Der Be­sit­zer ei­nes Kraft­fahr­zeugs war beim Er­werb des Be­sit­zes dann nicht in gu­tem Glau­ben i. S. von § 990 I 1 BGB, wenn ihm be­kannt oder in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt war, dass er ge­gen­über dem Ei­gen­tü­mer nicht zum Be­sitz be­rech­tigt ist. Grob fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis er­for­dert da­bei, dass der Be­sit­zer die im Ver­kehr er­for­der­li­che Sorg­falt in be­son­ders ho­hem Ma­ße ver­letzt und das­je­ni­ge un­be­ach­tet ge­las­sen hat, was sich im ge­ge­be­nen Fall je­dem hät­te auf­drän­gen müs­sen (vgl. BGH, Urt. v. 01.03.2013 – V ZR 92/12, ju­ris Rn. 11 [zu § 932 II BGB]). Für ihn muss­te al­so auch bei nur durch­schnitt­li­chem Merk- und Er­kennt­nis­ver­mö­gen oh­ne be­son­ders ho­he Auf­merk­sam­keit und be­son­ders gründ­li­che Über­le­gung das Feh­len ei­nes Be­sitz­rechts zu er­ken­nen ge­we­sen sein. In­so­weit ist ein ob­jek­ti­ver Maß­stab an­zu­le­gen, doch kön­nen in­di­vi­du­el­le Kennt­nis­se, Er­fah­run­gen und Fä­hig­kei­ten des Be­sit­zer­wer­bers zu ei­ner Ver­schär­fung der An­for­de­run­gen an die ge­bo­te­ne Sorg­falt füh­ren.

LG Hal­le, Ur­teil vom 12.12.2023 – 4 O 92/23

Sach­ver­halt: Der Klä­ger, der ge­werb­lich ge­brauch­te Fahr­zeu­ge an­kauf­te und auf­ar­bei­te­te, kauf­te am 16.01.2022 ei­nen Ge­braucht­wa­gen zum Preis von 16.800 €. Nach­dem ihm das Fahr­zeug über­ge­ben und über­eig­net wor­den war, ar­bei­te­te der Klä­ger es mit er­heb­li­chem Auf­wand auf und ver­kauf­te es an­schlie­ßend für 25.000 € an A.. In dem Kauf­ver­trag be­hielt sich der Klä­ger das Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug bis zur voll­stän­di­gen Zah­lung des Kauf­prei­ses vor.

Der Klä­ger ver­ein­bar­te mit A te­le­fo­nisch ei­nen Über­ga­be­ter­min für den 15.02.2022. Zu­vor hat­te A dem Klä­ger ei­ne Bank­be­schei­ni­gung vor­ge­legt, wo­nach er den Kauf­preis auf das Kon­to des Klä­gers über­wie­sen hat­te. Der Klä­ger ging da­her da­von aus, dass er den Kauf­preis um­ge­hend er­hal­ten wer­de. Am 15.02.2022 über­gab der Bru­der des Klä­gers das Fahr­zeug, die Ori­gi­nal­pa­pie­re und sämt­li­che Schlüs­sel dem Ab­ho­ler. Die­ser stat­te­te den Pkw, der aus­weis­lich der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil I am 24.01.2022 au­ßer Be­trieb ge­setzt wor­den war, mit Über­füh­rungs­kenn­zei­chen aus und nahm ihn mit. Den Kauf­preis in Hö­he von 24.000 € er­hielt der Klä­ger nie; er er­stat­te­te des­halb am 18.02.2022 Straf­an­zei­ge.

Das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug wur­de nach dem 15.02.2022 auf In­ter­net­platt­for­men (u. a. „mobile.​de“) für 16.700 € zum Kauf an­ge­bo­ten. Der Sohn des Be­klag­ten S ent­deck­te den Pkw erst­mals am 17.02.2022 und nahm so­fort te­le­fo­nisch Kon­takt mit dem Ver­käu­fer auf. Mit die­sem wur­de ver­ein­bart, dass das Fahr­zeug am 18.02.2022 in in Frank­furt a. M. be­sich­tigt und Pro­be ge­fah­ren wer­de.

