1. Wird ein Neu­wa­gen oh­ne Was­ser­pum­pen­rad und da­mit mit ei­nem Sach­man­gel aus­ge­lie­fert und muss des­halb die ers­te Fahrt mehr­fach we­gen ei­ner er­höh­ten Kühl­was­ser­tem­pe­ra­tur un­ter­bro­chen wer­den, so be­steht ein hin­rei­chend kon­kre­ter Ver­dacht da­für, dass durch die­se ers­te Fahrt ein Mo­tor­scha­den an­ge­legt wur­de. Die­ser kon­kre­te Ver­dacht ist eben­falls un­ter den Be­griff des Sach­man­gels zu sub­su­mie­ren, auch wenn er bei Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Käu­fer noch nicht ge­ge­ben war.
  2. Die Kos­ten, die der Käu­fer ei­nes Neu­wa­gens für Win­ter­rä­der auf­wen­det, sind zwar – an­ders als die Kos­ten für die Mon­ta­ge der Win­ter­rä­der – kei­ne not­wen­di­gen Ver­wen­dun­gen i. S. von § 347 II 1 BGB. Der Ver­käu­fer kann die­se Kos­ten dem Käu­fer nach ei­nem wirk­sa­men Rück­tritt vom Kauf­ver­trag aber ge­mäß § 437 Nr. 3 Fall 2, § 284 BGB er­set­zen müs­sen.

LG Schwein­furt, Ur­teil vom 07.10.2021 – 22 O 541/20

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin ver­langt von der Be­klag­ten die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­trags.

Sie be­stell­te bei der Be­klag­ten am 14.08.2020 für 27.858,10 € ei­nen Neu­wa­gen Opel As­tra 1.6 BiTur­bo Die­sel mit ei­ner Mo­tor­leis­tung von 110 kW. Ge­lie­fert wur­de der Klä­ge­rin al­ler­dings letzt­lich – ab­spra­che­ge­mäß – ein Opel As­tra 1.6 Die­sel mit ei­ner Mo­tor­leis­tung von 100 kW. Für die­ses Fahr­zeug zahl­te die Klä­ge­rin an die Be­klag­te ver­ein­ba­rungs­ge­mäß 27.118,50 € und hol­te den Pkw am 28.10.2019 ge­mein­sam mit M bei der Be­klag­ten in A. ab.

Auf der Rück­fahrt von A. be­merk­te die Klä­ge­rin nach we­ni­gen Ki­lo­me­tern auf der Au­to­bahn ei­nen star­ken An­stieg der Kühl­was­ser­tem­pe­ra­tur; der Mo­tor schal­te­te in den Not­lauf. Die Klä­ge­rin hielt so­fort an und in­for­mier­te die Be­klag­te. M fuhr den Pkw in Ab­spra­che mit der Be­klag­ten wei­ter bis zu ei­ner Au­to­bahn­ab­fahrt; da­bei wur­de er­neut der Not­lauf ak­ti­viert. Auf Hö­he der Au­to­bahn­ab­fahrt W. wur­de das Fahr­zeug schließ­lich auf Wei­sung der Be­klag­ten von ei­nem ADAC-Mit­ar­bei­ter über­nom­men und zum Au­to­haus der Be­klag­ten ver­bracht. Dort stell­te sich her­aus, dass die Fahr­zeug­her­stel­le­rin den Opel As­tra oh­ne Was­ser­pum­pen­rad aus­ge­lie­fert hat­te. Die Be­klag­te tausch­te des­halb die Was­ser­pum­pe aus.

Die Klä­ge­rin be­fürch­tet, dass bei ih­rem Fahr­zeug in­fol­ge der Über­hit­zung des Mo­tors ein Mo­tor­scha­den ein­tre­ten wird. Dies­be­züg­lich teil­te ihr die Be­klag­te mit, ei­ne Über­prü­fung des Mo­tors ha­be er­ge­ben, dass die­ser kei­nen Scha­den ge­nom­men ha­be.

Mit Schrei­ben vom 18.02.2020 for­der­te der spä­te­re Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te der Klä­ge­rin die Be­klag­te zur Er­satz­lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en Opel As­tra 1.6 Die­sel auf. Die Be­klag­te lehn­te dies mit Schrei­ben vom 04.03.2020 ab. Dar­auf­hin er­klär­te die Klä­ge­rin mit Schrei­ben vom 27.05.2020 den Rück­tritt von dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­trag. Gleich­zei­tig for­der­te sie die Be­klag­te un­ter Frist­set­zung auf, ihr – Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des Pkw – den Kauf­preis zu er­stat­ten. Auf die­se Auf­for­de­rung re­agier­te die Be­klag­te nicht.

