen Ri­si­kos ver­zich­te­te sie. Ei­ne schrift­li­che Ver­ein­ba­rung tra­fen die Par­tei­en, wie be­reits er­wähnt, nicht. Auch ei­ne münd­li­che Ver­ein­ba­rung da­zu ist nicht dar­ge­legt.

Der kon­klu­dent zu­stan­de ge­kom­me­ne Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss wä­re je­doch dann un­wirk­sam, wenn die Be­klag­ten die Klä­ge­rin arg­lis­tig über die Lauf­leis­tung ge­täuscht hät­ten (§ 444 Fall 2 BGB). Da­von kann vor­lie­gend je­doch nicht aus­ge­gan­gen wer­den.

Die Be­klag­te zu 1 er­warb das Fahr­zeug aus­weis­lich des von ihr als An­la­ge B 1 zur Ak­te ge­reich­ten Kauf­ver­trags am 13.10.2014. Es ist da­von aus­zu­ge­hen, dass das Ta­cho­me­ter des Fahr­zeugs zum da­ma­li­gen Zeit­punkt ei­ne Lauf­leis­tung von cir­ca 69.191&nbbsp;km aus­wies, denn die­se Lauf­leis­tung wur­de bei der Haupt­un­ter­su­chung am 04.09.2014 fest­ge­stellt (vgl. An­la­ge B 2). Aus­weis­lich des Gut­ach­tens des Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. G vom 16.04.2018, den die Klä­ge­rin vor­ge­richt­lich be­auf­tragt hat­te, er­gab die Aus­le­sung des Ser­vice­spei­chers des Fahr­zeugs zum 13.06.2014 be­reits ei­ne zu­rück­ge­leg­te Ge­samt­weg­stre­cke von 109.613 km. Da­mit wies das Ta­cho­me­ter des Fahr­zeugs be­reits nicht die tat­säch­li­che Lauf­leis­tung des Pkw zum Zeit­punkt des Ver­kaufs an die Be­klag­te zu 1. aus. Un­strei­tig wies das Ta­cho­me­ter zum Zeit­punkt des Ver­kaufs des Fahr­zeugs von der Be­klag­ten zu 1 an die Klä­ge­rin im Ok­to­ber 2017 ei­ne Lauf­leis­tung von 101.500 km aus. Die Be­klag­te zu 1 fuhr mit­hin mit dem Fahr­zeug 32.309 km. Im Ser­vice­spei­cher des Pkw ist ge­mäß den Fest­stel­lun­gen des vor­ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen zum 30.10.2017 ei­ne Ge­samt­weg­stre­cke von 144.697 km aus­ge­wie­sen. Mit dem Fahr­zeug wur­de folg­lich seit dem 13.06.2014 ei­ne Weg­stre­cke von 35.084 km zu­rück­ge­legt. Dies ent­spricht cir­ca der Stre­cke, die die Be­klag­te zu 1 ge­mäß den An­ga­ben des Ta­cho­me­ters des Fahr­zeu­ges fuhr. Die Be­klag­te zu 1 kann folg­lich nach An­sicht des Ge­richts kein Wis­sen um die da­nach mög­li­che Ma­ni­pu­la­ti­on des Ta­cho­me­ters des Fahr­zeugs ge­habt ha­ben.

Die An­nah­me der arg­lis­ti­gen Täu­schung der Klä­ge­rin durch die Be­klag­te zu 1 recht­fer­tigt sich mit­hin nicht, zu­mal die Be­klag­te zu 1 gar kei­ne Er­klä­run­gen ge­gen­über der Klä­ge­rin ab­gab. Un­strei­tig ist, dass die Ver­trä­ge die Be­klag­te zu 2 schloss. Da be­reits nicht an­ge­nom­men wer­den kann, dass die Be­klag­te zu 1 et­was über die Ma­ni­pu­la­ti­on wuss­te, gibt es auch kei­ne tat­säch­li­chen An­halts­punk­te da­für, dass die Be­klag­te zu 2 ein der­ar­ti­ges Wis­sen vor Ab­schluss der Kauf­ver­trä­ge mit der Klä­ge­rin er­langt hat­te.