Den ver­ein­bar­ten Ter­min nahm der Be­klag­te mit sei­nem Sohn S wahr. Das Fahr­zeug stand an der ver­ein­bar­ten Adres­se am Stra­ßen­rand. Ein Mann, der wäh­rend des ge­sam­ten fol­gen­den Ver­kaufs­ge­sprächs ei­ne hoch­ge­zo­ge­ne Ka­pu­ze über dem Kopf und ei­ne Co­ro­na-Schutz­mas­ke über dem un­te­ren Teil des Ge­sichts trug, trat an den Be­klag­ten und S her­an und gab sich als Ver­käu­fer des Fahr­zeugs zu er­ken­nen. Er hat­te zwei Kauf­ver­trags­for­mu­la­re da­bei, die er hand­schrift­lich aus­füll­te und die dann un­ter­schrie­ben wur­den. Den ver­ein­bar­ten Kauf­preis von 16.000 € zahl­te der Be­klag­te in bar; er er­hielt im Ge­gen­zug das Fahr­zeug mit den da­zu­ge­hö­ri­gen Ori­gi­nal­pa­pie­ren.

Den Pkw ver­kauf­te der Be­klag­te so­dann für 24.000 € an K.

Mit an­walt­li­chen Schrei­ben vom 02.12.2022 for­der­te der Klä­ger den Be­klag­ten auf, ihm bis zum 13.12.2022 Scha­dens­er­satz in Hö­he von 25.000 € zu leis­ten. Mit An­walts­schrei­ben vom 16.12.2022 wur­de der Be­klag­te er­gän­zend auf­ge­for­dert, an den Klä­ger au­ßer­ge­richt­lich ent­stan­de­ne Rechts­an­walts­kos­ten zu zah­len. Der Be­klag­te lehn­te Zah­lun­gen mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 20.12.2022 ab.

Der Klä­ger macht gel­tend, der Be­klag­te sei bei der Über­ga­be des Pkw am 18.02.2022 nicht in gu­tem Glau­ben ge­we­sen und ha­be da­her kein Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug er­wor­ben. Zu sei­nen – des Klä­gers – Las­ten ha­be je­doch der gut­gläu­bi­ge K Ei­gen­tum an dem Pkw er­wor­ben, und we­gen die­ses Ei­gen­tums­ver­lusts müs­se der Be­klag­te Scha­den­er­satz leis­ten in Hö­he von 24.000 € nebst Zin­sen leis­ten. Au­ßer­dem ha­be der Be­klag­te vor­ge­richt­lich an­ge­fal­le­ne Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 1.156,20 € nebst Zin­sen zu er­set­zen.

Der Be­klag­te hat ein­ge­wandt, er sei gut­gläu­big Ei­gen­tü­mer des streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw ge­wor­den. Der Ver­käu­fer ha­be sich te­le­fo­nisch und auch am 18.02.2022 in Frank­furt a. M. als V vor­ge­stellt, und die­ser Na­men sei auch den ihm – dem Be­klag­ten – über­ge­be­nen Ori­gi­nal­fahr­zeug­pa­pie­re ver­merkt. Die­se hät­ten er und sein Sohn ge­nau ge­prüft. Der Ver­käu­fer ha­be so­gar dar­auf be­stan­den, dass er – der Be­klag­te – ein Aus­weis­do­ku­ment vor­le­ge, wie es bei ei­ner Bar­zah­lung von mehr als 10.000 € vor­ge­schrie­ben sei. War­um das Fahr­zeug in Frank­furt a. M. über­ge­ben wer­de, ha­be der Ver­käu­fer in dem vor dem 18.02.2022 ge­führ­ten Te­le­fo­nat er­klärt. An­halts­punk­te da­für, dass der streit­ge­gen­ständ­li­che Pkw ge­stoh­le­nen wor­den sein könn­te, ha­be es nicht ge­ge­ben.

K – so hat der Be­klag­te be­haup­tet – sei am 09.04.2022 von dem Kauf­ver­trag über den Pkw zu­rück­ge­tre­ten. Er ha­be dar­auf­hin ei­ne An­zah­lung in Hö­he von 1.500 € zu­rück­er­hal­ten und den rest­li­chen Kauf­preis in Hö­he von 22.500 € nicht ge­zahlt. Er – der Be­klag­te – ha­be das Fahr­zeug mitt­ler­wei­le für 20.000 € an ei­nen an­de­ren Käu­fer ver­äu­ßert.

