1. Ei­ne Klau­sel in ei­nem for­mu­lar­mä­ßig ab­ge­schlos­se­nen Ge­braucht­wa­gen­ga­ran­tie­ver­trag, nach der die Fäl­lig­keit der ver­spro­che­nen Ga­ran­tie­leis­tung von der Vor­la­ge ei­ner Rech­nung über die be­reits durch­ge­führ­te Re­pa­ra­tur ab­hängt, ist we­gen un­an­ge­mes­se­ner Be­nach­tei­li­gung des Käu­fers/Ga­ran­ti­en­eh­mers un­wirk­sam.
  2. Das­sel­be gilt für ei­ne Klau­sel, die dem Käu­fer/Ga­ran­ti­en­eh­mer die Ob­lie­gen­heit auf­er­legt, vom Fahr­zeug­her­stel­ler emp­foh­le­ne War­tungs­ar­bei­ten aus­schließ­lich in der Werk­statt des Ver­käu­fers durch­zu­füh­ren und im Fal­le der Un­zu­mut­bar­keit ei­ne Ge­neh­mi­gung („Frei­ga­be“) des Ver­käu­fers ein­zu­ho­len.

BGH, Ur­teil vom 14.10.2009 – VI­II ZR 354/08

Sach­ver­halt: Der Klä­ger kauf­te am 19.04.2006 von ei­ner Au­to­händ­le­rin ei­nen zehn Jah­re al­ten Pkw Mer­ce­des Benz C 280 mit ei­ner Fahr­leis­tung von 88.384 km. Die Ver­käu­fe­rin ge­währ­te da­bei auf be­stimm­te Bau­tei­le des Fahr­zeugs ei­ne Ga­ran­tie, der die Be­klag­te bei­trat. Die for­mu­lar­mä­ßig ver­ein­bar­ten Ga­ran­tie­be­din­gun­gen lau­ten aus­zugs­wei­se wie folgt:

§ 1 In­halt der Ga­ran­tie

1. Der Ver­käu­fer/Ga­ran­tie­ge­ber über­gibt dem Käu­fer ei­ne Ga­ran­tie, die – je nach Ver­ein­ba­rung – die Funk­ti­ons­fä­hig­keit der in § 2 Nr. 1 ge­nann­ten Bau­grup­pen ab Ga­ran­tie­über­nah­me- bzw. Ver­kaufs­da­tum für die ver­ein­bar­te Lauf­zeit um­fasst. Sie be­ein­flusst und er­setzt nicht die ge­setz­li­che Ge­währ­leis­tung, so­weit die­se da­von nicht ab­ge­deckt wird. Die­se Ga­ran­tie ist durch die ihr bei­ge­tre­te­ne G-Ver­si­che­rungs-Ak­ti­en­ge­sell­schaft (fol­gend G ge­nannt) ver­si­chert. Sie gilt in Deutsch­land und bei vor­über­ge­hen­den Fahr­ten wie Ur­laubs- oder Ge­schäfts­rei­sen auch im üb­ri­gen eu­ro­päi­schen Aus­land.

2. Ein Ga­ran­tie­fall liegt vor, wenn ei­nes der ga­ran­tier­ten Tei­le in­ner­halb der Ga­ran­tiel­auf­zeit un­mit­tel­bar und nicht in­fol­ge ei­nes Feh­lers oder Ver­sa­gens nicht ga­ran­tier­ter Tei­le sei­ne Funk­ti­ons­fä­hig­keit ver­liert und da­durch ei­ne Re­pa­ra­tur er­for­der­lich wird …

§ 4 Pflich­ten

1. vor dem Scha­dens­fall

Der Käu­fer/Ga­ran­ti­en­eh­mer hat

a) an sei­nem Fahr­zeug die vom Her­stel­ler vor­ge­schrie­be­nen oder emp­foh­le­nen War­tungs- oder Pfle­ge­ar­bei­ten aus­schließ­lich beim Ver­käu­fer/Ga­ran­tie­ge­ber durch­füh­ren und sich dar­über ei­ne Be­stä­ti­gung in Form der Ori­gi­nal­rech­nung aus­stel­len zu las­sen. Ist es z. B. aus Ent­fer­nungs­grün­den nicht zu­mut­bar, die War­tungs- und Pfle­ge­ar­bei­ten bei dem Ver­käu­fer/Ga­ran­tie­ge­ber durch­füh­ren zu las­sen, ist vor­her von dem Ver­käu­fer/Ga­ran­tie­ge­ber die Frei­ga­be ein­zu­ho­len. In die­sem Fall müs­sen die­se Ar­bei­ten bei ei­ner vom Her­stel­ler an­er­kann­ten Ver­trags­werk­statt durch­ge­führt wer­den …

