Zur Fra­ge, ob dem Ver­brau­cher beim Ab­schluss ei­nes Fern­ab­satz­ver­trags in ei­ner von der Mus­ter­wi­der­rufs­be­leh­rung in Tei­len ab­wei­chen­den Wi­der­rufs­be­leh­rung zu­sätz­lich ei­ne (hier auf der In­ter­net­sei­te des Un­ter­neh­mers zu­gäng­li­che) Te­le­fon­num­mer des Un­ter­neh­mers mit­ge­teilt wer­den muss, wenn in der Wi­der­rufs­be­leh­rung als Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel bei­spiel­haft des­sen Post­an­schrift und E-Mail-Adres­se ge­nannt wer­den.

BGH, Be­schluss vom 25.02.2025 – VI­II ZR 143/24

Sach­ver­halt: Am 18.02.2022 er­warb der Klä­ger als Ver­brau­cher von der Be­klag­ten, die mit Kraft­fahr­zeu­gen han­delt, ein Neu­fahr­zeug im We­ge des Fern­ab­sat­zes. Die Be­klag­te, die auf ih­rer In­ter­net­sei­te un­ter „Kon­takt“ und im Im­pres­sum ih­re Te­le­fon­num­mer an­ge­ge­ben hat, ver­wen­de­te nicht die Mus­ter­wi­der­rufs­be­leh­rung, son­dern ei­ne in Tei­len da­von ab­wei­chen­de Wi­der­rufs­be­leh­rung. Dort wer­den die Post­an­schrift und die E-Mail-Adres­se der Be­klag­ten mit­ge­teilt, nicht aber ih­re Te­le­fon­num­mer. Da­zu heißt es, dass der Wi­der­ruf mit­tels ei­ner ein­deu­ti­gen Er­klä­rung „z. B.“ durch ei­nen per Post ver­sand­ten Brief oder per EMail er­klärt wer­den kön­ne.

Am 23.08.2022 wur­de dem Klä­ger das Fahr­zeug über­ge­ben. Am 20.06.2023 er­klär­te er per E-Mail den Wi­der­ruf sei­ner auf den Ab­schluss des Kauf­ver­trags ge­rich­te­ten Er­klä­rung.

Die auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des Fahr­zeugs, so­wie auf Er­stat­tung vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten ge­rich­te­te Kla­ge hat in den Vor­in­stan­zen kei­nen Er­folg ge­habt. Mit der be­ab­sich­tig­ten Re­vi­si­on, de­ren Zu­las­sung er mit der Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de er­strebt, möch­te der Klä­ger sein Kla­ge­be­geh­ren wei­ter­ver­fol­gen. Die Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de blieb oh­ne Er­folg.

Aus den Grün­den: [4]    II. … Die von der Be­schwer­de gel­tend ge­mach­ten Re­vi­si­ons­zu­las­sungs­grün­de lie­gen nicht vor. Ins­be­son­de­re so­weit die Be­schwer­de im Hin­blick auf uni­ons­recht­li­che Fra­ge­stel­lun­gen die grund­sätz­li­che Be­deu­tung der Rechts­sa­che (§ 543 II 1 Nr. 1 ZPO) gel­tend macht, ist für ei­ne hier­auf ge­stütz­te Zu­las­sung der Re­vi­si­on kein Raum.

[5]    1. Die Be­klag­te hat, wo­von das Be­ru­fungs­ge­richt rechts­feh­ler­frei und un­an­ge­grif­fen aus­ge­gan­gen ist, nicht die Mus­ter­wi­der­rufs­be­leh­rung, son­dern ei­ne selbst for­mu­lier­te Wi­der­rufs­be­leh­rung ver­wen­det. Teilt der Un­ter­neh­mer in ei­nem sol­chen Fall in der Wi­der­rufs­be­leh­rung sei­ne Post­an­schrift so­wie sei­ne E-Mail-Adres­se mit, ist nach Maß­ga­be des Art. 246a § 1 II 1 Nr. 1 EGBGB (al­ter wie auch neu­er Fas­sung), der Art. 6 I lit. h der Richt­li­nie 2011/83/EU des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 25.10.2011 über die Rech­te der Ver­brau­cher, zur Ab­än­de­rung der Richt­li­nie 93/13/EWG des Ra­tes und der Richt­li­nie 1999/44/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes so­wie zur Auf­he­bung der Richt­li­nie 85/577/EWG des Ra­tes und der Richt­li­nie 97/7/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes (ABl. 2011 L 304, 64; im Fol­gen­den: Ver­brau­cher­rech­te­richt­li­nie) um­setzt und dem­ge­mäß richt­li­ni­en­kon­form aus­zu­le­gen ist, die zu­sätz­li­che An­ga­be der Te­le­fon­num­mer des Un­ter­neh­mers nicht er­for­der­lich, zu­mal hier die Te­le­fon­num­mer des Un­ter­neh­mers oh­ne Wei­te­res auf sei­ner In­ter­net­sei­te zu­gäng­lich war. Die­se Be­ur­tei­lung der Wirk­sam­keit der Wi­der­rufs­be­leh­rung ist der­art of­fen­kun­dig, dass für ei­nen ver­nünf­ti­gen Zwei­fel kein Raum bleibt. Aus die­sem Grund be­darf es ei­ner Vor­la­ge an den EuGH (im Fol­gen­den auch: Ge­richts­hof) nicht („ac­te clair“; vgl. et­wa EuGH, Urt. v. 06.10.1982 – Rs. 283/81, Slg. 1982, 03415 = ECLI:EU:C:1982:335 = NJW 1983, 1257, 1258 – C.I.L.F.I.T.; Urt. v. 09.09.2015 – C-72/14 und C-197/14, ECLI:EU:C:2015:564 = ju­ris Rn. 55 ff. – X und van Di­jk; Urt. v. 28.07.2016 – C-379/15, ECLI:EU:C:2016:603 = ju­ris Rn. 48 – As­so­cia­ti­on Fran­ce Na­tu­re En­vi­ron­ne­ment; Urt. v. 06.10.2021 – C-561/19, ECLI:EU:C:2021:799 = NJW 2021, 3303 Rn. 33, 39 ff. – Con­sor­zio Ita­li­an Ma­nage­ment e Ca­ta­nia Mul­ti­ser­vi­zi; Se­nat, Urt. v. 24.02.2021 – VI­II ZR 36/20, BGHZ 229, 59 Rn. 22; Urt. v. 15.05.2024 – VI­II ZR 226/22, NJW 2024, 2680 Rn. 57; je­weils m. w. N.).