Die Kla­ge hat­te im We­sent­li­chen Er­folg.

Aus den Grün­den: Die Kla­ge ist mit Aus­nah­me ei­nes Teils des gel­tend ge­mach­ten Zins­an­spruchs … be­grün­det. Der Klä­ger hat ei­nen An­spruch auf Scha­den­er­satz in Hö­he von 24.000 € ge­gen den Be­klag­ten aus §§ 989, 990 I 1, § 249 I BGB.

Der Klä­ger war trotz der Über­ga­be des Kraft­fahr­zeugs durch sei­nen Bru­der B am 15.02.2022 an den mut­maß­li­chen Käu­fer A Ei­gen­tü­mer des Kraft­fahr­zeugs ge­blie­ben, denn in dem Kauf­ver­trag vom 09.02.2022 war ein Ei­gen­tums­vor­be­halt bis zur voll­stän­di­gen Kauf­preis­zah­lung ver­ein­bart. Ei­ne Zah­lung des Kauf­prei­ses durch A er­folg­te zu kei­ner Zeit.

Der Ver­käu­fer, der dem Be­klag­ten am 18.02.2022 das Kraft­fahr­zeug in Frank­furt a. M. über­gab, war nicht zum un­mit­tel­ba­ren Ei­gen­be­sitz an dem Kraft­fahr­zeug be­rech­tigt. Zwar hat­te der Klä­ger durch sei­nen Bru­der das Fahr­zeug sei­nem ver­meint­li­chen Käu­fer A über­ge­ben, so­dass die­ser zu­nächst be­rech­tig­ten un­mit­tel­ba­ren Fremd­be­sitz im Rah­men des ge­schlos­se­nen Kauf­ver­tra­ges er­hielt, wäh­rend der Klä­ger auf­grund des ver­ein­bar­ten Ei­gen­tums­vor­be­halts an dem Kraft­fahr­zeug mit­tel­ba­rer Ei­gen­be­sit­zer wur­de. In­dem der Käu­fer des Klä­gers je­doch sei­ne Pflich­ten aus dem Kauf­ver­trag nicht er­füll­te, die­sen nicht an­er­kann­te und das nicht in sei­nem Ei­gen­tum ste­hen­de Kraft­fahr­zeug zum Kauf an­bot, be­en­de­te er das Be­sitz­mitt­lungs­ver­hält­nis rechts­wid­rig, so­dass sein vor­ge­täusch­ter un­mit­tel­ba­rer Ei­gen­be­sitz rechts­feh­ler­haft wur­de.

Der Be­klag­te war am 18.02.2022 bei dem Er­werb des Be­sit­zes an dem Kraft­fahr­zeug nicht gut­gläu­big i. S. des § 990 I 1 BGB, son­dern bös­gläu­big.

Bös­gläu­big han­delt ein Käu­fer, der beim Kauf den Man­gel des Be­sitz­rechts des Ver­käu­fers kennt oder grob fahr­läs­sig nicht kennt. Grob fahr­läs­si­ge Un­kennt­nis des Käu­fers liegt da­bei vor, wenn er als Be­sitz- und Ei­gen­tums­er­wer­ber die im Ver­kehr er­for­der­li­che Sorg­falt in be­son­ders ho­hem Ma­ße ver­letzt und das­je­ni­ge un­be­ach­tet ge­las­sen hat, was im ge­ge­be­nen Fall sich je­dem hät­te auf­drän­gen müs­sen (vgl. BGH, Urt. v. 18.06.1980 – VI­II ZR 119/79, BGHZ 77, 274, 277; Urt. v. 01.03.2013 – , ju­ris Rn. 11). Für den Käu­fer als Er­wer­ber muss auch bei un­ter­stell­tem nur durch­schnitt­li­chem Merk- und Er­kennt­nis­ver­mö­gen oh­ne be­son­de­re Auf­merk­sam­keit und oh­ne be­son­ders gründ­li­che Über­le­gun­gen auf­grund der Ge­samt­um­stän­de und der Per­son des Ver­äu­ße­rers er­kenn­bar ge­we­sen sein, dass der Ver­käu­fer/​Ver­äu­ße­rer Nich­tei­gen­tü­mer (und da­mit i. S. des § 990 BGB auch kein be­rech­tig­ter Ei­gen­be­sit­zer) war (vgl. BGH, Urt. v. 11.05.1953 – IV ZR 170/52, BGHZ 10, 14). Die Bös­gläu­big­keit be­stimmt sich nach ob­jek­ti­ven Kri­te­ri­en, so­dass die per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se des Käu­fers/​Er­wer­bers und Han­dels­ge­wohn­hei­ten den Maß­stab nicht ver­min­dern, wohl aber ver­schär­fen kön­nen (vgl. BGH, Urt. v. 02.12.1958 – VI­II ZR 212/57, LM Nr. 12 zu § 932 BGB = BeckRS 1958, 31195388; Urt. v. 23.05.1966 – VI­II ZR 60/64, LM Nr. 21 zu § 932 BGB = BeckRS 1966, 31180082).

