1. Die blo­ße Be­zeich­nung ei­nes als funk­ti­ons­fä­hi­gen Ge­braucht­wa­gens als „Bast­ler­fahr­zeug“ führt dann nicht zum Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung des Ver­käu­fers, wenn der Käu­fer auf­grund der sons­ti­gen An­ga­ben des Ver­käu­fers und des über­ein­stim­mend zu­grun­de ge­leg­ten Ver­trags­zwecks da­von aus­ge­hen darf, ein funk­ti­ons­fä­hi­ges Fahr­zeug zu er­hal­ten.
  2. Ein Ver­käu­fer, der ei­ne dem Käu­fer ge­schul­de­te Nach­er­fül­lung nicht oder nicht recht­zei­tig vor­nimmt, ver­letzt sei­ne Pflicht aus § 437 Nr. 1, § 439 I BGB und ist dem Käu­fer des­halb ge­mäß §§ 280 I, III, 281 BGB (Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung) oder ge­mäß §§ 280 I, II, 286 BGB (Er­satz des Ver­zö­ge­rungs­scha­dens) zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet. Das gilt nur dann nicht, wenn der Ver­käu­fer die Pflicht­ver­let­zung nicht zu ver­tre­ten hat (§ 280 I 2 BGB). Da­für reicht es nicht aus, dass der Ver­käu­fer sich hin­sicht­lich der Lie­fe­rung der man­gel­haf­ten Kauf­sa­che lie­gen­den – se­pa­ra­ten – Pflicht­ver­let­zung (§ 433 I 2 BGB) ent­las­ten kann.

OLG Stutt­gart, Ur­teil vom 17.08.2023 – 2 U 41/22

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin kauf­te von dem Be­klag­ten, ei­nem ge­werb­li­chen Kraft­fahr­zeug­händ­ler, am 17.02.2018 ei­nen Ge­braucht­wa­gen, mit dem sie zu­vor – am 07.02.2018 – ei­ne Pro­be­fahrt un­ter­nom­men hat­te. Der Kauf­preis für das im Au­gust 1999 erst­zu­ge­las­se­ne Fahr­zeug, das ei­ne Lauf­leis­tung von 157.690 km auf­wies, be­trug 4.900 €.

Der schrift­li­che Kauf­ver­trag ent­hält fol­gen­den Pas­sus:

„Das Fahr­zeug wird als Bas­tel­fahr­zeug ge­braucht und [in] al­ters­ge­mä­ßem Zu­stand ver­kauft. Der Käu­fer hat das Fahr­zeug be­sich­tigt und Pro­be ge­fah­ren. Er hat den vor­ge­fun­de­nen Zu­stand ak­zep­tiert.“

Auf­grund von Män­gel­rü­gen der Klä­ge­rin be­fand sich der Pkw am 03.03.2018, vom 21.05. bis zum 01.06.2018 und vom 09.06. bis zum 16.06.2018 in der Werk­statt des Be­klag­ten, der un­ter an­de­rem Zünd­spu­len aus­tausch­te und den Luft­mas­sen­mes­ser rei­nig­te.

Mit An­walts­schrei­ben vom 24.08.2018 er­klär­te die Klä­ge­rin ih­ren Rück­tritt von dem mit dem Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag. Der Be­klag­te wies die Rück­tritts­er­klä­rung mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 19.09.2018 als un­be­grün­det zu­rück.

Am 15.10.2018 be­auf­trag­te die Klä­ge­rin pri­vat ei­nen Sach­ver­stän­di­gen da­mit, ein Gut­ach­ten zu den (strei­ti­gen) Män­geln des Fahr­zeugs zu er­stat­ten. Im Rah­men der Be­gut­ach­tung des Pkw wur­de ei­ne Zünd­ker­ze des drit­ten Zy­lin­ders er­setzt. Für das Gut­ach­ten ent­stan­den der Klä­ge­rin ins­ge­samt Kos­ten in Hö­he von 1.873,02 €.

In der Kla­ge­schrift hat die Klä­ge­rin den Kauf­ver­trag vor­sorg­lich we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung an­ge­foch­ten. Sie be­haup­tet, der Pkw, den sie von dem Be­klag­ten er­wor­ben hat, sei schon bei der Über­ga­be an sie man­gel­haft ge­we­sen. Bei nied­ri­gen Tem­pe­ra­tu­ren stot­te­re der Mo­tor und neh­me kein Gas an; erst nach ei­ni­gen Ki­lo­me­tern lau­fe der Mo­tor nor­mal. Dies ha­be sich nach der zwei­ten und drit­ten Re­pa­ra­tur ver­schlim­mert; nun ruck­le das Fahr­zeug auch im war­men Zu­stand, vor al­lem beim Be­schleu­ni­gen.

Der Be­klag­te ist dem mit der Be­haup­tung ent­ge­gen­ge­tre­ten, bei der Über­prü­fung des Fahr­zeugs in sei­ner Werk­statt hät­ten sich kei­ne Fehl­funk­tio­nen ge­zeigt. Der Luft­mas­sen­mes­ser sei nur vor­sorg­lich ge­rei­nigt wor­den. Au­ßer­dem – so meint der Be­klag­te – ha­be er die Kos­ten für das Gut­ach­ten, die die Klä­ge­rin er­stat­tet ver­langt, schon des­halb nicht zu er­set­zen, weil die Klä­ge­rin den Sach­ver­stän­di­gen erst nach ih­rem Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­auf­tragt ha­be. Die Kos­ten sei­en im Üb­ri­gen we­der üb­lich noch an­ge­mes­sen. Je­den­falls ha­be er, der Be­klag­te, die Kos­ten für das Ab­schlep­pen des Fahr­zeugs nicht zu er­set­zen, weil der Pkw fahr­be­reit ge­we­sen sei und nicht hät­te ab­ge­schleppt wer­den müs­sen. Schließ­lich macht der Be­klag­te gel­tend, dass die Klä­ge­rin den Pkw er­heb­lich be­schä­digt ha­be. Sie ha­be ei­nen Lack­krat­zer auf der rech­ten Sei­te ver­ur­sacht, den rech­ten Front­schein­wer­fer be­schä­digt und da­durch, dass sie das Fens­ter of­fen­ge­las­sen ha­be, ei­nen Schim­mel­scha­den im In­nen­raum ver­ur­sacht. Für die Be­sei­ti­gung der Schä­den fie­len ins­ge­samt Kos­ten in Hö­he von 3.000 € an, näm­lich 1.000 € für die Be­sei­ti­gung des Lack­krat­zers, 600 € für die In­stand­set­zung des Schein­wer­fers und 1.400 € für die In­stand­setung des Fahr­zeu­gin­nen­raums. Mit die­sen An­sprü­chen rech­ne er ge­gen die For­de­run­gen der Klä­ge­rin auf.