[6]    a) Der Wort­laut des Art. 6 I lit. h der Ver­brau­cher­rech­te­richt­li­nie er­mög­licht für sich al­lein ge­se­hen kei­ne Be­ant­wor­tung der Fra­ge, wel­che Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel bei Fern­ab­satz­ver­trä­gen in ei­ner Wi­der­rufs­be­leh­rung, die wie hier nicht (bzw. nicht voll­stän­dig) auf die Mus­ter­wi­der­rufs­be­leh­rung in An­hang I Teil A der Richt­li­nie zu­rück­greift, für die Er­klä­rung des Wi­der­rufs an­zu­ge­ben sind. Da­mit lässt sich dem Wort­laut der vor­ge­nann­ten Be­stim­mung auch nicht ent­neh­men, ob vor­lie­gend ne­ben der Post­an­schrift und der E-Mail-Adres­se auch ei­ne Te­le­fon­num­mer der Be­klag­ten hät­te ge­nannt wer­den müs­sen. Die Be­stim­mung des Art. 6 I lit. h der Ver­brau­cher­rech­te­richt­li­nie ist des­halb nach ih­rem Kon­text und den Zie­len mit­hin ent­spre­chend der Re­ge­lungs­sys­te­ma­tik und dem Re­ge­lungs­zweck aus­zu­le­gen, die mit der Re­ge­lung, zu der sie ge­hört, ver­folgt wer­den (vgl. EuGH, Urt. v. 10.07.2019 – C-649/17, ECLI:EU:C:2019:576 = NJW 2019, 3365 Rn. 35, 37 – Ama­zon EU; Urt. v. 05.05.2022 – C-179/21, ECLI:EU:C:2022:353 = NJW 2022, 1871 Rn. 32 – Vic­to­rin­ox; Urt. v. 30.05.2024 – C-400/22, ECLI:EU:C:2024:436 = NJW 2024, 2449 Rn. 41 – Con­ny).

[7]    aa) Hin­sicht­lich des Kon­texts ist zu­nächst fest­zu­hal­ten, dass der Uni­ons­ge­setz­ge­ber in Art 6 I lit. h der Ver­brau­cher­rech­te­richt­li­nie ei­ne mit dem Wort­laut der Vor­schrif­ten der Art. 6 I lit. c oder Art. 5 I lit. b die­ser Richt­li­nie, die je­weils Re­ge­lun­gen zur An­ga­be ei­ner Te­le­fon­num­mer ent­hal­ten, ver­gleich­ba­re be­zie­hungs­wei­se iden­ti­sche For­mu­lie­rung nicht ge­wählt hat, ob­wohl er dies oh­ne Wei­te­res hät­te tun kön­nen, wenn er ei­ne Pflicht des Un­ter­neh­mers zur zu­sätz­li­chen Nen­nung sei­ner Te­le­fon­num­mer auch für ei­ne Wi­der­rufs­be­leh­rung, die sich der Mus­ter­wi­der­rufs­be­leh­rung nicht oder nicht voll­stän­dig be­dient, hät­te sta­tu­ie­ren wol­len.

[8]    Auch der wei­te­re Kon­text des Art. 6 I lit. h der Ver­brau­cher­rech­te­richt­li­nie spricht je­den­falls in der hier ge­ge­be­nen Fall­ge­stal­tung ge­gen ei­ne Ver­pflich­tung zur Nen­nung ei­ner Te­le­fon­num­mer des Un­ter­neh­mers bei Wi­der­rufs­be­leh­run­gen, die auf die Mus­ter­wi­der­rufs­be­leh­rung nicht zu­rück­grei­fen. Der In­halt der Mus­ter­wi­der­rufs­be­leh­rung nach Maß­ga­be des An­hangs I Teil A der Richt­li­nie ge­stat­tet in­so­weit kei­nen Rück­schluss auf den not­wen­di­gen In­halt von Wi­der­rufs­be­leh­run­gen, die sich der Mus­ter­wi­der­rufs­be­leh­rung nicht oder je­den­falls nicht voll­stän­dig be­die­nen. Die Mus­ter­wi­der­rufs­be­leh­rung in An­hang I Teil A der Richt­li­nie ist ge­mäß de­ren Art. 6 IV den all­ge­mei­nen Vor­ga­ben des Art. 6 I lit. h sys­te­ma­tisch nach­ge­la­gert und schon des­halb nicht ge­eig­net, den In­halt ei­ner Wi­der­rufs­be­leh­rung, die sich der Mus­ter­wi­der­rufs­be­leh­rung nicht oder nicht voll­stän­dig be­dient, zu de­fi­nie­ren. Hät­te der Uni­ons­ge­setz­ge­ber auch bei ei­ner vom Un­ter­neh­mer (zu­min­dest in Tei­len) selbst for­mu­lier­ten Wi­der­rufs­be­leh­rung es für ge­bo­ten er­ach­tet, dass der Un­ter­neh­mer be­stimm­te Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel, un­ter an­de­rem sei­ne Te­le­fon­num­mer, an­gibt, hät­te er die­se An­for­de­rung nicht in die Mus­ter­wi­der­rufs­be­leh­rung aus­ge­la­gert. Viel­mehr rät der Uni­ons­ge­setz­ge­ber in Er­wä­gungs­grund 44 der Richt­li­nie im Hin­blick auf die Ver­tei­lung der Be­weis­last für die Tat­sa­che, dass der Wi­der­ruf in­ner­halb der in der Richt­li­nie fest­ge­leg­ten Fris­ten er­folgt ist zu­guns­ten der Ver­wen­dung ei­nes dau­er­haf­ten Da­ten­trä­gers so­gar von ei­nem Te­le­fon­an­ruf ab. Glei­ches gilt für den na­tio­na­len Ge­setz­ge­ber (s. BT-Drs. 17/12637, S. 60).