Die Klä­ge­rin kann nach all­dem nicht vom Ver­trag über den An­kauf des Pkw der Be­klag­ten zu 1 zu­rück­tre­ten. Sie hat da­mit kei­nen An­spruch auf die gel­tend ge­mach­te, nach ih­rer Mei­nung aus­ste­hen­de Kauf­preis­for­de­rung in Hö­he von 10.000 € so­wie auch kei­nen An­spruch auf Er­satz des ihr ent­gan­ge­nen Ge­winns. Fer­ner hat sie na­tür­lich kei­ne An­sprü­che auf den von ihr be­gehr­ten sons­ti­gen Scha­dens­er­satz wie Gut­ach­ter­kos­ten, Stand- und Ver­wahr­kos­ten und Ver­zugs­zin­sen oder auch vor­ge­richt­li­che An­walts­kos­ten. Be­züg­lich Letz­te­rer fehlt es an ei­ner kon­kre­ten An­trag­stel­lung. Die Be­klag­ten kön­nen sich folg­lich auch nicht mit der Rück­nah­me des Fahr­zeugs in Ver­zug be­fun­den ha­ben.

Hin­weis: Mit Be­schluss vom 31.03.2020 – 3 U 105/19 – hat der 3. Zi­vil­se­nat des OLG Bran­den­burg dar­auf hin­ge­wie­sen, dass er be­ab­sich­ti­ge, die Be­ru­fung der Klä­ge­rin ge­gen das Ur­teil des LG Frank­furt (Oder) ge­mäß § 522 II ZPO zu­rück­zu­wei­sen, weil sie of­fen­sicht­lich kei­ne Aus­sicht auf Er­folg ha­be. In dem Hin­weis­be­schluss heißt es:

„Das Land­ge­richt hat die Kla­ge mit zu­tref­fen­den Er­wä­gun­gen ab­ge­wie­sen. Die Klä­ge­rin hat kei­nen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags über den in Zah­lung ge­nom­me­nen Pkw … aus §§ 365, 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 434 I, 346 ff. BGB.

1. Aus­zu­ge­hen ist von dem Grund­satz, dass, so­fern der An­kauf ei­nes Fahr­zeugs von ei­nem Fahr­zeug­händ­ler mit der In­zah­lung­nah­me ei­nes Ge­braucht­wa­gens ver­knüpft wird, dies in der Re­gel als so­ge­nann­te Er­set­zungs­be­fug­nis zu be­wer­ten ist. Die­se führt bei Män­geln des in Zah­lung ge­ge­be­nen Ge­braucht­wa­gens zu ei­ner An­wen­dung des § 365 BGB; der Schuld­ner, al­so der­je­ni­ge, der das Fahr­zeug in Zah­lung gibt, hat da­nach dem Gläu­bi­ger in glei­cher Wei­se wie ein Ver­käu­fer Ge­währ zu leis­ten. Die­se Ge­währ­leis­tungs­rech­te be­schrän­ken sich dann auf ei­ne Rück­ab­wick­lung der In­zah­lung­nah­me des Ge­braucht­wa­gens und be­rüh­ren den Kauf­ver­trag über das an­de­re Fahr­zeug nicht.

2. Die Klä­ge­rin war hier den­noch nicht zum Rück­tritt vom An­kauf des in Zah­lung ge­ge­be­nen Fahr­zeugs be­rech­tigt, weil dem ein kon­klu­den­ter Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ent­ge­gen­steht. Der Se­nat folgt in­so­weit den zu­tref­fen­den Aus­füh­run­gen des Land­ge­richts, wo­nach die Recht­spre­chung des OLG Karls­ru­he (Urt. v. 04.12.2018 – 9 U 160/16, DAR 2019, 201, 202 f.), die der Recht­spre­chung des BGH folgt (Urt. v. 21.04.1982 – VI­II ZR 26/81, BGHZ 83, 334, 337 ff. = NJW 1982, 1700 f.), auch auf den hie­si­gen Sach­ver­halt an­wend­bar ist.

