1. Ob ein Ver­käu­fer durch die Vor­nah­me von (nicht un­er­heb­li­chen) „Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten“ kon­klu­dent sei­ne Pflicht zur Män­gel­be­sei­ti­gung und da­mit das Vor­lie­gen ei­nes – schon bei Ge­fahr­über­gang vor­han­de­nen – Man­gels i. S. von § 434 I BGB an­er­kennt, ist un­ter Wür­di­gung al­ler Um­stän­de des Ein­zel­falls zu ent­schei­den. Maß­geb­lich ist, ob der Ver­käu­fer aus der Sicht des Käu­fers nicht nur aus Ku­lanz oder zur güt­li­chen Bei­le­gung ei­nes Streits, son­dern in dem Be­wusst­sein han­delt, zur Nach­bes­se­rung ver­pflich­tet zu sein. In­so­weit sind vor al­lem der Um­fang, die Dau­er und die Kos­ten der Män­gel­be­sei­ti­gungs­ar­bei­ten er­heb­lich (im An­schluss an BGH, Urt. v. 02.06.1999 – VI­II ZR 322/98, ju­ris Rn. 11).
  2. Be­steht für ei­nen Neu­wa­gen ei­ne Her­stel­ler­ga­ran­tie und über­lässt der Käu­fer das als man­gel­haft ge­rüg­te Fahr­zeug dem Ver­trags­händ­ler des Her­stel­lers, von der er das Fahr­zeug er­wor­ben hat, zur Re­pa­ra­tur, dann liegt in der Vor­nah­me ei­nes Re­pa­ra­tur­ver­suchs durch den Ver­käu­fer/​Ver­trags­händ­ler nicht oh­ne Wei­te­res das An­er­kennt­nis ei­ner Ge­währ­leis­tungs­pflicht. Denn der Ver­käu­fer hat in ei­ner sol­chen Kon­stel­la­ti­on kei­nen An­lass, dar­über nach­zu­den­ken, ob er zur Nach­bes­se­rung des Fahr­zeugs ver­pflich­tet ist, weil er die­ses – als Ver­trags­händ­ler des Her­stel­lers – auf Ba­sis der Her­stel­ler­ga­ran­tie oh­ne­hin in­stand set­zen muss. Das weiß auch der Käu­fer, dem das Be­ste­hen ei­ner Her­stel­ler­ga­ran­tie re­gel­mä­ßig be­kannt ist. Aus sei­ner Sicht ist da­her das Ver­hal­ten des Ver­käu­fers mehr­deu­tig, so­dass die An­nah­me ei­nes An­er­kennt­nis­ses aus­schei­det. Der Ver­käu­fer muss auch nicht klar­stel­len, dass er nur auf Ba­sis der Her­stel­ler­ga­ran­tie und nicht (auch) auf Ba­sis des kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­rechts han­delt.
  3. Zur Rü­ge­ob­lie­gen­heit nach § 377 HGB bei ei­nem Lea­sing­ver­trag.

OLG Mün­chen, Ur­teil vom 12.01.2022 – 7 U 946/21

Sach­ver­halt: Die (spä­te­re) Ford Bank GmbH (nach­fol­gend: Lea­sing­ge­be­rin) schloss mit der Klä­ge­rin am 17.12.2016 ei­nen Lea­sing­ver­trag mit ei­ner Lauf­zeit von 36 Mo­na­ten über ei­nen Neu­wa­gen Ford Edge Vi­gna­le. Die­ses Fahr­zeug er­warb die Lea­sing­ge­be­rin für 46.347,05 € von der Be­klag­ten; für ei­nen Ga­ran­tie-Schutz­brief zahl­te sie wei­te­re 700 €. Der Kfz-Kauf­ver­trag sieht vor, dass dann, wenn der Käu­fer des Fahr­zeugs Un­ter­neh­mer ist, sei­ne An­sprü­che we­gen ei­nes Sach­man­gels ein Jahr nach Über­ga­be des Fahr­zeugs ver­jäh­ren. Sämt­li­che kauf­recht­li­chen An­sprü­che und Rech­te we­gen ei­nes Sach­man­gels trat die Lea­sing­ge­be­rin an die Klä­ge­rin ab.

Der Ge­schäfts­füh­rer der Klä­ge­rin, Dr. G, nutz­te den Pkw, der am 12.09.2017 an die Klä­ge­rin aus­ge­lie­fert wor­den war, rund ein hal­bes Jahr, in dem er et­wa 20.000 km zu­rück­leg­te, be­an­stan­dungs­frei. Im März 2018 nahm er erst­mals wahr, dass das Fahr­zeug ins­be­son­de­re bei Ge­schwin­dig­kei­ten zwi­schen 50 und 80 km/h nicht gleich­mä­ßig, son­dern ruck­ar­tig, schla­gend und vi­brie­rend be­schleu­nig­te. Au­ßer­dem er­schie­nen im Dis­play des Fahr­zeugs das ad­ap­ti­ve Fern­licht be­tref­fen­de Feh­ler­mel­dun­gen („Ad­apt. Scheinw. über­prü­fen. Sie­he Hand­buch.“), die sich durch Be­stä­ti­gung mit der OK-Tas­te weg­kli­cken lie­ßen. Dr. G nahm sei­ner­zeit an, dass ei­ne ers­te In­spek­ti­on des Pkw be­reits bei ei­ner Lauf­leis­tung von 20.000 km durch­ge­führt wer­den müs­se, und hat­te die Ab­sicht, die Be­klag­te im Zu­sam­men­hang mit die­ser In­spek­ti­on über die Man­gel­sym­pto­me zu in­for­mie­ren.

Im Ju­ni 2018 zeig­ten sich die Sym­pto­me er­neut. Dr. G mo­nier­te sie ge­gen­über der Be­klag­ten im Rah­men ei­ner – bei ei­ner Lauf­leis­tung von 30.000 km tur­nus­mä­ßig statt­fin­den­den – In­spek­ti­on am 30.07.2018. Da die be­an­stan­de­ten Sym­pto­me auch nach der Ab­ho­lung des Fahr­zeugs am 02.08.2018 noch auf­tra­ten, kam es zu wei­te­ren Werk­statt­auf­ent­hal­ten des Pkw am 27./​28.08.2018 und vom 04.09. bis zum 06.09.2018. Im Nach­gang zu die­sem letzt­ge­nann­ten Werk­statt­ter­min mo­nier­te der Klä­ger er­neut ei­nen „Ga­ran­tie­scha­den am An­triebs­strang“. An­schlie­ßend wur­de das Fahr­zeug der Be­klag­ten er­neut am 18.09.2018 vor­ge­stellt.