[9]    bb) Ge­gen ei­ne Ver­pflich­tung zur An­ga­be ei­ner Te­le­fon­num­mer in ei­ner Wi­der­rufs­be­leh­rung, die sich wie in der hier ge­ge­be­nen Fall­ge­stal­tung der Mus­ter­wi­der­rufs­be­leh­rung in Teil I An­hang A der Ver­brau­cher­rech­te­richt­li­nie nicht (oder nicht voll­stän­dig) be­dient, spre­chen über­dies die vom Uni­ons­ge­setz­ge­ber ver­folg­ten Re­ge­lungs­zie­le.

[10]   (1) Der Ge­richts­hof hat in­so­weit ent­schie­den, mit Art. 6 I der Ver­brau­cher­rech­te­richt­li­nie sol­le si­cher­ge­stellt wer­den, dass dem Ver­brau­cher vor Ab­schluss ei­nes Ver­trags so­wohl die In­for­ma­tio­nen über des­sen Be­din­gun­gen und die Fol­gen des Ver­trags­schlus­ses über­mit­telt wer­den, die dem Ver­brau­cher die Ent­schei­dung er­mög­li­chen, ob er sich ver­trag­lich an ei­nen Un­ter­neh­mer bin­den möch­te, als auch die In­for­ma­tio­nen, die zur ord­nungs­ge­mä­ßen Ver­trags­er­fül­lung und vor al­lem zur Aus­übung sei­ner Rech­te, ins­be­son­de­re sei­nes Wi­der­rufs­rechts, er­for­der­lich sind (EuGH, Urt. v. 10.07.2019 – C-649/17, ECLI:EU:C:2019:576 = NJW 2019, 3365 Rn. 43 – Ama­zon EU; Urt. v. 21.10.2020 – C-529/19, ECLI:EU:C:2020:846 = NJW 2020, 3707 Rn. 26 – Mö­bel Kraft; Urt. v. 05.10.2023 – C-565/22, ECLI:EU:C:2023:735 = NJW 2023, 3417 Rn. 35 – So­f­a­tu­tor).

[11]   Von grund­le­gen­der Be­deu­tung für die Wah­rung und wirk­sa­me Durch­set­zung der Ver­brau­cher­rech­te, ins­be­son­de­re des Wi­der­rufs­rechts, des­sen Mo­da­li­tä­ten und Aus­übungs­vor­aus­set­zun­gen in den Art. 9 bis 16 der Ver­brau­cher­rech-te­richt­li­nie ge­nannt wer­den, ist da­bei ins­be­son­de­re die Mög­lich­keit für den Ver­brau­cher, mit dem Un­ter­neh­mer schnell Kon­takt auf­zu­neh­men und ef­fi­zi­ent mit ihm kom­mu­ni­zie­ren zu kön­nen, wie dies aus­drück­lich et­wa in Art. 6 I lit. c der Ver­brau­cher­rech­te­richt­li­nie vor­ge­se­hen ist (vgl. EuGH, Urt. v. 10.07.2019 – C-649/17, ECLI:EU:C:2019:576 = NJW 2019, 3365 Rn. 41 – Ama­zon EU). Die Be­stim­mung des Art. 6 I lit. h der Richt­li­nie legt in­so­weit nicht die ge­naue Art des vom Un­ter­neh­mer mit­zu­tei­len­den Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tels fest; sie ver­pflich­tet die­sen je­doch un­zwei­fel­haft da­zu, je­dem Ver­brau­cher Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel zur Ver­fü­gung zu stel­len, über die die­ser schnell mit ihm in Kon­takt tre­ten und ef­fi­zi­ent mit ihm kom­mu­ni­zie­ren kann (vgl. EuGH, Urt. v. 10.07.2019 – C-649/17, ECLI:EU:C:2019:576 = NJW 2019, 3365 Rn. 46 – Ama­zon EU [zu Art. 6 I lit. c der Ver­brau­cher­rech­te­richt­li­nie]).

[12]   Nach der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs ist es in­so­weit Sa­che des na­tio­na­len Ge­richts, zu be­ur­tei­len, ob un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Um­stän­de, un­ter de­nen der Ver­brau­cher mit dem Un­ter­neh­mer Kon­takt auf­neh­men kann, die dem Ver­brau­cher von dem Un­ter­neh­mer mit­ge­teil­ten Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel es dem Ver­brau­cher er­mög­li­chen, mit dem Un­ter­neh­mer schnell in Kon­takt zu tre­ten und ef­fi­zi­ent mit ihm zu kom­mu­ni­zie­ren (vgl. EuGH, Urt. v. 10.07.2019 – C-649/17, ECLI:EU:C:2019:576 = NJW 2019, 3365 Rn. 47, 52 – Ama­zon EU [zu Art. 6 I lit. c der Ver­brau­cher­rech­te­richt­li­nie]).

