1. Bei der Rück­ab­wick­lung ei­nes über ei­ne Lea­sing­s­a­che ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags nach man­gel­be­ding­tem Rück­tritt rich­tet sich ein An­spruch des Lie­fe­ran­ten (Ver­käu­fers) auf Wert­er­satz ge­mäß § 346 II 1 BGB auch im Fal­le der lea­sing­ty­pi­schen Ab­tre­tung der Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che von dem Lea­sing­ge­ber an den Lea­sing­neh­mer grund­sätz­lich nicht ge­gen den Lea­sing­neh­mer, son­dern ge­gen den Lea­sing­ge­ber als Käu­fer (Fort­füh­rung von Se­nat, Urt. v. 13.11.2013 – VI­II ZR 257/12, NJW 2014, 1583 Rn. 28 m. w. Nachw.).
  2. Die Vor­schrift des § 406 BGB ist, so­weit der Lie­fe­rant in Kennt­nis des Vor­lie­gens die­ser lea­sing­ty­pi­schen Ab­tre­tungs­kon­struk­ti­on den Kauf­ver­trag mit dem Lea­sing­ge­ber ge­schlos­sen hat, grund­sätz­lich nicht zu­guns­ten des Lie­fe­ran­ten an­wend­bar und da­mit ei­ne Auf­rech­nung (§ 387 BGB) mit dem vor­be­zeich­ne­ten Wert­er­satz­an­spruch ge­gen den von dem Lea­sing­neh­mer gel­tend ge­mach­ten An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses auf­grund der feh­len­den Ge­gen­sei­tig­keit die­ser For­de­run­gen nicht mög­lich.

BGH, Ur­teil vom 13.11.2024 – VI­II ZR 168/23

Sach­ver­halt: Der Klä­ger schloss im März 2020 als Ver­brau­cher mit der V-Lea­sing GmbH (im Fol­gen­den: Lea­sing­ge­be­rin) ei­nen Lea­sing­ver­trag über ein von der Be­klag­ten, ei­ner Fahr­zeug­händ­le­rin, zum Kauf an­ge­bo­te­nes Ge­braucht­fahr­zeug. Der Ver­trags­schluss wur­de von der Be­klag­ten ver­mit­telt. An­schlie­ßend er­warb die Lea­sing­ge­be­rin das Fahr­zeug von der Be­klag­ten zum Preis von 27.890 €. Das Fahr­zeug wies ei­nen Un­fall­scha­den auf, der vor der Über­ga­be an den Klä­ger fach­ge­recht re­pa­riert wor­den war.

Die Lea­sing­ge­be­rin trat ge­mäß Zif­fer XI­II 1 der zwi­schen ihr und dem Klä­ger ver­ein­bar­ten Lea­sing­be­din­gun­gen „sämt­li­che An­sprü­che und Rech­te aus dem Kauf­ver­trag […] we­gen der Man­gel­haf­tig­keit des Fahr­zeugs“ an den Klä­ger ab, wel­cher be­rech­tigt und ver­pflich­tet war, die An­sprü­che und Rech­te im ei­ge­nen Na­men mit der Maß­ga­be gel­tend zu ma­chen, dass „im Fal­le des Rück­tritts […] et­wai­ge Zah­lun­gen des Lie­fe­ran­ten di­rekt an den Lea­sing­ge­ber zu leis­ten sind.“ Ge­gen die Lea­sing­ge­be­rin soll­ten dem Klä­ger da­ge­gen An­sprü­che und Rech­te we­gen sol­cher Män­gel nicht zu­ste­hen.

Er­gän­zend ist in XI­II 4 der Lea­sing­be­din­gun­gen un­ter an­de­rem Fol­gen­des ge­re­gelt:

„Ver­langt der Lea­sing­neh­mer auf­grund der Man­gel­haf­tig­keit Rück­ab­wick­lung, ist er ver­pflich­tet und be­rech­tigt, den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag für den Lea­sing­ge­ber ge­gen­über dem Lie­fe­ran­ten zu er­klä­ren. Im Fal­le der Zu­stim­mung des Lie­fe­ran­ten oder sei­ner rechts­kräf­ti­gen Ver­ur­tei­lung ent­fällt die Ver­pflich­tung zur Zah­lung von Lea­sing­ra­ten. Er­kennt der Lie­fe­rant das Rück­tritts­recht des Lea­sing­ge­bers nicht an, ist der Lea­sing­neh­mer ab Er­klä­rung des Rück­tritts zur Zu­rück­be­hal­tung der Lea­sing­ra­ten be­rech­tigt, so­fern er spä­tes­tens in­ner­halb von sechs Wo­chen nach Rück­tritts­er­klä­rung Kla­ge er­hebt. […] Bei Er­folg­lo­sig­keit der Kla­ge­er­he­bung ent­fällt das Zu­rück­be­hal­tungs­recht rück­wir­kend.“

Nach er­folg­lo­ser Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung we­gen des Un­fall­scha­dens an dem Fahr­zeug er­klär­te der Klä­ger mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 08.12.2020 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und for­der­te die Be­klag­te zu des­sen Rück­ab­wick­lung auf.

Mit der vor­lie­gen­den Kla­ge hat der Klä­ger die Be­klag­te auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses nebst Zin­sen ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung an die Lea­sing­ge­be­rin, Zug um Zug ge­gen Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs, hilfs­wei­se Zug um Zug ge­gen des­sen Her­aus­ga­be und Über­eig­nung, in An­spruch ge­nom­men. Fer­ner hat er die Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs der Be­klag­ten so­wie die Frei­stel­lung von vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten nebst Zin­sen be­gehrt.