Das Land­ge­richt hat den Be­klag­ten nach ei­ner Be­weis­auf­nah­me ver­ur­teilt, an die Klä­ge­rin 4.450,04 € zu zah­len, und fest­ge­stellt, dass der Be­klag­te mit der An­nah­me des Pkw in Ver­zug ist. Im Üb­ri­gen hat es die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat das Land­ge­richt im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

Die Klä­ge­rin sei wirk­sam von dem mit dem Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten. Der ver­trag­lich vor­ge­se­he­ne Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss sei ge­mäß § 476 I 1 BGB a.F. un­wirk­sam, weil der Kauf­ver­trag ein Ver­brauchs­gü­ter­kauf (§ 474 I 1 BGB) sei. Der streit­ge­gen­ständ­li­che Pkw sei man­gel­haft; der ge­richt­lich be­stell­te Sach­ver­stän­di­ge ha­be das Vor­lie­gen der von der Klä­ge­rin be­haup­te­ten Män­gel be­stä­tigt. Das Fahr­zeug zei­ge bei kal­tem Mo­tor Zünd­aus­set­zer, und im be­triebs­war­men Zu­stand trä­ten beim Be­schleu­ni­gen Leis­tungs­ein­brü­che auf. Ur­säch­lich da­für sei­en ein po­rö­ser Un­ter­druck­schlauch und Be­schä­di­gun­gen an Zünd­ker­zen. Ers­te­res sei ei­ne al­ters­be­ding­te Ver­schleiß­er­schei­nung und da­her kein Man­gel. Die Be­schä­di­gun­gen an den Zünd­ker­zen (Quet­schun­gen am Dicht­ring, ge­ris­se­ner Por­zel­la­ni­so­la­tor) sei­en aber kei­ne Ver­schleiß­er­schei­nun­gen, son­dern Fol­gen ei­ner man­gel­haf­ter Mon­ta­ge. Dass die­se Män­gel be­reits bei Über­ga­be des Fahr­zeugs an die Klä­ge­rin vor­han­den ge­we­sen sei, wer­de nach § 477 BGB a.F. ver­mu­tet, da die Män­gel – wie die wie­der­hol­ten Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten zeig­ten – in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach der Über­ga­be des Pkw auf­ge­tre­ten sei­en. Der Be­klag­te ha­be die Ver­mu­tung nicht wi­der­legt. Es las­se sich im Nach­hin­ein nicht mehr fest­stel­len, wer wann wel­che Zünd­ker­ze aus­ge­tauscht und die­se hier­bei be­schä­digt ha­be. So­weit die Zünd­ker­zen – wo­für vie­les spre­che – im Zu­ge der Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten aus­ge­tauscht wor­den sei­en, ste­he fest, dass sie schon vor­her man­gel­haft ge­we­sen sei­en, da sie an­dern­falls nicht aus­ge­tauscht wor­den wä­ren. Ei­ne (wei­te­re) Frist zur Nach­bes­se­rung ha­be die Klä­ge­rin dem Be­klag­ten nicht set­zen müs­sen; nach drei ver­geb­li­chen Nach­bes­se­rungs­ver­su­chen des Be­klag­ten gel­te die Nach­bes­se­rung viel­mehr als fehl­ge­schla­gen (§ 440 Satz 1 Fall 2, Satz 2 BGB).

In­fol­ge des wirk­sa­men Rück­tritts ha­be die Klä­ge­rin ei­nen An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses, Zug um Zug ge­gen Rück­ge­währ des Fahr­zeugs, ge­gen den Be­klag­ten. Für die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen in Form der mit dem Fahr­zeug zu­rück­ge­leg­ten 4.709 km müs­se schul­de die Klä­ge­rin dem Be­klag­ten je­doch Wert­er­satz in Hö­he von 249,96 €. Au­ßer­dem ha­be die Klä­ge­rin dem Be­klag­ten ge­mäß § 346 II 1 Nr. 3 BGB Wert­er­satz in Hö­he von 200 € zu leis­ten, weil sich im In­nen­raum des Pkw Schim­mel ge­bil­det ha­be. Die­ser kön­ne nach den An­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen durch ei­ne pro­fes­sio­nel­le Fahr­zeug­rei­ni­gung und mit ei­nem Kos­ten­auf­wand von 100 bis 200 € be­sei­tigt wer­den. Wei­te­rer An­sprü­che stün­den dem Be­klag­ten nicht zu. Er ha­be nicht be­wie­sen, dass Lack­krat­zer nicht schon bei Über­ga­be des Pkw an die Klä­ge­rin vor­han­den ge­we­sen sei­en, und die Be­schä­di­gung des Front­schein­wer­fers sei ei­ne ty­pi­sche Ge­brauchs­spur.

Ei­nen An­spruch auf Er­stat­tung vor­ge­richt­lich an­ge­fal­le­ner Rechts­an­walts­kos­ten ha­be die Klä­ge­rin nicht, weil der Be­klag­te bei Er­klä­rung des Rück­tritts und der Auf­for­de­rung zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses nicht in Ver­zug ge­we­sen sei.

Ge­gen das Ur­teil ha­ben bei­de Par­tei­en Be­ru­fung ein­ge­legt. Der Be­klag­te hat je­doch sei­ne Be­ru­fung, mit der er die voll­stän­di­ge Ab­wei­sung der Kla­ge er­rei­chen woll­te, in der Be­ru­fungs­ver­hand­lung zu­rück­ge­nom­men.