[13]   (2) In An­be­tracht des­sen hat das Be­ru­fungs­ge­richt zu Recht ent­schie­den, dass die von der Be­klag­ten ver­wen­de­te Wi­der­rufs­be­leh­rung in­so­weit nicht zu be­an­stan­den ist. Für ei­ne schnel­le und ef­fi­zi­en­te Kon­takt­auf­nah­me des Ver­brau­chers mit dem im In­ter­net tä­ti­gen Un­ter­neh­mer ist es oh­ne Zwei­fel nicht er­for­der­lich, dass in der Wi­der­rufs­be­leh­rung über die Post- und E-Mail-An­schrift hin­aus auch ei­ne Te­le­fon­num­mer des Un­ter­neh­mers an­ge­ge­ben wird (vgl. Ge­ne­ral­an­walt Pi­truz­zel­la, Schluss­an­trä­ge v. 28.02.2019 – C-649/17, ECLI:EU:C:2019:165 = ju­ris Rn. 45, 56 [zu Art. 6 I Buchst. c der Richt­li­nie]). Be­reits durch die An­ga­be ih­rer E-Mail-Adres­se, er­gänzt durch die Mit­tei­lung ih­rer Post­an­schrift, hat die Be­klag­te den Ver­brau­chern Mög­lich­kei­ten er­öff­net, schnell mit ihr in Kon­takt zu tre­ten und ef­fi­zi­ent mit ihr zu kom­mu­ni­zie­ren, oh­ne den Ver­brau­chern an­de­re Kom­mu­ni­ka­ti­ons­we­ge, wie zum Bei­spiel ein Te­le­fo­nat, zu ver­stel­len, zu­mal die vom Klä­ger in der Wi­der­rufs­be­leh­rung ver­miss­te Te­le­fon­num­mer der Be­klag­ten auf ih­rer In­ter­net­sei­te (im Im­pres­sum und un­ter "Kon­takt") oh­ne Wei­te­res ver­füg­bar war. Ent­spre­chen­des hat der Ge­richts­hof aus­drück­lich ge­bil­ligt (vgl. EuGH, Urt. v. 10.07.2019 – C-649/17, ECLI:EU:C:2019:576 = NJW 2019, 3365 Rn. 52 – Ama­zon EU [zu Art. 6 I lit. c der Richt­li­nie]).

[14]   cc) Aus der (im na­tio­na­len Recht zum 28.05.2022 um­ge­setz­ten) Neu­fas­sung der Richt­li­nie 2011/83/EU durch die Richt­li­nie (EU) 2019/2161 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 27.11.2019 zur Än­de­rung der Richt­li­nie 93/13/EWG des Ra­tes und der Richt­li­ni­en 98/6/EG, 2005/29/EG und 2011/83/EU des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes zur bes­se­ren Durch­set­zung und Mo­der­ni­sie­rung der Ver­brau­cher­schutz­vor­schrif­ten der Uni­on (ABl. 2019 L 328, 7) er­gibt sich nichts an­de­res. Wäh­rend der Uni­ons­ge­setz­ge­ber die Mit­tei­lung ei­ner Te­le­fon­num­mer des Un­ter­neh­mers im Rah­men der all­ge­mei­nen In­for­ma­ti­ons­pflich­ten nach Art. 6 I lit. c der Ver­brau­cher­rech­te­richt­li­nie so­wie bei Ver­wen­dung der Mus­ter­wi­der­rufs­be­leh­rung seit­dem aus­drück­lich ver­langt, sind die An­for­de­run­gen an ei­ne Wi­der­rufs­be­leh­rung, die sich wie hier der Mus­ter­wi­der­rufs­be­leh­rung nicht (voll­stän­dig) be­dient, auch nach der Neu­fas­sung der Richt­li­nie nicht er­höht wor­den. Viel­mehr ist die Vor­schrift des Art. 6 I lit. h der Ver­brau­cher­rech­te­richt­li­nie un­ver­än­dert ge­blie­ben.

[15]   dd) Ob der Un­ter­neh­mer in ei­ner je­den­falls in Tei­len selbst ver­fass­ten Wi­der­rufs­be­leh­rung sei­ne Te­le­fon­num­mer an­zu­ge­ben hat, wenn der Ver­brau­cher die Wa­re te­le­fo­nisch er­wor­ben hat, be­darf hier kei­ner Ent­schei­dung. Da­hin ge­hen­de Fest­stel­lun­gen hat das Be­ru­fungs­ge­richt nicht ge­trof­fen; et­wa über­gan­ge­nen Sach­vor­trag des Klä­gers zeigt die Be­schwer­de nicht auf. Je­den­falls schließt die von der Be­klag­ten ver­wen­de­te Wi­der­rufs­be­leh­rung ei­nen te­le­fo­ni­schen Wi­der­ruf nicht aus.

[16]   b) Selbst wenn aber von ei­ner Un­voll­stän­dig­keit der Wi­der­rufs­be­leh­rung der Be­klag­ten im Hin­blick auf die feh­len­de An­ga­be ei­ner Te­le­fon­num­mer aus­zu­ge­hen wä­re, stün­de dies wor­an eben­falls kei­ne ver­nünf­ti­gen Zwei­fel be­ste­hen („ac­te clair“), bei richt­li­ni­en­kon­for­mer Aus­le­gung der Vor­schrift des § 356 II Nr. 1, III 1 BGB dem An­lau­fen der Wi­der­rufs­frist un­ter den ge­ge­be­nen Um­stän­den nicht ent­ge­gen.

