1. Ei­ne Kla­ge, mit der der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs die Fest­stel­lung be­gehrt, dass die – am Kauf­ver­trag nicht be­tei­lig­te – Volks­wa­gen AG für Schä­den, die aus der Ma­ni­pu­la­ti­on des Fahr­zeugs re­sul­tier­ten, ein­ste­hen müs­se, ist un­zu­läs­sig, wenn der Käu­fer der Sa­che nach die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges be­gehrt. Dann näm­lich ist es dem Käu­fer mög­lich und zu­mut­bar, mit ei­ner ge­gen die Volks­wa­gen AG ge­rich­te­ten Leis­tungs­kla­ge die Rück­zah­lung des um ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung ver­min­der­ten Kauf­prei­ses zu ver­lan­gen.
  2. Die Volks­wa­gen AG ist dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Pkw, den nicht sie selbst, son­dern (hier) die Ško­da Au­to, a.s. her­ge­stellt hat, nicht ge­mäß § 823 II BGB i. V. mit § 263 StGB zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet.
  3. In­dem die Volks­wa­gen AG be­stimm­te von ihr her­ge­stell­te Mo­to­ren mit ei­ner Soft­ware aus­ge­stat­tet hat, die (nur) wäh­rend ei­nes Emis­si­ons­tests ei­ne Ver­rin­ge­rung des Schad­stoff­aus­sto­ßes be­wirkt, hat den Käu­fern vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Fahr­zeu­ge nicht in ei­ner ge­gen die gu­ten Sit­ten ver­sto­ßen­den Wei­se vor­sätz­lich Scha­den zu­fügt. Ins­be­son­de­re hat die Volks­wa­gen AG die Käu­fer die­ser Fahr­zeu­ge nicht arg­lis­tig über de­ren (tat­säch­li­chen) Schad­stoff­aus­stoß ge­täuscht. Denn Aus­sa­gen ei­nes Fahr­zeug­her­stel­lers zum Schad­stoff­aus­stoß be­zie­hen sich stets nur auf die un­ter La­bor­be­din­gun­gen ge­mes­se­nen Emis­sio­nen und nicht auf die Emis­sio­nen beim re­gu­lä­ren Be­trieb im Stra­ßen­ver­kehr.
  4. Die Typ­ge­neh­mi­gung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs ist nicht ge­mäß § 19 II 2 Nr. 3, VII StV­ZO (ana­log) au­to­ma­tisch er­lo­schen. Das er­gibt sich (auch) aus § 25 III EG-FGV, wo­nach die Typ­ge­neh­mi­gung „ins­be­son­de­re“ un­ter den dort ge­nann­ten Vor­aus­set­zun­gen ganz oder teil­wei­se wi­der­ru­fen oder zu­rück­ge­nom­men wer­den „kann“.

LG Braun­schweig, Ur­teil vom 01.06.2017 – 11 O 3683/16

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb im Mai 2014 ei­nen Pkw Ško­da Su­perb Com­bi 2.0 TDI Green tec Am­bi­ti­on zum Preis von 28.449 €. Als Her­stel­le­rin des Fahr­zeugs ist in der EG-Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung (COC) die Ško­da Au­to, a.s. aus­ge­wie­sen.

Der Pkw ist mit ei­nem EA189-Die­sel­mo­tor aus­ge­stat­tet und ver­fügt über ei­ne Eu­ro-5-Typ­ge­neh­mi­gung. Ob die Stick­oxid­emis­sio­nen ei­nes Fahr­zeugs den da­nach ein­schlä­gi­gen Grenz­wert ein­hal­ten, hängt da­von ab, in wel­chem Aus­maß Ab­ga­se aus dem Aus­lass­be­reich des Mo­tors über ein Ab­gas­rück­füh­rungs­ven­til in den An­saug­trakt des Mo­tors zu­rück­ge­lei­tet wer­den. Im streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug lässt die Soft­ware des Mo­tor­steu­er­ge­räts, die das Ab­gas­rück­füh­rungs­ven­til steu­ert, ei­ne Ab­gas­rück­füh­rung im zur Ein­hal­tung des Grenz­wer­tes nö­ti­gen Um­fang nur zu, wenn das Fahr­zeug – wie zur Er­lan­gung der Typ­ge­neh­mi­gung er­for­der­lich – auf ei­nem Prüf­stand ei­nen Fahr­zy­klus (NEFZ) durch­fährt. Dass die­ser Zy­klus im nor­ma­len Stra­ßen­ver­kehr ex­akt nach­ge­fah­ren wird, ist na­he­zu aus­ge­schlos­sen.

Der Klä­ger ist der An­sicht, er ha­be ge­gen die be­klag­te, am Kauf­ver­trag nicht be­tei­lig­te Volks­wa­gen AG als Her­stel­le­rin des EA189-Mo­tors ei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz, der sich un­ter an­de­rem aus §§ 280 I, 311 II, III, 241 II BGB und aus § 823 II BGB i. V. mit § 263 StGB er­ge­be. Ins­be­son­de­re sei die Be­klag­te ver­pflich­tet, das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ge­gen Zah­lung des Kauf­prei­ses zu­rück­zu­neh­men.