Das Land­ge­richt hat der Kla­ge über­wie­gend statt­ge­ge­ben und die Be­klag­te ver­ur­teilt, an die Lea­sing­ge­be­rin 25.600,89 € (Kauf­preis ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he von 2.289,11 €) nebst Zin­sen un­ter Ab­zug ei­ner (wei­te­ren) Nut­zungs­ent­schä­di­gung ab dem zum Zeit­punkt des Schlus­ses der münd­li­chen Ver­hand­lung fest­ge­stell­ten Ta­chostand, Zug um Zug ge­gen die Her­aus­ga­be des Fahr­zeugs, zu zah­len. Fer­ner hat es fest­ge­stellt, dass sich die Be­klag­te in An­nah­me­ver­zug be­fin­det.

Ge­gen die­ses Ur­teil hat die Be­klag­te Be­ru­fung ein­ge­legt. Nach­dem der Klä­ger das Fahr­zeug wäh­rend des Be­ru­fungs­ver­fah­rens nach Be­en­di­gung des Lea­sing­ver­trags an die Be­klag­te zu­rück­ge­ge­ben und die Lea­sing­ge­be­rin es dort ab­ge­holt und an­schlie­ßend an ei­nen Drit­ten wei­ter­ver­äu­ßert hat­te, hat die Be­klag­te hilfs­wei­se die Auf­rech­nung mit ei­nem die Kla­ge­for­de­rung über­stei­gen­den Wert­er­satz­an­spruch er­klärt.

Auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten hat das Ober­lan­des­ge­richt das erst­in­stanz­li­che Ur­teil ab­ge­än­dert und die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die da­ge­gen ge­rich­te­te Re­vi­si­on, mit der der Klä­ger die Wie­der­her­stel­lung des land­ge­richt­li­chen Ur­teils be­gehr­te, hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: [10]   I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung, so­weit für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren von In­ter­es­se, im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[11]   Die Kla­ge sei ab­zu­wei­sen, da sämt­li­che Zah­lungs­an­sprü­che des Klä­gers durch die von der Be­klag­ten er­klär­te Auf­rech­nung mit ei­nem An­spruch auf Wert­er­satz ge­mäß § 346 II 1 Nr. 2 BGB er­lo­schen sei­en. Ins­be­son­de­re ste­he dem Klä­ger ein An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung an die Lea­sing­ge­be­rin nicht mehr zu.

[12]   Un­ter der vom Land­ge­richt als ge­ge­ben er­ach­te­ten Vor­aus­set­zung, dass das vom Klä­ger ge­leas­te Fahr­zeug ei­nen Sach­man­gel auf­ge­wie­sen ha­be und dem Klä­ger, auf des­sen Kennt­nis es in ei­nem der­ar­ti­gen Fall an­kom­me, die Man­gel­haf­tig­keit bei Ver­trags­schluss nicht be­kannt ge­we­sen sei (§ 442 I 1 BGB), sei der vom Klä­ger nach vor­he­ri­ger ver­geb­li­cher Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung er­klär­te Rück­tritt vom Kauf­ver­trag wirk­sam. Der Klä­ger sei be­rech­tigt, im ei­ge­nen Na­men die an ihn von der Lea­sing­ge­be­rin ab­ge­tre­te­nen Ge­währ­leis­tungs­rech­te aus­zu­üben und ins­be­son­de­re den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag gel­tend zu ma­chen. Al­ler­dings dür­fe er den sich aus dem Rück­tritt er­ge­ben­den An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses nur zu­guns­ten der Lea­sing­ge­be­rin gel­tend ma­chen und müs­se des­halb im Pro­zess – wie hier ge­sche­hen – auf Zah­lung an die­se kla­gen.

[13]   Der Klä­ger müs­se sich auf den Kauf­preis ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he von ins­ge­samt 4.358,12 € an­rech­nen las­sen. Auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung ei­nes ver­blei­ben­den Zins­an­spruchs des Klä­gers in Hö­he von rund 2.200 € für den Zeit­raum zwi­schen Rechts­hän­gig­keit der Kla­ge und der Auf­rech­nungs­er­klä­rung der Be­klag­ten un­ter Zu­grun­de­le­gung des vol­len Kauf­prei­ses er­ge­be sich da­mit ins­ge­samt ein Zah­lungs­an­spruch des Klä­gers, der sei­ner Hö­he nach un­ter dem An­spruch der Be­klag­ten auf Wert­er­satz lie­ge.

[14]   Der Be­klag­ten ste­he ein An­spruch auf Wert­er­satz ge­mäß § 346 II 1 Nr. 2 BGB in Hö­he des Kauf­prei­ses ab­züg­lich des in An­se­hung des für die Re­pa­ra­tur des Un­fall­scha­dens auf­ge­wand­ten Be­trags von rund 8.000 € zu schät­zen­den mer­kan­ti­len Min­der­werts des Fahr­zeugs in Hö­he von 1.800 € zu. Nach § 346 I BGB ha­be im Fall des Rück­tritts je­de Par­tei die emp­fan­ge­nen Leis­tun­gen zu­rück­zu­ge­wäh­ren und die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen her­aus­zu­ge­ben. Da die Lea­sing­ge­be­rin von der Be­klag­ten als Lie­fe­ran­tin in Voll­zug des Kauf­ver­trags das Ei­gen­tum an dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug er­langt ha­be, sei die­ses (auch) im Fall des Rück­tritts an die Be­klag­te zu­rück­zu­ge­wäh­ren. Die Wahr­neh­mung der Ge­währ­leis­tungs­rech­te durch den Lea­sing­neh­mer, der nicht Ei­gen­tü­mer ge­wor­den sei, än­de­re am In­halt der Rück­ge­währ­pflicht nichts. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Land­ge­richts hät­te der Klä­ger der Be­klag­ten des­halb als Zug um Zug ge­gen Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses zu er­brin­gen­de Ge­gen­leis­tung das Ei­gen­tum und den Be­sitz an dem Fahr­zeug ver­schaf­fen müs­sen.