Die Klä­ge­rin be­gehr­te mit ih­rem Rechts­mit­tel den Er­satz der Sach­ver­stän­di­gen- und Rechts­an­walts­kos­ten und führ­te zur Be­grün­dung im We­sent­li­chen aus: Die Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten sei­en nach § 439 II BGB zu er­set­zen. Dar­an än­de­re nichts, dass sie nach Er­klä­rung des Rück­tritts ent­stan­den sei­en, denn die Kos­ten sei­en zum Zwe­cke der Gel­tend­ma­chung von Ge­währ­leis­tungs­rech­ten auf­ge­wen­det wor­den. Sie, die Klä­ge­rin, ha­be Ver­an­las­sung ge­habt, die Ur­sa­che der (be­haup­te­ten) Män­gel zu klä­ren, be­vor sie den ri­si­ko­rei­chen Weg ei­ner Kla­ge ein­ge­schla­gen ha­be. Au­ßer­dem ha­be der Be­klag­te die Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten nach § 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 280 I, II, 286 BGB zu er­set­zen, weil er mit der Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags in Ver­zug be­fun­den ha­be und ihr, der Klä­ge­rin, da­durch die Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten als ad­äquat-kau­sa­ler Scha­den ent­stan­den sei­en. Fer­ner sei­en die Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten auch als Man­gel­fol­ge­scha­den zu er­set­zen, da sie die ad­äquat-kau­sa­le Fol­ge des ur­sprüng­li­chen Man­gels sei­en. Schließ­lich müs­se der Be­klag­te die Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten nach den Grund­sät­zen der Ge­schäfts­füh­rung oh­ne Auf­trag er­stat­ten, da es in sei­nem In­ter­es­se ge­we­sen sei, nach der Ur­sa­che der streit­ge­gen­ständ­li­chen Män­gel zu for­schen. Die Rechts­an­walts­kos­ten sei­en gleich­falls nach § 439 II BGB zu er­set­zen. Sie hät­ten der Durch­set­zung von Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­chen ge­dient, und die Be­auf­tra­gung ei­nes Rechts­an­walts sei nach drei fehl­ge­schla­ge­nen Nach­er­fül­lungs­ver­su­chen des Be­klag­ten aus Sicht ei­ner ver­nünf­ti­gen, wirt­schaft­lich den­ken­den Per­son ge­bo­ten ge­we­sen (vgl. BGH, Urt. v. 24.10.2018 – VI­II ZR 66/17, BGHZ 220, 134 Rn. 84 ff.).

Die Be­ru­fung hat­te über­wie­gend Er­folg.

Aus den Grün­den: II. Die zu­läs­si­ge Be­ru­fung der Klä­ge­rin ist über­wie­gend be­grün­det. Die Klä­ge­rin hat ei­nen An­spruch auf Er­satz ih­rer Gut­ach­ter­kos­ten, der al­ler­dings erst ab Rechts­hän­gig­keit zu ver­zin­sen ist (nach­fol­gend 1) Au­ßer­dem kann die Klä­ge­rin Frei­stel­lung von ih­ren Rechts­an­walts­kos­ten ver­lan­gen, wenn auch nicht in der gel­tend ge­mach­ten Hö­he (nach­fol­gend 2).

1. Der Klä­ge­rin steht gem. § 280 I, III, 281 BGB ein An­spruch auf Er­satz der gel­tend ge­mach­ten Gut­ach­ter­kos­ten zu. Der Be­klag­te hat sei­ne Pflicht zur Nach­er­fül­lung schuld­haft ver­letzt. Die Gut­ach­ter­kos­ten sind die ad­äquat-kau­sa­le Fol­ge die­ser Pflicht­ver­let­zung. Die Be­auf­tra­gung des Gut­ach­ters war aus Sicht der Klä­ge­rin auch er­for­der­lich. Im Ein­zel­nen:

a)  Der Be­klag­te war zur Nach­er­fül­lung ge­mäß § 434 I 2 Nr. 2 BGB a.F., § 437 Nr. 1, § 439 BGB ver­pflich­tet

aa) Die Ge­währ­leis­tung ist nicht aus­ge­schlos­sen.

Erst­mals in der Be­ru­fung macht der Be­klag­te gel­tend, dass sich aus dem über­ein­stim­men­den Vor­trag der Par­tei­en ein Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss er­ge­be, weil es sich bei dem Fahr­zeug um ein Bast­ler­fahr­zeug ge­han­delt ha­be. Die­ser Ein­wand ist nicht be­grün­det.

(1) Wie schon das Land­ge­richt fest­ge­stellt hat, sind bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf, wie er hier un­strei­tig vor­liegt, ge­währ­leis­tungs­be­schrän­ken­de Ver­ein­ba­run­gen vor Mit­tei­lung ei­nes Man­gels un­zu­läs­sig (§ 476 I 1 BGB a.F.). Als Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss un­wirk­sam ist da­mit der Pas­sus im Kauf­ver­trag, wo­nach die Klä­ge­rin das Fahr­zeug be­sich­tigt und Pro­be ge­fah­ren und den vor­ge­fun­de­nen Zu­stand ak­zep­tiert ha­be, denn der­ar­ti­ge Klau­seln sind kei­ne Be­schaf­fen­heits- oder Zu­stands­be­schrei­bun­gen, son­dern be­schrän­ken die Ge­währ­leis­tung (Eg­gert, in: Rein­king/​Eg­gert, Der Au­to­kauf, 14. Aufl. [2020], Rn. 2482 f.).

(2) Glei­ches gilt im Er­geb­nis für die Be­zeich­nung des Fahr­zeugs als „Bas­tel­fahr­zeug“.

Zwar ver­bleibt auch im Be­reich des Ver­brauchs­gü­ter­kaufs die Mög­lich­keit ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung im Rah­men des sub­jek­ti­ven Feh­ler­be­griffs ge­mäß § 434 I 1, II 2 Nr. 2 BGB a.F. er­hal­ten. Es ist so­mit oh­ne Wei­te­res mög­lich, ei­nen Ge­gen­stand „zum Bas­teln“ zu ver­kau­fen und auf die­se Wei­se ei­ne Haf­tung für die Funk­ti­ons­fä­hig­keit aus­zu­schlie­ßen. Ent­schei­dend ist aber nicht der Wort­laut der je­wei­li­gen Ver­ein­ba­rung, son­dern der über­ein­stim­men­de tat­säch­li­che Wil­le der Par­tei­en. Die blo­ße Be­zeich­nung ei­nes als funk­ti­ons­fä­hig und zum Be­trieb durch den Käu­fer ver­kauf­ten Ge­braucht­wa­gens als „Bast­ler­fahr­zeug“ führt des­halb nicht zu ei­nem Aus­schluss der Män­gel­haf­tung des Ver­käu­fers, wenn der Käu­fer auf­grund der sons­ti­gen An­ga­ben des Ver­käu­fers und des über­ein­stim­mend zu­grun­de ge­leg­ten Ver­trags­zwecks von ei­nem funk­ti­ons­fä­hi­gen Fahr­zeug aus­ge­hen darf (Münch­Komm-BGB/​Lo­renz, 8. Aufl. [2019], § 476 Rn. 9; Eg­gert, in: Rein­king/​Eg­gert, a. a. O., Rn. 2491 ff.).