Mit der Kla­ge hat der Klä­ger die Fest­stel­lung ver­langt, dass die Be­klag­te ihm aus der Ma­ni­pu­la­ti­on sei­nes Fahr­zeugs re­sul­tie­ren­de Schä­den er­set­zen müs­se. Dar­über hin­aus hat er er­rei­chen wol­len, dass ihn die Be­klag­te von vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 866,32 € frei­stel­len muss. Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Die Kla­ge ist be­züg­lich des Kla­ge­an­trags zu 1 un­zu­läs­sig (A) und be­züg­lich des Kla­ge­an­trags zu 2 zu­läs­sig, aber un­be­grün­det (B).

A. Dem Kla­ge­an­trag zu 1 fehlt es an dem er­for­der­li­chen Fest­stel­lungs­in­ter­es­se i. S. des § 256 I ZPO.

I. Das Fest­stel­lungs­in­ter­es­se fehlt hier, weil die Leis­tungs­kla­ge vor­ran­gig ist. Die Hö­he des Kauf­prei­ses, des­sen Rück­zah­lung der Klä­ger hier – ab­züg­lich et­wai­ger Nut­zungs­ent­schä­di­gun­gen im Rah­men der Vor­teils­aus­glei­chung – be­gehrt, ist be­zif­fer­bar.

Für ei­nen den An­for­de­run­gen des § 253 II Nr. 2 ZPO ge­nü­gen­den An­trag ist da­für kei­ne Dar­le­gung der Hö­he der Nut­zungs­ent­schä­di­gung durch die Be­klag­te und auch kein Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten er­for­der­lich. Zwar wird ein et­wai­ger Vor­teil vom Er­satz­an­spruch ab­ge­zo­gen, oh­ne dass es ei­ner Ge­stal­tungs­er­klä­rung oder Ein­re­de des Schä­di­gers be­darf (BGH, Urt. v. 23.06.2015 – XI ZR 536/14, NJW 2015, 3160 Rn. 23). Die dies­be­züg­li­che Mög­lich­keit der ge­richt­li­chen Schät­zung nach § 287 ZPO ent­bin­det den Klä­ger al­ler­dings ge­ra­de nicht von der An­ga­be, in wel­cher Hö­he er sich hier Vor­tei­le für die ge­fah­re­nen Ki­lo­me­ter an­rech­nen las­sen will, son­dern führt zu ei­ner Er­leich­te­rung sei­ner Dar­le­gung. Der Klä­ger hat je­den­falls die Pflicht, ei­ne Schätz­grund­la­ge für den Nut­zungs­er­satz an­zu­ge­ben. Hier­bei wird er sei­nen Stand­punkt zur Hö­he ei­ner et­wai­gen Nut­zungs­ent­schä­di­gung, die er als „hoch­strei­tig zwi­schen den Par­tei­en“ an­gibt, nen­nen müs­sen, et­wa un­ter Ein­be­zie­hung des sei­ner An­sicht nach da­bei zu be­rück­sich­ti­gen­den Min­der­werts des Fahr­zeugs. Für die An­ga­be ei­ner Schätz­grund­la­ge ist vor die­sem Hin­ter­grund auch kein auf­wen­di­ges Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten (vgl. zum Fest­stel­lungs­in­ter­es­se für den Fall, dass ein sol­ches zur Scha­dens­be­zif­fe­rung er­for­der­lich ist, BGH, Urt. v. 12.07.2005 – VI ZR 83/04, ju­ris Rn. 57) er­for­der­lich.

