Es ge­hört re­gel­mä­ßig zu den Min­des­ter­for­der­nis­sen für ei­nen gut­gläu­bi­gen Er­werb ei­nes ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeugs nach §§ 929, 935 BGB, dass sich der Er­wer­ber die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (Fahr­zeug­brief) vor­le­gen lässt, um die Be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers zu prü­fen. Wird dem Er­wer­ber ei­ne ge­fälsch­te Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II vor­ge­legt, so tref­fen ihn, so­fern er die Fäl­schung nicht er­ken­nen muss­te und für ihn auch kei­ne an­de­ren Ver­dachts­mo­men­te vor­la­gen, kei­ne wei­te­ren Nach­for­schungs­pflich­ten (im An­schluss an BGH, Urt. v. 23.09.2022 – V ZR 148/21, ju­ris Rn. 16). Nichts an­de­res kann für die Vor­la­ge ei­ner ge­fälsch­te Voll­machts­ur­kun­de gel­ten; al­ler­dings schützt § 932 BGB nicht den gu­ten Glau­ben an die Ver­tre­tungs­macht des Ver­äu­ße­rers.

LG It­ze­hoe, Ur­teil vom 13.06.2024 – 6 O 7/24

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin be­gehrt von der Be­klag­ten Scha­dens­er­satz we­gen Un­mög­lich­keit der Her­aus­ga­be ei­nes Wohn­mo­bils.

Am 11.06.2021 schloss die Be­klag­te mit dem et­wa ein Jahr spä­ter ver­stor­be­nen V, der als Ver­tre­ter der Klä­ge­rin – sei­ner füh­rern Ehe­frau – auf­trat ei­nen Kauf­ver­trag über das Wohn­mo­bil der Klä­ge­rin. Die­ses Fahr­zeug über­gab V der Be­klag­ten am sel­ben Tag in An­we­sen­heit des S, dem am 12.01.2009 ge­bo­re­ne Sohn der Klä­ge­rin und des V. Den Kauf­preis in Hö­he von 35.000 € über­wies die Be­klag­te auf das „Ju­nior­Gi­ro“-Kon­to des S.

Das Sor­ge­recht für S teil­ten sich da­mals bei­de El­tern­tei­le. Sie hat­ten auch in die Er­öff­nung des „Ju­nior­Gi­ro“-Kon­tos ein­ge­wil­ligt. Tat­säch­lich nutz­te V, der über kein ei­ge­nes Kon­to ver­füg­te, das Kon­to als sein ei­ge­nes; un­ter an­de­rem gin­gen sei­ne Ren­te und der von der Klä­ge­rin ge­zahl­te Kin­des­un­ter­halt auf die­sem Kon­to ein. Nach­dem der von der Be­klag­ten ge­zahl­te Kauf­preis dem Kon­to gut­ge­schrie­ben wor­den war, er­folg­ten grö­ße­re Zah­lun­gen, un­ter an­de­rem an K, E und W.

Kon­tak­tiert hat­te V die Be­klag­te am 09.04.2021 über de­ren In­ter­net­sei­te. Als er sich we­ni­ge Ta­ge spä­ter mit dem Wohn­mo­bil zu der Be­klag­ten be­gab, stell­te die­se fest, dass in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (Fahr­zeug­brief) nicht V, son­dern die Klä­ge­rin ein­ge­tra­gen war. ein­ge­tra­gen war. Nach­dem V der Be­klag­ten zu­nächst an­ge­bo­ten hat­te, das Wohn­mo­bil auf sich um­zu­mel­den, bot er ihr kurz dar­auf an, ei­ne Voll­macht der Klä­ge­rin bei­zu­brin­gen. Die­se über­sand­te er der Be­klag­ten dann mit E-Mail vom 09.06.2021. Die Voll­macht ent­hält die Fo­to­ko­pie ei­nes Per­so­nal­aus­wei­ses im al­ten, nicht mehr ak­tu­el­len For­mat, der – wie auf der Vor­der­sei­te ver­merkt – bis zum 16.10.2012 gül­tig war. Die Un­ter­schrift un­ter dem Voll­machts­text weicht op­tisch in ei­ni­gen De­tails von der Un­ter­schrift auf dem Per­so­nal­aus­weis ab.

In dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­trag wird die Klä­ge­rin na­ment­lich als Ver­käu­fe­rin des Wohn­mo­bils be­nannt. Als Te­le­fon­num­mer ist die­je­ni­ge an­ge­ge­ben, die V bei der Kon­takt­auf­nah­me mit der Be­klag­ten über de­ren In­ter­net­sei­te als sei­ne Te­le­fon­num­mer an­ge­ge­ben hat­te.