Wäh­rend ei­ner am 25.09.2018 un­ter­nom­me­nen Nacht­fahrt schwenk­te das Fern­licht oh­ne Vor­war­nung so nach un­ten, dass nur noch ei­ne Stre­cke von et­wa fünf Me­tern vor dem Pkw aus­ge­leuch­tet wur­de. Der Ge­schäfts­füh­rer der Klä­ge­rin konn­te kei­ne Ab­hil­fe schaf­fen und fuhr des­halb mit Schritt­ge­schwin­dig­keit und mit ein­ge­schal­te­ter Warn­blink­an­la­ge wei­ter. Die von der Klä­ge­rin kon­tak­tier­te Be­klag­te teil­te mit, dass sie in die­ser die­ser Si­tua­ti­on in kei­ner Wei­se hilf­reich sein kön­ne. Die Klä­ge­rin sol­le die Mo­bi­li­täts­ga­ran­tie in An­spruch neh­men und ein Er­satz­fahr­zeug nut­zen. Im Rah­men der Mo­bi­li­täts­ga­ran­tie ver­brach­te ein ADAC-Mit­ar­bei­ter, der die Ur­sa­che des De­fekts nicht be­sei­ti­gen konn­te, das Fahr­zeug in die nächst­ge­le­ge­ne Ford-Ver­trags­werk­statt. Dort wur­de im Rah­men ei­nes „Ga­ran­tie­auf­trags“ vom 26.09. bis zum 10.10.2018 ver­sucht, das ad­ap­ti­ve Fern­lichts in­stand zu set­zen. In­ner­halb die­ses Zeit­raums be­schwer­te sich die Klä­ge­rin bei der Fahr­zeug­her­stel­le­rin über den Um­gang mit Re­kla­ma­tio­nen. Sie führ­te aus, Dr. G kön­ne sich des Ein­drucks nicht er­weh­ren, dass der be­an­stan­de­te Um­gang mit Kun­den sei­tens der Fahr­zeug­her­stel­le­rin so ge­wollt sei und Ford-Nie­der­las­sun­gen mit Pro­ble­men in der Ga­ran­tie­zeit nichts zu tun ha­ben woll­ten.

Un­ter Be­zug­nah­me auf das ent­spre­chen­de Schrei­ben, das die Be­klag­te in Ko­pie er­hielt, setz­te die Klä­ge­rin der Be­klag­ten mit Schrei­ben vom 22.10.2018 ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung bis zum 06.11.2018. In dem Schrei­ben heißt es:

„Soll­te bis zu die­sem Da­tum das Fahr­zeug nicht wie­der in ei­nem ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stand sein, tre­te ich vom Kauf­ver­trag zu­rück und kün­di­ge mit die­sem Schrei­ben obi­gen Lea­sing­ver­trag.“

Es wur­de ein Werk­statt­ter­min für den 05.11.2018 ver­ein­bart. Mit Schrei­ben vom 02.11.2018 nahm die Klä­ge­rin die­sen Ter­min „zur Be­he­bung der Ga­ran­tie­män­gel“ ein­schließ­lich der Über­nah­me ei­nes Leih­fahr­zeugs an. Sie wer­de das Lea­sing­fahr­zeug aber nur wie­der ent­ge­gen­neh­men, wenn sich die Be­klag­te ver­pflich­te, bei noch­ma­li­gem Auf­tre­ten ei­nes der ge­nann­ten „Ge­währ­leis­tungs­män­gel“ (Aus­fall der ad­ap­ti­ven Schein­wer­feran­la­ge und ruck­ar­ti­ge Be­schleu­ni­gung) den Kauf­ver­trag „so­fort zu be­en­den“.

Nach­dem ein Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten der Klä­ge­rin im Ja­nu­ar 2019 mit­ge­teilt hat­te, dass für die In­stand­set­zung des Fahr­zeugs noch ein Er­satz­teil be­nö­tigt und die­ses frü­hes­tens En­de Ja­nu­ar ge­lie­fert wer­de, „be­stä­tig­te“ die Klä­ge­rin mit Schrei­ben vom 18.01.2019 ih­re „Kün­di­gung vom 22.10.“

Das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug wur­de in der Be­sitz­zeit der Klä­ge­rin nicht nur der Be­klag­ten über­las­sen, die ei­nen Ka­bel­baum und die Schwein­wer­fer er­setz­te, son­dern es wur­de zum Zwe­cke der Re­pa­ra­tur auch der Fir­ma F in C. vor­ge­stellt. Mitt­ler­wei­le ist der Pkw – wie erst­mals in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Be­ru­fungs­ge­richt mit­ge­teilt wur­de – an die Lea­sing­ge­be­rin her­aus­ge­ge­ben und von die­ser ver­wer­tet wor­den.

Mit ih­rer Kla­ge hat die Klä­ge­rin in ers­ter In­stanz er­rei­chen wol­len, dass die Be­klag­te an die Ford Bank GmbH 46.347,05 € zu­züg­lich Rechts­hän­gig­keits­zin­sen und ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung für die vom 12.09.2017 bis zum 21.10.2018 ge­fah­re­nen Ki­lo­me­ter (5.584,82 €) zah­len muss. Au­ßer­dem hat die Klä­ge­rin den Er­satz au­ßer­ge­richt­lich ent­stan­de­ner Rechts­an­walts­kos­ten (1.531,90 €) so­wie die Fest­stel­lung be­gehrt, dass ih­re ge­gen­über der Be­klag­ten am 22.10.2018 ab­ge­ge­be­ne Er­klä­rung, hilfs­wei­se die Er­klä­rung vom 18.01.2019, ei­ne wirk­sa­me und be­rech­tig­te Rück­tritts­er­klä­rung ist, durch die der zwi­schen der Be­klag­ten und der Ford Bank GmbH ge­schlos­se­ne Kfz-Kauf­ver­trag auf­ge­ho­ben wur­de.

Die Klä­ge­rin macht gel­tend, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug hin­sicht­lich des Be­schleu­ni­gungs­ver­hal­tens so­wie des ad­ap­ti­ven Fern­lichts be­reits bei Ge­fahr­über­gang man­gel­haft ge­we­sen. Sie ha­be da­her von dem Kauf­ver­trag über den Pkw zu­rück­tre­ten dür­fen und den Rück­tritt be­reits mit Schrei­ben vom 22.10.2018, je­den­falls aber mit Schrei­ben vom 18.01.2019 auch er­klärt. Die Be­klag­te – so meint die Klä­ge­rin – kön­ne nicht er­folg­reich gel­tend ma­chen, dass bei der Über­ga­be des Fahr­zeugs an sie, die Klä­ge­rin, kein Man­gel vor­ge­le­gen ha­be. Denn in­dem die Be­klag­te den Pkw vor­be­halt­los zur Re­pa­ra­tur ent­ge­gen­ge­nom­men ha­be, ha­be sie an­er­kannt, dass das Fahr­zeug im Sin­ne von § 434 I BGB man­gel­haft sei.

