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Ar­chiv: April 2024

Kei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung durch Ver­schwei­gen ei­nes un­be­kann­ten Man­gels

  1. Ei­ne Arg­lis­t­haf­tung des Ver­käu­fers we­gen ei­ner Täu­schung durch Ver­schwei­gen ei­nes of­fen­ba­rungs­pflich­ti­gen Man­gels setzt vor­aus, dass Ver­käu­fer den Man­gel kann­te oder zu­min­dest für mög­lich hielt und bil­li­gend in Kauf nahm, dass Käu­fer den Man­gel nicht kann­te kann­te und bei Of­fen­ba­rung des Man­gels den Kauf­ver­trag nicht oder nicht mit dem ver­ein­bar­ten In­halt ge­schlos­sen hät­te. Das Tat­be­stands­merk­mal der Arg­list er­fasst da­mit nicht nur ein von be­trü­ge­ri­scher Ab­sicht ge­tra­ge­nes Ver­hal­ten des Ver­käu­fers, son­dern auch sol­che Ver­hal­tens­wei­sen, die auf be­ding­ten Vor­satz im Sin­ne ei­nes „Für­mög­lich­hal­tens“ und „In­kauf­neh­mens“ re­du­ziert sind und mit de­nen kein mo­ra­li­sches Un­wert­ur­teil ver­bun­den sein muss.
  2. Ei­nen Ge­braucht­wa­gen­händ­ler trifft kei­ne ge­ne­rel­le, an­las­s­un­ab­hän­gi­ge Ob­lie­gen­heit, ein Fahr­zeug vor dem Ver­kauf um­fas­send zu un­ter­su­chen. Zu ei­ner Über­prü­fung des Fahr­zeugs kann er viel­mehr nur auf­grund be­son­de­rer Um­stän­de, die für ihn ei­nen kon­kre­ten Ver­dacht auf Män­gel be­grün­den, ge­hal­ten sein, et­wa dann, wenn er die Vor­schä­di­gung ei­nes zu ver­äu­ßern­den Fahr­zeugs kennt. Ab­ge­se­hen von die­sen Fäl­len ist der Händ­ler grund­sätz­lich nur zu ei­ner fach­män­ni­schen äu­ße­ren Be­sich­ti­gung („Sicht­prü­fung“) ver­pflich­tet (im An­schluss an BGH, Urt. v. 15.04.2015 – VI­II ZR 80/14, ju­ris Rn. 14 m. w. Nachw.; st. Rspr.).
  3. Es ist völ­lig le­bens­fremd an­zu­neh­men, dass ein ge­werb­li­cher Ge­braucht­wa­gen­händ­ler den Ki­lo­me­ter­stand ei­nes Fahr­zeugs so ma­ni­pu­liert, dass er ei­ne um 500 km ge­rin­ge­re Lauf­leis­tung als die tat­säch­li­che Lauf­leis­tung an­zeigt. Denn ei­ne der­art ge­ring­fü­gi­ge Ab­wei­chung wirkt sich nicht auf den Ver­kaufs­preis aus.

LG It­ze­hoe, Ur­teil vom 17.04.2024 – 10 O 68/22

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Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss vs. Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung bei ei­nem 40 Jah­re al­ten Pkw

  1. Ha­ben die Par­tei­en ei­nes Kauf­ver­trags (aus­drück­lich oder still­schwei­gend) ei­ne Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che i. S. von § 434 I 1 BGB a.F. ver­ein­bart, ist ein da­ne­ben ver­ein­bar­ter all­ge­mei­ner Haf­tungs­aus­schluss für Sach­män­gel da­hin aus­zu­le­gen, dass er nicht für das Feh­len der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit, son­dern nur für Män­gel nach § 434 I 2 BGB a.F. gel­ten soll (st. Rspr.; seit Se­nat, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 Rn. 31; zu­letzt Se­nat, Urt. v. 27.09.2017 – VI­II ZR 271/16, NJW 2018, 146 Rn. 23).
  2. Ei­ne von die­sem Grund­satz ab­wei­chen­de Aus­le­gung des Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses kommt beim Kauf ei­nes (hier fast 40 Jah­re al­ten) Ge­braucht­wa­gens auch dann nicht in Be­tracht, wenn die Funk­ti­ons­fä­hig­keit ei­nes be­stimm­ten Fahr­zeug­bau­teils (hier: Kli­ma­an­la­ge) den Ge­gen­stand ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung bil­det. Ins­be­son­de­re recht­fer­ti­gen in ei­nem sol­chen Fall we­der das (ho­he) Al­ter des Fahr­zeugs be­zie­hungs­wei­se des be­tref­fen­den Bau­teils noch der Um­stand, dass die­ses Bau­teil ty­pi­scher­wei­se dem Ver­schleiß un­ter­liegt, die An­nah­me, dass sich ein zu­gleich ver­ein­bar­ter all­ge­mei­ner Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss auch auf die ge­trof­fe­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung er­stre­cken soll.
  3. Ha­ben die Par­tei­en die „ein­wand­freie“ Funk­ti­ons­fä­hig­keit ei­nes ty­pi­scher­wei­se dem Ver­schleiß un­ter­lie­gen­den Fahr­zeug­bau­teils i. S. von § 434 I 1 BGB a.F. ver­ein­bart, liegt ein Sach­man­gel vor, wenn sich die­ses Bau­teil be­reits zum Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs in ei­nem Zu­stand be­fin­det, der sei­ne ein­wand­freie Funk­ti­ons­fä­hig­keit be­ein­träch­tigt. Das gilt un­ab­hän­gig da­von, ob in­so­weit ein „nor­ma­ler“, das heißt ein ins­be­son­de­re nach Al­ter, Lauf­leis­tung und Qua­li­täts­stu­fe nicht un­ge­wöhn­li­cher, die Ver­kehrs­si­cher­heit nicht be­ein­träch­ti­gen­der Ver­schleiß vor­liegt – der nach der Se­nats­recht­spre­chung (vgl. Se­nat, Urt. v. 10.11.2021 – VI­II ZR 187/20, BGHZ 232, 1 Rn. 39; Urt. v. 09.09.2020 – VI­II ZR 150/18, NJW 2021, 151 Rn. 21 ff.; je­weils m. w. Nachw.) ei­nen Sach­man­gel nach i. S. von § 434 I 2 BGB a.F. nicht be­grün­det – und/​oder ob bei ob­jek­ti­ver Be­trach­tung je­der­zeit mit dem Ein­tre­ten ei­ner Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung die­ses Bau­teils zu rech­nen war.

BGH, Ur­teil vom 10.04.2024 – VI­II ZR 161/23

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