[17]   aa) Nach der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs zur Richt­li­nie 2008/48/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 23.04.2008 über Ver­brau­cher­kre­dit­ver­trä­ge und zur Auf­he­bung der Richt­li­nie 87/102/EWG des Ra­tes (ABl. 2008 L 133, 66; im Fol­gen­den: Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie) ist ei­ne un­voll­stän­di­ge oder feh­ler­haf­te In­for­ma­ti­on nur dann als feh­ler­haf­te Be­leh­rung an­zu­se­hen, wenn der Ver­brau­cher durch sie in Be­zug auf sei­ne Rech­te und Pflich­ten ir­re­ge­führt und so­mit zum Ab­schluss ei­nes Ver­trags ver­an­lasst wird, den er mög­li­cher­wei­se nicht ge­schlos­sen hät­te, wenn er über voll­stän­di­ge und in­halt­lich zu­tref­fen­de In­for­ma­tio­nen ver­fügt hät­te (vgl. EuGH, Urt. v. 21.12.2023 – C-38/21, C-47/21 und C-232/21, ECLI:EU:C:2023:1014 = ju­ris Rn. 253, 264 – BMW Bank; s. auch BGH, Urt. v. 15.10.2024 – XI ZR 39/24, WM 2024, 2186 Rn. 22 [zur Ver­öf­fent­li­chung in BGHZ be­stimmt]). Er­weist sich ei­ne dem Ver­brau­cher ge­mäß Art. 10 II der Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie er­teil­te In­for­ma­ti­on als un­voll­stän­dig oder feh­ler­haft, be­ginnt die Wi­der­rufs­frist (nur) zu lau­fen, wenn die Un­voll­stän­dig­keit oder Feh­ler­haf­tig­keit die­ser In­for­ma­ti­on nicht ge­eig­net ist, sich auf die Be­fä­hi­gung des Ver­brau­chers, den Um­fang sei­ner Rech­te und Pflich­ten aus der Richt­li­nie ein­zu­schät­zen oder auf sei­ne Ent­schei­dung, den Ver­trag zu schlie­ßen, aus­zu­wir­ken und ihm ge­ge­be­nen­falls die Mög­lich­keit zu neh­men, sei­ne Rech­te un­ter im We­sent­li­chen den­sel­ben Be­din­gun­gen wie de­nen aus­zu­üben, die vor­ge­le­gen hät­ten, so­fern die In­for­ma­ti­on voll­stän­dig und zu­tref­fend er­teilt wor­den wä­re. Dies zu prü­fen, ist nach der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs Sa­che der na­tio­na­len Ge­rich­te (EuGH, Urt. v. 21.12.2023 – C-38/21, C-47/21 und C-232/21, ECLI:EU:C:2023:1014 = ju­ris Rn. 265, 267 – BMW Bank; s. auch BGH, Urt. v. 15.10.2024 – XI ZR 39/24, WM 2024, 2186 Rn. 22 [zur Ver­öf­fent­li­chung in BGHZ be­stimmt]).

[18]   bb) Die­se Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs ist nicht auf den An­wen­dungs­be­reich der Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/48/EG) be­schränkt, son­dern auf die hier maß­geb­li­che Ver­brau­cher­rech­te­richt­li­nie (Richt­li­nie 2011/83/EU) zu über­tra­gen.

[19]   (1) Die Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie ver­folgt in ih­rem we­sent­li­chen Kern das­sel­be Re­ge­lungs­ziel wie die Ver­brau­cher­rech­te­richt­li­nie, näm­lich ein ho­hes Ver­brau­cher­schutz­ni­veau zu ge­währ­leis­ten (s. nur Art. 1 und Er­wä­gungs­grün­de 7, 65 der Ver­brau­cher­rech­te­richt­li­nie so­wie Er­wä­gungs­grund 43 der Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie; vgl. et­wa EuGH, Urt. v. 21.12.2023 – C-38/21, C-47/21 und C-232/21, ECLI:EU:C:2023:1014 = ju­ris Rn. 262 – BMW Bank [zur Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie]; Urt. v. 10.07.2019 – C-649/17, ECLI:EU:C:2019:576 = NJW 2019, 3365 Rn. 39 – Ama­zon EU; Urt. v. 17.05.2023 – C-97/22, ECLI:EU:C:2023:413 = NJW 2023, 2171 Rn. 29 – DC; Urt. v. 30.05.2024 – C-400/22, ECLI:EU:C:2024:436 = NJW 2024, 2449 Rn. 51 – Con­ny [je­weils zur Ver­brau­cher­rech­te­richt­li­nie]).

[20]   Der mit der Vor­schrift des Art. 14 der Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie, die das Wi­der­rufs­recht des Ver­brau­chers re­gelt, ver­folg­te Zweck liegt nach der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs zum ei­nen dar­in, dem Ver­brau­cher zu er­mög­li­chen, den sei­nen Be­dürf­nis­sen am ehes­ten ent­spre­chen­den Ver­trag aus­zu­wäh­len. Er soll des­halb von ei­nem Ver­trag zu­rück­tre­ten kön­nen, bei dem sich nach des­sen Ab­schluss in­ner­halb der für die Aus­übung des Wi­der­rufs­rechts vor­ge­se­he­nen Über­le­gungs­frist her­aus­stellt, dass er nicht sei­nen Be­dürf­nis­sen ent­spricht (EuGH, Urt. v. 21.12.2023 – C-38/21, C-47/21 und C-232/21, ECLI:EU:C:2023:1014 = ju­ris Rn. 288 – BMW Bank). Dem ent­spricht die Über­le­gungs­frist, die ei­nem Käu­fer nach der Ver­brau­cher­rech­te­richt­li­nie bei ei­nem Au­ßer­ge­schäfts­raum- oder Fern­ab­satz­ge­schäft zu­ge­bil­ligt wird.