II. Ei­ne Fest­stel­lungs­kla­ge ist hier auch nicht – wie der Klä­ger meint – im Hin­blick auf das Ur­teil des BGH vom 19.04.2016 (VI ZR 506/14) des­halb zu­läs­sig, weil nur ein Teil des gel­tend ge­mach­ten Scha­dens schon ent­stan­den und da­mit be­zif­fer­bar ist. An­ders als in dem vom BGH ent­schie­de­nen Fall (Hirn­schä­di­gung des Klä­gers bei rechts­wid­ri­ger Kai­ser­schnit­t­ent­bin­dung) ist im vor­lie­gen­den Fall nicht die Ent­ste­hung wei­te­ren Scha­dens zu er­war­ten. Die Durch­füh­rung des Fest­stel­lungs­ver­fah­rens er­schien dem BGH aber im oben ge­nann­ten Fall ge­ra­de des­halb pro­zess­wirt­schaft­lich vor­zugs­wür­dig, weil die Scha­dens­ent­wick­lung dort noch nicht ab­ge­schlos­sen war (vgl. BGH, Urt. v. 19.04.2016 – VI ZR 506/14, ju­ris Rn. 6). Der Klä­ger ist hier zwar der An­sicht, es droh­ten steu­er­li­che Schä­den. Da­für, dass et­wa die steu­er­li­che Ent­las­tung von Die­sel­fahr­zeu­gen rück­wir­kend auf­ge­ho­ben wer­den könn­te, be­ste­hen al­ler­dings kei­ner­lei An­halts­punk­te. An­de­re dro­hen­de Schä­den sind we­der vor­ge­tra­gen noch sonst er­sicht­lich. Viel­mehr hält be­reits der vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Ver­kehr und di­gi­ta­le In­fra­struk­tur ver­öf­fent­lich­te Be­richt der Un­ter­su­chungs­kom­mis­si­on „Volks­wa­gen“ (Sei­te 13) fest, dass für Fahr­zeu­ge die be­reits in Deutsch­land oder im EU-Aus­land zu­ge­las­sen ge­we­sen sind, kein Zu­las­sungs­hin­der­nis be­steht, ins­be­son­de­re im Fall ei­nes Wei­ter­ver­kaufs. Für sol­che Fahr­zeu­ge wird in dem Be­richt auch kei­ne Rechts­grund­la­ge für ein Ver­kaufs­ver­bot ge­se­hen. Der Klä­ger selbst geht zu­dem da­von aus, dass – der­zeit – die Prei­se für Die­sel­fahr­zeu­ge mit dem Mo­tor EA189 nicht sin­ken, da die Be­klag­te die Markt­prei­se – noch – ma­ni­pu­lie­re. Zu­dem trägt er kei­ne An­knüp­fungs­tat­sa­chen vor, nach de­nen ein et­wai­ger Preis­ver­fall – auf­grund des so­ge­nann­ten Ab­gas­skan­dals – von ei­nem Sach­ver­stän­di­gen be­stä­tigt wer­den könn­te. Ein ent­spre­chen­der Vor­trag wä­re dem Klä­ger in­des an­ge­sichts der ho­hen Trans­pa­renz des Ge­braucht­wa­gen­mark­tes oh­ne Wei­te­res mög­lich.

III. Das Fest­stel­lungs­in­ter­es­se be­steht auch nicht et­wa aus­nahms­wei­se des­halb, weil die Be­klag­te mit ei­ner Be­hör­de oder ei­ner Ver­si­che­rung im Sin­ne der Recht­spre­chung (vgl. die Nach­wei­se bei Zöl­ler/Gre­ger, ZPO, 31. Aufl. [2016], § 256 Rn. 8) ver­gli­chen wer­den könn­te, die auf­grund ei­nes Fest­stel­lungs­ur­teils leis­ten wür­de. Die­se Aus­nah­me gilt nur für Fäl­le, in de­nen schon das Fest­stel­lungs­ur­teil zu end­gül­ti­ger Streit­bei­le­gung füh­ren wür­de, was hier nach dem üb­ri­gen Vor­trag bei­der Par­tei­en nicht zu er­war­ten ist. Der Klä­ger selbst weist schließ­lich dar­auf hin, es sei „zwi­schen den Par­tei­en hoch strei­tig, wie hoch die Nut­zungs­ent­schä­di­gung sei“ (s. oben). Au­ßer­dem hegt der Klä­ger „er­heb­li­che Zwei­fel an der Red­lich­keit des VW-Kon­zerns“ und wirft die­sem Schein­hei­lig­keit vor.

B. Der Klä­ger hat kei­nen An­spruch auf die mit dem Kla­ge­an­trag zu 2 be­gehr­te Frei­stel­lung von vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten.

I. Ein sol­cher An­spruch folgt schon des­halb nicht aus § 280 I BGB, weil die Be­klag­te hier kei­ne Pflicht­ver­let­zung aus ei­nem Kauf­ver­trag be­gan­gen hat, wie der Klä­ger … meint. Dass die „Ge­gen­sei­te ei­ne man­gel­haf­te Sa­che ge­lie­fert“ ha­be, hält das Ge­richt für ein Ver­se­hen des Klä­ger­ver­tre­ters und nicht für neu­en Sach­vor­trag. Der Klä­ger trägt … näm­lich aus­drück­lich vor, dass der Pkw durch die Ver­käu­fe­rin … ge­lie­fert wor­den sei, was zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig ist.

II. Die vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten sind hier auch kei­ne Scha­dens­po­si­ti­on im Rah­men des § 249 BGB, da be­reits dem Grun­de nach kein Scha­dens­er­satz­an­spruch des Klä­gers be­steht:

1. Der Klä­ger hat kei­nen An­spruch ge­gen die Be­klag­te aus §§ 280 I, 311 II, 241 II BGB.

a) Die vom BGH ent­wi­ckel­ten Grund­sät­ze zur Pro­spekt­haf­tung (vgl. et­wa Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB 76. Aufl. [2017], § 311 Rn. 67) sind auf den vor­lie­gen­den Fall nicht über­trag­bar.