Am 10.06.2021 mel­de­te sich ei­ne sich „M“ nen­nen­de Frau te­le­fo­nisch bei der Be­klag­ten, be­zog sich auf ei­ne von ih­rem Mann ge­sen­de­te E-Mail und frag­te nach, ob nun al­les in Ord­nung sei. Am nächs­ten Tag fuhr V er­neut mit dem Wohn­mo­bil zu der Be­klag­ten. An die­sem Tag wur­de der Kauf­ver­trag über das Fahr­zeug un­ter­zeich­net und der Kauf­preis über­wie­sen. Die Be­klag­te bat dar­um, um auch ih­re letz­te Un­si­cher­heit zu be­sei­ti­gen, den Kauf­preis nicht an V, son­dern auf das Kon­to des S über­wei­sen zu dür­fen, da­mit – wie sie glaub­te – auch die Klä­ge­rin un­mit­tel­bar dar­auf zu­grei­fen kön­ne.

In der Fol­ge­zeit konn­te das Wohn­mo­bil so­wohl auf die Be­klag­te als auch auf ei­nen Er­wer­ber zu­ge­las­sen wer­den, an den die Be­klag­te das Fahr­zeug wei­ter­ver­äu­ßer­te. Ein von der Staats­an­walt­schaft Chem­nitz auf­grund ei­ner Straf­an­zei­ge der Klä­ge­rin ge­führ­tes Er­mitt­lungs­ver­fah­ren ge­gen V we­gen Ur­kun­den­fäl­schung wur­de nach dem Tod des V mit Be­scheid vom 09.08.2022 ein­ge­stellt.

Die Klä­ge­rin be­haup­tet, dass sie die al­lei­ni­ge Ei­gen­tü­me­rin des Wohn­mo­bils ge­we­sen sei. Sie ha­be das Fahr­zeug im Jahr 2017 für 47.283 € brut­to er­wor­ben. Den Kauf­preis ha­be sie von ih­rem Kon­to über­wie­sen und da­für Geld ver­wen­det, das sie aus ei­ner Erb­schaft er­hal­ten ha­be. V sei im Fe­bru­ar 2020 von ihr ge­schie­den wor­den und ha­be das Wohn­mo­bil oh­ne ih­re Zu­stim­mung ei­gen­mäch­tig in ih­rem Na­men an die Be­klag­te ver­äu­ßert. Die Voll­machts­ur­kun­de, die V der Be­klag­ten vor­ge­legt ha­be, sei ei­ne Fäl­schung, die nicht ih­re Un­ter­schrift tra­ge, und V ha­be ei­nen al­ten, un­gül­ti­gen Per­so­nal­aus­weis von ihr ver­wen­det. Sie ha­be von dem Vor­gang nichts ge­wusst und auch nie bei der Be­klag­ten an­ge­ru­fen. Sie er­in­ne­re sich, dass sie ein­mal von ei­ner Kraft­fahr­zeug­zu­las­sung­stel­le an­ge­ru­fen wor­den sei, als je­mand – man­gels Vor­la­ge ei­nes Kauf­ver­trags er­folg­los – ver­sucht ha­be, das Wohn­mo­bil auf sich um­zu­mel­den. Die in dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­trag an­ge­ge­be­ne Te­le­fon­num­mer sei nicht ih­re, son­dern die des V. Er ha­be auf­grund der Um­stän­de der sehr schwie­ri­gen Tren­nung und Schei­dung auch nach ih­rem Aus­zug aus der ehe­li­chen Woh­nung Zu­griff auf das Wohn­mo­bil und die da­zu­ge­hö­ri­gen Fahr­zeug­pa­pie­re ge­habt, die sie er­folg­los von ihm her­aus­ver­langt ha­be. Sie ha­be das Fahr­zeug sei­ner­zeit ver­si­chert und den Ver­si­che­rungs­ver­trag spä­ter – zum 17.06.2021 – ru­hend ge­stellt.