[15]   Zu die­ser Rück­ge­währ des Ei­gen­tums wie auch des Be­sit­zes an dem Fahr­zeug sei der Klä­ger auf­grund von des­sen In­be­sitz­nah­me durch die Lea­sing­ge­be­rin mit nach­fol­gen­der Ver­äu­ße­rung an ei­nen Drit­ten je­doch nicht mehr in der La­ge. Dass die Lea­sing­ge­be­rin be­reit und in der La­ge sei, das Fahr­zeug von dem Dritt­käu­fer zu­rück­zu­er­wer­ben, um dann den streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­trag rück­ab­wi­ckeln zu kön­nen, be­haup­te der Klä­ger nicht und er­ge­be sich auch nicht aus der Ver­äu­ße­rungs­mit­tei­lung der Lea­sing­ge­be­rin.

[16]   Die sei­tens des Klä­gers er­folg­te Über­ga­be des Fahr­zeugs an die Be­klag­te nach Ab­lauf des Lea­sing­ver­trags stel­le auch nicht die nach § 346 I 1 BGB ge­schul­de­te Be­sitz­rück­ge­währ an die Be­klag­te dar. Viel­mehr ha­be die Be­klag­te in ih­rer Ei­gen­schaft als aus­lie­fern­de Händ­le­rin das Fahr­zeug für die Lea­sing­ge­be­rin als de­ren Be­sitz­die­ne­rin oder al­len­falls Be­sitz­mitt­le­rin ent­ge­gen­ge­nom­men und kei­nen Ei­gen­be­sitz er­wor­ben. Da kein Fall des § 348 III BGB [ge­meint: § 346 III BGB] vor­lie­ge, ha­be der Klä­ger des­halb ge­mäß § 346 II 1 Nr. 2 BGB Wert­er­satz zu leis­ten ge­habt.

[17]   Nach § 346 II 2 BGB sei die im Ver­trag be­stimm­te Ge­gen­leis­tung – al­so der Kauf­preis – der Be­rech­nung des Wert­er­sat­zes zu­grun­de zu le­gen. Al­ler­dings müs­se ein Man­gel der Kauf­sa­che bei der Be­mes­sung des Wert­er­sat­zes be­rück­sich­tigt und dem­entspre­chend hier der noch ver­blie­be­ne mer­kan­ti­le Min­der­wert des Fahr­zeugs von ge­schätzt rund 1.800 € in Ab­zug ge­bracht wer­den. Hier­nach sei durch die Auf­rech­nung der An­spruch des Klä­gers voll­stän­dig er­lo­schen.

[18]   Mit der Un­mög­lich­keit der Über­eig­nung und Her­aus­ga­be ent­fal­le auch ein et­wai­ger An­nah­me­ver­zug der Be­klag­ten, zu­mal sich die Be­klag­te tat­säch­lich nicht im An­nah­me­ver­zug be­fin­de.

[19]   II. Die­se Be­ur­tei­lung hält recht­li­cher Nach­prü­fung nicht stand. Mit der vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­ge­be­nen Be­grün­dung kann ein Er­lö­schen des von dem Klä­ger aus ab­ge­tre­te­nem Recht gel­tend ge­mach­ten An­spruchs auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ge­mäß § 434 I 2 Nr. 2 BGB in der bis zum 31.12.2021 gel­ten­den Fas­sung (vgl. Art. 229 § 58 EGBGB), § 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 323 I, 346 I, 348, 398 BGB nebst Zin­sen (§ 291 BGB) ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung in­fol­ge der von der Be­klag­ten er­klär­ten Auf­rech­nung mit ei­nem Wert­er­satz­an­spruch ge­mäß § 346 II 1 Nr. 2 BGB in ei­ner den An­spruch des Klä­gers über­stei­gen­den Hö­he ge­mäß § 389 BGB nicht an­ge­nom­men wer­den. Ent­ge­gen der An­sicht des Be­ru­fungs­ge­richts fehlt es an der für ei­ne Auf­rech­nung er­for­der­li­chen Ge­gen­sei­tig­keit des von dem Klä­ger gel­tend ge­mach­ten (Rück-)Zah­lungs­an­spruchs und des von der Be­klag­ten zur Auf­rech­nung ge­stell­ten Wert­er­satz­an­spruchs i. S. von § 387 BGB (s. hier­zu nach­fol­gend un­ter 1). Et­was an­de­res er­gibt sich auch nicht aus der Vor­schrift des § 406 BGB, da die­se auf­grund der Kennt­nis der Be­klag­ten von der hier vor­lie­gen­den lea­sing­ty­pi­schen Ab­tre­tungs­kon­struk­ti­on nicht an­wend­bar ist (s. hier­zu un­ter 2).

[20]   1. Nach § 387 BGB kann, wenn zwei Per­so­nen ein­an­der Leis­tun­gen schul­den, die ih­rem Ge­gen­stand nach gleich­ar­tig sind, je­der Teil ge­gen die For­de­run­gen des an­de­ren Teils auf­rech­nen, so­bald er die ihm ge­büh­ren­de Leis­tung for­dern und die ihm ob­lie­gen­de Leis­tung be­wir­ken kann. Der Gläu­bi­ger der Haupt­for­de­rung muss zu­gleich Schuld­ner der Ge­gen­for­de­rung und der Schuld­ner der Haupt­for­de­rung zu­gleich der Gläu­bi­ger der Ge­gen­for­de­rung sein (vgl. BGH, Urt. v. 06.10.2004 – XII ZR 323/01, NJW-RR 2005, 375 un­ter II 1 a; s. auch BGH, Urt. v. 24.10.1962 – V ZR 1/61, BGHZ 38, 122, 124; Urt. v. 15.09.2010 – VI­II ZR 16/10, NJW-RR 2010, 1664 Rn. 17 f.). An die­ser Ge­gen­sei­tig­keit fehlt es im vor­lie­gen­den Fall, da sich ein Wert­er­satz­an­spruch der Be­klag­ten hier nicht ge­gen den Klä­ger, son­dern ge­gen die Lea­sing­ge­be­rin rich­tet.