Bei­de Par­tei­en sind über­ein­stim­mend da­von aus­ge­gan­gen, dass das Fahr­zeug funk­ti­ons­fä­hig ist. An­ge­sichts des­sen hilft es dem Be­klag­ten nichts, dass das Fahr­zeug in dem Kauf­ver­trag als „Bas­tel­fahr­zeug“ be­zeich­net wird.

bb) Das vom Be­klag­ten an die Klä­ge­rin ver­kauf­te Fahr­zeug war zum Zeit­punkt der Be­gut­ach­tung durch den ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen man­gel­haft. Ei­nen Man­gel stellt der Um­stand dar, dass die Zünd­ker­ze des zwei­ten Zy­lin­ders teil­wei­se aus­ge­bro­chen war und der Dicht­ring mehr­fach ge­quetscht war und dass die Zünd­ker­ze des vier­ten Zy­lin­ders ei­nen Riss hat­te. Die­ser Zu­stand ist nicht auf ei­nen Ver­schleiß zu­rück­zu­füh­ren. Viel­mehr führt der ge­richt­li­che Sach­ver­stän­di­ge die­se Be­schä­di­gun­gen über­zeu­gend auf ei­nen Mon­ta­ge­feh­ler zu­rück. Ins­be­son­de­re die Quet­schung am Dicht­ring las­se sich nur durch ein un­sach­ge­mä­ßes Ar­bei­ten an der Zünd­ker­ze er­klä­ren.

cc) Da­von aus­zu­ge­hen ist, dass der vom Sach­ver­stän­di­gen fest­ge­stell­te Man­gel ge­mäß § 434 I BGB a.F. be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­han­den ge­we­sen ist.

(1) Der Man­gel muss ge­mäß § 434 I BGB a.F. be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­han­den ge­we­sen sein. Hat der Käu­fer – wie hier die Klä­ge­rin – das Fahr­zeug ent­ge­gen­ge­nom­men, trifft grund­sätz­lich ihn ge­mäß § 363 BGB die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für die ei­nen Sach­man­gel be­grün­den­den Um­stän­de, wenn er Rech­te nach § 437 BGB gel­tend macht (BGH, Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, NJW 2006, 434 Rn. 20).

§ 477 BGB a.F. in der bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags gül­ti­gen Fas­sung vom 28.04.2017 sieht al­ler­dings ei­ne Er­leich­te­rung der Be­weis­last zu­guns­ten des Ver­brau­chers vor: Zeigt sich ein Sach­man­gel in­ner­halb von sechs Mo­na­ten ab Ge­fahr­über­gang, so wird ver­mu­tet, dass die­ser be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­ge­le­gen hat. Die Ver­mu­tung des § 477 Halb­satz 1 BGB a.F. greift nach der neue­ren Recht­spre­chung des BGH zu­guns­ten des Käu­fers be­reits dann ein, wenn die­sem im Be­strei­tens­fall der Nach­weis ge­lingt, dass sich in­ner­halb von sechs Mo­na­ten ab Ge­fahr­über­gang ein man­gel­haf­ter Zu­stand (ei­ne Man­gel­er­schei­nung) ge­zeigt hat, der – un­ter­stellt, er hät­te sei­ne Ur­sa­che in ei­nem dem Ver­käu­fer zu­zu­rech­nen­den Um­stand – des­sen Haf­tung we­gen Ab­wei­chung von der ge­schul­de­ten Be­schaf­fen­heit be­grün­den wür­de. Der Käu­fer ist durch die ge­nann­te Vor­schrift zum ei­nen des Vor­trags und des Nach­wei­ses ent­ho­ben, auf wel­che Ur­sa­che der zu­ta­ge ge­tre­te­ne man­gel­haf­te Zu­stand zu­rück­zu­füh­ren ist und ob die­se Ur­sa­che in den Ver­ant­wor­tungs­be­reich des Ver­käu­fers fällt. Die Ver­mu­tungs­wir­kung des § 477 Halb­satz 1 BGB a.F. kommt dem Käu­fer zum an­de­ren grund­sätz­lich auch da­hin zu­gu­te, dass der bin­nen sechs Mo­na­ten nach Über­ga­be zu­ta­ge ge­tre­te­ne man­gel­haf­te Zu­stand zu­min­dest im An­satz (la­tent) schon bei Ge­fahr­über­gang vor­ge­le­gen hat (BGH, Urt. v. 10.11.2021 – VI­II ZR 187/20, BGHZ 232, 1 = NJW 2022, 686 Rn. 72).

(2) Das Land­ge­richt hat fest­ge­stellt, dass die Man­gel­er­schei­nun­gen des stot­tern­den Mo­tors und der Leis­tungs­ein­brü­che in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Über­ga­be der Kauf­sa­che auf­ge­tre­ten sei­en. Es hat dies dar­aus ge­schlos­sen, dass die Klä­ge­rin und der Zeu­ge Z die­se Män­gel glaub­haft be­schrie­ben hät­ten und der Be­klag­te un­strei­tig drei Nach­bes­se­rungs­ver­su­che un­ter­nom­men und ver­schie­de­ne Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten durch­ge­führt ha­be. Hät­ten die Män­gel nicht vor­ge­le­gen, hät­te sich der Be­klag­te nicht zu den wie­der­hol­ten Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten ver­an­lasst ge­se­hen.