Die Pro­spekt­haf­tung geht da­von aus, dass der Emis­si­ons­pro­spekt in der Re­gel die ein­zi­ge In­for­ma­ti­ons­quel­le des An­le­gers ist. Nur un­ter der Vor­aus­set­zung, dass die durch den Pro­spekt ver­mit­tel­te In­for­ma­ti­on voll­stän­dig und rich­tig ist, kann der Kun­de die ihm an­ge­bo­te­ne Ka­pi­tal­an­la­ge ob­jek­tiv be­ur­tei­len und sein An­la­ge­ri­si­ko, das ihm oh­ne­hin ver­bleibt, rich­tig ein­schät­zen (BGH, Urt. v. 31.05.1990 – VII ZR 340/88, BGHZ 111, 314 = ju­ris Rn. 14).

An­ders als bei Ka­pi­tal­an­la­gen gibt es für Pkw zahl­rei­che Mög­lich­kei­ten, sich vor der Kauf­ent­schei­dung über ein be­stimm­tes Mo­dell zu in­for­mie­ren, wie Ar­ti­kel in Zeit­schrif­ten oder im In­ter­net oder ge­ge­be­nen­falls ei­ne Pro­be­fahrt.

Dass für den Pkw-Kauf ei­ne ähn­li­che Schutz­be­dürf­tig­keit des Käu­fers wie für An­le­ger auf dem grau­en Ka­pi­tal­markt be­stün­de, folgt auch nicht aus dem vom Klä­ger an­ge­führ­ten Ur­teil des OLG Mün­chen (20 U 4749/12, ju­ris). Dort konn­te der Klä­ger auf­grund ei­ner Pro­spekt­an­ga­be, die die Soll-Be­schaf­fen­heit über die üb­li­che Be­schaf­fen­heit hin­aus er­wei­ter­te, so­fort vom Pkw-Kauf­ver­trag zu­rück­tre­ten, als sich die­se Pro­spekt­an­ga­be als falsch er­wies (§ 434 I 3 BGB). Der Schutz des Ver­trau­ens in Pro­spekt­an­ga­ben wird im Kauf­recht al­so durch das Ge­währ­leis­tungs­recht si­cher­ge­stellt. Dass dar­über hin­aus ein Pkw-Her­stel­ler (Her­stel­le­rin ist hier oh­ne­hin nicht die Be­klag­te, son­dern die Ško­da Au­to, a.s.) oder so­gar die Her­stel­le­rin des Mo­tors dem Käu­fer für Pro­spekt­an­ga­ben haf­te, oh­ne selbst des­sen Ver­trags­part­ner zu sein, folgt aus die­ser Ent­schei­dung ge­ra­de nicht.

b) Aus den un­ter a ge­nann­ten Grün­den hat das Ge­richt auf ei­nen Hin­weis ver­zich­tet, dass der Klä­ger kei­ne Wer­bung der Be­klag­ten dar­ge­legt hat, die sich auf das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug – ei­nen Ško­da – be­zie­hen wür­de.

2. Der Klä­ger hat kei­nen An­spruch ge­gen die Be­klag­te aus ei­ner Ga­ran­tie ge­mäß § 443 BGB. Ein sol­cher ver­trag­li­cher An­spruch wä­re oh­ne­hin nicht auf Scha­dens­er­satz ge­rich­tet, des­sen Fest­stel­lung mit dem Kla­ge­an­trag zu 1 be­gehrt wird. Es liegt aber auch schon kei­ne Ga­ran­tie­er­klä­rung der Be­klag­ten vor. Die Be­klag­te hat kei­ne Ver­trags­er­klä­rung un­mit­tel­bar an den Klä­ger ge­rich­tet. Denn nicht die Be­klag­te son­dern die Ško­da Au­to, a.s. hat als Her­stel­le­rin die EG-Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung für das hier streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug aus­ge­stellt.

3. Der Klä­ger hat kei­nen An­spruch aus c. i. c. ge­gen die Be­klag­te als be­son­de­res Ver­trau­en in An­spruch neh­men­de Drit­te (§§ 280 I, 241 II, 311 II, III BGB). Der Klä­ger trägt kei­ne Tat­sa­chen vor, aus de­nen sich er­ge­ben könn­te, dass die Be­klag­te – die Volks­wa­gen AG – be­son­de­res per­sön­li­ches Ver­trau­en des Klä­gers in Be­zug auf des­sen Ver­trag … über ein von der Ško­da Au­to, a.s. her­ge­stell­tes Fahr­zeug in An­spruch ge­nom­men hät­te.