Die Klä­ge­rin macht gel­tend, durch die Über­hit­zung des Kühl­was­sers und in de­ren Fol­ge des Mo­tors sei ein Mo­tor­scha­den an­ge­legt wor­den, der zu ei­nem früh­zei­ti­gen Aus­fall des Mo­tors füh­ren wer­de. Ne­ben op­tisch er­kenn­ba­ren Schä­den in­fol­ge der Über­hit­zung könn­ten auch Schä­den am Mo­tor und sei­nen Be­stand­tei­len so­wie den An­bau­tei­len ent­ste­hen, die rein op­tisch nicht zu er­ken­nen sei­en, zum Bei­spiel Ge­fü­ge­ver­än­de­run­gen des Ma­te­ri­als, wel­che lang­fris­tig zu Mo­tor­schä­den füh­ren könn­ten. Zu be­rück­sich­ti­gen sei, dass sie – die Klä­ge­rin – das Fahr­zeug mit ei­ner Lauf­leis­tung von le­dig­lich 10 km über­nom­men ha­be. Der Mo­tor ha­be sich noch am An­fang sei­ner „Le­bens­zeit“ und ins­be­son­de­re am An­fang der Ein­fahr­pha­se be­fun­den. Bei ei­nem nicht ein­ge­fah­re­nen Mo­tor ver­ur­sach­ten Über­hit­zun­gen we­sent­lich grö­ße­re Schä­den als bei ei­nem ein­ge­fah­re­nen Mo­tor. Je­den­falls sei das Ri­si­ko von Dau­er- und Fol­ge­schä­den deut­lich er­höht. Des­halb ste­he für sie, die Klä­ge­rin, fest, dass an dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Mo­tor durch die Über­hit­zung be­reits ein Scha­den ein­ge­tre­ten sei, auch wenn die­ser sich der­zeit noch nicht zei­ge und bei ei­ner rein op­ti­schen Über­prü­fung der­zeit noch nicht fest­ge­stellt wer­den kön­ne. Zu­min­dest aber sei ein Scha­den an­ge­legt wor­den; mit­tel- bis lang­fris­tig wer­de es zu ei­nem er­heb­li­chen Mo­tor­scha­den kom­men.

In dem an­ge­leg­ten Mo­tor­scha­den – so meint die Klä­ge­rin – lie­ge für sich ge­nom­men be­reits ein Man­gel des Fahr­zeugs, da es ihr nicht zu­zu­mu­ten sei, den Pkw bis Ein­tritt des Mo­tor­scha­dens wei­ter­zu­fah­ren und je­der­zeit da­mit rech­nen zu müs­sen, dass sie mit dem Fahr­zeug lie­gen blei­be. Auch kön­ne ihr nicht zu­ge­mu­tet wer­den, den Pkw zu be­hal­ten, nur um even­tu­ell kurz nach Ab­lauf der ge­setz­li­chen Ge­währ­leis­tungs­frist – wenn al­so die Be­klag­te nicht mehr für Män­gel des Fahr­zeugs haf­te – ei­nen ka­pi­ta­len Mo­tor­scha­den zu er­lei­den. Im Üb­ri­gen – so macht die Klä­ge­rin gel­tend – lie­ge nach der Recht­spre­chung des BGH ein Sach­man­gel be­reits dann vor, wenn der blo­ße Ver­dacht ei­nes gra­vie­ren­den Man­gels ge­ge­ben sei.

Mit ih­rer Kla­ge hat die Klä­ge­rin die Be­klag­te auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses (27.118,50 € nebst Zin­sen), Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw, in An­spruch ge­nom­men und die Fest­stel­lung be­gehrt, dass die Be­klag­te mit der An­nah­me des Fahr­zeugs in Ver­zug ist. Au­ßer­dem hat sie die Er­stat­tung vor­ge­richt­lich an­ge­fal­le­ner Rechts­an­walts­kos­ten (1.358,86 € nebst Zin­sen) so­wie die Zah­lung wei­te­rer 2.396,02 € nebst Zin­sen ver­langt. Der letzt­ge­nann­te Be­trag setzt sich wie folgt zu­sam­men:

Kos­ten für ein Pri­vat­gut­ach­ten 1.129,07 €
An­schaf­fung und Mon­ta­ge von Win­ter­rä­dern + 828,87 €
Kos­ten für den Wech­sel von Win­ter- auf Som­mer­rä­der + 59,80 €
Mar­der­schutz­an­la­ge (An­schaf­fung und Ein­bau) + 300,28 €
Fahrt­kos­ten (4 × 26 km × 0,25 €) + 78,00 €
Ge­samt­be­trag 2.396,02 €

So­wohl die Mar­der­schutz­an­la­ge als auch die Win­ter­rä­der kön­nen je­der­zeit für ein an­de­res Fahr­zeug ver­wen­det wer­den.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt, die Kla­ge ab­zu­wei­sen. Sie be­haup­tet, da­durch, dass der Pkw der Klä­ge­rin oh­ne Was­ser­pum­pen­rad ma­xi­mal 15 km – da­von 10 km im Not­lauf – zu­rück­ge­legt ha­be, ha­be der Mo­tor kei­nen Scha­den ge­nom­men. So­bald ein Mo­tor auf­grund ei­ner Feh­ler­mel­dung in den Not­lauf schal­te, wür­den die Mo­tor­dreh­zahl und das Dreh­mo­ment re­du­ziert. Es kom­me zu ei­ner re­du­zier­ten Leis­tung, das heißt, das be­trof­fe­ne Fahr­zeug fah­re nur noch mit deut­lich re­du­zier­ter Ge­schwin­dig­keit. Ge­ra­de bei neue­ren Fahr­zeu­gen ge­währ­leis­te der Not­lauf, dass der Mo­tor ei­ner ther­mi­schen Über­be­las­tung für kur­ze Zeit stand­hal­te. Die Küh­lung des Mo­tors er­fol­ge nicht nur über das Kühl­mit­tel im Kühl­kreis­lauf; viel­mehr sei­en da­für auch wei­te­re Fak­to­ren maß­geb­lich. Bei­spiels­wei­se wer­de der Mo­tor durch den Fahrt­wind ge­kühlt. Dies sei auch im kon­kre­ten Fall ge­sche­hen. Denn die Klä­ge­rin sei nicht et­wa im Stadt­ver­kehr („Stop-and-go“) ge­fah­ren, son­dern ha­be „freie Bahn“ ge­habt. Au­ßer­dem sei die Au­ßen­tem­pe­ra­tur bei der streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahrt En­de Ok­to­ber 2019 so nied­rig ge­we­sen sei, dass auch sie zu ei­ner Küh­lung des Mo­tors bei­ge­tra­gen ha­be.