a) Nach die­ser Recht­spre­chung ist dann, wenn beim Kauf ei­nes Neu­wa­gens ein Ge­braucht­fahr­zeug in Zah­lung ge­ge­ben wird, für den Ge­braucht­wa­gen – auch oh­ne aus­drück­li­che Re­ge­lung im Ver­trag – von ei­nem still­schwei­gend ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss aus­zu­ge­hen. Dies er­ge­be sich aus den bei­der­sei­ti­gen In­ter­es­sen bei der In­zah­lung­nah­me. Für den Neu­wa­gen­käu­fer sei die In­zah­lung­ga­be sei­nes Ge­braucht­wa­gens ein Fi­nan­zie­rungs­bei­trag zum Er­werb des neu­en Fahr­zeugs, weil er nicht den ge­sam­ten Kauf­preis in bar auf­brin­gen kön­ne oder wol­le. Der Neu­wa­gen­käu­fer be­nö­ti­ge da­her schon beim Ab­schluss des Ver­trags ei­nen fes­ten Preis, da­mit er wis­se, wie sein al­tes Fahr­zeug an­ge­rech­net wer­de; er wür­de den Ver­trag nicht ab­schlie­ßen, wenn er nach Ver­trags­schluss kom­pli­zier­te Ver­hand­lun­gen we­gen des Zu­stands sei­nes Ge­braucht­wa­gens be­fürch­ten müss­te. Der Neu­wa­gen­händ­ler sei in der­ar­ti­gen Fäl­len be­reit, bei der In­zah­lung­nah­me des Ge­braucht­wa­gens ge­wis­se Ri­si­ken ein­zu­ge­hen, um sei­nen Ver­trags­part­ner als Kun­den für den Neu­wa­gen zu ge­win­nen. Ent­schei­dend für die An­nah­me ei­nes Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses sei die Er­wä­gung, dass der Neu­wa­gen­händ­ler es in der Hand ha­be, sich vor Ver­trags­schluss über den Zu­stand des Ge­braucht­wa­gens durch ei­ne Be­sich­ti­gung und/oder Un­ter­su­chung zu ver­ge­wis­sern und dass der Neu­wa­gen­händ­ler sich durch be­stimm­te An­ga­ben des Kun­den zur Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs im Ver­trag ab­si­chern kön­ne. Wenn der Neu­fahr­zeug­händ­ler auf sol­che Ge­stal­tungs­mög­lich­kei­ten ver­zich­te, müs­se der Ver­trags­part­ner da­von aus­ge­hen, dass er bei even­tu­el­len Män­geln des Ge­braucht­wa­gens nicht in An­spruch ge­nom­men wer­de (OLG Karls­ru­he, Urt. v. 04.12.2018 – 9 U 160/16, DAR 2019, 201, 202 f.).

b) Zwar weist die Klä­ge­rin zu­tref­fend dar­auf hin, dass die­se Recht­spre­chung sich ex­pli­zit nur auf die In­zah­lung­nah­me ei­nes Ge­braucht­wa­gens im Rah­men ei­nes Neu­wa­gen­kaufs be­zieht. Das Land­ge­richt hat aber zu­tref­fend aus­ge­führt, dass die­se Recht­spre­chung auch hier an­wend­bar ist, da die In­ter­es­sen­la­ge ver­gleich­bar ist. Der An­wen­dung auf den hie­si­gen Fall ste­hen auch kei­ne ge­gen­tei­li­gen Ent­schei­dun­gen des BGH oder an­de­rer Ober­lan­des­ge­rich­te ent­ge­gen.

Auch in ei­nem Fall wie die­sem, in dem es um den Ver­kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens durch ei­nen ge­werb­li­chen Fahr­zeug­händ­ler geht, kommt es die­sem eben­so wie bei dem Ver­kauf ei­nes Neu­wa­gens dar­auf an, sei­nen Ver­trags­part­ner als Kun­den zu ge­win­nen, und er­klärt er sich be­reit, da­für den Ge­braucht­wa­gen des Kun­den in Zah­lung zu neh­men. Auf der an­de­ren Sei­te kommt es dem Kun­den er­sicht­lich dar­auf an, sein Ge­braucht­fahr­zeug zu ei­nem fes­ten Preis in Zah­lung ge­ben zu kön­nen, um si­cher zu sein, wel­che Kos­ten ins­ge­samt auf ihn zu­kom­men, und da­nach sei­ne Kauf­ent­schei­dung aus­zu­rich­ten. Auch hat­te die Klä­ge­rin es hier, wie auch in dem der Ent­schei­dung des OLG Karls­ru­he zu­grun­de lie­gen­den Fall, als au­to­ri­sier­te Mer­ce­des-Benz-Fach­händ­le­rin in der Hand, sich vor Ver­trags­schluss über den Zu­stand des Ge­braucht­wa­gens zu ver­ge­wis­sern und sich durch die Auf­nah­me des Ki­lo­me­ter­stands in den An­kauf­ver­trag als An­ga­be zur Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs ab­zu­si­chern. Ei­ne sol­che Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung hät­te Vor­rang ge­gen­über ei­nem Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss (vgl. BGH, Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 117/12, NJW 2013, 1733 Rn. 15), wie et­wa in dem der Ent­schei­dung des BGH vom 19.12.2012 – VI­II ZR 117/12, NJW 2013, 1733 – zu­grun­de lie­gen­den Sach­ver­halt, in dem ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung über die Un­fall­frei­heit ge­trof­fen wur­de, die ei­nem still­schwei­gen­den Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ent­ge­gen­stand. Dies hat die Klä­ge­rin hier aber nicht ge­tan. Sie hat kei­ne Prü­fung des Fahr­zeugs vor­ge­nom­men und kei­ne An­ga­ben zu dem Fahr­zeug, das in Zah­lung ge­nom­men wer­den soll, in den Kauf­ver­trag auf­ge­nom­men oder ei­nen ei­ge­nen Ver­trag über den An­kauf die­ses Fahr­zeugs mit ent­spre­chen­den An­ga­ben ab­ge­schlos­sen, son­dern nur in den Kauf­ver­trag über das von ihr ver­kauf­te Fahr­zeug den Pas­sus ‚GW-In­zah­lung­nah­me: 10.000 €‘ auf­ge­nom­men. An­ge­sichts des­sen konn­te die Ver­trags­part­ne­rin da­von aus­ge­hen, dass sie bei even­tu­el­len Män­geln des in Zah­lung ge­ge­be­nen Fahr­zeugs nicht in An­spruch ge­nom­men wer­de.