2. nach dem Scha­dens­fall

Der Käu­fer/Ga­ran­ti­en­eh­mer hat

a) dem Ver­käu­fer/Ga­ran­tie­ge­ber oder der G ei­nen ga­ran­tie­pflich­ti­gen Scha­den un­ver­züg­lich nach Scha­den­ein­tritt, je­den­falls vor der Re­pa­ra­tur, te­le­fo­nisch, schrift­lich, te­le­gra­fisch oder fern­schrift­lich an­zu­zei­gen; …

d) ei­nem Be­auf­trag­ten des Ver­käu­fers/Ga­ran­tie­ge­bers und/oder der G je­der­zeit die Un­ter­su­chung der be­schä­dig­ten Tei­le zu ge­stat­ten und auf Ver­la­gen die für die Fest­stel­lung des Scha­dens er­for­der­li­chen Aus­künf­te zu er­tei­len;

e) den Scha­den nach Mög­lich­keit zu min­dern und da­bei die Wei­sun­gen des Ver­käu­fers/Ga­ran­tie­ge­bers und/oder der G zu be­fol­gen, die er, wenn es die Um­stän­de ge­stat­ten, vor Re­pa­ra­tur­be­ginn ein­ho­len muss; …

3. Fol­gen ei­ner Pflicht­ver­let­zung

Wird ei­ne der vor­ste­hen­den Pflich­ten ver­letzt, ist der Ver­käu­fer/Ga­ran­tie­ge­ber von der Ent­schä­di­gungs­pflicht be­freit, es sei denn, die Ver­let­zung war nach­weis­lich un­ver­schul­det (§§ 276, 278 BGB) und für Ein­tritt, Hö­he und Fest­stel­lung des Scha­dens und der Ein­tritts­pflicht we­der kau­sal noch re­le­vant.

§ 5 Kos­ten­er­stat­tung

Dem Käu­fer/Ga­ran­ti­en­eh­mer wer­den ga­ran­tie­be­ding­te Lohn­kos­ten nach den Ar­beits­zeit­wer­ten des Her­stel­lers und ga­ran­tie­be­ding­te Ma­te­ri­al­kos­ten im Höchst­fall nach den un­ver­bind­li­chen Preis­emp­feh­lun­gen (UPE) des Her­stel­lers er­stat­tet … Für Fahr­zeu­ge, die bei Scha­den­ein­tritt äl­ter als sie­ben Jah­re ab Erst­zu­las­sung sind, gilt pro Ver­si­che­rungs­fall ei­ne Höchst­re­gu­lie­rung von 1.000,00 € …

§ 6 Scha­dens­re­gu­lie­rung, Ein­tritts­pflicht

1. Die G über­nimmt für den Ver­käu­fer/Ga­ran­tie­ge­ber im Ga­ran­tie­fall die Scha­den­re­gu­lie­rung in Um­fang und Leis­tung nach den an­ge­führ­ten Be­din­gun­gen. Der G ist ei­ne Re­pa­ra­tur­rech­nung ein­zu­rei­chen, aus der die aus­ge­führ­ten Ar­bei­ten, die Er­satz­teil­prei­se und die Lohn­kos­ten mit Ar­beits­zeit­wer­ten im ein­zel­nen zu er­se­hen sein müs­sen …“

Der Klä­ger ließ im De­zem­ber 2006 die 100.000-Ki­lo­me­ter-In­spek­ti­on von ei­ner an­de­ren Re­pa­ra­tur­werk­statt durch­füh­ren. Da­bei wur­de ein Mo­tor­scha­den fest­ge­stellt, des­sen Be­he­bung nach ei­nem Kos­ten­vor­an­schlag vom 11.12.2006 ei­nen Auf­wand in Hö­he von 1.722,91 € er­for­dert.