Dar­über hin­aus hat die Be­klag­te gel­tend ge­macht, dass die Klä­ge­rin ihr je­den­falls ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung für die mit dem Opel As­tra ge­fah­re­nen Ki­lo­me­ter leis­ten müs­se.

Die Kla­ge hat­te weit über­wie­gend Er­folg.

Aus den Grün­den: A. … Die Klä­ge­rin hat ge­gen die Be­klag­te ei­nen An­spruch auf Zah­lung von 27.118,50 €, Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs Zah­lung ei­nes Wert­er­sat­zes von 2.015,70 € (s. so­gleich un­ter I). Dar­über hin­aus hat die Klä­ge­rin ge­gen die Be­klag­te ei­nen Zah­lungs­an­spruch in Hö­he von 2.357,02 € (s. so­dann un­ter II). Die Be­klag­te be­fin­det sich mit der Rück­nah­me des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs in Ver­zug (s. so­dann un­ter III). Zu­dem ste­hen der Klä­ge­rin auch die gel­tend ge­mach­ten Ne­ben­for­de­run­gen zu (s. letzt­lich un­ter IV).

I. Die Klä­ge­rin hat ge­gen die Be­klag­te ei­nen An­spruch auf Zah­lung von 27.118,50 €, Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs und Zah­lung ei­nes Wert­er­sat­zes in Hö­he von 2.015,70 €. Der An­spruch folgt aus § 346 I BGB i. V. mit § 437 Nr. 2 Fall 1, § 323 I BGB.

1. Die Par­tei­en ha­ben ei­nen Kauf­ver­trag über das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ge­schlos­sen.

2. Das Fahr­zeug war bei Ge­fahr­über­gang man­gel­be­haf­tet i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB.

a) Ge­mäß § 434 I 2 Nr. 2 BGB ist ei­ne Sa­che frei von Sach­män­geln, wenn sie sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann. Im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs fehl­te in dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug un­strei­tig das Was­ser­pum­pen­rad. Hier­bei han­delt es sich um ei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB.

b) In­fol­ge die­ses Sach­man­gels ist ei­ne wei­ter­ge­hen­de Ver­schlech­te­rung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs ein­ge­tre­ten, wel­che eben­falls als sol­che un­ter den Man­gel­be­griff zu sub­su­mie­ren ist. Dies steht auf Ba­sis der durch­ge­führ­ten Be­weis­auf­nah­me zur Über­zeu­gung des Ge­richts fest.

aa) In der Recht­spre­chung ist an­er­kannt, dass der hin­rei­chend kon­kre­te Ver­dacht ei­nes Sach­man­gels, oh­ne dass er als sol­cher fest­steht, be­reits als sol­cher die Vor­aus­set­zun­gen von § 434 I BGB er­fül­len kann (vgl. OLG Naum­burg, Urt. v. 06.11.2008 – 1 U 30/08, OLGR 2009, 284, 285; vgl. in an­de­rem Kon­text BGH, Urt. v. 20.06.1968 – III ZR 32/66, WM 1968, 1220 = ju­ris Rn. 28). Ein Man­gel ei­ner Sa­che kann ent­spre­chend auch vor­lie­gen, wenn ein be­ste­hen­des Ri­si­ko bei Ver­wen­dung der Sa­che nicht aus­ge­räumt wer­den kann (OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 16.10.2009 – I-22 U 166/08, BeckRS 2012, 7234).

bb) Der Sach­ver­stän­di­ge S führt in sei­nem schrift­li­chen Gut­ach­ten vom 04.05.2021 aus, dass un­klar sei, wie sich die Er­hö­hung der Kühl­was­ser­tem­pe­ra­tur am 28.10.2019 ge­zeigt ha­be und wie aus­ge­prägt der Tem­pe­ra­tur­an­stieg ge­we­sen sei. Ob die Kühl­was­ser­tem­pe­ra­tur so hoch ge­we­sen sei, dass das Fahr­zeug tat­säch­lich in den Mo­tor­not­lauf ge­schal­tet ha­be, weil der Mo­tor even­tu­ell über­hitzt ge­we­sen sei, oder ob le­dig­lich ei­ne mo­derat er­höh­te Kühl­was­ser­tem­pe­ra­tur vor­ge­le­gen ha­be, die ei­nen Warn­hin­weis aus­ge­löst ha­be, sei nach Ak­ten­la­ge und Schil­de­rung der Klä­ge­rin ge­gen­über dem Sach­ver­stän­di­gen un­klar. Ein er­höh­ter An­teil von Si­li­zi­um im Mo­tor­öl kön­ne vie­le Ur­sa­chen ha­ben; je­doch sei ein Ver­schleiß an Bau­tei­len aus Alu­mi­ni­um­le­gie­run­gen nicht als „wahr­schein­lichs­te Ur­sa­che“ zu be­zeich­nen. Ge­mäß des ver­an­lass­ten ak­tu­el­len La­bor­be­funds lä­gen kei­ne Si­li­zi­um­an­tei­le vor. Da ein Ver­schleiß an Alu­mi­ni­um­bau­tei­len des Mo­tors kaum plötz­lich auf­hö­ren wür­de, sei da­von aus­zu­ge­hen, dass ein Ver­schleiß an Bau­tei­len aus Alu­mi­ni­um­le­gie­run­gen nicht die Ur­sa­che für den er­höh­ten Si­li­zi­um­an­teil bei der Öl­un­ter­su­chung ge­we­sen sei. Bei ei­ner durch­ge­führ­ten Pro­be­fahrt sei­en kei­ne Män­gel be­züg­lich Leis­tungs­ab­ga­be, Mo­tor­lauf und Ge­räu­sche­mis­sio­nen wäh­rend der Fahrt fest­ge­stellt wor­den. Bei ei­ner Un­ter­su­chung der Brenn­räu­me mit ei­ner En­do­skop­ka­me­ra hät­ten sich in den Brenn­räu­men kei­ner­lei Be­schä­di­gun­gen ge­zeigt. Dem Feh­ler­spei­cher des Fahr­zeugs hät­ten kei­ne Feh­ler ent­nom­men wer­den kön­nen. Aus der Öl­pro­be sei kein au­ßer­or­dent­li­cher Ver­schleiß her­zu­lei­ten und die im Öl­fil­ter vor­ge­fun­de­nen Par­ti­kel deu­te­ten nicht auf ei­ne Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung hin.