Im vor­lie­gen­den Fall spre­chen ge­wich­ti­ge Um­stän­de ge­gen ei­ne Bös­gläu­big­keit des Be­klag­ten. Denn ihm wur­de das Fahr­zeug mit al­len Ori­gi­nal­pa­pie­ren und Ori­gi­nal­schlüs­seln über­ge­ben. Über die­se ver­fügt im Nor­mal­fall nur der be­rech­tig­te Ei­gen­be­sit­zer und Ei­gen­tü­mer. Hier war der Käu­fer des Klä­gers und Ver­käu­fer des Be­klag­ten je­doch durch ei­nen Be­trug an die Ori­gi­nal­pa­pie­re und die Ori­gi­nal­schlüs­sel ge­langt, so­dass ei­ne ge­naue Prü­fung der Pa­pie­re die feh­len­de Be­rech­ti­gung des Ver­käu­fers nicht zei­gen konn­te und zu­dem der Ver­käu­fer dar­aus al­le re­le­van­ten In­for­ma­tio­nen über das Fahr­zeug, wie bei­spiels­wei­se die Da­ten der Erst­zu­las­sung oder der Ab­mel­dung, ent­neh­men und im Ver­kaufs­ge­spräch rich­tig wie­der­ge­ben konn­te.

Gleich­wohl hät­te der Be­klag­te an­hand der Ge­samt­um­stän­de des Ver­kaufs­ter­mins am 18.02.2022 die Nicht­be­rech­ti­gung der das Fahr­zeug am 18.02.2022 über­ge­ben­den Per­son an­hand fol­gen­der Um­stän­de be­mer­ken kön­nen und müs­sen:

Das Fahr­zeug wur­de an ei­nem cir­ca 200 km vom Wohn­ort des schein­ba­ren Ver­käu­fers ent­fern­ten Ort über­ge­ben.

Der Ver­kaufs­ter­min am 18.02.2022 fand als so­ge­nann­ter Stra­ßen­ver­kauf statt. Da­bei wird das zu ver­kau­fen­de Kraft­fahr­zeug am Stra­ßen­rand ei­ner öf­fent­li­chen Stra­ße oder auf ei­nem öf­fent­li­chen Park­platz ver­kauft, al­so an ei­nem öf­fent­li­chen, je­der­mann zu­gäng­li­chen Ort oh­ne Be­zug zu ei­nem Be­triebs- oder Pri­vat­grund­stück des Ver­käu­fers oder der ver­brief­ten Wohn­an­schrift des Ver­käu­fers. Den Treff­punkt hat­te der Ver­käu­fer vor­ge­ge­ben, der da­mit Ge­le­gen­heit hat­te, vor­ab das Fahr­zeug an ei­ner ge­eig­ne­ten Stel­le fern­ab vom Wohn­sitz des frü­he­ren Ei­gen­tü­mers be­reit­zu­stel­len.