Der Klä­ger hat die Be­klag­te auf Zah­lung der im Kos­ten­vor­an­schlag kal­ku­lier­ten Lohn­kos­ten (805,74 €) so­wie von 40 % der Ma­te­ri­al­kos­ten (271,81 €), ins­ge­samt 1.077,55 € nebst Zin­sen, in An­spruch ge­nom­men. Das Amt­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Auf die Be­ru­fung des Klä­gers hat das Land­ge­richt der Kla­ge in Hö­he ei­nes Be­trags von 1.000 € nebst Zin­sen statt­ge­ge­ben. Mit ih­rer Re­vi­si­on er­strebt die Be­klag­te die Wie­der­her­stel­lung des amts­ge­richt­li­chen Ur­teils. Das Rechts­mit­tel hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: [4]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung, so­weit für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren von In­ter­es­se, aus­ge­führt:

[5]    Dem Klä­ger ste­he auf der Grund­la­ge der zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­nen Re­pa­ra­tur­ver­si­che­rung ein Zah­lungs­an­spruch in Hö­he von 1.000 € zu.

[6]    Es sei un­er­heb­lich, ob der Klä­ger die 90.000-Ki­lo­me­ter-In­spek­ti­on durch­ge­führt ha­be, denn die Be­klag­te kön­ne sich nicht auf ei­ne Leis­tungs­frei­heit nach § 4 Nr. 3 ih­rer Ga­ran­tie­be­din­gun­gen be­ru­fen. Die­se Re­ge­lung ver­sto­ße ge­gen § 307 I BGB, weil der Ga­ran­ti­en­eh­mer in un­zu­mut­ba­rer und sach­lich nicht ge­recht­fer­tig­ter Wei­se in sei­ner Ver­trags­frei­heit ein­ge­schränkt wer­de. Er müs­se die Pfle­ge und War­tung des Fahr­zeugs aus­schließ­lich beim Ver­käu­fer durch­füh­ren las­sen und dür­fe die Ar­bei­ten nur in Fäl­len be­son­de­rer Un­zu­mut­bar­keit und nach vor­he­ri­ger Ge­neh­mi­gung des Ver­käu­fers an ei­ne an­de­re Werk­statt ver­ge­ben. Ein Be­dürf­nis für ei­ne sol­che Ge­neh­mi­gung sei nicht er­sicht­lich.

[7]    Die Be­klag­te kön­ne sich auch nicht dar­auf be­ru­fen, dass ge­mäß § 6 I der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen ei­ne Re­pa­ra­tur­rech­nung ein­zu­rei­chen sei, denn die­se Klau­sel sei gleich­falls nach § 307 I, II BGB un­wirk­sam. Sie be­nach­tei­li­ge den Ver­si­che­rungs­neh­mer un­an­ge­mes­sen, weil sie von we­sent­li­chen Grund­ge­dan­ken der ge­setz­li­chen Re­ge­lung des § 11 VVG ab­wei­che. Nach § 11 VVG kom­me es für die Fäl­lig­keit der Ver­si­che­rungs­leis­tung nicht auf die In­stand­set­zung an. Viel­mehr sei ei­ne Geld­leis­tung des Ver­si­che­rers mit Be­en­di­gung der zur Fest­stel­lung des Ver­si­che­rungs­falls und des Um­fangs der Leis­tun­gen er­for­der­li­chen Er­he­bun­gen fäl­lig. Die un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung des Ver­si­che­rungs­neh­mers lie­ge dar­in, dass er Re­pa­ra­tu­ren in Auf­trag ge­ben und vor­fi­nan­zie­ren müs­se, oh­ne zu wis­sen, ob er ei­nen ad­äqua­ten Aus­gleich durch den Ver­si­che­rer er­hal­te.

[8]    Der Ver­si­che­rungs­fall sei auch ein­ge­tre­ten, da es zu ei­nem De­fekt am Mo­tor ge­kom­men sei, der ge­mäß § 2 Nr. 1 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen zu den ver­si­cher­ten Bau­tei­len ge­hö­re. An­ge­sichts der Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs ha­be die Be­klag­te nach den Ga­ran­tie­be­din­gun­gen die Lohn­kos­ten voll und die Ma­te­ri­al­kos­ten zu 40 % zu tra­gen. Da sich dar­aus ein über 1.000 € lie­gen­der Be­trag er­ge­be, die Höchst­sum­me der Ver­si­che­rung an­ge­sichts des Al­ters des Fahr­zeugs aber auf 1.000 € be­schränkt sei, ha­be die Be­klag­te die­sen Be­trag zu zah­len.