Dass ein Mo­tor­scha­den durch ei­ne even­tu­ell ein­ge­tre­te­ne Über­hit­zung an­ge­legt wor­den sei, kön­ne nicht gänz­lich aus­ge­schlos­sen wer­den. Die Er­geb­nis­se der durch­ge­führ­ten Un­ter­su­chun­gen lie­ßen je­doch nicht dar­auf schlie­ßen, dass ein Scha­den durch ei­ne Über­hit­zung des Mo­tors her­bei­ge­führt oder an­ge­legt wor­den sei, der mit sehr ho­her Wahr­schein­lich­keit spä­ter zu ei­nem Mo­tor­scha­den füh­ren wür­de. Es sei kor­rekt, dass Über­hit­zun­gen bei nicht ein­ge­fah­re­nen Mo­to­ren grö­ße­re Schä­den ver­ur­sa­chen könn­ten als bei ein­ge­fah­re­nen Mo­to­ren. Dies rüh­re aus der Tat­sa­che, dass die Bau­tei­le neu­er Mo­to­ren oft­mals noch raue Ober­flä­chen auf­wie­sen, die sich erst mit der Zeit auf­ein­an­der ein­schlif­fen. Au­ßer­dem könn­ten bei neu­en Mo­to­ren Über­res­te aus der Pro­duk­ti­on (z. B. Schleifstaub durch das Ho­nen der Zy­lin­der etc.) vor­han­den sein. Kom­me zu die­sen Fak­to­ren ei­ne star­ke Über­hit­zung und da­mit ein­her­ge­hend ei­ne un­ter­schied­li­che Aus­deh­nung der ein­zel­nen Bau­tei­le hin­zu, so sei zu er­war­ten, dass grö­ße­re Schä­den ein­tre­ten als bei ein­ge­fah­re­nen Mo­to­ren.

cc) In der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 05.08.2021 hat der Zeu­ge M aus­ge­führt, dass zu­nächst die Klä­ge­rin das Au­to ge­fah­ren ha­be, bis es heiß ge­wor­den sei und sie ihn an­ge­ru­fen ha­be. Nach­dem er bei ihr an­ge­kom­men sei, sei sie er­neut ge­fah­ren, bis das Fahr­zeug heiß ge­wor­den sei. Da­nach sei er wei­ter­ge­fah­ren. Als er los­ge­fah­ren sei, sei das Au­to ab­ge­kühlt ge­we­sen. Es sei dann nach ei­ner ge­wis­sen Zeit in den Not­lauf ge­gan­gen. Er sei dann auch noch ein­mal ste­hen ge­blie­ben, um es wie­der ab­küh­len zu las­sen. Dann ha­be er das Au­to von der Au­to­bahn her­un­ter­ge­fah­ren. Bei der Klä­ge­rin sei das Fahr­zeug nicht im Not­lauf ge­we­sen. Ab­wei­chend hier­von schil­der­te der Zeu­ge L als ste­ti­ger Bei­fah­rer im streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug wäh­rend der Fahrt am 28.10.2019, dass das Fahr­zeug – auch schon wäh­rend der Fahrt durch die Klä­ge­rin – nach sei­ner Er­in­ne­rung je­den­falls meis­tens zwei Mel­dun­gen auf­ge­zeigt ha­be und es mit der zwei­ten Mel­dung in den Not­lauf ge­gan­gen sei. Wenn das Fahr­zeug in den Not­lauf ge­gan­gen sei, hät­ten sie im­mer ge­stoppt. Die Klä­ge­rin wie­der­um schil­der­te, dass es kei­ne Ab­kühl­pau­se mehr ge­ge­ben ha­be, wäh­rend der Zeu­ge M das Fahr­zeug von der Au­to­bahn ge­fah­ren ha­be.