Die Be­klag­te hat die Ein­re­de der Ver­jäh­rung er­ho­ben und be­strit­ten, dass der Ford Edge Vi­gna­le bei Ge­fahr­über­gang man­gel­haft ge­we­sen sei. Dass das Fahr­zeug bei Ge­fahr­über­gang kei­nen Man­gel auf­ge­wie­sen ha­be, er­ge­be sich dar­aus, dass die Klä­ge­rin es über ei­nen län­ge­ren Zeit­raum be­an­stan­dungs­frei ge­nutzt und da­bei rund 20.000 km zu­rück­ge­legt ha­be. Aus tech­ni­scher Sicht sei aus­ge­schlos­sen, dass die ge­rüg­ten Män­gel bei Ge­fahr­über­gang vor­han­den oder auch mnur an­ge­legt ge­we­sen sei­en. Re­pa­ra­tur­leis­tun­gen ha­be sie, die Be­klag­te, auf der Grund­la­ge ei­ner be­ste­hen­den Fahr­zeug­ga­ran­tie durch­ge­führt; Nach­bes­se­rungs­ver­su­che hät­ten nicht statt­ge­fun­den.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge nach Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens mit Ur­teil vom 19.01.2021 ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es aus­ge­führt, der ge­richt­lich be­stell­te Sach­ver­stän­di­ge ha­be zwar das Auf­leuch­ten von Warn­an­zei­gen zum ad­ap­ti­ven Fern­licht be­stä­tigt, nicht aber ei­nen Aus­fall des ad­ap­ti­ven Fern­lichts. Eben­so we­nig ha­be der Sach­ver­stän­di­ge Vi­bra­tio­nen bei Be­schleu­ni­gung fest­ge­stellt. Auch ha­be der Sach­ver­stän­di­ge nicht be­stä­ti­gen kön­nen, dass die ge­rüg­ten De­fek­te be­reits bei Über­ga­be des Fahr­zeugs an­ge­legt ge­we­sen sei­en. Da­mit feh­le der Nach­weis, dass ein Man­gels bei Ge­fahr­über­gang vor­han­den ge­we­sen sei.

Die da­ge­gen ge­rich­te­te Be­ru­fung der Klä­ge­rin hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: B. I. Das Land­ge­richt hat die Kla­ge der Klä­ge­rin aus von der Lea­sing­ge­be­rin ab­ge­tre­te­nem Recht auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges ge­mäß § 346 I BGB zu Recht ab­ge­wie­sen, da die Klä­ge­rin ein Rück­tritts­recht (§ 323 I, § 437 Nr. 2 Fall 2, § 434 I BGB) nicht zur Über­zeu­gung des Se­nats nach­wei­sen konn­te. Der Se­nat kann vor die­sem Hin­ter­grund da­hin­ste­hen las­sen, wel­che Fol­gen sich für die hie­si­ge Kla­ge durch die zwi­schen­zeit­li­che Ver­wer­tung des Fahr­zeugs – ins­be­son­de­re mit Blick auf § 346 II 1 Nr. 2 BGB – er­gä­ben.

Ein Rück­tritts­recht setzt vor­aus, dass Män­gel nicht nur ir­gend­wann vor­han­den sind, son­dern dass die­se be­reits bei Ge­fahr­über­gang und noch bei Rück­tritts­er­klä­rung vor­lie­gen, fer­ner, dass die Gel­tend­ma­chung von Ge­währ­leis­tungs­rech­ten nicht nach § 377 HGB aus­ge­schlos­sen ist. Vor­lie­gend ist un­strei­tig, dass – seit März 2018 und noch zum Zeit­punkt der Be­gut­ach­tung durch den Sach­ver­stän­di­gen – im Dis­play Feh­ler­mel­dun­gen be­züg­lich des ad­ap­ti­ven Schein­wer­fer­sys­tems auf­tra­ten, fer­ner – je­den­falls bis zum No­vem­ber 2018 – ein Ru­ckeln des Fahr­zeugs bei Be­schleu­ni­gung und im Sep­tem­ber 2018 (ein­ma­lig) ei­ne Fehl­funk­ti­on des ad­ap­ti­ven Schein­wer­fer­sys­tems mit der Fol­ge, dass von den Schein­wer­fern nur noch ein Be­reich von fünf Me­tern vor dem Fahr­zeug aus­ge­leuch­tet wur­de.

Ge­währ­leis­tungs­rech­te schei­tern vor­lie­gend dar­an, dass die Kla­ge­sei­te nicht nach­wei­sen konn­te, dass die ge­rüg­ten Män­gel im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs vor­la­gen (da­zu un­ter 1), im Fal­le des Ru­ckelns über­dies an § 377 HGB so­wie an dem Um­stand, dass der Man­gel zum Zeit­punkt des Rück­tritts be­reits be­sei­tigt war (da­zu un­ter 2).

Im Ein­zel­nen:

1. Die Kla­ge­sei­te hät­te be­wei­sen müs­sen, dass die ge­rüg­ten Män­gel be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­la­gen, da die Be­klag­te die Män­gel, an­ders als die Klä­ge­rin meint, als Män­gel im Sin­ne des Ge­währ­leis­tungs­rechts nicht an­er­kannt hat­te (da­zu un­ter a); die­ser Nach­weis ist nicht ge­lun­gen (da­zu un­ter b).

a) Im Aus­gangs­punkt ist der Klä­ge­rin dar­in bei­zu­pflich­ten, dass ein Ver­käu­fer, der ei­nen Man­gel als sol­chen an­er­kannt hat, sich im Nach­gang nicht dar­auf be­ru­fen kann, es lie­ge in Wahr­heit kein an­fäng­li­cher Man­gel vor (vgl. BGH, Urt. v. 02.06.1999 – VI­II ZR 322/98, ju­ris Rn. 11; Urt. v. 09.09.2020 – VI­II ZR 150/18, ju­ris Rn. 31; in Zu­sam­men­schau mit OLG Köln, Urt. v. 26.04.2018 – 15 U 82/17, ju­ris Rn. 21). Al­ler­dings fehlt es vor­lie­gend an ei­nem sol­chen An­er­kennt­nis.

aa) Nach der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung ist un­ter Wür­di­gung al­ler Um­stän­de des Ein­zel­falls zu ent­schei­den, ob in der Vor­nah­me von nicht un­er­heb­li­chen Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten ein An­er­kennt­nis der Ge­währ­leis­tungs­pflicht des Ver­käu­fers liegt. Maß­geb­lich ist da­bei, ob der Ver­käu­fer aus der Sicht des Käu­fers nicht nur aus Ku­lanz oder zur güt­li­chen Bei­le­gung ei­nes Streits, son­dern in dem Be­wusst­sein han­delt, zur Nach­bes­se­rung ver­pflich­tet zu sein. Er­heb­lich sind hier­bei vor al­lem der Um­fang, die Dau­er und die Kos­ten der Män­gel­be­sei­ti­gung (BGH, Urt. v. 02.06.1999 – VI­II ZR 322/98, ju­ris Rn. 11). Gin­ge es al­lein um die Ab­gren­zung von Ku­lanz und Män­gel­be­sei­ti­gung, sprä­che viel für die Sicht­wei­se der Klä­ge­rin, je­den­falls in der wie­der­hol­ten Ent­ge­gen­nah­me des Fahr­zeugs, zu­letzt für ei­nen un­be­stimm­ten Zeit­raum und ei­nen sich über Mo­na­te hin­zie­hen­den Re­pa­ra­tur­ver­such, ein sol­ches An­er­kennt­nis zu se­hen.