c) So­weit die Klä­ge­rin in ih­rer Be­ru­fung dar­auf ab­stellt, dass den Ge­braucht­wa­gen­händ­ler kei­ne ge­ne­rel­le Ver­pflich­tung tref­fe, das Fahr­zeug vor dem Ver­kauf zu un­ter­su­chen, trifft dies zwar zu (BGH, Urt. v. 15.04.2015 – VI­II ZR 80/14, ju­ris Rn. 14). Die Fra­ge, ob und in wel­chem Um­fang ihn ei­ne Un­ter­su­chungs­pflicht trifft, stellt sich aber in ers­ter Li­nie dann, wenn ei­nem Ge­braucht­wa­gen­händ­ler Arg­list we­gen ei­nes Ver­sto­ßes ge­gen ei­ne et­wai­ge Un­ter­su­chungs­pflicht vor­ge­wor­fen wird und der Kauf­ver­trag des­halb we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung an­ge­foch­ten wird. Dar­um geht es hier aber nicht. Hier geht es um ei­ne Ab­wä­gung der In­ter­es­sen des Händ­lers und des Käu­fers und die im Rah­men die­ser Ab­wä­gung zu be­rück­sich­ti­gen­den Un­ter­su­chungs­mög­lich­kei­ten ei­nes Ge­braucht­wa­gen­händ­lers. Die­se führt zu ei­nem – zu­las­ten der Klä­ge­rin ge­hen­den – Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss, der der Kla­ge­for­de­rung ent­ge­gen­steht.“

Die Be­ru­fung wur­de so­dann mit Be­schluss vom 29.06.2020 – 3 U 105/19 – zu­rück­ge­wie­sen. In die­sem Be­schluss heißt es:

„Die Be­ru­fung … ist ge­mäß § 522 II ZPO zu­rück­zu­wei­sen, weil nach ein­stim­mi­ger Auf­fas­sung des Se­nats das Rechts­mit­tel of­fen­sicht­lich kei­ne Aus­sicht auf Er­folg hat, der Rechts­sa­che auch kei­ne grund­sätz­li­che Be­deu­tung zu­kommt, we­der die Fort­bil­dung des Rechts noch die Si­che­rung ei­ner ein­heit­li­chen Recht­spre­chung ei­ne Ent­schei­dung des Be­ru­fungs­ge­richts er­for­dert, und die Durch­füh­rung ei­ner münd­li­chen Ver­hand­lung über die Be­ru­fung nicht ge­bo­ten ist.

Zur Be­grün­dung wird auf den vor­aus­ge­gan­ge­nen Hin­weis des Se­nats Be­zug ge­nom­men. Die Ge­gen­er­klä­rung der Klä­ge­rin, die im We­sent­li­chen dar­auf ab­stellt, dass bei dem Kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens ein still­schwei­gen­der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss nicht in Be­tracht kom­me, bie­tet kei­nen An­lass, von die­ser Be­ur­tei­lung ab­zu­wei­chen. Ent­ge­gen­ste­hen­de Recht­spre­chung an­de­rer Ober­lan­des­ge­rich­te oder des BGH ste­hen die­ser Ein­schät­zung nicht ent­ge­gen, so­dass ei­ne Zu­las­sung der Re­vi­si­on nicht an­ge­zeigt ist.