Das Ge­richt sieht sich nicht da­zu in der La­ge, die un­ter­schied­li­chen Aus­sa­gen im We­ge der Be­weis­wür­di­gung ein­zu­eb­nen. Je­de der Aus­sa­ge für sich war glaub­haft, und für das Ge­richt ist nicht er­sicht­lich, wel­che der Aus­sa­gen von deut­li­che­ren Er­in­ne­rungs­lü­cken ge­kenn­zeich­net ge­we­sen ist. Ge­mein­sam ha­ben al­le Schil­de­run­gen je­doch, dass die Klä­ge­rin das Fahr­zeug zwei­mal we­gen Über­hit­zung an­ge­hal­ten hat, wo­bei hier kei­ne Ei­nig­keit dar­über be­stand, ob das Fahr­zeug sich im Not­lauf be­fun­den hat. Dass das Fahr­zeug wäh­rend der Fahrt durch die Klä­ge­rin im Not­lauf war, ist an­de­rer­seits un­strei­tig ge­blie­ben. Wäh­rend der Fahrt durch den Zeu­gen M war das Fahr­zeug zu­dem nach über­ein­stim­men­der Aus­sa­ge der Zeu­gen M und L dann je­den­falls teil­wei­se im Not­lauf.

dd) Ba­sie­rend auf die­sen An­hö­run­gen er­läu­ter­te der Sach­ver­stän­di­ge in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 05.08.2021 er­gän­zend, dass es für sein Er­geb­nis ent­schei­dend sei, wel­che Ge­schwin­dig­keit mit dem Fahr­zeug ge­fah­ren wor­den sei und wie die Tem­pe­ra­tu­r­an­zei­ge ge­we­sen sei. Ent­schei­dend sei, wie heiß der Mo­tor ge­we­sen sei. Ent­schei­dend sei al­so nicht die Tem­pe­ra­tu­r­an­zei­ge in Be­zug auf das Kühl­was­ser. Denn da­durch, dass kei­ne Pum­pe ein­ge­baut ge­we­sen sei, sei das Was­ser nie durch den Mo­tor durch­ge­lau­fen. Da­durch ha­be die Küh­lung von au­ßen ge­fehlt. Die zwei­te Mög­lich­keit, den Mo­tor zu küh­len, sei Öl. Die­ses wer­de lang­sa­mer warm und küh­le dann ent­spre­chend auch lang­sa­mer ab. Er kön­ne sich nicht vor­stel­len, dass hier bei den ent­spre­chen­den Pau­sen ein­mal das Öl und der Mo­tor kom­plett ab­ge­kühlt sei­en, son­dern es sei im­mer warm ge­we­sen.

Es sei so, dass wenn nach dem ers­ten Ab­stel­len nicht mehr ge­fah­ren wor­den wä­re und das Fahr­zeug ab­ge­schleppt wor­den wä­re, dann wä­re es wahr­schein­lich un­pro­ble­ma­tisch ge­we­sen. Das Pro­blem sei für ihn, dass wei­ter­ge­fah­ren wor­den sei. In die­sem Mo­ment sei­en das Öl und der Mo­tor schon heiß ge­we­sen und es sei dann noch mehr Hit­ze da­zu ge­kom­men. Das sei un­ge­sund und stel­le sich des­we­gen für ihn tat­säch­lich als pro­ble­ma­tisch dar.

Bei der Pau­se von 30 oder 45 Mi­nu­ten sei der Mo­tor mit Si­cher­heit ab­ge­kühlt, aber wir wüss­ten ja nicht, wie heiß er vor­her ge­we­sen sei und wie heiß er dann zu die­sem Zeit­punkt letzt­end­lich noch ge­we­sen sei. Ei­nig­keit ha­be in der Sit­zung eher dar­in be­stan­den, dass bei dem zwei­ten und drit­ten Fahrt­ab­schnitt zu­min­dest kei­ne gro­ßen Pau­sen mehr ge­macht wor­den sei­en. Da­durch sei kei­ne Zeit mehr ge­we­sen, da­mit wirk­lich ei­ne Ab­küh­lung ha­be statt­fin­den kön­nen. Dies­be­züg­lich sei dann se­kun­där, wie lang ge­nau die je­wei­li­ge Pau­se ge­we­sen sei. Na­tür­lich ha­be auch der Fahrt­wind et­was zur Ab­küh­lung bei­tra­gen kön­nen, aber nicht viel. Hin­zu kom­me na­tür­lich, wenn lang­sam ge­fah­ren wer­de, dann sei auch der Fahrt­wind ge­ring, wäh­rend die Mo­to­r­er­hit­zung wei­ter­lau­fe. Er ge­he da­von aus, dass der Zeu­ge M viel­leicht ge­dacht ha­be, dass was am Sen­sor ist. Es sei auch nicht zu er­war­ten ge­we­sen, dass es hier an der Was­ser­pum­pe lag.

Ent­schei­dend sei, dass hier of­fen­bar im­mer schnell die Kühl­was­ser­tem­pe­ra­tu­r­an­zei­ge wie­der hoch ge­gan­gen sei. Ent­schei­dend sei au­ßer­dem, dass – wenn über­haupt – nur noch kur­ze Pau­sen ein­ge­legt wor­den sei­en. Die­se sei­en dann letzt­end­lich auch un­er­heb­lich ge­we­sen. Es ma­che auch kei­nen rie­si­gen Un­ter­schied, ob der Not­lauf bei Ki­lo­me­ter 5 oder bei Ki­lo­me­ter 9 zum ers­ten Mal ein­tre­te.