Die Be­klag­te hat die Ab­wei­sung der auf Zah­lung von 35.000 € nebst Rechts­hän­gig­keits­zin­sen ge­rich­te­ten Kla­ge be­an­tragt und be­strit­ten, dass die Klä­ge­rin Ei­gen­tü­me­rin des Wohn­mo­bils (ge­we­sen) und von V ge­schie­den wor­den sei. Des­sen Tod hat die Be­klag­te eben­falls be­strit­ten. Sie hat gel­tend ge­macht, dass der Klä­ge­rin das Wohn­mo­bil nicht ab­han­den­ge­kom­men. Die Klä­ge­rin ha­be in ei­ner E-Mail vom 22.07.2022 selbst mit­ge­teilt, dass ihr das Wohn­mo­bil nach der Schei­dung von V hät­te über­ge­ben wer­den sol­len, was für ei­ne frei­wil­li­ge Be­sitz­ein­räu­mung spre­che. Den Ver­lust des Wohn­mo­bils ha­be die Klä­ge­rin nicht an­ge­zeigt; an­dern­falls wä­re es nicht mög­lich ge­we­sen, das Fahr­zeug um­zu­mel­den. Sie – die Be­klag­te – ha­be beim Er­werb des Fahr­zeugs mehr ge­prüft, als sie nach der ein­schlä­gi­gen Recht­spre­chung ha­be prü­fen müs­sen.

Der Klä­ge­rin – so hat die Be­klag­te gel­tend ge­macht – hät­te spä­tes­tens auf­grund ei­ner Mit­tei­lung ih­res Haft­pflicht­ver­si­che­rers vom 20.07.2021 wis­sen müs­sen, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Wohn­mo­bil ab­ge­mel­det wur­de, zu­mal sie durch den An­ruf der Kraft­fahr­zeug­zu­las­sungs­stel­le alar­miert ge­we­sen sei. Den­noch sei die Klä­ge­rin un­tä­tig ge­blie­ben und ha­be sich erst mit E-Mail vom 22.07.2022, al­so erst rund ein Jahr spä­ter, an sie – die Be­klag­te – ge­wandt. Der Klä­ge­rin hät­te in­des (auch) auf­fal­len müs­sen, dass sie für das Wohn­mo­bil seit dem 20.07.2021 kei­ne Kraft­fahr­zeug­steu­er mehr ha­be zah­len müs­sen.

Nach Auf­fas­sung der Be­klag­ten ist da­von aus­zu­ge­hen, dass die Klä­ge­rin mit ih­rem (frü­he­ren) Ehe­mann und ih­rem Sohn ge­mein­sa­me Sa­che ge­macht ha­be und ihr der Kauf­preis für das Wohn­mo­bil in Hö­he von 35.000 € un­mit­tel­bar zu­ge­flos­sen sei. Ge­ge­be­nen­falls müs­se die Klä­ge­rin die Zah­lun­gen an K, E und W von die­sen oder der Bank zu­rück­for­dern.

Die Kla­ge hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: Die Kla­ge ist zu­läs­sig und be­grün­det. Die Klä­ge­rin kann von der Be­kla­gen Scha­dens­er­satz ge­mäß §§ 989, 990 I 1 BGB be­an­spru­chen, da sie durch de­ren Wei­ter­ver­äu­ße­rung ih­res Wohn­mo­bils an ei­nen gut­gläu­bi­gen Drit­ten (§§ 929, 932 BGB) ei­nen Ei­gen­tums­ver­lust er­lit­ten hat. Die §§ 989, 990 BGB stel­len ge­mäß § 993 BGB grund­sätz­lich ei­ne ab­schlie­ßen­de Son­der­re­ge­lung dar.

Zum Zeit­punkt der schä­di­gen­den Hand­lung be­stand ein so­ge­nann­tes Ei­gen­tü­mer-Be­sit­zer-Ver­hält­nis (Vin­di­ka­ti­ons­la­ge).

Die Klä­ge­rin hat ihr Ei­gen­tum durch Vor­la­ge ih­res Kauf­ver­trags und wei­te­rer Do­ku­men­te dar­ge­legt. Dass sie die im Fahr­zeug­brief ein­ge­tra­ge­ne Hal­te­rin war, ließ die zu­nächst von V be­ab­sich­tig­te Ver­äu­ße­rung durch ihn selbst schei­tern und führ­te zu der mit der Be­klag­ten be­spro­che­nen Vor­ge­hens­wei­se, das Fahr­zeug ent­we­der zu­nächst auf sich um­zu­mel­den oder aber ei­ne schrift­li­che Voll­macht vor­zu­le­gen.