bb) Vor­lie­gend ist die – höchst­rich­ter­lich, so­weit er­sicht­lich, un­mit­tel­bar noch nicht ent­schie­de­ne – Be­son­der­heit in den Blick zu neh­men, dass ei­ne Ga­ran­tie der Her­stel­le­rin (al­so ei­ner Drit­ten) be­steht, die sich wie­der­um zur Durch­füh­rung ih­rer Ver­trags­händ­ler be­zie­hungs­wei­se -werk­stät­ten, hier der be­klag­ten Ver­käu­fe­rin, be­dient. Maß­geb­lich ist in ei­ner sol­chen Fall­kon­stel­la­ti­on, ob ein Kun­de – wie­der­um un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Um­stän­de des kon­kre­ten Ein­zel­falls – bei gleich­zei­ti­gem Be­ste­hen ei­ner Her­stel­ler­ga­ran­tie in der vor­be­halt­lo­sen Ent­ge­gen­nah­me des Fahr­zeugs zwecks Re­pa­ra­tur durch die be­klag­te Ver­käu­fe­rin ein An­er­kennt­nis ei­nes Ge­währ­leis­tungs­falls se­hen kann.

Ga­ran­tie (der Her­stel­le­rin) und Ge­währ­leis­tungs­pflicht (der Be­klag­ten) un­ter­schei­den sich we­sent­lich in ih­ren Vor­aus­set­zun­gen: Bei ei­ner Her­stel­ler­ga­ran­tie ent­fällt re­gel­mä­ßig die Not­wen­dig­keit für ei­nen An­spruch­stel­ler, nach­wei­sen zu müs­sen, dass ein an­fäng­li­cher Man­gel vor­liegt. Viel­mehr be­grün­det das Auf­tre­ten ei­nes Man­gels im Ga­ran­tie­zeit­raum – so­weit nicht oh­ne­hin ei­ne Halt­bar­keits­ga­ran­tie i. S. von § 443 II BGB vor­liegt – die Ver­mu­tung für ei­nen Ga­ran­tie­fall. Auch die ein­schlä­gi­gen Zeit­räu­me un­ter­schei­den sich: Vor­lie­gend ist die Ge­währ­leis­tungs­frist auf ein Jahr ab­ge­kürzt, wäh­rend der Ga­ran­tie­zeit­raum im Rah­men der Ford-Neu­wa­gen­ga­ran­tie – oh­ne Be­rück­sich­ti­gung des Ga­ran­tie-Schutz­briefs – je­den­falls zwei Jah­re be­trägt und da­mit er­heb­lich län­ger ist. Die In­an­spruch­nah­me ei­ner Her­stel­ler­ga­ran­tie un­ter­liegt nicht der Rü­ge­ob­lie­gen­heit nach § 377 HGB.

Ist aber ei­ne Re­pa­ra­tur zu­gleich von ei­ner Ga­ran­tie um­fasst, kann ei­ner Re­pa­ra­tur be­zie­hungs­wei­se ei­nem Re­pa­ra­tur­ver­such durch den Ver­käu­fer nicht der Er­klä­rungs­ge­halt bei­ge­mes­sen wer­den, er er­ken­ne an, dass er im Rah­men des (ech­ten) kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­rechts – das, wie ge­zeigt, we­sent­lich en­ge­ren tat­be­stand­li­chen Vor­aus­set­zun­gen un­ter­liegt – zur Nach­bes­se­rung ver­pflich­tet sei. Der Ver­käu­fer hat näm­lich kei­nen An­lass, sich Ge­dan­ken da­zu zu ma­chen, ob ein an­fäng­li­cher Man­gel vor­liegt, da die Re­pa­ra­tur­ver­pflich­tung – eben we­gen der Her­stel­ler­ga­ran­tie – auch oh­ne Er­fül­lung der Vor­aus­set­zun­gen der kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tung ge­ge­ben ist.

Da ein Käu­fer die Exis­tenz der (Her­stel­ler-)Ga­ran­tie re­gel­mä­ßig kennt, kann auch aus sei­ner Sicht aus dem Ver­käu­fer­ver­hal­ten (in Form der Ent­ge­gen­nah­me des Fahr­zeugs zu ei­nem Re­pa­ra­tur­ver­such) nicht der Schluss ge­zo­gen wer­den, der Ver­käu­fer er­ken­ne Män­gel im tech­ni­schen Sin­ne und da­mit zu­gleich An­sprü­che aus Män­gel­ge­währ­leis­tungs­rech­ten an (eben­so OLG Karls­ru­he, Urt. v. 22.01.2018 – 9 U 83/16, ju­ris Rn. 26; vgl. auch OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 07.11.2013 – I‑5 U 5/13, ju­ris Rn. 18 ff., das al­ler­dings mehr auf die kon­kre­ten Er­klä­run­gen des Ver­käu­fers ab­stellt), da das Ver­hal­ten des Ver­käu­fers – auch aus Sicht ei­nes Kun­den – schlicht mehr­deu­tig ist (Han­deln auf Ba­sis der Ge­währ­leis­tung/​Han­deln auf Ba­sis ei­ner Ga­ran­tie). Es gin­ge zu weit, woll­te man in ei­ner sol­chen Si­tua­ti­on von ei­nem Ver­käu­fer ver­lan­gen, ex­pli­zit klar­zu­le­gen, nur auf Ba­sis ei­ner Ga­ran­tie – und nicht (auch) auf Ba­sis des Män­gel­ge­währ­leis­tungs­rechts – zu han­deln. Die An­nah­me ei­nes An­er­kennt­nis­ses setzt Ein­deu­tig­keit des Han­delns der Be­klag­ten vor­aus.

Der Be­klag­ten ge­reicht es auch nicht zum Nach­teil, dass nicht sie, son­dern die Her­stel­le­rin die Ga­ran­tie über­nom­men hat. Au­to­her­stel­ler be­die­nen sich zur Er­fül­lung von Ga­ran­tie­an­sprü­chen der Ver­trags­händ­ler und -werk­stät­ten, wie es die Be­klag­te ist. Dies ist all­ge­mein be­kannt. Dem Um­stand, dass die Be­klag­te han­delt, kann da­her (wie­der­um aus Sicht des Kun­den) nicht ent­nom­men wer­den, dass sie als Ver­käu­fe­rin – und nicht in Er­fül­lung der Her­stel­ler­ga­ran­tie – han­delt.