[9]    II. Die­se Be­ur­tei­lung hält recht­li­cher Nach­prü­fung stand, so­dass die Re­vi­si­on zu­rück­zu­wei­sen ist.

[10]   1. Zu­tref­fend hat das Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­nom­men, dass be­reits mit dem Mo­tor­scha­den – und nicht, wie die Re­vi­si­on meint, erst mit Ab­schluss der Re­pa­ra­tur – der Ga­ran­tie­fall nach § 1 Nr. 1, § 2 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen ein­ge­tre­ten ist. Die Be­klag­te ist der vom Ver­käu­fer ge­währ­ten Ga­ran­tie ge­mäß § 1 Nr. 1 Satz 3 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen bei­ge­tre­ten und da­her pas­siv­le­gi­ti­miert.

[11]    2. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on ist die Be­klag­te nicht des­we­gen ge­mäß § 4 Nr. 3 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen von der Ent­schä­di­gungs­pflicht be­freit, weil der Klä­ger die vom Her­stel­ler vor­ge­se­he­ne 90.000-Ki­lo­me­ter-In­spek­ti­on nicht hat durch­füh­ren las­sen. Dem Be­ru­fungs­ge­richt ist dar­in bei­zu­pflich­ten, dass die Be­stim­mung des § 4 Nr. 1 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen, die dem Klä­ger ei­ne ent­spre­chen­de Ob­lie­gen­heit auf­er­legt, den Käu­fer un­an­ge­mes­sen be­nach­tei­ligt und des­halb ge­mäß § 307 I BGB un­wirk­sam ist.

[12]   a) Die in § 4 Nr. 1 und Nr. 2 des For­mu­lar­ver­trags ge­trof­fe­ne Re­ge­lung der „Pflich­ten“ des Käu­fers/Ga­ran­ti­en­eh­mers un­ter­liegt der In­halts­kon­trol­le ge­mäß § 307 I, II BGB. Die­se Klau­seln stel­len ver­schie­de­ne Ob­lie­gen­hei­ten des Käu­fers auf, de­ren Ver­let­zung nach Nr. 3 un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen zur Be­frei­ung des Ga­ran­tie­ge­bers von der Leis­tungs­pflicht führt. Da­mit be­tref­fen die­se Klau­seln nicht den en­gen Be­reich der ei­ner AGB-recht­li­chen Kon­trol­le ge­mäß § 307 III 1 BGB ent­zo­ge­nen Leis­tungs­be­schrei­bung (vgl. Se­nat, Urt. v. 17.10.2007 – VI­II ZR 251/06, NJW 2008, 214), son­dern stel­len ei­ne der In­halts­kon­trol­le un­ter­lie­gen­de Ein­schrän­kung des in §§ 1, 2 des Ga­ran­tie­ver­tra­ges ge­ge­be­nen Leis­tungs­ver­spre­chens dar.