Es be­ste­he al­so ein hin­rei­chend kon­kre­ter Ver­dacht da­für, dass ein Mo­tor­scha­den durch die­se Fahrt an­ge­legt wur­de. Die­ser Ver­dacht oder die­ses Ri­si­ko kön­ne nicht aus­ge­räumt wer­den. Es sei nicht aus­zu­schlie­ßen, dass sich ir­gend­wo ein Haar­riss ge­bil­det ha­be, der sich dann wei­ter­ent­wick­le, oder dass ei­ne Dich­tung ei­nen mi­ni­ma­len Scha­den ab­be­kom­men ha­be. Das mit der Dich­tung kön­ne man vor Ent­ste­hen ei­nes Mo­tor­scha­dens noch ab­wen­den, wenn man es früh ge­nug er­ken­ne. Bei Ris­sen sei das schlech­ter, da müss­ten Tei­le oder der Mo­tor ins­ge­samt ge­tauscht wer­den. Ge­nau­so sei es beim Ver­zug von Tei­len. Au­ßer­dem könn­ten auch die Kol­ben be­schä­digt wer­den.

ee) Der Sach­ver­stän­di­ge S, der dem Ge­richt als äu­ßerst zu­ver­läs­si­ger Sach­ver­stän­di­ger be­kannt ist, hat die zu be­gut­ach­ten­den Fra­gen an­hand der Ak­ten­la­ge aus­führ­lich schrift­lich be­gut­ach­tet und – im Rah­men des Ver­hält­nis­mä­ßi­gen – ei­ne um­fas­sen­de Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs durch­ge­führt. Der Sach­ver­stän­di­ge hat nach er­folg­ter ak­ti­ver Teil­nah­me an der Zeu­gen­ver­neh­mung sein Gut­ach­ten im Rah­men sei­ner An­hö­rung in der münd­li­chen Ver­hand­lung aus­führ­lich er­läu­tert, ver­tieft so­wie er­gänzt und sich da­bei auch mit den Fra­gen und Ein­wän­den der Par­tei­en um­fas­send aus­ein­an­der­ge­setzt. Sei­ne Aus­füh­run­gen wa­ren auch für tech­ni­sche Lai­en oh­ne Wei­te­res ver­ständ­lich und nach­voll­zieh­bar. Das Ge­richt hat die Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen nach­voll­zo­gen und da­bei ei­ner kri­ti­schen Wür­di­gung un­ter­zo­gen. Es hat da­nach kei­ner­lei Zwei­fel an der Trag­fä­hig­keit und Rich­tig­keit der Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen und legt sie da­her sei­ner Über­zeu­gungs­bil­dung un­ein­ge­schränkt zu­grun­de.

Für das Ge­richt steht in der Fol­ge fest, dass der kon­kre­te Ver­dacht, dass ein Mo­tor­scha­den im streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug an­ge­legt wur­de, nicht aus­ge­räumt wer­den kann. Der Sach­ver­stän­di­ge hat hier­bei hin­rei­chend deut­lich ge­macht, dass es auf die sich wi­der­spre­chen­den De­tails in den Schil­de­run­gen der Zeu­gen und der Klä­ge­rin nicht an­kommt. Ent­schei­dend ist, dass das Fahr­zeug wei­ter­ge­fah­ren wur­de, ob­wohl es be­reits heiß ge­wor­den war. Ent­schei­dend ist dar­über hin­aus, dass nach ei­ner län­ge­ren Pau­se nach dem ers­ten An­hal­ten sei­tens der Klä­ge­rin ei­ne ver­gleich­bar lan­ge Pau­se nicht mehr statt­ge­fun­den hat, so­dass der Mo­tor nicht mehr deut­lich ab­küh­len konn­te. Die­se bei­den Tat­sa­chen, die der Sach­ver­stän­di­ge sei­ner münd­li­chen Er­läu­te­rung im Schwer­punkt zu­grun­de ge­legt hat, wur­den von al­len Be­tei­lig­ten über­ein­stim­mend ge­schil­dert. Das Ge­richt legt die­se da­her sei­ner Über­zeu­gungs­bil­dung zu­grun­de.

c) Die­se wei­ter­ge­hen­de Ver­schlech­te­rung in Form des Ver­dachts ei­nes an­ge­leg­ten Mo­tor­scha­dens be­ruht kau­sal auf dem bei Ge­fahr­über­gang vor­han­de­nen Sach­man­gel und war in der Fol­ge eben­falls von der Nach­er­fül­lungs­pflicht der Be­klag­ten um­fasst (vgl. hier­zu BeckOGK/​Höpf­ner, Stand: 01.05.2021, § 439 BGB Rn. 86, 90). In­so­weit ist un­er­heb­lich, dass die­ser kon­kre­te Ver­dacht bei Über­ga­be des Fahr­zeugs noch nicht vor­han­den ge­we­sen ist.