Dem kann nicht ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den, dass ein Ver­käu­fer, der ei­ne Re­pa­ra­tur durch­führt, die Be­weis­si­tua­ti­on des Käu­fers ver­schlech­tert, wenn die­ser gleich­wohl ei­nen an­fäng­li­chen Man­gel be­wei­sen muss. Die­ser Um­stand – der im Üb­ri­gen ge­nau­so ein­tritt, wenn ein Ver­käu­fer aus blo­ßer Ku­lanz han­delt – hat kei­nen Ein­fluss dar­auf, ob dem Ver­hal­ten der Be­klag­ten die Wir­kung ei­nes (kon­klu­den­ten) An­er­kennt­nis­ses bei­ge­mes­sen wer­den kann. Be­rech­tig­ten An­lie­gen des Kun­den hin­sicht­lich der Ver­schlech­te­rung der Be­weis­si­tua­ti­on ist viel­mehr über die Grund­sät­ze ei­ner (auch fahr­läs­sig mög­li­chen) Be­weis­ver­ei­te­lung zu be­geg­nen, wenn die Be­klag­te ihr Han­deln nicht hin­rei­chend do­ku­men­tiert be­zie­hungs­wei­se (po­ten­zi­el­le) Schadt­ei­le ver­nich­tet.

cc) Vor­lie­gend kann dem Ver­hal­ten der Be­klag­ten nicht die Wir­kung bei­ge­mes­sen wer­den, ei­nen (an­fäng­li­chen) Man­gel an­er­ken­nen zu wol­len.

(1) Es be­steht vor­lie­gend ei­ne Her­stel­ler­ga­ran­tie, wie in der münd­li­chen Ver­hand­lung ein­ge­hend er­ör­tert. Die Be­klag­te hat vor­ge­tra­gen, dass Ford ei­ne zwei­jäh­ri­ge Neu­wa­gen­ga­ran­tie er­teilt. Dies deckt sich nicht nur mit den im In­ter­net ab­ruf­ba­ren Kon­di­tio­nen von Ford zu Neu­wa­gen (https://​www.​ford.​de/​​ser­vice/​…), son­dern auch kon­kret mit den Lea­sing-Be­din­gun­gen im Lea­sing­ver­trag, in de­nen un­ter an­de­rem die aus­zugs­wei­se an­ge­führ­ten Ga­ran­tie­be­stim­mun­gen der Ford Wer­ke GmbH für Ford-Fahr­zeu­ge zum we­sent­li­chen Be­stand­teil der vor­ste­hen­den Be­din­gun­gen (Ab­schnitt XI­II – Sach­män­gel) ge­macht wer­den. Dort ist (un­ter B) aus­ge­führt: „Sie er­hal­ten ab Be­ginn der Ford-Neu­wa­gen­ga­ran­tie ei­ne Ga­ran­tie ge­gen Durch­ros­tung von Ka­ros­se­rie­tei­len“. Dies ist – schon vom Wort­laut her – nicht da­hin zu ver­ste­hen, dass sich die Ga­ran­tie auf ei­ne Ga­ran­tie ge­gen Durch­ros­tung be­schränkt. Viel­mehr wird zu­sätz­lich zur Neu­wa­gen­ga­ran­tie ei­ne 2 re­gel­mä­ßig lang­dau­ern­de, im Fal­le von Ford, wie aus öf­fent­li­chen Quel­len er­sicht­lich, zwölf Jah­re dau­ern­de – Durch­ros­tungs­ga­ran­tie über­nom­men. Ei­ne um­fas­sen­de Ga­ran­tie gilt erst recht, wenn – wie vor­lie­gend – ein Ga­ran­tie-Schutz­brief aus­ge­stellt ist.

Auch die Hand­ha­bung der Ab­wick­lung des Scha­dens­falls an­läss­lich des Aus­falls der Schein­wer­fer am 25.09.2018 be­legt dies: Die Klä­ge­rin wur­de auf die Mo­bi­li­täts­ga­ran­tie ver­wie­sen; das Fahr­zeug wur­de zu ei­ner Werk­statt ver­bracht, die in kei­nem Ver­trags­ver­hält­nis zur Klä­ge­rin stand und dort im Rah­men ei­nes „Ga­ran­tie-Auf­trags“ re­pa­riert.

Der Klä­ger­ver­tre­ter hat in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat ein­ge­räumt, der Sinn ei­ner Ga­ran­tie lie­ge dar­in, dass ein an­fäng­li­cher Man­gel nicht vom Käu­fer nach­ge­wie­sen wer­den müs­se. Vor­lie­gend han­delt es sich auch nicht um et­wai­gen, von ei­ner Ga­ran­tie aus­ge­schlos­se­nen Ver­schleiß (auch nicht im Rah­men des Schein­wer­fers, da es um ei­nen Aus­fall der Steue­rung, nicht – la­pi­dar ge­spro­chen – um ei­ne durch­ge­brann­te Glüh­bir­ne geht). Der Se­nat bil­det sich da­her die Über­zeu­gung, dass ei­ne Her­stel­ler­ga­ran­tie be­stand.

(2) Die Re­pa­ra­tu­ren be­zie­hungs­wei­se Re­pa­ra­tur­ver­su­che durch die Be­klag­te konn­ten da­her so­wohl im Rah­men ei­ner Män­gel­ge­währ­leis­tung als auch im Rah­men ei­ner Ga­ran­tie er­fol­gen. Der An­nah­me zu Re­pa­ra­tur­ver­su­chen kommt so­mit nicht, je­den­falls nicht oh­ne wei­te­re Um­stän­de, der Er­klä­rungs­ge­halt zu, Män­gel­ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che be­frie­di­gen zu wol­len.

(3) Vor­lie­gend kommt im Rah­men der Wür­di­gung des kon­kre­ten Ein­zel­falls hin­zu, dass die Klä­ge­rin meh­re­re Hin­wei­se er­hielt, die auf Re­pa­ra­tu­ren im Rah­men ei­ner Ga­ran­tie – oh­ne An­er­ken­nung von Män­gel­ge­währ­leis­tungs­an­sprü­chen – hin­deu­ten:

(a) Schon bei dem ers­ten Werk­statt­auf­trag am 30.07.2018 im Rah­men der In­spek­ti­on sind meh­re­re Po­si­tio­nen (Dia­gno­se­ein­heit an­schlie­ßen, Feh­ler­codes aus­le­sen u. a.) mit ei­nem „G“ für „Ga­ran­tie­po­si­ti­on“ ge­kenn­zeich­net. Der Klä­ge­rin ist dar­in bei­zu­pflich­ten, dass sich die Kenn­zeich­nung nicht ein­deu­tig auf die ge­rüg­ten Män­gel – hier: ein Ru­ckeln – be­zieht. Das än­dert je­doch nichts dar­an, dass die Be­klag­te er­kenn­bar – zu­min­dest auch – im Rah­men ei­ner Ga­ran­tie, und nicht im Rah­men ei­ner ge­schul­de­ten Nach­bes­se­rung kraft ge­setz­li­cher Ge­währ­leis­tung, han­del­te.