4. Der Klä­ger hat kei­nen An­spruch ge­gen die Be­klag­te aus § 823 II BGB i. V. mit § 263 StGB.

a) Ei­ne Täu­schung über Tat­sa­chen durch ak­ti­ves Tun oder kon­klu­den­te Er­klä­run­gen ist nicht dar­ge­legt. Es ist schon nicht er­sicht­lich, wor­über und in wel­cher Art und Wei­se die für die Typ­ge­neh­mi­gung zu­stän­di­gen Stel­len ak­tiv ge­täuscht wor­den sein sol­len. Hier kommt hin­zu, dass Her­stel­le­rin des Fahr­zeugs, für das die Typ­ge­neh­mi­gung er­langt wur­de, nicht die Be­klag­te, son­dern die Ško­da Au­to, a.s. ist.

b) Auch ein even­tu­el­les Un­ter­las­sen der Auf­klä­rung über die Funk­ti­ons­wei­se der Mo­tor­steue­rungs­soft­ware stellt hier kei­ne straf­recht­lich re­le­van­te Täu­schung über Tat­sa­chen dar. Hier­für fehlt es an ei­ner Ga­ran­ten­stel­lung der Be­klag­ten. Dem ak­tiv Han­deln­den kann nur gleich­ge­stellt wer­den, wer recht­lich ver­pflich­tet ist, die Rechts­guts­be­ein­träch­ti­gung zu ver­hin­dern (BGH, Urt. v. 12.01.2010 – 1 StR 272/09, NJW 2010, 1087 Rn. 57). Die Hand­lungs­pflicht muss da­bei dem Schutz des je­wei­li­gen Rechts­gu­tes die­nen (BGH, Urt. v. 06.07.1990 – 2 StR 549/89, BGHSt 37, 106 [119]).

Die Be­klag­te hat­te als Her­stel­le­rin des im streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug ver­bau­ten Mo­tors ge­gen­über dem Klä­ger we­der ei­ne Ga­ran­ten­stel­lung aus ei­nem be­son­de­ren Ver­trau­ens­ver­hält­nis noch aus In­ge­renz (vgl. zu den ei­ne sol­che Ga­ran­ten­stel­lung be­grün­den­den Um­stän­den Fi­scher, StGB, 64. Aufl. [2017], § 13 Rn. 43 ff.).

aa) Die Be­klag­te könn­te al­len­falls ein be­son­de­res Ver­trau­ens­ver­hält­nis zum Klä­ger als Käu­fer ei­nes Pkw Ško­da ge­habt ha­ben, falls sie – was der Klä­ger aber nicht ver­ein­zelt vor­trägt – für den von ihr ent­wi­ckel­ten Mo­tor ge­wor­ben ha­ben soll­te. Wer­bung dient al­ler­dings al­lein den Ab­satz­in­ter­es­sen des Wer­ben­den und ist da­her grund­sätz­lich un­ge­eig­net, ein be­son­de­res Ver­trau­ens­ver­hält­nis mit Auf­klä­rungs­pflich­ten zu be­grün­den. Et­was an­de­res könn­te al­len­falls für wert­bil­den­de Fak­to­ren von ganz be­son­de­rem Ge­wicht gel­ten. In dem – en­ge­ren – Ver­hält­nis zwi­schen Par­tei­en ei­nes Kauf­ver­trags wur­de ei­ne Of­fen­ba­rungs­pflicht des Ge­braucht­wa­gen­händ­lers hin­sicht­lich schwer­wie­gen­der Schä­den bei ei­nem wu­cher­haf­ten Miss­ver­hält­nis von Leis­tung und Ge­gen­leis­tung an­ge­nom­men (Ba­yO­blG, Beschl. v. 09.12.1993 – 3St RR 127/93, ju­ris Rn. 24 f.). Die vom Klä­ger be­män­gel­ten Ein­stel­lun­gen der Mo­tor­steue­rungs­soft­ware stel­len aber kei­nen wert­bil­den­den Fak­tor von ganz be­son­de­rem Ge­wicht dar. So geht der Klä­ger selbst da­von aus, dass – der­zeit – die Prei­se für Die­sel­fahr­zeu­ge mit dem Mo­tor EA189 nicht sin­ken, da die Be­klag­te die Markt­prei­se – noch – ma­ni­pu­lie­re. Erst in ein bis zwei Jah­ren sei dann mit mas­si­ven Ver­lus­ten zu rech­nen. Dass es dem ge­sun­den Men­schen­ver­stand ent­spre­che, dass ein der­art ma­ni­pu­lier­tes Fahr­zeug ge­rin­ger be­wer­tet wer­de als ein nicht ma­ni­pu­lier­tes Fahr­zeug, so dass die Wert­min­de­rung wei­ter spür­bar sei (so die Be­haup­tung des Klä­gers), stellt kei­ne dem an­ge­bo­te­nen Sach­ver­stän­di­gen­be­weis zu­gäng­li­che Tat­sa­chen­be­haup­tung dar. Hier wür­de ei­ne Be­weis­er­he­bung zum The­ma Wert­min­de­rung ei­ne un­zu­läs­si­ge Aus­for­schung dar­stel­len. Der Ge­braucht­wa­gen­markt ist der­art trans­pa­rent, dass der Klä­ger kon­kre­te An­knüp­fungs­tat­sa­chen zu ei­ner et­wai­gen Wert­min­de­rung auf­grund der Mo­tor­steue­rungs­soft­ware vor­tra­gen müss­te – et­wa un­ter Be­zug­nah­me auf Schwa­cke-Lis­ten oder mobile.​de –; die auf Sei­te 62 der Re­plik vom 05.04.2017 zi­tier­te Stu­die oder de­ren Fund­stel­le wird in­des nicht vor­ge­legt.