Durch den von der Be­klag­ten mit V ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag hat die Klä­ge­rin ihr Ei­gen­tum nicht ver­lo­ren. Die von V be­haup­te­te Voll­macht be­stand tat­säch­lich nicht; es han­del­te sich um ei­ne Fäl­schung, wie sich oh­ne Wei­te­res aus dem seit rund zehn Jah­ren ab­ge­lau­fe­nen Aus­weis der Klä­ge­rin, der be­nutzt wur­de, und der ab­wei­chen­den Un­ter­schrift er­gibt. Die Echt­heit der Voll­macht wird auch von der Be­klag­ten nicht be­haup­tet.

Der Vor­trag der Be­klag­ten, die Klä­ge­rin ha­be mit ih­rem Ex-Mann und ih­rem Sohn ge­mein­sa­me Sa­che ge­macht, ist bei der be­ste­hen­den Sach­la­ge nicht recht ver­ständ­lich. Mög­li­cher­wei­se will die Be­klag­ten gel­tend ma­chen, V hät­te mit Wis­sen der Klä­ge­rin ab­sicht­lich mit ei­ner – sehr schlecht – ge­fälsch­ten Voll­macht ge­han­delt in der Hoff­nung, dass die ein­ge­weih­te Klä­ge­rin spä­ter den Kauf­preis ein zwei­tes Mal un­ter Be­ru­fung auf die feh­len­de Be­voll­mäch­ti­gung als Scha­dens­er­satz ein­for­dern kön­ne. Ab­ge­se­hen da­von, dass es sehr un­ge­wöhn­lich wä­re, ein ent­spre­chen­des Ri­si­ko ein­zu­ge­hen, hat die Klä­ge­rin durch die Of­fen­le­gung der pro­ble­ma­ti­schen Um­stän­de ih­rer Tren­nung und ih­rer Schei­dung, wie sie auch durch die Grün­de des ein­ge­reich­ten Schei­dungs­be­schlus­ses do­ku­men­tiert sind, dar­ge­legt, dass sie kei­nen An­lass hat­te, Kon­takt zu ih­rem Ex-Mann zu hal­ten. Ein kol­lu­si­ves Zu­sam­men­wir­ken wä­re ge­ge­be­nen­falls von der Be­klag­ten dar­zu­le­gen und zu be­wei­sen, was die­se nicht ein­mal im An­satz ver­moch­te.

Das man­gels Ver­tre­tungs­macht ge­mäß § 177 I BGB eben­falls schwe­bend un­wirk­sa­me Ver­fü­gungs­ge­schäft ist von der Klä­ge­rin zu kei­nem Zeit­punkt ge­neh­migt wor­den.

Ein gut­gläu­bi­ger Er­werb durch die Be­klag­te schei­det be­reits des­we­gen aus, weil § 932 BGB nicht den gu­ten Glau­ben an die Ver­tre­tungs­macht des Ver­äu­ße­rers schützt (ju­risPK-BGB/​Beck­mann, 10. Aufl., § 932 Rn. 11, Stand: 15.03.2023).

Die Be­klag­te hat da­her nur den Be­sitz an dem Fahr­zeug er­langt.

Ein Recht zum Be­sitz ge­mäß § 986 I 1 BGB be­stand nicht. Ein Be­sitz­recht auf­grund ei­nes schwe­bend un­wirk­sa­men Ver­trags ent­fällt mit Ver­wei­ge­rung der Ge­neh­mi­gung rück­wir­kend.

Der Be­sit­zer­werb der Be­klag­ten ist auch bös­gläu­big i. S. des § 990 I 1 BGB er­folgt.

Der Maß­stab des § 932 II BGB fin­det An­wen­dung; er­for­der­lich ist Kennt­nis oder grob fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis.

Nach stän­di­ger Recht­spre­chung des BGH be­grün­det der Be­sitz des Fahr­zeugs – hier von V – al­lein nicht den für den Gut­glau­bens­er­werb nach §§ 929, 932 BGB er­for­der­li­chen Rechts­schein. Im Fal­le der un­be­rech­tig­ten Ver­äu­ße­rung ei­nes Kraft­fahr­zeugs, et­wa mit­tels ei­ner ge­fälsch­ten Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung, gilt, dass es re­gel­mä­ßig zu den Min­des­ter­for­der­nis­sen für ei­nen gut­gläu­bi­gen Er­werb ei­nes ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeugs ge­hört, dass sich der Er­wer­ber die­se vor­le­gen lässt und ihn dann kei­ne wei­te­ren Nach­for­schungs­pflich­ten tref­fen, so­fern er die Fäl­schung nicht er­ken­nen muss­te und für ihn auch kei­ne an­de­ren Ver­dachts­mo­men­te vor­la­gen (vgl. BGH, Urt. v. 23.09.2022 – V ZR 148/21, ju­ris Rn. 16; Urt. v. 01.03.2013 – V ZR 92/12, MDR 2013, 707 Rn. 14). Nichts an­de­res kann für die Vor­la­ge ei­ner in die­sem Zu­sam­men­hang ver­wen­de­ten Voll­machts­ur­kun­de gel­ten.