Zwar be­zieht sich die Recht­spre­chung des OLG Karls­ru­he ex­pli­zit nur auf den Kauf ei­nes Neu­fahr­zeugs vom Kraft­fahr­zeug­händ­ler ge­gen In­zah­lung­nah­me ei­nes Ge­braucht­wa­gens. Die­se Recht­spre­chung lässt sich aber auf den Kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens vom Händ­ler ge­gen In­zah­lung­nah­me ei­nes Ge­braucht­wa­gens des Käu­fers über­tra­gen. Es macht kei­nen we­sent­li­chen Un­ter­schied, ob die Hin­ga­be ei­nes Alt­fahr­zeugs mit dem Kauf ei­nes neu­en oder ge­brauch­ten Fahr­zeugs zu­sam­men­hängt (Eg­gert, in: Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 14. Aufl. [2020], Rn. 4043).

So­wohl nach der Recht­spre­chung des OLG Karls­ru­he als auch nach der Recht­spre­chung des BGH (Urt. v. 21.04.1982 – VI­II ZR 26/81, BGHZ 83, 334, 337 ff. = NJW 1982, 1700 f.) ist der ent­schei­den­de An­knüp­fungs­punkt für die An­nah­me ei­nes kon­klu­den­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses im Hin­blick auf das in Zah­lung ge­nom­me­ne Fahr­zeug des Käu­fers nicht die Tat­sa­che, dass die­ser ei­nen Neu­wa­gen er­wor­ben hat, son­dern die ty­pi­sche In­ter­es­sen­la­ge der be­tei­lig­ten Ver­trags­par­tei­en bei Ver­trags­ab­schluss (Eg­gert, in: Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 4044). Auch bei dem Kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens von ei­nem Kfz-Händ­ler ge­gen die In­zah­lung­nah­me des al­ten Fahr­zeugs liegt es im er­kenn­ba­ren In­ter­es­se des Käu­fers, der oh­ne die­se das Fahr­zeug nicht er­wer­ben könn­te oder woll­te, si­cher sein zu kön­nen, in wel­cher Hö­he sein al­tes Fahr­zeug an­ge­rech­net wird, oh­ne be­fürch­ten zu müs­sen, nach Ver­trags­schluss we­gen des Zu­stands des Wa­gens in An­spruch ge­nom­men zu wer­den. Glei­cher­ma­ßen hat der Kfz-Händ­ler, zu des­sen Ge­schäft ne­ben dem Ver­kauf von Neu­wa­gen auch der Ver­kauf ge­brauch­ter Fahr­zeu­ge ge­hört, eben­so wie bei dem Ver­kauf ei­nes Neu­wa­gens das In­ter­es­se, den Ver­trags­part­ner als Kun­den zu ge­win­nen, wenn er ei­nen Ge­braucht­wa­gen ver­kau­fen will. Zu­dem ist ent­schei­dend – in­so­weit be­steht eben­falls kein Un­ter­schied zum Ver­kauf ei­nes Neu­wa­gens –, dass der Händ­ler die tech­ni­schen und recht­li­chen Mög­lich­kei­ten hat, sich ge­gen das Män­gel­ri­si­ko zu schüt­zen. Er hat es in der Hand, sich vor Ver­trags­schluss über den Zu­stand des Ge­braucht­wa­gens, den er in Zah­lung neh­men will, zu ver­ge­wis­sern und durch be­stimm­te Be­schaf­fen­heits­an­ga­ben, die ei­nem Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss vor­ge­hen, ab­zu­si­chern. Der Händ­ler wird durch die An­nah­me ei­nes kon­klu­den­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses auch nicht über Ge­bühr be­las­tet. Es liegt an ihm, sich die we­sent­li­chen, für ihn wich­ti­gen Ei­gen­schaf­ten des Kun­den­fahr­zeugs ver­bind­lich als Be­schaf­fen­heits­an­ga­be zu­si­chern zu las­sen. Wenn der Fahr­zeug­händ­ler auf sol­che Ge­stal­tungs­mög­lich­kei­ten ver­zich­tet, kann der Ver­trags­part­ner, egal ob er ei­nen Neu­wa­gen oder ei­nen Ge­braucht­wa­gen er­wirbt, da­von aus­ge­hen, dass er bei even­tu­el­len Män­geln des in Zah­lung ge­ge­be­nen Fahr­zeugs nicht in An­spruch ge­nom­men wird (vgl. OLG Karls­ru­he, Urt. v. 04.12.2018 – 9 U 160/16, DAR 2019, 201, 202 f.). …“

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