[21]   a) An ei­ner re­vi­si­ons­recht­li­chen Über­prü­fung der von dem Klä­ger gel­tend ge­mach­ten und ge­gen die Be­klag­te ge­rich­te­ten Haupt­for­de­rung auf Kauf­preis­rück­zah­lung nebst Zin­sen in dem von dem Be­ru­fungs­ge­richt be­jah­ten Um­fang ist der Se­nat aus pro­zes­sua­len Grün­den ge­hin­dert. Denn al­lein der Klä­ger hat Re­vi­si­on ge­gen das Ur­teil des Be­ru­fungs­ge­richts ein­ge­legt. Hat das vor­in­stanz­li­che Ge­richt aber ei­ne Kla­ge le­dig­lich auf­grund der vom Be­klag­ten er­klär­ten Hilfs­auf­rech­nung ab­ge­wie­sen und legt nur der Klä­ger ein Rechts­mit­tel ein, so ist dem Rechts­mit­tel­ge­richt die er­neu­te Über­prü­fung der Kla­ge­for­de­rung ver­wehrt (vgl. BGH, Urt. v. 03.11.1989 – V ZR 143/87, BGHZ 109, 179, 189 f.; Urt. v. 26.10.1994 – VI­II ZR 150/93, NJW-RR 1995, 240 un­ter II 1 [zur Be­ru­fung]; Urt. v. 13.06.2001 – VI­II ZR 294/99, NJW-RR 2001, 1572 un­ter II 3 [zur Be­ru­fung]; s. auch Ball, in: Mu­sielak/​Voit, ZPO, 21. Aufl., § 528 Rn. 8 [zur Be­ru­fung]).

[22]   b) Hin­sicht­lich der von der Be­klag­ten zur Auf­rech­nung ge­stell­ten, auf Leis­tung von Wert­er­satz ge­rich­te­ten, vom Be­ru­fungs­ge­richt auf § 346 II 1 Nr. 2 BGB ge­stütz­ten Ge­gen­for­de­rung hat es zwar im Aus­gangs­punkt noch zu­tref­fend an­ge­nom­men, dass sich der In­halt der nach ei­nem wirk­sa­men Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­ste­hen­den An­sprü­che der Kauf­ver­trags­par­tei­en auf Rück­ge­währ der emp­fan­ge­nen Leis­tun­gen ge­mäß § 346 I BGB be­zie­hungs­wei­se auf Wert­er­satz ge­mäß § 346 II 1 BGB nicht we­gen der – hier er­folg­ten – lea­sing­ty­pi­schen Ab­tre­tung (auch) des Kauf­preis­rück­zah­lungs­an­spruchs an den Lea­sing­neh­mer än­dert.

[23]   Das Be­ru­fungs­ge­richt hat je­doch – wie die Re­vi­si­on zu Recht gel­tend macht – ver­kannt, dass sich bei der Rück­ab­wick­lung ei­nes über ei­ne Lea­sing­s­a­che ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags ein An­spruch des Lie­fe­ran­ten – wie hier der Be­klag­ten – auf Wert­er­satz ge­mäß § 346 II 1 BGB grund­sätz­lich nicht ge­gen den Lea­sing­neh­mer, son­dern ge­gen den Lea­sing­ge­ber als Käu­fer rich­tet. Es fehlt da­mit an der ge­mäß § 387 BGB für ei­ne Auf­rech­nung er­for­der­li­chen Ge­gen­sei­tig­keit des an den Lea­sing­neh­mer ab­ge­tre­te­nen An­spruchs auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ge­mäß § 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 323 I, 346 I, 398 BGB und des Wert­er­satz­an­spruchs.

[24]   aa) Nach er­folg­ter lea­sing­ty­pi­scher Ab­tre­tung der Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che an den Lea­sing­neh­mer blieb schon ge­mäß der Rechts­la­ge vor der Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rung die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags auf­grund be­grün­de­ten Wan­de­lungs­be­geh­rens Sa­che der dar­an be­tei­lig­ten Ver­trags­par­tei­en, al­so von Lea­sing­ge­ber und Lie­fe­rant (vgl. Se­nat, Urt. v. 20.06.1984 – VI­II ZR 131/83, NJW 1985, 129 un­ter I 2 b cc; Urt. v. 13.11.2013 – VI­II ZR 257/12, NJW 2014, 1583 Rn. 28). Der Lea­sing­ge­ber ver­lor näm­lich trotz der Wan­de­lung des Kauf­ver­trags sei­ne Rechts­stel­lung als Käu­fer nicht und hat­te da­mit ei­nen An­spruch auf Rück­zah­lung des ge­leis­te­ten Kauf­prei­ses, Zug um Zug ge­gen Rück­ge­währ der Lea­sing­s­a­che an den Lie­fe­ran­ten (vgl. Se­nat, Urt. v. 23.02.1977 – VI­II ZR 124/75, BGHZ 68, 118, 125 f.; Urt. v. 16.09.1981 – VI­II ZR 265/80, BGHZ 81, 298, 309 f.; Urt. v. 24.06.1992 – VI­II ZR 188/91, WM 1992, 1609 un­ter II 2 a bb; Urt. v. 13.11.2013 – VI­II ZR 257/12, NJW 2014, 1583 Rn. 28). Dem­entspre­chend war auch nicht der Lea­sing­neh­mer, son­dern der Lea­sing­ge­ber als Ei­gen­tü­mer der Kauf­sa­che nach Voll­zug der Wan­de­lung be­rech­tigt und ver­pflich­tet, im Rah­men der Durch­füh­rung der Wan­de­lung die Sa­che an den Lie­fe­ran­ten zu­rück­zu­über­eig­nen (vgl. Se­nat, Urt. v. 23.02.1977 – VI­II ZR 124/75, BGHZ 68, 118, 125 f.).