Die Prü­fung der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung hat die Be­klag­te noch vor­ge­nom­men und fest­ge­stellt, dass V nicht ver­äu­ße­rungs­be­fugt ist. Als die­ser die an­ge­kün­dig­te Um­mel­dung des Fahr­zeugs auf sich aber nicht vor­ge­nom­men und statt­des­sen ei­ne Voll­machts­ur­kun­de der Klä­ge­rin vor­ge­legt hat, hät­te die Be­klag­te wei­ter kri­tisch prü­fen müs­sen, ob die­se Ur­kun­de we­nigs­tens ih­rem äu­ße­ren An­schein nach echt ist und so­mit die Funk­ti­on er­fül­len kann, ei­ne tat­säch­lich er­folg­te Be­voll­mäch­ti­gung zu do­ku­men­tie­ren.

Un­ab­hän­gig von den Ver­dachts­mo­men­ten, die sich aus der An­bah­nung des Ge­schäfts er­ge­ben konn­ten, wie die an­ge­kün­dig­te, dann aber nicht er­folg­te Um­mel­dung auf den­je­ni­gen, der das Wohn­mo­bil ver­äu­ßern woll­te, war es je­den­falls grob fahr­läs­sig, dass die Be­klag­te die Fäl­schung der Ur­kun­de nicht er­kann­te. Die Qua­li­tät der vor­ge­leg­ten Ko­pie ist je­den­falls so gut, dass sich das ab­ge­lau­fe­ne Gül­tig­keits­da­tum des Per­so­nal­aus­wei­ses, der auch zum Zeit­punkt des Kauf­ver­trags­ab­schlus­ses schon dem seit Län­ge­rem nicht mehr ak­tu­el­len Aus­se­hen von Per­so­nal­aus­wei­sen im klei­ne­ren Scheck­kar­ten­for­mat ent­sprach, oh­ne Wei­te­res er­ken­nen ließ. Eben­so ist oh­ne Wei­te­res er­sicht­lich, dass der Na­mens­zug der Un­ter­schrift auf der Voll­macht nicht flüs­sig ge­schrie­ben wur­de und in meh­re­ren De­tails von der Un­ter­schrift auf dem al­ten, seit rund zehn Jah­ren ab­ge­lau­fe­nen Per­so­nal­aus­weis ab­weicht.

Al­lein ein An­ruf durch ei­ne weib­li­che Per­son, die sich als Voll­macht­ge­be­rin aus­gab und nach­frag­te, ob jetzt al­les sei­ne Ord­nung ha­be, ent­band die Be­klag­te nicht von ih­rer Pflicht zur Prü­fung der Echt­heit der Voll­macht. Of­fen­bar wur­de we­der ei­ne Te­le­fon­num­mer der An­ru­fe­rin no­tiert noch ver­sucht, die Klä­ge­rin über die von V an­ge­ge­be­ne Te­le­fon­num­mer zu kon­tak­tie­ren und so den An­ruf zu ve­ri­fi­zie­ren. Bei ei­nem sol­chen Ver­such hät­te sich her­aus­ge­stellt, dass V ein­fach sei­ne ei­ge­ne Te­le­fon­num­mer an­ge­ge­ben hat­te und ei­nen fern­münd­li­chen Kon­takt zur Ei­gen­tü­me­rin und an­geb­li­chen Voll­macht­ge­be­rin nicht her­stel­len konn­te be­zie­hungs­wei­se woll­te.

Schließ­lich kann die Be­klag­te den Vor­wurf der gro­ben Fahr­läs­sig­keit auch nicht da­durch ent­kräf­ten, dass – wie sie sagt – auf ih­ren Wunsch hin, „um die letz­te Un­si­cher­heit aus­zu­räu­men“, der Kauf­preis von ihr auf das Kon­to des S ge­leis­tet wur­de. Durch die­se Maß­nah­me wur­de der Ei­gen­tums­ver­lust durch das Han­deln ei­nes un­be­rech­tig­ten Be­sit­zers, der ei­ne Be­voll­mäch­ti­gung nur be­haup­te­te, ge­ra­de nicht ver­hin­dert.