(b) Bei Aus­fall der Schein­wer­feran­la­ge teil­te die Be­klag­te mit, sie kön­ne nicht hel­fen, und ver­wies aus­drück­lich auf die In­an­spruch­nah­me der (Mo­bi­li­täts-)Ga­ran­tie. Sie er­klär­te ge­ra­de nicht die Über­nah­me ei­ge­ner Ein­stands­pflich­ten. Auch die Re­pa­ra­tur in L. er­folg­te im Rah­men ei­nes Ga­ran­tie­auf­trags.

(c) Die Klä­ge­rin selbst be­zog sich mehr­fach auf ei­ne Ga­ran­tie, et­wa in ih­rer Mail vom 07.09.2018, in der sie ei­nen „Ga­ran­tie­scha­den am An­triebs­strang“ mo­nier­te, oder im Rah­men ei­ner Be­schwer­de an Ford – die Her­stel­le­rin, die die Ga­ran­tie aus­ge­stellt hat – vom 30.09.2018, in der von „Pro­blem­fäl­len in der Ga­ran­tie­zeit“ die Re­de ist. Dem Se­nat ist be­wusst, dass ein Laie (im Üb­ri­gen oft­mals nicht an­ders als Au­to­ver­käu­fer) bei sei­nen Schrei­ben und sei­nem Ver­hal­ten nicht trenn­scharf zwi­schen Ga­ran­tie und Ge­währ­leis­tung dif­fe­ren­ziert. Bringt aber der Au­to­käu­fer selbst ob­jek­tiv ein Han­deln auf Ba­sis der In­an­spruch­nah­me ei­ner Ga­ran­tie ins Spiel, kann er schwer­lich spä­ter für sich in An­spruch neh­men, in Re­pa­ra­tu­ren durch den Ver­käu­fer lie­ge ein An­er­kennt­nis im Sin­ne des Ge­währ­leis­tungs­rechts.

(4) Ein An­er­kennt­nis liegt auch nicht in der Ent­ge­gen­nah­me des Fahr­zeugs zur Re­pa­ra­tur an­läss­lich der Frist­set­zung im Schrei­ben vom 22.10.2018. Es trifft zwar zu, dass ei­ne Her­stel­ler­ga­ran­tie sich auf Re­pa­ra­tur­leis­tun­gen be­schränkt und An­sprü­che auf Rück­ab­wick­lung (oder auch nur Er­satz­lie­fe­rung) ge­ra­de nicht er­fasst sind (so auch die Ga­ran­tie­be­din­gun­gen im Lea­sing­ver­trag). In­so­fern han­delt es sich bei der Frist­set­zung um ei­nen ty­pisch ge­währ­leis­tungs­recht­li­chen Rechts­be­helf au­ßer­halb der Ga­ran­tie. Die­se Ein­klei­dung ent­hebt den Ver­käu­fer je­doch nicht, die Re­pa­ra­tur – auf die die Nach­frist­set­zung zielt – ge­ge­be­nen­falls auch im Rah­men ei­ner Ga­ran­tie durch­zu­füh­ren. In der Ent­ge­gen­nah­me zur Re­pa­ra­tur liegt da­mit – auch aus Sicht des Käu­fers – ge­ra­de nicht ein An­er­kennt­nis, selbst gleich­sam „un­ein­ge­schränkt“ ge­währ­leis­tungs­recht­lich haf­ten zu wol­len. Ei­nes aus­drück­li­chen Vor­be­halts sei­tens des Ver­käu­fers be­durf­te es hier­für nicht.

Dies gilt erst recht in dem vor­lie­gen­den Fall, in dem die Klä­ge­rin be­reits zu­vor auf die In­an­spruch­nah­me von Ga­ran­tie­leis­tun­gen ver­wie­sen wor­den war und die ein­jäh­ri­ge Ver­jäh­rungs­frist für Sach­män­gel seit Über­ga­be – un­be­scha­det des Um­stands, dass die Ver­jäh­rungs­frist mög­li­cher­wei­se ge­hemmt war – be­reits ver­stri­chen war, sich über­dies die Klä­ge­rin in ih­rem Schrei­ben vom 22.10.2018 an die Be­klag­te auf ein Schrei­ben an die Her­stel­le­rin vom 30.09.2018 be­zieht, in dem – wie aus­ge­führt – von „Pro­blem­fäl­len in der Ga­ran­tie­zeit“ die Re­de ist, und schließ­lich die Klä­ge­rin im Schrei­ben vom 02.11.2018 den Werk­statt­ter­min als ei­nen Ter­min zur Be­he­bung der „Ga­ran­tie­män­gel“ be­zeich­net.

Der Um­stand, dass die Be­klag­te die Rech­nun­gen an die Ford Wer­ke GmbH mit „Ge­währ­leis­tung“ über­schrieb, ist – zu­mal der Kla­ge­sei­te nicht be­kannt – eben­falls nicht hin­rei­chend aus­sa­ge­kräf­tig, um die Be­klag­te im Ver­hält­nis zur Klä­ge­rin an ei­nem ver­meint­li­chen An­er­kennt­nis fest­zu­hal­ten.

b) Der Nach­weis ei­nes an­fäng­li­chen Man­gels ist der Klä­ge­rin nicht ge­lun­gen.

aa) Der Sach­ver­stän­di­ge hat in sei­nem Gut­ach­ten vom 18.08.2020, S. 20,aus­ge­führt, dass er nicht ein­deu­tig be­kun­den kön­ne, dass die Ur­sa­chen für die gel­tend ge­mach­ten Män­gel be­reits bei Über­ga­be vor­la­gen. Der Sach­ver­stän­di­ge hielt auch nach Nach­rei­chung der Dia­gno­se­pro­to­kol­le durch die Be­klag­te an die­sem Be­fund fest (vgl. „Tisch­vor­la­ge“ vom 09.11.2020, S. 8). Die­se Be­wer­tung wird klä­ger­seits nicht, je­den­falls nicht sub­stan­zi­iert, in­fra­ge ge­stellt. Die Be­wer­tung des Sach­ver­stän­di­gen ist dem Se­nat auch ein­gän­gig. Es mag un­ge­wöhn­lich sein, dass die gel­tend ge­mach­ten Män­gel be­reits so kur­ze Zeit nach Über­ga­be auf­tre­ten. Al­lein die­ser Um­stand er­laubt je­doch nicht ei­nen ver­nünf­ti­gen Zwei­feln Schwei­gen ge­bie­ten­den Rück­schluss, dass die Män­gel be­reits an­fäng­lich vor­la­gen, zu­mal das Fahr­zeug bis zum erst­ma­li­gen Auf­tre­ten im März 2018 (im­mer­hin) mehr als 20.000 km ge­fah­ren wor­den war.

bb) Wei­te­re Er­kennt­nis­mög­lich­kei­ten be­stan­den und be­ste­hen für den Sach­ver­stän­di­gen (nach­dem die vor­han­de­nen aus­ge­le­se­nen Feh­ler- und Dia­gno­se­pro­to­kol­le von der Be­klag­ten vor­ge­legt wur­den) nicht. Po­ten­zi­ell schad­haf­te Tei­le sind näm­lich nicht mehr vor­han­den (vgl. Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten, S. 19 f.).