An die­se Fest­stel­lung des Land­ge­richts ist der Se­nat ge­mäß § 529 I Nr. 1 ZPO ge­bun­den, denn kon­kre­te An­halts­punk­te, die Zwei­fel an der Rich­tig­keit oder Voll­stän­dig­keit die­ser Fest­stel­lung be­grün­den und des­halb ei­ne er­neu­te Fest­stel­lung ge­bie­ten wür­den, sind nicht er­sicht­lich. Die von dem Be­klag­ten mit der Be­ru­fung ge­gen die­se Fest­stel­lung des Land­ge­richts er­ho­be­nen Ein­wän­de grei­fen nicht durch:

(a) Der Um­stand, dass die Fir­ma F, ei­ne M-Fach­werk­statt, im Rah­men der von der Klä­ge­rin ver­an­lass­ten Pri­vat­be­gut­ach­tung die vom ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen be­schrie­be­nen Be­schä­di­gun­gen an den Zünd­ker­zen nicht fest­ge­stellt hat, be­weist nicht, dass die­se Män­gel zum da­ma­li­gen Zeit­punkt noch nicht vor­han­den wa­ren.

Der Be­klag­te legt hier sei­ner Ar­gu­men­ta­ti­on den Er­fah­rungs­satz zu­grun­de, dass ei­ne Fach­werk­statt der­ar­ti­ge Män­gel selbst­ver­ständ­lich er­ken­nen und be­he­ben wür­de. Dass dies nicht ein­fach un­ter­stellt wer­den kann, zeigt schon der Um­stand, dass der Be­klag­te an an­de­rer Stel­le da­mit ar­gu­men­tiert, dass die Fach­werk­statt F die Zünd­ker­zen feh­ler­haft wie­der ein­ge­baut ha­ben müs­se und da­durch die vom Ge­richts­sach­ver­stän­di­gen fest­ge­stell­ten Be­schä­di­gun­gen ver­ur­sacht ha­be. Es lässt sich schlecht ar­gu­men­tie­ren, dass ei­ne Fach­werk­statt ei­ner­seits so fach­kun­dig sein müs­se, dass sie ent­spre­chen­de Schä­den an den Zünd­ker­zen er­ken­ne, und an­de­rer­seits über so we­nig Sach­kun­de ver­fü­ge, dass sie durch ei­ne völ­lig un­sach­ge­mä­ße Vor­ge­hens­wei­se (vgl. S. 8 des schrift­li­chen Gut­ach­tens des ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen) den Scha­den erst ver­ur­sacht ha­be.

Im Üb­ri­gen ist die Ar­gu­men­ta­ti­on des Be­klag­ten nach den über­zeu­gen­den Aus­füh­run­gen des ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen in sei­ner er­gän­zen­den schrift­li­chen Stel­lung­nah­me auch nicht rich­tig. Aus­weis­lich der Rech­nung des Au­to­hau­ses F wur­de die Zünd­ker­ze des drit­ten Zy­lin­ders er­setzt und die Zünd­ker­ze am ers­ten Zy­lin­der pro­be­wei­se ge­prüft. Die Be­schä­di­gun­gen, die der ge­richt­li­che Sach­ver­stän­di­ge fest­ge­stellt hat, fan­den sich je­doch an den Zünd­ker­zen des zwei­ten und vier­ten Zy­lin­ders. Dass die Fir­ma F sich auch mit die­sen Zünd­ker­zen be­schäf­tigt hät­te, er­gibt sich aus de­ren Rech­nung nicht. Viel­mehr ist der Um­stand, dass ei­ne Prü­fung der Zünd­ker­ze am ers­ten Zy­lin­der in der Rech­nung aus­drück­lich auf­ge­führt wird, hin­ge­gen aber kei­ne Prü­fung der Zünd­ker­zen am zwei­ten und vier­ten Zy­lin­der, ein deut­li­ches In­diz da­für, dass die­se Zünd­ker­zen auch nicht ge­prüft wor­den sind.

Da­mit ist auch das wei­te­re Ar­gu­ment des Be­klag­ten hin­fäl­lig, dass die Fir­ma F sämt­li­che Zünd­ker­zen auf ord­nungs­ge­mä­ßen Sitz über­prüft ha­be und hier­zu mit ei­nem Zünd­ker­zen­schlüs­sel be­ar­bei­tet ha­be, und dass des­halb fest­ste­he, dass der Wie­der­ein­bau der al­ten Zünd­ker­zen durch die Fir­ma F man­gel­haft er­folgt sei.

(b) Nach­dem die Klä­ge­rin un­strei­tig mehr­fach ge­rügt hat, dass das Fahr­zeug nicht rich­tig fährt, und der ge­richt­li­che Sach­ver­stän­di­ge Be­schä­di­gun­gen fest­ge­stellt hat, die ge­eig­net sind, das von der Klä­ge­rin be­schrie­be­ne Fahr­ver­hal­ten zu er­klä­ren, ist der vom Land­ge­richt ge­zo­ge­ne Schluss, dass die Man­gel­er­schei­nun­gen des stot­tern­den Mo­tors und der Leis­tungs­ein­brü­che in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Über­ga­be der Kauf­sa­che auf­ge­tre­ten sind, nicht zu be­an­stan­den. Ins­be­son­de­re ist an­ge­sichts der Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen für die in ers­ter In­stanz ge­äu­ßer­te The­se des Be­klag­ten, es han­de­le sich um ei­nen Fall der Kaufreue und die Klä­ge­rin ha­be ei­gens des­halb un­ge­eig­ne­ten Kraft­stoff ge­tankt, kei­nen Raum. In zwei­ter In­stanz kommt der Be­klag­te auf die­se The­se auch nicht mehr zu­rück. Oh­ne­hin hät­te er an­sons­ten in ers­ter In­stanz auf ei­ne Un­ter­su­chung des vom Sach­ver­stän­di­gen si­cher­ge­stell­ten, aber we­gen der an­der­wei­ti­gen Män­gel­ur­sa­chen nicht mehr un­ter­such­ten Kraft­stoffs drin­gen müs­sen.