In der Ge­samt­schau spricht ei­ni­ges da­für, dass die Be­klag­te trotz er­kann­ter un­ge­wöhn­li­cher Um­stän­de und ge­wis­ser Be­den­ken das Ge­schäft in der Hoff­nung, dass die­ses im wirt­schaft­li­chen Er­geb­nis auch für die Ei­gen­tü­me­rin sei­ne Rich­tig­keit ha­be, „durch­zie­hen“ woll­te. Letzt­lich wird sie da­durch im wirt­schaft­li­chen Er­geb­nis selbst Op­fer der kri­mi­nel­len Ma­chen­schaf­ten ei­nes Nicht­be­rech­tig­ten, der sich zu­las­ten sei­ner Ex-Frau an de­ren Ei­gen­tum be­rei­chern woll­te.

Der Klä­ge­rin ist ein Scha­den min­des­tens in Hö­he der Kla­ge­for­de­rung ent­stan­den. Sie muss sich ins­be­son­de­re nicht vor­wer­fen las­sen, dass sie als Mit-Sor­ge­be­rech­tig­te auf das Kon­to ih­res Sohns für die­sen auf das Geld hät­te zu­grei­fen kön­nen, als es noch da war. Man­gels Kennt­nis von den Vor­gän­gen hat­te sie kei­nen An­lass, das Kon­to ih­res Sohns auf ent­spre­chen­de Zah­lun­gen hin zu über­prü­fen und Zu­griff zu neh­men. Sie hat­te kei­ner­lei An­halts­punk­te da­für, dass ihr Ex-Mann die­ses Kon­to nicht nur für sei­ne sons­ti­gen Be­lan­ge, son­dern auch im Rah­men sei­ner straf­recht­lich re­le­van­ten Vor­ge­hens­wei­se be­nut­zen wür­de. Aus dem An­ruf der Zu­las­sungs­stel­le, dass ei­ne Um­mel­dung des Wohn­mo­bils man­gels Be­rech­ti­gung des V nicht er­folgt sei, muss­te sie nicht schlie­ßen, dass die­ser als nächs­tes ei­ne Ur­kun­den­fäl­schung vor­neh­men und auf die­se Wei­se ver­su­chen wird, ihr Ei­gen­tum zu Geld zu ma­chen. Aus der vor­ge­leg­ten Kor­re­spon­denz mit der Ver­si­che­rung geht ei­ne Um­mel­dung auf ei­ne an­de­re Per­son, an die das Fahr­zeug durch die Be­klag­te wei­ter­ver­äu­ßert wur­de, ge­ra­de nicht her­vor. Im Üb­ri­gen war zu die­sem Zeit­punkt der Scha­den in Form des Ei­gen­tums­ver­lusts durch gut­gläu­bi­gen Er­werb ei­nes Drit­ten be­reits ein­ge­tre­ten.

An­ders als die Be­klag­te meint, trifft die Klä­ge­rin im Nach­hin­ein auch nicht die Pflicht zu ver­su­chen, die in der Fol­ge­zeit von V ge­tä­tig­ten Ver­fü­gun­gen über das Kon­to< des Sohns rück­gän­gig zu ma­chen, da ei­ne Rechts­grund­la­ge hier­für of­fen­sicht­lich nicht ge­ge­ben ist. An­ders als von der Be­klag­ten ver­mu­tet ist auch durch des­sen Ab­le­ben kei­ne< Scha­dens­min­de­rung ein­ge­tre­ten, weil nur der Sohn der Klä­ge­rin des­sen Er­be war und die­ser zu­dem das Er­be aus­schla­gen muss­te.

Die Klä­ge­rin kann zur Her­stel­lung des ur­sprüng­li­chen Zu­stands ge­mäß § 249 I BGB den hier­für er­for­der­li­chen Geld­be­trag ver­lan­gen. Der Wert des Wohn­mo­bils zum Zeit­punkt des Ei­gen­tums­ver­lusts be­steht min­des­tens in Hö­he des Kauf­prei­ses, den be­reits die Be­klag­te be­reit war zu zah­len.

Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 91 ZPO, die Ent­schei­dung über die vor­läu­fi­ge Voll­streck­bar­keit be­ruht auf § 709 Satz 1 und 2 ZPO.

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