Der Se­nat hat in­so­weit er­wo­gen – und mit den Par­tei­en in der münd­li­chen Ver­hand­lung er­ör­tert –, ob der Klä­ge­rin Be­wei­ser­leich­te­run­gen zu­zu­bil­li­gen sein könn­ten, weil in der Ver­nich­tung von aus­ge­bau­ten Tei­len durch die Be­klag­te ei­ne (auch fahr­läs­sig be­geh­ba­re) Be­weis­ver­ei­te­lung zu se­hen sein könn­te (vgl. BGH, Urt. vom 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, ju­ris Rn. 23 ff.; Urt. v. 23.10.2008 – VI­II ZR 64/07, ju­ris Rn. 20 ff.), die Be­wei­ser­leich­te­run­gen bis hin zu ei­ner Um­kehr der Be­weis­last zur Fol­ge hät­te. Dies ist aber ab­zu­leh­nen, oh­ne dass der Se­nat ent­schei­den müss­te, ob und ge­ge­be­nen­falls un­ter wel­chen Um­stän­den die Be­klag­te im Rah­men ei­ner Re­pa­ra­tur (sei es im Ga­ran­tie­fall, sei es im Rah­men ei­ner Nach­bes­se­rung) ge­hal­ten ist, Er­satz­tei­le zur Be­weis­si­che­rung auf­zu­he­ben. In der Pha­se, in der die Be­klag­te – nach meh­re­ren Fehl­schlä­gen – Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten in Kennt­nis ei­ner Rück­tritts­dro­hung vor­nimmt, in der letzt­lich so­mit schon Streit be­steht, er­scheint es zu­min­dest nicht fern­lie­gend, ihr auf­zu­er­le­gen, aus­ge­bau­te Tei­le nicht un­ge­fragt zu ver­nich­ten. Letzt­lich kommt es vor­lie­gend hier­auf nicht an: Un­strei­tig ist näm­lich, dass die Klä­ge­rin bei ei­ner Fir­ma F in C. Ka­bel­baum und Schein­wer­fer hat er­neu­ern las­sen. Da­mit hat ei­ne Ver­än­de­rung des Ori­gi­nal­zu­stands im al­lei­ni­gen Ver­ant­wor­tungs­be­reich der Klä­ge­rin statt­ge­fun­den, so­dass die Klä­ge­rin die man­geln­de Un­ter­su­chung des Ori­gi­nal­zu­stan­des nicht der Be­klag­ten an­las­ten kann. Glei­ches gilt für die Re­pa­ra­tur der Schein­wer­feran­la­ge im Au­to­haus L auf Ga­ran­tie­ba­sis. Die­ses Au­to­haus hat­te von sich aus kei­ne Ver­an­las­sung zu ei­ner Be­weis­si­che­rung. Es hät­te viel­mehr in der Ver­ant­wor­tung der Klä­ge­rin ge­le­gen, auf ei­ne Si­che­rung aus­ge­bau­ter Tei­le hin­zu­wir­ken, wenn sie dies für ver­an­lasst ge­se­hen hät­te.

2. So­weit ein Ru­ckeln des Mo­tors bei Be­schleu­ni­gung in­mit­ten steht, schei­tert der Rück­tritt an wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen:

a) Der Man­gel wur­de nicht un­ver­züg­lich ge­rügt; das Fahr­zeug gilt in­so­weit als ge­neh­migt (§ 377 III Halb­satz 2 HGB).

aa) Bei dem Kauf­ver­trag zwi­schen Lea­sing­ge­be­rin und Be­klag­ter han­delt es sich um ei­nen Ver­trag zwi­schen zwei Han­dels­ge­sell­schaf­ten (§ 6 I HGB), so­mit um ei­nen bei­der­sei­ti­gen Han­dels­kauf i. S. von § 377 I HGB. Da auch die Klä­ge­rin, die Lea­sing­neh­me­rin, ei­ne Han­dels­ge­sell­schaft, ist, kommt es auf die Fra­ge ei­ner Ein­schrän­kung des An­wen­dungs­be­reichs des § 377 HGB bei Lea­sing an Pri­vat­per­so­nen nicht an.

bb) Nach § 377 I HGB trifft den Käu­fer die Pflicht, die ge­lie­fer­te Wa­re un­ver­züg­lich nach der Ab­lie­fe­rung zu un­ter­su­chen und, wenn sich ein Man­gel zeigt, dem Ver­käu­fer un­ver­züg­lich An­zei­ge zu ma­chen. Nach § 377 III HGB muss die An­zei­ge un­ver­züg­lich ge­macht wer­den, wenn sich ein (ver­deck­ter, wie vor­lie­gend) Man­gel spä­ter zeigt. Dar­an fehlt es. Nach ei­ge­nem Vor­trag hat die Klä­ge­rin den Feh­ler bei der Be­schleu­ni­gung be­reits im März 2018 (bei ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von cir­ca 20.000 km) be­merkt. Sie hielt ihn selbst auch für so er­heb­lich, dass sie den Man­gel – im Rah­men ei­ner ver­meint­lich zeit­nah an­ste­hen­den – In­spek­ti­on an­zei­gen woll­te. An­ders als bei ei­nem blo­ßen „An­zei­ge­man­gel“ – wie beim ad­ap­ti­ven Schein­wer­fer­licht, der sich in ei­nem Hin­weis auf ei­ne Prü­fung ge­mäß Hand­buch oh­ne Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung er­schöpf­te, da­mit kei­nen Rück­schluss auf ei­ne ech­te Fehl­funk­ti­on zu­ließ und sich über­dies pro­blem­los „weg­kli­cken“ ließ – liegt bei ei­ner Fehl­funk­ti­on im Rah­men der Be­schleu­ni­gung ei­ne un­mit­tel­bar be­he­bungs­be­dürf­ti­ge Be­ein­träch­ti­gung des Fahr­ver­hal­tens des Fahr­zeugs vor, die folg­lich auch die Rü­ge­ob­lie­gen­heit aus­lös­te. Die­se An­zei­ge un­ter­ließ die Klä­ge­rin gleich­wohl für ei­nen Zeit­raum von mehr als vier Mo­na­ten. Selbst wenn man von ei­nem Auf­tre­ten erst im Ju­ni 2018 aus­ge­hen woll­te – wie nicht –, wä­re ei­ne An­zei­ge erst En­de Ju­li nicht mehr un­ver­züg­lich.

cc) Arg­list der Be­klag­ten steht nicht im Raum (§ 377 V HGB).