Ei­ne Täu­schung über die Nutz­bar­keit des Fahr­zeugs – wel­che ei­nen wert­bil­den­den Fak­tor von be­son­de­rem Ge­wicht dar­stel­len dürf­te – hat der Klä­ger nicht dar­ge­legt. Ent­ge­gen der An­sicht des Klä­gers ist die Typ­ge­neh­mi­gung für das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug nicht ge­mäß § 19 II 2 Nr. 3, VII StV­ZO er­lo­schen, da die­se Vor­schrift nicht für Ab­wei­chun­gen vom ge­neh­mig­ten Typ vor In­ver­kehr­brin­gen gilt. § 19 II 2 Nr. 3, VII StV­ZO sieht ein – au­to­ma­ti­sches – Er­lö­schen der Typ­ge­neh­mi­gung nur für den Fall vor, dass an ei­nem Fahr­zeug Ver­än­de­run­gen vor­ge­nom­men wer­den. Als §sect; 19 II StV­ZO neu ge­fasst wur­de, stell­te der Ge­setz­ge­ber klar, dass die­se Vor­schrift nur für be­reits im Ver­kehr be­find­li­che Fahr­zeu­ge gilt (vgl. BR-Drs. 629/93, S. 15 ff.). An­de­ren­falls wür­de auch die spä­ter in Kraft ge­tre­te­ne Vor­schrift des § 25 III Nr. 2 EG-FGV leer­lau­fen, die den Wi­der­ruf (nicht et­wa das au­to­ma­ti­sche Er­lö­schen) der Typ­ge­neh­mi­gung erst dann er­mög­licht, wenn von dem Fahr­zeug ein er­heb­li­ches Ri­si­ko für die Ver­kehrs­si­cher­heit aus­geht, wo­bei die­se Ent­schei­dung noch in das Er­mes­sen der Be­hör­de ge­stellt ist.

Die Typ­ge­neh­mi­gung ist auch nicht ana­log § 19 II 2 Nr. 3, VII StV­ZO er­lo­schen. Es be­steht kei­ne plan­wid­ri­ge Re­ge­lungs­lü­cke, son­dern § 25 III Nr. 1 EG-FGV stellt die Er­mes­sens­vor­schrift dar, nach der ei­ne Typ­ge­neh­mi­gung ganz oder teil­wei­se wi­der­ru­fen wer­den kann, wenn es an der Über­ein­stim­mung ei­nes Fahr­zeugs mit dem ge­neh­mig­ten Typ fehlt.

Es droht auch kein Wi­der­ruf der Typ­ge­neh­mi­gung mit Wir­kung für al­le Fahr­zeu­ge des streit­ge­gen­ständ­li­chen Typs. Das Kraft­fahrt-Bun­des­amt als zu­stän­di­ge Be­hör­de hat das ihm zu­ste­hen­de Er­mes­sen ge­ra­de nicht da­hin ge­hend aus­ge­übt, ei­ne Ent­zie­hung der Typ­ge­neh­mi­gung in die We­ge zu lei­ten. Es ist viel­mehr nach § 25 II EG-FGV vor­ge­gan­gen.

bb) Auch aus pflicht­wid­ri­gem Vor­ver­hal­ten (In­ge­renz) folgt hier kei­ne Ga­ran­ten­stel­lung der Be­klag­ten. Ei­ne Pflicht­wid­rig­keit löst nur dann ei­ne Ga­ran­ten­pflicht aus, wenn die ver­letz­te Norm ge­ra­de dem Schutz des be­trof­fe­nen Recht­gu­tes dient (Stree/Bosch, in: Schön­ke/Schrö­der, StGB, 28. Aufl., § 13 Rn. 35a m. w. Nachw.).

Es ist be­reits zwei­fel­haft, dass ein et­wai­ger Ver­stoß ge­gen die eu­ro­pa­recht­li­chen Nor­men, die bei der Typ­ge­neh­mi­gung den Ein­satz von Ab­schalt­ein­rich­tun­gen ver­bie­ten – Art. 5 II, Art. 3 Nr. 10 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007; Richt­li­nie 2007/46/EG – in Be­zug auf den hier streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw Ško­da der Be­klag­ten zu­zu­rech­nen sein könn­te, bei der es sich nicht um die Her­stel­le­rin der Fahr­zeu­ge han­delt. Je­den­falls aber fal­len die hier vom Klä­ger al­lein gel­tend ge­mach­ten Ver­mö­gens­in­ter­es­sen nicht in den Schutz­be­reich die­ser Nor­men. Die­se die­nen der Har­mo­ni­sie­rung des Bin­nen­mark­tes (Er­wä­gungs­grund 2 der Richt­li­nie) und zie­len auf ho­he Ver­kehrs­si­cher­heit, ho­hen Schutz der Um­welt und der Ge­sund­heit, ra­tio­nel­le En­er­gie­nut­zung und wirk­sa­men Schutz ge­gen un­be­fug­te Be­nut­zung (Er­wä­gungs­grund 3 der Richt­li­nie) ab. In­ter­es­sen der ein­zel­nen Fahr­zeug­käu­fer könn­ten hier­durch al­len­falls in Be­zug auf die Zu­las­sungs­fä­hig­keit der von ih­nen er­wor­be­nen Fahr­zeu­ge ge­schützt sein. Dies­be­züg­lich macht der Klä­ger aber kei­nen Scha­den gel­tend.