Es kommt da­her nicht mehr dar­auf an, ob – wie das Land­ge­richt meint – auch der wei­te­re Um­stand, dass der Be­klag­te bei sei­nen Nach­bes­se­rungs­ver­su­chen zwei Zünd­spu­len aus­ge­tauscht hat, be­legt, dass die­se man­gel­haft ge­we­sen sind. In­so­weit mag dem Be­klag­ten durch­aus zu­zu­ge­ben sein, dass ein Aus­tausch der Zünd­spu­len (ku­lanz­hal­ber) auch des­halb er­folgt sein kann, weil die­se ei­nen al­ter­s­ent­spre­chen­den Ver­schleiß auf­ge­wie­sen hat­ten. Die sons­ti­gen Um­stän­de tra­gen je­doch be­reits den Schluss, dass die von der Klä­ge­rin ge­rüg­ten Män­gel zum da­ma­li­gen Zeit­punkt tat­säch­lich vor­ge­le­gen ha­ben,

(c) Auf das wei­te­re Ar­gu­ment in ers­ter In­stanz, dass im Zeit­raum vom 21.05. bis 01.06.2018 die als Zeu­gen be­nann­ten Di­plom-In­ge­nieu­re W und A das Fahr­zeug im Kalt­lauf an­ge­fah­ren hät­ten, oh­ne dass die von der Klä­ge­rin be­schrie­be­nen Män­gel auf­ge­tre­ten sei­en, kommt der Be­klag­te in zwei­ter In­stanz nicht mehr zu­rück.

In­so­weit ist von ei­nem kon­klu­den­ten Ver­zicht auf die Zeu­gen W und A aus­zu­ge­hen, weil der Be­klag­te in der münd­li­chen Ver­hand­lung nicht auf der Ver­neh­mung der be­nann­ten Zeu­gen be­stan­den hat, nach­dem das Land­ge­richt nach der Be­weis­auf­nah­me mit­ge­teilt hat­te, dass nach sei­ner vor­läu­fi­gen Auf­fas­sung der Rück­tritt be­rech­tigt sein dürf­te, und weil zu­dem der Be­klag­te die Zeu­gen in der Be­ru­fungs­in­stanz we­der be­nannt noch ih­re un­ter­blie­be­ne Ver­neh­mung ge­rügt hat (vgl. BGH, Urt. v. 19.11.1996 – X ZR 75/96, NJW-RR 1997, 342 f.).

Im Üb­ri­gen wä­re von der Be­weis­be­haup­tung, dass bei den von den Zeu­gen durch­ge­führ­ten Pro­be­fahr­ten die von der Klä­ge­rin ge­schil­der­ten Pro­ble­me beim Kalt­start nicht auf­ge­tre­ten sei­en, die wei­te­re Man­gel­er­schei­nung, näm­lich die Zünd­aus­set­zer beim Be­schleu­ni­gen, oh­ne­hin nicht um­fasst. Da die­se Man­gel­er­schei­nung auch für sich ge­nom­men den Rück­tritt recht­fer­ti­gen wür­de, kommt es auf die Ver­neh­mung der Zeu­gen nicht an.

(d) Die wei­te­re Vor­aus­set­zung für die Be­weis­last­um­kehr, dass der vom Land­ge­richt fest­ge­stell­te Zu­stand, näm­lich der stot­tern­de Mo­tor und die Leis­tungs­ein­brü­che – un­ter­stellt, die­se hät­ten ih­re Ur­sa­che in ei­nem dem Be­klag­ten zu­zu­rech­nen­den Um­stand – ei­ne Haf­tung des Be­klag­ten be­grün­den wür­de, ist im vor­lie­gen­den Fall ge­ge­ben. Ei­ne Haf­tung des Be­klag­ten wür­de näm­lich nur dann aus­schei­den, wenn fest­stün­de, dass die fest­ge­stell­ten Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gun­gen aus­schließ­lich auf ei­nem üb­li­chen Ver­schleiß be­ru­hen wür­den (vgl. BGH, Urt. v. 10.11.2021 – VI­II ZR 187/20, BGHZ 232, 1 = NJW 2022, 686 Rn. 75). Dies ist je­doch nicht der Fall. Wie der ge­richt­li­che Sach­ver­stän­di­ge aus­ge­führt hat, be­ruht der Zu­stand der Zünd­ker­zen nicht auf Ver­schleiß, son­dern auf ei­nem un­sach­ge­mä­ßen Um­gang mit den Zünd­ker­zen, und die Zünd­aus­set­zer so­wie die Leis­tungs­ein­brü­che beim Be­schleu­ni­gen führt der Sach­ver­stän­di­ge auf die man­gel­haf­ten Zünd­ker­zen zu­rück.

(e) Dass die Ver­mu­tung mit der Art der Wa­re oder der Art des man­gel­haf­ten Zu­stands un­ver­ein­bar wä­re, hat der Be­klag­te, der hier­für die Dar­le­gungs- und Be­weis­last trägt, we­der be­haup­tet noch be­wie­sen.

(f) Der Be­klag­te hat auch nicht be­wie­sen, dass die Ver­mu­tung des § 477 I 1 BGB a.F. im vor­lie­gen­den Fall nicht zu­trifft. Hier­für ge­nügt nicht, dass es mög­lich oder so­gar wahr­schein­lich ist, dass die Be­schä­di­gun­gen an den Zünd­ker­zen der Zy­lin­der zwei und vier erst nach der Über­ga­be des Fahr­zeugs er­folgt sind. Ei­ne blo­ße Er­schüt­te­rung der Ver­mu­tung ist nicht aus­rei­chend, er­for­der­lich ist viel­mehr der vol­le Be­weis des Ge­gen­teils der ver­mu­te­ten Tat­sa­che (Münch­Komm-BGB/Lo­renz, a. a. O., § 477 Rn. 27).

Dass die Zünd­ker­zen der Zy­lin­der zwei und vier im Rah­men der Nach­bes­se­rungs­maß­nah­men des Be­klag­ten aus­ge­tauscht wor­den wä­ren, ist nicht be­haup­tet. Auch ein Aus­tausch der Zünd­ker­zen durch die Fir­ma F ist – wie oben be­reits dar­ge­legt – nicht be­wie­sen. Glei­ches gilt für et­wai­ge Be­schä­di­gun­gen die­ser Zünd­ker­zen durch den Be­klag­ten oder die Fir­ma F im Zu­ge der je­wei­li­gen Re­pa­ra­tur­maß­nah­men.