[25]   Für die – auf der Grund­la­ge des neu­en Schuld­rechts – nach man­gel­be­ding­tem Rück­tritt vor­zu­neh­men­de Rück­ab­wick­lung, die – wie hier – ty­pi­scher­wei­se auf un­mit­tel­ba­re Kauf­preis­rück­zah­lung an den Lea­sing­ge­ber ge­rich­tet ist, gilt – wie der Se­nat eben­falls be­reits ent­schie­den hat – nichts an­de­res (vgl. Se­nat, Urt. v. 13.11.2013 – VI­II ZR 257/12, NJW 2014, 1583 Rn. 28).

[26]   bb) Aus­ge­hend hier­von rich­tet sich auch der von der Be­klag­ten gel­tend ge­mach­te und an die Stel­le des auf Her­aus­ga­be und Rück­über­eig­nung des Lea­sing­fahr­zeugs tre­ten­de Wert­er­satz­an­spruch ge­mäß § 346 II 1 Nr. 2 BGB we­gen der Ver­äu­ße­rung des Lea­sing­fahr­zeugs an ei­nen Drit­ten nicht ge­gen den Klä­ger als Lea­sing­neh­mer, son­dern ge­gen die Lea­sing­ge­be­rin als Käu­fe­rin des Fahr­zeugs. Denn die Lea­sing­ge­be­rin hat in XI­II 1 der Lea­sing­be­din­gun­gen le­dig­lich – un­ter Aus­schluss von ge­gen sie selbst ge­rich­te­ten An­sprü­chen we­gen Män­geln des Fahr­zeugs – sämt­li­che An­sprü­che und Rech­te aus dem mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag auf­grund sol­cher Män­gel an den Klä­ger als Lea­sing­neh­mer ab­ge­tre­ten. Der Klä­ger ist je­doch nicht an­stel­le der Lea­sing­ge­be­rin als Käu­fer in den von die­ser mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag ein­ge­tre­ten. Es han­delt sich viel­mehr um ei­ne im Ein­klang mit der Recht­spre­chung des Se­nats ste­hen­de lea­sing­ty­pi­sche Ab­tre­tungs­kon­struk­ti­on, wo­nach ein Lea­sing­ge­ber auch in All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen – wie hier – sei­ne miet­recht­li­che Ge­währ­leis­tung durch ei­ne Ab­tre­tung sei­ner kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che ge­gen den Lie­fe­ran­ten der Lea­sing­s­a­che er­set­zen kann (vgl. Se­nat, Urt. v. 13.11.2013 – VI­II ZR 257/12, NJW 2014, 1583 Rn. 28; Urt. v. 21.12.2005 – VI­II ZR 85/05, BB 2006, 348 Rn. 11; je­weils m. w. Nachw.). Die­se lea­sing­ty­pi­sche Ab­tre­tung er­folgt nicht, um dem Lea­sing­neh­mer wie­der ei­ne ihm ei­gent­lich zu­kom­men­de Käu­fer­po­si­ti­on zu ver­schaf­fen, die ihm durch den Lea­sing­ver­trag mit dem Lea­sing­ge­ber ent­gan­gen ist, son­dern dient al­lein dem Zweck, den vom Lea­sing­ge­ber an­ge­streb­ten Aus­schluss sei­ner miet­recht­li­chen Ge­währ­leis­tung aus­zu­glei­chen und da­mit in recht­li­cher Hin­sicht zu er­mög­li­chen (vgl. Urt. v. 21.12.2005 – VI­II ZR 85/05, BB 2006, 348 Rn. 15).

[27]   2. Auf der Grund­la­ge der bis­lang von dem Be­ru­fungs­ge­richt ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen konn­te die Be­klag­te – un­ab­hän­gig von der Fra­ge, ob sie mög­li­cher­wei­se mit der Lea­sing­ge­be­rin ein (auch zu­guns­ten des Lea­sing­neh­mers wir­ken­des) Auf­rech­nungs­ver­bot ver­ein­bart hat (vgl. hier­zu Se­nat, Urt. v. 02.07.1975 – VI­II ZR 35/74, WM 1975, 852 un­ter 2 b; BeckOGK/​Lie­der, Stand: 01.08.2024, § 406 BGB Rn. 26; Stau­din­ger/​Bie­der/​Gurs­ky, BGB, Neu­be­arb. 2022, § 387 Rn. 333) – ge­gen­über dem Klä­ger auch nicht auf­grund der in § 406 BGB ent­hal­te­nen Re­ge­lung mit dem ihr nach ih­rer An­sicht zu­ste­hen­den Wert­er­satz­an­spruch auf­rech­nen. Die Vor­schrift des § 406 BGB ist, so­weit der Lie­fe­rant ei­ner Lea­sing­s­a­che den Kauf­ver­trag mit dem Lea­sing­ge­ber – wie hier – in Kennt­nis des Vor­lie­gens ei­ner lea­sing­ty­pi­schen Ab­tre­tungs­kon­struk­ti­on ge­schlos­sen hat, grund­sätz­lich nicht zu­guns­ten des Lie­fe­ran­ten an­wend­bar, wenn der Lea­sing­neh­mer den Lie­fe­ran­ten aus lea­sing­ty­pisch ab­ge­tre­te­nem Recht auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags in An­spruch nimmt und dem Lie­fe­ran­ten ge­gen den Lea­sing­ge­ber ein Wert­er­satz­an­spruch ge­mäß § 346 II 1 BGB zu­steht.