5. Der Klä­ger hat kei­nen An­spruch aus § 823 II BGB i. V. mit § 16 UWG.

Es kann da­hin­ge­stellt blei­ben, ob der Klä­ger aus­rei­chend sub­stan­zi­iert dar­ge­legt hat, wel­che Tat­sa­chen­be­haup­tun­gen der Be­klag­ten in Be­zug auf das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug – ei­nen Ško­da – aus sei­ner Sicht un­wahr und ir­re­füh­rend sind.

Die Be­klag­te hat je­den­falls nicht in der Ab­sicht ge­han­delt, ein be­son­ders güns­ti­ges An­ge­bot ab­zu­ge­ben. Nach den Vor­stel­lun­gen des Tä­ters muss die Ent­schei­dung des Adres­sa­ten für das Er­werbs­ge­schäft von dem an­ge­prie­se­nen – be­son­de­ren – Vor­teil, der tat­säch­lich nicht ge­ge­ben ist, be­ein­flusst wer­den (Drey­er, in: Hart-Ba­ven­damm/Hen­ning-Bo­de­wig, UWG, 3. Aufl., § 16 Rn. 31 f.; für § 4 UWG a.F. auch BGH, Urt. v. 26.10.1977 – 2 StR 432/77, BGHSt 27, 293 = ju­ris Rn. 6 f.). Falls die Be­klag­te tat­säch­lich in Wer­be­un­ter­la­gen be­züg­lich von ihr her­ge­stell­ter – in Pkw Ško­da ver­bau­ter – Mo­to­ren fal­sche In­for­ma­tio­nen durch Pro­spek­te und Bro­schü­ren ver­brei­tet ha­ben soll­te, wür­de dar­in mit be­stimm­ten Leis­tungs­wer­ten un­ter Ein­hal­tung der Eu­ro-5-Norm kein – be­son­de­rer – Vor­teil des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs an­ge­prie­sen. Die vom Klä­ger ge­nann­ten Grenz­wer­te der Eu­ro-5-Norm muss­ten schließ­lich al­le ver­gleich­ba­ren Fahr­zeu­ge am Markt ein­hal­ten, um die Typ­ge­neh­mi­gung zu er­lan­gen.

6. Der Klä­ger hat ge­gen die Be­klag­te kei­nen An­spruch aus § 823 II BGB i. V. mit § 4 Nr. 11 UWG i. d. F. vom 03.03.2010 (im Fol­gen­den: § 4 Nr. 11 UWG a.F.).

Es ist be­reits frag­lich, ob § 4 Nr. 11 UWG a.F. über­haupt ein Schutz­ge­setz i. S. des § 823 II BGB dar­stellt. Je­den­falls hat die Be­klag­te hier nicht ge­gen Vor­schrif­ten ver­sto­ßen, de­ren Ein­hal­tung § 4 Nr. 11 a.F. schützt. §§ 1, 4, 5 Pkw-EnVKV ge­bie­ten le­dig­lich, dass die im Typ­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren er­ziel­ten Kraft­stoff­ver­brauchs- und Emis­si­ons­wer­te zu nen­nen sind (vgl. die Be­griffs­be­stim­mun­gen in § 2 Nr. 5, Nr. 6 Pkw-EnVKV). Der Klä­ger selbst be­zwei­felt nicht, dass die ge­nann­ten Wer­te im Typ­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren (Fahr­kur­ven des NEFZ) er­zielt wur­den.

7. Der Klä­ger hat kei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz aus § 823 II BGB i. V. mit Art. 12, 18 der Richt­li­nie 2007/46/EG und §§ 4, 6, 25 EG-FGV. Es ist nicht er­sicht­lich, wie die Be­klag­te, die nicht die Her­stel­le­rin des streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw Ško­da ist, ei­ne fal­sche oder gar un­gül­ti­ge Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung bei­ge­fügt ha­ben könn­te.

8. Der Klä­ger hat kei­nen An­spruch aus § 826 BGB.

a) Der Ein­bau der ein­gangs ge­nann­ten Soft­ware, die den Prüf­stand­lauf er­kennt, be­grün­det kei­nen An­spruch we­gen sit­ten­wid­ri­ger vor­sätz­li­cher Schä­di­gung der Ver­mö­gens­in­ter­es­sen des Klä­gers.