Das Fahr­zeug wur­de zu ei­nem auf­fäl­lig güns­ti­gen Preis ver­kauft, denn so­wohl der Klä­ger als auch der Be­klag­te ver­kauf­ten das Fahr­zeug für 25.000 € be­zie­hungs­wei­se 24.000 €, der Be­klag­te be­zahl­te da­ge­gen nur 16.000 €, mit­hin cir­ca zwei Drit­tel des Markt­werts, was ihm auch be­kannt war, wie sich an dem spä­ter von ihm ge­for­der­ten Kauf­preis zeig­te.

Der Kauf­preis wur­de trotz der Hö­he von mehr als 10.000 € in bar an Ort und Stel­le auf der Stra­ße ge­for­dert und ent­rich­tet. Der Ver­käu­fer war wäh­rend des gan­zen Ver­kaufs­ge­sprächs mit Ka­pu­ze und Ge­sichts­mas­ke ver­mummt, so­dass von Kopf und Ge­sicht nur die Au­gen zu se­hen wa­ren.

Dass der Be­klag­te, der zu­sam­men mit sei­nem Sohn S, der zum Ver­kaufs­ter­min mit vor Ort war, ei­nen ge­werb­li­chen Kraft­fahr­zeu­ge-Auk­ti­ons­han­del be­trieb, führt da­zu, dass die ge­nann­ten Um­stän­de ihm als er­fah­re­nen Käu­fer von Ge­braucht­fahr­zeu­gen be­son­ders auf­fal­len muss­ten. Denn im Ge­gen­satz zu Pri­vat­käu­fern, die re­gel­mä­ßig nur sel­ten und we­ni­ge Ma­le im Le­ben Ge­braucht­fahr­zeu­ge kau­fen, ge­hör­te das An­kau­fen von Ge­braucht­fahr­zeu­gen zum Be­ruf des Be­klag­ten, so­dass er über Er­fah­rung ver­füg­te. So war da­von aus­zu­ge­hen, dass dem Be­klag­ten der we­sent­lich un­ter dem Markt­wert lie­gen­de Kauf­preis des durch den Klä­ger be­reits her­ge­rich­te­ten Kraft­fahr­zeugs auf­fiel. Dies er­klärt auch, wie­so der Be­klag­te be­reit war, be­reits am Tag nach dem ers­ten Te­le­fo­nat mit dem Ver­käu­fer am 17.02.2022 in al­ler Frü­he am 18.02.2022 die er­heb­li­che Ent­fer­nung von je­weils zwi­schen 300 und 400 km zwi­schen sei­nem Wohn­sitz in W. oder ge­ge­be­nen­falls auch sei­nem Be­triebs­sitz in Bfür ei­nen Ver­kaufs­ter­min in Frank­furt a. M. um 9.00 Uhr auf sich zu neh­men.

Wenn dem Be­klag­ten aber der „Schnäpp­chen­preis“ des Kraft­fahr­zeugs sehr wahr­schein­lich auf­ge­fal­len war, muss­te er ei­ne er­höh­te Auf­merk­sam­keit auf die wei­te­ren Um­stän­de des Ver­kaufs­ter­mins le­gen. Denn es war die Fra­ge auf­ge­wor­fen, wie­so das Fahr­zeug in die­sem Zu­stand zu zwei Drit­tel des Markt­werts ver­kauft wur­de. Vor Ort konn­te der Be­klag­te als Fach­mann für ge­brauch­te Kraft­fahr­zeu­ge er­ken­nen, dass der „Schnäpp­chen­preis“ nicht am Zu­stand des vom Klä­ger kurz zu­vor auf­ge­ar­bei­te­ten Fahr­zeugs lie­gen konn­te. Ihm trat ein mit Ka­pu­ze und Co­ro­na-Ge­sichts­mas­ke völ­lig ver­mumm­ter an­geb­li­cher Pri­vat­ver­käu­fer weit ab von des­sen an­geb­li­cher Adres­se in ei­nem ei­li­gen Stra­ßen­ver­kauf ge­gen­über mit ei­nem Bar­zah­lungs­ver­kaufs­an­ge­bot bei ei­nem weit über 10.000 € lie­gen­den Ver­kaufs­preis. Hier hät­te sich dem Be­klag­ten auf­drän­gen müs­sen, dass mit dem Ver­kauf trotz der au­gen­schein­lich ord­nungs­ge­mä­ßen – weil ech­ten – Fahr­zeug­pa­pie­re et­was nicht stim­men könn­te. Der Be­klag­te hät­te sich bei die­sen Ge­samt­um­stän­den ein Aus­weis­do­ku­ment des Ver­käu­fers zei­gen las­sen müs­sen, da sich aus den üb­ri­gen Ge­samt­um­stän­den des­sen Iden­ti­tät eben nicht er­gab und Ver­dachts­mo­men­te für ein rechts­wid­ri­ges Ge­schäft klar er­kenn­bar wa­ren.