[28]   a) Nach der Vor­schrift des § 406 BGB kann der Schuld­ner mit ei­ner ihm ge­gen den bis­he­ri­gen Gläu­bi­ger zu­ste­hen­den For­de­rung auch dem neu­en Gläu­bi­ger ge­gen­über auf­rech­nen, es sei denn, dass er bei dem Er­werb der For­de­rung von der Ab­tre­tung Kennt­nis hat­te oder die For­de­rung erst nach der Er­lan­gung der Kennt­nis und spä­ter als die ab­ge­tre­te­ne For­de­rung fäl­lig ge­wor­den ist. Die­se Be­stim­mung be­trifft al­lein die Auf­rech­nung des Schuld­ners ge­gen­über dem Zes­sio­nar, die nach der Ab­tre­tung er­klärt wird, und stellt ei­ne Son­der­re­ge­lung ge­gen­über § 404 BGB hin­sicht­lich der Ein­wen­dung der Auf­rech­nung dar (vgl. Se­nat, Urt. v. 26.06.2002 – VI­II ZR 327/00, NJW 2002, 2865 un­ter II 1 c aa).

[29]   b) Auch in An­se­hung des von der Recht­spre­chung des BGH grund­sätz­lich eher weit­ge­zo­ge­nen An­wen­dungs­be­reichs des § 406 BGB (zu § 406 Halb­satz 2 Fall 1 BGB vgl. BGH, Urt. v. 21.04.1971 – VI­II ZR 190/69, BGHZ 56, 111, 114; Urt. v. 27.04.1972 – II ZR 122/70, BGHZ 58, 327, 330; Urt. v. 22.12.1995 – V ZR 52/95, NJW 1996, 1056 un­ter II 5 b aa; zu § 406 Halb­satz 2 Fall 2 BGB vgl. BGH, Urt. v. 27.04.1972 – II ZR 122/70, BGHZ 58, 327, 331; Urt. v. 16.03.1994 – VI­II ZR 246/92, NJW-RR 1994, 880 un­ter II 2 b; Urt. v. 22.12.1995 – V ZR 52/95, NJW 1996, 1056 un­ter II 5 b bb) ist die­ser vor­lie­gend je­den­falls nach dem Sinn und Zweck der Vor­schrift bei ei­ner vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags er­lang­ten Kennt­nis des Lie­fe­ran­ten von dem Vor­lie­gen ei­ner lea­sing­ty­pi­schen Ab­tre­tungs­kon­struk­ti­on ge­gen­über dem Lea­sing­neh­mer grund­sätz­lich nicht er­öff­net.

[30]   aa) Der Vor­schrift des § 406 BGB liegt eben­so wie § 404 BGB der Ge­dan­ke zu­grun­de, dass der Schuld­ner durch die Ab­tre­tung nicht be­nach­tei­ligt, er al­so ge­gen­über dem neu­en Gläu­bi­ger nicht un­güns­ti­ger ge­stellt wer­den soll, als er ge­gen­über dem al­ten Gläu­bi­ger stand (vgl. BGH, Urt. v. 26.06.2002 – VI­II ZR 327/00, NJW 2002, 2865 un­ter II 1 c aa; Urt. v. 10.04.2008 – VII ZR 58/07, BGHZ 176, 128 Rn. 23). Die Be­stim­mung ist Aus­druck ei­ner Bil­lig­keits­ent­schei­dung des Ge­setz­ge­bers, die auf ei­ner Ab­wä­gung der In­ter­es­sen von Schuld­ner und Gläu­bi­ger be­ruht (vgl. BGH, Beschl. v. 20.06.1951 – GSZ 1/51, BGHZ 2, 300, 306; s. auch Stau­din­ger/​Bu­sche, BGB, Neu­be­arb. 2022, § 406 Rn. 1; Schwarz, AcP 203 [2003], 241, 249 f.).

[31]   Ist die Auf­rech­nungs­la­ge be­reits vor der Ab­tre­tung ge­ge­ben, so kann der Schuld­ner oh­ne Wei­te­res durch Er­klä­rung ge­gen­über dem Zes­sio­nar auf­rech­nen, un­ge­ach­tet der in­fol­ge der Ab­tre­tung feh­len­den Ge­gen­sei­tig­keit der For­de­run­gen (vgl. BGH, Urt. v. 28.11.1955 – II ZR 153/54, BGHZ 19, 153, 156; Urt. v. 27.04.1972 – II ZR 122/70, BGHZ 58, 327, 329; Urt. v. 26.06.2002 – VI­II ZR 327/00, NJW 2002, 2865 un­ter II 1 c aa). Die Rech­te des Schuld­ners wer­den durch § 406 BGB zu­sätz­lich da­hin er­wei­tert, dass er sich bei Gut­gläu­big­keit auch auf sol­che Um­stän­de be­ru­fen darf, die spä­ter als im Zeit­punkt der Ab­tre­tung ein­ge­tre­ten sind und die ihm oh­ne die Ab­tre­tung das Recht zur Auf­rech­nung ge­gen­über dem frü­he­ren Gläu­bi­ger ge­ge­ben hät­ten (vgl. BGH, Urt. v. 28.11.1955 – II ZR 153/54, BGHZ 19, 153, 157; Urt. v. 26.06.2002 – VI­II ZR 327/00, NJW 2002, 2865 un­ter II 1 c aa). Ein sol­cher Schuld­ner wird in sei­nem Auf­rech­nungs­recht ge­schützt, wenn er bei Er­werb der Ge­gen­for­de­rung da­mit rech­nen konn­te, sich durch Auf­rech­nung von der in­zwi­schen oh­ne sein Wis­sen ab­ge­tre­te­nen For­de­rung be­frei­en zu kön­nen (vgl. Se­nat, Urt. v. 26.06.2002 – VI­II ZR 327/00, NJW 2002, 2865 un­ter II 1 c aa).