Auch die von der Klä­ge­rin mit dem Fahr­zeug zu­rück­ge­leg­te Fahr­stre­cke von ins­ge­samt 4.677 km be­legt nicht, dass die Be­schä­di­gun­gen an den Zünd­ker­zen nicht schon bei der Über­ga­be des Fahr­zeugs an die Klä­ge­rin vor­han­den wa­ren. Der ge­richt­li­che Sach­ver­stän­di­ge hat aus­ge­führt, dass auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung die­ser Lauf­leis­tung die be­schrie­be­nen Zünd­aus­set­zer und Leis­tungs­ein­brü­che beim Be­schleu­ni­gen schon im Zeit­punkt der Fahr­zeug­über­ga­be vor­ge­le­gen ha­ben kön­nen (S. 9f. des schrift­li­chen Gut­ach­tens).

b) Der Be­klag­te ist sei­ner Pflicht zur Nach­er­fül­lung nicht nach­ge­kom­men. Wie oben dar­ge­legt, war der Man­gel, der in den de­fek­ten Zünd­ker­zen liegt, auch nach den Re­pa­ra­tur­maß­nah­men durch den Be­klag­ten nicht be­sei­tigt.

c) Den Nach­weis, dass er den Miss­er­folg der Nach­er­fül­lungs­maß­nah­men nicht zu ver­tre­ten hat, hat der Be­klag­te nicht ge­führt. Von sei­nem Ver­schul­den ist da­her ge­mäß § 280 I 2 BGB aus­zu­ge­hen.

Dem steht nicht ent­ge­gen, dass der Be­klag­te nur Ver­käu­fer ist. Zwar kann ein Ver­käu­fer im All­ge­mei­nen den Nach­weis, dass ihn kein Ver­schul­den an der Pflicht­ver­let­zung, die in der Lie­fe­rung ei­ner man­gel­haf­ten Sa­che liegt, re­la­tiv leicht füh­ren, da ihn zu­meist kei­ne be­son­de­ren Un­ter­su­chungs­pflich­ten tref­fen (vgl. BGH, Urt. v. 15.07.2008 – VI­II ZR 211/07, BGHZ 177, 224 = NJW 2008, 2837 Rn. 29). Im Un­ter­las­sen der Nach­er­fül­lung liegt aber – wie oben dar­ge­legt – ei­ne wei­te­re Pflicht­ver­let­zung. Nimmt ein Ver­käu­fer die Nach­er­fül­lung nicht recht­zei­tig vor, haf­tet er we­gen der Ver­let­zung der Pflicht aus § 439 I BGB nach §§ 280 I, II, 286 BGB (Ver­zö­ge­rungs­scha­den we­gen Ver­spä­tung der Nach­er­fül­lung) oder nach §§ 280 I, III, 281 (Scha­dens­er­satz statt der Nach­er­fül­lung) auch dann, wenn er die Ver­let­zung der Pflicht aus § 433 I 2 BGB nicht zu ver­tre­ten hat. Die Ver­mu­tung des Ver­tre­ten­müs­sens aus § 280 I 2 BGB kann er nur dann wi­der­le­gen, wenn er die Nicht­vor­nah­me der Nach­er­fül­lung nicht zu ver­tre­ten hat. Da­für reicht der Nach­weis, dass er den Man­gel nicht zu ver­tre­ten hat, nicht aus (vgl. Lo­renz/​Ar­nold, JuS 2014, 7, 10).

d) Die Gut­ach­ter­kos­ten sind als ad­äquat-kau­sa­le Fol­ge die­ser Pflicht­ver­let­zung zu er­set­zen.

aa) Der Schä­di­ger hat die Kos­ten von Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten zu er­set­zen, so­weit die­se zu ei­ner zweck­ent­spre­chen­den Rechts­ver­fol­gung not­wen­dig sind (Grü­ne­berg/​Grü­ne­berg, BGB, 82. Aufl. [2023], § 249 Rn. 58). Dies ist hier der Fall. Aus der da­ma­li­gen Sicht der Klä­ge­rin war es sinn­voll, vor der Er­he­bung ei­ner Kla­ge und der da­mit ver­bun­de­nen Ver­ur­sa­chung wei­te­rer Kos­ten ab­zu­klä­ren, ob die ge­rüg­ten Män­gel von ei­nem Sach­ver­stän­di­gen auch be­stä­tigt wer­den kön­nen.

bb) Die Ein­wen­dun­gen des Be­klag­ten ge­gen die Hö­he der Gut­ach­ter­kos­ten grei­fen nicht durch.

(1) Der Schä­di­ger hat nicht die von dem Sach­ver­stän­di­gen be­rech­ne­ten und von dem Ge­schä­dig­ten be­zahl­ten, son­dern die ge­mäß § 249 II 1 BGB er­for­der­li­chen – un­ter Um­stän­den ge­rin­ge­ren – Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten zu er­stat­ten (BGH, Urt. v. 11.02.2014 – VI ZR 225/13, NJW 2014, 1947 Rn. 8). Ein we­sent­li­ches In­diz für die Er­for­der­lich­keit von Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten bil­det je­doch die Über­ein­stim­mung des vom Ge­schä­dig­ten tat­säch­lich er­brach­ten Kos­ten­auf­wands mit der tat­säch­li­chen Rech­nungs­hö­he und der ihr zu­grun­de lie­gen­den Preis­ver­ein­ba­rung, so­fern die­se nicht auch für den Ge­schä­dig­ten deut­lich er­kenn­bar er­heb­lich über den üb­li­chen Prei­sen liegt (BGH, Urt. v. 11.02.2014 – VI ZR 225/13, NJW 2014, 1947 Rn. 8). Vor die­sem Hin­ter­grund ge­nügt der Ge­schä­dig­te sei­ner Dar­le­gungs­last zur Scha­dens­hö­he re­gel­mä­ßig durch Vor­la­ge ei­ner – von ihm be­gli­che­nen – Rech­nung des von ihm be­auf­trag­ten Sach­ver­stän­di­gen (BGH, Urt. v. 24.10.2017 – VI ZR 61/17, NJW 2018, 693 Rn. 18; Urt. v. 05.06.2018 – VI ZR 171/16, NJW 2019, 430 Rn. 16). Er­füllt der Ge­schä­dig­te nach die­sen Grund­sät­zen die ihm ob­lie­gen­de Dar­le­gungs­last durch Vor­la­ge der – von ihm be­gli­che­nen – Rech­nung des mit der Be­gut­ach­tung sei­nes Fahr­zeugs be­auf­trag­ten Sach­ver­stän­di­gen, der die be­schrie­be­ne In­dizwir­kung zu­kommt, so reicht ein­fa­ches Be­strei­ten der Er­for­der­lich­keit des aus­ge­wie­se­nen Rech­nungs­be­trags zur Scha­dens­be­he­bung grund­sätz­lich nicht aus, um die gel­tend ge­mach­te Scha­dens­hö­he in­fra­ge zu stel­len (BGH, Urt. v. 22.07.2014 – VI ZR 357/13, NJW 2014, 3151 Rn. 16; Urt. v. 24.10.2017 – VI ZR 61/17, NJW 2018, 693 Rn. 18; Urt. v. 05.06.2018 – VI ZR 171/16, NJW 2019, 430 Rn. 16; Gei­gel/​Kat­zen­stein, Der Haft­pflicht­pro­zess, 28. Aufl. [2020], Kap. 3 Rn. 257).