Der Scha­den­er­satz­an­spruch des Klä­gers aus §§ 989, 990 I 1 BGB be­steht der Hö­he nach im gel­tend ge­mach­ten Um­fang von 24.000 €.

Zu er­set­zen ist ge­mäß § 989 BGB der Scha­den, der dem Klä­ger da­durch ent­stan­den ist, dass der Be­klag­te ihm das Kraft­fahr­zeug we­gen des un­strei­ti­gen gut­gläu­bi­gen Er­werbs des Ei­gen­tums an dem Kraft­fahr­zeug durch ei­nen Drit­ten ge­mäß § 929 Satz 1, § 932 I 1, II BGB nicht her­aus­ge­ben kann. Die­ser Scha­den be­zif­fert sich der Hö­he nach auf­grund des Markt­werts des Kraft­fahr­zeugs, denn der Klä­ger müss­te ei­nen sol­chen auf­wen­den, um sich ein ver­gleich­ba­res Fahr­zeug an­zu­schaf­fen. Den Markt­wert des Fahr­zeugs schätzt das Ge­richt ge­mäß § 287 I 1 ZPO auf der Grund­la­ge der bei­den Ver­käu­fe durch den Klä­ger und den Be­klag­ten auf 24.000 €. Kei­ne Rol­le spiel­te bei der Schät­zung da­ge­gen der vom Be­klag­ten in der münd­li­chen Ver­hand­lung am 07.11.2023 an­ge­ge­be­ne und vom Klä­ger be­strit­te­ne Ver­kaufs­preis an ei­ne wei­te­re drit­te Per­son in Hö­he von 20.000 €, denn die­sem lag nach ei­ge­nen An­ga­ben des Be­klag­ten der Um­stand zu­grun­de, dass er das Fahr­zeug we­gen sei­ner Vor­ge­schich­te mög­lichst schnell ver­kau­fen woll­te.

Der Zins­an­spruch in Hö­he von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 13.12.2022 er­gibt sich aus § 286 I, § 288 I BGB. Der Be­klag­te ge­riet durch das Mahn­schrei­ben der Klä­ger­ver­tre­te­rin vom 02.12.2022 mit Frist­set­zung für ei­ne Zah­lung von Scha­den­er­satz von mehr als 24.000 € bis zum 12.12.2022 mit dem 13.12.2022 in Ver­zug. Die Ver­zugs­zins­hö­he be­stimmt sich nach § 288 I 2 BGB.

Der Klä­ger hat zu­dem als wei­te­ren Scha­den­er­satz­an­spruch aus den §§ 989, 990 I 1, § 249 BGB ei­nen An­spruch auf Er­satz der vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he der gel­tend ge­mach­ten, nicht auf die Pro­zess­ge­büh­ren an­re­chen­ba­ren Rechts­an­walts­kos­ten von 1.156,20 €.

Es be­steht hin­sicht­lich die­ses An­spruchs des Klä­gers auch ein An­spruch auf Ver­zugs­zin­sen in Hö­he von fünf Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz seit dem 21.12.2022 aus den § 286 I, II Nr. 3, § 288 I 1 BGB. Mit der Be­glei­chung die­ser For­de­rung, die die Klä­ger­ver­tre­te­rin mit Schrei­ben vom 16.12.2022 un­ter Frist­set­zung zum 05.01.2023 gel­tend ge­macht hat, ge­riet der Be­klag­te durch die ernst­haf­te und end­gül­ti­ge Leis­tungs­ver­wei­ge­rung durch das An­walts­schrei­ben sei­nes Ver­tre­ters vom 20.12.2022 ab dem 21.12.2022 in Ver­zug.

Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf den §§ 91, 92 II Nr. 1 ZPO. …

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