[32]   Räumt da­mit § 406 BGB grund­sätz­lich nur dem gut­gläu­bi­gen Schuld­ner, der bei Er­werb sei­ner Ge­gen­for­de­rung von der Ab­tre­tung der ge­gen ihn ge­rich­te­ten For­de­rung kei­ne Kennt­nis hat­te, ei­ne Auf­rech­nungs­be­fug­nis ein, ist ein sol­cher Schutz nicht ge­recht­fer­tigt, wenn das Ver­trau­en dar­auf fehlt, mit dem Er­werb der Ge­gen­for­de­rung die Auf­rech­nungs­la­ge her­stel­len zu kön­nen (vgl. Se­nat, Urt. v. 26.06.2002 – VI­II ZR 327/00, NJW 2002, 2865 un­ter II 1 c bb). So liegt der Fall hier.

[33]   bb) Wie be­reits aus­ge­führt, liegt der Gel­tend­ma­chung des auf Kauf­preis­rück­zah­lung ge­rich­te­ten An­spruchs durch den Klä­ger im vor­lie­gen­den Fall ei­ne lea­sing­ty­pi­sche Ab­tre­tungs­kon­struk­ti­on zu­grun­de. Die Be­klag­te hat­te von die­ser Kon­struk­ti­on auch be­reits vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags mit der Lea­sing­ge­be­rin Kennt­nis. Denn als Fahr­zeug­händ­le­rin ist sie nicht nur mit ei­ner sol­chen Vor­ge­hens­wei­se ge­ne­rell ver­traut, son­dern hat nach den rechts­feh­ler­frei­en und von den Par­tei­en nicht an­ge­grif­fe­nen Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts den hier streit­ge­gen­ständ­li­chen Lea­sing­ver­trag so­gar ver­mit­telt. Aus­ge­hend hier­von durf­te die Be­klag­te bei Ab­wä­gung der In­ter­es­sen der an dem lea­sing­ty­pi­schen Drei­ecks­ver­hält­nis be­tei­lig­ten Per­so­nen grund­sätz­lich nicht dar­auf ver­trau­en, mit ei­nem et­wai­gen Wert­er­satz­an­spruch ge­mäß § 346 II 1 Nr. 2 BGB ge­gen­über dem von dem Klä­ger aus ab­ge­tre­te­nem Recht gel­tend ge­mach­ten Rück­zah­lungs­an­spruch auf­rech­nen zu kön­nen.

[34]   (1) Die lea­sing­ty­pi­sche Ab­tre­tung der kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che dient dem Lea­sing­ge­ber – wie oben (un­ter II 1 b bb) be­reits aus­ge­führt – le­dig­lich zur Er­set­zung sei­ner miet­recht­li­chen Ge­währ­leis­tung (vgl. Se­nat, Urt. v. 13.11.2013 – VI­II ZR 257/12, NJW 2014, 1583 Rn. 13). Auch nach ei­ner sol­chen Ab­tre­tung bleibt aber die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags im Fal­le ei­nes wirk­sa­men Rück­tritts von die­sem Sa­che des Lie­fe­ran­ten und des Lea­sing­ge­bers und ist ty­pi­scher­wei­se – wie auch hier in XI­II 1 der Lea­sing­be­din­gun­gen vor­ge­se­hen – auf Kauf­preis­rück­zah­lung an den Lea­sing­ge­ber ge­rich­tet (vgl. Se­nat, Urt. v. 13.11.2013 – VI­II ZR 257/12, NJW 2014, 1583 Rn. 28). Dem­entspre­chend trägt auch der Lea­sing­ge­ber und nicht der Lea­sing­neh­mer das Ri­si­ko, dass der An­spruch ge­gen den Lie­fe­ran­ten auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses nicht ver­wirk­licht wer­den kann (vgl. Se­nat, Urt. v. 13.11.2013 – VI­II ZR 257/12, NJW 2014, 1583 Rn. 23; Urt. v. 25.10.1989 – VI­II ZR 105/88, BGHZ 109, 139, 143).

[35]   Der Lea­sing­neh­mer, der auf­grund des von ihm er­klär­ten Rück­tritts vom Kauf­ver­trag ge­gen den Lie­fe­ran­ten auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses an den Lea­sing­ge­ber klagt, führt die­sen Pro­zess da­ge­gen re­gel­mä­ßig le­dig­lich des­halb, um zu­nächst ei­ne Be­rech­ti­gung zur vor­läu­fi­gen Ein­stel­lung der Zah­lung der Lea­sing­ra­ten zu er­rei­chen (vgl. Se­nat, Urt. v. 16.06.2010 – VI­II ZR 317/09, NJW 2010, 2798 Rn. 19 ff., 26; Urt. v. 16.09.2015 – VI­II ZR 119/14, NJW 2016, 397 Rn. 20 m. w. Nachw.) und sich von dem Lea­sing­ver­trag lö­sen und ei­ne Rück­zah­lung der von ihm ge­leis­te­ten Lea­sing­ra­ten er­rei­chen zu kön­nen. Ob die Rück­tritts­er­klä­rung des Lea­sing­neh­mers die Um­ge­stal­tung des Kauf­ver­trags über das Lea­sing­ob­jekt in ein Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis und da­mit zu­gleich den Weg­fall der Ge­schäfts­grund­la­ge des Lea­sing­ver­trags be­wirkt, muss, wenn der Lie­fe­rant den Rück­tritt nicht ak­zep­tiert – wie sich auch XI­II 4 der streit­ge­gen­ständ­li­chen Lea­sing­be­din­gun­gen ent­neh­men lässt –, ge­richt­lich ge­klärt wer­den und steht da­her erst mit dem Ein­tritt der Rechts­kraft des Ur­teils im Ge­währ­leis­tungs­pro­zess ge­gen den Lie­fe­ran­ten fest (vgl. Se­nat, Urt. v. 16.06.2010 – VI­II ZR 317/09, NJW 2010, 2798 Rn. 24; Urt. v. 13.11.2013 – VI­II ZR 257/12, NJW 2014, 1583 Rn. 15 f.; Urt. v. 25.11.2020 – VI­II ZR 252/18, BGHZ 228, 1 Rn. 30).