[21]   Zum an­de­ren be­steht der Zweck von Art. 14 I Un­ter­ab­satz 2 lit. b der Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie dar­in si­cher­zu­stel­len, dass der Ver­brau­cher al­le In­for­ma­tio­nen er­hält, die er­for­der­lich sind, um den Um­fang sei­ner ver­trag­li­chen Ver­pflich­tung zu be­ur­tei­len, und den Kre­dit­ge­ber, der ihm die in Art. 10 die­ser Richt­li­nie vor­ge­se­he­nen In­for­ma­tio­nen nicht er­teilt, mit Sank­tio­nen zu be­le­gen (EuGH, Urt. v. 21.12.2023 – C-38/21, C-47/21 und C-232/21, ECLI:EU:C:2023:1014 = ju­ris Rn. 288 – BMW Bank). Auch die Be­stim­mun­gen der Ver­brau­cher­rech­te­richt­li­nie sol­len nach der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs in die­sem Sin­ne ver­hin­dern, dass die Ver­wen­dung von Fern­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­teln zu ei­ner Ver­rin­ge­rung der dem Ver­brau­cher ver­mit­tel­ten In­for­ma­tio­nen führt, ins­be­son­de­re da die In­for­ma­tio­nen, die er vor dem Ab­schluss ei­nes Ver­trags ge­mäß Art. 6 der Richt­li­nie so­wohl über des­sen Be­din­gun­gen und die Fol­gen des Ver­trags­schlus­ses als auch über die ord­nungs­ge­mä­ße Ver­trags­er­fül­lung und vor al­lem die Aus­übung sei­ner Rech­te zu er­hal­ten hat, für ihn von grund­le­gen­der Be­deu­tung sind (vgl. auch EuGH, Urt. v. 21.12.2023 – C-38/21, C-47/21 und C-232/21, ECLI:EU:C:2023:1014 = ju­ris Rn. 169 – BMW Bank; Se­nat, Urt. v. 25.09.2024 – VI­II ZR 58/23, ZIP 2024, 2601 Rn. 28 [zur Be­deu­tung der In­for­ma­ti­ons­pflich­ten im Fern­ab­satz]).

[22]   Vor die­sem Hin­ter­grund ist er­sicht­lich kein Grund da­für ge­ge­ben, hin­sicht­lich des An­lau­fens der Wi­der­rufs­frist im Rah­men der Ver­brau­cher­rech­te­richt­li­nie an­de­re Maß­stä­be an­zu­le­gen, als dies bei der Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie der Fall ist.

[23]   (2) Für die­se Be­ur­tei­lung im Sin­ne ei­nes richt­li­ni­en­über­grei­fen­den Maß­stabs spricht auch, dass der Ge­richts­hof in dem vor­ge­nann­ten, die Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie be­tref­fen­den Ur­teil mit sei­nen Aus­füh­run­gen zum An­lau­fen der Wi­der­rufs­frist auf wei­te­re sei­ner Ent­schei­dun­gen Be­zug ge­nom­men hat, die die Aus­le­gung von Be­stim­mun­gen an­de­rer Richt­li­ni­en zum Ge­gen­stand hat­ten, et­wa die (frü­her gel­ten­de) Richt­li­nie 85/577/EWG des Ra­tes vom 20.12.1985 be­tref­fend den Ver­brau­cher­schutz im Fal­le von au­ßer­halb von Ge­schäfts­räu­men ge­schlos­se­nen Ver­trä­gen (nach­fol­gend: Haus­tür­ge­schäf­te­richt­li­nie) so­wie ver­schie­de­ne Richt­li­ni­en, die den Be­reich der Le­bens­ver­si­che­rung be­tref­fen (90/619/EWG, 79/267/EWG, 92/96/EWG, 2002/83/EG und 2009/138/EG; vgl. EuGH, Urt. v. 21.12.2023 – C-38/21, C-47/21 und C-232/21, ECLI:EU:C:2023:1014 = ju­ris Rn. 253, 264 – BMW Bank, un­ter Hin­weis auf die Ur­tei­le des Ge­richts­hofs vom 10.04.2008 – C-412/06, ECLI:EU:C:2008:215 = NJW 2008, 1865 Rn. 35 – Ha­mil­ton, und vom 19.12.2019 – C-355/18 bis C-357/18 und C-479/18, ECLI:EU:C:2019:1123 = NJW 2020, 667 Rn. 78 – Rust-Hack­ner). Hät­te der Ge­richts­hof sei­ne Aus­füh­run­gen zum An­lau­fen der Wi­der­rufs­frist auf die Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie be­schränkt wis­sen wol­len, hät­te er der­ar­ti­ge Be­zug­nah­men auf an­de­re Richt­li­ni­en nicht vor­ge­nom­men, son­dern ei­ne et­wai­ge Be­schrän­kung deut­lich ge­macht. Ge­ra­de die Be­zug­nah­me auf die Haus­tür­ge­schäf­te­richt­li­nie als ein Vor­läu­fer­re­gel­werk der im Streit­fall maß­geb­li­chen Ver­brau­cher­rech­te­richt­li­nie zeigt, dass die vor­ste­hend (un­ter 1 b aa) ge­nann­te Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs auch un­ter den hier ge­ge­be­nen Um­stän­den zum Tra­gen kommt.