dd) Die Klä­ge­rin kann sich nicht dar­auf be­ru­fen, dass die Ver­käu­fer­sei­te auf den Schutz des § 377 HGB ver­zich­tet ha­be. Zwar trifft auch in­so­weit – wie beim An­er­kennt­nis ei­nes Man­gels – zu, dass in ei­ner wi­der­spruchs­lo­sen Ent­ge­gen­nah­me zur Nach­bes­se­rung ein Ver­zicht auf den Schutz des § 377 HGB lie­gen kann (vgl. da­zu BGH, Ur­tei­le vom 19.06.1991 – VI­II ZR 149/90, ju­ris-Rn. 20 mwN und vom 25.11.1997 – VI­II ZR 259/97, ju­ris-Rn. 17 f.). Dies gilt aber nicht, wenn – wie vor­lie­gend – die Be­klag­te zur Vor­nah­me der Re­pa­ra­tur im Rah­men ei­ner Her­stel­ler­ga­ran­tie (in­so­weit als Er­fül­lungs­ge­hil­fin der Her­stel­le­rin) ver­pflich­tet ist. Die In­an­spruch­nah­me ei­ner Ga­ran­tie des Her­stel­lers ist näm­lich nicht an ei­ne un­ver­züg­li­che Rü­ge ge­knüpft. Folg­lich liegt in der un­ter­las­se­nen Be­ru­fung auf § 377 HGB im Rah­men der An­nah­me des Kraft­fahr­zeugs auch kein Ver­zicht auf den Schutz des § 377 HGB.

ee) In An­se­hung die­ses Man­gels gilt das Fahr­zeug als ge­neh­migt.

b) Im Üb­ri­gen hat­te die Be­klag­te das Ru­ckeln – an­ders als die Stö­rung des ad­ap­ti­ven Fern­lichts – im Zeit­punkt des Rück­tritts be­reits be­sei­tigt. Da­mit fehlt es an der Vor­aus­set­zung, dass der Man­gel im Zeit­punkt des Rück­tritts noch fort­be­ste­hen muss (Grü­ne­berg/​Wei­den­kaff, BGB, 81. Aufl., § 437 Rn. 22).

aa) Maß­geb­lich für den Rück­tritt ist das Schrei­ben vom 18.01.2019. Dies sieht mitt­ler­wei­le aus­weis­lich ih­res Kla­ge­an­trags zu 2 auch die Klä­ge­rin so. Da­hin­ste­hen kann, ob das Schrei­ben vom 22.10.2018 ei­nen – be­dingt er­klär­ten – Rück­tritt ent­hielt. Je­den­falls lä­ge in der Mit­tei­lung der Klä­ge­rin, dass sie das Fahr­zeug für ei­ne of­fen­bar kom­ple­xe­re Re­pa­ra­tur – frü­he­re Re­pa­ra­tur­ver­su­che wa­ren ge­schei­tert – am 05.11.2018 bei der Be­klag­ten ge­gen Aus­hän­di­gung ei­nes Leih­fahr­zeugs über­ge­ben wer­de, zu­gleich die Er­klä­rung ei­nes Ein­ver­ständ­nis­ses mit ei­ner an­ge­mes­se­nen Re­pa­ra­tur­dau­er und ei­ne Auf­ga­be ei­nes un­be­ding­ten Rück­tritts­wil­lens schon mit Ab­lauf des 06.11.2018. Da­von ist auch die Be­klag­te aus­ge­gan­gen.

bb) Aus­weis­lich der vor­ge­leg­ten Rech­nun­gen der Be­klag­ten an die Ford Wer­ke GmbH kann zur Über­zeu­gung des Se­nats nach­voll­zo­gen wer­den, dass die Be­klag­te bis zum 30.11.2018 – und da­mit vor Rück­tritts­er­klä­rung – das Ru­ckeln be­sei­tig­te (u. a. durch Aus­tausch der Kupp­lungs-Dämp­fer-Ein­heit und des Dreh­zahl­sen­sors). In spä­te­ren Rech­nun­gen wird als Be­treff nur noch das ad­ap­ti­ve Fern­licht an­ge­ge­ben. Dar­aus zieht der Se­nat den Schluss, dass die­ser Man­gel bis zu die­sem Zeit­punkt be­sei­tigt war. Kor­re­spon­die­rend fin­det sich in den spä­te­ren Dia­gno­se­pro­to­kol­len der Feh­ler­code „HCM“, wel­cher das Schein­wer­fer-Steu­er­mo­dul be­zeich­net (vgl. die Er­läu­te­rung des Sach­ver­stän­di­gen in sei­ner Tisch­vor­la­ge, S. 3), und der das nicht streit­ge­gen­ständ­li­che Ser­vo­len­kungs­mo­dul be­tref­fen­de Code „PSCM“. Hin­wei­se auf ein Fort­be­ste­hen des Ru­ckelns bei Be­schleu­ni­gung – das der Sach­ver­stän­di­ge im Rah­men sei­ner Be­gut­ach­tung eben­falls nicht fest­stel­len konn­te – feh­len. Rich­tig ist, dass in der Rech­nung vom 28.02.2019 ein Aus­tausch des Mo­tor­ka­bel­strangs an­ge­ge­ben wird. Zu­tref­fend ist auch, dass der Sach­ver­stän­di­ge in­so­weit kei­nen Zu­sam­men­hang mit der Stö­rung des Fern­lichts her­stel­len konn­te. Dies ist aber kein Be­leg für ei­nen Zu­sam­men­hang mit ei­nem fort­be­ste­hen­den Ru­ckeln (vgl. auch die Be­schrei­bung im Dia­gno­se­pro­to­koll der er­öff­ne­ten Sit­zung vom 05.03.2019 bei Ki­lo­me­ter­stand 36.650, S. 2, un­ter „Hin­wei­se De­fekt“, in de­nen nach Aus­tausch des Ka­bel­strangs eben­falls nur auf die ad­ap­ti­ve Schein­wer­fer-Fern­licht-Stö­rung ein­ge­gan­gen wird, was da­für spricht, dass von­sei­ten der Be­klag­ten ein Zu­sam­men­hang zwi­schen die­sem Feh­ler und dem er­neu­er­ten Ka­bel­strang ge­se­hen wur­de).

3. Of­fen­blei­ben kann, ob die gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che ver­jährt wä­ren oder ob be­zie­hungs­wei­se in wel­chem Um­fang der Lauf der Ver­jäh­rungs­frist durch die Re­pa­ra­tur­ver­su­che ge­hemmt ge­we­sen wä­re (vgl. da­zu BGH, Urt. v. 30.10.2007 – X ZR 101/06, ju­ris Rn. 23 f.).

II. Da die Kla­ge in der Haupt­sa­che, wie aus­ge­führt, oh­ne Er­folg bleibt, be­steht auch kein An­spruch auf Zins­zah­lun­gen und auf vor­ge­richt­li­che An­walts­kos­ten. Aus dem­sel­ben Grund er­weist sich der An­trag auf Fest­stel­lung, dass in der Er­klä­rung vom 18.01.2019 ei­ne wirk­sa­me und be­rech­tig­te Rück­tritts­er­klä­rung lie­ge, als je­den­falls un­be­grün­det. …

PDF er­stel­len