Kei­ne Aus­wir­kung hat in die­sem Zu­sam­men­hang die Tat­sa­che, dass die­ser kon­kre­te Ver­dacht ei­nes an­ge­leg­ten Mo­tor­scha­dens erst da­durch ver­ur­sacht wur­de, dass das Fahr­zeug wei­ter ge­fah­ren wur­de, ob­wohl es durch ent­spre­chen­de Warn­mel­dun­gen zu er­ken­nen ge­ge­ben hat­te, dass es nicht mehr ge­fah­ren wer­den darf. Denn un­strei­tig ge­blie­ben ist – in­so­weit hat­te die Be­klag­te im Rah­men der ihr nach­ge­las­se­nen Schrift­satz­frist die Mög­lich­keit des Be­strei­tens –, dass das Fahr­zeug ab dem ers­ten Halt der Klä­ge­rin am 28.10.2019 nur des­we­gen von der Au­to­bahn her­un­ter- und da­mit wei­ter ge­fah­ren wur­de, weil die Be­klag­te hier­zu auf­ge­for­dert hat­te. Sie hat­te an­ge­kün­digt, das Fahr­zeug erst ab der Au­to­bahn­ab­fahrt ab­schlep­pen zu las­sen. In­so­weit ist die­se wei­te­re Ver­schlech­te­rung des Fahr­zeugs nur des­halb ein­ge­tre­ten, weil die Be­klag­te ih­rer Nach­er­fül­lungs­pflicht in­so­weit nicht nach­ge­kom­men ist, als sie das Fahr­zeug nicht an Ort und Stel­le ab­ge­schleppt hat. Der Klä­ge­rin kann in­so­weit nicht der Vor­wurf ge­macht wer­den, dass das Fahr­zeug noch wei­ter ge­fah­ren wor­den ist. Viel­mehr ist in­ner­halb der Reich­wei­te der Nach­er­fül­lungs­pflicht der Be­klag­ten ei­ne wei­te­re Ver­schlech­te­rung des Fahr­zeugs ein­ge­tre­ten, weil die Be­klag­te ih­rer Nach­er­fül­lungs­pflicht nicht un­ein­ge­schränkt nach­ge­kom­men ist. In der Fol­ge be­zieht sich die Nach­er­fül­lungs­pflicht der Be­klag­ten auch auf die Be­sei­ti­gung die­ses Man­gels (vgl. hier­zu BeckOGK/​Höpf­ner, a. a. O., § 439 BGB Rn. 90).

3. Die Klä­ge­rin hat der Be­klag­ten er­folg­los ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung in Be­zug auf den be­nann­ten kon­kre­ten Ver­dacht ei­nes an­ge­leg­ten Mo­tor­scha­dens ge­setzt. Hier­bei durf­te sie auch die Nach­lie­fe­rung als Art der Nach­er­fül­lung wäh­len. Un­ver­hält­nis­mä­ßig­keit kommt vor dem Hin­ter­grund, dass in dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug im We­ge der Nach­bes­se­rung der Mo­tor aus­ge­tauscht wer­den müss­te, nicht in Be­tracht. Die­ser Ein­wand wur­de be­klag­ten­seits im hie­si­gen Ver­fah­ren auch nicht vor­ge­bracht.

4. Mit Schrei­ben vom 27.05.2020 ist die Klä­ge­rin wirk­sam vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten (vgl. § 349 BGB).

5. Aus § 346 I BGB folgt hier­aus ein An­spruch der Klä­ge­rin ge­gen die Be­klag­te auf Rück­zah­lung in Hö­he von 27.118,50 €. Die­ser An­spruch be­steht, wie klä­ger­seits be­an­tragt, Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs.

Dar­über hin­aus hat die Be­klag­te kon­klu­dent die Ein­re­de des § 348 BGB be­zo­gen auf ih­ren An­spruch auf Wert­er­satz er­ho­ben (vgl. § 346 II 1 Nr. 1 BGB). Der Be­rech­nung des Wert­er­sat­zes legt das Ge­richt ei­ne ge­schätz­te Ge­samt­lauf­leis­tung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs von 250.000 km zu­grun­de. Zu­dem geht das Ge­richt von ei­nem Ki­lo­me­ter­stand bei Über­ga­be von 10 und ei­nem Ki­lo­me­ter­stand zum Zeit­punkt der letz­ten münd­li­chen Ver­hand­lung von 17.849 aus. Es er­gibt sich da­her aus der For­mel \frac{\text{Kauf­preis}\times\text{ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter}}{\text{rest­li­che Ge­samt­lauf­leis­tung}} ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung von 2.015,70 €:

{\frac{\text{27.118,50 €}\times\text{17.839 km}}{\text{240.000 km}}}.

II. Die Klä­ge­rin hat ge­gen die Be­klag­te wei­ter ei­nen An­spruch auf Zah­lung von 2.357,02 €.

1. Er­satz der Kos­ten für die Er­stel­lung des au­ßer­ge­richt­li­chen Gut­ach­tens (DE­KRA Schwein­furt) in Hö­he von 1.129,07 € kann die Klä­ge­rin ge­mäß § 437 Nr. 3 Fall 1, § 280 I BGB ver­lan­gen. Die Klä­ge­rin durf­te die Ein­ho­lung die­ses Gut­ach­tens zur zweck­ent­spre­chen­den Rechts­ver­fol­gung für er­for­der­lich hal­ten (vgl. Pa­landt/​Grü­ne­berg, BGB, 80. Aufl. [2021], § 249 Rn. 58).

2. Auch die Kos­ten für die Fahrt nach Schwein­furt zwecks Er­stel­lung des Gut­ach­tens sind ge­mäß § 437 Nr. 3 Fall 1, § 280 I BGB zu er­set­zen. Hier­aus er­ge­ben sich Fahrt­kos­ten für drei Fahr­ten vom Wohn­ort der Klä­ge­rin nach Schwein­furt (je 26 km ä 0,25 €) und zu­rück, ins­ge­samt al­so 39 €.