Die Klä­ge­rin hat die Rech­nung des Sach­ver­stän­di­gen vom 18.12.2018 über 1.873,02 € vor­ge­legt. Un­strei­tig ist, dass sie den Rech­nungs­be­trag in Hö­he von 1.873,02 € für das Gut­ach­ten auch auf­ge­wen­det hat. Sie hat da­mit der ihr ob­lie­gen­den Dar­le­gungs­last ge­nügt. An­ge­sichts des­sen ge­nügt es nicht, dass der Be­klag­te le­dig­lich pau­schal die Üb­lich­keit und An­ge­mes­sen­heit der Kos­ten des Pri­vat­gut­ach­ters der Klä­ge­rin be­strei­tet.

(2) Er­satz­fä­hig sind auch die in den Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten ent­hal­te­nen Ab­schlepp­kos­ten der Fir­ma H über 230,56 € und 244,84 €. Ent­ge­gen der An­sicht des Be­klag­ten wa­ren die­se Kos­ten für die Be­gut­ach­tung er­for­der­lich, da das Fahr­zeug nicht fahr­be­reit war. Der ge­richt­li­che Sach­ver­stän­di­ge hat Leis­tungs­ein­brü­che beim Be­schleu­ni­gen fest­ge­stellt und ein Fahr­zeug, das nicht zu­ver­läs­sig be­schleu­nigt, ist im Hin­blick auf die da­mit ver­bun­de­nen Ge­fah­ren ins­be­son­de­re beim Über­ho­len an­de­rer Fahr­zeu­ge nicht ver­kehrstaug­lich.

(e) Ver­zugs­zin­sen in Hö­he von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz sind be­grün­det ab Rechts­hän­gig­keit, das heißt ab dem 24.05.2019 (§§ 286 I 2, 288 I BGB). So­weit die Klä­ge­rin be­reits Ver­zugs­zin­sen ab dem 08.09.2018 be­gehrt, ist die Kla­ge ab­zu­wei­sen. Am 08.09.2018 war das Gut­ach­ten noch gar nicht in Auf­trag ge­ge­ben. Das An­walts­schrei­ben vom 24.08.2018, mit dem die Klä­ge­rin den Be­klag­ten un­ter Frist­set­zung auf den 07.09.2018 zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses auf­ge­for­dert hat, ent­hält dem­ge­mäß auch kei­ne Auf­for­de­rung zur Zah­lung der Gut­ach­ter­kos­ten.

2. Der Klä­ge­rin steht fer­ner ein An­spruch aus §§ 280 I, III, 281 BGB ge­gen­über dem Be­klag­ten auf Frei­stel­lung von den vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten zu.

a) Der Be­klag­te hat sei­ne Ver­pflich­tung zur Nach­er­fül­lung schuld­haft ver­letzt, denn auch nach den von ihm vor­ge­nom­me­nen Maß­nah­men war das Fahr­zeug wei­ter­hin man­gel­haft. Auf die obi­gen Aus­füh­run­gen hier­zu wird ver­wie­sen.

b) Die Er­klä­rung des Rück­tritts ist die ad­äquat-kau­sa­le Fol­ge der nicht er­folg­rei­chen Nach­er­fül­lungs­maß­nah­men des Be­klag­ten. Die da­bei an­ge­fal­le­nen Rechts­an­walts­kos­ten sind mit­hin er­stat­tungs­fä­hig.

Ein ein­fach ge­la­ger­ter Fall, bei dem die In­an­spruch­nah­me ei­nes Rechts­an­walts aus der Ex-an­te-Sicht we­der er­for­der­lich noch zweck­mä­ßig wä­re (vgl. hier­zu Grü­ne­berg/​Grü­ne­berg, a. a. O., § 249, Rn. 57), liegt nicht vor. Hier­ge­gen spricht be­reits der Um­stand, dass zwi­schen den Par­tei­en strei­tig war, ob über­haupt ein Man­gel vor­liegt.

c) Bei Rechts­an­walts­kos­ten, die im Ver­hält­nis zum Schä­di­ger ent­stan­den sind, ist der Er­satz­pflicht des Schä­di­gers der Ge­schäfts­wert zu­grun­de zu le­gen, der der be­rech­tig­ten Scha­dens­er­satz­for­de­rung im Zeit­punkt der Rechts­an­walts­be­auf­tra­gung ent­spricht (Grü­ne­berg/​Grü­ne­berg, a. a. O., § 249 Rn. 57). Dies sind min­des­tens die vom Land­ge­richt un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Lauf­leis­tung und des Schim­mel­scha­dens zu­ge­spro­che­nen 4.450,04 €, ma­xi­mal aber der Kauf­preis in Hö­he von 4.900 €. Der Ge­gen­stands­wert liegt da­mit in je­dem Fall in der Wert­stu­fe bis 5.000 €.

Aus ei­nem Ge­gen­stands­wert bis 5.000 € be­trägt ei­ne an­ge­mes­se­ne 1,3-fa­che Ge­schäfts­ge­bühr nach der An­la­ge 2 zum Rechts­an­walts­ver­gü­tungs­ge­setz (RVG) in der bis zum 31.12.2021 gül­ti­gen Fas­sung (1,3 × 303 € =) 393,90 €. Zu­züg­lich 20 € Post- und Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­pau­scha­le nach Nr. 7002 VV RVG und 19 % Um­satz­steu­er Nr. 7008 VV RVG er­gibt dies ins­ge­samt ei­nen er­satz­fä­hi­gen Be­trag von 492,54 €. …

PDF er­stel­len