Bei der Prü­fung, ob sich ei­ne Hand­lung im Ver­hält­nis zu den gel­tend ge­mach­ten In­ter­es­sen des An­spruch­stel­lers als sit­ten­wid­ri­ge vor­sätz­li­che Schä­di­gung dar­stellt, ist ei­ne zu­sam­men­fas­sen­de Wür­di­gung von In­halt, Be­weg­grund und Zweck der Hand­lung so­wie ih­rer Fol­gen vor­zu­neh­men (vgl. Pa­landt/Sprau, BGB, 76. Aufl. [2017], § 826 Rn. 4). Auch im Rah­men des § 826 BGB gilt wie bei al­len An­sprü­chen aus un­er­laub­ten Hand­lun­gen, dass die Er­satz­pflicht auf sol­che Schä­den be­schränkt ist, die in den Schutz­be­reich des ver­letz­ten Ge- oder Ver­bots fal­len (BGH, Urt. v. 11.11.1985 – II ZR 109/84, BGHZ 96, 231 = ju­ris Rn. 15). Der Ver­stoß muss in Be­zie­hung zu den (Ver­mö­gens-)In­ter­es­sen der Par­tei­en ge­setzt wer­den, um zu be­ur­tei­len, ob sich die Schä­di­gung als sit­ten­wid­rig dar­stellt (BGH, Urt. v. 20.11.1990 – VI ZR 6/90, ju­ris Rn. 17).

Hier kommt ein Ver­stoß ge­gen das Ver­bot un­zu­läs­si­ger Ab­schalt­ein­rich­tun­gen aus Art. 5 II, 3 Nr. 10 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 in Be­tracht. Den Ver­mö­gens­in­ter­es­sen des ein­zel­nen Pkw-Käu­fers ist der Her­stel­ler (hier ist die Be­klag­te noch nicht ein­mal Her­stel­le­rin des streit­ge­gen­ständ­li­chen Ško­da, son­dern al­len­falls des­sen Mo­tors) nach die­ser Norm aber nicht ver­pflich­tet. Die Richt­li­nie 2007/46/EG und die Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 die­nen der Har­mo­ni­sie­rung des Bin­nen­mark­tes und zie­len auf ho­he Ver­kehrs­si­cher­heit, ho­hen Schutz der Um­welt und der Ge­sund­heit, ra­tio­nel­le En­er­gie­nut­zung und wirk­sa­men Schutz ge­gen un­be­fug­te Be­nut­zung ab (s. oben). In­ter­es­sen der ein­zel­nen Fahr­zeug­käu­fer kön­nen durch die Ver­ord­nung als Ein­zel­rechts­akt im ge­mein­schaft­li­chen Typ­ge­neh­mi­gungs­sys­tem al­len­falls in Be­zug auf die Zu­las­sungs­fä­hig­keit ge­schützt wer­den. Sol­che Schä­den macht der Klä­ger hier aber nicht gel­tend.

b) Die Be­klag­te hat den Klä­ger auch nicht durch ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung be­züg­lich der Schad­stoff­emis­si­on sit­ten­wid­rig vor­sätz­lich ge­schä­digt. Aus­sa­gen, die zur Typ­ge­neh­mi­gung oder zu Wer­ten in der Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung ge­trof­fen wer­den, be­zie­hen sich im­mer auf die Emis­sio­nen im NEFZ. Nur dies­be­züg­lich sind die Wert­an­ga­ben in et­wai­gen Pro­spek­ten (hier hat der Klä­ger ei­nen Ško­da ge­kauft und kei­ne Pro­spek­te vor­ge­legt, aus de­nen sich die Täu­schung er­ge­ben soll) mit­ein­an­der ver­gleich­bar.

c) Auch das Ver­schwei­gen der ein­gangs ge­nann­ten Soft­ware, die den Prüf­stand­lauf er­kennt, führt nicht zu ei­nem An­spruch des Klä­gers we­gen sit­ten­wid­ri­ger vor­sätz­li­cher Schä­di­gung. Ein Ver­schwei­gen kann nur dann sit­ten­wid­rig sein, wenn ei­ne ent­spre­chen­de Of­fen­ba­rungs­pflicht be­steht. Ei­ne sol­che kommt bei Kauf­ver­trä­gen – und im vor­lie­gen­den Fall be­steht noch nicht ein­mal ei­ne ver­trag­li­che Be­zie­hung zwi­schen den Par­tei­en – be­züg­lich er­heb­li­cher wert­bil­den­der Fak­to­ren in Be­tracht (Spind­ler, in: Bam­ber­ger/Roth, BGB, 3. Aufl., § 826 Rn. 23 Fn. 148). Dass es sich bei der Soft­ware und ih­rer oben ge­nann­ten Wir­kung um er­heb­li­che wert­bil­den­de Um­stän­de han­deln wür­de, hat der Klä­ger aber nicht dar­ge­legt (s. oben B II 4 b aa). …

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