[13]   b) Die­ser In­halts­kon­trol­le hält die Re­ge­lung in § 4 Nr. 1 lit. a der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen, die dem Käu­fer auf­gibt, die vom Her­stel­ler emp­foh­le­nen In­spek­tio­nen aus­schließ­lich in der Werk­statt des Ver­käu­fers durch­zu­füh­ren, nicht stand. Ei­ne For­mu­lar­klau­sel ist nach der Recht­spre­chung des BGH un­an­ge­mes­sen, wenn der Ver­wen­der miss­bräuch­lich ei­ge­ne In­ter­es­sen auf Kos­ten des Ver­trags­part­ners durch­zu­set­zen ver­sucht, oh­ne von vorn­her­ein die In­ter­es­sen sei­nes Part­ners hin­rei­chend zu be­rück­sich­ti­gen und ihm ei­nen an­ge­mes­se­nen Aus­gleich zu­zu­ge­ste­hen (BGHZ 90, 280 [284]; 120, 108 [118]; 143, 103 [113]). Dies trifft auf die hier ver­wen­de­te In­spek­ti­ons­klau­sel zu. Zwar mag dem Ver­käu­fer, der gleich­zei­tig ei­ne ei­ge­ne Werk­statt be­treibt, ein In­ter­es­se dar­an, Kun­den an die ei­ge­ne Werk­statt zu bin­den, um auf die­se Wei­se die Aus­las­tung sei­ner Werk­statt zu för­dern, nicht ab­zu­spre­chen sein. Dem Kun­den ist es hin­ge­gen in vie­len Fäl­len nicht zu­mut­bar, die War­tun­gen aus­schließ­lich in der Werk­statt des Ver­käu­fers durch­zu­füh­ren, et­wa wenn ei­ne War­tung wäh­rend ei­ner Rei­se fäl­lig wird oder der Wohn­ort des Kun­den von der Werk­statt so weit ent­fernt ist, dass der mit der Fahrt dort­hin ver­bun­de­ne, vom Kun­den selbst zu tra­gen­de Auf­wand un­ver­hält­nis­mä­ßig ist. Die­sen of­fen­kun­di­gen In­ter­es­sen des Kun­den trägt § 4 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen nicht an­ge­mes­sen Rech­nung, weil dem Kun­den dar­in le­dig­lich die Mög­lich­keit ein­ge­räumt wird, im Fal­le der Un­zu­mut­bar­keit nach vor­he­ri­ger Ge­neh­mi­gung des Ver­käu­fers („Frei­ga­be“) die In­spek­ti­on in ei­ner an­de­ren Werk­statt durch­füh­ren zu las­sen. Dem Be­ru­fungs­ge­richt ist dar­in bei­zu­pflich­ten, dass ein Be­dürf­nis für ei­ne der­ar­ti­ge Ge­neh­mi­gung nicht er­sicht­lich ist und dem Käu­fer da­mit ein un­nö­ti­ger Auf­wand auf­er­legt wird. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on lässt sich ein Be­dürf­nis des Ver­käu­fers oder Ga­ran­tie­ge­bers für ei­ne der­ar­ti­ge Frei­ga­be nicht da­mit be­grün­den, dass es dem Ver­käu­fer auf die­se Wei­se er­mög­licht wer­de, den Käu­fer auf sach­li­che Be­den­ken be­züg­lich der in Aus­sicht ge­nom­me­nen Werk­statt hin­zu­wei­sen oder das Fahr­zeug zum Zweck der Durch­füh­rung der In­spek­ti­on auf ei­ge­ne Kos­ten in sei­ne Werk­statt zu ho­len.

[14]   c) Ver­geb­lich wen­det die Re­vi­si­on ein, dass es sich bei der Be­stim­mung über die vor­he­ri­ge Ein­ho­lung ei­ner Frei­ga­be des Ver­käu­fers/Ga­ran­tie­ge­bers um ei­ne selb­stän­di­ge Klau­sel in der Wei­se han­de­le, dass sie – so­fern sie we­gen un­an­ge­mes­se­ner Be­nach­tei­li­gung des Käu­fers un­wirk­sam sei – ent­fal­len kön­ne, und als wirk­sa­me Re­ge­lung die Ver­pflich­tung des Käu­fers be­ste­hen blei­be, die War­tungs­ar­bei­ten ent­we­der beim Ver­käu­fer/Ga­ran­tie­ge­ber oder bei ei­ner an­de­ren vom Her­stel­ler an­er­kann­ten Werk­statt aus­zu­füh­ren.

[15]   Die Re­vi­si­on ver­kennt, dass die Ver­pflich­tung zur Ein­ho­lung der Frei­ga­be le­dig­lich in § 4 Nr. 1 lit. a Satz 2 ge­re­gelt ist. Die­ser Satz lässt sich schon sprach­lich nicht sinn­voll in ei­nen zu­läs­si­gen und ei­nen un­zu­läs­si­gen Teil tren­nen. Wird (nur) der zwei­te Satz­teil mit dem Frei­ga­be­er­for­der­nis ge­stri­chen, ist die ver­blei­ben­de Re­ge­lung un­ver­ständ­lich; wird hin­ge­gen der ge­sam­te Satz 2 ge­stri­chen, hat der Käu­fer ge­mäß Satz 1 die War­tungs­ar­bei­ten aus­schließ­lich beim Ver­käu­fer/Ga­ran­tie­ge­ber durch­zu­füh­ren. Die in Satz 3 ge­trof­fe­ne Re­ge­lung zur Ein­schal­tung ei­ner vom Her­stel­ler an­er­kann­ten Werk­statt nimmt auf Satz 2 Be­zug und ist oh­ne die­sen gleich­falls un­ver­ständ­lich.