3. Ein An­spruch der Klä­ge­rin auf Er­satz der Kos­ten für das Um­ste­cken der Rä­der in Hö­he von 59,80 € folgt aus § 347 II 1 BGB. Bei die­sen Kos­ten han­delt es sich um not­wen­di­ge Ver­wen­dun­gen. Ver­wen­dun­gen sind Ver­mö­gens­auf­wen­dun­gen, die (zu­min­dest auch) der Sa­che zu­gu­te­kom­men, in­dem sie ih­rer Wie­der­her­stel­lung/​Er­hal­tung/​Ver­bes­se­rung die­nen (Pa­landt/​Herr­ler, BGB, 80. Aufl. [2021], § 994 Rn. 2). Not­wen­dig ist ei­ne Ver­wen­dung, wenn sie zur Er­hal­tung oder ord­nungs­ge­mä­ßen Be­wirt­schaf­tung der Sa­che nach ob­jek­ti­vem Maß­stab zur Zeit der Vor­nah­me er­for­der­lich ist und nicht nur Son­der­zwe­cken des Be­sit­zers dient (Pa­landt/​Herr­ler, a. a. O., § 994 Rn. 5). Bei den Kos­ten für das Um­ste­cken der Rä­der in Hö­he von 59,80 € han­delt es sich un­ter An­wen­dung die­ser De­fi­ni­tio­nen um sol­che not­wen­di­gen Ver­wen­dun­gen (vgl. hier­zu Pa­landt/​Herr­ler, a. a. O., § 994 Rn. 5).

4. Die Klä­ge­rin hat zu­dem ge­gen die Be­klag­te ei­nen An­spruch auf Er­stat­tung der Kos­ten für die An­schaf­fung von Win­ter­rä­dern nebst Mon­ta­ge in Hö­he von 828,87 €. Die Mon­ta­ge­kos­ten sind wie­der­um ge­mäß § 347 II 1 BGB zu er­set­zen (vgl. so­eben un­ter 3). Bei den Kos­ten für die Win­ter­rä­der als sol­che han­delt es sich dem­ge­gen­über nicht um not­wen­di­ge Ver­wen­dun­gen i. S. des § 347 II 1 BGB. Denn kei­ne Ver­wen­dun­gen sind Ver­mö­gens­auf­wen­dun­gen für die Zu­fü­gung nicht­we­sent­li­cher Be­stand­tei­le man­gels Ei­gen­tums­ver­lusts (Pa­landt/​Herr­ler, a. a. O., § 994 Rn. 3). Die Win­ter­rä­der wur­den nicht un­trenn­bar mit dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug ver­bun­den (vgl. § 93 BGB). Die Auf­wen­dun­gen für die Win­ter­rä­der sind je­doch ge­mäß § 437 Nr. 3 Fall 2, § 284 BGB er­stat­tungs­fä­hig. Denn die ge­tä­tig­ten Auf­wen­dun­gen wur­den im Ver­trau­en auf den Er­halt der Leis­tung ge­macht und durf­ten auch bil­li­ger­wei­se ge­macht wer­den. Sie sind ver­geb­lich, auch wenn un­strei­tig ge­blie­ben ist, dass die Rä­der je­der­zeit für ein Er­satz­fahr­zeug ver­wen­det wer­den kön­nen (vgl. hier­zu BGH, Urt. v. 20.07.2005 – VI­II ZR 275/04, BGHZ 163, 381 = NJW 2005, 2848, 2850).

5. Eben­so hat die Klä­ge­rin ei­nen An­spruch auf Er­stat­tung der Kos­ten für die An­schaf­fung der Mar­der­schutz­an­la­ge in Hö­he von 300,28 € aus § 437 Nr. 3 Fall 2, § 284 BGB. Die An­schaf­fung wur­de im Ver­trau­en auf den Er­halt der Leis­tung ge­macht, auch wenn die Klä­ge­rin zu die­sem Zeit­punkt die Be­klag­te be­reits zur Nach­lie­fe­rung auf­ge­for­dert hat­te. Denn den Rück­tritt hat­te sie noch nicht er­klärt, so­dass end­gül­ti­ge Zu­stän­de noch nicht her­bei­ge­führt wa­ren.

III. In­fol­ge des Schrei­bens der Klä­ge­rin vom 27.05.2020 (An­la­ge K 8) be­fin­det sich die Be­klag­te mit der Rück­nah­me des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs in Ver­zug (vgl. § 295 Satz 1 BGB).

IV. Der Zins­an­spruch auf die zu­ge­spro­che­nen Be­trä­ge folgt je­weils aus §§ 288 I, 286 I 1 BGB i. V. mit § 187 I BGB ana­log. Der An­spruch auf Zah­lung von Rechts­an­walts­kos­ten folgt aus §§ 280 I, II, 286 BGB. Rechts­hän­gig­keits­zin­sen ent­fal­len hier­auf ge­mäß §§ 291, 288 I 2 BGB i. V. mit § 187 I BGB ana­log seit 07.08.2020.

B. Im Üb­ri­gen, al­so be­tref­fend die Zug-um-Zug-Ver­pflich­tung der Klä­ge­rin zur Zah­lung von Wert­er­satz und wei­te­re gel­tend ge­mach­te Fahrt­kos­ten, ist die Kla­ge un­be­grün­det. Zur Ver­mei­dung von Wie­der­ho­lun­gen wird auf die Aus­füh­run­gen un­ter A I 5 und A II 2 Be­zug ge­nom­men. …

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