[36]   Der Lea­sing­neh­mer kann wäh­rend ei­nes sol­chen Ge­währ­leis­tungs­pro­zes­ses we­der ei­ne Wei­ter­ver­äu­ße­rung der Lea­sing­s­a­che durch den Lea­sing­ge­ber – wie im vor­lie­gen­den Fall – ver­hin­dern noch nach der Rück­ga­be der Lea­sing­s­a­che bei Be­en­di­gung des Lea­sing­ver­trags auf de­ren wei­te­ren Ver­bleib Ein­fluss neh­men. Er lie­fe so­mit bei ei­ner durch den Lea­sing­ge­ber her­bei­ge­führ­ten Un­mög­lich­keit der Rück­ge­währ der Lea­sing­s­a­che nicht nur Ge­fahr, den Ge­währ­leis­tungs­pro­zess zu ver­lie­ren und mit ent­spre­chen­den Pro­zess­kos­ten be­las­tet zu wer­den, son­dern sich auch nicht von dem Lea­sing­ver­trag trotz der Man­gel­haf­tig­keit der Kauf­sa­che lö­sen zu kön­nen.

[37]   Der Lie­fe­rant hin­ge­gen, der – wie hier die Be­klag­te als den Lea­sing­ver­trag ver­mit­teln­de Fahr­zeug­händ­le­rin – von vorn­her­ein von der be­son­ders en­gen tat­säch­li­chen und recht­li­chen Ver­zah­nung von Kauf- und Lea­sing­ver­trag (vgl. hier­zu Se­nat, Urt. v. 25.11.2020 – VI­II ZR 252/18, BGHZ 228, 1 Rn. 30 f.) – ins­be­son­de­re auch der Ab­tre­tung der Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che weiß und hier­von im Hin­blick auf die da­mit ein­her­ge­hen­de Ab­satz­för­de­rung pro­fi­tiert, hat die Mög­lich­keit, durch ent­spre­chen­de Ver­ein­ba­run­gen mit dem Lea­sing­ge­ber als sei­nem Kauf­ver­trags­part­ner die Leis­tung des von ihm be­gehr­ten Wert­er­sat­zes bei Un­mög­lich­keit der Rück­ge­währ der Lea­sing­s­a­che im Fal­le der Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags si­cher­zu­stel­len. Zu­dem kann er, wenn die Lea­sing­s­a­che nach Be­en­di­gung des Lea­sing­ver­trags an ihn – wie im vor­lie­gen­den Fall – zu­rück­ge­ge­ben wird, den Lea­sing­ge­ber un­mit­tel­bar zur Rück­über­eig­nung der Lea­sing­s­a­che auf­for­dern (vgl. zur Mög­lich­keit ei­ner iso­lier­ten Dritt­wi­der­kla­ge Se­nat, Urt. v. 25.11.2020 – VI­II ZR 252/18, BGHZ 228, 1 Rn. 29 ff.). Macht der Lie­fe­rant von die­sen Mög­lich­kei­ten kei­nen Ge­brauch, ist er gleich­wohl nicht schutz­los ge­stellt. Denn – wie be­reits aus­ge­führt – er­folgt die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags im Ver­hält­nis zwi­schen dem Lie­fe­ran­ten und dem Lea­sing­ge­ber, so­dass Ers­te­rer et­wa ei­nen mög­li­chen Wert­er­satz­an­spruch ge­gen Letz­te­ren gel­tend ma­chen kann.

[38]   (2) Aus­ge­hend hier­von ist bei ei­ner Ab­wä­gung der wi­der­strei­ten­den In­ter­es­sen des Klä­gers, der Be­klag­ten und der Lea­sing­ge­be­rin den In­ter­es­sen des Klä­gers grund­sätz­lich der Vor­zug zu ge­ben, da er als Lea­sing­neh­mer und Ver­brau­cher – an­ders als die Be­klag­te als Fahr­zeug­händ­le­rin so­wie die Lea­sing­ge­be­rin – die Schwie­rig­kei­ten bei der Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags in dem be­ste­hen­den Drei­ecks­ver­hält­nis re­gel­mä­ßig bei Ab­schluss des Lea­sing­ver­trags nicht über­bli­cken wird und auch kei­ne den Op­tio­nen des Lie­fe­ran­ten ver­gleich­ba­re Mög­lich­keit hat, sich hier­ge­gen zu schüt­zen. Ob auf­grund be­son­de­rer Um­stän­de des vor­lie­gen­den Ein­zel­falls aus­nahms­wei­se et­was an­de­res zu gel­ten hat, ist den bis­her sei­tens des Be­ru­fungs­ge­richts ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen nicht zu ent­neh­men.

[39]   III. Nach al­le­dem kann das Be­ru­fungs­ur­teil kei­nen Be­stand ha­ben; es ist da­her auf­zu­he­ben (§ 562 I ZPO). Die Sa­che ist nicht zur End­ent­schei­dung reif und des­halb an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen (§ 563 I 1 ZPO), da­mit es den Par­tei­en Ge­le­gen­heit zu ei­ner er­gän­zen­den Stel­lung­nah­me ge­ben und die da­nach ge­ge­be­nen­falls er­for­der­li­chen Fest­stel­lun­gen tref­fen kann.

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