[16]   Ei­ne (an­ge­mes­se­ne) Ein­schrän­kung der Ver­pflich­tung des Käu­fers, die War­tungs­ar­bei­ten beim Ver­käu­fer/Ga­ran­tie­ge­ber durch­füh­ren zu las­sen, lie­ße sich al­len­falls durch Um­ge­stal­tung der ge­sam­ten Re­ge­lung in § 4 Nr. 1 lit. a er­rei­chen. Das wä­re der Sa­che nach in­des­sen ei­ne gel­tungs­er­hal­ten­de Re­duk­ti­on durch in­halt­li­che Ver­än­de­rung ei­ner un­zu­läs­si­gen Klau­sel, die nach der Recht­spre­chung des BGH nicht zu­läs­sig ist (st. Rspr., z. B. BGHZ 143, 103 [118 ff.]; Se­nat, Urt. v. 06.04.2005 – VI­II ZR 27/04, NJW 2005, 1574 [un­ter II 3]). Aus dem­sel­ben Grund kann die Ver­pflich­tung des Kun­den in § 4 Nr. 1 lit. a nicht ein­schrän­kend da­hin aus­ge­legt wer­den, dass sie kei­ne Gel­tung für die Fäl­le be­an­sprucht, in de­nen es dem Käu­fer nicht zu­mut­bar ist, die Werk­statt des Ver­käu­fers zwecks Vor­nah­me der In­spek­ti­on auf­zu­su­chen.

[17]   3. Dem Be­ru­fungs­ge­richt ist auch dar­in bei­zu­pflich­ten, dass der Zah­lungs­an­spruch aus der Ga­ran­tie fäl­lig ist, ob­wohl der Klä­ger die Re­pa­ra­tur noch nicht durch­ge­führt und der Be­klag­ten des­halb auch noch kei­ne Re­pa­ra­tur­rech­nung vor­ge­legt hat. Oh­ne Er­folg macht die Re­vi­si­on in­so­weit un­ter Be­ru­fung auf die in § 6 Nr. 1 Satz 2 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen vor­ge­se­he­ne Vor­la­ge ei­ner Re­pa­ra­tur­rech­nung gel­tend, der Ver­käu­fer/Ga­ran­tie­ge­ber sei erst nach Durch­füh­rung der Re­pa­ra­tur und Vor­la­ge der Rech­nung zu Leis­tun­gen aus der Ga­ran­tie ver­pflich­tet.

[18]   a) Nach § 6 Nr. 1 Satz 2 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen hat der Kun­de ei­ne Re­pa­ra­tur­rech­nung vor­zu­le­gen, aus der die aus­ge­führ­ten Ar­bei­ten, die Er­satz­tei­le und die Lohn­kos­ten mit Ar­beits­zeit­wer­ten im Ein­zel­nen zu er­se­hen sind. Ei­ne aus­drück­li­che Be­stim­mung dar­über, zu wel­chem Zeit­punkt die Rech­nung vor­zu­le­gen ist, fin­det sich in den Ga­ran­tie­be­din­gun­gen nicht. Für die von der Re­vi­si­on be­vor­zug­te Aus­le­gung, dass die Be­klag­te erst nach Vor­la­ge ei­ner Rech­nung über die durch­ge­führ­te Re­pa­ra­tur leis­ten müs­se, spricht al­ler­dings der in § 5 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen ver­wen­de­te Be­griff der Kos­ten­er­stat­tung. Die­se Aus­le­gung ist da­her zu­min­dest mög­lich.