[24]   (3) Hin­zu tritt, dass die Aus­füh­run­gen des Ge­richts­hofs in dem von ihm in Be­zug ge­nom­me­nen Ur­teil vom 19.12.2019 (C-355/18 bis C-357/18 und C-479/18, ECLI:EU:C:2019:1123 = NJW 2020, 667 Rn. 78 – Rust-Hack­ner) hin­sicht­lich des Rück­tritts­rechts bei ei­nem Le­bens­ver­si­che­rungs­ver­trag un­ter an­de­rem zum Ge­gen­stand ha­ben, dass so­gar be­stimm­te Feh­ler bei der Be­leh­rung des Ver­brau­chers über die Form des Rück­tritts das An­lau­fen der Rück­tritts­frist nicht hin­dern, wo­hin­ge­gen im Streit­fall le­dig­lich die feh­len­de An­ga­be ei­nes an­der­wei­tig zur Ver­fü­gung ste­hen­den Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tels bei aus­drück­li­cher Nen­nung an­de­rer ef­fi­zi­en­ter Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel in Re­de steht. Dies zu­grun­de ge­legt, be­an­spru­chen die Aus­füh­run­gen des Ge­richts­hofs zum An­lau­fen der Rück­tritts­frist für das Wi­der­rufs­recht in der hier vor­lie­gen­den Fall­ge­stal­tung erst recht Gel­tung.

[25]   cc) Nach den vor­ste­hen­den Grund­sät­zen kommt es auch im Fern­ab­satz­recht dar­auf an, ob ei­ne un­voll­stän­di­ge oder feh­ler­haf­te In­for­ma­ti­on in der Wi­der­rufs­be­leh­rung ge­eig­net ist, sich auf die Be­fä­hi­gung des Ver­brau­chers, den Um­fang sei­ner aus dem Fern­ab­satz­ver­trag her­rüh­ren­den Rech­te und Pflich­ten – kon­kret: sei­nes Wi­der­rufs­rechts – ein­zu­schät­zen, be­zie­hungs­wei­se auf sei­ne Ent­schei­dung, den Ver­trag zu schlie­ßen, aus­zu­wir­ken, und ob ihm die Mög­lich­keit ge­nom­men wird, sei­ne Rech­te un­ter im We­sent­li­chen den­sel­ben Be­din­gun­gen wie bei Er­tei­lung voll­stän­di­ger und in­halt­lich zu­tref­fen­der In­for­ma­tio­nen im Fern­ab­satz­ver­trag aus­zu­üben (vgl. BGH, Urt. v. 27.02.2024 – XI ZR 258/22, BGHZ 239, 337 Rn. 34 m. w. N.; Urt. v. 24.09.2024 – XI ZR 40/22, ju­ris Rn. 25; Urt. v. 15.10.2024 – XI ZR 39/24, WM 2024, 2186 Rn. 24; zur Ver­öf­fent­li­chung in BGHZ be­stimmt [je­weils zur Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie und zum All­ge­mein-Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trag]). Dies ist hier nicht der Fall. Ins­be­son­de­re hat sich der Um­stand, dass die Be­klag­te in der Wi­der­rufs­be­leh­rung bei­spiel­haft zwar ih­re Post­an­schrift so­wie ih­re E-Mail-Adres­se, nicht je­doch ih­re auf ih­rer In­ter­net­sei­te be­reits mit­ge­teil­te und un­schwer zu­gäng­li­che Te­le­fon­num­mer an­ge­ge­ben hat, nicht auf die Be­fä­hi­gung des Ver­brau­chers aus­ge­wirkt, den Wi­der­ruf recht­zei­tig in­ner­halb der vier­zehn­tä­gi­gen Wi­der­rufs­frist des § 355 II BGB, Art. 9 II lit. b der Ver­brau­cher­rech­te­richt­li­nie zu er­klä­ren. Denn die Be­klag­te hat, wie be­reits aus­ge­führt, dem Ver­brau­cher – und da­mit auch dem Klä­ger – Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel zur Ver­fü­gung ge­stellt, über die er schnell mit ihr in Kon­takt tre­ten und ef­fi­zi­ent mit ihr kom­mu­ni­zie­ren konn­te, oh­ne da­bei die Mög­lich­keit ei­nes Te­le­fo­nats aus­zu­schlie­ßen oder gar den Ver­brau­cher in­so­weit ir­re­zu­füh­ren.

[26]   Ei­ne an­de­re Be­ur­tei­lung er­gibt sich auch nicht aus den vor dem oben ge­nann­ten Ur­teil des Ge­richts­hofs vom 21.12.2023 (C-38/21, C-47/21 und C-232/21, ECLI:EU:C:2023:1014 = ju­ris – BMW Bank) so­wie al­lein zur Fra­ge ei­ner Wett­be­werbs­wid­rig­keit im Sin­ne der §§ 3 I, 4 Nr. 11 UWG a.F. we­gen der feh­len­den An­ga­be ei­ner Te­le­fon­num­mer in ei­ner Mus­ter­wi­der­rufs­be­leh­rung und der Spür­bar­keit die­ses Ver­sto­ßes im Sin­ne von § 3 I UWG a.F. er­gan­ge­nen Ent­schei­dun­gen des I. Zi­vil­se­nats des BGH (vgl. BGH, Urt. v. 24.09.2020 – I ZR 169/17, GRUR 2021, 84; Urt. v. 21.01.2021 – I ZR 17/18, GRUR 2021, 752).