[19]   b) In die­ser – kun­den­feind­lichs­ten – Aus­le­gung ist die Klau­sel we­gen un­an­ge­mes­se­ner Be­nach­tei­li­gung des Kun­den ge­mäß § 307 I BGB un­wirk­sam. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on hat die Be­klag­te nicht schon des­halb ein un­ab­weis­ba­res In­ter­es­se an der vor­he­ri­gen Durch­füh­rung der Re­pa­ra­tur, weil bei ei­ner Ab­rech­nung auf der Ba­sis ei­nes Kos­ten­vor­an­schlags über die vor­aus­sicht­li­chen Re­pa­ra­tur­kos­ten ei­ne er­heb­lich hö­he­re „Ma­ni­pu­la­ti­ons­ge­fahr“ be­stün­de. Dem be­rech­tig­ten In­ter­es­se des Ver­käu­fers/Ga­ran­tie­ge­bers an ei­ner ver­läss­li­chen Fest­stel­lung des er­for­der­li­chen Re­pa­ra­tur­auf­wan­des wird durch die in § 4 Nr. 2 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen ge­re­gel­ten Pflich­ten des Käu­fers im Scha­dens­fall hin­rei­chend Rech­nung ge­tra­gen. Die dar­in vor­ge­se­he­nen Klau­seln ge­ben dem Käu­fer un­ter an­de­rem auf, den Scha­dens­fall un­ver­züg­lich an­zu­zei­gen, dem Be­auf­trag­ten des Ga­ran­tie­ge­bers die Un­ter­su­chung der be­schä­dig­ten Tei­le zu ge­stat­ten und sei­nen Wei­sun­gen Fol­ge zu leis­ten. Die Be­klag­te ist des­halb nicht dar­auf an­ge­wie­sen, die Scha­dens­re­gu­lie­rung al­lein auf der Ba­sis ei­nes Kos­ten­vor­an­schlags ei­ner ihr un­be­kann­ten Werk­statt vor­zu­neh­men, son­dern kann ei­ge­ne Fest­stel­lun­gen, et­wa durch die Werk­statt des Ver­käu­fers, tref­fen.

[20]   Der Käu­fer/Ga­ran­ti­en­eh­mer hin­ge­gen wür­de in mehr­fa­cher Hin­sicht be­nach­tei­ligt, wenn die Be­klag­te Leis­tun­gen aus der Ga­ran­tie erst nach Durch­füh­rung der Re­pa­ra­tur und Vor­la­ge der Rech­nung er­brin­gen müss­te. Er müss­te zum ei­nen die Re­pa­ra­tur­kos­ten re­gel­mä­ßig vor­fi­nan­zie­ren und da­mit das Ri­si­ko tra­gen, dass die Be­klag­te nach durch­ge­führ­ter Re­pa­ra­tur ih­re Ein­stands­pflicht ver­neint. So­weit er zur Vor­fi­nan­zie­rung nicht in der La­ge ist, könn­te er trotz Vor­lie­gens ei­nes Ga­ran­tie­falls nach §§ 1, 2 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen von der Be­klag­ten über­haupt kei­nen Er­satz er­lan­gen. Fer­ner müss­te der Käu­fer/Ga­ran­ti­en­eh­mer, um die Ga­ran­tie­leis­tung zu er­hal­ten, un­ter Um­stän­den ei­ne Re­pa­ra­tur durch­füh­ren, de­ren Kos­ten den Höchst­be­trag der Kos­ten­er­stat­tung ge­mäß § 5 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen (hier: 1.000 €) oder so­gar den Wert des Fahr­zeugs deut­lich über­stei­gen. Hier­durch wür­de er in sei­ner Ent­schei­dungs­frei­heit er­heb­lich ein­ge­schränkt, oh­ne dass dies durch le­gi­ti­me In­ter­es­sen der Be­klag­ten ge­recht­fer­tigt wä­re. Die in §§ 1, 2 der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen ver­spro­che­ne Funk­ti­ons­ga­ran­tie für be­stimm­te Fahr­zeug­tei­le wür­de da­mit für den Käu­fer un­ter Um­stän­den weit­ge­hend wert­los.

[21]   4. Die Aus­füh­run­gen des Be­ru­fungs­ge­richts zur Hö­he des Zah­lungs­an­spruchs aus der Ga­ran­tie wer­den von der Re­vi­si­on nicht an­ge­grif­fen und las­sen ei­nen Rechts­feh­ler nicht er­ken­nen.

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