[27]   c) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de ist nicht klä­rungs­be­dürf­tig, ob die Be­klag­te den Klä­ger dar­über hin­aus feh­ler­haft über den Frist­be­ginn für die Aus­übung des Wi­der­rufs­rechts in­for­miert hat (Art. 246a § 1 II 1 Nr. 1 EGBGB). Ei­ne feh­ler­haf­te Be­leh­rung liegt auch in­so­weit zwei­fels­frei nicht vor. Zwar hat die Be­klag­te dem Klä­ger vor der Über­ga­be des Fahr­zeugs zu­nächst die Zu­las­sungs­pa­pie­re über­sandt. Ei­ne Ver­sen­dung der Wa­re (das vom Klä­ger er­wor­be­ne Fahr­zeug) in meh­re­ren Teil­sen­dun­gen oder Stü­cken im Sin­ne des § 356 II Nr. 1 lit. c BGB ist je­doch gleich­wohl nicht ge­ge­ben. Die Zu­las­sungs­pa­pie­re sind zum ei­nen be­reits kein ge­son­dert zu über­eig­nen­der Teil des Fahr­zeugs. Viel­mehr folgt das Ei­gen­tum dar­an ana­log § 952 BGB dem Ei­gen­tum am Fahr­zeug (st. Rspr.; s. nur BGH, Urt. v. 21.12.1960 – VI­II ZR 89/59, BGHZ 34, 122, 134; Urt. v. 18.09.2020 – V ZR 8/19, NJW 2020, 3770 Rn. 32 m. w. N.). Zum an­de­ren liegt es fern, dass der Ver­brau­cher an­neh­men könn­te, die Wi­der­rufs­frist be­gin­ne be­reits vor der Lie­fe­rung des Fahr­zeugs mit dem Er­halt der Zu­las­sungs­pa­pie­re.

[28]   2. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat eben­falls rechts­feh­ler­frei ent­schie­den, dem An­lau­fen der Wi­der­rufs­frist ste­he auch nicht ent­ge­gen, dass die Be­klag­te in ih­rer Wi­der­rufs­be­leh­rung zwar mit­ge­teilt hat, dass der Ver­brau­cher die un­mit­tel­ba­ren Kos­ten der Rück­sen­dung der Wa­re zu tra­gen ha­be, ent­ge­gen Art. 246a § 1 II 1 Nr. 2 Halb­satz 2 EGBGB je­doch kei­ne An­ga­ben zu den Kos­ten der Rück­sen­dung ge­macht hat. Dies hin­dert das An­lau­fen der Wi­der­rufs­frist nicht. Nach § 356 III 1 Fall 1 BGB hängt der Be­ginn der Wi­der­rufs­frist aus­drück­lich (nur) von der Be­leh­rung nach Art. 246a § 1 II 1 Nr. 1 EGBGB ab, nicht aber von ei­ner zu­tref­fen­den In­for­ma­ti­on nach Art. 246a § 1 II 1 Nr. 2 EGBGB. Ent­spre­chen­des gilt ge­mäß Art. 10 I der Ver­brau­cher­rech­te­richt­li­nie. Zu­dem sieht § 357 V BGB in Um­set­zung von Art. 6 VI der Ver­brau­cher­rech­te­richt­li­nie in­so­weit ei­ne ei­gen­stän­di­ge Sank­ti­on vor. Da­nach hat in ei­nem sol­chen Fall der Ver­brau­cher die un­mit­tel­ba­ren (§ 357 V BGB) be­zie­hungs­wei­se die „zu­sätz­li­chen und sons­ti­gen“ (Art. 6 VI der Ver­brau­cher­rech­te­richt­li­nie) Kos­ten der Rück­sen­dung nicht zu tra­gen. Aus der Dis­kre­panz die­ser ge­setz­lich ge­re­gel­ten Fol­ge zu der in der Wi­der­rufs­be­leh­rung ent­hal­te­nen In­for­ma­ti­on, dass der Ver­brau­cher die un­mit­tel­ba­ren Kos­ten der Rück­sen­dung der Wa­re zu tra­gen ha­be, er­gibt sich zwei­fels­frei kei­ne die Ver­län­ge­rung der Wi­der­rufs­frist aus­lö­sen­de Un­rich­tig­keit der Wi­der­rufs­be­leh­rung.

[29]   3. Durch die von der Be­klag­ten ver­wen­de­te Wi­der­rufs­be­leh­rung wird der Ver­brau­cher schließ­lich auch nicht über die per­sön­li­che und sach­li­che Reich­wei­te sei­nes Wi­der­rufs­rechts ir­re­ge­führt, weil die Wi­der­rufs­be­leh­rung ein­lei­tend das Be­ste­hen ei­nes Wi­der­rufs­rechts an die Ver­brau­che­r­ei­gen­schaft und die aus­schließ­li­che Ver­wen­dung von Fern­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­teln für den Ver­trags­schluss knüpft. Zwar sind Be­leh­run­gen un­zu­läs­sig, de­ren In­halt oder Ge­stal­tung die Ge­fahr be­grün­den, dass der Ver­brau­cher ir­re­ge­führt und von ei­nem recht­zei­ti­gen Wi­der­ruf ab­ge­hal­ten wird (BGH, Urt. v. 01.12.2022 – I ZR 28/22, NJW 2023, 1964 Rn. 40 m. w. N.). Ein sol­cher Fall ist hier je­doch zwei­fels­frei nicht ge­ge­ben. Viel­mehr wird dem Ver­brau­cher vor­lie­gend al­lein die Rechts­la­ge ver­deut­licht und die Be­leh­rung da­durch nicht un­über­sicht­lich (vgl. hier­zu BGH, Beschl. v. 04.12.2018 – XI ZR 46/18, WM 2019, 66 Rn. 9). Zu­dem ist der Un­ter­neh­mer nicht ge­hal­ten zu prü­fen, ob der Adres­sat der Wi­der­rufs­be­leh­rung Ver­brau­cher oder Un­ter­neh­mer ist (vgl. BGH, Urt. v. 09.11.2011 – I ZR 123/10, NJW 2012, 1814 Rn. 27).

[30]   4. Von ei­ner wei­te­ren Be­grün­dung wird ab­ge­se­hen, weil sie nicht ge­eig­net wä­re, zur Klä­rung der Vor­aus­set­zun­gen bei­zu­tra­gen, un­ter de­nen ei­ne Re­vi­si­on zu­zu­las­sen ist (§ 544 VI 2 Halb­satz 2 ZPO).

[31]   5. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 97 I ZPO.

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